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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120301011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912030101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912030101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-01
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Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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. unwahr!) IeLenjalls sei di« Reform durchaus not- wendig, das sei allseitig anerkannt. X Staatsministcr Gras Vitzthum o. Tckstädt be tont, daß er heute aisführlicher aus die Materie ein gehen wolle, als dies bei den Anträgen, die den selben tt-egcnslanc in der letzten Zession betrafen, der Fall genvjcn sei. Die formal« Stellung der Negierung einem Anträge gegenüber sei anders, als die bei einer Inter- pellation. Rach Lage der Sach« bedauere er eigentlich, datz kein Antrag cingcbracht worden sei. Die Regierung hätte dann mehr aus ihrer Reserve heraustreten und eine ihr zugeschobcnc Initiative er greifen können. Aus der Tatsache, datz die Anrrag- lteller in diesem Jahre auf einen Antrag verzichtet und nur eine Inters'cUotion eingebracht Haden, ersehe er, datz man der Regierung eine gewisse Führung in dieser Frage zuerkcnne, was er mit Dank akzeptiere. Im übrigen verweise er auf seine Erklärung vom 17. Februar l!»10, die damals ungünstiger ausgefatzt worden sei, als sie gemeint war. Er werde heute auf eine scharf formulierte Erklärung verzichten, doch könne er von seiner damaligen Erklärung nicht lutdscntlich abwcicksen. Die Slaaisrcgicrung wisse die Entwicklung von Industrie, Handel und Gewerbe in Sachsen wohl zu würdigen. In der Einbringung des Dekrets vom Jahre U>05, in dem bereits eine Ab änderung der Ersten Kammer vorgcschlagen wollen sei, liege schon eine Anerkennung dieser Verhältnisse. An ihrem Standpunkte vom 17. Februar 1910 halte die Ltaatsregierung auch heute noch fest. Auch sein Amtsvorgängcr Herr Staatsminister n. Metz sch habe diesen Standpunkt bereits seiner zeit vertreten. Er verweise aus die Schwierigkeiten, die sich bei der Beratung des Dekrets und bei der Be ratung der Anträge i„ der letzten Lelsion herans- gestellt hätten. Es seien nicht geringe Mei nungsverschiedenheiten in der Kammer und in ter Deputation aufgctaucht, so datz ein ein heitlicher Beschlug überhaupt nicht hcrbeigcsiihrt wer- !d:n konnte. Die Regierung habe infolgedessen über haupt keine Gelegenheit gehabt, die Meinung des Hauses kennen zu lernen, ebenso sei eine Zweidrittel mehrheit sür ein« Verfassungsänderung nicht zu er langen gewesen. Die Regierung müsse sich auch heute noch den Zeitpunkt der Einbringung einer Vorlage Vorbehalten. Wenn dieser Zeitvunkt gekommen sein werde, hänge davon ab, wenn die Parteien einen Boden gefunden batten, auf dem sic gemeinschaftlich eine Reform der Ersten Kammer beraten. Im übrigen werde sich ans der heutigen Aussprache das Weitere ergeben. Mit einer Abänderung ocs Charakters der Ersten Kammer könne sich die Regierung im wesentlichen nicht ein- »'erstanden erklären. Sic lehne auch einen be- rufsgenossenschaftlichen Charakter der Ersten Kammer ab. Wenn inan der Industrie nach dieser Richtung hin Zugeständnisse mache, dann müsse man dies auch bei anderen Ständen tun. Hierauf ziele ja auch ein Antrag der Fortschrittlichen Volkspartci ab, der in der letzten Session mit vor gelegen habe. Eine derartige Entwicklung der Ersten Kammer liege auch durchaus nicht im Inter esse der Ersten Kammer. Wenn die Regierung das wolle, dann könne sic neben die Zweite Kammer noch ein grotzcs bcrufsgenosscnschastlichcs Parlament setzen. Dies würde jedoch zu llnzuträglichleiteu führen und der politische Schwerpunkt der Zweiten Kammer würde verschoben werden. Jede weitere ^Verschiebung in den Erwe.rbsvcrhältnisscn werde dann auch Ver schiebungen in der Ersten Kammer zur Folge haben. Rach seiner Meinung trage jede bc r u f s g c n o s se n- schaftliche Organisation, wenn sie als Par lament auftrete, den Stempel der Unvollkom menheit. Infolgedessen verzichte die Negierung auf ein derartiges Experiment. Die öffentliche Mei nung müsse sich in der aus der Wahl hcrvorgcgangc- nen Zweiten Kammer widerspiegeln, während die Erste Kammer berichtigend und ergänzend wirken solle. In diesem Sinne habe auch die Erste Kammer ihre hohe Aufgabe jederzeit ausgefatzt und sich gern in den Dienst eines gesunden Fortschrittes gestellt. Trotzdem wolle er das Bedürfnis nach einer Abände rung der Zusammensetzung der Ersten Kammer nicht bestreiten. Der Staatsgcdanke müsse jedoch auch in Zukunft in der Ersten Kammer sichergcstcllt werden. In erster Linie seien hierzu die Vertreter der Landwirtschast und der Industrie berufen. Eine Gleichwertigkeit der Vertretung von Industrie und Landwirtschaft in der Ersten Kammer müsse er ablehnen. Man wurde dann diese beiden Verbände in Interessen gegensätze zueiuanderbringen, und dies lehne auch die Erste Kammer ab. Auch die Regierung und die Erste Kammer haben bereits erklärt, datz ihnen eine größere Vertretung der Industrie erwünscht sei. In folgedessen habe die Regieung im Jahre 1905 eine Vermehrung der Kammcrmitglieder um 6 in Aus sicht gestellt, wobei die Technische Hochschule einen Vertreter erhalten sollte, während die übrigen 5 Vertreter Handel, Industrie und Gewerbe Zufällen sollen. Dadurch sei Gelegenheit geboten gewesen, der Industrie 10 Stellen in der Ersten Kammer zu schaffen. 5 Stellen sollten hierbei durch die Berufung des Königs Vorbehalten bleiben. Eine Berufung in die Erste Kammer müsse in der Regel aus Lebenszeit erfolgen. Das sei auch die der Regierung genehmste Form. Bei dem landwirt schaftlichen Besitze liege ein« gewisse Stetigkeit der Interessen vor. Deshalb müge an den von dem König zu berufenden 10 Rittergutsbesitzern festge- baiten werden. Selbstverständlich müsse die Krone Wert darauf legen, datz nur solche Personen in die Erste Kammer kommen, die das Vertrauen ihrer Berufskrcise besitzen. Der Minister sprach sich weiter für das Präsentationsrecht aus. X Abq. Dr. Spietz (Kons.): In voller Würdigung der hohen Bedeutung von Industrie, Handel und Gewerbe habe feine Partei den lebhaften Wunsch, für diese Bcrussarten verfassungsmätzige Sitze in de? Ersten Kammer zu schaffen. Hierauf hätten auch die Anträge abgezielt, die sic bereits im letzten Landtage gestellt hätten. Man habe mit diesen dasjenige zu erreichen gesucht, was von den gesetz gebenden Faktoren zu erlangen gewesen sei. Er be- dauere heute noch, datz von der Mehrheit der Kesetz- gebungsdeputation die Anträge aogelchnt und die vorgcschriebene Zweidnttelmajorität für eine Ver fassungsänderung in der Zweiten Kammer nicht zu finden gewesen sei. Infolgedessen sei auch von der konservativen Fraktion diesmal kein Antrag gestellt worden. Erfreut sei er auch, datz die Regierung die Führung in dieser Frage übernehmen wolle. Er hoffe, datz im Jahre 1915 der Kammer eine Vorlage zugehe, datz dann eine andere Stimmung und nicht solche Gegensätze vorhanden seien, um die Sache zu stande zu bringen. X Abg. Müller-Zwickau (Soz.) kennzeichnet die frühere Stellung der sozialdemokratischen Partei zu der Frage, die auch heute noch den Standpunkt vertrete, datz die Erste Kammer ein Hemmschuh jeder freiheitlichen Entwicklung sei, und datz sie in folgedessen ausgelöst werden müsse. Im weiteren Ver lause seiner Ausführungen bringt er den Ausdruck „infam" in Verbindung mit den Worten „sächsische Etaatsregierung", wofür er vom Präsidenten zur Ordnung gerufen wird. X Ritzschke-Leutzsch (Natl.) betont einleitend das Resormbedürsnis der Ersten Kammer und wendet sich dann gegen den Aba. Müller, der hauptsächlich sich m Angriffen gegen die nationalliberale Partei ergangen habe. In seinen weiteren Ausführungen bemerkte der Redner, datz die Negierung nicht ein Zugeständnis, sondern ein Eingeständnis gemacht habe. Er halte besonders eine Aenderung des Snstem» der Berufung in die Erste Kammer für notwendig. X Aba. Günther (Dpt.) ist der Meinung, datz die Angelegenheit wohl niemals zur Ruhe kommen werde. Seine Partei sei bereit, an der er forderlichen Modernisierung der Ersten Kammer mit- zuwirken, die er als eine überflüssige Einrichtung bezeichnete. X Nach eine weiteren unwesentlichen Debatte, an der sich die Adgg. Opitz (Kons.), Riem sSoz.), Brodaus (Vpt.) und Hettner (Natl.) beteiligten, wurde die Aussprache geschlossen. X Die Kammer genehmigte zum Schlutz nach einer belanglosen Debatte Kapitel 1 bis 12 und 21 u des Rechenschaftsberichts, sowie die Etatkapitel betr. die Porzcllamnanufaktur zu Meitzen, das Lraun- kohlenwerk Leipnitz, die staatlichen Hütten- und Erz bergwerke bei Freiberg sowie das Blavfarbenwerk Obcrschlema. N ä ch st c S i tz u n g: Freitag vormittag >610 Uhr. — Tagesordnung: Petitionen. preutzillhes SbyeorSnetenhsus Berlin, 29. Februar. Die zweite Beratung des Etats der Handels- und Gcwerbeverwaltung wirb fortgesetzt. O Abg. Brütt (Freikons.) führte aus: Wir billigen die Einrichtung der Arbeitsnachwc ise. Der Herr Munger will nur oie parttatrichcn Acbellsnacy- weisc unterstützen. Diese rönnen wir aber deshalb inchl empfehlen, weil die A r b c i t n e h m e r in ihnen die Oberhand haben, so batz sie schließlich ganz unter die Oberhand oer Soziardemoiraten gelangen. <5, Nach weiteren Bcmertungen der Abgg. Dr. Flesch, Wenke (Freis), Geheimrat Neumann, Re in hach er (Freis.) und Hammer (Kons.) ist der Etat erledigt. Es folgte die Beratung des Etats der direkten Steuern. <D Abg. v. Heumgs-Tcchti» (Kons.) begründete seinen Antrag, nach dem besondere Vorsitze.roc und srellvcrrretende Vorsitzende der Veranlagungs kommissionen nur angestellt werden sollen für die Kreise, wo Umfang od«r Schwierigkeit der Ver- anlagungsgejchäfte die Wahrnehmung des Veran- lagungsgejchästs durch einen besonderen Beamten er fordern. Finanzminister Lentze führte aus: Ich habe erhebliche Bedenken gegen Len Antrag, der Vor aussetzungen schaffen will für die Anstellung dieser Beamten. Das geht aber staatsrechtlich nicht an, auch gesetzliche Bedenken erheben sich dagegen. Ich bitte um Ablehnung des Antrages. <-> Abg. v. Hagen (Ztr): Nach den Ausführungen des Herrn Ministers beantrage ich, den Antrag an die L u d g e t k o m m i s s i o n zurückzuvcrweisen. 2 Abg. Zedlitz (Freikons.) schlotz sich dem Antrags des Vorredners an. 2 Abg. Friedberg lNatl.) führte aus: Ich habe nichts gegen die Rückweisung an die Ludgetkom- mission. Tatsächlich würde der Antrag in die Exe kutive der Negierung eingreisen. <2 Abg. Gqtzling (Freis.): Der Etat der Steirern zeigt, datz die Finanzlage günstiger ist, als der Etat im allgemeinen erkennen läßt. Die den Assistenten gewährte Unterstützuna reicht bei weitem nicht aus. 2 Finanzministcr Lentze führte aus: Im Vorjahre beschlag das Haus einstimmig, es möchte den Assistenten ein Ausgleich gewährt werden für ihre geringere Besoldung gegenüber den Assistenten im Reich, aber unter Ausrechterhaltung der Ordnungs besoldung. Danach ergab sich kein anderer Weg als der -er Unterstützung. Einen rechtlichen oder mora lischen Anspruch haben die Assistenten nicht. 2 Abg. Richlhosen (Kons.): Der Vorwurf, wir wollten die gerechte Einschätzung zur Ein kommensteuer verhindern, ist absolut unbegründet. Wir halten im Gegenteil den Erlass des Ministers des Innern, der den Vorsitzenden der Veranlagungs kommissionen die strengste Gcrechtiqkeit bei der Ein schätzung zur Pflicht macht, durchaus gerechtfertigt. 2 Abg. Borchard ssoz.): In der Uebersicht über die Ergebnisse der Einkommensteuer von 1910/11 wird nachgewicsen, datz 50,1 Prozent der Bevölkerung steuerfrei ist. Das heißt nichts anderes, als datz über die Hälfte der Einwohner Hungerleider sind. Der Herr Finanzminister hat die Vorwürfe Professor Delbrücks bezüglich der Steuerhinter ziehungen der E r otz g r u n d be f i tze r als un begründet zurückgewiesen. Er ist aber nicht darauf eingcgangcn, datz ein Fehler an dem Snstem der Ver anlagung durch die Landräte liegt. Ich klage die Regierung an, datz sie nicht ihre Hand dazu bieten will, eine gerechte Steuerveranlagung herbeizuführcn. 2 Finanzministcr Lentze: Ich verstehe nicht, wie der Herr Vorredner die Stirn haben kann, zu be haupten, datz ein so grotzer Teil der Bevölkerung Hungerleider seien. Das geht über alles hinaus, was man jemals in diesem Hause gehört hat. (Unruhe i bei den Sozialdemokraten.) Das sind ganz autzer- i ordentliche llebcrtreibungen. (Sehr i richtig! rechts.) Der Herr Vorredner hat dann die i amtliche Statistik, aus der sich ergibt, datz sich die j Einkommen im allgemeinen gehoben haben, in Zweifel gezogen. (Abg. Hoffmann (Soz.) ruft: Falsche Zahlen!) Ich bestreit« ganz entschieden, datz falsche Zahlen vorgebracht worden sind. Der Herr Vorredner hat als absolut erwiesen hinqesiellr, was Professor Delbrück behauptet. Eine Nachprüfung hat aber ergeben, datz sich Professor Delbrück in den meisten Fällen geirrt Hal. In den wenigen Fällen, wo er recht hatte, ist die Regierung energisch eingcschritten. Den Vorwurf des Herrn Vorredners, datz die Regierung nicht die Hand bieten will, um eine gerecht« Steuerveranlagung herbeizu führen, weise ich auf das entschiedenste zurück. Wir sorgen energisch für die Durchführung der Gesetze. 2 Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Zimmer und Veltin (Ztr.) erklärte Finanz minister Lentze, er hoffe auf eine Verständigung über den Antrag des Abg. Hennigs-Techlin in der Kom mission. 2 Abg. Heydebrandt (Kons.) erklärte sich mit der Zurückverweisung des Antrages sowie der Ausgabe position, betreffend die Vorsitzenden der Der- anlagungskommission, an die BuLgetkommifsion ein verstanden. Darauf wird die Zurückverweisung be schlossen. Nachdem eine Reihe weiterer Abgeordneten Wünsche geäutzert hatte für die Besserstellung der in Frage kommenden Beamten, war der Etat er ledigt. Die nächste Sitzung wurde für Freitag 12 llhr anbcraumt. Tsgeschronik. Ic. Gera (Reutz), 29. Febr. (Städtisches.) Der Gemcinoerat beschloß, freie Lernmittel bei einem Einlommen bis zu 1200 <4t zu gewähren, auch wurde der gänzliche Wegfall des Schulgeldes bei den Bezirks^chulen befürwortet, von einer endgültigen Be schlussfassung hierüber aber vorläufig abgesehen. — Der Stadttat hat den städtischen Fleischoerkauf ein- gestellt, da das eingeführte Fleisch keine Liebhaber sand. — Die hiesige Stratzenbahn soll sobald als mög. lich nach dem Vorort Leumnitz fortgeführt werden. Berlin, 29. Febr. (Explosion.) In der Maschinen fabrik und Wagendauanstalt von Hugo Frohloff in Hohenschönhausen explodierte heute vormittag ein Azetylenapparat, oer ausprob,ert werden sollte. Ein Monteur wurde sofort getütet. Berlin, 29. Febr. (Revolverkampf.) In der vergangenen Nacht kam es zwischen einem Schutz mann und mehreren Ro-wdies im Nordosten Berlins zu einem Rcoolverkampf, wobei ein Lljähriger Tele phonist durch eine Kugel in den Unterschenkel schwer verletzt wurde. Berlin, 29. Febr. (Hauptmann Lux vor das Glatzcr Amtsgericht geladen.) Der „Reichsanzeigcr" veröffentlicht in seiner gestrigen Nummer folgende .Öffentliche Zustellung^: Die Firma E. Tocpfer in Glatz, Prozetzbevollmächtigtcr: Rechtsanwalt Iustizrat Richter in Glatz, klagt gegen den französischen Hauptmann Lux in Frankreich, un bekannten Aufenthalts, unter der Behauptung, datz Beklagter während seiner Festungshaft in Glatz der Klägerin für käuflich entnommene Waren 60,94 „tt schuldig geworden sei, mit dem Antrags, den Be- llo.gten zu verurteilen, an die Klägerin 60,94 .tt nebst 4 Prozent Zinsen seit Zustellung der Klage zu zahlen, die Kosten des Rechtsstreits sowie des Arrestoer- fahrens des hiesigen Amtsgerichts zu tragen und das Urteil für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites wird der Beklagte vor da? Königliche Amtsgericht in Glatz, Zimmer 21. aus den 50. April 1912, vormittags 9 Uhr geladen. Der Gcrichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts Glatz. Berlin, 29. Febr. (Madame Saharet), die sich im vorigen Jahre einer Operation hatte unter ziehen müssen, wurde gestern abend von Professor Bockenhcimer in der Medizinischen Gesellschaft vor- acstellt. Madame Saharet hatte sich damals eine Verletzung des Kniegelenks zugezogen, die ihr das Tanzen fast unmöglich machte. Durch die Operation ist sie wieder in den Stand gesetzt worden, ihre viel- bewunderten Tanzlricks ohne jede Behinderung m alier Weise auszuführen. Auch die im Wintergarten auftretende amerikanische Drahtseiltänzer:n Birdie Millmann, die wegen einer ähnlichen Verletzung des Knies erst kürzlich operiert worden war, zeigte gestern, datz ihr Gelenk wieder allen Anstrengungen gewachsen ist. Diese Verletzungen sind deshalb von Bedeutung, weil sie nicht nur bei Artisten, sondern auch bei Aus übung des Sports, beim Turnen, Radfahren, Golf, Hockey. Polo, Schlittschuhlaufen, häufiger beobachtet und ain besten durch einen operativen Eingriff be seitigt werden. Berlin, 29. Febr. (In der Angelegenheit des Raubmordes) in der Alten Jakobstraße fanden gestern im Laufe des Vormittags interessante Taucherarbeiten am Görlitzer User statt. Wie erinnerlich, hat Trenkler zugegeben, datz er das Instrument, mit d«n> er die dreifache Bluttat aus führte, von Zittau mitgebracht und nach der Bluttat in den Kanal geworfen hab«. Bor einigen Tagen war T. von mehreren Beamten an die betreffende Stelle geführt worden und hatte genau den Ort be zeichnet, wo er das Mordinstrument versenkt haben will. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft unternahm der Berliner Tauchermeister Saeger Tauchnersuche, um das Korpusdelikti zu finden. Eine nach mehreren Hunderten zählende Menschenmenge schaute dem interessanten Vorgänge zu. Bis jetzt konnte das Werkzeug trotz mehrstündigen Absuchens des Grundes noch nicht gefunden werden. Kiel, 29. Febr. (Dre Jacht „Hohenzoller n") trat heute früh die Ausreise nach dem Mittel meer Lurch den Kaiser-Wilhelm-Kanal an. Der als Begleitschiff ausersehene Kreuzer „Kolberg" und ein Hochseetorpedoboot werden in den nächsten Tagen folgen. Köln, 29. Febr. (Anschlag auf die Stra- ßcnbahn.) GZtern wurde wiederum ein Anschlag auf einen Stratzenbahnwagen verübt. Unter a.nem haltenden Wagen der elektrischen Bahn entstand plötzlich eine Explosion. Der Wagen wurde in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Es gab «ine große Er regung unter den Fahrgästen. Personen wurden jedoch nicht verletzt. Der Polizeipräsident hat eine Belohnung von 500 auf die Ergreifung Les Ur hebers dieses Attentates ausgesetzt. Dellbriick, 29. Febr. (Explosion.) In der Deutschen Sprenglapseifabrik E. m. b. H. erfolgte heute morgen in der Packstube, wo die geladenen Sprenghütchcn verpackt werden, eine Explosion. Zwei Mädchen waren sofort tot, ein drittes wurde schwer verletzt. Tic Packstube wurde vollständig zer trümmert. Homburg v. d. H., 29. Febr. (T o t ge f a h r e n.) Gestern wurde von Ler Maschine des von Bad Nau heim nach Homburg abgehenden Zuges zwischen Fried berg und Rotzbach «in 18jähriger Arbeiter, der die Dwchung erstiegen hatte und noch vor der Vorbeifahrt des Zuges über das Gleis wollte, erfatzt und getötet, indem ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. Das Zugpersonal soll keine Schuld treffen. München, 29. Febr. (Zigeuner.) In Schwein furt wurde ein« 25köpfige Zigcunerdande unrer starker Bedeckung von Gendarmerie und bewaffneten Bauern in das Gefängnis eingeliesert. Neustadt (H ssen Nassau), 29. Febr. (Kampf mit Zigeunern.) Nachts kam es in dem soge nannten Herrenwalde, eine Stunde von Neustadt in Hessen-Nassau entfernt, bei dem in Hesscn-Darmstäüt liegenden Dorie Gleimenhain zwischen einem dort ausgestellten Wachtposten und einer Bande Zigeuner zu einer Schietzerei. Später versuchten die Zigeuner in Neustadt einzubrechen. Gendarmen, Förster und bewaffnete Einwohner traten ihnen aber entgegen und wcchielten Schüsse mit den Zigeunern, die sich in den Wald zurückzogen. Verletzt wurde niemand. Fulda, 29. Febr. (Die Belohnung) für die Ergreifung der verfolgten Zigeuner ist aus 2000 .tt erhöht worden. Warschau. 29. Febr. (In einem Hotel) in Wilna feuerte Helen« Ostyk-Narbutt, eine Grotzgrund- besitzerin auf Russisch-Litauen, geaen den Grafen Tyszkiewitz aus Wilna einige Revolverschüssc ab und verletzte ihn schwer durch einen Lungenschutz. Die Gattin des Grasen, die zugegen war, wurde durch einen Streifschuh verletzt. Pari», 29. Febr. (Beleidigungsklage Edwards.) Am 6. März gelangt vor der 9. Straf kammer der Prozeß zur Verhandlung, den der be kannte Millionär Edwards, der Gatte der verstorbe nen Schauspielerin Lanthelme, gegen die Z i- tung „La Tcpcche parlemontaire" wegen Beleidigung angestrengt hat. Seine Interessen werden von dem bekannten Advokaten Labori vertreten, der seiner zeit DreyfuS verteidigt hat. Paris, 29. Febr. (Beider gestrigen Vor- stellung) im Gaits-Theater kam es info ge Feuer lärmes zu einer wilden Panik. In dem entstehe iden Gedränge wurde eine Anzahl Personen verletzt. Pari«, 29. Febr. (Ein Deutscher in Paris verurteilt.) Vor der 8. Strafkammer fand die Verhandlung gegen den Deutschen August Gebe! statt, der" im verflossenen Jahre bei dem Arzte Dr. de Eerisy in der Avenue de, Chamos Elysces einen Einbruch verübte. Er wurde bei seiner „Ar- bett" durch den Wohnungsinhaber gestört, auf den er mehrere Revolverschüsse abfeuerte und ihn schwer verletzt«. Gebe!, der in vollem Umfange geständig war, wurde zu zwei Jahre» Gefängnis verurteilt. New York, 29. Febr. (Aus dem Gefängnis entlassen.) Der frühere Diener von Mortimer Schiff, Brandt, der bekanntlich wegen Diebstahls zu 30 Jahre» Zuchthaus verurteilt worden ist, von denen er bereits 5 Jahre verbüßt hat, wurde gegen Stellung einer Kaution von 7500 Dollar aus dem Gefängnis entlassen. <zv Städtische Handels-Hoch'chule Köln. Das Vor lesungsverzeichnis der Handels-Hochschule für da? Sommersemester 1912 ist erschienen. Wie auch in früheren Semestern ist sein Lehrplan aus das reich haltigste ausgeftaitet: er umfaßt im ganzen 166 ver schiedene Vorlesungen und Hebungen in wöchentlich 291 Stunden. Die Vorlesungen und Hebungen be ginnen am 18. April. >t Hochschulnachr chten. Am 14. Avril findet in Wiesbaden im Kurhaus eine gemeinsame Tagung der sudwesideutschen und der niederrheinisch-west fälischen Vereinigungen für Kinderheilkunde statt. Die diesjährigen Ferienkurse mit Vorlesungen in deutscher, französischer und englischer Sprache an der Universität Marburg finken vom 17. bis 27. Juli und vom 5. bis 25. August statt. — Die Technische Hochschule in Stuttgart hat kem Direktor des König lichen Technikums >ür Textilindustrie in Reutlinoen. Professor O.to Johannsen, die Würde eines Dr. Jng. ehrenhalber verliehen — An der Technischen Hochschule in München bat sich Dr. A. Köster aus Hamburg für Pädagogik und Didaktik haoi.itiert. - Der Privatdozcnt derAcgyptologicDr.E.Jeguier in Neuchatel ist zum außerordentlichen Proiesior ernannt worden — Der Ordinarius sür alte Ge schichte Professor Dr. Heinrich Nissen in Bonn ist. der „Franks. Ztg." zufolge, im 73. Lebensjahre ge storben. Lunvkslenüer. Theater. Leipziger Stadt-Theater. Zm Neuen Theater wird heute Freitag die Richard-Strauß-Wvche mit einer Aufführung von „Salome" fortgesetzt, Beginn H8 Uhr. Hcrodcs: Herr .<!ammcrsängcr Bolz vom Hof.hcatcr in Stuttgart als Gast. Morgen ist nachmittags Zr8 Uhr für hiesige Volksschulen (ohne Billcttverkauf> „Wilhelm Teil" angesetzt, abends ist die erste Wiederholung des neuen Schauspiels „Dorothys Rettung--. — Zm Alten Theater steht heute das Lustspiel „Tie fünf Frankfurter" auf dem Spielplan, morgen Cuivillitrs Operette „Ter lUa Domino". — Der Ibsen. Zyklus im Alten Theater nimmt am ll. März feinen Anfang. Er umsaßt nenn Abende. Alle Vorstellungen finden zu ermäßigten Preisen siait, außerdem wirb für den ganzen Zyklus ein Eriraabonnement aufgelegt, für bas die Preise noch weiter ermäßigt sind. Die Ausgabe der Harten zu diesem Txtraabonnemcnt ersolgi am 4. und 5. März. Leipziger Schauspiel»««». Al» Vorstellung ,u halbe» Preisen geht heute das Ohneische Schauspiel „Der Htttteu- besiher" in Szene. Morgen findet die Srstaufsührung .Alle» um Geld", von Herbert Eulenberg, statt, das am Sonntag und Montag zur Wiederholung gelangt. Zu den bevorstehende,« Sonderaufsührungen Hai -er Vorverkauf bereits begonnen; «L empsiehlt sich, bestellte Billett« möglichst bald zu entnehmen. Neue» Operetteu-Theater. Heute und folgende Tage: „Eva.* Battenberg-Theater. Heute und morgen: ^Die Bettel- Baronesse". 8. LVoaiennachweis der Bevölkernnsisvorqänqe in der Stadt Leipzig. Bevölkerung-Vorgänge Emwotmer-obl nach dem Ergebnis der VolkSzähluna vom i. Te ember MV: 92 >78 Auf den 1 Juli 1912 berechnet . . . 1S3267 10. »evorene m >->-r o > Nl> II.Februar vis mit 17. Februar 1912. Ledeudgeboren«, ...uunua,«. . . . . » wetvltkhe . . . . . » zusammen . . . . Torunler ehelich geboren« . . . . » unehenL - . . . . Totgeboren«, männliche » wewltcye . . . . . . , zusammen. . . . . . larunter rheltcb gevorene . . . . . unedeNw » . . . . Lestorven« lauste. 7o'aerorene) in der >uome von 18. Februar ms »in 2». Februar Wl2 Legoroen. überhaupt, männliche . . . . wewnwe. . . , . zusammen . . Torunler unter 1 Hahr an« ttindcr . ehelich geborene . . . . » »mchriich » , . Loderursachen. lZahl der Fälle:) 1. Atnoveasteber L. Swarracb .......... ü. Maiern und Röteln . . . . . . 4. Lrvhiveri« und Krupp . . . . . ü. »eucoyusten ü. Tnvhu» 'z. Tuberkulose d. trranlvenen ver Atmungsorgane . Darunter Influenza V. Maoen-uar Tormkalarrv.etnschltrb» nu> «remriir-^au. . . . Tarunie, Kinder unter 1 Fahr. SeivaUsamin a. Selbstmord d. Mors uns Totschlag, sowie Htnricblung «. Berungtucluna oder andere aewaniam« Etnwtrtunc 11. Alle übrigen Todesuriaäie« . . . W7k?2l 5898« 412488 6tÜ75b 1« 129 259 194 SS ') All.L«tp,tg ist va» Stadtgebiet ohn mc Bororl«, vte nach dem 31. Dczemoer Ut-v «tnvertewt worden und. , 's Neu-Letvztg ist da« meinet der seit dem 1. Fanuar 1«B etn- veriewien >tzoror»e ntnichltehnch üöity, Loten, Möckern, Probstheida, Stötteritz und Slun». vic am t. Januar Itilüetnvertetbt worden nnv). Leipzig, den 28 Februar 1102. Lrattitt'ches Antt der Strst Leivria. M von HScdelem Vodlgerckwecli Mick «lcderer wlläe» W VirlnmU Ori»Iiialckoao PL 3tllo») I V«arht«n Sie di« kleinen Inserat« im „Lokal-Anzeiger" -«» Abend-Ausgab«.
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