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Eine „Volksspen-e Niobe" Der Flottcnbund deutscher Krauen und der Deutsche Flottenocrein erlassen sollenden Ausrus siir eine „Volkvspende Stiobe - : Ain 26. Juli hat ein unerwartetes und unentrinnbare« Naturereignis, wie es in unseren Breiten sonst völlig unbe kannt ist, die stolze „Niobe" unserer Neichsmarine in die Tiefe gerissen. Mit ihr 6!> deutsche Seeleute, die das Meer und ihr Vaterland über alles liebten. Am 22. August stand das deutsche Volk in tiefer Trauer mit den Hinterbliebenen und mit seiner Marine vereint an Särgen, die kostbarstes Gut bargen. Es darf aber bei dieser Trauer nicht alles enden. Das Wollen der 6g heischt Vollendung. Wie sie drangt weiter deutsche Jugend zum Meer und zur Wehr. Die Neichsmarine must die Arbeit an ihr so fort führ en können, wie der jähe Schicksalsschlag sie unterbrach. Ein neues Schiff soll erstehe», Das deutsche Volk selbst will cs für sich und seine Marine erschaffen — in einem Opfer, wie die Männer und Jungen der „Niobe" es verdienen, die ihr Leben im Dienst für Deutschland gaben; in einem Opfer, das der Welt zeigen soll, wie das deutsche Volk seine Toten zu ehren weist und wie es auch in seiner heutigen Zerrissenheit fest zusammcnsteht, wo sein Herz gerührt wird; ein Opfer, das beweisen soll, wie hoch und wert voll das deutsche Volk die Arbeit seiner Marine einschätzt, die geholfen hat, den deutschen Namen in allen Häfen der Erde wieder zu Ehren zu bringen; ein Opfer schliesslich, in dem der Wegen Landfriedensbruchs verurteilt Zwickau. In der Nacht zum 3>. Juli kam es in Miilsen- St. Niklas zu Zujammenstösten zwischen Reichsbannerleutcn und Nationalsozialisten. ÜVegen dieser Vorgänge hatten sich nunmehr vor dem Zwickauer Gemeinfamen Schöffengericht drei Reichs- bannerleule, di« an den Zusaminenstösten angeblich die Schuld tragen sollten, wegen Landsricdcnsbruchs zu verantworten. Das Bericht h>ell die Angeklagten für schuldig und verurteilte einen von ihnen, der übrigens auch in die bekannte "Waffenassäre ver wickelt ist und sich in Untersuchungshaft besindet, zu 7 Monaten Gefängnis. Die beiden anderen Angeklagten erhielten je 2 Ma nat« 2 Woche» Gefängnis. Wlire vcs veutschen Volkes erkennvar sein mag. km Verlangen nach Wehrsrciheit seinem grasten Führer zu folgen. Aus allen Teilen des deutschen Volkes kommt täglich neue Anregung zu solcher Volksspende — mit beson derer Stärke von den deutschen Frauen, die schon einmal der Marine aus freiwilligen Sammlungen ein Schiss schenkten, den Schoner „Frauenlob". Das Scknk« selbst ist 1860 in Taifun vor Japan gesunken — dl« moralische Wirkung dieser vaterlän dischen Tat aber hat alle Zeiten bis heut« überdauert. Der Flottenbund deutscher Frauen und der Deutsche Flotten-Verein «mpsinden es al» ihr« Pflicht, all diese au» hristem Herzen kommenden Gedanken und Wünsche zu einer krastvollen Handlung zusammenzusassen und das deutsche Volk zu einer „Voltsspende Niobe" aufzurusen. Eine groste Anzahl deutscher Frauen und Mütter aus allen Landesteilen und aus allen Berufen unterstützen diesen Ausruf. Auch die kleinste Gabe beweist die Zustimmung zu diese» Gedanken und ist herzlich willkommen. Spenden werden über Postscheckkonto „Volks, spende Niobe", Berlin 1266 06, Reichsbankgirokonto, von sämtlichen Banken, Neichsbankncbenstcllen, Sparkassen, Post- anstalten und sonstigen durch Aushang gekennzeichneten Stellen entgcgengcnomme». Zwei wettere Take bestallet Kiel, 27. August. Am Sonnabend wurden die bei Fehmarn geborgenen „Niobe"-Opfcr, Mnrineoberzahlmeister Schirmann und Kapitänleutnant Engel in dem gemeinsamen Grabe der „Niobe"-Gcbliebenen zur letzten Ruhe bestattet. Zwei Marine offiziere hielten die Ehrenwache. Abordnungen aller Marine truppenteile hatten am Grabe Aufstellung genommen. Die Trauerparade wurde von Angehörigen der Marineschule Friedrichsort gestellt. Als die Hinterbliebenen, geführt von Stationschef, Vizeadmiral Hansen den Begräbnisplatz be traten, wurde unter Trommelwirbel das Gewehr präsentiert. Unter den Trauergästen befanden sich die Admirale Schulze, Kolbe und Albrecht. Der evangelische Stationspfarrer Sonn tag hielt die Trauerrede und segnete die Toten ein. Nachdem dann drei Ehrensalven abgegeben worden waren, fand die Feier mit dem Lied vom „Guten Kameraden" ihren Abschlust. Kur rter l.su5ikr Bürgermeister verurteilt Privat- und Eemeindekassr In einem Tops! Vor dem Gemeinsamen Schöifengericht in Bautzen hatte sich, wie uns gemeldet wird, der vorläufig seines Amtes enthobene Bürgermeister Johannes Kilank aus Pastditz wegen Amts unterschlagungen zu verantworten. In der von Kilank vernalteten Gcmeindckasse fehlten bei einer am 1.1. September >931 vorgenommenen Revision 3591,31 RM. Der Angeklagte gestand vor der Staatsanwaltschaft ein, dast er im Sommer vorigen Jahres >006 RM. aus der Gemeinde kasse genommen hatte, nm seinem Stiefsohn damit auszuhelsen. Er hofft, das Geld bald wieder zurllckzuerhalten. Für das rest liche Geld habe er sich Vieh gekauft. In der Verhandlung vorm Schöffengericht gab er jetzt an, dast er seine eigenen Einnahmen in einer Kassette mit den Gemeindegeldern ausbervahrt und ver mengt (!) und aus dieser Kusse fortgesetzt Geld für seinen eigenen Bedarf und für die Ausgaben der Gemeinde verwendet habe. Seine privaten Einnahmen und Ausgaben habe er nicht aus gezeichnet. Schliestlich gab er seine zuerst gemachten Aussagen vor dem Staatsanwalt wieder zu. Bis jetzt hat Kilank .1665 RM. zurückerstattet. Das Gericht verurteilte ihn schliestlich wegen Amtsunterschlagungen zu der Mindeststras« von drei Monaten Gefängnis. Non der Aberkennung der bür gerlichen Ehrenrechte sah das Gericht ab. Bezüglich der Be willigung einer Bewährungsfrist will dar Gericht nach Gehör der Amtshauplmannschaft Entschliessung treffen. Ium Vergleichsverfahren -er Wendischen Bolksbanl A.-O. Wie wir erfahren, findet in dem bekannten Vergleichsverfahren der Weudisä)en Volksbank A.-G. in Bautzen ein« Gläubiger versammlung am II. September statt. Wegen Amtsunterschlagung verurteilt Vautzeu. Die Feriensiruskammer des Bautzener Landgerichts verurteilte nm Freilag den Tischler und Bandweber Otto Frömmel aus Ohorn wegen schwerer Amtsunterschlagung zu 1 Jahr Zuchthaus uns .'>0 Mark Geldstrafe. Frömmel hatte als Verwalter der Poststelle Gickelsberg amtlich vereinnahmte Gelder und Nachnahmebeträge in Höhe von über >06 RM. für sich verbraucht. Nm die Unterschlagungen zu vertuschen, hatte er Zählkarten vernichtet sowie unrichtig« Eintragungen in die Post bücher gemacht. s. Königswartha. (Einbrecher am Werke.) In der Nacht zum Freitag drangen unbekannte Einbrecher in die SVerkstatt von Friedemann ein und stahlen >00 Liter Benzin, zahlreiche Fahr radmäntel sowie einen grasten Posten Ersatzteile für Autos, Mo torräder und Fahrräder. Die "istertstatt wurde buchstäblich aus geraubt. Zum Wegschassen des Diebesgutes haben die Täter offenbar einen Krastwagen benutzt. ^kemnitr, rwicksu, PIsuen Chemnitz. Ausstellung „H aus, 5) e i m, Herd". Vom 1. bis 11. September w>rd in der ehemals Hartmann» schen Fabrik in Chemnitz vom Chemnitzer Hausfrauenverein eine Ausstellung „Haus, Heim, Herd" veranstaltet. In einer übersichtlichen Schau soll gezeigt werden, wie der Hausfrau zu rationellem Wirtschaften verhalfen werden kann. Zahl reiche namhafte Chemnitzer Firmen haben ihre Beteiligung zugesagt. Ferner werden u. a. eine Töpferei und eine Kunst- glasschleifere! in Betrieb gezeigt werden. Zwickau, ltz u t s b r ä n d e In Schönheide I. E. brach in dem der Firma Hunger Co gehörigen sogenannten „Schreiters-Gut" Feuer aus, dem das Wohnhaus mit ange bauter Scheune zum Opfer fiel Es konnte nur ein geringer Teil des Mobiliars gerettet werden. Das über hundert Jahre alte Wohnhaus war von sechs Familien bewohnt. — In Wildcnthal brannten das Wohnhaus und die Scheune des Landwirts Hugo Lauterbach vollständig nieder. 200 Zent ner Getreide, die sich in der Scheune befanden, wurden mit vernichtet. Durch den Brand find zwei Familien obdachlos geworden. Hier wir- die Mitteleuropa-Konferenz tagen Stresa (i"i Vordergrund), der herrlich gelegene Billen ort am Lago Maggiore. Die Konferenz von Stresa, an der Frankreich, England und Italien sowie die Staaten der Kleinen Entente teil nehmen, hat als Aufgabe, die Finanzlage der Donaustaa ten zu untersuchen und Mit tel und Wege zur Besserung der wirtschaftlichen Verhält nisse dieser Länder zu er wägen. In -einen Augen steht mein Bild Roman von Peler Heinrich Keulers (39. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) „Ich meist davon, Fräulein Vach. Wir haben hier schon manchen Fall aufgeklärt. Die Behörden arbeiten nur nach einem gewissen Schema. Etwas Gleichgültigkeit, sagen wir Herzlosigkeit ist auch dabei. Wir gehen mit groster Umsicht und Gründlichkeit, vor allem aver mit Liebe zu Wert. Wegen unserer Erfolge sind wir von den Behörden naturgemäst nicht gern gesehen und arbeiten sozusagen ge heim. Unsere Mitarbeiter, die alle ihren wirklichen Namen ablegen und von uns eine neue Bezeichnung bekommen, liefern uns das Material. Sie verstehen nun, wie wichtig es ist, dast unsere Aufträge nur vertrauenswürdigen Per sonen in die Hand gegeben werden. Ihre zukünftige Be zeichnung wird l. u 123 jein. Der Anfangsbuchstabe Ihres Namens wird zwischen die der Liga eingeschoben. Die Nummer 23 hat weiter keine Bedeutung. Natürlich wer den Sie von uns mit allem, was zu Ihren Reisen nötig ist, mit Pässen, Geleitbriesen und Geld, genügend ausge stattet. Ihre Geheimbezeichnung gilt nur für unsere Büros und ist selbstverständlich geheimzuhalten. So, nun wissen Sie vorläusig genug. Wenn ich Sie nun noch bitten darf, diesen kleinen Vertrag zu unterzeichnen, kann ich Sie für jetzt entlasse». Eie versprechen in diesem Vertrage nur, vast Sie sich gewissenhaft an die Vorschriften halten wollen, die Ihne» von uns mündlich gegeben werden." Virginia hatte nicht einen Augenblick Zeit, zu über legen. Das klang alles so einleuchtend, war im Grunde auch nichts anderes, als was der Graf ihr schon angeveutct hatte. Nur die Aeuderung ihres Namens hatte etwas Un heimliches. Es war ihr, als ob sie sich eine Maste vor binde hinter der ihr der Atem ansblieb. Dennoch unter schrieb sie das Blatt, das ihr das Mädchen uorlegte, indem <e? ihr die in Tinte getauchte Feder norhiell. „Meinen richtigen Namen ober . . fragte Virginia, indem sie den mit der Maschine geschriebenen Satz des Ver trages flüchtig durchlas. „Eewist, nur richtigen Namen. „L B l 23" ist nur zum mündlichen Gebrauch und darf niemals geschrieben werden." Als Virginia die Feder absehte, griff das Mädchen hastig nach dem Schriftstück, als sei zu befürchten, dast Vir« ginia es an sich nehme oder ihre Unterschrift bereue. Ge gen Abend sei der Ehes bestimmt zu sprechen. Er habe dann auch die von ihr mitgebrachten Briefe durchgearbeitet und könne ihr den ersten Auftrag genau beschreiben, erklärte das Mädchen nun wieder ziemlich kühl. Virginia erhob sich und dankte, ohne etwas von ihrem Wiederkommen zu sagen. Während das Mädchen sie einen ganz andern Weg durch das rätselhafte Haus hinaus geleitet«, über enge Treppen, durch einen Keller, über ein Schlafzimmer, dann durch eine Tapetentür, endlich wieder über einen engen Hof und durch einen gewöhnlichen, aber sauberen Gang zur Straste — stand es bei ihr fest: Hierhin kehrst du nicht zurück! Es dauerte fast eine Stunde, bis dast sie sich durch das Labyrinth enger Gassen und "Winkel zu einem Platz durch schlug, auf dem rings um ein Denkmal Droschken ausgestellt waren. Sie bestieg die nächstbeste und liest sich zum Ter minus zurückfahren. Von der Stadt sah sie wenig. Der niederländisch-belgische Städtetyp war ihr aus ihrer Pen sionatszeit bekannt. Sie hatte ihn damals langweilig ge sunden. Heute, in dieser Mittagsstunde, zog das Kriegs leben in der Etappe an ihrem Fenster vorbei: Kolonnen, Proviantwagen, bunt zusammengewürfelte Arbeitsabtci- lungen. Das Feldgrau herrschte vor. Aber es waren nur abgetragene, verwaschene, geflickte Anzüge und vebrauchte, müde Gestalten mit verdriestlichen Gesichtern. Sie sah das alles und wusste nicht, was sie mit diesen Eindrücken an fangen solle. Wo befand sie sich überhaupt? War das nicht alles wieder ein böser Traum? Nicht Heller Wahn sinn? Sie, "Virginia, die Tochter des Chefredakteurs Bach, fitzt mitten in der Etappe und arbeitet „international!" Das Pferdchen vorne am Wagen trottele langsam vor- märls, die Kolonnen zogen vorbei, der Wagen äch' e über das schlechte Pflaster, Von den Türmen der Skadt ging em Läuten über die Zinnen, von der Schelde her stieg dicker Kohlenqualm aus den Schornsteinen der Schisse auf, und alles tat so selbstverständlich das, was es tun musst«. Nur du, Virginia, du bist doch nicht an -einem Platz! Was willst du überhaupt hier? Suche demen Georg irgendwo in einem Lazarett, aber nicht im Doel. Was würde er lagen, wenn er dir in einer dieser Strasten entgegenkäme? Virginia hörte sich selbst zu, liest ihren Gedanken Rede freiheit und tat so, als sei sie gar nicht an dem interessiert, was ihr da durch den Kopf ging. Vor ihrem Hotel stieg sie aus, entlohnte den Wagen und wankte wie eine Nacht wandlerin am Hellen Tage dem Hoteleingang zu. Der Portier sah sie kommen und hielt ihr dienstbereit den Schlüssel zu ihrem Zimmer entgegen. Sie ging hinauf, schlost sich ein und überlegte, ob sie zu Tisch in den Gast raum gehen solle. Ihr Magen machte sich durch ein unan genehmes Knurren empfindlich bemerkbar. Die Muskeln an den Händen und dis Arme begannen zu schmerzen. Sie kannte diese Anzeichen einer nahenden Erschöpfung und sand bei angestrengtem Nachdken, dast sie seit 2-1 Stunden nichts Warmes mehr zu sich genommen habe. Also mnst man essen gehen, sagte sie zu sich selbst. Und ging in den Speisaal. Soviel Feldgraue sasten an den kleinen Tischen herum, dast sie schon gar nicht mehr darauf achtete. „Er" konnte sich ja hier unmöglich besuchen. Wer zivil gekleidet war, siel auf. Frauen sah man überhaupt nicht, nur einige Krankenschwestern, Damen in vorgeschrittenem Alter, wür dige Trägerinnen der Tracht, in der nun auch Virginia unter diesen säst. Sie nahm das Mittagsmahl, ohne eigent lich zu schmecken, ob es gut und schmackhaft sei, oder so schlecht und mager wie zu Hause vor ihrer Reise nach Genf. Sie war mit ihren Gedanken bald in Genf, bald in Mün chen, dann wieder in den garstigen Zügen nach Antwerpen, bald im Labyrinth im Doel, bald auf ihrem Zimmer oben im Hotel, wo eben die Mittagssonne zag hineingeschaut hatte. Es war, als ob ein fremder Wille sie beherrsche, als ob ihr eigenes Ich ausgeschaltet sei. (Forstetzung solgt).