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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.03.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191203179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19120317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19120317
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-17
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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ZUo/r/r/e/'en L/e 4, ov 4, 4» <d <v reL «d <v 3 r ^q5' 4^ r^" «7»» ,4> Das antimilitarlstische _ „La guerre sociale" veröffentlicht einen Brief eines ehemaligen Offiziers an den Präsidenten Fal- lieres. worin der Schreiber der Zeitung mitteilt, daß e: dem Herausgeber Jules Hcroö, der schon seit längerer Zeit wegen Preßvergehens im Gefängnis sitzt, eine Summe von 500 000 Franken zur freien Ver- fügung gestellt habe. Ueber die Verwendung dieses außergewöhnlich hohen Betrages äußert sich das Blatt dahin, daß Jules Hevre die großherzige Spende jedenfalls dazu benutzen werde, um den „Guerre so ziale , der bis jetzt nur zweimal in der Woche er scheint, zu einem großen, täglich erscheinenden sozial demokratischen Blatte umzugcstaltcn. Rußland. * Reichsduma. Der Zustizminister hat ein« Gesetz vorlage eingeibracht, betreffend die Durchsicht der Gesetze über Beleidigung und Verleumdung in der Presse, darunter auch über die Beleidigung von fremden Staatsoberhäuptern, und Di plomaten. Eine A«nd«rung der Prozeßordnung in dem Sinne, daß Prozesse in solchen Fällen nicht wie bisher von den Geschädigten, sondern von der be treffenden Regierung oder von ihren diplomatischen Vertretern angestrengt wetden, genüge nicht. Die ausländischen Gesetzgebungen bestraften derartige Vergehen härter als analoge gegen Privatpersonen, um die Ruche nach außen zu sichern und eine Ver letzung des internationalen Friedens zu verhindern. Deshalb beantragtLj« Vorlage, auch die Strafgesetze entsprechend zu eEnzen. Er empfehle, nach dem Muster der deutschen und schweizerischen Gesetz gebung das Strafmaß analog den in dem betreffen den Staate bestehenden festzusetzen. Deutscher Reichstag. (Fortsetzung aus der Abendausgabe.) , Berlin. 16. März. (Tel.) Fortsetzung der Besprechung der Interpellation Bergarbritrrstreik. G» Wg- Eiesbert» (Ztr.): Daß die sozial- ^EM^E,ra.tlsche. Press« häufig verächtlich von den Arbeitern, besonders von den christlichen und rhren Führern, spricht. ,st kein Wunder, denn dort sitzen viel« Leute die in ihrem Leben noch keinen gemacht und ihr« Bildung m sozia^emokratlschen Redaktionsstuben erhalten ^aten suchen angesichts der Streik gegen alle gewerkschaftliche Regeln inszeniert rst und zu einem schlechten A" h t' einen Prügelknaben, und Dr. Erdmann versuche es mit einer Art Kultur- kampferei. Wenn die christlich organisierten Arbeiter wir einen Funken Hoffnung noch hegen, daß diese Er örterungen hier im Reichstag doch etwas dazu bei tragen, dieVerhältnissezubessern. (Beifall im Zentrum.) H» Abg. Sachs« (Soz): Die Behandlung der Bergarbeiter durch di« Zechenbesitzer ist unglaublich. Durch die Post wurden beispielsweise die Bezieher des Organs des Steigerverbandes festgestellt, um so den betreffenden Bergleuten ihre Zugehörigkeit zu dieser Organisation nachzuweilen und sie zu maßregeln. In dem heute stattgehabten Prozeß wurde nun den Postbeamten die Genehmigung nicht erteilt, vor Ge- riclst auszusagen. (Hört, hört! bei den Soz.) Die christlichen Bergarbeiter wären gern mit in den Streik eingetreten, wenn sie nicht von ihren Führern durch Machtmittel daran verhindert worden wären. Terrorismus wird auch von den Zechenbesitzern geübt, wie aus den neuesten Meldungen aus Oberschlesien hervorgeht. Von einer goldenen Brücke, die vom Staatssekretär geschlagen worden sei, habe ich nichts gemerkt. In Köln sind heute mehrere christliche Ge werkschaftsführer zu strengen Gefängnisstrafen verur teilt worden. Wenn der Streik lange dauert, dann tragen die Christlichen die Hauptschuld daran. Hüt ten sie sich uns angeschlossen, dann würde er schnell beigelegt sein. Wir haben unsere Schuldigkeit ge tan, tun Sie die Ihre! (Beifall bei den Soz.) D» Mg. Behrens (Wirtsch. Vgg.): Ein Ver gleich der gegenwärtigen Situation mit dem Streik von 1905 ist sachlich unmöglich. Niemand von uns hat stärkeren gesetzlichen Schutz verlangt; wir wollten nur die Maßnahmen getroffen Witzen zur Gewährleistung der öffentlichen und persönlichen Sicherheit. Bei der Beurteilung der Handlungsweise der Christlichen legen die Sozialdemokraten zweierlei Moral zugrunde. Wenn die Christlichen zugunsten einer ihrer Führer mit den Zechenbesitzern bei den Wahlen zusammengehen, so ist das nichts anderes, als wenn die Sozialdemokraten mit den Zeckfenherrn zu sammen die Kommunalwahlen machen. Ueber die Streitpunkte, die zum Streik führten, bestehen wohl keine Meinungsverschiedenheiten, mir verurteilen nur den Zeitpunkt und die Art und Weise der Inszenierung des Ausstandes. (Sehr gut!) Die Regierung, insbesondere der preußische Fiskus als großer Bergbauunternehmer, sollte sich für die berech tigten Wünsche der Bergarbeiter einsetzen, und sich als wahrer Musterbetrieb zeigen. (Beifall.) Damit schließt die Besprechung. Es wirb vertagt. Nächste Sitzung Montag 2 Uhr. Etat des Innern. Schluß nach X6 Uhr. preuWches Abgeordnetenhaus Berlin, 16. März. Zunächst werden die Gesetzentwürfe betreffend Aenderung einiger Amtsgerichtsbezirke in dritter Beratung ohne Debatte angenommen. Der Gesetzentwurf betreffend Erweiterung Les Stadt kreises Lichtenberg wurde einer verstärkten Gemeinde kommission überwiesen. Der Antrag Schisser (Natl.) und Genossen betreffend Linderung der Not» läge und dauernde Förderung der Binnenschif f- fahrt wurde der B u d ge t k o m m i s s i o n über wiesen. Es folgte die Fortsetzung der zweiten Be ratung Les Kultusetats. O Kultusminister von Trott zu Solz: Bis zum 1. April 1911 waren an den höheren Schulen trei katholische Geistliche als Oberlehrer an gestellt; von ihnen erteilte einer Geschichtsunterricht in Sexta. Seitdem sind zehn katholisckfe Geistliche als Oberlehrer angestellt, wovon einer Deutsch und einer Geschichte unterrichtete. Die Rechte des Staates an der Schule sind Lurch Verfassung und Gesetz festgelegt. Ich würde deoauern, wenn di« Entwicklung dahin führen sollte, daß wir zur Staatsschule kommen. Ich hege diese Befürchtung auch nicht. Die Staats schule würde auch in den Gemeinden auf Widerstand stoßen und liegt nicht im Interesse einer gedeihlichen Entwicklung der Volksschule. Man wirft uns Mangel an Regsamkeit vor. Wir haben aber durch Schulunterhaltungsgesetz und Schul reform das Schulwesen erheblich gefördert. Daß der Lehrer nicht Sozialdemokrat sein darf, ist selbstverständlich. (Widerspruch bei den Soz.) Ein Lehrer, ber Sozialdemokrat ist, wäre gezwungen, tag täglich zu heucheln. (Abg. Hoffmann (Soz.) ries: Können Sie ben Lehrern ins Herz sehen?) Der Zwischenruf des Abg. Hoffmann schließt eine schwere Beleidigung ber Lehrer in sich. Alle Versuche der Sozialdemokratie, in der Lehrer schaft Boden zu gewinnen, werden an dem gesunden Sinn der Lehrer scheitern. (Sehr richtig! rechts.) Ich bin überzeugt, daß sie alle Kräfte ein setzen werden, um eine gottesfürchtige, vaterlands liebende und königstreue Jugend heranzubilden. (Beifall.) o Avg. Stychel (Pole): Wir verlangen nach wie vor die polnische Unterrichtssprache für die Volks schule. Ä Abg. Borchardt (Soz.): Der Minister sprach sich heute dahin aus, daß em L e h r e r. der S o z i a l- bemokrat rst, seiner Stellung und Existenz ent zogen werden müsse. Sie werden nicht bestreiten, daß bas ganz gewöhnlicher Terrorismus ist. Die Schul lesebücher enthalten vielfach großen Schund. In einem solchen wird das Verhältnis Friedrichs des Großen in der Schlacht bei Kollin so geschildert, daß er ein großer Trottel gewesen wäre, wenn es sich so verhalten hätte. Ich bin aber davon überzeugt, daß der König nicht dumm, sondern ein tüchtiger Kerl war. O Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Ich bitte, nicht in dieser ironischen Art von Friedrich dem Großen, dessen zweihundertsten Geburtstag wir im Januar gefeiert haben, zu sprechen. O Abg. Borchardt fuhr fort: Ich habe meine eigene Meinung darüber, wie man über einen König spricht und laste mir darüber kein« Vorschriften machen. O Präsident Dr Freiherr von Erffa ruft ihn zur Ordnung. O Abg. Winckler (Kons.): Ich danke dem Minister für die klaren und festen Worte über die Stellung nahme, die «r von den Lehrern zur Sozialdemokratie erwartet. Wir sind für die Beibehaltung der O r t s - schu läufst cht und wünschen, daß besonders auf dem Lande sie in den Händen der G e i st l i chen oer. bleiben' möge. Wir wollen auch kerne Tren« n u »7 v o n S taat und Kirche. Für eine Ab trennung der Unterrichtsabteilung vom Kultus- ministenum sind wir nicht zu haben. Der Abg. Kovich sprach mit Unrecht über Ketzergerichte gegen ^atho und Traub. Den Minister möchten wir um -Festlegung des Osterfestes, sowie einen allgemeinen Bußtag bitten. Ferner bitte ich die Regierung um Auskunft über die Pensionsverhültnisse derjenigen Geistlichen, die als Räte in das Konsistorium ein- Unterstaatssekretär Lhappuis: Tie Pensions verhaltnisse dieser Geistlichen werden mit dem größten Wohlwollen geprüft und geregelt. Abg. Dr. Friedberg (Natl): Die Auffassung des Kultusministers, der nicht Stellung nehmen will in dem Streite zwischen den Abgg. Campe und Ditt- rich ist uns nicht recht verständlich, da es sich doch hierbei um die Wahrung der Staatsgewalt gegenüber den Ansvriichen der katholischen Kirche handelt, die wir nicht als berechtigt an erkennen können. Wir müssen daran festhalten, daß die Schule eine Veranstaltung des Staates ist, und können nicht billigen, daß Lehrer wegen ihres Ver haltens bei den Wahlen gemaßregelt werden. Wir verlangen, daß auch die Lehrer in ihren staatsbürger lichen Rechten nickt beeinträchtigt werden. (Beifall.) O Kultusminister von Trott zu Solz: Die Lehrer werden nicht verhindert, sich politisch zu betätigen, aber den Beamten sind dabei andere Grenzen gezogen als Nichtbeamtcn. Die nationalliberalen Beamten werden von der Schulverwaltung nicht anders be handelt als die konservativen. O Abg. Hofer (Kons.) rechtfertigte das Verhalten der Unterrichtsverwaltung in dem Falle des Se minardirektors in Ragnit. O Abg. Schepp (Freis.): Wir sind und bleiben Gegner der reinen Staatslchule. Daß ein Lehrer nicht Sozialdemokrat sein darr ist die An schauung der gesamten Lehrerschaft. Wir erkennen das Vorrecht der Kirche auf dem Gebiet der Schule nicht an. O Abg. Kloppcnbcrg-Slrumsaaen (Däne) beklagte sich über die Unterdrückung der dänischen Sprache in Nord-Schleswig. Die Besprechung wurde darauf geschloffen. Der Titel Ministergchalt wurde bewilligt. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr. bei den Wählen die Sozialdemokraten im Stich lasten, so liegt das in dem ehrlichen Haß gegen die Terra- rismusherrschaft, in dem Haß, den sie unseren Leuten durch ihre Brutalität einimpfen. (L«bh. Sehr gut! Große Unruhe.) Von dem Terrorismus könnte ich stundenlang hier Beispiele an führen. — Redner führt einig« besonders charakteristische Fälle an, fortwährend von den Sozialdemokraten durch lärmende Zwischenrufe unterbrochen. — Der Streik rst imstande, große Jndustriegobiete, die an sich mit dem Bergbau nicht zusammenhängen, mit einem Male lahmzulegen. Die englische Industrie dürste einen Schlag erlitten haben, von dem sie sich in zehn Jahren nicht erholen wird. (Große Unruhe und Zurufe bei den Sozialdemokraten.) O» Vizepräsident Dr. Paasche bittet, die Zurufe zu unterlassen. Es seien von den Sozialdemokraten ja noch zwei Redner gemeldet. Diese Partei käme also doch genügend zum Wort. . , S» Abg. Eiesberts (Ztr.) fortfahrend: Die christ lichen Organisationen haben niemals gesagt: Wir be teiligen uns unter keinen Umständen an einem «treik; sie haben sich vielmehr Vorbehalten, abzu warten, ob die Zechenbesitzer die versprochenen Lohnaufbesserungen eintreten lassen. Da Staats sekretär Del'brück zugesagt hatte, seinen Einfluß geltend zu machen, war es Pflicht der sozialdemo kratischen Führer, unter allen Umständen vom streik abzuraten. (Lebhaftes Sehr richtig! im Zentrum. Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Handelt es sich um einen Streik mit berechtigten Motiven, so er klären wir uns sofort solidarisch, aber einem aussichtslosen und unberechtigten Streik uns anzu schließen vermögen wir nicht. Die Sozialdemokraten verlangen, daß wir wie die Hunde hinter ihnen her laufen. Die sozialdemokratische Streiktaktik zwingt uns zu unserer Haltung, wir würden sonst unsere Existenzberechtigung aufgeben. Unbedingt nötige Kämpfe mack>en wir mit, aber keinen aufoktroierten Streik. Die Polen und die Hirsch-Dunckerschen werden eines Tages sehen, welchen Fehler sie mit ihrer Allianz begangen haben. Wir fahren auf der be schrittenen Bahn fort. (Lebh. Beifall im Zentrum.) G» Abg Jckler (Natl.): Die Arbeiterausschüsse hätten etwas erreichen können, wenn sie nur überall wirklich gearbeitet hätten, das ist aber nicht ge schehen. Ein Einigungsamt ist nicht möglich, da wir noch nicht die Rechtsfähigkeit der Berufs vereine haben. Ein« unglaubliche Uebertreibung ist es, sämtliche nichtstreikenden Arbeiter, insbesondere die christlick-en Organisationen, als Streikbrecher hinznstellen und sie in der öffentlichen Meinung herabzüsetzen. Den Arbeiterschutz erkennen wir als nötig an, wir haben aber nicht den Wunsch nach Aus nahmegesetzen. Wir wünschen, daß eine Einigung zustande kommt, damit unser Volksleben nicht weiteren schweren Erschütterungen ausgesetzt ist. (Bravo! bei den Nationallrberalen.) G» Abg. Dr. Heckscher (Fortschr. Vpt.): Die haß erfüllte Stimmung in der Gewerkschaft beklage ich aufs tiefste. Wir haben angesichts der Trust bildung als Gegengewicht eine gewaltige macht volle Gewerkschaft unbedingt nötig. (Sehr richtig!) Der starke politische Einfluß der sozialdemo. kratischcn Partei auf die Gewerkschaften hat auch in diesem Falle eine entscheidende und nicht erfreuliche Rolle gespielt, und das ist um so bedenklicher, als in dem Augenblick, wo in Deutschland der Streik aus brach, in England der Riesenkampf geführt wird. Der große Fehler liegt darin, daß die politische Leitung der Sozialdemokratie den Blick von derenglischen Entwicklung nicht abgewendet hat. Wenn die verbündeten Regierungen im Zurückweichen eine der artige Energie zeigen, wie es bei der Deckungs- vorlage geschehen ist (Sehr gut!), dann muß man auch den heißen Wunsch aussprechen, daß ihre Energie ini Vorwärtsdringen «in« gleiche ist und allen Ge walten zum Trotz den A r be i t s k a m m e r g es e tz - ent wurf wieder einbringt. (Sehr richtig!) Wir wollen den sozialen Frieden. Wir lehnen Ausnahme gesetze ab und wir verwerfen die Arbeitseinstellung durch Kontraktbruch. Mögen das Militär und die Schutzmannschaft Besonnenheit zeigen. Dann soll man auch Rücksicht nehmen auf die schwere Mission, die unseren Soldaten und Offizieren zugemutet wird. Die Hinzuziehung von Militär sollte die ultima i-atio sein. Ist diese Stunde jetzt schon gekommen? Ich glaube es nicht. Es wäre von großem Segen für unsere Arbeiter, wenn sie sich die englische Arbeiterbewegung zum Vorbild nehmen würden. (Zurufe bei den Soz.) Ihnen paßt natürlich der Vergleich nicht. Die eng- liscke Arbeiterbewegung ist keine sozialdemokratische, das muß hier besonders betont werden. (Leibhafter Beifall bei den bürgerlichen Parteien.) Wie der leitende englische Staatsmann Asquith sich Tag für Tag bemüht, den Streik beizulegen, so sollte auch der deutsche Reichskanzler oder sein Vertreter sich nicht scheuen, diese schwierige Aufgabe zu über nehmen. Auch wir wollen, daß dieser Streik nickt zu einem unglücklichen Ende für die Arbeiterschaft führt. (Zuruf: Hirsch-Duncker!) Die Regierung muß für die baldige Beilegung des Streiks eintreten. Das liegt im Interests einer gesunden Gewerkschaftsbewe gung und im Interesse unseres ganzen nationalen Wesens. (Beifall.) D* Abg. König (Soz.): Es sollte unter allen Um ständen versucht werden, den berechtigten Lohnwün- fchen der Arbeiter Rechnung zu tragen. Dieser gure Wille wird vielfach vermißt. Die Bergarbeiter wollen nicht mit Versprechungen wieder nach Hause geschickt werden, sondern verlangen, als gleichbe rechtigte Faktoren anerkannt zu werden. Wir klagen den Abg. Eiesberts an, daß er mit seinen Ausfüh rungen die Scharfmacher hintreibt zu Umsturzgcsetzen und zur Beschneidung des Koalitions rechts. Die Schauernachrichtcn aus dem Streik revier sind unrichtig oder zum mindesten weit über trieben. Mir verurteilen jede Art von Terrorismus. Die Christlichen sind mit schuld an all den Folgen, die sich aus dem Bergarbeiterstreik ergeben. Wir be dauern den Streik. Wir wollen den Frieden, aber wie die Sache jetzt liegt, hat der streikende Bergmann bei der Bevölkerung im Ruhrrevier Sympathie. Er wird ausharren, bis er zum Ziel gekommen ist. (Bei fall bei den Soz.) D» Abg. Becker-Arnsberg (Ztr.): Die Sozialdemo kraten sollten nicht ableugnen, was tatsächlich passiert ist; sie sollten solche Dinge lieber nicht billigen. Von keiner Seite lasten wir uns unsere Taktik in wirt schaftlichen Dingen vorschreiben. Wir führen den Kampf nicht aus Freude zum Kampf, sondern, weil möglich war. Es dürften nicht mehr al, 20 v. H. umgefahren werden. Die Tarife seien einheitlich, gegenüber dem Ausland träten die deutschen Elsen- bahnverroaltungen als einheitliche Macht auf. Ab fertigung und Beförderung seien einheitlich geordnet, Personen-, Gepäckwagen und Lokomotiven fahren durch. Weitere Fortschritte in dieser Richtung blieben ' immer noch möglich. Aber di« Durchführung des Kirchhoffschen Gemeinschaftsgedankens verböte sich aus staats- und finanzrechtlichen Gründen. * Der württembergtsche Landtag tritt Mitte April wieder zusammen. * Bekämpfung des Opiums in Kiautschau. Wie wir hören, ist vor kurzem eine Verordnung des Gouverneurs in Kiautschau ergangen, die sich mit der Opiumfraae befaßt, und dem Genuß von Opium entgegenzuwirken versucht. Der Erlaß verbietet für das ganze Schutzgebiet den Anbau von Mohn zur Gewinnung von Opium, gestattet dagegen die Ein fuhr von Drogen unter bestimmten Voraussetzungen. Die Zubereitung des Opiums rum Gebrauche für die Raucher hat unter amtlicher Aufsicht zu er folgen. An Personen unter 25 Jahren darf Opium nicht abgegeben werden, an ältere nur gegen einen Schein, der für einen Dollar monatlich bei viertel jährlicher Vorausbezahlung zu haben ist. Die Raucher dürfen nur zubereitetes Opium von den berechtigten Händlern beziehen und beim Kauf wird auf dem Erlaubnisschein Menge und Art Les gekauften Reiz mittels nebst Datum verzeichnet. Las Verleihen des Scheines sowie die Abgabe des Opiums an andere ist untersagt. Es dürften noch eine Reihe ähnlicher Bestimmungen ergehen, die den Opium genuß nicht gerade erleichtern. Wesentlich ist jedoch, daß die deutsche Verwaltung in Kiautschau sich heute nicht für berechtigt oder für nicht in der Lage er achtet, das Opiumrauchen gänzlich zu unterdrücken. Ausland. Oesterreich-Ungarn. * Der Besuch des Deutschen Kaisers und der Thronfolger. Aus Wien wirb gemeldet: Wie ver lautet, kommt der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdi nand anläßlich der Anwesenheit Kaffer Wilhelms nicht nach Wien, sondern empfängt voraussichtlich den Deutschen Kaiser auf Lessen Fahrt nach Venedig ebenso wie im Vorjahr« auf offener See. * Feldmarschalleutnant Schemua über seinen Ber liner Aufenthalt. Der österreichisch-ungarisch« Gene ralstabschef Feldmarschalleutnant 2 cke'm u a äußerte zu einem Korrespondenten der „N .Fr. Pr.", er be greife sehr wohl das Interesse, das man in der Heimat an dem Verlaufe seines Besuches nehme. Er köime nur sagen, daß der Verlauf glänzend «wesen sei, und daß er in Berlin eine überaus herzliche, von wirklich kameradschaftlichem Geist beseelte Auf nahme gefunden habe und auch die militärischen Eindrücke, die er gewonnen habe, ausgezeichnete seien. Mit besonderer Dankbarkeit gedachte Schemua des Kaisers Wilhelm, der ihm gestattete, sich per sönlich bei ihm zu melden, und ihn sehr gnädig emp fangen habe. Schemua versicherte, daß er lediglich nach Berlin gekommen sei, weil es Brauch ist. daß die Generalstabschefs der österreichisch-ungarischen oder deutichen Armee sich nach ihrem Amtsantritt in Berlin oder Wien persönlich vorstellen, und daß sein Berliner Besuch keinerlei andere Bedeu tung gehabt habe. Frankreich. * Eine Spende für den Antimilitaristen HervA. Das antimilitarlstische Blatt des Herrn Jules Hervd, „La guerre sociale" veröffentlicht einen Brief eines ehemaligen Offiziers an den Präsidenten Fal- lieres, worin der Schreiber der Zeitung mitteilt, daß e: dem Herausgeber Jules Hcroe, der schon seit längerer Zeit wegen Preßvergehens im Gefängnis sitzt, eine Summe von 500 000 Franken zur freien Ver- fügung gestellt habe. Ueber die Verwendung dieses außergewöhnlich hohen Betrages äußert sich das Blatt dahin, daß Jules Hevr« die großherzig« Spend« jedenfalls dazu benutzen werde, um den „Guerre so- scheint, zu einem großen, täglich erscheinenden sozial- Zeiilrslverrm !üc Deutsche Vinnenkchiffshrt. Berlin, 16. März. Unter zahlreicher Beteiligung hielt gestern der Zentralverein für Deutsche Binnenschiffahrt in der Handelskammer seine diesjährige ordentliche Haupt versammlung unter dem Vorsitze des Geh. Regierungs rats Professor Dr. F l a m m Charlottenburg ab. Aus dem vom Generalsekretär Nagoczy erstatte ten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß im verflossenen ^ahre für die Binnenschiffahrt von be sonderer Bedeutung war die außergewöhnliche Trockenheit des Sommers mit seinem unge wöhnlich Niedrigen Mass'lstanö. Das heute zur Folg« eine lang andauernde ruinöse Einstellung des Binnenschiffahrtsbetriebes, worunter Schiffahrt. Han- del und Industrie stark litten. Im Interesse der Pri- vaffchiffer wurden verschiedene Maßnahmen ge troffen. Dazu kam, daß im Interest« der Landwirtschaft und der Bevolterung im allgemeinen von den preu ßischen und deutschen Staatsbahnen eine Reih« Aus- nahmetarife erngcsührr wurden, welche der Binnen- schiffahrt wichtig« Massenartikel entziehen müssen, ^er Geschäftsbcncht erörtert dann die für die Binnen schiffahrt einschneidende Einführung der Schiff fäh r t a b g a b e n und bespricht weiter die Bestre- bungen aur Einführung eine gesetzlichen Sonntags- und ^cachrruh« jm Vinnenschisfahrtsgewerbe. Ter Vorsitzende Geh. Negierungsrat Professor F l a m m begruszte zunächst die erschienenen Gäste, unter denen sich auch die Neichstagsabgeordneten Bai, er mann und Dr. Krampf-Mannheim be- > n.- In den großen Ausschuß wurde neu gewählt Recdereldlrektor Nobilin g-Berlin und Dispacheur Huth- Steglitz. Von Oberbürgermeister Geheimrat Fürbringer lag ein Antrag vor, das Projekt des Großschiff- 2 s vom Rhein zur Nordsee auf die nächste Sitzung ves großen Ausschusses zu setz.-n. — zrS beschlossen dem Vorstand di« Frag« zur Erwägung zu uoerlassen. Nc«d«reidirektor Schilling- ."ber die Stellungnahme zu dem D preußischen Wasserge- monovol sandte sich gegen das Schlepp- 2 . Versammlung wurde die Ent schließung unterbreitet- fahrt ^k-äK''^^"lanü für Deutsche Binnenschiff. Übereinstimmung mit seinen bis- di« Einführung des Staats- vpols auf den westlichen künstlichen w,e vor für unwirtschaftlich es die Binnenschiffahrt schä- ^"^^ise von Handel, Industrie und ^gen die Einführung des 7m ü7.Gi^ ^^"-^^bvls wird verstärkt durch den ten Entwurffllb«""itwafserstraßenbeirat vorgeleg- vol-- Zuführung des Schleppmono- k a n a l ' 7 "»R h ° in . Wes« r - und Lippe- -cklevoörimun7^- Ge'ctzentwurf angefügte rvc-ie>nffck>""^.^'^ schwerfällig« Gestaltung und d-r ""L des Betriebes h«rbeiführcn hohen Säiv ^chlepplohntarif wegen seiner einträchtigen müssig" Wasserstraßen be- v e r s ck7/d beanstandet der Zcntralverein di« loünsäti- ^^essunq der Schlepp- deren Konstruktiv" "nzelnen Verkehrsstrecken und abgaben 7 nir Zuschläge zu den Kanal poetischen Rii/ii^c" ^lc'vplohn nicht di« wirtschafts- Mis m Scklcppleistiingen. ein von neuem "n.^ch^u^ "'uß sich der Zentralver- , S-cgen die Ausdehnung des Monopols 4 c^ /rt//' -
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