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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120523027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912052302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912052302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-23
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Settr 2. Ur. Stzl. los. Ishr-aus. I» Erwidermi, rühmte der deutsche BoHchsftrr das beständige freundliche Interesse der Lordmayor, von Loi»don für die deutsche Kolonie sowie ihre Unterstützung der gemeinnützigen deutschen Anstalten, und sprach die Hoffnung au», daß dieser Freund- schaftsound -wischen den Lordmayors «ntd der deutschen Kolonie erhalten bleibe. Graf Wolff-Metternich wurde beim Verlassen de» Saales lebhaft begrützt. Ium Tvüe -es Königs von Dänemark Ankunft der ausländ«,chen Herrschaften in Kopenhagen. Kopenhagen, 23. Mat. Die Kaiserin- Witwe von Rußland und die Königin- Witwe von England kamen hier abends von England an und wurden auf dem Balm hofe von dem dänisclien und norwegischen Kö- nigspaarc, dem Großfürsten Michael Alexandro- roitsch, den dänischen Prinzen und Prinzessinnen empfangen. Ferner waren Ministerpräsident Berntsen und der englische und russische Ge sandte arnvcscnd. Die Herrschaften fuhren nach Arnalicnborg, wo sie die Königin-Witwe begrüß-- ten, und begaben sich von dort nach Schloß Heidoere. — Gleichzeitig ist auch der größte Teil der ausländischen Repräsentanten gestern abend hier eingetroffen. Zum Empfang waren anwesend: Die Prinzen Harald, Gustav und Waldemar und die einzelnen Gesandten mit dem Personal der betreffenden Gc- sandtsclmft. Unter den ein getroffenen Fürsten be finden sich:ErzherzogPeter Ferdinand, Don Carlos von Spanien, Prinz Arthur von Connanght, der Herzog von Genua, Großfürst M i cha el A l e xa nd r v wi t s ch. Fer ner trafen ein die angemeldeten Vertreter deut scher Fürsten, Deputationen aus Holland, Bel gien und eine Abordnung des deutschen Heeres und der Marine. Jentralverbanü üeutlcher Znüultrleller. 8. L II. München, 22. Mai. Als Auftakt zu dem hier stattfindenden deutsch österreichischen Industrietage trat der Zentralverband deutscher Industrieller unter dem Vorsitz des Land- rats a. D. Rötger (Berlin) zu seiner diesjährigen Tagung zusammen. Rach einer Begrüßung der Er schienenen und der Erledigung geschäftlicher Ange legenheiten nahm die Versammlung den Geschäfts bericht entgegen, den Reaierungsrat Schweiahoser (Berlins erstattete. Der Bericht bespricht einleitend die Ergebnisse der letzten Reichstagswahlen und kon statiert, daß von den vom Zentralverband unter stützten t20 Kandidaten 4t in den Reichstag gewählt worden seien. Zu begrüßen sei die Erneuerung des Stah'.wcrksverbandes, da Kartelle im Interesse der Industrie notwendig seien. Die Versammlung nahm dann eine Reibe von Resolutionen an, und zwar zu dem Thema „Schutz der Arbeitswilligen" folgende: „Angesichts der Ausschreitungen bei dem letzten Ausstand der Bergarbeiter im Ruhrrevier, welche die wachsende Gefahr der Vergewaltigung Arbeitswilliaer hat erkennen lassen, erachtet es der Ä»ntralverband deutscher Industrieller für-- sein« Pflicht, erneut und nachdrücklich die Forderung nach einem wirksamen Schutz der Arbeitswilligen zu er heben. Da dieser Schutz bei Arbeitskämpfen größe ren Umfanges durch polizeiliche Maßnahmen mcht in ausreichender Weise gewährt werden kann und in folge des terroristischen Verhaltens der Streikposten die Anwendung der gesetzlich gegebenen Machtmittel sich als unzulänglich erwiesen Kat, so ist durch eine baldige Neuregelung der einschlägigen Bestimmun gen, insbesondere durch ein gesetzliches Verbot des Streikvostenstel-cns dafür Sorge zu tragen, daß die Unabhängigkeit und Sicherheit des einzelnen in dem Maße gewährleistet wird, wie cs im Interesse der staailüben Ordnung, der Freiheit des Erwerbslebens und der gedeihlichen Entwickelung des allgemeinen Wirtschaftslebens geboten ist." — Ohne jede Dis» knssion wurde dann eine Resolution angenommen, welche die Bewilligung der Wehrvorlagcn durch den Reichstag mit Genugtuung begrüßt. Eine weitere angenommene Resolution beschäftigt sich mit der sozialpolitischen Gesetzgebung und lautet: „Angesichts Leipziger Tageblatt i Rben-ausgad» i der Fülle und de» Inhaltes der Initiativanträge, die bei Beginn der neuen Legislaturperiode des Reichstage» wiederum von sämtlichen politischen Parteien gestellt worden find, erachtet sich der Zen« tralverband deutscher Industrieller in Wahrung der ihm anvertrauten Interessen der deutschen Industrie für verpflichtet, gegen die in diesen Anträgen zutage tretende Uebertreioung entschiedensten Widerspruch zu erheben. Dieser Widerspruch richtet Pcb gegen jede die Wettbewerbsfähigkeit aus dem Weltmärkte gefährdende Belastung der Industrie durch Beschrän- kungen und Einengungen der Betriebe, di« über das von der Notwendigkeit gebotene Maß hinausgehen. Der Verband richtet sich gegen jede weitere Ent ziehung industrieller Arbeitskräfte, sei es auf dem Atege direkter Ausschaltung oder weiterer Verkürzung der Arbeitszeit, oder durch Erweiterung bereits be stehender einschränkender Bestimmungen, insofern nicht derartige Maßnahmen zur Erhaltung der Ge sundheit unserer handarbeitenden Bevölkerung un bedingt nötig sind. Er richtet sich ferner »egen die Bestrebungen, durch Schaffung neuer Instanzen den Unternehmer und Arbeitgeber aus der autoritativen Stellung in seinem Betriebe zu verdrängen, ein Weg, der zum sozialistischen Arbecterstaat ftihren würde. Der Zentralverband deutscher Industrieller hegt das Vertrauen zu den verbündeten Regierungen, daß sie den hierauf abzielenden Bestrebungen mit Entschie denheit entgegentreten werden." — Damit hatten die Spezialberatungen des Zentralverbandes ihr Ende erreicht und es folgen die gemeinsamen Beratungen des Zentralverbandes und des niederösterreichischen Gewerbevereins mit dem Sitz in Wien. verWimmerung üer Lage in Marokko. Eine treffende Illustration zu der von uns bereits rnitgcteilten „Ägence Havas"-Mc.dung aus Fez, wonach bei der gestrigen Wiederkehr des Tages, an dem vor einem Jahre die Franzosen in Fez cingezogcn, überall Freude und Genugtuung geherrscht habe, bietet ein Funkentelegramm des „Matin" aus Fez. Darin heißt es: Der Kundschaftsdienst signalisiert eine all gemeine Verschlimmerung der Lage. Die Stämme versuchen sich anzuschicken, gegen Fez zu marschieren. Die notgedrungene Untätigkeit der Franzosen wird als ein Zeichen von Schwäche ausgelegt. Die etwa zehn Kilo meter von Fez lagernde Harka werde immer verwegener und gebe die Absicht kund, alle Stämme auszuplündcrn, die sich ihr nicht an schließen wollen. Die von den Aufrührern be drohten Ued - Fama wandten sich an die Fran zosen um Hilfe, die ihnen jedoch mangels einer Truppe nicht gewährt werden konnte. Ein Angriff aus Fez scheint unmittelbar bevvrz ustehen. Zahlreiche Personen, die eine neue Belagerung befürchten, verließen be reits die Stadt. Am 19. Mai wagten sich ein zelne, Aufrührer bis in die Gärten unterhalb der Stadtmauer vor und gaben von dort Schüsse ab. Die Lage ist so, daß man die Hinrichtung der vom Kriegsgericht ver urteilten Meuterer verschoben hat aus Furcht, daß hierdurch Ruhestörungen verursacht werden könnten. Ein weiteres Telegramm besagt: Fez, 23. Mai. Eine Bande von 200 Plünde rern versuchte in der Nacht vorn 22. Mai die GärtenumFezzm plündern, wurde aber zerstreut. Die Lage in Fez ist unverändert. Die Lage am Mukuja. Udjba, 23. Mai. Die Kolonne Giraudvn schlug den heftigen Angriff einer Harka aus dem M ul u jage biet zurück und fügte ihr große Verluste zu. Aus französischer Seite wurden elf verwundet. O- Zur Verhafkung des Rechtsanwalts Weinberger in Algier. Zu der Meldung aus Paris über die in Algier erfolgte Verhaftung des Münchner Rechtsanwalts Dr. Adolf Weinberger, dessen Bruder in der Fremdenlegion dient, erführen die „Münchner Neuesten Nachrichten", daß Rechtsanwalt Adolf Weilkberger nicht in der Absicht nach Algier gereist ist, feinen Bruder zu befreien. Er wollte lediglich mit den französischen Behörden über die Frei lassung seines Bruders verhandeln. Es ist jedoch leicht möglich, daß diese Besprechungen re sultatlos verlaufen sind und daß der junge Wein berger sich seinem Bruder anschließen wollte, llebcr die Affäre schweben bereits diplomatische Verhandlungen zwischen Paris und Berlin. DeuMes Reich. Leipzig, 23. Mai. Provinzialvereinigung der Reichspartei für Sachsen-Thüringen. Halle, 23. Mai. In einer Sitzung des gesamten Vorstandes der Reichs- und freikonservativen Partei wurde eine Provinzialvereinigung der Partei für Sachsen-Thüringen begründet mit dem Sitz in Halle. Zum Vorsitzenden wurde der Reichs- und Landtagsabgeordnete Dr. Arendt, zum Schriftführer Bergrat Schrader in Halle und zum Schatzmeister Kommerzienrat Bauermeister in Bitterfeld ge wählt. Abnahme eines deutschen Schlachtschiffes. Kiel, 22. Mai. Die Abnahme des Linienschiff kreuzers „Goeben", des neuesten und schnellsten deutschen Schlachtschiffes, ist Donnerstag mittag durch Beauftragte des Reichsmarineamts auf der hiesigen Kaiserlichen Werft erfolgt. Eine Operation des Kardinals Kopp. Breslau, 23. Mai. Wie die „Schles. Volksztg." meldet, lautet der Krankheitsbericht, der am Diens tag, abends 6 Uhr, ausgegeben wurde: „Das fort dauernde Fieber machte es notwendig, den in der Tiefe liegenden Eiterherd freizulegen. Der Eingriff wurde mittags 1 Uhr vorgenommen und konnte in lokaler Betäubung ausgeführt werden. Von der sofortigen Entleerung des Eiters mutzte zunächst Abstand genommen werden, um die Gefahr der Operation zu verringern. Se. Eminenz hat den Eingriff gut überstanden. Abendtemperatur 37,6. Herztätigkeit befriedigend." Etatsmäßige Anstellung der Postunterbeamten. Berlin, 23. Mai. Der Wunsch der nichtetats- mätzigen Unterbeamten sowie der rum Aufrücken in Unterbeamtenstellen bestimmten Arbeiter und Hand werker der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung auf etatsmäßige Anstellung nach spätestens lOjähriqer Dienstzeit soll erfüllt werden, soweit erledigte oder zur Befriedigung des Dienstbedürfnisses neu ein gerichtete Stellen zur Verfügung stehen Nach den angestellten Ermittlungen schwankt die gesamte Vordienstzeit bis zur ersten etatsmätzigen An stellung je nach den Anstellungsbezirken und den in Betracht kommenden Unterbeämtenklassen im Durch schnitt zwischen 8 und 13 Jahren. Die sozialdemokratischen Wahlrechts» Versammlungen. Berlin, 23. Mai. Gestern abend fanden in Groß- Berlin 32 von der sozialdemokratisclxen Partei ein berufene Protestversammlungen mit dem Thema „Die Wahlrechtsfrage im preußischen Abgeordnetenhause" statt. Die Versamm lungen waren überfüllt, verliefen jedoch in voll ständiger Ruhe. Die Teilnehmer befolgten durch gängig die in den Versammlungen ausgegcbene Pa role, ruhig nach Hause zu gehen und keinerlei Züge zu bilden. Die Polizei hatte nirgends Anlaß ein- zuschreitcn. Ruslan-. Oesterreich-Ungarn. Sitzung des WchrauSschusses. Wien, 23. Mai. In der gestrigen Sitzung des Wehrausschusses sprach der Sozialdemokrat Vonnerstsy. 23. Msl 19lL WinarSkh über die Vorgänge in Ungarn und richtete heftige Angriff« gegen die Krone. Unmittelbar daraus erhob sich der Landes verteidigungsminister v. Georgi von seinem Platz und verließ, gefolgt von seinem Adjutanten, den Sitzungssaal. Der Vorsitzende erteilte Wi- narsky einen Ordnungsruf, der protokolliert wurde. Aus den Reihen der Majorität erschollen Entrüstunasrufe. Mnarsky sagte, daß die Herren der Majorität, insbesondere die des deut- scl>cn Nationalverbandes, keinen Anlaß l-ätten, sich aufzuregen, da sie erst unlängst „Hoch die Hohen- zollern!" gerufen Mitten. Infolge dieser Bemerkung kam es zu erregten Szenen zwischen dem Redner und zwei deutscl)-radikalen Abgeordneten. Der an haltende Länn legte sich erst, als Winarskh seine Rede beendet hatte. Darauf kehrte auch der Landes verteidigungsminister in den Sitzungssaal zurück, Einstellung der Obstruktion gegen die Wehrvorlage. Wien, 23. Mai. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Pest: In einer Besprechung der ungari schen Oppositionsparteien wurde beschlossen, die Obstruktion gegen die Wehrvorlage vorläufig einzu st eilen. Eine national« Flugzeugspende. Wien, 23. Mai. Die Einleitung einer natio nalen Sammlung zur Schaffung einer Luft flotte nach dem Beispiel Deutschlands, Frankreichs, Rußlands und Italiens steht unmittel bar bevor. Das Ministerium des Innern erteilte bereits die Genehmigung zu Sammlungen iy. allen Kronländern. Ungarisches Abgeordnetenhaus. Pest, 23. Mac. Gestern nachmittag verkündete Vizepräsident Beoethy, daß zur Wahl oes Präsidenten geschritten werde. Diese Erklärung wurde von der Opposition mit großem Lärm und stürmi schen Zurufen ausgenommen. Der Präsident erteilte einigen Abgeordneten Ordnungsrufe und verwies sie wegen Widersetzlichkeit an den Immunitäts ausschutz. Als der erste Stimmzettel in die Urne geworfen war, stürzte Julius Kovacs (Bauern partei) zur Urne und stieß diese zu Boden. Hierauf entstand ein unbeschreiblicher Tumult und Hand gemenge. Verschiedene Abgeordnete bemühten sich vergebens, die Ruhe wieder herzustellen. Der Präsi dent war genötigt, die Sitzung zu suspendieren. Stach Wiedereröffnung schien sich die Aufregung ge legt zu haben. Die Urne wurde wieder auf den Tisch gestellt. Die Opposition verließ den Saal; die unterbrochen« Abstimmung wurde fortgesetzt. Don den Mitgliedern der Regierungspartei, die im Saale geblieben waren, wurden sämtliche Stimmen (210) auf den Grafen Tisza abgegeben, der hiermit zum Präsidenten gewählt wurde. In seiner Eröff nungsrede sagte Traf Tisza, er werde stets mit dem Pflichtgefühl und der Verantwortlichkeit eines ehrlichen Mannes seines Amtes walten. Bezüglich der Obstruktion sagte er, es gebe kein Mitglied des Hauses, das sich nicht schon einmal verurteilend über die Obstruktion geäußert habe. Man müsse der Geschäftsordnung ihren sittlichen und recht- lichen Inhalt wiedergeben, indem diese so angewcnbet werden soll, daß sie die Ordnung in den Beratungen des Abgeordnetenhauses sichert. Die Regierungs partei bereitete dem neuen Präsidenten stürmische Ovationen. Portugal. Aufhebung der Gesandtschaft beim Vatikan. Lissabon, 23. Mai. Die Kammer beschloß mit 50 gegen 45 Stimmen die Aufhebung der portugiesischen Gesandtschaft beim Vatikan. Schweden. Schwedische Schenkungen zur Stärkung der Landesverteidigung. Stockholm, 23. Mai. Der Staatsrat nahm in seiner gestrigen Sitzung die vom schwedischen P an z e rs chi f f v er ei n sür den Bau eines Pan zerschiffes gespendete Summe von 12 Mil lionen Kronen namens des schwedischen Staates an. Der König teilte dies dem Reichsmarschall brief lich mit und fügte hinzu, er und das königliche Haus wollten ebenfalls zur Stärkung der Landes wehr beitragen, er schenke deshalb 100 000 Kronen für ein Panzerschiff. Was lallen erwachsene Mäüchen lesen? Lesen ist für unsere erwachsene Jugend — für Knaben und Mädchen — nicht die Hauptsache. Haupt sache für sie ist Arbeit, Arbeit, die einen Mittel punkt schasst, nm den sich alles Sinnen und Denken bewegt. Diese Arbeit schützt vor Müßiggang und erzeugt Erfahrung und Nüchternheit, zwei Dinge, die für das Leben sehr notwendig sind. Erfordert die Arbeit nicht genug Kraft, so muß der Körper durch geregeltes Turnen noch besonders gepflegt werden. Moderner Sport kann das Turnen niemals ersetzen. Er ist meist einseitig, lenkt ab von der Arbeit und führt leicht zur Herrschaft des Nebensächlichen. Hat das Müdck)en seine Tagesarbeit vollbracht, so kann das Lesen folgen; es ist dann die Ergänzung zur Arbeit. Was will das Mädchen lesen? Der Kreis der Familie ist eng, und das Mädchen möchte — genau wie der Knabe — hinaus in die weite Welt; es möchte andere Menschen und andere Verhältnisse kennen lernen. Diese Sehnsucht in die Ferne zu befriedigen, diesem Drange nach Erfahrung über die Enge des häuslichen Kreises hinaus gerechr zu werden, ist das Lesen ganz vorzüglich geeignet. Es gibt dem Mädchen Gelegenheit, auf dem Wege phantasicmäßigen Nacherlebens einzudringen rn Lebenskreise, die ihm vorläufig in der Wirklichkeit noch fremd sind und meist auch fremd bleiben wer den. Es ist bekannt, wie geneigt unsere Mädchen sind, sich diese» Weges zum Eindringen in ihnen fremde Lebenskreise zu bedienen. Die meisten von ihnen lesen gern; die nötige Zeit wird auch unter er schwerenden Umständen gefunden. Damit nun die kostbare Zeit nicht unnütz geopfert wird, damit das Sinnen nicht auf falsche Bahnen geführt wird, darf die Auswahl des Lesestoffes nicht dem Zufall über lassen bleiben. Dem Verlangen der Mädchen, andere Zeiten und andere Verhältnisse kennen zu lernen, kommen manch« Schriftsteller in der Weise entgegen, daß sie Geschich ten eigens für das in Frage kommende Alter gestal ten. Daß solche Geschichten, die durch ihr vom All täglichen abweichendes Wesen Interesse erwecken, verschlungen werden, ist erklärlich; Unmögliches wird möglich, die Phantasie hat freien Spielraum. Aber Menschenkenntnis. Halt und Kraft für das spätere Leben geben viele dieser innerlich hohlen und ge künstelten Erzählungen nicht. Dazu fehlt ihnen das Lebenswahre, Ist das Mädchen nun so erzogen, daß es körperlich und geistig gesund geblieben ist. daß es Freude an der Arbeit hat und die Gegenwart mit nüchternem Auge betrachten kann, so greift es wohl auch nach solchen zusammengebauten Erzählungen für die rei fere Jugend, vielleicht auch nach Marlitt und ähn lichen Autoren. Es wird solche sogar sehr gern lesen und keinen Schaden davontragen. Diese Zeit des Schwärmens ist eine Entwickelungsstufe, die bei der gesunden Jugend bald vorüber ist und dann im spä teren Alter als schöne Erinnerung wieder auftaucht. Die Mädchen aber, die das Arbeiten nicht kennen lernen, die von den Eltern über den Ernst des Lebens künstlich hinweggetauscht werden und nur genießend aufwachsen sollen, werden zunächst auch nach solcher wertlosen Lektüre greifen. Sie werden si« auch bald wieder weglcgcn, nicht aber um ernstere in die Hand zu nehmen, sondern um seichtere, lockere Lektüre zu suchen. Was sollen nun erwachsene Mädchen lesen? Zu nächst das, was auch dem Jüngling das Herz warm macht: die klastischen Darstellungen au» der Jugend zeit unseres Volkes, die alten deutschen Heldensagen und die Frithjofsage. Das Mädchen findet hier wenigstens ebensoviel für die Erstarkung seines Ge mütes, für frohen Sinn und sittlichen Ernst wie der Knabe. Zu empfehlen sind die Ausgaben von Rich ter, Schalk, Lolmayer, Tegner, Baßler. Das junge Mädchenherz empfindet wie ein Volk in seinen Kin derjahren und verlangt deshalb Epik und Lyrik. Diesen Bedürfnisten wird Genüg« getan durch Löwen berg, Vom goldenen Ueberfluß — 1,80 ,4l — und Avenariur, Hausbuch der deutschen Lyrik — 8 ^t. Der junge Lzfer findet da. was augenblicklich sein Inneres bewegt, und wenn er alter wird, werden ihm diese Gaben zu einm Jungbrunnen werden. Al» Eigentum ist ferner jedem Mädchen ein Buch zu wünschen, das seinem Intereste für bildliche Dar. stellung entgegenkommt, und ein», das Anleitung zur Pflege de» Körpers gibt. Anzuraten Uhde und Thoma, Kunstgaben, 1 Knackfuß, Künstlermono graphien, 3 und 4 -4t; Kesundheitsbuch vom Kaiser lichen Gesundheitsamt. 1,25 -4t; Klencke, das Weib al» Jungfrau, 4,80 ^t. Unterhaltungslektüre gibt es viel. Die erste Gruppe soll zeigen, daß man schon für ein geringe, Geld sehr gute Bücher erhält. Wenn mehr Mittel zur Verfüguna stehen, dem seien unter 2 noch andere Bücher vorgcschlagcn. Die Preise gelten für gebun- den« Bücher. 1) Hauff, Lichtenstein, 50 Pf.; Pesta lozzi, Lienhard und Gertrud. 1 .4t; Deutsche Dichter- EedächtnisEtiftun«. Band 8. 4. S, 0, W. 20, 21 L 1 -4t; Wiesbadener Volksbücher, ä Band 1,80 -4t; Ludwig, Heiterethei, 1 -4t; Niese, Leute von Abseits, 0,65 Pf.; Budde, Kleine Geschichten. 75 Pf.; Niehl, 6 Novellen, 1,20 -4t; M. Schmidt, Schwanenjungfrau, 75 Pf.; Sohnrey, Friedesinchen, 4 -4t; Siegfried, Gritli, 3 ^t; Aus Bismarcks Familienbriefen, 1 -4t. 2j Bühlau, Ratsmädelgeschichten, 2 -4t; Scheffel, Ekkehard, 6 -4t; Trompeter von Säkkingen, 4,80 -4t; Ebner-Eschenbach, Eemeindekind, 4 -4t; H. Hoffmann, Ostseemärchen, 4 -4t; H. Seidel, Leberecht Hühnchen, 5 -4t; Steinhausen, Irmela, 4,60 -4t; Freytag, Soll und Haben, 7,50 -4t; Wildenbruch, Kindertränen, 2,20 -4t; L. F. Meyer. Die Richterin. 3 -4t; Storm, einzelne Bände der Gesamtausgabe; Kubel, Apotheke zu Angerbeck, 5 -4t' Sperl, Fahrt nach dem alten Urkunde, 2,80 -4t; Raabe, Der Hungerpastor, 5 -4t. Wem diese Auswahl noch nicht genügt, findet im Bücherverzeichnis der Volksbibliotheken des Vereins für Volkswohl auf Seite 74 eine größere Auswahl. Sollte nicht in jedem Jahre das Mädchen eines von diesen Büchern als Geschenk erhalten können? Nicht Bücher sollen es sein, — gute Bücher sind not wendig, von ihnen strömt Segen aus. I.. Sin begabtes Rsturvolk. T' Im äußersten Süden der Insel Mindanao, die wiederum die südlichste und auch die größte der Insel gruppe der Philippinen ist, liegt ein mächtiger Vulkanberg, der sich bis zu 3200 Meter erhebt und von den Spaniern, den früheren Besitzern des Landes mit dem Namen Apo (Großvater) belegt wurde, während er bei den Eingeborenen Sandaua (der Schweflige) heißt. Nicht nur di« von diesem groß artigen Vulkan beherrschte Landschaft, sondern auch die dort hausenden Menschen sind höchst merkwürdig. Sie gehören zu den Bagvbos, einem Volksstamm, der sich gleichzeitig durch sehr anspruchslose Lebens führung und durch hohe geistige Begabung aus zeichnet. Elizabeth Metcalf hat vor der Amerikani schen Anthropologischen Vereinigung die Bagobos eingehend geschildert Sie sind ein echtes Bergvolk, das eine meist nomadische Lebensweise führt. Dom Ackerbau kennen sie nur die Kultur von Vergreis. Auch diese aber hat sie nicht zu der Seßhaftigkeit ge führt, die sonst das Merkmal der ackerbauenden Völker ist. Vielmehr roden sie in jedem Jahr eine neue Waldfläche, um ihre Pflanzung dort anzulegen. Von den neuen Herren der Philippinen, von den Amerikanern, sind di« Bagobos allerdings ein wenig in ihrer Fnih«it beschränkt wordeu, Man hat st auch in Dörfer zu vereinigen gesucht und dadurch die Macht ihres Häuptlings Dato einigermaßen beein trächtigt. Jedoch scheint diese neu« Lebensart dem Volke ganz gut zu gefallen. Die Leute sind auffällig sowohl äußerlich durch ihre prächtige Kleidung als auch durch ihre Intelligenz und Gelehrigkeit. Früher bestand ihr ganzes Besitztum in Vieh, schönen Klei dern, Sklaven und Trommeln. Die Zeiten der Skla verei sind auch für dies Volk nun vorüber. Die Trommeln oder Aguns haben ihre alte Wertschätzung behalten, und ein Konzert auf diesen Instrumenten non gewaltiger Größe soll eine unbeschreibliche Wir kung heroorbringen. Ueberhaupt scheinen die Bagobos ein recht musikalisches Volk zu sein, d«nn sie haben auch ein« ganze Anzahl von Saiten- und Blas instrumenten erfunden. Jen« Trommeln aber sind die Hauptsache und bilden als Tauschmittel geradezu einen Ersatz für Geld, wie auch das Vermögen eines Mannes gewöhnlich nach der Zahl der Aguns in seinem Besitz angegeben wird. Die Kleider werden aus Hanffascrn hergestellt, die zu einem sehr gleich mäßigen Tuch verwoben werden und sich in wunder barer Weise zu der künstlerischen Drapierung eignen, die der natürliche Geschmack des Volkes verlangt. Leider hat sich auch hier schon «in verderblicher Ein- flutz der Europäer bemerkbar gemacht, da die Kunst der Stickerei mit Kreuzstich, die noch vor 50 Jahren von Bagobofrauen in feinster Weise ausgeübt wurde, zu einer Seltenheit geworden ist. Anderseits scheint sich das Schmuckbedürfnis noch gesteigert zu haben, da di« Kleider jetzt auch mit dünnen Perlmutterscheiben besetzt werden. Die Häuser werden nie auf Bäumen, sondern immer auf dem Boden selbst aufgebaut, meist aus Bambus. Zum Dcichdecken dienen die Blätter ge. wisser Bäume. Wie bei den Schildbürgern liegt die ganz« Wohnung eine Treppe hoch, und der Eingang wird durch eine Leiter ermöglicht. Auch das Innere ist ziemlich merkwürdig, indem namentlich in aristo kratischen Wohnungen die Fußböden der einzelnen Räum« sich nicht in aleicher 5iöhe befinden. Ein be sonders erhabener Platz ist für die Hauptmitglieder der Familie und für Gäste bestimmt, wie überhaupt die Abstufung des Fußbodens lediglich dazu bestimmt erscheint, den Insassen des Hauses das ihnen ,zu kommende Niveau znzuweisen. Die Feuerstelle be findet sich in der Nähe der Tür, und daneben wird das Wasser in Bom^'oräbren nufbewasirt. Auch ein Hausaltar fehlt nicht, vor dem einfache Opfer dargebracht werden.
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