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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120529021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912052902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912052902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-29
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Seite r. m. rro. los. Jadrsang. Bon ökonomischer Vevwenduna der Zett wisse die Arbeitsschule auch recht venig. Soll die Schul« Tücb- tigeo leuten, so mllff« der Aufgabenkrei» nicht «rwei- lect, sondern eingeschränkt werden. Wohin die Ar- beilsschule gehe.-«<8« Amerika, wo Vie Handarbeit», spielereien der Boll», und Mittelschule Gegenstän de» Spottes begabter Schriftsteller seien und oen Grund der Sorg« gewissenhafter Eltern bilden. Die ganze Arbeitsschule erscheine al» eine Art Spielerei und geistig hochstthende Kreis« rufen nach Idealen. Auch die Erzählungen in München bieten ,ast nur Abschreckendes. Di« vorgeschtagene Reform sei nicht» and.res, als ein« äußerst unerfreuliche Blüte der Handarbeitsbeweguna. Er wünsche, daß die deutsch« Lehrerschaft di« Arbeitsschule ablehne. (Lebhafter Verfall.) — Lehrer Bogel (Leipzig) stimmte na mens des Sächsischen Leyreroereins den Thesen oes Referenten im großen ganzen zu. (Lebh. Beifall.) Der Sächsische Lehrerverein wünsche einige klein« Abänderungen. Tie Aus- wüchz« in den Arbeitsschulen seien in den Thesen zu sehr betont worden. (Lehr richtig und Widerspruch.) In der Hauptsache seien nur in München solche Aus wuchs« vorgekommen, München sei aber nicht gairz Deutschland. Man findet nirgends so einseitige Pjleg« des manuellen Unterricht» wie in München. Diesen einseitigen Bestrebungen wird zu groß« Be- deutung deigelegt. Der Sächsisch« Lchreroerecn ist der Mernung, daß man mehr Praxis haben solle, bevor inan besriminen könne, daß die manuelle Tätigkeit nur in einzelnenFällen und auf bestimmten Entwicklungs stuf«» Anwendung finden könne. In Sachsen hat« man schon seit Jahren sich mit der Idee der Arbeits schule beschäftigen müssen in Hinblick auf das neue Bolksschulgeietz. Man sei davon ausgegangen, daß die ganze gegenwärtige Kulturperioo: es erfordert, daß die Schule sich bemühen soll, handelnd« und tä tige Menschen heranzuziehen. Dann muß aber di« Schul« bestrebt sein, das Kind so viel als möglich aus sich selbst heraus tätig sein zu lassen. Bon diesem Gesichtspunkt au» s«i der Sächsische Lebrerverein zur Forderung oer Handfertigkeit für die Volksschule ge kommen, allerdings in beschränktem Maße und in o- weit diese Forderung mit der Ausgabe der Volksschule sich vereinigen läßt. Der Unterrichtsstoff oer Volksschule müsse auib daraufhin angesehen werben, ob es auch der betreffenden Stufe möglich sei, dem Kino« den Stoff so nahe zu bringen, daß es ihn innerlich ver arbeiten kann. Aus dieser Anschauung heraus >ei der Lebrerverein zur Forderung der Umgestaltung der Lenrzi«le des Volksschuluntcrrichts gekommen und Hao« die Zwickauer Thesen aufgestellt. Nachdem -er Lehrertag sich schon zum vierten Male mit dieser Frage beschäftigt, ist es endlich gelungen, eine Form zu finden, die «ine große einmütige Kundgebung für die Arbeitsschule bedeutet, allerdings für die Ar beitsschule, wie sie der Referent in seinen Thesen fordert. Gewerbelehrer Hochstraffer (München) führt aus, daß er sechs Jahre im Hanbiertigkertsunterricht in München tätig s«l. Wenn bisher drei Lehrertage dir Arbeitsschule abgelehnt hätten, würd« er es lebhaft bedauern, wenn heut« auch der vierte dieselbe ab. lehnen wurde. Das heutig« Wirtschaftsleben, in dem di« Maschine herrsche und 80 Proz. der Bevölkerung durch Handarbeit ihr tägliches Brot verdien«, erkor, dere, daß wie ein« Kultur des Geistes auch_eine Kultur der Hand in der Schul« Platz greife. In München wolle man nicht Handwerker bilden, sondern geistig, körperlich und sittlich gesunde Menschen erziehen. Lehrer Migge (Artern) wendet sich entschieden gegen die Arbeitsschule, die «r als aet Nölen Drill be- z zeichnet. — Rektor Seidisch (Tharlot enourg) unter. ' schreibt die Thesen des Referenten m t dem Antrags Leipzig. Man dürfe nicht manuellen Unterricht mit W^rkstättenurtterricht verwechseln. Handbetätigung sei nur das Mitelt zum Zweck der Klärung und Kontrolle d«r Borstellung. — Oberlehrer Kerschensteiner, der Bruder des Stadtschulrate» und Rerchstagvabgeord- neten, verteidigt die Münchener Schul« als Vorstand des Bayerischen Verein» für Knabenhandarbeit, als Bruder des heut« hier angegriffenen Münchener Oberstudienrats und als Schulrat von München. Dor 23 Jahren habe er als blutjunger Mensch auf der Lehrerversanrmlung in Augsburg die Ide« des Hand- Tuberkulose unü Schule. In der 12. Versammlung des Vereins für Schul, gesundheitspflege. die in Verbindung mit der 4. Ver- mmmlung der Vereinigung der Schulärzte Deutsch lands am Dienstag abend im hygienischen Institut der Berliner Universität eröffnet wurde, hielt Ministe rialdirektor Prof. Dr. Kirchner, der Leiter der Medizinalabtetluna im preußischen Kultusmtniste- rium, einen Vortrag über Tuberkulose und Schule. Er süyrte aus: Was die Tuberkulose für uns bedeutet, sehen wir an der großen Sterblichkeit. In den letzten Jahren, seitdem die Gesundheitspflege einen groß artigen Aufschwung genommen hat, ist die Sterblich keit in geradezu wunderbarer Weife zurückgcgangen. Von 1810 bis 1886 war die Sterblichkeit in Preußen eine ziemlich gleichmäßige, abgesehen von einigen besonderen Anstiegen, die durch große Epi» demren bedingt waren. Von 1886 an aber sehen wir einen sehr starken und stetigen Abfall. Von 29 pro 1000 im Jahre 1886 ist die Sterblichkeit gesunken auf >6 pro 1000 im Jahre 1910. Das ist in Wahrheit ein Triumph der Wissenschaft und bedeutet einen Ge winn an Glück und nationalem Vermögen, wie man ihn sich kaum hat vorstellen können. Diese Abnahme der Sterblichkeit ist bedingt durch die Abnahme der übertragbaren, der Jnjektionskrankheiten. Insbe sondere ist gesunken die Sterblichkeit an Diphtherie seit 1891, seit der Erfindung des Heilserums durch Behring. In hervorragender Weise ist die Sterblichkeit an Typhus gesunken, seit 1875 um den 16. Teil. Auch die Sterblichkeit an Tuberkulose zeigt ein Sinken von 32 pro 10 000 im Jahre 1875 auf 15 pro 10000 im Jahre 1911. Aber dieses Sinken ist doch, ver glichen mit dem Sinken der Typbussterdlichkeit. nur gering. Wir müssen allo alle Kraft daran setzen, die Sterblichkeit noch mehr zu verringern. Nament lich wenn wir uns vorstellen, daß diese 15 pro 10000 in absoluten Zahlen in Preußen heute noch immer 60000 Menschen darsiellen. Es handelt sich also hier um eine Aufgabe, die des Schweiße» der Edlen wert ist; und alle, di« etwas davon verstehen, müssen sich fest zusammenschließen gegen diesen Feinb des Vater landes. (Lebh. Zust.) Schon im Jahre 1905 hat der Vortragende be sonder« Untersuchungen über die Abnahme der Sterdlichkett an Tuberkulose in den verschiedenen Alters klaffen angestellt und er kam zu dem über» laschenden Resultat, daß die Abnahme namentlich diejenigen Altersklaffen der Männer betrifft, die von der großen sozialen Gesetzgebung in den wer Jahren getroffen wurden. Die jugendlichen Alters- klaffen und die weiblichen nahmen daran nicht teil. Bon 1875 bis 1902 hatte gerade in den jugendlichen Altersklassen und beim weiblichen Geschlecht die Sterblichkeit an Tuberkulose nicht ab-, sondern sogar noch zugenommen, sowohl die absolut« al» auch die relativ« Sterblichkeit. Eine erneute Berechnung in den Jahren 1908 bi» IVOS zeigte keine besseren Er« gebnisse. Erst die Berechnungen der Sterblichkeitsverhält. niffe bis 1910 haben konstatieren lassen, daß in keiner Altersklasse und auch beim weiblichen Geschlecht nicht die Sterblichkeit zugenommen hat, sondern nunmehr zeigt sich auch hier überall eine Abnahme. Nur die relative Sterblichkeit ist noch immer im Wachsen be griffen, ein Beweis, daß die Anstrengungen zur Be kämpfung der Tuberkulose im Kindesalter noch keineswegs das Ziel erreicht haben. Koch hat bet seiner epochemachenden Entdeckung des Tuberkulose bazillus den Schwerpunkt daraus gelegt, daß die Tuberkulose rechtzeitig erkannt werde. Auch bei der Bekanntgabe seines Tuberkulin» hat er hierauf be- sonderen Nachdruck gelegt. In den ersten Jahren hat das Tuberkulin leider nicht die Anerkennung gefunden, die cs verdient. Heute wissen wir, daß es ein ausgezeichnetes, fast unfehlbares Mittel ist, die Tuberkulose zu erkennen. (Lebhafte Zustimmung.) Die Tuberkulose ist nicht überall zu Hause, sondern nistet sich in bestimmten Familien und Häusern ein. Der Grund dafür ist der, daß fast die einzige Quelle der Krankheit der kranke Mensch selbst ist. Durch die Milch perl süchtiger Rinder kommt ja zuweilen eine Ueber- tragung vor, aber doch sehr selten. Durch Husten, Niesen, Räuspern verbreitet der kranke Mensch Tuberkelbazillen um sich, die sich eine Zeitlang in der Luft schwebend halten können, und dadurch werden die Wohnungen, in denen die Kranken ge haust haben, eine Gefahr für die Mitmenschen. Und damit komme ich zur Schule. Die Frage, ob man die Tuberkulose eine Schulkrankheit nennen kann, muß mit einem entschiedenen Nein beantwortet werden. Tie Schule hat nnt ihrer Verbreitung recht wenig zu tun. Die Zahl der Kinder mit offener Tuberkulose in der Schule ist nur gering. Dagegen ist die Zahl derjenigen Kinder, die den Keim der Krankheit in sich tragen, der Kinder mit latenter Tuberkulose, sehr erheblich, und diese bringen den Krankheitskeim aus der Familie mit in die Schule. Was können wir nun dagegen tun? Wir müssen die Kinder hüten vor der Berührung mit Menschen mit offener Tuberkulose. Der Reichsgesetzentwurf zur Seuchenbekämpfung enthielt die Anzeigepfltcht für Tuberkulose, doch ist dies in Deutschland nicht Gesetz geworden. Wohl aber ist der Kampf gegen ansteckende Krankheiten seitens der Schule in Preußen nicht in die Hände der Polizei, sondern in die oer Schulaufsichtsbehörde gelegt, und deswegen konnte 1907 verordnet werden, daß Lehrer und Kinder mit offener Tuberkulose die Schule nicht betreten dürfen. Dies« Maßregel maa vielleicht manchem drakonisch erscheinen, aber st« ist notwendig, sowohl im Interesse der getroffenen Kinder als auch im Interesse der anderen. Wetter ist 1890 bereits die Stadt Wiesbaden mit der Anstellung von Schulärzten vorgegangen. Andere Städte find gefolgt, und rrvischen Lehrern und Aerzten hat sich nach anfänglich«» Reibungen t«tzt ein I«hr g«e» Verhältnis entwickelt. Stmtt an- Dillenlchakt. v Delegieeteutag der deutsche» »oethebünde. Der am Pfingstmontag unter dem Vorsitz Prof. Dr. Hel l- mers (Bremen) in Stuttgart abgehaltene Dele- aierwntaa nahm nach einem Vortrag von Dr. Go l d- stein (Königsberg) «in« Resolution gegen die Theaterzensur an; es heißt darin: „Der Goethebund verwirft die Theaterzensur al» eine unwürdige Be vormundung des Bolles. Die Theaterzensur ist in ovakttscher Beziehung unnötig, ja schädlich und daher im Interest« der nationalen Kultur verwerflich. Da» Wollen und Streben der lebendigen Kunst durch Li« Zensur zu unterbinden, da» bedeutet, den Entwick Ich stelle mir vor, daß alle Schulrekruten dem Schularzt vorgestellt werden müssen vor ihrer Ein stellung. Ich stelle mir weiter vor. daß die Schul ärzte Personalbogen über die einzelnen Kinder an legen, welche die Kinder vom ersten dis zum letzten Schultage begleiten, und ich stelle mir schließlich vor, daß die Schulärzte von Zett zu Zeit sämtliche Kinder Revue passieren lasten muffen, um zu fetzen was ihnen etwa noch fehlt. Wie man stotternde, schwer hörige und geistig schwache Kinder in gesonderte Klassen gebracht hat mit außerordentlichem Erfolg sowohl für die normalen als auch für die schwachen Kinder, so sollte man auch die Tuberkuloseverdäch- tigen, die den Krankheitskeim in sich tragen, in ge sonderten Klassen unterbringen. Man wird auch dann ähnliche Erfolge erzielen. Mit gutem Erfolg vorangegangen und vorbildlich ist aus diesem Ee- biet die Stadt Lharlottenburg mit der Errichtung der Waldschulen. Ist die Tuberkulose aber erst ein mal eine offene, dann muß die Forderung, daß Schüler und Lehrer, die davon ergriffen sind, die Schule vollständig meiden, absolut und konsequent durchaesührt werden. (Lebh. Zust.) Die Aufgaben der Schule sind damit noch keineswegs erschöpft. Es muß verlangt werden, daß jede Schulstube mindestens einmal täglich gefegt und mindesten» dreimal jährlich gründ lich gereinigt wird. Ferner sollte keine Familie, auch der Schuldiener nicht, im Schulhause wohnen. In »eurer Zeit ist ja viel auf dem Gebiete dee Schulhygiene geschehen, namentlich durch Schulbäder und Schulspeisungen. Alle Bestrebungen in dieser Richtung sollten eifrig gefördert werden. Auch die Zahnpflege der Schulkinder ist geeignet; durch Herbeiführung besserer Verdauung den Körper zu kräftigen und dadurch widerstandsfähiger zu machen gegen diesen heimtückischen Feind. Vor allem aber hat die Schule dann noch eine große Aufgabe, die der Belehrung. Die Schule sollte die Kinder über die Forderungen der Hvgiene belehren, die Kinder tragen das, was sie dort lernen, in die Familie, und so kann di« Schule wirken al» Lehrerin de» gesamten Volke». Wenn in dieser Richtung ge arbeitet wird, dann wird auch der Erfolg nicht aus- bleiben. Leipziger Tageblatt Kbeaöausgab« fertttzleitsunterricht» vertreten. Damals hab« man geglaubt, daß mit der Ablehnung dieser Idee Li« cach« erledigt sei. Dem je« aber nicht >o. Im Prinzip siche er auf dem Boden oes Reierenten, die schule m «ine Domäne de» Lehrers und nicht de» Gcwecdelehrers, und wenn er auch der Bruder oes Ntünck>en«r Oberftudienrats sei, so sei er darum doch nicht gezwungen, besten Standpunkt -u teilen. Eine Schulreform könne nicht gemacht werden für oie Stadt München oder oie Stadt Berlin, man müsse an ein« Reform denken, di« sich auch in den kleinen Schul gemeinden verwirklichen laste. Redner wendet sich gegen die Auslassungen Guttmanns und meint, daß in München seit Einführung des Handfertigkeiisunier- richts der Schulbesuch viel bester geworden sei. Man könne die Bewegung nicht verurteilen, ohne daß man einen Versuch gemacht habe. Schuldirektor Engel tLeipzig) stimmt den Thesen oes Referenten ohne jede Abänderung zu. Wenn ihn nicht alles täusche, so scheine der Friede durch die Berliner Versammlung gesichert zu sein. Er bitte an dos Wort zu denken: Verachtet mir die Meister nicht und ehret ihre Kunstl Er Hütte gewünscht, daß die Frage der Aussicht in oen Anträgen nicht angeschnitten worden wär«.— Es sind noch eine ganze Anzahl Redner vorgemerkt, die Versammlung nimmt jeooch «inen Schlußantrag an. Ein Antrag Berlin, über alle Abänderungsanträge zur Tagesordnung überzugehen und die Thesen Les Referenten unverändert anzunehmen, wiro gegen eine kleine Minderheit angenommen. Damit sind auch oie Thesen des Referenten unverändert angenommen. Damit erreichten die l)«urigen Verhandlungen ihr End«; sie werden morgen fortgesetzt. Aus der Vertreterversammlung des Deutschen Lehrervereins, die im Lehrervereins hause tagte und sich mit der Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten befaßte, ist mitzuteilen, daß der näcljste Lehrerlag im Jahre 1914 in Kiel stattftnden soll. Ferner wurde beschlossen, die Vereinigung seminaristisch gebildeter Lehrer an den deutschen Anslandsschulen in den Deutschen Lehrerverein auf- zunehmen. Angesichts der Stellungnahme der Ober- lehrer rn Dresden, die sich gegen die Beschäftigung seminaristisch gebildeter Lehrer an höheren Schulen ausgesprochen haben, wurde folgende Erklärung be schlossen: Die Vertreterversammlung des Deutschen Lehrer vereins sieht sich gegenüber den Beschlüssen des 5. Deutschen Oberlehrertages vom 11. April d. I., die durch die Debatten des preußischen Abgeordneten hauses der breiteren Oeffentlichkeit bekanntgeworden sind, zu folgender Erklärung veranlaßt: 1) Alle Lehr- und Unterrichtsarbeit ist in sich einheitlich und die in dieser Arbeit Stehenden bilden auch bei verschiedener Vorbildung eine wesensgleiche und in sich gleichwertige Gruppe von Geistesaroeiten. 2) Von dieser Anschauung ausgehend, vertritt der Deutsch« Lehrerverein in Uebereinstimmung mit namhaften Hochschullehrern die Forderung der deut schen Einheitsschule, rn der dre Gesamtheit d«r Lehrenden als eine organisch zusammengefügte Bcrufsaeineinschaft wirkt. 3) Auch in den gegenwärtigen Schulverhältnissen kann die Verschiedenheit der Vorbildung der Volks schullehrer und der akademisch gebildeten Lehrer einen grundsätzlichen Unterschied, wie ihn der Ober lehrertag vertritt, nicht begründen. Die Unterschiede liegen mehr in den einzelnen Personen, ihrer Tüchtig keit und Berufsauffassung, als in der Verschieden heit de» BiLungoanngeA - -- > » 4) In den Anstalten, in denen Lehrer mit Hoch, schulbüvunn-und seminaristisch gebildete Lehrer nebeneinander tätig sind, hat sich rn vielen Fällen die hervorragende Amtstüchtigkeit der seminaristisch gebildeten Lehrer feststellen lasten; diese müssen daher in den Beschlüsten des Oberlehrertag«s einen durch nichts gerechtfertigten Angriff auf ihre Berufsehr« «rblicken. 5) Der Vertreterversammlung erscheint es wich tiger und notwendiger, in der Ge^nwart die Gemein samkeit der pädagogischen Interesten und die Gleich heit der pädagogischen Arbeit zu betonen, als zwischen den einzelnen Gruppen des Lehrerstandes Unter schiede hervorzuheben, die der sachlichen Begründung entbehren. 6) Obwohl der Deutsche Lehrerverein Hochschul bildung für alle Lebrer erstrebt, erachtet die Der- teterversammluna lediglich eine Bewertung der Lehrenden nach ihren unterrichtlichen und erzieherischen Leitungen ohne Rücksicht auf ihren Bildunaszweig als angemessen, und sie erblickt deshalb in der an gefochtenen Verfügung des preußischen Kultusmini steriums vom 26. Dezember 1909 einen Fortschritt in der gerechten Würdigung der Leistungen der seminaristisch gebildeten Lehrer. Eine weiter angenommene Erklärung lautet: Die Vertreterversammlung bedauert die in letzter Zeit wiederholt vorgekommenen Maß- regelungen von Lehrern die lediglich ihre staatsbürgerlichen Rechte ausge übt haben. Insbesondere erblickt st« eine Gefahr- düng des Vereinsrechts darin, daß Vereinsvorsitzende für den Inhalt der Verbandsorgane oder Äeune- rnngen einzelner Bersammlungsredner verantwortlich gemacht werden. — Die Vertreterversammlung beschloß ferner noch eine Reihe von Zuwendungen, darunter 4000 zur Unterstützung der von Lehre rinnen veranstalteten Universitäts-Ferienkurse. Der englische Tronsportarbelterltreik. Die Lage in den Londoner Docks war nach einer Londoner Meldung am Dienstagnachmittag unser- ändert. Tausende von Kollis mit Aepfeln, Bananen, Orangen, Kartoffeln usw. können nicht ausgeliefert werden und verderben. Die Lage auf dem Fleisch- markte von Smithfield ist noch normal. Der Preis für Rindfleisch ist von 2 auf 4 Pence gestiegen, dagegen sind die Preise für Hammel- und Schweine fleisch unverändert. 370 000 Streikende. Wir aus London gemeldet wird, schätzte man am Dienstagabend die Zahl der Ausständigen auf 379 999. Ueber die Konferenz de» Streikausschustes mit dem Staatssekretär des Innern Mac Kenna ist nichts Amtliches bekannt. Der einzige Bericht über die Besprechung ist der vom Streikausschuß ausgegebene. Danach hätte Mac Kenn« erklärt, daß sofort Lebens mittel nach London geschafft werden müßten. Der Streikausschuß habe darauf gefragt, was für Lebensmittel dies sein sollten, damit er mit dem Ministerium des Innern Zusammenarbeiten könne; er gebe zu, daß gewisse Lebensmittel ausgeladen werden müßten. Von welcher Art diese Lebens mittel sein sollen, werde möglicherweise auf einer späteren Besprechung beschlossen werden. Nack der Darstellung Les Streikausschustes hätte Mac Kenna ferner erklärt, er habe nichtdie Absicht, Militär zu verwenden. Sir Edward Tlarke hat in jeinem Bericht an die Regierung sein Gutachten dahrn abgegeben, daß di« jetzigen Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern unter die Klauseln des zuletzt ge schlossenen Abkommens vom August 1911 fallen, und daß iufvlgedeffem-eine- ^ Intervention der Regierung erforderlich erscheint. Die Regierung yat daraufhin, wie schön gemeldet, für nächsten Freitag eine gemeinsame Kon- ferenz zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein berufen. O Kern Streik der Bahntraneportarbeiter. Der Generalsekretär des Londoner Eisenbahner- Verbandes erklärte auf eine Anfrage, die Bahn transportarbeiter nicht ermächtigt zu haben, dir Arbeit niederzulegen; er habe im Gegen- teil vorläufig überhaupt noch keine Dispositionen über Len Streik der Bahntransportarbeiter getroffen. Mittwoch, 2S. Mat 1912. Vie Lage in Marokko. Das bedrohte Fes. Fez, 29. Mai. Di« Stämme greifen in groß« Scharen die Stadt von neue« an. Spanische Gerücht«. Wie aus Madrid gemeldet wird, war daselbst gestern abend das Gerücht verbreitet, daß Fez in die Hände der aufrührerischen Stämme gefallen und Ge- neral Lyautey und Gesandter Regnault, sowie tausend Soldaten niedergemacht worden seien. Dieses Gerücht scheint aber durchaus erfunden zu sein. Der spanische Ministerpräsident Canalejas er klärte, er habe kein Telegramm erhalten, das das Ge- rllcht von der Einnahme von Fez durch die Eingebore nen bestätige, auch die Regierung habe keinerlei Meldung erhalten. Doch sei di« Lage in Fez nach den verschiedenen bisher in Madrid eingeraufenen Nachrichten sehr ernst. Die französische „Agencc Havas" gibt diele Ge rüchte mrt dem Bemerken weiter, es sei wohl unnötig, ihre Unwahrscheinlichkeit noch zu Unterstteichen. Die Lage in Udjda. Pari», 29. Mai. Nach einer Meldung aus Udjda hat der Vorstoß der von dem General Alix be fehligten Truppen aus die Marokkaner großen Eindruck gemaacht. Ein Teil des Harrastammes hat sich bereits von den Beni Uarain getrennt und Vertreter in das französische Lager entsandt, um Pardon zu erbitten und ihre Unterwerfung anzu kündigen. itz Carl Mannesmann über die Borgänge in Tarudant. Wie Herr Earl Mannesmann dem Vertreter der „Prcß-Tentrale" mitteilt, ist am Dienstag in Rem scheid ein längeres Telegramm seines Bruders Rein hard, der sich gegenwärtig, wie bekannt, in Tanger aufhält, eingegangen, nachdem dort bis jetzt keine direkten Nachrichten aus Tarudant über die Gefangennahme der Gebrüder Otto und Robert Man nesmann vorliegen. Der Vertreter der Gebrüder Mannesmann in Saffi hat in seinen Berichten noch nichts über eine Gefangennahme der beiden Brüder und ihre Begleiter erwähnt. Carl Mannesinann glaubt, daß den Gerüchten allem Anschein nach ein geringfügigerZwischenfall zugrunde liegt, der durch den bekannten Küstenklatsch über Gebühr aufgebauscht worden ist. LeuMes Reich. Leipzig, 29. Mai. Zum bayrischen Jesuitenerlaß. Die Zahl der Protestkundgebungen gegen den bayerischen Jesuitenerlaß nimmt stetig zu. Auch der Vorstand des sächsischen Landesvereins vom Eo. Bunde hat das dringende Ersuchen an die Kgl. Staatsregierung gerichtet, sie möge keinem Bundesratsbeschluß zustrmmen, der irgendwie einer Abbröckelung des Jesuitengesetzes zunergt. Das Ge such weist in eingehender Begründung zunächst auf Grund eines Senatsbeschlusses des preußischen Oder- verwaltunasgerichteo (8. Mai 1900) nach, daß da» Jesuitengesetz mit seinem Verbot der Ordensnieder lassung der Jesuiten ohne weiteres und selbstverständ lich auch deren Ordenstätigkeit in Deutschland über haupt verbiete. Es ist darum nicht richtig, wenn von ultramontaner Seite behauptet wird, derBundes- ratsbeschluß vom 6. Juli 1872 habe das Verbot der Ordenstätigkeit in das Gesetz hineingedeutet. Ebenso eingehend wird im Gesuch die Ordenstätigkeit der Jesuiten bestimmt und beleuchtet und entgegen der harmlosen Deutung in der Rede des bayerischen Ministerpräsidenten und früheren Führer des Zen- trnms, der übrigens auch der persönliche Oheim eines Jesuiten ist, als durchaus gefährlich für den kon- fessionellen Frieden und als ungesetzlich nachgewiesen. lungsstrom der Volksseele gewaltsam hemmen." Pros. Dr. W. Nagel (Darmstadt) verbreitete sich über das Thema: „Ein Normalspiolplan der deutschen Opern bühne." Im Anschluß an seine Ausführungen wurde ein« Resolution angenommen, worin die drin gend« Notwendigkeit ausgesprochen wird, daß 1. die staatliche und städtische Fürsorge für das THeater im Jntereffe eines Lurch wahrhaft künstlerische ideale Ge sichtspunkte bestimmten Spielplans stärker «insetze. 2. daß ein Organ (etwa von Lem Bühnenverein) zur Prüfung von Theaterstücken geschaffen w«rde, eine gewisse Garantie dafür bietet, Laß wirklich wertvolle Theaterstücke urrd Opcrnwerke nicht dauernd von der Bühne ausgeschlossen bleiben, 3. daß bei der Regelung der Kinematographenfrage der Unterschied zwischen Len dem höheren Kunstzweck dienenden Veranstal tungen und den wesentlich dem Enverbsgeist ent- springenden und der bloßen Schaulust dienenden Dar bietungen des Kinematographen zu einem entschei denden und insbesondere steuerlichen Ausdruck komme." Eine Korrespondenz für oie EoethebünLe soll im Anschluß an di« in München erscheinende Zettschrift „Die Lese" gegründet werden. Die dauernde Finanzierung des Volksschillerprei ses (alle drei Jahre 3000 für das beste drama tische Werk) ist gesichert. Zum nächsten Konareßort wurde Breslau gewählt; der Vorort geht von Bremen auf Stuttgart über. ü" Tin Strindberg-Musenm. Aus Stockholm wird berichtet, daß die nähere Umgebung Le» dahin gegangenen Dichters August Sttindberg mit dem Plane umgeht, zum dauernden Andenken an ihn «in Strinobcrg-Museum zu schaffen. Es ist di« Rede davon gewesen, diesem Museum in StocHolms be rühmten Fr«ilustsmuseum Skansen eine Stätte zu geo«n, aber die Absicht d«r Freund« und Angehörigen Strindbergs ist vielmehr, betn bisheriges Heim in dem sogenannten „Blauen Turme", wo er in seinen letzten Lebensjahren halb wie «in Ginstedkr gelebt hat, zu einem Museum auszugestatten. Dietzr Ge danke hat denn auch Li« größte Ausficht, Wirtlichkeit zu werden. * Eine neue Künstlervereinigung, die unter dem Namen „Mosaik" ins Vereinsregister eingetragen ist, wurde in München gegründet. Der Zweck der Vereinigung ist, nach Möglichkeit jede« Jahr in München eine Ausstellung von Werken der bildende« Kunst zu veranstalten Auch Wanderausstellungen in anderen Städten Deutschland» und de» Ausland«» sind vorgesehen und in Vorbereitung. * Robert-Koch-Gedenkfrier in Tokio. Für den verstorbenen berühmten Bakteriologen Professor Robert Koch fand, wie uns ein Kabeltelegramm meldet, inTokio eine Gedenkfeier nach dem Schinto- Ritus statt. Bei der Feier, die in dem von Professor Kitasato Robert Koch zu Ehren aestifteten Tempel abgehalten wurde, waren die Witwe Robert Koch», der deutsche Botschafter sowie viel« Gelehrt» und Verwaltungsbeamte anwesend. * > folgen! 0.P0I kammc Bund« Landu jährig über«» allen i meine« Glückv daß il werde, zu arr Vr erfähr tzürstb Die Si Matze. Si, könia fürstlsi Na Kö rüchtei told i Zust sei. : die kr Unter mögen tes ur die m nicht bigkei bsgvüi Versti ten, n »eite St ist de: kandil schen l in sei datsn Sozia Brüc Linde Parte seiner eing aber! 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