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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.03.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120309010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912030901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-09
-
Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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halle Fräulein Emmi Heineken, die Tochter des Direktors, dem Kaiser ein Rosenbukett über reichte. In der Borhalle erregten das Modell des Zkaiser - Friedrich- Denkmals sowie die vor kurzem angebrachten Mosaiken Professor Prells die Aufmerksamkeit des Kaisers, der sich alsdann dem Arbeitszimmer des Direktors Heineken zu wandte, von welchem der Kaiser Gelegenheit hatte zu einem Ausblick auf den umfangreichen Ge bäudekomplex, die Räume des Proviantamts, die Packhäuser und Waschanstalten des Norddeutschen Lloyd sowie den Hof. Als der Kaiser am Fenster des Erkers erschien, brachten die ans dem Hofe versammelten Arbeiter lebhafte Ovationen dar. Im Versammlungssaale des Aufsichtsratcs nahm der Kaiser den ihm vom Norddeutschen Lloyd ge botenen Willkommentrunk entgegen und begab sich nach etwa IV, stündigem Verweilen im Ge bäude des Norddeutschen Lloyd unter dem Hurra der Angestellten wieder in sein Automobil, um der Einladung des Senats zum Frühstück im Ratskeller zu folgen. An dem Frühstück nahmen von der Verwaltung des Norddeutschen Lloyd Präsident Achalis, Vizepräsident Konsul Nolze und Direktor Heineken teil. Bis 3 Uhr 10 Min. verweilte der Kaiser im Ratskeller. Beim Verlassen des Ratskellers wur den ihm wiederum herzliche Ovationen darge bracht. In dem Automobil des Kaisers nahm Bürgermeister Stadtländer Platz. Auf dem Bahnsteig verabschiedete sich der Kaiser aufs herz lichste vom Bürgermeister. Die Abfahrt erfolqte um 3 Uhr 10 Min. Abends 9 Uhr 45 Min. traf der Kaiser wie der in Berlin ein. Infolge üer Ijgeunerjsgü in üer Rllön ist ein Antrag (Dr. Schaedler und Genossen) im Reichstage eingebracht worden, der die verbündeten Negierungen ersucht, wirksame Mahnahmen gegen die durch das bandenweise Herumziehen der Zi geuner entstehenden Belästigungen der Landbevölke rung zu ergreifen. Wie eine Berliner Korrespondenz dazu hört, dürfte eine reichsgesetzliche Regelung des Zigeunerwesens den Anschauungen der größeren Bundesregierungen nicht entsprechen, und ebenso dürfte die Reichsregierung auf dem Standpunkt« stehen, daß der Weg der Reichsgesetzgebung zur Beseitigung des Zrgeunerunwesens unge eignet erscheint. Für Preußen besteht eine Anweisung zur Be kämpfung des Zigeunerwesens, die im Jahre 1906 in Kraft trat. In ihr sind Bestimmungen für die Poli zeibehörden enthalten, auf Grund welcher den Aus schreitungen von Zigeunerbanden wirksam entgegen getreten werden kann. Wenn diese Bestimmungen energisch und ihrem Sinn« entsprechend zur Anwen dung gelangen, dürft« nach Ansicht der Regierungs kreise genügender Schutz gegen die Zrgeunerbanden auf dem Lande erreicht werden. Bircher sei auch be obachtet worden, daß in allen Kreisen und Bezirken, in denen dies mit genügendem Nachdruck geschah, der Erfolg nicht aurvlieb. Di« landeegesetz- lichen Bestimmungen dürften demnach zur wirksamen Bekämpfung der Zigeunerplage ausreichen. Das Gleiche lasse sich von den Bestimmungen zur Bekämpfung der Zigeunerplage im Königreich Bayern sagen. Hi«r habe man gleichfalls die Er fahrung gemacht, daß eine wirksame Bekämpfung auf Grund der bestehenden Bestimmungen wohl mög lich ist. Innerhalb der Reichsregierung waren mehrfach Beratungen earüber im Gange, ob das Zigeuner wesen durch reichsgesetzliche Bestimmungen in wirk samer Weise beschränkt werden kann. Im Jahre 1911 fand auch «ine Konferenz in München statt, an de: auf Einladung Bayerns Vertreter von Bundes staaten teilnahmen, di« an der Zigeunerfrage inter essiert sind. Es handelt« sich hierbei um einen Aus tausch der amtlich«« Ansichten über die Beseitigung der Zigeunerplage. Auch hierbei wurde im allge meinen Uebcreinstimmung darüber erzielt, daß reichsgesetzliche Maßnahmen nicht in Frage kommen, sondern, daß entsprechende Maßregeln der Ver waltung genügen würden, um die notwendigen Be schränkungen in den Auswüchsen des Zigeunerw.sens zu erreichen Letzte Depeschen und Lrrnlprrchmrldnngen. Aus üem lsürklÄen Lanütsge. (Tele gram ni unserer Dresdner Redaktion.) (:) Dresden, 8. März. Die sonderveputation für Vorbereitung des Volksschulgesetzes trat wiederum zu längeren Sitzungen zusammen. Entsprechend dem Anträge von konservativer Seite waren diesmal auch Vertreter des Kultusministeriums mit hinzugezogen worden. Die Beratungen erstreckten sich hauptsäch lich auf die 1—3 des Gesetzentwurfes, die bekannt lich eine neue Fassung durch die Deputation erhalten haben. Die Vertreter des Kultusministeriums stellten sich bei allen drei Paragraphen auf den Standpunkt der Regierungsoorlag« und sprachen sich gegen die von der Deputation vor geschlagenen Aenderungen aus. Besonders wendeten sich die Regierungsoertreter gegen den § 3, der von der Deputation dahingehend gefaßt worden ist, daß in einer Gemeinde nur eine Art von Volksschule bestehen dürfe. Di« Regierungsvertreter wiesen darauf hin, daß den Gemeinden hierdurch hohe Kosten auferlegt würden, daß die Schule dort herabgedrückt werden würde, wo jetzt neben einer einfachen eine mittlere Volksschule besteht. Im allgemeinen sprachen sich die konservativen Mitglieder der Deputation für den Regierungsentwurf aus, während di« nationallrberalen, fortschrittlichen und sozialdemokratischen Mitglieder, welche die Mehrzahl in der Deputation bilden, für di« von der Sonderdeputation vorgeschlagen« Fas sung der 88 1—3 eintraten. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. „Harth"-Debatte in der Zweiten Kammer. Auf der Tagesordnung der Zweiten Kam mer für Montag steht u. a. auch die Interpella tion der Abgg. Friedrich, Opitz u. Gen., betr. den Abbau des Kohlenunterirdi scheu der Harth bei Leipzig. Der Lohntamps in der Berliner Kartonnageninduftrie. --- Berlin, 8. März, fiel.) In der heute abge haltenen Versammlung des Aroettgeberoer- bandes der Berliner Kartonnagen-Fa- bri kanten erklärte sich die Mehrheit für^w ei tere Ablöhn un gen der Arbeiter und Fort setzung des Kampfes. Der englisch« Kohlenstreit und die Hamburger Schiffahrt. (Telegramm unsere» Ha m b u r g e r Mit arbeiters) i>. Hamburg, 8. März. Die Hamburgischen Großreedcrcien, sowie der Norddeutsche Lloyh erklären auf eine Anfrage, sie würden durch den englischen Streik nicht besonders betroffen. E i ii s m r ä n k u n ge n des Betriebes seien nicht zu befürchten, da die Kohlenoorräte noch für mehrer« Wochen aus reichten. Zuui Streit im Schneidergewerbe. Breslau, 8. März. (Tel.) Die Unternehmer im Maßschneidergewerbc beschlossen, sich an der Aussperrung morgen tzzw. am Montag zu beteiligen, falls nicht vorher eine Einigung erzielt wird. Es handelt sich um 71 Firmen, die Zahl der von dem Beschlüsse Vieser Firmen betroffenen Arbeit nehmer beträgt annähernd 600. Der geplante „blaue Montag" in Nordsrankreich. Lens (Pas-de-Talais), 8. März. (Tel.) Der Ausschuß der Asdöralion Soussol schickte an die Ver einigten Syndikate «in« Kundgebung, in der die Arbeiter aufgefordert werden, am 11. März zu feiern, um so die öffentlichen Gewalten über di« Lage aufzuklären und damit sie die Forde rungen der Bergarbeiter in Erfüllung bringen, aber am 12. März insgesamt wieder die Arbeit aufzunehmen. Oer „schwarze Streik" in Gnglsnü. Weitere Arbeitseinstellungea infolge des Streiks. London, 8. März. (Tel.) Die Vertreter der Haupteisenbahngesellschaften versam melten sich im Ministerium des Innern, um über die durch den Kohlenstreik geschaffene Lage zu be raten und festzustellen, in welchem Umfange der Verkehr aufrechterhalten werden könne. — Nach pri vaten Berichten feiern infolge des Kohlenstreiks zehntausend Hafenarbeiter, Kran führer und Eisenbahnbeamte im Glasgower Hafen. Diele Arbeiter der Wollindustrie von Colne Valley haben die Arbeit einge stellt; andere erhielten die Kündigung. Oie Gnlüeckuny ües Süüpols. Huldigung des Storthings für Amundsen. Christiania, 8. März. (Tel.) Bei Beginn der S t o r t h i ngi i tz u ng hielt der Präsident anläß lich des glücklichen Ausfalls der Expedition Amundsens «ine Ansprache, in der er ausführt«: „Wir können die heutige Arbeit nicht beginnen, ohne uns zum Ausdruck dankbarer Freude in Bewunderung und Stolz zu vereinigen, di« uns alle bei der Nach richt erfüllte, daß Roald Amundsen und seine Leute den Südpol erreicht und die norwegische Flagge aufgepflanzt haben. Wir sind stolz in dem Gedanken, saß diese Männer unsere Lands- leut« sind, die den Namen Norwegens mit Glanz b«. decken konnten." Der Präsident bat schließlich um Ermächtigung, an Amundsen folgendes Begrüßungs telegramm zu senden: „Roald Amundsen, Norwegi sches Konsulat Tasmanien. Dao Stoithing erhielt mit Freude die Nachricht, daß Sie und Ihre Leute glücklich den Südpol erreicht haben und dort die nor wegisch« Flagge hißten. Dos Storthing sendet wärm« sten lvruij und Dank." Christiania, 8. Mär,. lTel.) Der König, die Regierung und die Geographische Ge sellschaft sandten an Amund'en Glückwunsch telegramme. Der König hat auf Ersuchen ge nehmigt, daß sein Name sowie der der Königin bei der kartographischen Aufnahme der neuen Weckten «Hegend benutzt wirv. — Auf der Börse wurde unter großer Begeisterung ein Hoch auf Amundsen ausgebrackck. Die stadt ist mit Flaggen geschmückt. Amuudsens Riickreike. Hobart, 8. März. (Tel.) Amundsen ist das einzige Mitglied der Expedition, das an Land ging. Er sagte, daß er von der Expedition befriedigt sei, will aber sonst nichts mitteilen. Kein Mann der Besatzung darf die „Frahm" verlassen. Amundsen wird einige Tage in Hobart bleiben und dann nach Abhaltung etlicher Versammlungen in Australien über Buenos Aires. Kap Horn und die Beringsee nach Europa zurückkehren. Die Pariser Press« zum Südpolstreit. Entgegen der englischen und amerikanisch n Presse, die sich — wie wir in unserem Artikel auf Seite 2 bereits Mitteilen — ganz auf die Seite Scotts stellt, enthält man sich in Frankreich vorläufig eines defini tiven Urteils: Paris, 8. März. (I'.-O.-Tel.) Auch hier ist der Eindruck der Nachricht von d«r Eroberung des Süd pols ein nachhaltiger. Der ..M a t i n" erklärt heut«, daß er sich sowohl den Scotrschen wie den Amundsen- schen Bericht gesichert habe. Vielfach geben die Blätter ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß sich die Erscheinungen, die sich an die Pear y—C o o k-K o n- tro oerse über iien Nordpol geknüpft haben, bei dem Prioritäts st reit Scott — Amundsen wiederholen werden. O Neuer Weltrekord im Flug mit vier Passagieren. Flugplatz Johannisthal, 8. März. (Tel.) Heute nachmittag ist der Flieger Hoffmann auf einem Harlan-Eindecker 3 2 Minuten 33 Sekunden mit vierPassagieren geflogen und stellte damit einen neuen Weltrekord auf. ghefrebaktcur: J«ha»«eS Schulz. Beraatworllichc Redaktrure: Aür polttik und die Handel-, zeltung >. gtrchraitz, lokale und sächsische Angelegenheiten, Lagedchronlk und Vermischtes W. ». Buttlar, da- Feuilleton Paul Schaumburg, Musik E. Segnitz, Sport und BerichtSsaal I. Haarscld. Für -en Inseratenteil Max Ihle. Sämtlich in Lelpiig. Zuan Tode Kochus von Littenrrvns. Der Kaiser hat, wie au» Koblenz gemeldet wirb, an d«n Regierungspräsidenten v. RHein tz ab» n, den Schwiegersohn de» verstorbenen Frhrn Rochus von Ltnencron, folgende» Telegramm ge richtet: „Meine wärmste Teilnahme, mein lieber Rhein baben, zum Tode Ihre» hochverehrten, ehrwürdigen Schwiegervaters. Derselbe war für mich und die Kaiserin eine Persönlichkeit, in welcher unsere schles« wig holsteinischen Empfindungen sich immer dankbar zusammenfinden und ni« erloschen werden. Seine Bedeutung für seine Heimat, seine Verdienste für di« Wissenschaft und die deutsche Musik, für sein Königs haus, werden nie vergessen werden. Sein Ver lust ist mir ein großer Schmerz. Gotte» Gnade ließ Ihnen den teuren Vater volle 90 Jahr«. Er tröste Sie und die Ihrigen jetzt in Ihrer ti^en Trauer." * Sonderausführungen im Schauspielhaus«. Heute beginnen im Schauspielhaus« die Sgnderaufführungen mit „Nathan der Weise". Generalintendant Professor Dr. Ritter Ernst von Possart und Else Heims sind bereits zu den Proben eingetroffen. Der Nathan ist bekanntlich Possarts berühmteste Rolle, und die heutige Sonderausführung ist die letzte Gelegenheit, ihn darin zu sehen, da er sich endgültig von seiner Bühnentätisfleit zuruckzieht. Else Heims, die Gattin Max Reinhard«, von den vorigen Sonder ausführungen her noch in bester Erinnerung, gibt die Recha. Die zweite Sonderausführung, „John Ga briel Borkmann", di« am Dienstag, den 12. März als Ensemblevorstellung de» Lessingtheater» unter Leitung Otto Brahms' in Szene geht, ist in den Hauptrollen besetzt mit Emanuel Reicher, Else Lehmann, Mathilde Sussin, Kurt Stieler, Karl Forest, Lore Busch, Lotte Trusius und Josephine Stolle. Den Othello in der dritten Sonderauffllhrung am Freitag, den 15., spielt Albert Dassermann. den Jago Paul Wegener, die Desdemona Else Basser- mann-Schiff. Die Inszenierung wird sich an die Max Reinhards am Deutschen Theater anlehnen. Die Be setzung der vierten Sonderausführung am Sonntag, den 17., „Minna von Barnhelm", mit den Mitgliedern des Deutschen Theaters in Berlin ist die gleiche wie im vorigen Jahre: die Minna gibt Else Heims, den Tellheim. Eduard von Winterstein, den Wirt Hans Waßmann, den Just Wilhelm Diegelmann und die Franziska Hedwig Zeiß-Ga»ny. Die Vorstellungen beginnen abends 7^ Uhr. * Sinsoniekonzerte des Stadttheaterorchester» zu Halle a. S. Di« dieswinterlichen Konzert« fanden ihren glänzenden Abschluß mit dem Abschiedsabend des verdienstvollen Leiter» und Gründer» der Kon zerte, Kapellmeisters Eduard Mör 11 e. Fllrll Jahre stand er an der Spitz« und hat sich die vollst« An erkennung des gesamten musikalischen Publikums Halles erworben. Mörike, ein Schüler des Leip ziger Konservatoriums (speziell Ad. Ruthardts), zeigte sich während dieser Jahre auch im Konzertfaal als feinfühlender, temperamentvoller, großzügiger Orchesterleiter, der sich mit seiner ganzen Künstler schaft stets in den Dienst der Sack« stellt«. Sein Ab- fchiedsabend gipfelte denn auch m stürmischen Ova tionen, die nach der geistvollen Interpretation der Dante-Sinfonie ihren Höhepunkt erreichten. Mörike» Weggang bedeutet «inen großen Verlust für Halle. Wie bekannt, folgte er dem Ruf« an das Deutsche Opernhaus in Tharlottenburg. O. IV. * Die kostbare Bibliothek de» »erstorbeueu Philo sophen Diltheq ist für Deutschland erhalten, da sie der Verlagsbuchhändler L o r «'n z - Leipzig von den Erben des Gelehrten erworben hat. Wie die „Rat. Ztg." Hört, besteht immer noch die Absicht, di« Biblio thek für den preußischen Staat zu erwerben, da das Kultusministerium nur au» Mangel an bereit stehenden Mitteln an dem Abschluß des Verkaufs gehindert war. * Di« Saharet als Kino-Darstellerin. Zu den zahlreichen Künstlern, die ihre Begabung in den Dienst des Films gestellt haben, hat sich nun auch Madame Saharet gesellt. Von einer Berliner Ge sellschaft wurde dieser Tage im Auftrage eines Kino- theuters ein Film-Drama ausgenommen, dar unter seinen Darstellern zum ersten Male die australische Tanzdiva besitzt. Im Verlaufe der Filmhandlung wird die Saharet einige völlig neu« Tanzschöpfunaen Vorführer». Das Drama erhält den Titel „Des Lebens Würfelspi«!". * Weiser» Jesus-Tetralogie abgelehnt. Wre aus Weimar gemeldet wird, hat der Landtag gegen die Stimmen der Sozialdemokraten die von Bürgern Eisenachs beantragte Aufführung von Weisers „Jesus-Tetralogie" abgelehnt. * Zusammenschluß der Wiener Künstlerverbände. Zn den Künstlerkreisen von Wien sind Nachrichten von einer bevorstehenden Fusionierung der drei großen modernen Künstleroerbände, nämlich der „Kunstschau", der „Sezession" und d«s „Hagen- Bundes", verbreitet. Diese drei Künstlerver- einigungen sollen auch den Bau eines gemeinsamen Ausstellungshauses planen. Der Zu sammenschluß der Künftl«rver«inigungen soll durch verschiedene Vorgänge in der letzten Zeit, insbe sondere durch den Streit wogen der Ausschreibung des Lueger-Denkmals, herbeigeführt worden sein. * Von de« Poster Hofoper. Wie au» Wien ver lautet, wird Hofkapellmeister Franz Schalk von der Hofoper in Wien Direktor der Pester Hofoper. * Neues von Burrian. Wie aus Wien berichtet wird, dürfte Burrian nun doch in der dortigen Hof oper landen. Direktor Gregor hat bereits mit dem Grafen Seebach mehrmals konferiert, um die Auf hebung des Boykotts, der über Burrian anläßlich seines Kontraktdruches verfügt wurde, durchzujetzen. Man ist so weit, daß Burrian wieder an eine im Bühnenverein vertretene deutsche Bühne als Mitglied zurückkehren darf. Direktor Gregor ist auch bereit, eine Konventionalstrafe nach Dresden zu bezahlen. Der dem Künstler angebotene Hofopernorrtrag bietet Burrian die höchste Gage, die bisher in Wtengezahlt wurde — man spricht nach der „B. Z. a. M." von 120000 Kronen — und die Sicherheit, daß Burrian in kurzer Zeit nach keinem Eintritt in den Hofopern verband mit dem österreichischen Kammersängertitel ausgezeichnet wird. Direktor Gregor hofft die An gelegenheit mit Burrian im nächsten Monate zu Ende zu fuhren. 8t. Hochschulnachrichten. Der Privatdozent der deutschen Philologie an der Universität München, Professor Dr. I. Petersen, übernimmt vom Herbst ab auf 2 Jahre den Lehrstuhl für deutsche Literatur an der Paleuniversität in Amerika. — Dr. Fischer in München wird sich an der dortigen Universität für Medizin habilitieren. — Der Ordi narius d«r Kinderheilkunde an der Universität Zürich, Professor Dr. E. F« e r, hat «inen R»U nach Basel erhalten. — An der medizinischen Hochschule für Frauen in Petersburg hat sich Fräulein Kowalewska al« Privatdozentin für Lhemie habilitiert. Sie ist die erste Fra«, di« an einer rufst- schcn Hochschule di« Lehrbercchtigung erhalten hat. und Küssen wieder einmal nicht gespart. Daß sich auch hierfür Liebhaber noch immer finden, zeigte der gestrige Abend. «. s. Da» Leipziger Schauspielhaus brachte am Vor abend seiner heurigen, mit Spannung erwarteten Sonderausführungen zur Ueberleitung ein an- genehmes Sommerspiel von gewissen künstlerischen Qualitäten und desto mehr frischen Farben. Prinz und Prinzessin, Hofschauspieler und Kameralstudent führen im Jagdschlößchen „H e i l i g e n w a Id" ein amüsantes Jnkognitoleben. Wie in einer plauder frohen Novelle stoßen hier erträumte deutsche Wal dessehnsucht und kalt« mckderne Ironie aufeinander, und selbst die harte Politik, in einem abgesägten, darum demokratisckxn Major verkörpert, hilft die Stunden kürzen. Es ist Len Verfassern (Alfred Halm und Robert Sandel) dabei zu ihrem Heile kein so genannte» Lustspiel herausgekommen, in dem sich alle Paare kriegen, und im letzten Akt, wie zur Parade aufmarschiert, den gemeinschaftlichen Segen Les Hausvaters und pensionierten Försters Christian Batzenbrecher empfangen. Nein, wie im wirklichen Leben geht es zu: Am Ende ist auch der liebliche Waldestraum ausgeträumt, Prinzlein wie Hofschau- spicler und Student ziehen wieder h«im in die Stadt, Jahr und Taq an der harten Tagfron zu schleppen. Jeder nennt solch ein Erinnern an einen lieblichen Sommer im deutschen Walde sein und läßt über diesen drei frischen Akten die alten, lieben Stunden in sich wieder lebendig werden. — Die Darsteller gaben sich frisch, nicht überall sicher. Für Fräulein Thristophersen — Ida Wüst vermißte man? —. Herrn Werther. Wildenhain und Balquä bat dar Stück dankbare Rollen. Es verdient, wieder holt zu werden. p. ,. V. Kammermustkabend de» Rebner-Quartetts. Mit dein gestern atzzetzaltenen. gutbcsuchten Brahms- obende fand der dieswinterlictze Zyklus des Nebner- Quartetts einen ebenso würdigen wie künstlerisch liochbedcutenden Abschluß. Tie Herren Rebncr, Tavisson, Natterer und H e g a r setzten alles daran, um nochmals von ihrem ansgezeiclmeten Kön nen zu überzeugen. Und dies ist ihnen auch aufs trefflichste gelungen. Tenn mit der Wiedergabe der beiden Streichquartette in C-Moll und B-Tur haben sic sich als bedeutende Brahmsintervreten erwiesen, deren Darbietungen denen der „Böhmen" nur in klanglicher Hinsicht noch etwas nachstehen. Tast sie sich allen technischen Schwierigkeiten durch aus gewachsen zeigten, und das polyphone Gewebe klar auScinandcrlegten, hatte man nicht anders er wartet, wie man auch da- selbst bei rhythmisch sehr komplizierten Stellen präzise Zusammenspiel als selbstverständlich hinnahm. Wobt aber zwang der innerlich ungemein belebte Vortrag, der die in den einzelnen Sätzen nicdergelegien, verschiedenartig sten Gefühle und Stimmungen zu wirkungsvollstem Ausdruck brachte, zu voller Bewunderung.. In glän zende Erscheinung trat der vier ausgezeichneten Künstler leidenschaftliches, scharf akzentuiertes, in- tonationSreines Spiel auch in dem prächtigen F-Moll- Quintett. dessen Klavierpart von Herrn Cark Friedberg mit bestem Gelingen vermittelt ward. Aufs neue lernte man ihn als feinempfindenden Kammermusiksptcler schätzen, der sich in selten schöner Weise mit seinem bedeutenden Können dem Ganzen einzuordnen versteht. Mit vollstem Recht durfte er ein gut Teil des in reickytem Maße gespendetes Beifalls für sich in Anspruch nehmen Q ll. Theater und Saniert. Leipzig, S. März. Altes Theater. („Die schönste Frau". Operette von Giacomo Minkowski.) Man atmete auf in der Zuversicht, den städtischen Operettenspielolan von der gar zu lange anhaltenden griechischen Invasion der schönen Helena nebst ihrem Nacktkultu» endlich be- freit zu sehen. Verlorene Hoffnung. Denn Herrn Giacomo Minkowski» „Schönste Frau" ist gegen jene herzlich langweilig, und ihrem Wortanwalt, Herrn Rudolf Lorhar, Fiel wenig genug ein. Er arbeitete nach einem „älteren Stoff" und dem be kannten Schema. Der erste Akt ist nur Exposition und bringt s glücklich dahin, daß der Herzog von Teck zum Nachweis von Mut und dergleichen die schön« Lady Elliot von London entführt nach dem schottischen Schlosse Talandar. Daher im Mittelakt erwünschter Szenen- und Kostümwechsel. Zunächst große Ent rüstung, dann, nach dem Beispiel d«s bekannten Heiratsschmieds von Gretna Green, eine veritable Trauung. Die schönste Frau willigte drein, in der Annahme bestärkt, es sei nur Schein und Scherz. Aber es war Ernst: die Fäden haben sich verknotet und die Handlung auch. Ratlos stehen Textmann, Komponist und Publikum ihr gegenüber. Der dritte Akt droht. Er muß da sein, hat man'« doch so kon traktlich. Spionagen sind aktuell. Also ist die schönst« Frau e re Svionin. Nun entladen sich, da ihre Verhaftung droht, einige Liebes-, Eifersuchts und Schwurszenen. Die Zeit drängt: kurz vor 11 Uhr abends kommt's zu dem üblichen Operettenvergleiche. Wieder ist eine Premiere überstanden, und froh der Erledigung verläßt manniglich den Musentempel. Man durfte die Darsteller bewundern daß z. B. Frau Untucht und Herr Grave wenigsten, etwa» Annehmbares aus dem ihnen aufgedrungcnen, mehr als konventionellen Ps«udoheld«n- und Liebespaar zu machen wußten. Als sehr fesche und bestgelaunre Tänzerin Mirandola rettete Frau Seubert mit dem famosen stetfprtriaen, stets „korrekten" Lord Brumme! des Herrn Wehle, was nur irgend zu retten war. Mit der Figur des Poli^ciministers kann auch ein so großes darstellerisches Talent wie jenes der Herrn Habit rein nichts anfangen. Eine ergötzliche Gestalt stellt« Herrn Haas' trinkfester Schmied von Talandar hin. Der Regie des Herrn Karl verdankten di« Zuschauer, deren Beifall sich anfangs verzweifelt läulich finden ließ, dann aber infolge der vortrefflichen Darstellung einige Grade an Wärme zunahm, mehrere sehr hübsche szenische Bilder. Herr Kapellmeister Findeifen war pflicht getreu auf dem Posten und behauptet« seine Sänger, oas Orchester und sich selbst wieder mit allen Ehren. Die Musik selbst ist gang aewiß gut gemein^ erweckt aber eine recht geringe Meinung von der Erfindungs kraft und Originalität d«» Herrn Minkowski. D«nn man empfängt nur den Eindruck etwa einer musika lischen Meßmusterkarte, zieht sich aber zurück, da sich die heiß erwünschten Nouvautös nicht finden. Der Komponist gibt anscheinend wenrg auf musikalische Eleganz oder gar Ästhetik. Nur ganz vereinzelt taucht einmal hier und da ein« etwas fein«r ge- formte Melrckie auf. Aber dann freut man sich ge wöhnlich de, Besitze» umfassender Literaturkenntni» in dem Bewußtwerden, ihr schon früher begegnet -u sein. So ist auch im Orchester nichts von Tharm zu finden und lleberraschungen besonderer musikalischer Art, wie fi« -ei Fall und Ldhar doch manchmal auf treten. gibt es hier nicht. Dafür wird mit Tänzen Si« die kleinen Inserat« im „Lokal-Anzeiger" der Abend-Ausgab«.
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