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Sächsische Volkszeitung : 01.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193209017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19320901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19320901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-09
- Tag 1932-09-01
-
Monat
1932-09
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.09.1932
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Fuge von Z. S. Noch spielen. Der Dichter Theodor Däubler wird Mm Gedächtnis Otto Hettners und Maler Bernhard Kretzsckmar für die Dresdner Secession sprechen Zenirumsorlsgruppe Dresden vrerclen unet Umgebung Dresden lädt den Katholikentag ein Dresden, den 81. August. Oberbürgermeister Dr. Külz Hal an das Präsidium des Deutsckren Katholikentages die Einladung gerichtet, den nächst jährigen Deutschen Katholikentag in Dresden abzuhalten. Wir begrüßen diesen Schritt des Oberbürgermeisters von Dresden, den der Deutsche Katholikentag als einen Veioeis iür die Gastfreundlichkeit Dresdens empfinden wird. Zweifellos hätte es außerordentliche Vorteile, ivenn ein Deutscher Katho likentag auch einmal in der milteldeutsckren Diaspora abgehal ten würde. Wir würden uns von einem solcl»en Katholikentag« nicht nur einen Fortschritt im Sinn« des gegenseitigen Ver ständnisses der Konfessionen verspreclien. sondern auch einen Vorteil für Sachsen, sllr dessen Nöle und Sorgen di« vielen füh renden Männer aus West und Oft, di« der Katholikentag ver- elnigt. ziveifellos in Dresden stärkstes Verständnis gewinnen würden Dast eine Diasporastadt den Anforderungen eines Katho likentages gerecht iverden kann, lw> Hannover bewiesen. Aller dings dürft« der Ort für den nächsten Katholikentag bereits sestgelegt sein. Wenn es also auch noch nicht möglich sein dürste, den nächsten Katholikentag in Mitteldeutschland abzuhallen, so hassen wir doch, daß die Anregung des Dresdner Oberbürger meisters aus fruchtbaren Boden fallen und in einem späteren Fahr« verwirklicht werden wird. tzerbMungen der Reichswehr Am 6. und 7. September wird das 10. Inf. Regt, unter Leitung seines Kommandeurs, Oberst Boltze, im Raume bet Wilsdruff seine Herbstübungen abhalten. Im Anschluss daran finden die vom Infantcrieführer 4 und Gruppen kommando 1 geleiteten großen Herbstübungen der Reichs wehr statt. Sie beginnen am 12. September in der Gegend von Hainichen-Döbeln. Am 11. September abends findet in Chemnitz unter Mitwirkung aller beteiligten Truppenteile ein großer Zapfenstreich statt. Die Uebungcn enden am 13. mit einer Parade. Im Anschluß daran kehren die Truppen in ihre Standorte zurück. Das sächsische Handwerk an den Reichskanzler Dresden, 31 August. Unter dem Hinweis aus die dringend erforderliche Arbeitsbeschaffung für das Bauhandiverk l>at der Landesausfchusi des sächsischen Handwerks ein Telegramm an den Reich-, lanzler gerichtet, worin die Ausdehnung der Sleuer- anrechnungsscheinc auf die Hauszinssteuer unter Erweiterung der Arbeitsbeschasiungshilfc für unbedingt notwendig erklärt wird. Ohne Schädigung bei erfolgter Ablösung sei die Anrech nung der Haurzinssteucr um 2b bis 30 Prozent möglich. Verkehröerziehungöwoche in Dresden Wie uns das Städtische Verkehrsamt mitteilt, ist Ende Oktober d. I. ein« Berk« hrserziehungs wache in Dresden geplant, die von der Dresdner Verkchrswacht e. B. unter Förderung des Polizeipräsidiums und des Städtischen Verkehrs amtes durchgeflihrt werden soll. Es wird damit bezweckt, die Verkchrsdifziplin als erste Vorausschung zur Minderung der Verkehrsunsälle und Erhöhung der Verkehrssicherheit zu heben. Aehnlicbc Vcanstaltungen hallen bereits in anderen deutschen Städten gut« Erfolge, und es wird erhofft, daß diese Maßnahme auch in Dresden ihre Wirksamkeit nicht verfehlen wird. Nach Abschluß der jetzt begonnenen Vorarbeiten wird Näheres noch bekanntgegcbcn. personalnachrichten Dresden, 31. August Im Bereist,« des Ministeriums des Innern sind Regierungsrat East an und Geh. Regierungsrat Freiherr v. Welch in den dauernden Ruhestand versetzt wor den. Angestellt wurde Negierungscrssessor Dr. Sie perl als Regierungsrat bei der Amlsl>auplmannschast Dresden,, Reg. Assessor Dr. Busch als Regierungsrat bei der Amlshanplmann- schcrft Leipzig und Reg. Assessor Dr. N a u m a n n als Regie- rungsral bei der Amtshauplmannschast Flöha. O be r regle nm gs- geiverberat Bröckler vom ltzewerbeaufsichtsamt Bautzen ist zum gewerbetechnisst^nr Rat bei der Kreishauplmannschnsl Chem nitz befördert worden. 'Versetzt wurden Regierungsrat Dr. Ber- Vorskandssitzung Die Vertrauensmänner und der Vorstand der Ortsgruppe Dresden der Zentrumspartei hielten am Dienstagabend im Kol- nnghaus «ine Beratung ab, die den Arbeitsplan der Ortsgruppe ür den Herbst und Winter zum Gegenstand halte. Der 2. Dor- itzende der Ortsgruppe, Pfarrer Muhr, eröffnete die Sitzung mit einem Rückblick auf die Neichstagswahl, die der Ortsgruppe einen sehr beachtenswerten Fortschritt gebracht hat. Er dankte im Namen der Partei für die Mitarbeit, die von unseren Freun den zur Erreichung dieses Erfolges geleistet worden ist. Not wendig ist jetzt planmäßige Weiterarbeit, um für die am 13. No vember slattfindcnde Stadtverordneten wähl uns ein ähnliches Ergebnis zu sichern. Dr. Desczyk gab dann einen lleberblick über die vom Vorstand der Ortsgruppe geplanten Maßnahmen. Er ging aus von einer kurzen Betrachtung der politischen Lag«. Die Haltung des Zentrums sei bestimmt von dem Willen, die politische Ent wickelung in Deutschland aus dem Wege der Verfassung zu halten. Dieser Gesichtspunkt sei maßgebend für die Bemühungen um eine Mehrheitsbildung im Reichstag, die nach der Wahl vom 31. Juli nur noch mit den Nationalsozialisten möglich sei. Demgegenüber wolle das Kabinett v. Popen ohne Rücksicht aus das Parlament im Amte bleiben. Es bestehe die Gefahr, daß bei einer völligen Ausschaltung des Reichstages „aus kaltem 3vege" Reformen durchgcfiihrt würden, di« den Sinn der Weimarer Verfassung in sein Gegenteil verkehrten. Dr. Desczyk ging dann auf die bisher bekanntgcwordencn staatsrechtlichen und wirtschaftlichen Pläne der Regierung Papcn ein. erkannte gesunde Grund gedanken an, wies aber auch mit aller Deutlichkeit aus die Be denken hin. Insbesondere wenden wir uns gegen eine Wahl- nform, die Minderheiten mundtot macht, und gegen die Zer« störung der Grundlagen der bisherigen Sozialpolitik. — Im zweiten Teil seines Referats legt« Dr. Desczyk im Einzelnen den Arbeitsplan der Ortsgruppe für das nächste Winterl-albjahr dar, das von der Vorbereitung der Stadtverordnetenwahl bestimmt ist. Zn der Ausso rache wurden wertvolle Ergänzungen und Wcregungen gegeben. Von allen Seiten wurde den Grund gedanken des Referats Zustimmung zuteil. Es sprachen u. a. die Herren Dr. Klein, Hanisch , Pätzold, Widcrst« in, Bult mann, und Erzpricstcr Bodcnburg. Stadtverord neter Müller wies aus die Schwierigkeiten hin, die sich gerade bei einer Stadtveroidn«tcn-2vahl sllr eine wirksame Propaganda ergeben. Pfarrer M ii h r brach'« den einmütigen Willen der Versammlung zum Ausdruck, wenn er zum Abschluß betonte, daß die Ortsgruppe alles daran sehen wird, um am 13. November einen Erfolg zu erzielen, der der in den letzten Zähren geleisteten ausge,zeichneten kommunalpolitischen Arbeit unseres Stadt verordneten Müller entspricht Klugblattabrechnung Reichstagswahl Bis 31. August haben folgende 21 Ortsgrup^n die Flug blattabrechnung erledigt: Aue i. E.. Auerbach. Llernstadt, Bi schofswerda. Döbeln. Dresden. Freital, Glauchau, Grunau, Hei denau. Kamenz. Königshain. Meißen. Mitlivcida, Neugersdorf, Ostritz, Reistpmau. Sebnitz, Schirgiswalde. Seilendorf, Wein böhla. — Der Landesuorstand dankt diesen Ortsgruppen, daß sie die Abrechnung gemäß seiner Bitte binnen eines Monats voll zogen haben. Er bittet di« Ortsgruppen, deren Flugblatlabrech- nung noch aussteht, um rafst>e Erledigung, damit er selbst seinen Verpflichtungen restlos Nachkommen kann. ger von der Amtslmuplmannschast Dübele nach Leipzig, Regie- rungsral Dr. Busch von der Amlshauptmannsst)aft Leipzig nach Stollberg. Regierungsrat Dr. Fraustadt von der Amts- hauplmannschast Cl-emnitz zur Kr<ü shauptmannschasi Cl>emnitz, Oberregierungsgewerberat Igel von der Kreishauptmann- schast Clzemnitz zur Kreishaup!niannsst>ast Dresden, Negierungs rat Dr. Korsett von der Amtshauplmannschast Annaberg zur Kreishauptmannschasi Leipzig. Regierungsrat Lampert von der Amlshausttuianttschaft Dresden an das Ministerium des Innern, Regierungsrat Dr. Laulie vom Ministerium sllr Volksbildung zur Ainlshauptmannschast Dresden, Regierungsrat Dr. Reich von der Krcishauptmannschaft Bautzen zur Kreis- hauplmannschast Dresden, Regierungsrat Dr. N u ß von der Amtshauplmannschast Schwarzenberg zur Ainlshauptmannschast Leipzig, Regierungsrat v. Schönberg-Nothschönberg von der Kreishauptmnnnsstrast Bautzen zur Amtshauplmann- sstwft Batzen. Regierungsrat Schulze von der Kreislmupl- mannschast Chemnitz zum Polizeipräsidium Dresden. Zn den einstweiligen Nulpestand versetzt wurde Regierungsrat Stud- niczka von der Ainlshauptmannschast Leipzig. Zn den dau ernden Ruhestand versetzt wurden Geheimer Regierungsrat v Berne mitz von der Kreishauptmannschast Dresden, Regie- rungsrat Bernhardt von der Amtshauptmannschasl Leipzig und Obcrregierungsrai Zimmer von der Kreishauptmannschast Zwickau. Die Amtsbezeichnung Oberregierungsrat wurde dem Direktor des Cl«nographisst>en Laudesamtes Pros. Dr. Fuchs verliehen. Ferner wurde angestellt Polizeiassisteuzarzt Dr. Strziga als Polizeimedizinnlrat beim Polizeipräsidium Dresden. Ver setzt wurde Regierunasmedizinalrat Dr. Nodewnld von den Bereinigten Gesangenenanstalten in Zwickau als Polizeimedizi- nalrat zum Polizeipräsidium Leipzig. Sächsischer Schulleiter in Brandenburg tödlich verunglückt Der bü Zähre alle Schulleiter Paul Wenig aus Nünch ritz, der sich besuchsweise bei Brandenburg aushielt, unternahm mit dem Arbeiter Krause eine 'Molorradfahrl. Krause fuhr mit außerordentlich großer (Geschwindigkeit, als ihm an der an gegebenen Stelle ein Lastkraftwagen entgegenkam, der vor schriftsmäßig langsam fuhr und die rechte Straßenseite hielt. Ter 'Motorradfahrer verlor anscl-eincnd die (tzeivalt über di« 'Maschine und suhr mit voller Wucht erst gegen einen Baum und dann gegen «inen Lnternenpsahl. Tas Motorrad wurde vollständig zertrümmert. Schulleiter Wenig war sofort tot, wäh rend Krause mit leichteren Verletzungen ins Brandenburger Krankenhaus eingeliesert werden mußte. Das Zugendsest in Köhschenbroda. Das am 14. August veranstaltete Zugcndtrcsfen in unserem Zugendheim erfreute sich eines zahlr«ick>en Besuches. An IVO Kolpingssöhnc und Mitglieder der Zungsraucnvcreine verlebten hier einen gemütlichen Sonntag. Mit einer kurzen Nachmit tagsandacht und Ansprache des Ortspsarrers wurde das Fest eingeleitct. Zm großen Garten des Zngendl)«ims entwickelte sich bald «in frohes Treiben bei Spiel und Sang. Reizende Volksinn,ze, Freilichttheater, nuigesührl von Mitgliedern unseres Mädck-envcreins, Gesangsvorlräge des Kirchenchors und humo ristisch« Darbietungen in sächsischer Mundart von Herrn Kulb sorgten für reiche Abwechslung. Für Speise und Trank war trefflich gesorgt. Mit einem prächtigen Fackelzug endet« das gutgelungene Fest. Die Gäste von nah und fern schieden mit dem Wunsche, recht bald ein ähnliches Jugcndsest hier zu ver anstalten. Pirnaer höheres Schulwesen wird vereinheitlicht. Pirna. Nach Abschluß des Voltsbildungsministeriums wird entsprechend den Wünschen der städtischen Körperschaften ab Ostern 1033 die Realschule allen Stils und ab Ostern 1!>31 die Höhere Handelslehranstalt als solche allmählich abgebaut und durch «ine Realschule neuen Stils (durch eine sog. Wirtschafts realschule) abgclöst. Diese übernimmt gleichzeitig die Ausgaben der Höheren Handclslehranstalt und der alten Realschule. Senatsmarschall Nackiewicz der als kommender Staatspräsident genannt wird. Demnächst wird i» Polen die Neuwahl des Staatspräsidenten stattsinden. Während der bisherige Staatspräsident vom Parlament gewählt wurde, fordern die Pilsudski Anhänger, daß bei der Neuwahl das Volk selbst an die Urne gerufen werden soll. Hcsc wird geschmuggelt. Zn großem Umfang wird Hcfeschmnggel infolge der je Kilogramm fünf Kronen betragenden Verteuerung der Hefe von Deutschlano nach der Tsstpuhoslowalci betrieben. Der Schmuggler kounc« man noch nicht habhaft werde». : Todesopfer des 'Verkehr. Am Freitag war aus der Gru- naer Clrasj« «in Radfahrer von «inem Personcnkrastwagen angesahrcn und zur Ccite geschleudert worden. Der Aulosllhrer entkam unerkannt. Der Nadsahrer ist jetzt den Folgen des Stur zes erlegen. : Opfer des Verkehrs. Am der Tharandter Straße stieß gestern abend ein mit zwei Neichsn'ehrsvldaten l>esetzl«s Motor rad mit einer Nadsahrerin zusammen, die zum Sturz kam. Das Ist Zähre alte Mädchen wurde so schwer verletzt, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Vom MusikaMch-Sein Wem es gleichgültig ist, ob er musikalisch ist — oder nicht, der ist ganz sistier unmusikalisch. Es gib» ein ziveisast>es 'Mustkalisch-Sein: ein organisches und ein seeliscl-es Musikalisch Sein. Wessen Sinnes organe angeregt werden durch Musik, der ist organisch musikalisch. Anders der seelisch Musikalisst)«. Er wird innerlich von Musik ergrif fen. Zn ihm regen sich E m p s i n d u n ge n , die sich sonst nicht melden. Ein« ihm bis dahin fremde Welt tut sich ans. Diese Tie fenwirkung der Musik ist letzten Endes ein Geheimnis. Sie ist dfr Ausbruch einer seclisst-cn Grundkrasl, über deren Wesen bis Henle wenig bekannt ist. Man nennt sie das „U n t e r be iv u ß I s e i n". Damit soll bezeichnet werden, daß dies« starke Seelenkrasl dem Mensst>en nicht klar zum Bewußtsein kommt. Der Ergriffen« fühlt dieses Znnenleben. Aber er bleibt sich selbst in einem starken Maße linsaßbar. Der 'Me n s ch i st für den NI enschen das größte Geheimnis. Der organisch 'Musikalisst>c „hört" gut Er vermag den Un tersstped der Töne nach Höhe und Tiefe, nach Klangsarl>e, nach Klangkrast zu untersst>eiden. Diese Fähigkeit kann sich steigern bis zum „absolute n" Ge h ö r. Mit dieser Begabung wird viel Wesens gemacht. Zn Wirklichkeit ist ihr Wert nicht groß. Richard Wagner verfügte nicht ül>er die Gabe. Bekannte andre Größen auch nicht. Ein flotter ltzeiger ist uns im Leben begegnet, der so gut ivie alles vom Blatt zu spielen vermochte. Den Blaspsiss eines Hohlschlüssels gab er ans dein Klavier Iodsist>er aus den ersten Griff an. Aber di« von ihm znsnniinengebrachte Streich- yuarleltvereinigung löste sich bald wieder aus. Er machte aus jedem Ouarlettsatze eine Art Etüde. Von 'Musikalität kein« Spur. Besonders stark vertreten sind die Unmusikalischen unter den Klavierspielern. Zunächst sind es di« sogenannten lsleda»)«!- den. D«sgleist>on verralen die Pedalstummen, die ljledalgegncr, daß sich in ihrer Musikprooinz trockene Stepi>engebiele luZinden. Alle die Spieler, die in jedem Fall in ihrem Spiel nussallen wal len. stellen sich selbst in den Schatten. Sind zumeist äußerlistp.' Menschen. Eine gewisse Zurückhaltung, eine leise Schüchternheit ist nun einmal das Zeichen von Znnenbesitz. Auch sonst im Leben. Zum Musiker gehört noch ein Zweites: seine Empsangs- fähigkeil für das N hqlh in i s che. Damit soll diese 'Veranlagung nicht als ausschlaggebend hingestellt werden für den Musiker Aber die Taubheit sür das Rhylhmisstp: macht auch den begeistert sten Musiker sür das ltzemeinschnslsspielen unmöglich. Zn dieser Hinsicht kann inan gelegentlich Dinge erleben, die unfaßbar er- sst»einen. Doch sei hier hinzugesügt. daß auch eine besst>eidene 'kler- anlagnng sehr gesördert werden kann durch einen verständigen Lehrer bzw. eine zuverlässig« Lehrmeisterin. Es ist ziemlich schwierig, das Wesen des echlen, des seelischen Musikalisch Seins klar darzulegen Zunächst ist daran sestzuhal- len, daß das 'Musik Ergrifsensein als ein Unmittelbares sich darslellt. Tas Einrissen sich fühlen kann nicht herbeigesührl iverden durch ein Vegrisjtiches Es läßt sich nicht erzwingen durch ein Beschreiben Wollen. Nicht durch Erklären. Nicht durch War!elnnck>en. Nicht durch Analysieren. Nicht durch Zerlegung des Stückes in seine Teile. Das Ergrifsemverden hängt vor allein nicht ab von der Masse der 'Musizierenden. Nicht von der Schwierigkeit des Dar gebotenen. Nicht von der Unerhörtheit der Spieltechnik. Alle dies« Wirkungen durch dos Bloß Materielle verfangen nicht. Musik also ist durchaus ein Geistiges. Diese Er kenntnis wird vielfach verdunkell durch di« äußere Ausma chung der Vortragenden. Daraufhin werden sehr viele der Kon- zerlbesuck>er irregesührl. Ganz erklärlich. Die Zahl der nach Er folg Ringenden ist Legion. Was einst bewunderte Leistung war, ist lpeute Dutzendware geworden. Daher sieht sich der Konzert gebende vor die Nolivendigkeit gesetzt, das ltzeweseiw zu über bieten. Der Fernersteliende hat kein« Ahnung, welck>es Riesen maß non Arbeit l>eul der nustretende Künstler zu leiste» hat. Kein Wunder, daß er sich dabei von der Arbeit sür das Spiel, technisckie völlig ausgebrauchl sindet. Ganz naturgemäß muß da- lei der innere Mensch zu kurz kommen. Die Zuhörerschaft selbst bringt sich dabei um ihren seelischen Anteil. Zhr ist zum größten Teil der Sinn, die Ausnahmesähigkeil sür das Seelen- Imkte verloren gegangen. Seltsamerweise macht sie den Vortra genden Künstler sür das Ousbleiben der Tiesenivirkung verant- worllich, anstatt den Grund bei sich zu suck>en. Daher ist die Zahl der innerlich gerichlelen Darbielungen zurzeit ziemlich gering geworden. Leider ülrersieht auch die zuständige Kritik in nicht wenigen Fällen diese letzte Ursache künstlerischen Ver sagens. Zn all den Fällen, wo dem Kritiker di« Einsühlungs- krast in das ttlebotene, in Vas Seelische al>geh>, wird er der Spieltechnik den Vorzug geben Aber auch der innerlich Musikalische ist nicht immer der selbe. Dessen sollte vor allem auch der Kritiker eingedenk blei ben. Wie der Mensch nicht zu jeder Stunde zu innerer Samm lung sich veranlaßt sühtt. so auch nicht zu jeder Stund« sür die Vollausnahme der 'Musik. Wenn daher der Musikfreund im Einzelsalle wahrnimmt, daß aus ihn ein ivert- volles Musikstück nicht den erhofften Eindruck! gemacht hat, so hat.er durchaus noch keinen Grund, an seiner musikalisck>en Empsangskrast zu zweifeln. Er wird sick)«r im Fall seiner Wie derholung der betreffenden Symphonie zu seiner Beruhigung ivahrnehmen, daß es im ersteren Falle nur an ihm selbst ge legen Halle, nur an einer augenblicklichen 'Versagung seiner 'Verven, nur an der Sonderbarkeit seiner einmaligen inneren Einstellung, daß die geistige „Sendewelle" an ihm wirkungslos vorül>erging. Man kann mitunler seltsame Einstellungen auf das mu- sikalisck>e Empfinden bei sich selbst ivahrnehmen. Eines Abends führte den Schreiber dieser Zeilen der Weg an einem Häus lein am Bergabhang vorbei. Drei Maidli sangen zur Gitarre. Zweistimmig, einsack>e, leise Lieder des Einsamseins. Di« Füße des Schreibenden blieben fast von selber stehn. Ein Stern äugte durchs lichte Abendgewölk. Abbild der Stimmung. Wie weil — so sagte 'sich der Lausckier — mußtest du wandern, ehe di» wieder die gleicki« Sehnsucht fändest. — Ein Knabe hütet« Zie pen im fernen Tirolerland. Er sang ein Heimatlied, Sonne, Waldesduft. Ouellenrausckien. Herdenglockcn — sie alle klangen mit seiner schlichten Nalurstimme In eins zusammen. Geweihter Augenblick. — Einst sang eine Schulklasse. Mädchen lm letzten Zahrgang. Einfach Kinderlieder. Nur zweistimmig. Plötzlich Halle sich das öde Zimmer verwandelt ln einen Blumengarten. Der Zuhörer liatl« Not und Mühe, seine Ergriffenheit zu ver bergen. — Zm geschäftigen, lxivegten Nürnl>erg ivar es. Früh morgens 0 Uhr sang vom Chor herab ein Priestersranziskaner das Choral Neguiem mit Orgel. Unvergeßlich dieses Herzens gebet in Tönen. — Als Verfasser noch ein Knabe war, nahm ihn sein Vater mit aus den St. Annaberg in Böhmen. Kurz vor dem letzte» Ausstieg ans den Berg mit dem Kirchlein uni» dem wundervollen Kreuzweg erklangen vom nal>en Walde her die schlichten, volkslüinltckxn Weisen und di« unsagbar schönen reinen Volkstanz-Melodien aus dem Leierkasten. Der Baler hatte 'Mülp?, seinen Zungen von der Stelle forlzulocken. An» liebsten wäre er lausckiend am Wege sitzen geblieben . . . Und ivenn man noch mnnch eine Seile voll schreibe — 'Musik bleibt in alle Ewigkeit etn großes (Oeliesinnis. Und iven sie packt, hat eine Ursack-e mehr, seinem Herrgott zu danken, zu danken aus ganzem Herzen. Dr. Hugo Lübinann.
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