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Agrarrevolution in Spanien GMschSdtgnngslch« Enteignung dir spanisch«« Großgrundbesitzer. , Madrid, v. September. Di« Nationalversammlung nah» in der Rächt zum Freitag «t« Ergänzungsgesetz zue Agrarreform an, da, von größter Be- dentung ist. Der genau« Text de» Ersetz«» wird noch srstgrlcgt werden, doch bestimmt es, daß sämtlich« Landgüter der ehemali gen Granden von Epauie» entschädigungslos enteignet werden, Ministerpräsident Azana legte den Standpunkt der Re gierung dar und führte aus, daß es sich um eine revolutionäre Maßnahme handel«, die zum Wohl der Republik nötig sei. Spa nien müsse von Grund auf neu ausgebaut werden, und so sei es nicht zu vermeiden, daß soundsoviel« darunter leiden müßten. Doch sei auch zu bedenken, daß die gleichen Leute früher die Republikaner hätten leiden lassen. Die Opposition, die schärfsten Protest einlegte, ist zahlenmäßig viel zu schwach, um etwas aus richten zu können. Die sich im allgemeinen in gemäßigten Grenzen bewegende Agrarreform hat somit urplötzlich einen scharf revolutio. nären Charakter erhalte», um so mehr, als kürzlich erst brfchloffen wurde, daß die Landgüter der Putschteilnehmer ent schädigungslos enteignet werden. Jetzt werden auch die Güler solcher Personen vom Staate übernommen, denen keinerlei feindliche Haltung gegen die Republik nachgewiesen zn werden braucht. Ma» setzt nur voraus, daß sie selbstverständlich feind lich gesinnt seien. Veranlassung zu der neuen Gesetzesbestim mung ist der Putsch des Generals Sanjurjo. politische Führung aus dem Tageslicht des verfassungs mäßigen, also geschlichen Geschehens in das Dämmern wirklichen Kulissenspiels unkontrollier barer Kreise gleiten würde. Wir warnen davor, die augenblickliche, durch die ungeheure Arbeitslosigkeit ver ursachte Müdigkeit der Volksmassen aus- zuntihen zugunsten einseitiger Vorrechte! Ein solcher Versuch würde sich in vielleicht schon naher Zu kunft furchtbar rächen und nur dem Kom m unis m u s Wasser aus die Mühlen treiben. Man kann nnd darf in Deutschland keine Politik, auch gerade keine Wirt schaftspolitik nach dem Herzen jener Minderheitskrcise trei ben, die der Negierung bereits zu einer „Revolution von oben" ausdrücklich rieten. Solchen Zukunftsgefah ren will das Zentrum Vorbeugen, wenn es jede verfas sungsmäßige Möglichkeit prüft, um einen normalen Ab lauf der Dinge zu ermöglichen. Mag die kommende Woche bringen, was immer: dar über mag sich jeder klar sein, daß die Zentrumspar iei keinen V e r f a s s ü n g s b r u ch mitmachen wird, weder direkt noch indirekt, und daß sie gegen jeden Diktaturversuch ankämpfen wird, er mag mag mit Waffen oder mit Glacehandschuhen versucht wer den. Nochmals: wir warnen! Nationalsozialisten gegen Gräf cnb. München, IN. September. lE. MZ Ium Besuch des Reichslaaspräsidiums beim Reichspräsidenten schreibt die natio nalsozialistische Korrespondenz: Welche Entscheidungen der Reichspräsident auch treffen möge, die NSDAP, habe in den letzten Tagen keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie jedenfalls entschlossen sei, mit dem Volte für das Volk zu kämpfen Die traurig« Rolle, die der deutschnationale Vizepräsident Graef «spiel» habe, sei voin Reichstagspräsidenten selbst und seinen übrigen Stellvertretern hinreichend gekennzeichnet mord'n als di« Anmaßung einer bedeutungslosen Splittergruppe, deren ein ziger. höchst zweifelhafter Vorzug es sei, allein hinter der voin gesamten Volke abgelehntcn Regierung von Popen ru stehen. Diesem Vizepräsidenten werde wohl der Reichstag selbst die gebührende Antwort erteilen. Die vrüne Front beim Kanzler , Wie wir erfahren, hat der Reichskanzler Freilagmittag Hine längere Besprechung mit den Vertretern der Grünen Front gehabt. Auf feiten der Grünen Front waren u. a. die Herren Brandes, Fehr und Dr. Hermes daran beteiligt. Vertrauensmann in München München, 10. September. Die Bayerische amtliche Presfestelle teilt mit: Da sich bet der Reichsregierung das Bedürfnis herausgestellt hat, im Verkehr mit der Bayerischen Staalsregierung auch persön- Lche Fühlungnahme zu pflegen, wurde Legationsrat Dr. ßrhr. von Lersner als Vertrauensmann der Reichsre- tzterung in München bestellt. Seine Ausgabe ist es, zu be- Wmmlen Zelten und zu bestimmten Aufträgen der Recchsre- gierung in München zur Verfügung zu stehen. Ueber diese Berufung hat die Reichsregierung der Baye rischen Staalsregierung eine amtliche Mitteilung zugehen las- tm. Gronaus Wetterflug Tokio, 1V. September, v. Gronau mit seiner Besatzung wird noch saft eine Woche in Tokio bleiben. Gronau will am Ist. Sep tember den Atzüterslug nach Nagoya, einer Bucht an der Eiidküst« des japanischen Festlandes, starten. Von dort führt der Ssteg nach K a g o s h i m a, wo das deutsche Dornlerslugboot am Ist. September eintresfen wird. Kagoshima ist der letzte Stützpunkt für v. Gronaus Flug, über das ostindischc Meer nach Schanghai, an der Osttiist« Chinas, wo die Flieger am 20. Seotcmber einlressen wollen. Unfall eines norwegischen Konsuls in Dresden. Dresden, zv. September. Am Sonnabend vormittag gegen HZ!» Uhr wurde aus der SchloWraß« in Dresden der in Chri- ftianfand in Norwegen wohnhafte 60 Jahre alte norwcgiscl)« Konsul Axel Boysen der sich z. Z. aus einer Fahrt durch Deutschland bestndet, beim Ueberschrciten der Fahrbahn von einem Personenkraftwagen angefahren und zu Boden gerissen. Allem Anschein nach hat Konsul Boysen inner« Verletzungen davongetragcn. * Herriot hat ain Freitag den amerikanisck)«» Senator Reed empfangen. Die Aussprache galt dem Abriistungspro- blem. * Der Reichsverkehrsininlster empfing am Freitag di« Vertreter der Eiscnbahnergemerkschaflen, um mit ihnen die Frage der Entlastung von Eisenbahnarbeitetn zu besprect-en. " DI« Regierung von Peru lSüdamerika) ist zurück- aetreten. Frankreich anttvorlel allein England hat eine andere Meinung hinsichtlich Deutschlands Gleichberechtigung Miniskerral in Paris wtb. Paris, 1V. September. (Elg. Drahtber.) Das über den heute vormittag abgehaltenen Mlaisterrat au«gcgeben« Kommunique lautet: Die Minister sind heute vor mittag im Elyse« unter dem Vorsitz de» Präsidenten der Repu- blili Lebrun zusammengetreten. Ministerpräsident Herriot hat dem Ministerrat den endgültigen Text der Antwort unterbrei- tet, di« rr «och heut« an dir deutsche Negierung richten werde. Der Ministerrat hat dies« Antwort einstimmig gutgehelßen. Das gestern vom Foreign Office ausgegebcne Kommuni que über den Besuch des fronzösisci)en Botschafters beim eng- lisclien Außenminister zwecks Mitteilung der französischen Ant wortnote an Deutschland scheint hier etwas enttäuscht zu haben. — „tzkstit Parisien" folgert aus der Tatsack>e. daß der Beschluß, den franzüsiscijen Ministerrat für heute vormittag einzuberufen, kurz nach dem Besuch des französisck-en Botschafters im Foreign Office getroffen wurde, daß der französische Antworttext keine Aenderung erfahren iverde. Die Reichsregierunq werde eine unter alleiniger französischer Verantwortung gegebene Antwort erhallen. — „Pe t i t P a r i s ie n" bezeichnet es als so gut wie sick-er, daß die französisch« Antwort noch heute überreicht werden wird, und zwar höchstivahrsciieinlich dem deutsck-en Botschafter von Hösch. Die Verössenllichung des Schriftstückes werde höchst wahrscheinlich erst nach Kenntnisnahme durch das deutsch Aus wärtige Amt. d. h. wahrscl>einlich erst am Montag, erfolgen können. Ole Entente versagt London, 10. September. Die gestrige Mitteilung des Foreign Office, aus dem her vorgeht, daß die britische Regierung aus den französische« Wunsch, eine Art Mitverantwortung für die französische Ant ¬ wort auf die deutsch« Denlschrist zu übernehmen, nicht ringegan gen ist, sondern sich ihre endgültige Stellungnahme vorbehält, wird von den Blättern mit Zurückhaltung erörtert. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" führt u. a. aus: Die britische Regierung will sich ihre Stellungnahme vorbehalten, bis endgültig zutage tritt, ob die deutsch-französischen Besprechungen fehlgeschlagcn sind. Die britische Negierung wird vic Fortsetzung der direkten Besprechun gen zwischen Berlin und Paris begrüßen. London legt anscheinend den „Vertrauenopakt" nicht im gleichen Sinne aus wie Paris, sondern meint, daß er zwei oder mehr Signaiarmächien durch aus die Freiheit zu gesonderten Verhandlungen läßt, voraus gesetzt, daß di« übrigen Signatarmächtc angemessen über Ziel und Fortschritt der Verhandlungen unterrichtet werden. In einem Leitartikel der „Times"" heißt es zu dem deutsch-französischen Abriistungsproblcm die Entscheidung der britischen Negierung über ihr« Politik könne nicht mehr lange ausgcschoben werden. Hierauf zitiert das Blatt folgende mögliche Lösung des Problems: Menn ein vernünftiger Beweis dafür gegeben werden könne, daß Deutschland tatsächlich di« Absicht habe, das Seinige bei der Förderung des Völkerbundsideals europäischer Solidarität zu tun. dann sollte «ine Vereinbarung erreichbar sein, auf Grund deren Deutschland in begrenztem Maße alle Waffcnarten zuge standen werden, die vollbewafsnete Länder besitzen, während diese sich verpflichten würden, in einer bestimmten Anzahl von Jahren ihre Rüstungen dem deutschen Stand anzunähern. „DaIlyExpre ß" sagt in einem Leitartikel unter Hin weis auf das Versailler Abriistuiigsversprechcn. nach Ist Jähren ist es zu spät, ein Geschrei über „Vertragsbruch" durch Deutsch land zu erhebe». Der Versailler Vertrag ist von Frankreich und seinen Freunde» gebrochen morden, und das einzige, was sie jetzt tun können, ist, sich so gut wie möglich aus der Affäre zu ziehen. Lis NesormMne m PeezcheR wäre, als obersten Grundsatz in der Frage der Besetzung der Auster ein für allemal festzulegen: Ueber die Besetzung von Slaalsämtern wird allein von den zuständigen Ministern und nicht mehr in den Wcmdelgcingen und Beslcmralionsräumen der Parlamente entschieden. Die Ressortminister tragen auch für diese, wie für alle ihre Maßnahmen die Verantwortung: sie kann ihnen von niemandem abgenommcn werden, darum müssen sie auch Herr ihrer Entschlüsse sein. Die politische Zurückhaltung des Beamten ist eine Takt frage. Von ihm wird nicht eine Haltung erwartet, die aus der Sorge vor Maßregelung jegliches Bekenntnis zu einer politischen oder weltanschaulichen Richtung vermeidet. Eine ehrliche politische Ueberzeugung soll einem Beamten niemals zum Borwurf gemacht werden, wenn er im Dienst seine Pflicht erfüllt und sachlich und überparteilich seines Amtes waltet. Das deutsche Volk muß sich darauf verlassen können, daß sich jeder Beamte, an welcher Stelle er auch steht, Im Sinne der Verfassung, die er beschworen hat, als Diener des Staatsganzen und nicht einer Partei fühlt. Die Reformen bedeuten einen Anfang und gleichzeitig die Voraussetzung für die weiteren Maßnahmen. Der nächste weitere Schritt wird in der Vereinfachung der preußischen Zentralinstanz liegen. Wenn es gelingt, die Zusammenarbeit von Reich und Preuße» zu erhalten uud weiter ausjubauen, kann gerade in den Berliner Ressort» viel Doppetarbeil ver mieden werden: vor allem haben wir alle kein Geld für Ausgaben, die nur au» einem Gegeneinanderarbeiten zwi schen Preußen und Reich entstehen. Die Vereinfachung in der preußischen/Zentralinstan, ist nicht von der Einleitung der Relchsreform abhängig, auch hier können schon seht entspre- chende Maßnahmen getroffen werden: sie werden in Kürze folge. Brachts Rundfunkrede Berlin, 10. September. Reichskommissar Dr. Bracht sprach im Rundfunk zur Venvcsttungsreform iu Preußen. Dr. Bracht gab einen Ge samtüberblick über die Gründe, den Umfang und das Ziel der eingeleiteten Reformen. Die Verordnungen fußen auf einer monatelangen eingehenden Vorarbeit, die nach Anhö rung der beteiligten Provinzialbehörden bis ins Einzelne in den Ministerien geleistet worden ist. Es bestanden deshalb keine Bedenken, die Reformen durch Notverordnung in Kraft zu setzen. Das, worauf es jetzt ankommt, das ist die Schaf fung der Grundlagen für eine Vereinfachung des gesamten preußischen Staatsapparates. Die beiden Gebiete der Reform, die bis jetzt durchgefiihrt worden sind — die Auflösung von 60 Amtsgerichten und 58 Landkreisen sowie die organisatorische Neuordnung der allgemeinen Lcmdesvenvaltung —, sind nur ein Teilgebiet der großen Reform an Haupt und Gliedern, die in Reich, Ländern und Gemeinden durchgesührt werden müsse. Die Reform der Selbstverwaltung in Verbindung mit einer Re form des Finanzausgleiches bleibt als eine dringende Auf gabe der Gegenwart bestehen. O b e r st e r G r u n d s a tz für die gesamte Beamtenpoli tik — wenn ich dieses ominöse Wort einmal gebrauchen soll — muß sein: dieFähigkeit entscheidet, nichtdasPar- teibuch. Ich hätte die Beraniwortung für die Resonn der preußischen Verwaltung in sachlicher und persönlicher Be ziehung nicht übernommen, ich hätte mit den Reformen nicht begonnen, wenn ich nicht im Einvernehmen mit allen Mit gliedern der preußischen Staalsregierung fest entschlossen AnlounW des ungarischen Fsnanzmlnilters pz:ag, 10. September. Wie das „Prager Tageblatt" meldet, erlili der ungarische Flnanzminifler korany einen schweren Aukounsall. Der wagen de» Ministers, der mik seiner Tochter von pedobrad nach königgräh fuhr, fließ bei Kukklena aus einen personcnkrastwagen auf, dessen Besiher einen Bruch der Schädeldecke erlili und aus dem Transport ins Krankenhaus siarb: auch dessen mitsahrender Bruder wurde schwer verletzt, während der Minister und dessen Toch ter unverletzt davonkamen. Der Schosser des Minister» wurde verhaltet. Bluttat eines Marolkaners Paris, 10. September. Rach einer Meldung au» Rabat Hal sich bei einem französischen Posten bei Tarbat in Süd marokko ein schwerer Zwischenfall ereignet. Lin farbiger Unteroffizier, der sich im Zustand der Trunkenheit befand, bekam plötzlich einen Tobsuchlsanlall und feuerte ans feiner Dienstvisloie zahlreiche Schüsse ab. Zwei sranzösische Ossl- ziere, die den Tobsüchtigen zu entwaffnen suchten, wurden so schwer verwundet, daß sie bald nach ihrer Einlieferung in» Spital verschieden. Splnale Kinderlähmung aus NlUeu Stralsund, 10. September. In Pulbus auf Rügen wurde ein Fall von spinaler Kinderlähmung seslgeslellt. Um ein weileres Umsichgreifen dieser Kinderkrankheit zu verhindern, wurden sämtliche Schulen aus Rügen bis zum 1. Oktober ge schlossen. Mutter geht mlt drel Sluder» ins Kaller Berlin, io. September. Von einer Brücke in der Späth- Allee in Berlin-Britz stürzte sich gestern abend eine ZI jährige Ehesrau mit ihren drei Kindern in den Teltow-Kanal. All« vier konnten von der Feuerwehr nur noch als Leichen gebor gen werden. Aus hinterlassenen Briesen gehl hervor, daß die Frau die Verzweiflungstat verüble, weil sie sich und ihre Sinder schon seil längerer Zeit von ihrem Ehemann des Leben, bedroht fühlte. Die Festnahme de» Ehemannes ist veranlaßt worden. Paris verlangt Schn'dendeballe Nach einer Meldung des „Echo de Paris" ist sich die französische Regierung darüber schlüssig geworden, daß bis zu ' dem Fälligkeitstermin der polikischen Schuldrnzahlungen an Amerika am IS. Dezember wenigsten, di« Zinsen aus die be stehend« «apitalschnld bezahlt «erden sollen, während man den Amortisation»b«trag auf Ernnd der MoratoriumsNansel des franzöfisch-amerikanischen Schuldenabkommeno aulichieben will. Den Amerikanern würde eine solch« Mitteilung aus wahlpoli- tstchen Gründen ossensichtlich unerwünscht sein, «nd der Schiip- fekretär ist nach Washingtoner Meldungen In den Stand gcsttzt worden, anf Moratori»m»ansrag«n der rnropä- isch en Schnldnerländer vor dem IS. Dezember nicht mehr unbedingt zn bestehen. Di« Frage der amerikanische« Echnldenzahiungen würde damit über den Ter- min der in der zweiten Novemberwoche stattsindenden Präsi dentenwahlen hinansgrschoben werden, womit eine Regelung dieser auch für die Lausanner Beschlüsse bedeutungsvollen Frage nicht mehr bi» znm normale» nächsten Fälligkeitstermin zu er reiche» ist. Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Witterungsanysilhtcn. Zeitweise nusiriichcnde Winde aus Süd bis Weit Vorwiegend heiter. Allgemeine Temperolur- vechäiln.sie wenig geändert. Grwittcrariige siöcungen nicht aucgcjcklosicn.