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(kemnitr, ^vicstsu. plsuen 25 Jahre Gt.'Laurentius-pfarrlirche Mittweida Di« St.-Laurentius-G<in«inde in Mittweida begeht am II. September das Fest des 25jährigen Bestehens ihres Gotteshauses. Als innere Vorbereitung aus diesen Tag ist in der Woche vom 6.—1t. September durch P. Georg von Sachsen in Mittrveida eine religiös« Woche abge halten worden. Die Vorbcreitungsprcüiglen dieser religiösen Wort)«» sinden am 6., 7., 9. und 10. September, abends 7.30 Uhr, statt. Am II. September selbst findet sriih 8 Uhr Festhochamt und Gcmeindekommunion mit Festpredigt, nachmittags ii Uhr, Fest versammlung im Saale des Schillergarlens statt. Predigt und Festrede hält P. Georg von Sachsen. Der Bau der St.-Laurentiustirche ist seinerzeit durch den Vonisatiusvercin und durch grogherzige Spenden, u. a. von der Königin Carola, von der Baumwollspinnerei Mittweida und von Direktor Steinegger ermöglicht worden. Am 1. Juli 1906 erfolgte der erste Spatenstich, am 16. September des gleichen Jahres feierliche Grundsteinlegung, am 8. Sevtember 1907 die Weihs des Gotteshauses durch Bischof Dr. Schäfer. Vier Bergleute verschüttet Oelsnitz i. E. Auf dem Hedwigsckacht der Gewerkschaft Deutschland sind vier Bergleute durch Kohlenmassen verschüttet worden. Drei von ihnen muhten ins Lichtenstein-Gallenberger Krankenhaus gebracht werden, während der vierte nur unbedeu tende Vciletzunaen erlitt. Zwei andere Arbeiter erlitten Bein brüche und Prellungen. tz. Oelsnitz i. E. Uraufführung einer Oper in Oelsnitz i. E. Am Sonnabend gelangte hier ein« von dem Schulleiter Freier lwmponierte Oper „Gudrun" zur Urauffüh rung. Das Werb lehnt sich an die beliannte Gudrunsage an. Die Aufführung wurde fast ausschliesslich von einheimischen Spie lern und Sängern bestritten. Das Werk erntete freundlichen Beifall. Umfangreiche Klußregulierunqsarbeiten Awickau. Im Bezirk des Staatlichen Straßen- und Waf- ferbauamtes Zwickau sollen demnächst umfangreiche Straßen- und Userarbeiten usw. begonnen werden. Es ist u. a. an Regulierungsarbeiten an der Mulde und Pleiße sowie an einige Brückenumbauten, die sich infolge der legten Hoch wasserschäden notwendig machen, ferner an den Ausbau zahlreicher Straßen gedacht. Die Arbeiten, die zum Teil im Wege des Freiwilligen Arbeitsdienstes ausgesührt werden sollen, werden einen Kostenaufwand von etwa 350 000 RM verursachen, der zum größten Teil aus Reichs- und Staats mitteln bestritten werden soll. Zur Durchführung der Arbei ten sind etwa 30 000 Erwerbslosentagewerke vorgesehen. In Zwönitz soll mit Regulierunggarbeiten am Zwö- nihbachbett und am Bett des Kühnhaider Baches begonnen werden. Die Arbeiten werden von etwa 50 Arbeitsdienstwil ligen ausgesührt. Der Gemeinde Dorfchemnitz sind zur Behebung der letzten Hochwasserschäden an den Wegen, Brücken und Stra- ßenstützmauern an der Zwönitz vom Staat und vom Bezirks verband Stollberg 12 <100 RM als Beihilfe bewilligt worden. Mit den Arbeiten ist bereits begonnen worden. Zur Regulierung des W ü r s ch n i tz b a ch e s zwischen Pfassenhain und Harthau hat sich eine Genossenschaft gebil det, die in mehreren Orten Listen auslegt, in die sich Arbeits dienstwillige eintragen können. Wann hier mit den Arbeiten begonnen wird, steht noch nicht fest. tz Zwickau. (Erdichteter Raubüberfall.) Am 1. d. M. hatte, wie gemeldet, ei» Lokomotivheizer bei der Kriminalpolizei an- aezcigt, daß er gegen 1 Uhr abends im Auscnthaltsraum der Lokomotivhalle in Zwickau von drei Unbekannten mit Schutz- Parteikalender Werdau. Sonntag, den 11. September, Sprechabend: „Das Ar- lceitsbeschaffungsprograinm der Netchsregieruna und seine »nsickzere Finanzierung". — Redner: Wagner (Werdau). Von den OivisionS'Manövern in Ostpreußen General Hasse sim Auto ganz links) aus der Fahrt in das Operationsgebiet, In der Gegend von Elbina fin den setzt die groben Manö ver der ostvreuszisclcen Reicks- webr-Garnisoncn statt. Im Beisein des Neichsivebr- mtnistcrr werden sie von General Hoile, dem nun scheidenden Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I, geleitet. massen bedroht und eines Geldbetrages beraubt worden sei. Die kriminalvollzeilichcn Erörterungen ergaben, daß diese An gaben nicht stimmten. Der angebliche Uebcrfallenc mußte nach einem längeren Verhör zugcbcn, daß er den „Naubiibersall" er dichtet hatte. tz. Zwönitz. sNrandstiftung.) Am Sonntag sriih mar hier ein einstöckiges Holzhaus, in dem sich «in« Buchhandlung und ein Zigarrcnaefchäft befanden, vollständig niedergebrannt. Unter dem Verdackl der Brandstiftung sind inzwischen mehrere Per sonen verhaftet worden. Besit-er des krauses, das demnächst ab gerissen werden sollte, ist Kaufmann Ecke. Geyer. Wohnhausbrand. Im Einfamilienwohn- Haus des Kriegsinvaliden Giebel brach nachts Feuer aus, dem das ganze Gebäude zum Opfer fiel. Der Feuerwehr ge lang es nur mit großer Mühe, einige Möbelstücke zu retten. Die Brandursache ist unbekannt. Tetil-Schlichtungstammer tritt zusammen. Wie die Säch sisch Vöhmiscke-Korrespondenz von unterrichteter Seite erfährt, tritt die Schlichtungskammer, die den bekannten Lohnstreit in der ostjächsiscke» Textilindustrie entscheiden soll, am Donnerstag in Dresden zusammen. Bereits beute Mittwoch, sinden Ver handlungen für die rvcstsächsische Textilindustrie statt: sollten sie, wie man erwartet, ergebnislos verlaufen, so würde wahrscheinlich am Freitag die Schlichte, kannner für Westsachscn tagen, um auch für dieses Gebiet die Löhne neu sestzusetzen. 6u5 öer l_au5iir 50 Iabre Imker Bautzen, 6. September. Im Gasthof Nesckwitz hielt dieser Tage der Bienenzüchterrmrein unter dem Vorsitz des Kantors Birnich-Luga seine Hauptoersammlung ab. Im Mittelpunkt der Tagung stand ein Vortrag des Prosessors Dr. Leuscbel über das Thema „Was fordert die Notzeit von uns Imkern?". Die Zu sammenkunft der oberlansitzcr Imker war verbunden mit einer sinnigen Ehrung des Bienenwatcrs Andreas Mcrtink, der im Neshwitzcr Park seine 120 Bienenvölker betreut und in diese» Taaen aus eine fünfzigjährige ersolgreick-e Tätigkeit als Imler zurnckblicken konnte. Kantor Birnich beglückwünschte in herz lichen Worten den Jubilar, der auch vom Laudesvcrband Säch sische Imker ein warmes Begrüßungsschreiben erhalten hatte. ' Eine Jubiläumsausstellung mit der heurigen Honigernte sand viel Beachtung und Anerkennung. Die Veranstaltungen schlossen nit der Verlosung von zehn Schwärmen und fünf Königinnen, die der Jubilar aus seinen Beständen gestiftet hatte. Vergleichsverfahren über Wendisch« Volksbank A.-G. in Bautzen Nachdem die Wendisckz« Volksbank A.-G — Serbska Lu- dowa Banka — in Bautzen vor einigen Monaten die Zahlungen eingestellt hatte, ist setzt das gerichtlickze Vergleichsverfahren über ihr Bermözzen eröffnet worden. Zu Vertrauenspersonen sind di« Rechtsanwalt« Iustizrat Dr. Herrmann und Sickert, beider in Bautzen, bestellt worden. Bergleichstermin ist auf den 3. No vember angesetzt worden. St.-Marienstern. Ein dichter Stangen, und Balkenwald erfüllt »unmehr die ganze Kirche. Zur Renovation des Mittel schiffes wurde ein Cchwebegerüst eigens herqerlchtet. Zwischen dem Gerüst kann man schon das künftige Prachtgcwand erken nen. das das Innere zieren wird. Im oberen Teile wird überall Oelsarbe vern^ndct, um die Haltbarkeit der Malereien zu er- höhen, die srülzer unter der Feuchtigkeit sehr gelitten haben, die jetzt aber nachgelassen hat insolge der vor mehreren Jahren etn- geluniten Heizung. Für gedachten Zweck sind gegen 3000 Mark an freiwilligen Spenden nu'oebracht worden, für die sehr schad haften und eineuerungsbedürstigen Fenster bis setzt nur 1000 Mark. Deshalb konnte sich das Klostcrstift noch nicht entschlie ße», diese Arbeit in fest« Bestellung zu gebe». Es wartet ab. ob sich weiter« Spender für diesen notwendigen Sonderzweck finde». l Sohland a. d. Spree. Frei williger Arbeits dienst. Neben dem Iungdeutsckien Orden und dem Stahllrelm hat nun auch das Reichsbanner ein Barackenlager für Arbelts- freiwillig« in d«r O!<erlausitz errichtet, und zwar an der Tal senke bei Sohland. Es handelt sich nm Spreeregulicrungsarlrel- ten, wofür vorläufig etwa 50 Mann eingesetzt worden sind Man erwartet für di« nächsten Wackren noch weitere 50 Frei- willi-" kür deren Unterkunft elcenfalls schon gesorgt ist. vslrilz. Tragischer Unfall. Im hiesigen Werk der Vereinigien Intespinn.reien und -Webereien verunglückte der Heizer Max Rücker. Als er einen Behäller mit glühender Asche auf die Halde bringen mallle, trieb ihm ein plötzlich cintret>-nd»r Windstoß die Aiche ins Gesicht und an den Kör- p^. Rücker erlitt schwere Brandwnni r.i und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Der Unfall ist umso tragischer, als der Berungliickte nach langer Arbeitslosigkeit wieder Arbeit gefunden und erst seit einigen Stunden gearbeitet hatte. In -einen Augen sieht mein Bild Roman von Peler Keinrich Keulers (47. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) „Gut, so ziehen Sie meinetwegen. Aber das bitte ich mir aus, wenn Sie einmal nicht wissen, wo aus noch ein, dann kommen Sie zu mir. Wenn ich nicht hier im Haag bin, finden Sie mich in Rotterdam oder in Antwerpen bei van der Lee — In Dover erhalten Sie ein Verzeichnis der Lager, in denen sich verwundete deutsche Offiziere auf halten. Sie haben einen Monat Zeit, diese Lazarettes aufzusuchen. Zwischendurch erledigen Sie die beiden andern Briefe. Anfang Februar müssen Sie von Dover nach Calais zurück. Vom 5. Februar an werden Sie in Paris erwartet. Melden Sie sich bei Herrn Ptssard, Paris, rue Gambetta 3. Pissard erhält genaue Informationen; er wird es ermöglichen, daß Sie Neuilly besuchen." Die sachliche Art, mit der Foisset sprach, und die klare Linie, die er ihr zu ihrem Ziele hin vorzeichnete, versöhnte Virginia einigermaßen, so daß sie sich seine Hilfe gefallen ließ, als er ihr in Hoek van Holland ans dem Wagen und ins Schiss hals. Als er beim Abschied nochmals bat, sich an ihn zu wenden, wenn sie in Bedrängnis sei, stimmte sie zu und erwiderte seinen Händedruck mit herzlicher Dank barkeit. Als das Schiff, von mehreren Torpedobooten be gleitet, in See stach, winkte sie ihm zu, bis die Küste ihren Augen entschwand. x. Es ging schon auf das Ende des Monats Februar zu, als Virginia in Paris eintraf. Sie war durch England geeilt und hatte überall das gleiche Bild gesehen: Soldaten wie Lasttiere bepackt, verfrachtet zwischen Elend und Jammer. Die Stadt Paris kannte sie aus der Zeit vor dem Kriege, da sie mit Ihrem Vater nicht selten wochenlang dort Wohnung genommen hatte. Nun war dieses Paris nichts als ein großes Heerlager, al» ein Knäuel Menschen, die in dumpfem Zwange «in schwere» Joch auf sich trugen. Die Unruhe saß dem Mädchen in den Gelenken. Di« Hast, nirgends zu spät zu kommen, und die Angst, irgendwo entdeckt und zurückgewiesen zu werden, hatte sie mißtrauisch und scheu, aber auch rücksichtslos gemacht. Wer ihr weitcr- half, war willkommen, was sich ihr in den Weg stellte, mußt umgangen oder überlistet werden. D Sie gab dem Chauffeur am Bahnhof Anweisung, auf dem nächsten Wege zur Gambettastraße zu fahren. Dort war das Büro der Liga. Unterwegs rechnete sie aus, daß es ihr vielleicht noch vor Abend möglich sei, nach Neuilly zu fahren, vorausgesetzt, daß sie den Chef der Zentrale antresfe, der ihr den Zutritt zur Etappe verschaffen mußte. Der Inhalt der Briese war ihr gänzlich unbekannt, hatte auch nicht mehr genügend Reiz zur Neugier, nachdem ihr das Zifferblatt den Eindruck erweckt hatte, daß sie für eine Gesellschaft arbeite, die sich neben der an sich löblichen Ab sicht, wie sie meinte, noch mit ganz nebensächlichen Dingen befasse. Das Haus in der Gambettastraße machte zunächst den Eindruck, als sei es unbewohnt oder ausgestorben. Die Tür wurde von einem Soldaten geöffnet, der sich ihren von der Liga ausgestellten Paß ansah und hämisch lachte, als er ihr Gesicht mit dem Bild des Passes verglich. Es war ein abscheulicher Kerl mit roten Haaren und Som mersprossen. Seine Augen lagen zwischen geröteten, fast wimperlosen Lidern. Der Mensch gab sich Zeit, aus Vir ginias Frage nach dem Büro des Chess zu antworten, und ließ seinen Blick frech über ihre Gestalt gleiten. Erst als sie ihre Frage energisch wiederholte, nahm er eine Hand aus der Hosentasche und wies die breite, teppichüelegt« Trepp« hinauf. Im ersten Stock waren aus dem Flur viele weiße Türen, alle ohne irgendeine Bezeichnung. Hinter allen war es gleich still, nud niemand zeigte sich, den sie hätte fragen können. Mit einemmal geht eine der Türen aus und. heraus, tritt Graf Mongescu. Virginia stutzte; denn dieser „Gras" trug hier eine -französische Unisormhose, die zugehörige Jacke hing augenscheinlich im Büro und war nur durch eine leichtere, aber elegante Hausjacke vertauscht. Virginia erschrak im ersten Augenblick über die Vogelscheuchengestalt. Aber der Graf breitete seine Arme aus und geriet fast in Ekstase vor Freude über dieses Wiedersehen. Seine Stimme war noch wärmer, noch einschmeichelnder als in Gens, aber sein Mund w-r noch genau so dürr, sein Gesicht womöglich noch mumienhafter. „Endlich, endlich, meine Gnädigste!" ries er, „wir haben Sie schon seit vierzehn Tagen vermißt." Virginia sühlte seine feuchten Lippen auf ihrem Hand rücken und entzog sich ihm langsam. Ihr lag die Frage auf der Zunge, wieso er hierhin komme, und warum er in der Uniform stecke. Aber er ließ ihr dazu keine Zeit, nahm ihr den Mantel vom Arm, bemächtigt« sich des Handkoffers und öffnete eine der weißen Türen. Virginia trat in einen Hellen, mit kostbaren Möbeln ausgestatteten Raum. In der Mitte stand «in großer, mit vielen Akten und Briefen, mit geographischen Karten beladenen Schreibtisch, ringsum bemerkte sic eine aus vornehmen Salons zusammengestellte Einrichtung von Klubsesseln, Nauchtischchen, Sofas. An den Wänden hingen große Karten von den Kriegsschau plätzen. Modellzeichnungen aller Art. Der Graf setzt sich nicht in den großen Stuhl hinter den Schreibtisch, er schob Virginia einen Sessel näher, nahm ihr gegenüber Platz und bot ihr Zigaretten an. Virginia griff zu, um Zeit zu gewinnen. Der Graf sollte ihren Argwohn nicht bemerken. Mochte der Geck vor läufig in dem Glauben bleiben, daß sie gutmütig und unbefangen fei. Als die Zigaretten brannten, sah sich Virginia In dem Büro um und sagte: „Wissen Sie, Graf, das ist die erste frohe Stunde, seit dem ick Gens verlanen habe." „Gelt, da» hätten Sie nicht erwartetI" „Aber, nun sagen Sie mir nur, wie kommen Sie In diese Uniform, und was treiben Sie überhaupt hier in Paris?" Mongescu lachte über diese Attacke des ehemals so blonden und naiven Mädchens so herzlich, daß Virginia hcranssühlte, wie stark sie in ihrer Beziehung zu diesem Menschen gewachsen war. Wenn der Graf mit ihr ein unsauberes Spiel trieb, dann mußte er hier und in diesem Augenblick lwkenncn. Aber hinter der ledernen Haut aus der großen, vielfach gefurchten Stirn saß mehr Verschlagen, heit, als Virginia je einem Menschen zugetraut hätte. (Forstetzung totgt).