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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.03.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191203101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19120310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19120310
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-03
- Tag 1912-03-10
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Monat
1912-03
-
Jahr
1912
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SrUe 2. Nr. 127. I0ö. I-chrzany. Velpgger Tsgeblüii. Sannis,, io. Mr, IS>2. wir-, wird -u werden, nach Mitteilung der fazialdemokratilchen Press«, die für Sonntag, den 10. Mär-, von den drei vereinigten Bergarbetterverbänoen ernberusenen Bergavbeiterversitinmlungen es ab lehn en, in den Arbeiterausschiissen über di« Forderungen zu verhan deln. Damit würden sich dies« verbände unbedingt in» Unrecht setzen; sie würden sich aber auch weiter in, Unrecht setzen, wenn unter dem Einfluß ihre» Beschlusses der Streik am nächsten Montag sofort — also ohn« Einhaltung der vertraglichen Kündigung — ausbrechen würbe. Auf wessen Seite sich b«i einem solchen unter Kontraklbruch er folgten Streik dir öffentliche Mcnrung stellen bann nicht zweifelhaft sein. Die Regierung jedenfalls mit allen gesetzlichen Mitteln die Lett, willigen Bergleute schützen. Dir Forderungen dir drei Vergarbetter- vrrdände in: Ru Herr vier. Man schreibt uns: Unter den 10 von den Bergarbeiterverbänden der Zechen des Ruhrrcoiers eingcreichten Ford, run interessieren vor allem die ersi« und die dritte: Er- höbung der Löhne um 15 Pro-, und Verkürzung der Schicht-ctt auf 8 Stunden l»w. bei Temperaturen von -s- 22 Grad Celsius auf 7 Stunden einschließlich Ein- und Ausfahrt. Welche Bedeutung uns Tragweite dies« Forderungen haben, zeigen folgende Betrach tungen. Die Jahreslohnsumme aller Bergarbeiter einschl. d«r Versicherungsvertrag« beläuft sich unter Zugrunde, lechrng der Lohnhöhe im vierten Vierteljahr 1911 auf rund 571 Millionen Matk. Eine Lohnerhöhung von 15 Proz. würde also einer Mehrausgabe von rund 85,65 Millionen Mark gleichkommen und die Gesamt lohnsumm« auf rund 656.V5 Millionen erhöhen. Durch die Verkürzung der Arbeitszeit würde aber ein« wei tere sehr bedeutend« Belastung der Bergwcrksindustri« eintreten, von deren Höhe nachstehend« schätzungsweise Angaben «in im ganzen zutreffendes Bild geben dürften. Falls nicht di« Arbeitszeit zu lang ist, daß der Arbeiter überlastet und dadurch an der vollen Ent wicklung seiner Kräfte gehindert wird, muß ange nommen werden, daß «ine Verkürzung der Arbeitszeit «irre entsprechende Minderleistung zur Folg« hat. Eine Ueberlastuna der Bergarbeiter im Ruhrreoier kann man aber vei der heutigen Schichtzeit von 8^ Stunden (einschl. Ein- und Ausfahrt) wohl nicht annehmen, um so weniger, wenn man briicksichtigt, daß hiervon außer der Zeit für Ein. und Ausfahrt noch bi« Zeit für Aufsuchung d«r Arbeitsstelle in der Grube und die Zeit für die Frühstückspause abzuziehen ist. Die allgemein« Verkürzung der Schichtzeit von 8s/z Stunden auf 8 Stunden wurde somit eine Min derleistung von rund 6 Proz. zur Folge haben. Die Verringerung der Schichtzeit von 8 auf 7 Stunden für die Arbeitsvunkt« mit -f- 22 Grad Celsius würde für diese Punkte ein« weitere Minderleistung von rund 12 Proz. bedingen. Es fragt sich nun, wie groß die Zahl der Bergleute ist, die bei einer T mperätur von 22 Grad Celsius arbeiten müssen. Nach zuver lässigen Feststellungen beträgt bi« Zahl der Gruben mit Temperaturen zwischen 22 und 28 Grad Celsius 169 und die mit Temperaturen ülk^er 28Grad Celsius 28. Hierbei mich jedoch b«rücksichtigt werden, daß di«. Temperatur nicht in allen Teilen der Grube so doch ist. Auf keinen Fall geht dir Annahme zu weit, daß «in Drittel aller Bergleute bei Temperaturen von 22—28 Grad Celsius arbeitet. Für diesen Teil würde also nach den Forderungen der Verbände eine Min derleistung von 12 Proz. in Frage kommen, das macht im Durchschnitt der ganzen Belegschaft eine Minder leistung von 4 Proz. Die Gefamtminderleistung in folge der verlangten Cchichtvcrkürzung würde allo 6 Proz. und 4 Proz. gleich 10 Proz. betragen. Da diese Minderleistung nur durch Vermehrung der Be legschaft wieder eingcholt werden kann, würde sich die dadurch bedingte Erhöhung der Lohnsumme auf 10 Proz. von 656,65 Millionen Mark, also auf rund Skull, üa kommen sie! Jägerfreuden im Frühjahr. Tag und Nacht rüttelte der Südwind an den Dach ziegeln und stürmte um das ganze Haus und pfiff und heulte, bog die hohen Pappeln im Garten und machte sie schwarz und schwärzer. Den Schnee hatte er längst weggefressen und das Flüßchen hinter dem Garten damit angesüllt, so daß es ganz bösartig wurde, gurgelte, gluclste und schäumte und sogar die Wiesen bespie, — die aber lagen ganz ruhig, hi«ltcn den Atem an und dachten, daß nun etwas Desoickcrcs geschehen müsse. Acht Tage dauerte Lieser Kamps, den der erste Frühling mit germoiiisck^cr Kraft rn deutschen Gauen kämpfte — dann hatte er den ersten Sieg gewonnen. Gegen Morgen des neunten Tages wurde cs still«. Riddag, der Jäger, steckte, gewellt von der Ruhe da draußen, früher als sonst den Kopf aus dem Fenster und siche: der Frühling hatte den ersehnten Einzug gehalten. Ein leises Pfeifen und Jubilieren lam aus dem mächtigen Lindenbaum, der gen Osten und Süden das Haus beschirmte — Frühlingsgäste hatte der Sturmwind mitgebracht; die zurückgekehrten Stare begrüßten das alte Nest —. „Oho!" sagte er, „nun ist ,die Erste' nicht mehr allzuweit", und Weidmannsfrcudc leuchtete aus seinen Augen. Wie die Blume den Morgen und das Licht ersehnt, so sehnsüchtig erwartet der rechte Jäger den früb- jährlichen Schnepfe n st r i ch! Wenn der volle Mond seinen Silbcrglanz über die stille Heide aus gießt oder wenn wirbelnde Schneeflocken die nächst- stel-cndcn Tannenspitzen verhütten, immer steht er an dem alten Platz, auf dem schon sein Later und dessen Vater gestanden hat^ und wartet auf die erste. Da. wo das Schwarzwasicr in vielen Windungen durch Moor und Tann und Erlengcstrüpp hinfließt, wo es ganz einsam ist, und Wildenten und Bekassinen brüten — das ist der rechte Platz. Allabendlich bis die Sterne glänzen oder der Mond tiefe Schatten zaubert oder bis es schwarze Nacht geworden ist, u artet er auf die erste. Aber nicht Mordlust rst es, das ihn so zwingt, sondern er horcht auf das mächtige Erwachen des Frühlings in wintermüder Natur, auf das Rufen und Ringen, auf das Locken und heimliche Läuten, auf das Singen und Klagen — und das Veste ist es, was in der Brust mitklingt und mitklagt, und sich sehnt und den Menschen groß macht, weil er groß fühlt. Und die Flinte? Sie macht den Jäger zu einem Handelnden, macht aus dem träumenden Zuschauer 65,66 Millionen Mark stellen. Die beiden Forde- runaen der Bergarbeiteiverbande hätten also eine Mehrbelastung des Ruhrbergbaues von 85,65 und 65,68 gleich 151,3 Millionen Mark zur Folge. Das entspricht ort der Förderung des letzten Jahr«» von rund S1 Millionen Tonnen einer Erhöhuiia d«r Ge winnungskosten um 1,66 aus 1 Tonne Förderung. Kann der Ruhrbergbau eine solche Mehrbelastung tragen? Di« reinen Zechen, von denen allein genaue Zahlen -bekannt sind, haben in normalen Zeiten im Durchschnitt «in« Ausbeute von rund 1 .<t auf eine Tonne Förderung verteilt. Die am 1. April in Kraft tretende Kohlenpreiserhöhung des Syndikats wird den Gruben allerdings «ine Mehreinnahme von schätzungsweise 0,80 .tt auf 1 Tonne bringen. Nimmt man an, daß diese Me-hreinnahme dem Reingewinn in voller Hohe zugute kommt, dann würde sich der obengenannte Betrag auf 1,80 erhöhen. Dem steht aber die aus den Forderungen d«r Bergarbeiter sich ergebende Mehrbelastung von 1,86 gegenüber. Es würde also nur noch «in Gewinn von durchschnitt lich 0,14 <tl pro Tonne übrigbleiben. Das heißt: nur noch die besten Gruben würden mit einem kleinen Gewinn arbeiten, während eine sehr große Anzahl den Betrieb nur noch mit Verlust aufrechterhalten könnte. Es müßte also zu weiteren Kvhlenpreis- «rhöhungen od«r zu umfangreichen Stillegungen von Gruben kommen. O Im Oelsnih-Lugauer Kohlenrevier finden am heutigen Sonntagnachmittag vier Berg» arbeiterversammlungen statt, die sich mit den Stand der Lohnbewegung und der Antwort der Werksver- waltungen auf die eingereichten Lohnforderungen, event. einer weiteren Stellungnahme hierzu, befaßen werden. In Betracht kommen insgesamt zirka 10000 Bergarbeiter. Lohnbewegung in der Provinz Hannover. Haunooer, 9. März. (Tel.) Unter den Berg leuten der Bergwerke im Deister, vornehmlich der fiskalischen Werke von Barsinghausen uird Umgegend, ist gegenwärtig «ine Lohnbewe» gung im Gange. Di« Forderung erstreckt sich auf einen Arbeitsverdienst von mindestens 100 monat lich. Es ist beabsichtigt, die Forderung event. mit einem Ausstand, dessen Beginn auf den 15. März fest gesetzt ist, durchzudrücken. W- Zur Lage in England. Die Leistungen der Arbriterkassen Englands. Bis jetzt besticken sich infolge des Kohlenstreiks im ganzen 700 000 Arbeiter der verschiedensten Industrie, zweige in der Zwangslage, nicht arbeiten zu können. Am Sonnabendabend wurden die Kasten der ver schiedenen Arbeiterverbände zum ersten Male kn Anspruch genommen und recht beträchtliche Summen ausgezahlt. Von der Höhe der auszuzahlendcn Be träge kann man sich ungefähr ein Bild machen, wenn man berücksichtigt, daß außer den 800 000 Berg arbeitern, die bereits Untersiützungaus ihren Ge- wcrkschaftskasten erhalten, noch eine Reihe anderer Arbeiteroerbände in Betracht kommen, deren Mitglieder infolge des Streikes arbeitslos ge worden sind. Co hat beispielsweise der Steindruck arbeiterverband für 730 000 Mitglieder zu sorgen, die allerdings noch nicht sämtlich ohne Arbeit sind. D«-kkeiBlvrbeitevve<band zählt 380 000 Akktgfiedrr, der Mctallarbeiterverband 370 000 und verschiedene andere Arbeitcrverbänd» noch ca. 675 000 Mitglieder. Dir strsnlsch-franMilche Msrvkkolpmtmmg. In der spanischen Kammer bedauerte, wie aus Madrid gemeldet wird, Ministerpräsident Cana le j a s, daß sich die Regierung in der Marokkofrage nicht auf die Einmütigkeit des Landes stützen könne. Der Ministerpräsident verteidigte das Vorgehen der spanischen Arme« in Marokko und be glückwünschte sich, daß der drohende Konflikt mit einer großen Nation betreffend die Bergwerke im Ri'geblet vermieden worden sei. Canaiejas fügte hinzu: Wir werden in Marokko keine Verpflichtung übernehmen, deren Folgen das Parlament nicht voraussehen könnte. Wir sind nur nach Ekksar und Larrasch gegangen, weil die Umstände uns zwangen. Ich werde das Land nicht zu Ver pflichtungen führen, die seine Kräft« übersteigen und der«n das Land sich nicht mehr entledigen könnte. Spanien ist souverän, autonom und unabhängig, und wird es bleiben. Die Ausführungen des Minister präsidenten wurden mit lebhaftem Beifall ausge nommen. Die französisch-spanischen Verhandlungen scheinen jetzt in einem flotteren Tempo behandelt zu werden. Die technische Kommission hat nach einem Madrider Telegramm den ersten Teil der spani schen Vorschläge über die Verwaltung der marokkanischen Zölle angenommen. Der zweite weniger wichtige Teil steht noch zur Dis kussion, und es ist wahrscheinlich, daß er ebenfalls angenommen wird. Ferner hat die Kommission über die französischen Vorschläge der Finanzverwal tung Marokkos beraten. Voraussichtlich dürfte eine Anleihe für Marokko bewilligt werden. S Die Spanier in Marokko. Der „Temps" meldet aus Tanger, daß sich eine spanische Truppenabteilung in Stärke von 500 Mann bei Tetuan hinter dem Berge Dersa befinde. Wie es heißt, sollen diese Truppen dazu be stimmt sein, Chechaua zu besetzen. Der Stamm der Benis Pastan rüstet sich bereits zum Widerstande. Die Unruhen im Hinterlande von Agadir. Aus Mogador wird dem „Echo de Paris" ge meldet: Infolge der Verhandlungen des Vertreters des Sultans Eelulli mit den Stämmen, hat die Gärung, die seit einiger Zeit im Hinterlande von Agadir herrscht« und den Handel lähmte, auf gehört, O ' Eine tirue Maroklwdev.itte in der Kammer. Dre Besprechung der Interpellation über die auswärtige Politik wurde am Freitag in der Kammer fortgesetzt. Jaures bedauerte, daß Regnault erklärt habe, er werde das volle Protektorat über Marokko em- richten. Ministerpräsident PoincarS erwiderte, Regnault sei nur beauftragt, den Vertrag über das Protektorat unterzeichnen zu lasten. Jaures kriti siert« daim die maßlose und engherzig« Politik Del- cassös und die Marokkopolitik Clömenceaus und Pichons. Er ivarf Pichon vor, daß er die Beziehung zwischm der Marokko- und der Ngoko-Sangha-An- gelegewheit wicht bekanntgegeben habe. Poincarä unterbrach ihn und zitierte den Verhandlungsbericht der Budgettommistion, wonach Pichon und Briand auf di« inneren Beziehungen zwischen den beiden An gelegenheiten hingewiesen Holxen.. Dem widersprach "jedoch Piou, unterztützk von zwei anderen Deputier ten. Unter lebhafter Erregung der Kammer setzte Jaures dann seine Rede fort und bemerkte, wenn Deutschland und Frankreich sich tatsächlich mit der Ngoko-Sangha-Angelegenheit beschäftigt hätten, so hätte die Kammer davon unterrichtet werden wüsten. Er protestiert« dann gegen die Neigung der franzö sischen Minister, ihre Verantwortlichkeit zu vergeßen, wenn sie aus ihrem Amte geschieden seien. Die geheime Diplomatie sei die Ursache der Schwierigkeiten; wenn es nach Agadir zum Kriege zwischen Deutschland und Frankreich gekommen wäre, so würden die Völker wegen der Fehler einiger un geschickter und habgieriger Geldleute haben bluten müssen. fBeifall auf der äußersten Linken und auf verschiedenen Bänken.) Thalamas hielt es für erforderlich, den Besitzungen in Nordafnka «in« ge meinsam« Leitung zu geben und Ernest Roche ver langt«, daß die Geheimoerträge gesetzbich verboten würden. Die Sitzung wurde darauf geschlossen. — Wie verlautet, wird Justizminister Briand am kommenden Freitag auf di« Red« Jaures' antworten und darl«gen, daß er in der Budgetkommission voll« Aufklärung über den Zusammenhang zwischen dem deutsch-französischen Abkommen von 1909 und dem deutsch-französischen Kamerun-Kongo-Konsortium ge geben habe. Gleichzeitig werde Briand sich selbst und den Minister des Aeußeren in seinem Kabinett, Pichon, gegen di« Beschuldigungen verteidigen, daß sie ihre Nachfolger nicht über die Lage unterrich. tet hätten. — James kündigt heute in der „Huma- nite" eine Fortsetzung seiner Rede an, in der er das Verhalten der französischen Diplomaten seit Aga- dir, di« „unheilvollen Unklugheit en de Seloes' und die Verhandlungen Caillaux' er örtern werde. Der Krieg um Tripolis. Zvvvü Manu zum Schutze der Dardanellen. Die türkische Heeresverwaltung hat jetzt ihre Maßnahmen zum Sclprtze der Dardanellen gegen einen Angriff der italienischen Flotte beendet. Und zwar sind nicht nur die Befestigungswerke in jeder Beziehung in modernem Sinne ausgestattet worden, sondern es ist auch eine bedeutende Truppenmacht an die Dardanellen geworfen worden, durch die der Schub der Straße völlig gewährleistet wird. Wie berichtet, haben die Italiener bei einer Ver zögerung des jl-rieges in Tripolis und in dem Be wußtsein, daß sie in Tripolis voraussichtlich nicht Sieger bleiben werden, gedroht, den Krieg nach der Türkei zu verpflanzen. Die Bescksie- ßung von Beirut war bereits der erste Schritt dazu, außerhalb Tripolis den Krieg fort-usetzen. ES wird interessant sein, einige Einzelheiten über die Truppen stärke und die Anzahl der Geschütze zu erfahren, die nach den Dardanellen geschafft worden sind. Die gesamte Truppenmacht, die in den Dar danellen konzentriert worden ist, beträgt jetzt rund 30 000 Mann. Darunter befinden sich 12 000 Mann Artillerie und 14 000 Mann Infanterie. Die ein zelnen Forts sind mit 300 bis 3000 Mann belegt worden. Die Anzahl der Geschütze, die sich auf den Küstenforts jetzt befinden, haben eine höchste Höhe von 118 (nicht 200. wie von anderer Seite ge meldet wurde) erlitten. Unter den Geschützen be finden sich auf den Küstenforts 6 Kruppsche 35 Zenti meter-Geschütze, die imstande sind, auch einen scharfen Angriff zurückzuweisen. In der Meerenge ist die türkisclst Flotte konzentriert, die hier aus 1t Schiffen besteht. Das allgemeine Kommando über die Trup peumacht der Dardanellen hat Turgut Pascha er halten, der sich in Albanien aus^eichnete und für diese sclstvere Ausgabe die nötige Begabung besitzen soll. Es sind übrigens bisher noch keinerlei Schiffe zur Unterbringung von Minen versenkt worden. Es werden allerdings 12 alte Schiffe bereitgehalten, um im Falle eines italienischen Angriffes zur Sper rung der Dardanellen verwendet zu werden. Jetzt eine tzeUe freuüe I Vereitel e; Ihnen sicher, wenn : Ihre Anreigen tm Leiprlsier ; csgeblatt Ihnen eine Menge ; neuer »unüen rnsühren. :: : Inserate im Leimiger Lage- r Via« wirken stets; je mehr Sie » also inserieren, üesto mehr ; erfolge weräen Sie Haden. ; einen Herrscher in der Natur, die ihm jetzt dienstbar und eigen erscheint. — Der Morgen hatte nicht getrogen. Ein Sommer tag war es geworden und hatte Menschen und Tiere gewärmt. Das sang, pfiff, jubilierte und trillierte den garrzen Tag, zarte Mückenschwärme tanzten, weiß schimmerten die Birken und wiegten ihr schweres, dunkles Haar, und manches Schneeglöckchen, das schon unter dem letzten Schnee gewartet hatte, entfaltete die Blütenblütter und konnte sich nicht satt sehen, wie schön eigentlich die Sonne war. Gegen Abend verstummten die meisten Sänger und ängstig ten sich, daß sie vielleicht ein bißchen vorlaut gewesen seien, wahrend Riddag, der Jäger, der Jügerhorst zu schritt. Mühsam war der Weg und schier grundlos, — jeder Schritt ein Kampf! Aber er harte die Zeit gut gemessen; zwei Tabakspfeifen schafften es jedesmal. Als er unter der hohen Erle, seinem alten Stand, angckommcn war. glühte es um die dunkelgrünen Tannenspitzen, und Llchtwellc auf Lichtwette floß um die Stämm« und durch die Zweige und färbte die Schultern des flinken Wassers dunkclrot. Und gegen über stieg silbern-grünlich die zarte Mondenschcibe in den Aether, und immer Heller wurde sie, je mehr das Glühen und Gleißen da drüben schwächer wurde. Plötzlich duckten sich die Tannen, rückten nah zu sammen und standen schwarz und drohend. Der Drossel Lied verstummte. Klizzend flog sie ein paarmal hin und wieder, dann ging sie schlafen. Nur das fleißige Rotkehlchen sang noch — ganz leise, zart und beinahe traurig, denn es dachte noch an die schlimmen Wintertage, an denen es sich bis ans Dorf gewagt hatte und um ein leichtes sich in dem Sprengel gefangen hätte, den Fritz in der Hecke bei der alten Kirche gestellt hatte — und heute hätte es wohl noch weiter gesungen, wenn nicht eine Eule mit schauer lichem „Huhu" scharf an den Stamm geflogen wäre, an dem cs saß. Nun ist es ganz dunkel am Boden geworden; auf dem Wasser kringelt schon das Mondenlicht. — Jetzt ist es Zeit, nun müssen sie gleich kommen. Der Jäger horcht mit gespannten Sinnen. „Quorr, quorr" klingt cs leise — eine Blutwelle schießt ihm ins Gesicht: bringt gleich der erst« Tag Dianens Gunst? Fest hält die Hand den Kolben umspannt und die Augen suchen am Himmel; „guorr, quorr" tönt's wieder. Dickst bei ihm — am Schwarzwasser kriecht eine dicke Kröte, die sein« fiebernden Sinne getäuscht hat. „Immer wieder die häßliche Kröte", sagte er leis«, „wie manches Jahr hat si< mich ae- täuscht!" — „Zflwitt, zfiwitt" tönt » scharf und eilig, während seine Augen noch die unsickstbave Kröte strafen — die Flinte fliegt an die Wange — aber er ahnt „die Erste" nur noch, die in dem Zauberkreis der Tannen verschwunden ist. — „Huhuhubu" höhnt der Waldkauz — dem Jäger schmerzen die Augen, auf einmal ist es für ihn Nacht geworden, und mühsam wandert er heimwärts; aber hosfnunasfreudig! „sie sind da, sie sind da" sagt er leise vor sich hin. Im Frühling ist Kampf, und der Kampf ist wechselvoll. Bald nach Mittcrmacht, als der Mond untcrgegangen war und es ganz finster und ruhig war auf der Heide, schickte der Winter den Oftwino aus, zum heimlichen Uebcrfall des Frühlings. Schwer und schwarz jagten die Windesreiter über das Land. Der Wald ächzte und stöhnte, die Eulen schrien und die kleinen Sänger blusterten sich auf und ängstigten sich. Lampe, der Hase, bettete sich auf der Westseite der kräftigen Föhre und schob sich dicht an den Stamm; alles war unzufrieden, nur Reineck« Fuchs war guter Laun« und meinte, daß ihm wieder die Tafel gedeckt würde. So blieb cs den ganzen Tag bis gegen Abend! Da hatte der Lenz wieder die Oberhand. Der Jäger stand wieder an seinem Platze. Heute ist es still draußen. Dickst unter dem Mond schiebt sich eine mächtige Wolkenwand bin. schier unendlich — und immer saßt ein breiter silberner Saum sie ein. Da — aus weiter Fern« hallt ein Schuß — domm! noch einer! 's ist wieder Zeit! „ssisti-quorr", hinter den Erlen kommen sie her, die Vögel mit dem langen Gesicht, gerade auf ihn zu — nein, sie biegen wieder ab, jetzt sind sie wieder näher^ di« Flinte fliegt hoch — donim! — ja, sie sind längst in den dichten Erlen verschwunden, in deren wirre Kronen sie pfeilschnell hineinschicßen. „Quorr. quorr" tönt's hinter seinem Rücken, und wieder beantworten sie das Hochreißen der Flinte mit einem Herabstürzcn in die Erlen — der Jäger kam gar nicht zu Schuß! Aber da! st« ist wieder draußen — ein bißchen weit, aber es geht! domm! sie dreht sich ein paarmal, dann fällt sie weich und langsam zu Boden. Die klug«, stichelhaarige Hündin hat es wohl gesehen, daß dre Schnepfe gefallen ist, und richtet sich fragend auf: soll ich sie holen? „Warten wir noch" bedeutet sie ber Jäger, dort, vor der einzelnen hohen Dirke muß sie liegen! — In wenigen Minuten ist es zu dunkel geworden. Nun suchen sie beide, der Jäger und die Hündin, diese läßt, es aber nicht bei der Birke, sie ist viel weiter und kommt auf da» Rufen nur widerwillig. Der Jäger folgt ihr, und gute 30 Schritt weiter kratzt und wühlt die Hündin an dem etwas unterspülten Wurzelwerk einer Erle. Vorsichtig greift der Jäger in das Dunkle — da spürt er etwas Warmes, Feder weiches, und jubelnd hält er sie in seinen Händen — „die Erste". Kunst unü Mllenkchsft. * Die Intendanz der Städtischen Theater teilt uns mit, daß Herr Professor Dr. Ritter Ernst von Possart gestern, Sonnabend, den 9. März, im Leipziger Schauspielhause nicht zum letzten Male aufgetreten ist, sondern demnächst (nach dem 1. April) noch zweimal im Neuen Theater gastieren wird. Zu diesem Gastspiel ist Ernst von Possart bereits vor längerer Zeit von Herrn Geheimrat Martersteig verpflichtet worden. Sein vorheriges Auftreten am Leipziger Schauspielhaus« ist nur durch ein Ent- gegenkommen des Herrn Geheimrats Martersteig er möglicht worden. Früherer Anfang im Neuen und Alten Theater. Kommenden Mittwoch beginnt die Vorstellung im Neuen Theater („Fliegender Holländer") bereits um halb sieb en Uhr, im Alten Theater („Nora") um sieben Uhr mit Rücksicht auf da» an diesem Tage stattfindetz.de Fest von „Bühne und Welt" im Kristall- Palast. Miniaturausstellung in München. Wie uns unser Münchner Mitarbeiter telegraphiert, wurde am Sonnabend mittag in München eine Mi- niaturausstellung eröffnet, die 1000 Werke der öster reichischen, englischen, französischen, italienischen, nordischen und orientalischen Meister umfaßt. Die Ausstellung zeigt zum ersten Male ein Bild der gesamten Miniaturkunst aller Länder. Di« Frau in der Astronomie. Wie ein Telegramm meldet, ist die 26jährige Edmte Chandon zur Hilis- astronomin am Parrser Observatorium ernannt worden. Fräulein Chandon ist die erste Frau, die eine derartige Anstellung erhält. Sie hat an der Sorbonne mit grogem Erfolg Mathematik und Astro nomie studiert. «Die Heilerfolg« des Salvarsans. Paul Ehrlich, Friedrich Kraus und Arthur von Wassermann sind die Herausgeber eines neuen medizinischen Organs, der Zeitschrift für Chemotherapie und verwandte Gebiete, die jetzt al» Fortsetzung der b'olm 8vrolog;>oL ,u erscheinen beginnt. Sie soll in zwanglosen Heften Originalartrkel und Referate dringen. Das erste Hest enthält eine umfassende internationale Uebersickt über die bisherigen Heil erfolge de» Salvarsans.
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