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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120531025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912053102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912053102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-31
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Bezug-Preis Ar u«a> ttorortt »»rch «je« LrLarr iü^ EvodUeur, rm«lti»ttch t» va», gebracht: « Ps. monatü, LTV »U. oierreULLrt. «et »nsern Ftltalea ». An nahmestelle» adaehall: 7S Vs. manatL, rrs Mt. oiertelskhrl. V«ch »r« Wes»; innerhalb Deutschland» and de» deutschen Kolonien oterteljährl. b-W Vit., monatl. 1-MML auojchr Poktbestellaeld. Kerner in Belgien, Dänemark, den Doaauftaaten, Italien, Luxemburg. Niederlande, Nor- wegen. Oenerreiq« Ungarn, Nublanb, Schweden and Schwel». 2n allen udnaen Staaten nnr direkt durch die «beschatt»- stell» de» Blatte» erdültlich. Da» Ueiptlger Tageblatt «Nchelat 7»al täglich. Sonn» n. Ketertag» nur morgen». Ldonnem«nt»-!ilnnohin« I»ba«n»g»II» 8, bet unseren I rügeru. Filialen. Spediteuren »nb Lnnahwestelle», sowie Voüämter« nab vrietträger». <rt»»«l»,rt«»k»»r»»» U» Bt. Abend Ausgabe. KiWgcr Tageblatt «1..^!"^'--^' Handelszeitnng. I 14884 E» E Dev.-Kals» lbrrmin Sieinweg MN» Amtsblatt des Rates und des Nolizeiamtes -er Stadt Leipzig. W Luzelge» Preis tiir Inserat» au» Lei»»«» and Umgebung bt, l spalri,»V«tit»,ll, S Ps-die Nekla»«. »eil« I Äk oon au»«ärt»»Bs. NeNamen Ntk. Inserat» von vehärden im Amt liche» I»U di, Betitretl. » Vs. <b»><bift»ani«tge» mit Platzvorschritton im Preis, «rhSht. Nada« nach lartt. ««»lagegedSdr »«samt- -atlag» b Mk. o Tausend erkl. Vostaebühr. Teilbetlag« Häher. Fefteneilt, Busträa» kSnaen »«cd, „rila- aerogen werden Für da» Trscheiueu «u betnmmien Tagen and Plaue» wirb ketn» S«rantie ädernommen. Ln»»«g«n - »naamne: Soda»m»g»sl« kh dei sämtliche» Filiale» u ollen Bnnonoen» Lroedtrione» de» In» »ad »«»lande». »eu« und Verte, »»» Fisch« ch «KW» Inhaber: OmU Kbriton. Nedattt«, und LoschONoltoU»: Iohannt»gals« 4 Sa»»«-Filiale De»»»«»: Seenrage < I «Telephon tkTli. Nr. 274 /rrimg, üen 3l. Msl lStL 106. Jahrgang. Dre vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Setten. Vas Wichtigste. « Der schweizerische Bundesrat hat den Plan der Schiffbarmachung des Rheins di» zum Bodensee genehmigt. * Die aufständischen Stämme in Ma rokko predigen den Heiligen Krieg gegen die Franzosen. (S. den des. Art.) * An der türkisch-persischen Grenze haben blutige Kämpfe stattgefunden. (Siehe Ausland.) Oie Entvölkerung in Frankreich Die jetzt veröffentlichte Bevölkerungsstatistik für 1911 liefert nach dem geringen Aufschwung der Jahre 1910 und 1909 den Beweis, daß eine demographische Katastrophe in Frankreich nicht mehr aufzuhalten ist. Seit dem Jahre 1890 ist das Jahr 1911 das achte Jahr in oem eine direkte Verminderung der Bevölkerung Frankreichs festzustellen ist. Ein« Abnahme um 34 869 Seelen, wie im Jahre 1911, hat die französische Nation bisher noch nicht zu ver zeichnen gehabt, zumal di« Geburtszrffer (742 114) noch so niedrig war, als im Jahre 1911. Die Sterb lichkeit war dagegen di« gleiche wie früher, wobei besonders betrüdllch ist, das; auch die Bretagne, die früher ihres Kinderreichtums wegen berühmt war. sowie die Normandie und Provence, die urwüchsigsten Deoartements Frankreichs, wesentlichen Anteil hieran Haven. Das Jahr 1911, das in demographischer Hinsicht als ein wlchres Unglücksjabr für Frankreich ange sehen werden muh, wird hinsichtlich des Uoberschusses oer Todesfälle über die Zahl der Geburten von keinem anderen Jahr erreicht. Am nächsten kommen die Jahre 1907 uno 1908, wo rund 20 000 Seelen weniger geboren als gestorben find. Wenn im Jahr« 1910 and 'm Jahre 1909, in dem ein Bevölkerungsüber- schuß von 13 000 Seelen konstatiert wurde, ein Aus' ichwuna zu verzeichnen war, der im Jahre 1905 mit einem Plus von 37 000 Köpfen für französische Ver hältnisse recht erfreulich war, so steben diesen Zu- nahmeziffern doch die stetige Abnahme oer Geburten gegenüber die allerdings zu den trüb sten Aussichten Veranlassung gibt, sie für ein großes Volk denkbar sind. Unter dem zweiten Kaiserreiche hatte Frankreich bei einer Gesamtbevölkerung von 36—37 Millionen 1 Million Geburten jährlich' Von l880 bis 1889 ging die Geburtenzahl aus 940 000 bis 980 000 Köpfe zuruck, und seit 1906 ist die Geburts ziffer unter 800 000 gefallen. Speziell im Jahre 1911 hat sie die niedrigste Ziffer mit 742114 erreicht. Alles deutet darauf hin, daß dieser Rückgang sich noch be schleunigen wird, und die Statistik hat berechnet, daß in nicht ferner Zeit Frankreich jährlich 100 000 Köpfe der Bevölkerung verlieren wird, obwohl die Durch- schnittslebensdauer sich steigert, so daß die Volkszahl trotz der Abnahme der Geburten im ganzen ge wachsen ist. Wenn man, wie einzelne Stimmen meinen, der Kindersterblichkeit die Schuld beimißt, so trifft dies nicht zu, denn an und für sich ist sie nicht so bedeutend, da nur 120 000 Kinder im Alter von weniger als 1 Jahr durchschnittlich jährlich in Frank reich sterben. Selbst wenn alle Neugeborenen am Leben blieben, so würde der Zuwachs an Bevölkerung noch sehr bescheiden sein im Vergleich zu den übrigen Nationen. Deutschland hat im Durchschnitt z. B. 2 Millionen Geburten, wiegen di« Geburten Frairk- reichs, die man im Durchschnitt jährlich mit 760 000 annehmen kann, erheblich zurückbleiben. Der jähr liche lleberschuß an Geburten über die Todesfälle de. trägt in Deutschland durchschnittlich mehr als 800 000 und in Oesterreich und England mehr als 50 000. Der bekannt« französische Volkswirtschastler Paul Leroy-Beaulieu hat auf Grund genauer Beobachtung der Bevölkerungsbewegung in Frankreich berechnet, daß die Bevölkerung End« d«s 20. Jahrhunderts nur 30 Millionen betragen wird, während man Ende des 21. Jahrhunderts nur mit etwa 20 Millionen wird rechnen können. Es ist dies sicherlich die furchtbarste Katastrophe, die ein Volk treffen kann. Deutschland wird dagegen bereits im Jahr« 1925 voraussichtlich 70 Millionen Einwohner zählen, denn in einem 15jährigen Zeitraum, von 1891 bis 1906, ist der Be völkerungszuwachs in Deutschland 12mal so groß ge wesen als in Frankreich, während vor dem deutsch französischen Kriege beide Staaten annähernd 40 Mil. lionen Einwohner aufwiesen. Im Vergleich mit Deutschland, wo dauernd eine stark« Vermehrung der Bevölkerung dureb hoh« Geburtsziffern stattfindet, ist eine dauernde Abnahme der französischen Bevöl kerung um so betrüblicher für die Franzosen, als sie tatsächlich in ihrer militärischen Leistungsfähigkeit, ob sie wollen oder nicht, ein« stark« Einschränkung er fahren müssen. Di« Zahl der nach deutschen Be griffen felddienstfähigen Rekruten nimmt nach den dortigen Berechnungen um jährlich ca. 2509 Mann ab. Dcrbei wird die körperliche Tauglichkeit immer geringer, und ein Minimalmaß existiert in Frankreich nicht mehr. Es werden Leute, die vor dem Dienstcintritt mit entehrenden Strafen belegt werden, der Armee zugeteilt, was sogar französischen Fachorganen Veranlassung gab, daß diese Kategorien „Futter für die Lazarett« und Schädlinge für die an sich angekränkelte Disziplin seien". Der Wunsch, mit 39l<i Millionen Einwohnern ein ebenso starkes, ja stärkeres Heer wie Deutschland mit seinen rund 64 Millionen Einwohnern aufzustcllen. wird dadurch schon zunichte gemacht, daß in Frankreich auf feoe Ehe bis ietzt 2.7, in Deutschland äber 4.2 Kinder kommen. Die Gründ« des französischen Bevölkerung« rückganges sind klar und oft genug erörtert worden. Der Durchschnitt in der Eh« beträgt höchstens drei Kinder, und das ist nicht genug, um die Bevölkerung entsprechend zu vermehren. Es fehlt in Frankreich sozusagen das viert« Kind. Marokko im Kusruhr. Die ernsten Nachrichten und Auslastungen, die der neu« Eeneralresident von Marokko, Lyaut«y, nach Paris telegraphiert hat, werden durch die Ereignisse bestätigt. Der Fezer Korrespondent des „Matin" be richtet in seinem Blatte, vom General Lyautey sei am 27. Mai «in amtlicher Bericht erstattet worden, in dem es heißt: Die Lage ist außerordentlich ernst, ja selbst alarmierend und die Gefahr nimmt mit jedem Tage zu. Die Nähe der Ernte wird vielleicht eine vorübergehende Entspannung bringen, aber wir werden zweifellos beträchtliche An- ,5, heimliche Liebe. Roman von Konrad Remling. lNachiruck verboten.) „Sie werden sich erkälten, gnäoige Frau. Wollet Sie nicht Ihr« Jacke schließen?" ..Ja." sie tat es ganz mechanisch. „Graf Udo^' „Lnä' Frau?" „W>c ... wie kam «s eigentlich, Laß Sie so plötz- lich vor mir standen?" „So plötzlich vor Ihnen?" Er begriff scheinbar gar nicht, wovon sie sprach. „Ja doch. Vorhin" . . . „So? Ich kam doch durch den Wald, und dann in dem weichen Schnee" . . . „Allerdings. Aber . . . sahen Sie uns . . . sahen Sie mich nicht schon eine Zeitlang vorher?" ^Ja" Si« sah ihn an und fügt« fast drohend hinzu: „Beide?" „Sie und Herrn von Helldorf." ^Nun — und weiter?" Sie stampf« ungeduldig mit dem Fuße aus. „Was weiter?" fragte er. „Sahen Sie denn sonst nichts? Wir oerabschi« deten uns doch. Und dann" . . . „O, gnädige Frau" . . . „Also doch!" Es klang beinah« triumphierend: nun ergriff sie seinen Arm. „Aber so sprechen Sie doch!" „Muß ich, gnädige Frau?" sie drückte seinen Arm so fest, daß es ihn bei nahe schmerzte. „Sie sollen sagen, ob . . . daß" . . . „Daß Sie sich ... nein — das tut man doch nichts „So sagen Sie es doch!" „Daß er Si« — küßte." Ein eigentümliches kurz abgerissenes Lachen kam aus ihrem Munde. Dann lieg sie seinen Arm los, lehnt« sich wieder gegen den Baum und schwieg. Endlich begann sie wieder zu sprechen — seltsam starr und ruhig: „Gut! Und was werden Si« letzt tun?" „Aber gnädig« Frau. Dies« Frage!" „Machen Sie doch k«ine Phrasen! Sie lind doch auch nur ein Mensch. Was werden Sie also tun?" „Selbstverständlich das, was jeder Kavalier in einer solchen Lage tun würde: schweigen — und« dingt." „So? Und — wenn ich mich damit nicht zufrieden geben würde?" Graf Udo richtete sich auf. „Aber, gnädige Frau' Sic zweifeln doch nicht an meinem Ehrenwort als Gentleman und Offizier?" „Hm!" Sie sah zu Boden und schien zu überlegen Kramsdorff, dem die ganze Szene höchst unbe haglich zu sein schien, zupfte an seinem Schnurrbart und sah hilflos zu ihr hinüber. Wie sprach denn diese Frau plötzlich zu ihm? Das war doch so gegen jede Gewohnheit und Konvention! Wie im Fieber klangen ja ihre Worte! Seine ganze Gewandtheit, auf die er stets so stolz war, verließ ihn in dieser Lage. Hanna schwieg noch immer, auf ihren Lippen lag ein sonderbares Lächeln spöttisch und grausam zugleich. Mühsam und beunruhigt begann Kramsdorff wieder: „Ich kann doch nicht mehr tun. gnädig« Frau, als Ihnen mein Wort geben." „Doch!" „Aber, ich bitte Sie." Hanna verharrt« in ihrer regungslosen Stellung und entgegnete nun kalt, mit demselben grausamen und spöttischen Lächeln: „Sie müssen ganz unschädlich gemacht werden, Udo Kramsdorfs. Schießen Sie sich tot!" Der Graf zuckte zusammen wie ein Kind, das erschrickt, und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. „Gnädige Frau! Aber das . . . das ist doch nicht Ihr Ernst?" „Mein voller Ernst! Haben Sie keinen Mut dazu?" „Mut? Aber sagen Sie nur — wegen dieser Sache! Wie können Sie nur über so etwas scherzen!" „Ich scherze ja gar nicht. Ich will nur ganz sicher gehen. Wenn Sie tot sind, dann wüsten Sie schweigen. Aber das ist ja nicht einmal die Haupt sache. Begreifen Sie denn nicht? Ich will eben einfach nicht, daß es einen Menschen auf der Welt gibt, der ein Reckt hat, mich zu — verachten. Per stehen Sie das?" „Gewiß. Aber wer sagt Ihnen, daß ich auch nur einen Augenblick daran gedacht habe, Sie zu — nein strengunge» machen müsse», um die Ruh« wie- derherzustellen, und insbesondere, um sie dauernd z« erhalte». Unruhen in Sefru und Mngador. Die „Agence Havas" meldet aus Fez vom 30. Mai, 6 Uhr abends: Di« Aitrusti und die Aittsegrouchen griffen heute Sefru an. Der Angriff dauerte von 10 bis 2 Uhr. Die Aufständischen wurden durch das Feuer der Fran- zosen und Bajonettangriffe zurückgeworfen. Auf französischer Seite wurde sechs Soldaten verwun det. Die Verluste der Aufständischen sind bedeutend. — Nach einer Meldung aus Mogador vom 28. Mai soll die Lag« in der dortigen Gegend beun- ruhigend sein. Der Scherif Farezualit ergriff die Partei der Haifa. Der Kaid Gailuli trat auf die Seite des Prätendenten und ließ die Stämme in Agadir einziehen in der Absicht, sich einer eventuellen Landung der Franzosen zu widersetzen. Oec Selllge Krieg. Daß der Ausstand nicht mehr lokaler Natur ist, sondern sich über das ganze Laich verbreitet, geht aus folgender Depesche aus Fez hervor, die den Ausbruch des Heiligen Krieges als bevorstehend meldet. In dem Telegramm, das von Paris aus verbreitet wird, heißt es: Die Führe« der Aufständisch«» habe» an all« sich noch ruhig verhaltende» Stämme eine» Aufruf ge. richtet, in dem sie zum Heiligen Krieg aufge- sordert und mit Plünderung bedroht werden, falls sie sich dem Aufstand nicht anschließen würden. Dieser Aufruf hab« ei» sehr wirksames Ergebnis, und vier große Stämme, die den Franzosen bisher treu geblieben seie», hätten nunmehr die Reihen der Aufständischen »erst ärkt. Bon den Vertreter» einiger Stämme wurde erklärt, sie müß- ten notgedrungen die Franzosen bekämpfen, da diese nicht imstande seien, sie gegen die von den aufrührerischen Harken angedrohten Plünderungen und Riedermetzelungen zu schMtzen. Weiter wird aus Fez gemeldet: Der Heilige Krieg wirb überall unter Doran tragung der Fahnen der Brüderschaft des Marabut Mulay Jdris gepredigt, di« in der Nacht zum 26. Mai von den Aufrührern vom G^abe des Marabut woggenommen worben waren. Die unter solchen Umständen eroberten Fahnen besitzen in den Augen ber Muselmanen eine besondere Bedeu tung und wirken selbst auf die Zaghaftesten fana- t i s i e r e n d. Die französischen Verluste in den Kämpfen um Fe;. Nach einer Meldung aus Fez vom 26. Mai, 8 Uhr abends, betrugen die Verluste der Franzosen in den Kämpfen am 25. und 26. Mai, soweit bis dahin bekannt, 42 Tot«, darunter 1 Offizier und 75 Verwundete. Im franzosisän'n Ministerium des Aeu - Hern erklärt man, bisher noch keine Nach, ri chtcn über die französiscl)eu Verluste am 25. und 26. Mai erhalten zu haben. Tas Ministerium hat nur eine Meldung erhalte», wonach die Franzosen in den Kampfe» am 27. und 28. Mai fünf Tote und acht Verwundete hatten. Poincar« gratuliert. * Pari», 31. Mai. Ministerpräsident Poincars sprach General Lhauteh telegraphisch seine Ge nugtuung über die siegreiche Verteidigung von Fez während des Tages und der Nacht am 28. Mai auS. Ter Ministerpräsident versicherte General Lyautey seines Vertrauens »nd beauftragte ihn auch, den Offizieren und den Truppen seinen Tank und seine Gltickwünsck)« für ihren Mut und ihre Aus dauer auszusprcchcn. Die französische Gerichtsbarkeit in Marokko. Das französische Amtsblatt veröffentlicht die dem O b e r k o m m i s s a r in dem rnarokkanisckn'n Grenz gebiet erteilten Befugnisse. U. a. heißt cs da: Der dem Oberkommissar zugeteilte Gerichtshof in Udjda wird bis zu dem Tage funktionieren, wo entsprechend dem deutsch-französischen Abkommen vom 4. November 19l 1 die K o n s u l a r ge r i ch ts - Höfe durch eine andere Gerichtsbarkeit ersetzt werden. Der itslienisth-türkilkhe Krieg. Dardanellenprozesfe. Odessa, 31. Mai. Das Börsenkomite« befaßte sich mit den Forderungen ausländischer Dampfer an hie sige Importeur«, einen Teil der durch die Schlie ßung der Dardanellen verursachten Verluste zu tragen. Das Komitee stellte fest, daß in allen Frachtbrief«», mit Ausnahme ber holläirdischen, den Kapitänen das Recht erteilt werbe, im Falle eines Krieges die Frachten in anderen Häfen zu löschen, wobei sie aller Verpflichtungen enthoben seien. Da die Dampfer in dem vorliegenden Fälle von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht und dadurch den Frachtempfängern große Unkosten er spart hätten, erachtete es das Börsenlomitee als ge rechtfertigt, daß den Dampfern die erlittenen Verluste ersetzt würden, und trug der Komitee arbitragekommission auf, die Höhe der Entschädi gungssumme festzusetzen. Die Jtalienerausweisung aus der Türkei. Das deutsche Konsulat in Konstantinopel hat bis fetzt 750 Pässe, die für 1800 Personen gültig sind, und 250 Zertifikate für die Repartriierung aus Kosten des italienischen Wohltätigkeitsvereins aus gefertigt. Oer 5 .er Sakenarbeiter- ltreik. Nock e e Arbeitgeber im Londoner Hafen haben, wie aus London gemeldet wird, die Ein ladung zu der Konferenz im Handelsamt ab ge lehnt. Ta die Arbeiter dec Einladung nur unter der Voraussetzung folgen werden, daß alle Arbeit geber vertreten sind, so werden sic voraussichtlich an den Verhandlungen nickt teilnehmcn. Im Mtni- — nicht einmal das Wort will ich in den Mund nehmen." „Sie kämpfen um Ihr Leben, lieber Graf! Ta sind Ihre Beteuerungen und Versicherungen ja ver ständlich. Aber — glauben Sie nicht, daß es schon Männer gegeben hat, di« um solcher oder ähnlicher Dinge willen den Mut gehabt haben, für eine Frau zu sterben?" Kranlsdorff zog die Schultern in die Höhe. Diese Frau sprach sicherlich im Fieber: aber er hatte nicht den Mut, es ihr zu sagen und dadurch dieser höchst sonderbaren und — unbequemen Unterredung ein Ende zu machen. „Lieber Gott", entgegnete er. „in Romanen viel leicht oder in Theaterstücken ... bei tragischen Helden — da mag es za vielleicht vorkommen." Wieder lachte sie leise. „Und Sie haben keine Lust, den tragischen Helden zu spielen? Sie lieben das Leben so sehr - dieses reine, unschuldige, köstlich« Leben!" „Gewiß liebe ich das Leben! Und dann, Frau von Warnow, sehe ich doch auch, weiß Gott, keinen Grund —" , „Aber bester Graf, ich habe es Ihnen doch jo plausibel gemacht, ich habe Ihnen ja die Gründe genannt. Wenn Sic mich nun lieben würden?" Kramsdorff erschrak: er hielt ihre Worte für eine Verheißung, für eine Versuchung. „Aber ich —" „So? Sie lieben mich nicht? Ich habe mir das bisher immer eingebildet. Dann ist es allerdings etwas ganz anderes." Udo Kramsdorff wurde immer verwirrter. „Nein. Das wollte ich ja gar nicht sagen. Ich meine — wenn — wenn ich Ihre — Ihre Ehre ver letzt hätte und könnte sie durch einen freiwilligen Tod wiederherftellcn. dann würde ich es vielleicht tun — müssen. Sehen Si«. gnädige Frau — ich meine — ein solcher Fall wäre ja vielleicht denkbar — ist wohl auch schon vorgekommen — man hört oder liest wohl bisweilen mal davon. Angenommen also, ich wäre — es hätte zwischen uns beiden . . ." „Ach nein, lieber Graf — nehmen wir das lieber nicht an?" Udo Kramsdorff hörte den Spott nicht, der .'n ihren Worten lag. Erleichtert atmete er auf. „Nicht wahr — Sie verstehen mich?" Hanna nickte „Aber natürlich! Sie haben recht, Herr Graf. Das wäre etwas anderes." „Nnn also! Nickt wahr, Sie wollten mich nur einmal auf die Prob« stellen?" Hanno nickte abermals und sah den Grafen bei nahe mitleidig an, während in ihren emporgezogcnen Augenbrauen Spott und Hohn lag. ..Ja. Ick wollte Sie auf die Probe stellen. Aber nun haben Sie es doch gemerkt." „Ich wußte es ja" — erlöst und befreit atmete er auf — „und nun wollen wir weitcrgehen — nicht wahr? Es wird immer ungemütlicher hier draußen." „Ja. Nun wollen wir gehen —" wiederholte sie und nahm seinen Arm. Als sie bereits die ersten Häuser des Dorfe» erreicht hatten, blieb sie noch einmal st«hen. „Eigentlich hätte ich nun doch Lust, Sie jetzt nach Hause zu schicken, Herr Graf." „Weshalb?" „Aber das ist doch sehr begreiflich! Denken Sie mal!" „So — deshalb meinen Sie? verstehe, gnä' Frau. Aber trotzdem. Nein, das geht nicht. Ich habe ja mein Pferd bei Ihnen im Stall." „Richtig — Sic baden ein Pferd bei uns im Stall und — einen Stein bei mir im Brett. Dos habe ich vergeßen." „Wie?" „Nichts." „Und Herr von Warnow würde sich doch wundern und stutzig werden, wenn ich nicht wenigstens noch auf ein halbes Stündchen bei Ihnen bliebe." „Eie denken doch auch an alles, H«rr Graf. Sie sind wirklich ein verständiger Mensch. Na — also kommen Sie!" Udo Kramsdorff konnte sich, trotz seiner Wohl erzogenheit, nicht enthalten, ganz leise den Kopf zu schütteln. Wenige Minuten später betraten sie das Guts haus. „Wie lange Ihr geblieben seid!" sagte Rudolf Warnow. — „Sie Haden wohl suchen müßen, Herr Graf?" Udo Kramsdorff war verlegen. Er errötete sogar und sah Hanna an. „Wie ungeschickt!" dachte Hanna, und ging den Hausflur entlang bis zum Kleiderhaken, um ihr Jackett abzulegen (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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