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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120626023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-26
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Settr r. m. srr. los. Javrsrms. u»d tz<tdartMerterdgi««rt Str. 28) bei Lampert»- wald«. . Die V1»1si»«»mav5v »r finden am v., 4. »md 6. SeptenLer statt, für die 23. Division bei Elsterwerda und Großenhain, für die 32. Division bei Ortrand und Radeburg. Am 7. September findet Korpsmanvver gegen einen marfierten Feind statt, am d. und 10. September die Aufklärung der HeercSkavallerie für die Kaisermanöver. Die übrigen Truppenteile marschieren in das Versammln» gsgebiet für die Kaisermanöver. H Armeekorps. Die Brigade Übungen finden statt am 31. August, 1. und 2. September. 47. Brigade (zugetcilt: Teile vom Husaren regiment Nr. 19 und FcldartiUerieregimcnt Nr. 77) bei Oschatz. — 48. Infantcriebrigade (zngetcilt: Teile vom Husarenregiment Nr. 19 und Feld artillerieregiment Nr. 78) bei Mutzschen. — 88. Jnsanleriebrigade (ungeteilt Teile vom Ulanen regiment Nr. 18 und Feldartilleriercgiment Nr. 681 bei Ostrau. — 89. Jnfanteriebriaade (zugeteilt: Teile vom Ulancnregiment Nr. 18 und Feld artillerieregiment Nr. 32) bei Waldheim. Die Divisionsmanöver finden statt am 5., 6. und 7. September, und zwar für die 24. Di vision bei Zeitz und für die 40. Division bei Altenburg. Am 9. September finden Divisions manöver gegen einen marfierten Feind statt, und am 10. September rüeken die Truppen in das Vcr- sammlungsgcbict für das Kaisermanöver ab. Mttelmeerkragen unü Lnglsnü In letzter Zeit hat sich die „Mittelmeerfragc" für England dahin zugospitzt, ob England im Mittel moer eine besondere Flotte haben soll, basiert auf Malta, oder ob es genügt, eine Flotte auf Gibraltar zu basieren, von wo aus sie gleichmäßig nach Norden und nach Osten wirken kann. Diese Zuspitzung der Frage ist ganz interessant, hat aber nicht die Wichtigkeit, die man ihr in Deutsch land zulegt. Solange England die Ein- und Aus fahrt beherrscht — Gibraltar und den Suezkanal — ist für andere Leute dort nicht viel zu machen. Hin ter der berühmten Maltakonferenz, die so geflissent lich an die grosse Glocke gehängt wurde, verbergen sich jedenfalls gairz andere Pläne, als man allgemein denkt. England trifft beizeiten Vorsorge für die ver änderte strategische Lage, wie sie sich nach Beendig gun-g des Tripoliskrieges ergebe» wird. Die Kretafrage treibt einer Lösung entgegen: Englands Absichten auf Sudabai (Kreta) sind be kannt. Es ist jedenfalls Tatsache, das; 1877, unmit telbar vor dem Berliner Kongreß, eine offizielle, natürlich geheime Mission auf einem englischen Kriegsschiff sich unter den Aegäischen Inseln nach einem Flottenstützpunkt Umsatz und sich für Stampalis entschied — der ersten Insel, die Italien jetzt besetzt hat. Die Regierung entschied sich 1879 für Zypern entgegen dem Gutachten der englischen Admiralität. Zypern ist ein weißer Elefant für England — man weiß nicht recht, was damit anfangen. Wäre es nicht vielleicht ein gutes Tauschobjekt? ., „Es ist wohl kein reiner Zufall, paß zwei Organe, die in der inneren und äußeren Politik so diametral entgegengesetzt sind, wie die „Times" und die radikal sozial« „Daily News", am gleichen Tage erklären, «s könne keine Rede davon sein, daß Italien die be setzten Inseln wieder an die Türkei zuriickgebe, die „Times" in einer Meldung aus Rom, die „Daily News" in einem Leitartikel, der sich im allgemeinen gegen die Türkei erklärt. Die Inzeln müßten ent weder an Griechenland abgetreten werden, oder we nigstens eine Autonomie erhalten, nach Art der des Libanon unter einem christlichen Gouverneur und einer ganz formellen türkischen Suzeränität, natür lich gestützt von einer Garantie der Mächte. Leipziger Tageblatt fibeuüausgad» England trifft beizeiten Vorsorge gegen «ta« O«ff- nung der Dardanellen für die russrsche Kriegsmarine. Noch 1908, während der bosnischen Krise, mußte Herr Iswolsky mit leeren Händen von London wieder ab. reisen: in London lehnte man damals die Oeffnung der Dardanellen entschieden ad. Heute denkt man anders und hält diese Oeffnung für „unausbleiblich". In diesem Falle aber lieht England die Aegäischen Inseln lieber in den Händen einer schwachen Macht, Griechenland, deren Häfen man gebrauchen kann, etwa wie die Portugals. Die von der „Times" und „Daily News" vertretene Auffassung, daß Italien di« Inseln „unmöglich" an die Türkei zurückgeben könnte, ist auch glciki>zeitig ein Wink mit dem Zaun pfahl an die Adresse Italiens, daß England einer dauernden Besetzung der Inseln nicht seine Zustim mung geben würde. Um die Türkei kümmert »ran sich wenig dabei. Mit den hiesigen Radikalen haben es die Iungtürken gänzlich verdorben, und das englisch Balkankomitee ging in seiner letzten Sitzung soweit, das Eingreifen der Berliner Vertragsmächte zu fordern, das heißt, wie ein Redner näher erklärte, christliche Gouver neure für Süd-Albanien, Nord-Albanien und Maze donien, unter Aufsicht und Garantie der Mächte — derselbe Vorschlag, der seinerzeit die türkisck>e Revo lution (vorzeitig) — zum NuÄbruch brachte. Ge- flissentlich wird in der englischen Presse di« Nachricht verbreitet, daß auch Deutschland die Türkei aufge geben habe und deshalb Marschall v. Bieberstein ab berufen habe, um in Konstantinopel freie Hand mit einem neuen Mann zu haben. Der Wunsch ist bi«: wohl Vater des Gedankens: dennoch wäre eine Auf klärung recht erwünscht. Hine Nieüerlsge Srysns. Im Kampfe um die Kontrolle des demo kratischen Nationalkonvents hat Vrnan seine erste Niederlage erlitten. Der Konvent wählte den früheren Richter Parker mit 579 Stimmen zum zeitweiligen Vorsitzenden, während Bryan, der selbst für das Amt des Vorsitzenden kandidierte. 500 Stimmen erhielt. Vor der Abstimmung herrschte die wildeste Unruhe. Bryan erklärte, dieselben räuberischen Interessen, die den Chicagoer Konvent zu einer Farce gestaltet batten, seien jetzt auch bie« tätig. Der Delegiert« von Texas Johnson erklärte, es handle sich um einen Kampf mit Bryan auf der eine», Wallstreet auf der anderen Seite. Infolge der großen Unruhs und der Ermüdung der Delegierten sowie der Zuschauer wurde der Konvent bis zum Abend vertagt. Heber den Verlauf der Sitzung des demo kratischen Parteikonvents selbst liegen folgende Einzelheiten vor: Die Wahl Parkers zum zeitweiligen Prä- sidenten des Konvents erfolgt« «rst nach äußerst heftigem Kampfe, bei welchem sich unbe schreibliche Szenen abspielten, die über haupt nicht wiedergegeben werden können. Ver geblich versuchte Bryan, dessen Stentorstimme be- kannt ist, sich Gehör zu verschaffen, aber auch ihm war es unmöglich, den ungeheuren Lärm mit seiner gewaltigen Stimme zu durchdringe». Die Demokraten haben geradezu einen Rekord im Schreien geschaffen, da sie es fertig brachten, 2^ Stunden hindurch ununterbrochen zu lär men, ohne daß sie wußten, weshalb oder wofür sie eigentlich schrien. Von Zeit zu Zeit wurde der Lärm noch durch den Spektakel der Musikbanden verstärkt. Selbst die Anwesenheit des Erzbischofs von Baltimore, Kardinal Gibbons, der von einem Stab von Geistlichen umgeben, in seinem scharlachroten Amtsgcwand den Verhandlungen auf der Galerie beiwohnte, brachte auf die Schreier keinen Eindruck. Als der Abgeordnete von Texas, Cutherso, in seiner Rede ausführte, daß der Richter Parker der Mann von Wallstreet sei, brach ein derart ohrenbetäubender Lärm los, daß «in großes Aufgebot von Schutzleuten not wendig war, um die Ruhe wiederherzustellen. Bryan empfahl zunächst in etwa dreiviertel stündiger Rede Len Senator Kern als zeitweiligen Präsidenten des Parteikonvents: als er aber merkte, daß Kern durchsallen würde, kandidierte er selbst für diesen Posten, mußte aber, wie bereits gemeldet, das von ihm vorausgesehene Schicksal Kerns teilen. Die Aussichten Bryans, nominiert zu werden, sind sehr gering, dagegen sind die Aussichten der Kan didaten Lhamp Clark und Woodrow nicht zu unterschätzen. Der lraimMrhe Seeieutestceik. Nach «iner aus Paris vorliegenden Meldung beschloß der Hauptausschuß des Verbandes der Hafen- undDockarbeiter, wegen des Aus standes der Seeleute die Vertreter aller Gruppen nach Paris zu berufen, um morgen in einer gemein samen Versammlung mit dem Hauptausschuß der eingeschriebene» Seeleute über die Lage zu be raten. Ferner wird aus P a r is gemeldet, daß die V e r- handlungen zwischen der Regierung und den Reedern fortgesetzt werden. Angesichts der neuen Vorschläge der eingeschriebenen Seeleute hofft man, daß das Lchiedsg « richr zustande kom men werd« und hält unter diesen Umständen «ine baldige Beilegung des Streiks für möglich. Verurteilung von Kohlenarbeitcrn und Heizern durch das Seegericht. Marseille, 26. Juni. Das Seegericht verurteilte 28 Seeleute, Kohlenarbeiter und Heizer des Dampfers „Salta" wegen Desertion zu 14 Tagen E>efüngnis mit Strafaufschub. Sämtliche Verurteilte hatten das Schiff infolge des Ausstandes' verlassen. — Gegen dieses Urteil erhoben, wie weiter aus Paris gemeldet wird, die einge schriebenen Seeleute in einer gestern abend abgehaltenen Versammlung in der Arbertsböksc hef tigen Einspruch. O Erregung aus Anlaß des Bäckerstreiks. Paris, 26. Juni. Aus Toulouse wird gemel det: Hier hat der Streik der Bäcker unter der Bevölkerung, namentlich unter der Arbeiterschaft, eine gewisse Erregung hervorgerufen. Da die Brot erzeugung gestern eine unzulänglich« war, beschloß der Bürgermeister, sich an die Militär bäckereien in Tarb«s und Alabi sowie an di« Ge nossenschaftsbäckereien in Limoges und Bordeaux zu wenden. Man hofft, daß zum mindesten die Hälfte des normalen Vrotbedarfs von 70 000 Kilogramm gedeckt werden kann. Di« Gemeindevertretung von Bordeaux, wo sich di« Brotverteuerung sehr fühlbar macht, hat ihre Deputierten ersucht, die Re gierung schleunigst aufzufordern, daß eine Mindest, menge von 5 bis 6 Millionen Zentner Getreide zollfrei e-ngelassen und auf alle Häfen ent sprechend verteilt werd«. Die lpamlch-lrrmzjMHrn MsroMü - Verhandlungen. Wie das Reutersche Bureau erfährt, dürfen die Hauptpunkte in den Marokkoverhand lungen zwischen Frankreich und Spanien als entschieden betrachtet werden. Hieraus folge aber noch nicht, daß ein vollständiges Ueberein- kommcn unmittelbar bevorstehe. Eine Reihe tech nischer und rechtlicher Einzelheiten, die wegen «Mwoiy, 2S. 3mil ISIS. ihrrr sekundären Bedeutung bisher zurückgestellt worden waren, sind noch zu erledigen. Die Frage de» Garga-Talcs ist im allgemeinen gelöst woroen. Von großer Bedeutung ist der Bau einer Bahn von Tanger nach Fez, die nach dem deutsch-französischen Abkommen vom vorigen Jahre vor allen Bahnstrecken in Marokko hergestellt werden muß. Frankreich wünscht, den Bau möglichst bald in Angriff zu netz» en, aber einige Fragen harren noch der Entscheidung. Was die Stellung des Sultans in der französisch«» Zone betrifft, so ist man überzeugt, daß ein Kalif eingesetzt werden soll, der den Sultan in der spanischen Zone vertreten wird. Einzelheiten, wie der Modus der Ernennung des Kalifen und seiner Nachfolger, sind noch nicht erledigt. Fragen von allgemein rechtlicher Bedeutung, wie Bestimmungen über den Bergbau, sind im einzelnen noch nicht ausgearbeitet. Ebenso fehlt es noch an Bestimmungen über die Anleihen, die der Sultan kontrahiert hat. Gegenwärtig befassen sich die Verhandlungen mit der Frage der Inter nationalisierung von Tanger. Es ist eine Munizipalvcrfassung ins Auge gefaßt, in der einerseits die Vertreter der verschiedenen Mächte und anderseits die Stadt Tanger vertreten sein sotten. Ferner verzeichnen wir noch folgende Meldungen: Madrid, 26. Juni. Die internationale Kommission zum Studium der marokkani schen Finanzfragen hat ihre Arbeiten beendet und beschäftigt sich zurzeit mit der Aussetzung des Wortlauts der von ihr getroffenen Entscheidungen, die sodann der spanischen uno der französischen Re gierung sobald wie möglich mitgeteilt werden sollen. Madrid, 26. Juni. Der Minister des Aeußeren Earcia Prieto erklärte in einem Inter view, daß gegenwärtig noch vier wich tige Punkte Anlaß zu Meinungsverschiedenheiten geben. Er sei jedoch überzeugt, daß der Vertrag zwi schen Frankreich und Spanien noch vor Mitte Juli unterzeichnet werden würde. Sok- unü perlvnalnschrichten. * Der Kaiser, Prinz und Prinzessin Eitel Fried rich un^ das Gcfolg« statteten heute vormittag 11^/2 Uhr dem Lloyodampfer „Bremen" «inen dreivier- telstundigen Besuch ab. Sie wurden empfangen von Präsident Achelis, Direktor Heineken, Bür germeister Stadtländer und Kapitän Po lack. Nach einem Rundgang durch die Haupträume des ,«»7 Lekr preiswerte >. / Mullelin-Kleicler > kstott« jugenckllckie pfinrebkormen mit Zelckenpaspek acker Lpacstlel unck Lpilren 4S 3S 33 N 84 18 Msrtr Weibe Voile-klusen relcki m» lioctiMctzerel acker valenelermelpttren von 4 Mark an V Zperling L wenctt/ 36 petersltrabe 36 Vor dein Regen. Durch der Bäume dichtbelaubte Zweige Schaue ich ins weitgcstrecktc Land; Fern am Horizont die Bcrgcskctte Wie ein breites, dunlelfarb'nes Band. Und der Felder Aehren schwanken leise Und die Vögel flattern aufgcschreckt; lieber allem webt ein grauer Schleier, Denn der Himmel hat sich jäh bedeckt. Gleicht die Landschaft doch dem Menschenherzen, Tas die schwere, bange Sehnsucht füllt: Beiden ist der Sonn en glanz entschwunden, > Wolken haben das Gestirn verhüllt! Lol» l-uigi-Hannover. Vie Ahnen üer Ktrlche. 2 Lucultus, der römische Erzschlemmcr, war cs, der im Jahre 64 vor unserer Zeitrechnung die Kirscl^e von Ponrus nach Nom mitbrachte — so will cS die Ueberlieferuna — und von dieser Kirsche, die bei seinem Triumphzuge eine Rolle gespielt haben soll, soll die fast unübersehbare Anzahl von Spielarten abstammcn, in die hentigentages die Kirschen zersallen: die schwarzen, die roten, die waüurgelbcn und die buntgesprenkelten. Was war es nun eigentlich für eine Kirsche, die Lucullus mitbraclste? Daß er wirklich aus Pontus Kirschen nach Rom mitgcbracht hat, steht einwandfrei fest, und ebenso sicher ist, da» die Kirsche Luculls einen Platz in der Ahnenreihe unserer heutigen Kirschen deanspruck-c» sann, atn'r ganz geklärt ist die Frage nach dem Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kirschensortcii und dem Stammbaume der heutigen noch nicht. Sicher weiß man, daß es eine süße Kirsche war. Tie Unterscheidung zwischen süßen und sauren Kirschen ist nämlich fast uralt, und wie die Pfahlbaufmrde zeigen, hat man schon in der Bronzezeit, also lange vor den Römern, in Mitteleuropa süße Hirschen gegessen. In der Ge- schichte aber treten scltsamcriveisc die sauren Kirsche» später auf. Von den süßen, pontischen und von ihrer Einführung durch Rom kann man bei Plinius in der Naturgeschichte lesen , merkwürdigerweise aber erzählt Plutarch in seiner Lebensbeschreibung des LuculluS die Kirschcngcschichte nicht. Schon zur Zeit Alexanders de« Großen wuchsen in Kleinasien veredelte Süßkirschen, und Typo- vhrast erzählt bereit-, daß der Kirschbaum im vierten «vorchristlimenl Jahrhamdert ein beliebter Obstbaum i» Griechenland war. Tie Griechen pflanzten den Kirschbaum überall an, jedoch nach Italien (Unter italien und Sizilien) brachten sie ihn erst verhältnis mäßig spät, wenn auch wahrscheinlich vor der Zeit Lucullus', so daß man anneh-men muß, iin Jahre 64 habe dieser zu den damals bekannten süßen Kirschen arten nur eine neue, besonders wohlschmeckende Art cingeführt. Wie so viele andere Früchte wurden auch die Kirschen durch die Römer nach den Län dern nördlich von den Alpen verpflanzt, und 120 Jahre nach Lucullus waren die verschiedensten Kirschenartcn schon in Gallien, den Rhein abwärts, in Belgien, ja auch in Britannien an gebaut. Die andere Hauptform der Kirsche, die Sauerkirsche, die noch heute in Transkaukasien wild wächst, müssen die Alten jedoch auch schon gekannt haben, denn auf zwei Wandgemälden in Pompeji sind Kirschen abgebildet, die nach den Aussagen von Fachleuten sicher Saucrkirsck^cn sind. Die Römer und Ölriechen haben die Sauerkirsche sicl-cr später überkommen, als die süße Kirsche, jedoch haben die Kulturhistoriker nicht ermitteln können, wann dies gesck>ehen ist. Auch nach Deutschland ist die Sauerkirsche durch die Römer gebracht worden, wie die Saalburgfunde bewei se». Im Mittelalter, zur Zeit Karls des Große», waren süße wie saure Kirschen in Deutschland bekannt und wurden nach der Vorschrift Karls des Großen gepflegt. Unser deutsches Wort für die Kirscl>c ist nicht eigentlich deutsch, denn es geht ebenso wie das sranzösisck)« und englische für die Frucht auf das lateinische oerasu» zurück, das seinerseits von der kleinasiatiscl)«» Stadt KerasoS abgeleitet ist. Uebrigcnö trugen nicht etwa die Lbstbäumc der (liegend von Kerasos ilxreir Namen nach der Stadt, sondern cs war umgekehrt: die Stadt hieß nach der tzauptfrucht der Landschaft. Süße und saure Kirschen, beide von den Grieck»en und Römern übernommen, sind in Tcntschland und einigen anderen Ländern Gegenstände besondere: Pflege geworden, und durch Kreuzungen und andere gärtnerische Kunstgriffe sind daraus die heutigen zahlreichen Sorten geworden: die Hcrzkirschen, die Knorpelkirschen, die Spanier, die Ochse» kirsclren, die purpurschwarzen Lotkirschen, die Blnthcrzcn, die Pcrllirschcn, die gelben Bcrnsteinkirsck'en, die Schw> feliirschcn, die Wachskirsck)en, die Natten, die Glas- kirscl^n, die Swaten Kasbeern und die „Zucker bunten" der nordwestdeutschen Gegenden. Slevenlchlster. Merkwürdig und nicht leicht erklärlich ist es, wie gerqde der S i c b e n s ch l ä f e r t a g (27. Juni) im Volksglauben zur Bedeutung eines Orakeltages für das «ommerwetter gekommen ist. Dieser Tag ist bekanntlich der Erinnerung an jene schöne Legende geweiht, wonach sich sieben fromme Christenjüngling« zur Zeit der Christenverfolgung unter dem rönn- schen Kaiser Deciu» in eine Höhle des Berges Kalion bei Epkesus flüchteten. Der christenfeindluhe Kaiser neß düse Höhle zumauern. Da verfielen die frommen Flüchtlinge in einen Schlaf, ans dem st« erst 200 Jahre später wieder aufwachten, um Gottes Ehr« zu ver künde». So die Legende. Der Volksglaube nun be- bauvtet. daß die Witterung des Sieoenschläscrtages darüber entscheide, wie das Wetter in den näch sten sieben Wochen sich gestalten werd«. Regnet es also am 27. Juni, so regnet cs sieben Wochen lang, und ist cs am Siebenschläfertag heißt, so haben wir eine siebenwöchige Hitze zu gewärtigen. Was die innere Berechtigung dieses Glaubens angeht, so ist zweifellos erwiesen, daß die Volks meteorologie vom Siebenschläfertage unhaltbar ist. Einige Beispiele aus der neuesten Zeit mögen das belegen. Das Jahr 1842 hat einen besonders trockenen tind heißen Sommer gebracht, und dieser Sommer begann mit einem verregneten Siebenschläfertage. Im Jahre 1904 fiel gleichfalls am 27. Juni Regen — es war der letzte Regcnfall vor einer ganz enormen Hitze und Dürre, die wette Teile Deutschlands dis zum 6. August heimsuchte. Dagegen blieb im Jahre 1907 der Sicbenschläfertag ganz ovne Regen, während darauf ein siebenwöchiger Negcnsommer von ganz außerordentlichem Neichtume der Niederschläge folgte. Ist also danach die Anschauung, die dem Sieben schläfertag irgendeine besondere Bedeutuna für das Wetter beilegen will, nicht zu halten, so liegen doch dem Volksglauben auch in diesem Fall« gewisse, an sich richtige Wetterbeobachtungen zugrunde. Um den 27. Juni herum nämlich pflegt sich im allgemeinen die Witterung des Sommers in ihrer Gcsamthaltung zu entsck?eiden. Mit anderen Worten: um diese Zeit herum wird es erkennbar, ob der Sommer vor wiegend kühl oder heiß, »aß oder trocken wird. Die das Symbolische liebende Volksphantasie hat diese Erfahrung mit einem bestimmten Tage in Ver bindung bringen wollen, und cs ist wohl kein Zweifel, daß das im Siebenschläfertage liegende Zahlen element ihr hier besonders willkommen war. Sieben schläfer — sieben Wochen Wetter: dies ist wohl der freilich nur lose Zusammenhang, durch den der 27. Juni zu seiner Stellung als Wetterorakel im Volksglauben gekommen ist. Kunst unü DMeMÄskt. * Preisausschreiben. Der Verein „Recht und Wirtschaft", der sich die Förderung zeitgemäßer Rechtspflege und Verwaltung zur Aufgabe gestellt hat, erläßt ein Preisausschreiben über folgendes Thema: „Das Verhältnis der Presse zur Justiz unter besonderer Berücksichtigung der Be- richterstattungdurchdie Presse und ihrer gesetzlichen Verantwortlichkeit". Die beste Arbeit erhält den Preis von 1000 <«. Das Preisgericht be steht aus den Herren: Oberlandesgerichtspräftdent Dr. Boerngen in Jena, Reichsgerichtsrat Eber- mayer in Leipzig, Dr. jur. Faber, Vorsitzendem des Vereins der Deutschen Zeitungsverleger in Magdeburg, Verlagsbuchhändler Georg Krey en de r g , Schriftführer des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Berlin, Chefredakteur Marr, 1. Vorsitzendem der Reichsvekbandes Deutscher Presse in Berlin. Geh. Regierungsrat Witting in Berlin. Die Arbeiten sollen einen Umfang von mindestens stink, höchstens .zehn Druckbogen haben. Die gekrönte Arbeit wird in den „Schriften des Vereins „Recht und Wirtschaft"" veröffentlicht. Ein lieferung bis zum 1. Juli 1913 an die Geschäfts stelle des Vereins „Recht und Wirtschaft", Berlin VV 15, Meinekestraße 7. * Auf der Treptow-Sternwarte ist ein Sonne n- fleck, der einen starken Kern und größeren Halb schatten zeigte, von Dr. Archenhold mit dem großen Fernroh: beobachtet und photographiert worden. Der Fleck hat eine solche Ausdehnung, daß unser« Erde zweimal hineingeftgt werden könnte. Er hat sich plötzlich auf der Mitte der Sonnenscheibe gebilder und wird noch voraussichtlich etwa sechs Tage sicht bar bleiben. * Eine Künstlerbundausstellung zum Kasseler Ju biläum. Der Deutsche Künstlecbund hat beschlossen, aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Stadt Kassel dort im kommenden Jahre im Orangerieschloß eine allgemein« deutsch« Kunstausstellung zu veranstalten. Die Stadtverordneten haben für diesen Zweck bereits eine Summe von 10 000 bewilligt, die preußische Negierung und der Bezirksv«rband häben di« gleichen Summen zur Verfügung gestellt. * Oberhof sott eine Freilichtbühne erhalten, die Dir. Hans Ritter-Berlin einrichten wird. An fang Juli will dieses jüngste deutsche Naturtheater seine ersten Vorstellungen veranstalten. * Die städtische Subvention abgelehnt. Der Aus schuß der Breslauer Stadtverordnetenversamm lung lehnte den Antrag des Theaterdirektors Dr. Loewe ab, der zur Deckung des Defizits und feil lerer Verluste 160 000 sowie eine Beihilfe von 90 000 für die nächste Spielzeit verlangte. Auch alle anderen Anträge auf Gewährung einer einmali gen Subvention sowie einer Erhöhung der Suboen» tion für die nächste Spielzeit wurden abgelehnt. * Ein finnisches Bayreuth. In Nyslott, ain Kyrösund, soll ein finnisches Bayreuth erstehen. Vom 3. bis 7. Juli wird in dem alten Schlosse Olofsborg ein nationales Opernfestspiel zur Aufführung ge langen. Die Anregung zu dem Plane hat die auch in Deutschland rühmlichst bekannte Sängerin Aino Ackte gegeben. Das nationale Musikdrama, das auf der im Jahre 1745 erbauten Olofsborg in S,z«ne gehen soll, heißt „Aino" und ist von dem finnischen Komponisten Erkki Melartin in Musik gesetzt worden. Die Oper hat bereit» im Nationaltheater zu Helsing- for, ihr« Erstaufführung mit ungewöhnlichem Erfolg erlebt: die Titelpartie ist eigens für Aino Ackt« ge schrieben. Den Stofs bat Melartin aus einem finnischen Nationalepos „Kalevala" entnommen und die zahlreichen alten, echt finnischen Motive in eine modernere Form gebracht. Aino Ackte leitet persön lich die Vorbereitung«» für die Aufführungen, und Melartin beabsichtigt, seine TonschKpfung selbst zu dirigieren. * Tsch«ikow»ky.Fest. In Moskau beabsichtigt Sergei Kussewitzky im September ein Tschaikowsky- Fest zu veranstalten. Er trifft schon jetzt alle mög lichen Vorbereitungen und hofft, wenn der künst lerische Zweck der Veranstaltung gewürdigt wird, am Ausgang der Saison «in Brahms. Fest folaen lassen zu können. An den Festen wird u. a. auch^ke bekannte russische Pianistin Sophie Msarrna Mit wirken.
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