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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120605029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912060502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912060502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-05
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Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Seitt r. M.SS3. los. Istzr-ouy. Gesamtvorstande» sande« stch die Delegierte« r» einem vom Lokal-Komitee Danzia i« «Hotel Reichs hof" gegebene« Bearützungsabend zusammen. Die «frag« de« Bescihiaungsnacknoetse» für Den tisten. wie fie von der Neichvreaterung und dem Reichstage durch den A L2S der RVO. bzw. die vom Reichstag gefaßt« Resolution nunmehr akut geworden ist. steht im Vordergründe des Interesses und der Beratungen des diesiährigen Kongresses. Es wird damit einem jahrzehntelangen Wunsche der Dcntisten-Berbändc entsprochen, die aus eigenen Mitteln große Lehrinstitute und Fachschulen begrün deten und derartige städtische Anstalten suoven- ttonicrten, um dem Mangel einer staatlichen Aus- bildungsmöglichleit durch Selbsthilfe zu vegeancn. Der Bericht über das Berliner Fortbildungsinstitnt, vom Direktor. Dentist Imming-Berlin, erstattet, gab ein öochersreuliches Bild des Gedeihens. Die Behandlung der Krankenkassenmitglicder durch Dentisten ist nunmehr auch durch den 8 123 der RBO. gesetzlich festgelegt, indem darin aus drücklich gesagt ist, das, die Zahnbehandlung der Kassenmitglieder mit Zustimmung des Versicherten auch durch Dentisten erfolgen kann. Auch der Schulzahnpflege und Militärzahnpflegc widmete der Kongress intensive Aufmerksamkeit. Als Ort des nächsten Kongresses ist Chemnitz i. Sa. gewählt. Ssupwerlsmmlung üer Deutschen kolonislyeleUlchsli. ll. Hamburg, 4. Juni. Tie heutige Vorstaudssitzung der Deutschen Ko- lonialgescllschast wurde vom Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg mit einer Begrünung der Teil nehmer und der Ehrengäste eröffnet. Er drückte seine Freude darüber aus, daß die Kolonialgescll- schäft in der alten Hansestadt Hamburg tagen könne, die sich ausserordentliche Verdienste um die deutsckw Kolouialbcwegung erworben habe und ein so tief- gehendes Interesse für die koloniale Entwicklung Deutschlands an den Tag lege. Das komme schon äußerlich in der Größe der Abteilung Hamburg -um Ausdruck. Aber auch die übrigen Abteilungen lfätten fast sämtlich zuge,wmmcn, so das» die Teutsckw Ko- lonialgescllschaft heute gegen -11 000 Mitglieder zähle. Der Herzog gedachte daun der Toten des letzten Jahres, insbesondere des Gouverneurs a. D. v. Beu niasen und des Generalleutnants v. Allen, die sich Herde große Verdienste um die Deutsclw Kolonial- geseklschast erworben hätten. Der Herzog wünschte schließlich den Verhandlungen einen gedeihlick^eu Ver lauf und legte bann den Jahresbericht vor, in dessen Leipziger Tageblatt) Mittelpunkt die Behandlung der Marokkoaffäre durch die Regierung und die Kolonialgesellschaft steht. Die Deutsche Kolonialgesellschaft hat in der Frage Ein gaben an de« Reichskanzler und den Reichstag ge richtet, in denen sie ihren Standpunkt vertritt. Andere Eingaben bezogen sich auf den Wunsch, dah der deutsch-französischen Grcnzkommission geogra phisch und geologisch geschulte Mitarbeiter zur Seite gestellt tverdeu möchten, sowie auf den Weiter bau der Bahnen in Kamerun. Ferner hat die Ab teilung Berlin einen Beschluß gefasst und dem Reichs tag übermittelt, in dein die Befriedigung darüber ausgesprochen wird, daß in Zukunft die Abtretung von deutschem Kolonialland, abgesehen von Grenz- berichtigungen der Zustimmung des Reicl>stages durch ein Reicl-sacsetz bedürfen soll. Ein anderer Beschlug der Abteilung Berlin ersucht die Regierung, die notigen Maßnahmen zu treffen, damit im Falle eines europäisckien Krieges, in den Deutschland vcr> wickelt werden sollte, die Ordnung in unseren Ko lonien nach Möglichkeit anfrecksterhalten und Leben und Eigentum der Europäer geschützt werden möge. Ter Bericht teilt weiter mit, das» für die durch Doch- lvässcr geschädigten deutschen Schulgemeinden in Blumenau in Brasilien 4000 Mark zur Verfügung gestellt worden sind. Der von dem Großkaufmaun Oldemcyer in Bremen anläßlich der Tagung der Deutschen Kolonialgcscll- schast in Bremen gestiftete Preis von 6000 Mark für die ersten, in den deutsck^en Kolonien erzeugten 100 Zentner für die Zigarrcnfabrikation brauch barer Decktabake ist dem Pflanzer Rächke auf Eso- sung in Kamerun zucrkannt worden. Die Uebcrsicd- luna deutscher Frauen und Mädchen nach den Kolo nien ist im Steigen begriffen. Mit Unterstützung des Kolonialen Frauenbundes ist 288 Frauen und Mäd chen freie Ucbersa'hrt von Hamburg nach Swakop- mund bewilligt worden. Die Zahl der Abteilungen der Deutschen Kolonialgescllschaft betrug nach wie vor 418. Neue Abteilungen bildeten sich in Kitzin- gen, Bad Oeynhausen, Zabrze, Aue i. E., Orbis und Schwelm. Eingcgangen sind die Abteilungen Nörd lingen, Bruckkfal, Chicago und Straubing. Tie 15 grössten Abteilungen sind: Berlin-Charlottenburg, Hamburg, Leipzig, Dresden, Bremen, München, BreSlau, Frantsurt a. M., Köln, Halle, Braun schweig, Danzig, Wiesbaden und Essen. Im Aus lande bestehen 8 Abteilungen, in den deutschen Schutz gebieten 16. Die Zentralausknnftsstclle für Aus wanderer hat im letzten Jahr in l6 187 Fällen Ans kunft erteilt. Unter den Anfragen befanden sich 1885, die von weibliclscn Personen gestellt waren. Ter Etat für daS kommende Geschäftsjahr wurde auf 835 000 Mark bemessen. Für versckstcdene Organi sationen und Institute, die Beziehungen zu den Kolonien haben, sollen Unterstützungen ausgeworfen werden. Mit der Feststellung der Tagesordnung für morgen und der Wiederwahl deS bisherigen Präsi diums schloß die Tagung. In der VorstandssttzunM tourde der Prinzregent von Braunschweig, Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, zum Präsidenten wiedergewählt; ebenso wurde Admiral v. Holleben zum stellver tretenden Vorsitzenden wiedergewählt. Zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden wurde neu gewählt Generalleutnant v. Gahl, der einstmalige Gene- ralstabsck>es des Grafen Waldcrsee im Chinafeldzug, der sich gegenwärtig mit dem Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf auf einer Reise nach den afrikanischen Kolonien befindet. In den Nus- sckzuß wurde neu gewühlt Graf Zech, der frühere Gouverneur von Togo. Der deutschen Schule zu Tanger in Marokko wurde eine Beihilfe bewilligt. Auch für die .Kolonialschule in Witzcnhansen wurde der jährliche Beitrag von 3000 Mark erneuert. 29. Deutscher Gsliwlrteisg. Chemnitz, 1. Juni. Unter Beteiligung von über 300 Delegierten aus allen Teilen des Reiches fand heute vormittag die ordentliche Bevollmächtigtensitzung des 39. Deut schen Gastwirtetages im Etablissement „Thaliahaus" statt. Kurz vor Eröffnung der Sitzung erscheint ein unisormicrter Gerichtsvollzieher im Saale, dem ver schiedene Mitglieder des Vereins der Saalbesitzer von Berlin und Umgebung folgen, so Wiemer, Wol ter, Acker, Till u. a. Bekanntlich erfolgte auf Grund eines Beschlusses des Ehrengerichts des Deutschen Gast- wirteverbandcs her Ausschluß des Vereins der Saal besitzer von Berlin und Umgeb, aus dem Deutscizen Gastwirtcvcrband wegen seiner Haltung in dec Ton setzerfrage. Da der Deutsche Gastwirtctag als oberste Instanz sich mit diesem Beschluß zu befassen hat, hat der Deutsche Gastwirtevcrband dem Verein der Saalbesitzer von Berlin und Umgebung Einlaßkarten übermittelt, die jedoch nur für die Zeit gültig waren, in her die den Saalbesitzervcrein betreffende An gelegenheit verhandelt wurde. Der Verein Berliner Saalbesitzer wollte aber auch an den übrigen Ver handlungen tcilnehmen und erzielte eine einstweilige gerichtliche Verfügung, wonach er berechtigt sei, auch an den anderen Verhandlrrngen teilznnehmen. Diese Verfügung vollstreckte heute nun der Verein der Saal- besitzet von Berlin und Umgebung mit Hilfe des Gerichtsvollziehers. Der Vorsitzende Ringel-Berlin eröffnete die Mittwoch, S. Juni 1912. Bevollmächtigtensitzung mit einer kurzen Be grüßungsansprache. Es entspann sich dann eine längere Debatte über den Abstimmungsmodus, und es wurde schließlich eine Einigung dahin erzielt, daß der Verein der Saalbesitzer von Berlin und Umgebung an einem besonderen Tisckze Platz nahm. Hierauf trat der Deutsche Gastwirtetag in die Besprechung der Berichte des geschästssüdrenden Aus schusses, des Kassenberichts und des Verbandsprü- fungsausjchusfes ein. Der Jahresbericht kon statiert, daß die Zahl der dem Deutschen Gastwirte- verbände ««geschlossenen Vereine von 717 auf 745 gestiegen unj> die Zahl der Mitglieder auf rund 66 000 gestiegen ist. Der Bericht, den der Präsident Ringel-Berlin erstattet, beschäftigt sich sehr ein gehend mit den verschiedenen Fragen des Gast- ivirtsgewerbes und konstatiert, dah gegenwärtig direkt von einer Notlage des deutschen Gastwirtestandes gesproclren werden müsse. Polizei und Verwaltung bedrückten das Gewerbe seit Jahren durch Verord nungen und Steuern in einer so ungel-euerliclzen Weije, daß dadurch der ehemals blühende deutsche Gastwirtestand geradezu ein Schemen geworden sei. In der Erkenntnis, oaß wirtschaftliche Ziele und Ideale nicht anders errungen und erfochten werden könnten, als mit politischen Mitteln, hätten sich die Gastwirte mit einer Intensität wie niemals zu vor an den letzten Reichstagswahlcn beteiligt. Sei cs doch dem Gastwirtsgcwerbe mit Keulcnschlägen eingehämmert worden, daß es sich den nötigen Spiel- ranm zur Betätigung nicht anders verschaffen, die Bedingungen der Existenz nicht anders sichern könne, als mit dem Wahlzelle! in der Hand. Allerdings sei ans eine energische Vertretung der Interessen dann nur zu hoffen, wenn cs gelinge, Vertreter aus den eigenen Reihen in das Parlament zu bringen, da mit die Klagen des Gastwirts aus eigenem Wissen und eigener Anschauung vorgebracht würden. Einer auf früheren Gastwirtetagen gegebenen Anregung gemäß fei deshalb engere Fühlung mit dem Hansa- bund genommen worden. Der praktischen Lösung der Frage hätten sich jedoch große unerwartete Hinder nisse entgegengestellt. Es müsse deshalb auf die Zukunft vertraut werden. Immerhin sei ein bürger licher Gastwirt bei den Wahlen als Abgeordneter in den Reichstag gezogen, wodurch das Gastwirts gewerbe wenigstens einen Vertreter seiner Interessen erhalten habe. — In bezug auf die beabsichtigte Aufhebung der Branntwein lieb es gäbe führt der Berichterstatter aus, daß hierdurch neue Kämpfe und Beunruhigungen in die Kreise des deutschen Gasttvirtestaudes getragen worden seien. Auw gegen Abstinenzbcwegung und Heilsarmee wendet sich der Berichterstatter mit großer Energie. Diese Kreise gingen immer mehr zum Fanatismus und NadikaliSrnus über. Lebhafte Drststlole Telegraphie aus See. Vorschläge für die internationale Konferenz für Nadiotelegraphie in London. Di« von der ganzen zivilisierten Welt beklagte Katastrophe der „Titanic" hat unzweifelhaft aufs neue die hohe Bedeutung der Radiotelegraphie für die Sicherheit der Seeschiffahrt in ein Helles Licht gesetzt, aber ebenso unzweifelhaft haben stch in ihrer jetzigen Anwendung noch erhebliche Mängel! offen bart, die es verhinderten, daß der groß« Verlust an Menschenleben vermieden wurde. Dieises Thema wird natürlich auch den Gegenstand lebhafter Er- -örteruugen an der Londoner Konferenz bilde«, wes- I^alb sich auch die Redaktion des „Jahrbuches der drahtlosen Telegraphie und Telephonie" veranlaßt sah, Meinungsäußerungen aus Fachkreisen zum Aus- druck zu bringen und in Form einer zusammen fassenden Darstellung den Mitgliedern der Konferenz vorzulegen. So schreibt Herr Direktor Hans Bredow von der Telefunken-Gesellschast folgendes: „Die „Titnnic"-Katastrophe wird unzweifelhaft eine wcsentlickx Verbesserung der bestehenden Sicher- lreitsvorrichtungcn an Bord nach sich ziehen und die Aufmerksamkeit der Schissahrtskreise wiederum aus die Wichtigkeit der Funlentclcgraphie lenken. Es liegt daher nahe, festzustellcn, inwiefern die F. T. jwie sie bei unserer Kriegsmarine bezeichnet wird) in bezug auf ihre technische Leistung, Organisation und Anwendung noch erweitert werden muß, um in Zukunft noch mehr als bisher ein Mittel zur Er höhung der Sicherheit auf See zu sein. Die Funkentelegraphie hat eine dreifache Auf- gäbe in der Seeschiffahrt zu erfüllen, und ich möchte sie der Wichtigkeit nach einzeln besprechen. F. Vorbeugung von Unfällen (Warnungsdienst). Die Funkcntelegraphcnstation Norddeich der Reichs post hat für die deutschen (üewässcr einen Sturm warnungs- und Zeitdienst eingeführt. Die Uhrzeit wird zweimal in 24 Stunden, die Wettertelegramme je nach Bedarf ausge-sendet, von den Telegraphisten der Deutschen Betriebs-Gesellschaft (Debeg) ausge nommen und allen erreichbaren Schiffen lveiter- gegsben. In Zukunft ist erforderlich: 1) daß andere Länder diesem Beispiel folgen, und daß die Anwendung von drahtlosen Zeit- und Wettermeldungen international geregelt wird; 2) daß auch den nicht mit drahtlosen Apparaten verschollen Schiffen all« Meldungen zu gänglich gemacht werden, indem alle mit Funken telegraphie versehenen Schiffe verpflichtet werden, diese Nachrichten durch optische oder akustische Sig nale an voriibcrfahrendc Schiffe weitcrzugebeu; 3s 'daß wichtige Mitteilungen für Seefahrer, wie Nachrichten über Seezeichen, Eisocrhältnisse usw., stündig von Land aus drahtlos gegeben werden; 1s das; alle Schiffe gesetzlich gezwungen werden, Be obachtungen über das Fahrwasser, Wracks. See- zcick^en, Eis usw. drahtlos nach Land und anderen Schiffen zu melden; 5s daß die kleineren Schiffe sich wenigstens Empfangsanlagen zur Aufnahme der artiger Meldungen anschafsen. Die Kosten betragen nur wenige hundert Mark. Bei "Nebel versagen die Leuchtfeuer, «in Ersatz der Feuer durch drahtlose Signale ist möglich, wie Versuche der Franzosen mit sogenannten „Radio- pharen" erwiesen haben. Marconi soll das franzö sische Verfahren jetzt adoptiert haben, ich zweifle crber an der Einführung, da di« Verwendung dieser Methode an Bord komplizierte Luftleitergebild« (Antennen) und Spezialapparate voraussetzt. Line wesentliä-c Verbesserung hat da» preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten ausvrobiert, und die Telesunken-Gcfellschaft, Berlin, hat vor kurzem durch die Erfindung des sogenannten „Tcle- funkenkompaß" die drahtlos« Ortsbestimmung «in so großes Stück vorwärts gebracht, daß der praktischen Einführung fetzt nicht» mehr in, Wege steht. Die beiden deutschen Verfahren Haden vor dem fran ösifch-englischen (Bellini-Tosi-Marconi) den großen Vorzug, daß die Schiffe keinerlei besondere Vorrichtungen benötigen, soMern mit ihrem ge wöhnlichen drahtlosen EaaMWer die Ortsbestim mung ousMren Wime», WM her KW« tz. B. auf Leuchttürmens wird eine Reihe von Funkentele- graphcnfendern aufgestellt, di« automatisch in be stimmten Intervallen ein drahtloses Merkzeichen geben; anMießend an dieses Merkzeichen fängt der Sender an, sich zu drehen, und sendet nach jeder Himmelsrichtung einen drahtlosen Wellenimpuls, bei Nord anfangend, im Sinne der Windrose aus. Der Bordtelegraphist stellt Lei Empfang des ersten Merk zeichens «ine Stoppuhr ein, die in Himmels richtungen etngeteilt ist und genau mit der Dreh geschwindigkeit des Senders der Landstation läuft. Der Telegraphist hört die einzelnen Wellenimpulfe in feistem Bordempfänger verschieben stark: sobald er den schwächsten Impuls hört, stoppt er seine Uhr, Und die Ziugerstellung gibt ihm an, in welcher Richtung das Schiff sich von der betreffenden Land station befindet. Ist nur ein fester Sender vorhanden, so läßt sich nur Li« Richtung des beweglichen Empfängers zu diesem festlcgen, und es muß, wenn eine eindeutige Ortsbestimmung erzielt werden soll, noch eine Ab- standsbcstimmung von der festen Station hinzugefügi werden. Bei Schiffen auf See ist dies beispielsweise durch Lotungen oder dergleichen möglich. Sind zwei feste Stationen vorhanden, so werden vom Empfänger zrvei Richtungsbestimmungen ausgeführt, diese auf der Karte eingetragen und der Ort des Empfängers als Schnittpunkt der beiden Richtungen gesunden. Die Genauigkeit wird um so größer sein, je kleiner die Entfernung des Empfängers von der oder den festen Stationen ist und se mehr der beobachtete Richtungswinkel sich 90 Grad nähert. Diese als Telefunkenkompaß bezeichnete einfache Vorrichtung kann sich mit geringen Kosten jedes Schiff zulegen, und cs ist jetzt Sache der Regierungen, für eine ge nügende Anzahl von Sendestationcn an den Küsten Sorge zu tragen, damit eine sichere Navigation auch dann möglich ist, wenn die Leuchtseuer nicht mehr ausreichen. Ich gehe nunmehr zu der Aufgabe über, di« die Funkentelegraphie nach erfolgter Havarie hat. fl. Rettung aus Gefahr (Notsignaldienst). Die Station der „Titanic" hat nach den Berichten ihre volle Schuldigkeit getan und auch Hilfe herbeigerufen. Es ist aber wohl anzuiiehmen, daß sich in der Nähe der Unsallstclle noch andere Fahrzeuge als die ..Car- pathia" befunden haben, nur konnten diese Schiffe nicht alarmiert werden, weil sie keine Funkeutelr- graphie hatten. Hier ist meines Erachtens der springende Punkt, denn die Funkentelegraphie wird noch viel zu wenig benutzt, nur die Pasfagierdampfer nehmen eine Station zur Bequemlichkeit der Pass« giere, denn viele Reedereien betrachten den Apparat hauptsächlich als einen Luxusartikel für die Be- qncmlichkeil der Passagiere und nicht als ein Mittel zur Vorbeugung von Unfällen und Rettung aus Gefahr. Man kann ohne weiteres den Grundsatz aufstellen: „Je größer die Verbreitung der Funken telegraphie auf See, desto geringer die Gefahr." Hierzu möchten wir bemerkest, daß die nautischen Kreise in Deutschland immer den Grundsatz vertreten haben, daß die drahtlose Telegraphie in erster Linie ein Mittel zur Sicherung der Schiffahrt sei und daß dementsprechend auch die gesetzlichen Bestimmungen über die Anlage und den Betrieb der drahtlosen Stationen aüsgestaltet bzw. geändert werden müßten.) Ein glänzendes Beispiel hierfür ist der bei den Balearen erfolgte Untergang des französischen Damp fers „General Chancy" mit 180 Menschen. Während des Unfalls befand sich der Rcichspostdampfer „Kleist" in der Näh«. Hätte da» fran.zöfische Schiffs ebenso wie „Kleist", Funkentelegraphie gehabt, war« das Unglück voraussichtlich nicht so groß geworden, so abrr dampft« das deutsche Schiff weiter, ohne ein Notsignal erhalten zu haben. Mit der größeren Berbreitung der Funkentele- graphte auf «ee werden natürlich auch die Störungs möglichkeiten, hervorgerufen durch ein Nebenern- andcrarbeiten zu vieler Stationen, wachsen. Eine absolute Vermeidung von Störungen ist bisher noch nicht »nöaltch gewesen, daWgen sind die Abstimmittel in den letzten Iayren so vervollkommnet, daß ganz gut «in« größere Anzahl von Stationen gleichzeitig ohne erhebliche Störungen durcheinander arbeiten können. Auf diesem Gebiete wird noch sehr viel ge sündigt, da sehr viel minderwertige Apparate be nutzt werden. Die internationalen Abmachungen schreiben zwar Apparate mit Abstimmung vor, aber V0E ist -och et» axtter LeariL Die Abstimmimgs- möglichkcit ist abhängig von der Dämpfung der aus gesandten elektrischen Schwingungen. Je geringer die Dämpfung eines drahtlosen Systems ist, desto schärfer ist die AMmmung und desto größer die Slörungsfreiheit. Man sollte daher von Staats wegen bei der Konzessionierung von Stationen scharf darauf sehen, daß eine gewisse Dämpfung nicht überschritten wird und entsprechende internationale Vorschriften erlassen. Zurzeit arbeiten von 1000 Schiffsstationeu vielleicht 200 mit der richtigen Dämpfung, die übrigen können nach dem Stande der heutigen Technik auf die Bezeichnung „abstimmfähig überhaupt keinen Anspruch erheben. Aber nicht allein die technische Vervollkommnung kann einen störungsfreien Verkehr herbeiführen, sondern cs ist vor allen Dingen eine gute Organi sation und eine Betriebsdisziplin, nach der der Ver kehr abgewickelt werden muh, erforderlich. Der inter nationale funkentelegraphische Kongreß in Berlin 1906 hat diesbezügliche Vorschriften bereits ausge- arl-eitet und mit Ausnahme von Italien, den Ver einigten Staaten und zum Teil auch England sind diese Vorschriften angenommen worden. Eine strenge Durchführung derselben und ein Nutzen für den funkentelegraphischen Verkehr auf See ist jedoch nur möglich, wenn alle drahtlosen Gesellschaften das Er forderliche tun, damit Störungen vermieden werden. Auch sollten alle Staaten nunmehr dafür Sorge tragen, daß die Verbindungsmöglichkeit von Land nach See eine wesentlich bessere wird als bisher. Es müssen mindestens dreifach so viel Küstenstationen für den öffentlichen Verkehr geschaffen werden als jetzt vorhanden sind. Der nächste internationale Kongreß für Funkentelegraphie, der im Juni in London stattfindet, sollt« auch sein Augenmerk auf die Neichweitenleistung der SchifWationen richten und insbesondere Vorschriften erlassen über die Auf stellung sogenannter „Notstationen" an Bord. Es ist unzulästig, daß der Betrieb der Stationen lediglich von der Lichtmaschine des Schiffes abhängig ist, denn die Station wird ja gerade erst bei einer Havarie wertvoll. Deshalb muß die Bordstation so ein gerichtet sein, daß sie auch noch arbeiten kann, wenn z. V. der Maschinenraum voll Wasser steht. Eng vertnüpst hiermit ist auch die Antennensrage. Be kanntlich ist ein wichtiger Teil der Station, die Antenne, zwischen den Masten ausgespannt. Was geschieht, wenn bei einer Havarie einer der Mosten öde: beide beschädigt werden? Es sollte meines Ercchtcns auf jedem Schiff «in« Hilfsantennen anlage vorgesehen werden, die nach Havarie der Hc.uptantennenanlage in Funktion tritt. Es ist festgestellt, daß die „Californian" zur Zeit des Unterganges weniger als 20 Meilen von der „Titanic" entfernt war. Sic erhielt jedoch den Notruf nicht, da der Telegraphist bereits schlafen gegangen war. ES ist also in Zukunft erforderlich, daß an Bord der Schiffe für eine Ablösung gesorgt lvird, wenn der Bordtclcgraphist schlafen geht. Auf den gröberen Schiffen sind zwar zwei bis drei Bordtelegraphistcn angestellt, aber auf kleinen Schif fen ist dies rvirtschaftlich unmöglich. Daher must dafür gesorgt werden, dast der Bordtelegraplstst durch einen Schiffsangestellteu abgelüst wird, der ja nicht perfekter Telegraphist zu sein braucht, sondern nur auf den Lclstffsaufruf und das Notsignal achtet und bei Eintreffen derselben den Telegraphisten weckt. Es ist sestgestellt, daß zur Zeit, als die „Titanic" ihre Notrufe mit der für deu Schiffs verkehr vorgcschriebeueu normale» Wellenlänge aus sandte, eine Anzahl der großen Schiffe mit der Auf- nähme von Zeitungsnachrichten der Station Cape Cod beschäftig war. Ter Empfangsapparat war auf den betreffenden Schiffen dementsprechend auf eine sehr große Wellenlänge eingestellt und konnte die mit kleiner Wellenlänge gegebenen Notrufe daher nicht hören. In Zukunft wird eS nötig sein, die Schiffe mit einem sogenannten Toppelempfangsschal- ter auszustatten, der es ermöglicht, aus derselben Station gleichzeitig zwei Telegramme mit verschie- dener Wellenlänge aufzunehmen. Praktisch würde die Sache dann so auSsehen, daß, der Bordtelegraphtst mit dem einen EnrpfanaSapparat die Zeitungs nachrichten mit langer Well« aufnimmt, während ein zweiter Telegraphist oder ein SckstffSoffizier am zweiten ?lpparat sitzt und auf Anrufzeichen oder Notsignale hört, die mit anderen Wellenlängen ge- sandt werden. 6. Kommerzieller Verkehr (Telegraphendienst). Ich nenne diesen Verkehr zuletzt, trotzdem die «nrMu»- V>S «2« Krü^err-err BvoHattoneu ausschließlich mit Rücksicht auf diesen Verkehr erfolgt ist. Die „Titanic"-Katastrophc wird hoffentlich eine Aenderung der bisherigen Anschau ungen herb ei führen. Man wird in Zukunft vor allen Dingen die Sicherheit der Passagiere und erst dann den Luxus berücksichtigen. Auch bei der An lage der drahtlosen Station muß die Anschauung Platz greifen, daß drahtlose Telegraphie in erster Linie ein Mittel zur Mcheruna der Navigation ist und daher auf keinem Schiff fehlen darf, in zweiter Linie erst soll man daran denken, dah die drahtlose Station zur Erleichterung des Nachrichtcnverkehrs der Passagiere vorhanden ist. lieber die Besetzung der Apparate, Weckapparate und Not-Sender äußert sich Herr Bredow wie folgt: Bei großen Passagterdampfern ist schon jetzt ununterbrochener Dienst durch mehrere Berufstele graphisten eingerichtet. Bdi kleine» Passagier dampfern wird der Dienst nach Bedarf und nach der jeweiligen Berkehrsmöglichkeit eingerüchtrt. Bei Frachtdampfern ohne Berufstelegraphist ist-Dienst lediglich während der Abgabe von vorliegenden Ticnstmeldungeu. Es ist der Technik, trotzdem di« beste» Köpfe seit Jahren daran arbeiten, noch nicht gelungen, einen einfachen betriebssicheren drahtlosen Wecker zu kon struieren. Die bisher in großer Zahl gemachten Vorschläge kranken daran, daß eS sich um hochempfindliche Appa rate handelt, die nur funktionieren, wenn sie von einem Spezialisten dauernd beobachtet werden. Hinzu kommt nvcb der Preis, der fast V, des ganzen Stationspreises ausmacht «rd die Tatsache, daß der Apparat nicht auf bestimmte Anriffzeichen, sondern immer anspricht, wenn elektrische Wellen bestimmter Länge den Empfangsapparat beeinflussen. Sichrer ist also jedenfalls die Besetzung des Apparates durch Personal. Daher muß, jedenfalls auf Passagicrdampfern, dafür gesorgt werden, daß der Bordtelegraphist durch einen Schiffsangestellten abgelöst wird, der ja nicht, wie schon bemerkt, ein perfekter Telegrcwhist zu sein braucht. Will man bei Frachtdampfern nicht so weit gehen und eine ständige Besetzung der Station anordnen- müßte wenigstens bestimmt werden, daß in bestimm ten Zwischenräumen, vielleicht nach Ablauf jeder Stunde, ein Mann an den Apparat geht und auf Anrnfzeichen und Notsignale achtet. Ta der Pressedienst von Land zu Schiff mit der Zeit einen immer größeren Umfang annehmen wird ffchon jetzt sind die meisten größeren Schiffe pro 24 Stunden 2—3 Stunden lang ausschließlich mit der Aufnahme von Telegrammen für die Bordzeitung besänftigt), empfiehlt «S sich, in Zukunft die Schisse mit einem zweiten einfachen Empfangsapparat und einer Doppclantenne oder einem sogenanntan Doppcl- empfangsschalter auszustatten, der eS ermöglicht, auf derseweu Station mit einer Antenne gleichzeitig 2 Telegramme mit verschiedener Wellenlänge auszu nehmen. Mit der Einrichtung von sogenannten Not stationen ist man in Deutschland bereits vvrgegangen, denn voll 180 Schiffen, deren Telegraphenbetrieb von der Debeg ausgeübt wird, sind 130 mit der artigen Stationen versehen, diese sind vorübergehend unabhängig von Lichtmachine (durch Akknmula- toren, die für etwa dreistündigen Betrieb ausreichen). Die wichtigsten Teile der Station, wie Transforma toren, sind doppelt vorhanden (Reichweite ca. 150 bis 250 Kilometer). Die seit Februar 1911 von der Debeg erlassenen Bestimmungen lauten: „Alle Bordstattonen sind mit einem Notsender für Fälle scknverer Havarie des Kessels oder Ma« schtnenralkmes auSgestattet. ES wird daher dem Telegraphisten zur ganz besonderen Pflicht gemacht, für die jederzeitige unbedingte Betriebssicherheit des Notsenders Sorge zu tragen, solange daS Schiff auf freier See ist. Alle Telle des Notsenders müssen vor dem Jnseegehen des Schiffes sorgfältig revidiert und die Akkumulatorenbatterie vollständig aufgeladen werden. Die Akkumulatoren sind täglich mindestens zweimal zu prüfen. Da von dem einwandfreien Funktionieren des Notsender» im Falle der Gefahr das Leben aller an Bond befindlichen Personen abhängig ist, hat der Telegraphist Mf diesen Teil der Station sein be sondere» Augenmerk zu richten. Ein Nichtfunktio- nieren des Notsenders im Bedarfsfälle oder bei Re visionen hat die soforklge SntlaffliVg de- Tüe- graphHen Mr LKgtz." »taldc de» 1 Gast» der ' der 2 Geist tärpe Wirt lei, sc spiele habe, einen Preus 4 «ach letzter Derbe Neue und 1 Arbet late» § Gasttr kämm suche« kauistr ziehen Ferne einer festes geforl findet reiche kelschk Dc die n Gastw renzei keit 'n Ei des S gesells als d Tanti nun l Lande sen w Saal! zent 2 des 3 den L c Li I» < 4 billig Grimn Müll« zu ve K örner sür 1- Neusch I.Et.I. freie A Mädch Innen elekir.' lpöier «chüu mitten sofort Näber, I. Lio
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