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Noktzen Zahlt Hitler Schinkungssteuer? Unter dieser Ueberfchrist macht das „Berliner Tageblatt" daraus aiisinerksain, das« die Zuwendungen, die die Hitler- Bewegung zweifellos von privater Seite erhält, „Schenkungen" im Sinne des Gesetzes sind. Aus Grund dieser Erwägung fragt das Blatt: „Sind die sicherlich sehr erheblichen Zuwendungen, die Hit lcr oder seine Partei, woher auch immer, erhält, ordnungsmntzig als Schenkungen bei der Zinanzbchörd« deklariert und versteuert worden? Ist der Steuerfiskus, der cs sonst so vortrefflich, ver steht, auch wenn cs sich nur um Pfennige handelt, seine Rechte geltend zu mack)eii, hier wachsam genug gewesen, den Steuer anspruch des Reichs durchzusctzen? Das; es sich bei der Subven tionierung der Hitler-Partei durch private Kapitalisten um steuerpflichtige Zuwendungen im Sinne der Schenkungssteuer- vorschristen handelt, kann keinem Zweifel unterliegen. Nur Zu wendungen an gemeinnützige Institutionen sind schcnkungs- steuersrei. Aber als gemeinnützig dürfte ia wohl die Finanz verwaltung die Agitation Hitlers kaum anschen. Vielleicht gibt das Münchener Finanzamt Auskunft darüber, was geschehen ist, um Hitler gegenüber die steuerlichen Interessen des Staates und damit die Interessen der (Gesamtheit zu wahren." Das sind sehr indiskrete Fragen. Aber das Blatt wird schwerlich eine andere Antwort darauf erhallen, als das, die NSDAP, keine privaten Zuwendungen erhalte, das, sie nur van den Mitglieder-Beiträgen und Bersammlungseinnahmen lebe und das, sie daher auch keine Schcnkungssteuer zu zahlen habe. Behauptungen, die autzerhalb der NSAP. heute wohl niemand mehr glaubt. . . . „Ein überholter Entwurf." Eine unterstehende Korrespondenz hatte dieser Tage den Entwurf einer Notverordnung veröffentlicht, der angeblich die Grundlage für die am Dienstag erscheinende Notverordnung über die Neuregelung der Sozialversicherung sein sollte. In diesem Entwurf hies, es u. a.: „Die Reichsregierung wird ermächtigt, im Hinblick aus die gegenwärtige Not des deutschen Volkes zur Erleichterung von Wirtschaft und Finanzen, zur Vereinfachung und Verbilligung von sozialen Einrichtungen und zur Erhaltung und Vermehr»»!-, von Arbeitsgelegenheit t. die Vorschriften ül>er die öffentlich rechtliche Versicherung für den Fall der Krankheit und des Un falls, der Arbeitslosigkeit, der Berussunfähigkeit und der Inva lidität zu ändern. Die Ermächtigung erstreckt sich insbesondere auf Umfang. Gegenstand und Träger der Versicherung die äutzere und innere Verfassung der Versichcrungsträger und Vcr- sscherungsbehördcn, das Verfahren und die Ausbringung der Mit tel, die Verwaltung und die Wirtschaftsführung. Die Ermächti gung gilt entsprechend für die Ersatzvcrsicherung. Mit Recht wird dazu bemerkt, das, die Verwirklichung eines solchen Entwurfs die Aushebung der gesamten deutschen Sozialvcrsick>crung bedeuten würde. Als Entgegnung auf die heftige Kritik, die anfchlictzend an diese Veröffentlichung in der Linkspresse geübt wurde, sah sich die Regierung veranlass mit- zutcilcn: Es handle sich nur um einen „überholten Entwurf", der inzwischen fallen gelassen worden sei. Das wollen wir gerne glauben, denn die Durchführung eines solchen Planes würde beute unabsehbare Folgen haben. Das; ak>er ein solcher Entwurf oer jetzigen Ncichsregierung über Haupt vorgclegt werden konnte, ist immerhin bezeichnend genug. Staatsoper. Fritz Busch dirigierte Mozarts „E o s i sau tutte", prickelnd und schwungvoll und mit dein musikalisch geistvollen Einschlag, den das entzückende O»i«rnwerk in rei- cku:m Atatze atmet. Demzufolge wurde auch die Oper besonders flott und temperamentvoll gesungen, wolwi das kapriziöse und kokette Spiel der Frauen und das derbkomische der Männer rollen, durch Staegemanns launige Spielleitung aeweckt, eine stimmungssördernde Stütze bat. Gleicherweise hüllte die Staatskapelle Mozarts »nsterbtick>e Musik in ein duftiges Filigrangewand, so das; die impulsiv« Ausführung bei dem gut besetzten Hans stärksten Widerhall Irervorrief. Als „Fiordiligi" hörte man Editha Fleischer, die die Partie schon srülrer an dieser Stelle gesungen hat. Der Reiz ihres feiukulitvierlen, glitzernden Koloratursoprans fesselte ebenso stark wie die ge wandte, lebhaft gefärbte Darstellung. Di« lebendige Charakteri sierung der „Dorabella" iegt Margit Dakar begreiflicherweise viel günstiger als das Nachschaffen einer „Venus". Man sollte diese Künstlerin daher nicht in eine Nolle stecken, die ein beson- Kampf und Sieg -er Diaspora Pfarrer Beier (Leipzig) auf dem Katholikentag in Essen Ueber die F e st v« r s a in m ku n g des Bonifatius- Vereins in Essen ain 1. September, über die wir schon kurz berichtet haben, geht uns noch die folgende eingelpend« Schilde rung zu: Nuntius Cesare Orsentgo sand in der Festvcrsammlung des Bonifatius Vereins I>«r,zlick;e Worte der Anerkennung und des Dankes sür die Reich Gottes-Arbeit des Bonifatius Ver eins, dessen apostolisches Wirken er mit dem Apostolat Johan nes des Täusers verglich, der in der Wüste die Wege des Herrn bereitet«. Mittelpunkt der Feier bildete die Rede des Diaspora priesters Pfarrer Wilhelm Beier (Leipzig-Gohlis), die wiederholt von reichen» Beifall unterbrochen wurde. Er führte aus: Ein Stück Urchristentum an Glanbenscgeist und Glaubens eifer ragt in die deutsche Gegenwart. Drautzen in der Diaspora lebt es und wir erlebten es mit in dieser Rede des Pfarrers aus der Diaspora Grotzsladt. Der Schauplatz ist Sachsen. Noch ist 'Vorkriegszeit. Das aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts überkommene Staatskirchentuin in voller Blüte. Jede Anstel lung eines Geistlichen, jeder Kirclgenbau, selbst die Einrichtung eines Missionsgottesdienstes für eine zerstreut« (gemeinde be darf ministerieller Genehmigung. Im Weltkrieg noch, als un- I-re Soldaten gleich tapfer und lzeldenhast für das Vaterland sterben, verweigert man in Sachsen katholiscl>en Gottesdienst, nimmt den Schlotzkavlan mehrsach in Geldstrafe. der in der Ka- liello des Grasen Schönburg nutzer der Schlotz'amilie andere Katholiken am Gottesdienü leilnehmen lägt, verbiete! die Fron- lsichnamsprnzeision im abgeschlossenen gräflick)en Park als össenllirh. Katholische Kinder, die nicht an einem kothotisclien Gottesdienst teilnehmen konnten, werden in den protettonlisck».'n Gottesdienst gezwungen und mit erreichtem 12. Lebensjahr ohne iveiteres der protestantischen Religion zugeschrieben. So hat der Katholizismus in Sachsen bis zur Revolution gelebt. 'Mit der R e i ch s ve r f a s s u » g fallen die Fesseln Sie liedeulet für die Diaspora einen grotzen Sieg. Ordensleute kommen ins Land. Es fällt der beschämende Eid, den seder Priester leisten mutzte, niemals bei einem Jesuiten In Unterricht gewesen zu sein. Die ersten Volksmissivnen ohne staatlickg! Genehmigung werden gehalten. Priester eingestellt, Kirckien geballt und Gottesdienste eingerichtet Am 2-1. Juni 1921 ersteht nach 310 Jahren traurigen 'Versunkenseins das Bistum Meitze». Ein« straffe kirchlich«! Organisation mit 12 Erzpriester- sprengeln und 120 Seelsorgern in 02 Pfarreien wird auf gebaut. Rühriger Glaubenseise" steigt aus armdürftigen Notkrirch- lein. die in Gasthäusern. Kinos. Theatern anaeleg, sind, wo ein Wirt auss Ende drängt, damit seine Gäste Frühschoppen halten können. Aber auch weithin K'elsorgliches Trümmerfeld. In ge mischten Ehen, ««gelausten Kindern, glaubenslosen Schulen ist das Glaubensleben fast erstickt. Dazu in der Folgezeit hart« Kämpfe gegen eine glaubenslose Lehrerschaft und ein feindseliges F re i d e n k e r I u m um die ka- Iholisckn! Schule. Rcichsversassung und Reichsgericht ist es zu danken, das, als einzige konfessionelle Schulen noch die katho- lisck>en lrestehen. Immerhin mutz noch fast die Hälsle der katho- lisck»en Kinder Sachsens nichlkathvlisckw Schulen besuchen Auch offene Glaubensverfolgungen von selten sremdgläubiger Unter nehmer kommen noch vor. Gros; ist noch die deutsche Diasporanot. 30 90 000 katho- lisckie Seelen gehen noch jährlich in ihr linier. Ein Fünftel bis «in Viertel aller deutfcher Katholiken leben heule in der Diaspora. Um sie zu betreuen, bedarf es noch vieler Priester, vieler Kirck)en. vieler braver Psarrpslege- rinnen, die soviele Kinder in der Religion ihrer Väter unter richten, aber auch vieler Heiser im Geltet und Almosen. Da ist am allen Bonifatius Verein die Kinderhils« ausgewachsen. Kn Iholische Pslegersamilien in katholischen ('legenden nehmen oft sür ein halbes Jahr ein Diasporakind auf, damit es einmal ka tholisck^ Lust atme. So kamen 11 Kinder von Leipzig nach Eupen, und ti von ihnen mutzten noch gelaust werden. All diese Not, dieses Kämpfen und erbitterte Ringen um die Seelen stieg in den Worlen von Pfarrer Beier aus einem erlebnisreick>en Priesterherzen zündend auf und wurde für di« Teilnehmer der Versammlung zum Vorsatz der Hilfe. deres Formal fordert. Als Dorabella" gab sie sich gesanglich und darstellerisch ganz entzückend. Die schalkhafte, verschmitzte Despina" sand in Maria Elsner eine tresslicku: Vertreterin. E r m o l d. Hirzel und Sckössler fügten sich in den Nah men der geschlossenen, seingeschlisfenen Vorstellung mit bewähr ter O.ualität ein. —Ist — „Jagt ihn — ein Mensch!", das neue Stück von G. F Kol - Ken bei» er, kam am Sonntag im Staatlichen Schau spielhaus Drcsd e n wr Uraufführung. Das Stück schildert den Kampf eines Eifindcrs gegen die Selbstjncht von Unter nehmern, Arbeitern und Konlnrrenten. Ein Gemalteflekt — Zerstörung der neuen Maschine schließt das in langen Dialogen ausgcbante Stück ab Die ausge'eichnete Ausführung unter Gie lens Spielleitung vermochte dem Werke nicht mehr als einen Achtungsrrsolg zn erringen. Ein ausführlicher Bericht über die Ausführung folgt. —Ist— Okemnitr, Ivictzau, Plauen Politisch»« Auseinandersetzung. — Ein Schwerverletzter. Chemnitz, 5. September. Im Anschlutz an eine national sozialistisch»« Kundgebung, in deren Mittelpunkt eine Rede Gr« gor Stratzers stund, kam es am Sonntagabend in der Oftvor stadt zu eine»- Auseinandersetzung zwisch-n Nationalsozialisten und Kommunisten, in deren 'Verlauf ein Nationalsozialist durch einen Messerstich, in die .Herzgegend schwer verletzt wurde. Der Täler konnte noch nicht verhaftet weiden. Sächsischer Vcrkchrslag in Zwickau. Zwickau. Der Sächsische Verkehrsverband hielt Sonnabend und Sonntag hier den funkten sächsischen Vcrkchrslag ab. Rgch den einleitenden Vorträgen des Direktors P l a n i l; - Dresden und des Direktors Krüger vom Norddeutschen Lloyd in Dres den über SVerbungsfragen hies, ans dem Vegrntznngs« abend des hiesigen Verkehrs- und Verschönernngs Vereins im Hotel Deutscher Kaiser Oberbürgermeister Hol, die Teilneh mer in der Kohlen-, Industrie- und Schumann-Stadt Zwickau williommen. — Am Sonntagvormitlag sand im Schwanenschlotz- saale eine zweistündige Sitzung statt. Notlagung des sächsischen Baugewerbes. Annabcrg. Ter 'liezirksarbeilgeberverband sür das Bau gewerbe und der 'Verband der Innungen der Baumeister traten Sonnabend hier zu einer Noltagung zusammen, die aus allen Teilen des Landes gut beschickt worden war. Nachdem am Sonnalicnd die geschäftlick)«n Verbandsangelegenlieiten erledigt morden waren, sand Sonntag mittag eine Kundgebung statt, die völlig unter dem Zeictym der wirtschaftlichen Noi stand. Vruchleldende werden auf das heutige Inserat des Spezial bandagisten C. A. Steinberg, Freiburg i. Br., aufmerksam ge macht. Zillau. Selbstmord. Der 38 Jahre alte Bürger meister Ufer aus Olbersdorf wurde in einem Wagen des D-Zuges Hagen- Erfurt tot aufgesundon. Seit einem Jahr hatten sich bei ihn geistige Störungen bemerkbar gemacht; er hatte einen fünfwöchigen Urlaub erhallen, den er in seiner rheinischen Heimat verbrachte. Aus der Rückfahrt machte User offenbar in einem Anfall geistiger Umnachtung seinem Leben freiwillig ein Endel er stand seil 192-1 im Dienst der Gr« meinde Olbersdorf. I. Eisenbahnbeamtcntagung In Löbau. Am Sonnabeud und Sonnlag sand hier die 13. ordentliche Mitgliederversammlung des 'Vereins der vorm. Sächsischen Slaatseilenbahnbeamten statt, an dem über 200 Delegierte ans allen Teilen Sachsens teilnahmcn. In -einen Annen sieht mein Bild Roman von Peler Keinrtch Keulers (45. Forlskhung) (Nachdruck verbot na Foisset erblasjte augenblicklich, fasste sich aber im Nu und lachte, als wenn jemand einen schlechten Spas; erzählt habe. Virginia stutzte. Was war denn da z» lachen? Mit brennenden Augen beobachtete sie, wie Flösset den Brief unauffällig dein Buche und dem Umschlag entnahm, wie sein Blick an der Zeichnung des Zifferblattes hastete, wie seine Eesichtsiiinskeln sich strafften. Stumm steckte er das Dokument zu sich und begann in dem Reiseführer zn blättern. Dann fuhr er in der Unterhaltung mit der gleickoiiltigsten Miene i's „Und was hat Ihnen tm Haag visyer am besten ge fallen.'" „Oh, das ist schwer zu sagen", erwiderte Virginia, der ein Stein vom Herzen siel, „am besten haben mir bisher die Strastenbahnschafsner gefallen. Ich meine, sie verkör pern wie sonst nichts die Nationaleigenschast der Holländer, sie sind ruhig, freundlich, sonst uninteressiert; sie sehen gut aus, haben Manieren und sind immer sauber rasiert." Foisset holte umständlich eine dicke Brasil ans seinem duftige.! Lederetui und bat Virginia, ob er rauchen dürfe und ob er ihr mit Zigaretten einen Gefallen tue, dann wolle er bestellen. Virginia dankte zerstreut. Die kostbaren Ringe an den Fingern dieses Mannes nahmen ihre Aufmerksamkeit ge fangen. Was diese Finger taten, geschah mit einer unheim lich langsamen Ueberlegenheit. Jeder Finger schic» seinen eigenen Verstand zu haben. Als der blaue Zigarrenrauch sich in niedlichen Kringeln unter dem Schirin der Lampe zeigte und das Gesumme an den andern Tischen allmählich verstummte, wagte Virginia die Frage, was es denn eigentlich mit dem Zifferblatt ans sich habe. Sie könne doch unmöglich nur wegen dieser belanglosen Uhrmacherersin- dung nach Holland gekommen sein. Foisset tat nicht er- staunt, er schien diese Frage erwartet zu haben und lächelt« wieder sein unheimliches Lächeln. „Sie haben sich wohl mii diesem Zisserblaii die Zeit vertrieben wäkrcnd der Reise, wie?" „Das hies,«. eine Langeweile mit der andern tot schlagen", gab Virginia zurück." „Darf ich fragen, welches Ihr besonderer Interessen kreis ist?" „Wie meinen Cie das, Herr Foisset?" „Ob Cie die Kunst lieben oder die Politik oder die Technik, meinetwegen die Ctrastenbahnen, oder ob Cie ganz in dem Vcrusc der Krankenpslege ousgehen? — llcbri- ocns, in welcher Beziehung stehen Cie zu ihrer deutschen Heimat?" „Mein Vater war 'Chefredakteur der „Bavaria" in München; er ist vor einigen Monaten gestorben." Foisset rückte aus seinem Ctnhl näher, klopste die Asche seiner Zigarre ab und zeigte plötzlich reges Interesse. „Also sind Cie ein Iournalistenkind! Wie interessant. Auch ich war nämlich eine Zeitlang Journalist, nnd ich liebe dielen Verns heute noch leidenschaftlich. — Und was hält Ihr Herr Vater von diesem Kriege ?" „Ich sagte schon, das; mein Vaier gestorben sei." „Ach, entschuldigen Sie, das überhörte ich. Und Ihre Frau Blutter?" „Habe ich kaum gekannt." „Co, und sonst haben Sie auf der Welt niemand? Sind also Waise?" „Meine Schwester ist Sängerin am Münchener Hof theater." „Wie interessant! Und Eie? Haben Sie auch einen Beruf?" „Ich? Beruf? — Ich liebe meinen Georg!" Das Wort cntslog ihr so spontan, dos, Foisset in herzliches Lachen ausbrach nnd über den Tisch nach ihrer Hand greisen wollte. Virginia musste selbst lachen und zog ihre Hand „Sie wollten damit sagen, das, sic schleunigst heiraten, sobald Ihnen der Austausch geglückt ist." „Ia, und Cie ersehen daraus, wieviel mir daran ge legen ist, möglichst bald nach Paris zu kommen. Oder glauben Sie nicht an einen Erfolg?" „Mein liebes, verehrtes Fräulein Bach, soweit ich die Cache beurteile, hängt alles davon ab, wie Ci« sich in Paris einsiihrcn und — ob Ihr Herr Verlobter noch In Dem betreffenden Lazarett ist. Es wird von dem Wvtst- j wollen einiger Offiziere und verschiedener Herren der Liga abhängen, ob man Ihnen die Erlaubnis erteilt, sa weit in die Etappe vorzudringen. Dann hängt es van sehr vielen ! Umstanden ab, was mit den Verwundeten dieses Lazaretts geschieht. Ist Neuilln Diirchgangsstation. dann ikt cs leicht möglich, fa wahrscheinlich, das; man alle Verwundeten, die transportiert werden können, abschiebt, sobald an der Front irgend etwas los in. Es wäre nun schade, wenn Cie weiter blindlings die Reise sortsetstcn, ohne zu wissen, ob der Herr lich noch in Neuilln beiindet. Ich will ver suchen, von hier aus durch unsere Agenten in Paris Er kundigungen cinzuzichen. zumal es ja doch noch eine Weile dauert, ehe Cie Weiterreisen." Damit war die erste Unterredung mit Foisset zu Ende. Er entlief; sie lehr galant; es fiel Virginia jedoch auk, wie kühl und zurückhaltend er in der Unterhaltung um Schlüsse geworden war. Cie musste immer wieder an den Ausdruck seines Gesichtes denken, als er entdeckte, das; der Brief ge öffnet war. Und das Zifferblatt! War er nicht beinalie aufgesprungen, als er die rätselhafte Zeichnung vor sich sah?! Und wozu nun die Verzögerung in ihrem Reneplan? Virginias Unruhe war nickt unbegründet. Cie stei gerte sich noch, als Foisset am näckiten Tage nach dem Früh tück anrief und fragte, was Cie vorhabe, ob er sie ein Siiindchen spnzierensiihren dürfe. Virginia willigte ein. Sie hatte in dieser Stunde ein Verhör über sich ergehen zu lassen, dessen Ausgang war, das; sie gestand, den Bries selbst geöffnet zu haben. Nun behauptete Foisset lächelnd, aber bestimmt, nun werde sie ihm auch noch sagen müssen, ob der - Bries noch andere Dokumente enthalten habe, was mit dem Zifscrnblatt in seiner Abwesenheit geschehen sei, ob es einem Dritten zu Gesicht gekommen, photographiert oder irgendwie vervielfältigt worden sei. Virginia siel ans den Wolken. Im ersten Augenblick empsand sie nur die em pörende Zumutung, irgend cttvas veruntreut, unterschlagen zu haben. Foisset sah die flammende Nöte in ihrem Ge sicht und zog sich vor der Ehrlichkeit ihrer Entrüstung mit Entschuldigungen zurück. Cie könne es ihm aber nicht ver übeln, rvenn er sich ihre Aussagen erst von Antwerpen be stätigen laste. Virginia bestand darauf und blieb kühl nnd abweisend, als er einzulenkcn versuchte. Seine Einladung zu einer Autofahrt nach Delft lehnte sie ab. lJorlfctzung folgt).