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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120628027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-28
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Abend Ausgabe BezuqS-Prei- 19lL Lnzeiqen-PreiS Miznigcr TllgMat! iurer twLLll. Union Franck, Handelszeitung Nr. 326 IV6. Zsyrgsny Freu»?, »en 28. Hum >s>2 Die voUle.ienve Aiivqabe umfaßt 10 Serien. ;en uxusr li> nur ll »Urs SliLL Tein« leutor die der der S. L. itvK P,ftss>«<rlont» Leipp» 888. ui lii ert erter. tore! «s, »urnndms- sähigkeit sich schon Robert Koch auf Grund persön licher Anschauung eingesetzt hat, wird ebenso günstig geurteilt, wenn auch hier einstweilen die Perkehrs- verhältnisse erschwerend wirken. Auch im Bezirk Langenburg, dicht am Nyassase«, sind nach dem uns zur Verfügung gestellten Bericht über eine halbe Mil lion Hektar Besicdlungsland erster Güte vorhanden uns ungefähr ebensoviel Weideland. Herr von Lindequist kommt zu folgenden Schluh- solgcrungen: „Auf Grund der bei Bereisung der Hoch länder im Norden und Süden von der Kommission gewonnenen Eindrücke soll hier noch kurz auf die weitverbreitete Ansicht eingogangen werden, dass man erst viele Jahre abwartcn müsse, wie sich Weiße, ins besondere Deutsche, mehrere Generationen lang in fremden Zonen ohne Klimawechsel, ohne Blutmischung und ohne Blutzufuhr entwickeln, und ob sich die Nach kommenschaft dabei körperlich und geistig auf der hei mischen Kulturhöhe erhalte. Eine derartige isolierte Kolonisation unter abnormen, sozialen Lobensbedin gungen, wie sie in früheren Jahrhunderten in den Tropen wiederholt mißglückt ist, in den Subtropen unzweifelhaft gelungen ist sz. B. die Durenrepubli- ken, die Deutschen in Südbrasilien), kommt nach An sicht der Kommission in der Gegenwart kaum noch, und in Deutsch-Ostafrika gewiß nicht mehr vor. Die Berkehrsoerhältnisse haben sich in den letzten 20 bis 30 Jahren zu sehr verändert. Was vom tropischen Höhenklima von 1200—2000 Metern theoretisch er wartet war, das hat die praktische Erfahrung an den dort ansässigen Weihen bestätigt; die Männer haben ihre Leistungsfähigkeit, die Frauen ihre Gebärtüch tigkeit behalten, die Heranwachsende Generation ist körperlich, intellektuell und moralisch vollwertig ge blieben: Anzeichen irgendwelcher Degeneration sind nirgends zu finden." All gemein« Deutlche Eredit» lale Leipzi» Cteinweg 8. Poftlch»ckt»nt» 838. Hine PMikstmn ües vtssts- iekretärs von Lu-üeqM. In kolonialen Kreisen ist es immer bedauert wor den, dah über die im Jahre 1908 von dem damaligen Unterstaatssekretär Dr. von Lindequist ausgefiihrte ostafrikanische Studienreise kein Bericht erschienen ist. Sie hatte zum ausgesprochenen Ziel die Erkundung von Britisch- und besonders Deutsch-Ostafrika auf die Bchedlungsfähigkeit hin. Der Kommissionsbericht erscheint nun demnächst als Veröffentlichung des Ver eins für Sozialpolitik. Die Lindequistsche Kommis sion hatte nach einem längeren Aufenthalt in Bri- tisch-Ostafrika unsere Kolonie vom Viktoriasee aus in Schirati betreten. Herr von Lindequist hält das östlich von diesem Platze liegende, 12,50 bis 21 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Hochland für ge sund und wirtschaftlich wertvoll genug, um weih« An siedler in gröherer Zahl aufzunehmen. Insbesondere bieten sich reiche Weiden für Groh- und Kleinvieh, vornehmlich auch für Wollschafe. Kenner Südafrikas und unseres südwestafrikanischen Schutzgebietes er kannten viele Gräser wieder, die dort als Futter gräser ganz besonders gekennzeichnet sind. Herr von Lindequist erzählt von dem intelligenten Sultan der über 1300 Meter hochgelegenen Landschaft Bulieri, der ausdrücklich erklärte, dah er es gern sehen würde, wenn sich in seinem Gebiet« Weihe niederliehen, und dah dadurch Mangel an Wasser und Weide für ihn und seine Untertanen nicht eintreten würde. Noch günstiger lautet das Urteil über das Meru- und KUimandjarogebiet, das bekanntlich schon heute eine starke weihe Bevölkerung angezogen hat. Hier ist festgestellt worden, dah eine auf passendem Boden angelegte und richtig betriebene Kaffeepflanzung spätestens nach vier Jahren eine sichere Ernte ab werfen muh, um so mehr, als der Kilimandjaro- Kaffee von besonderer Güte ist und sich an Feinheit des Aromas sowie an Ausgiebigkeit mit den besten in Arabien und Java gepflanzten Sorten messen kann. Außerdem kommt neben anderen Bedarfs kulturen Kautschuk und Baumwollbau in Frage und naturgemäh Viehzucht. Ueber die südlichen Hoch länder Deutsch-Ostafrikas, für deren Besiürlungs- leeres Gefühl. Und nun wollt« sie ja keine pein lichen Gefühle. Nur frohe — nur frohe. . . Prinz Neinsperg mit seinem Adjutanten speiste einmal bei den alten Petcrmanns im intimen Zirkel. Dazu muhte auch Meta erscheinen. Er war immer noch voll Galanterie gegen sie, aber es war doch et was Gezwungenes in seinen Huldigungen. Desto wärmer war Herr v. Münster. Sein Ton Meta gegenüber, der immer warm und herzlich ge wesen war, wie der eines Bruders, war nun noch wärmer. Etwas Zartes, Ritterliches, Weihevolles war hin zugekommen, das ihr unbeschreiblich Wohltat. Auch Montelli war geladen gewesen, hatte aber im letzten Moment abgesagt. Prinz Joachim machte ein sehr eisiges Gesicht, als di« Rede auf ihn kam. Später erzählte Niki Meta, dah Montelli im Klub hasardiert und ein Vermögen verloren habe. Auch Ehrenschulden waren dabei, die er nicht hätte bezahlen können, wenn er ihm nicht aus Freundschaft beigesprungen wäre. Der Prinz hatte Wind von der Sache bekommen, und da er ein Feind des Spieles war und es seinen Offizieren streng verboten l-atte, habe er kurzen Pro zeh mit Montelli gemacht und ihn in ein elendes galizisches Nest versetzen lassen. Meta empfand eine gewisse Erleichterung bei dem Gedanken, Montelli so weit entfernt zu wissen. Seine unverhüllten Huldigungen waren ihr immer peinlich gewesen. Und so nahte langsam die Stunde, in der sie Mut. 1er werden sollte. Es war ein wilder, stürmischer Apriltag mit Schneegestöber, wo der Winter noch einmal alle Kraft zusammcngenomincn zu haben schien, um den siegreich vordrin . :den Frühling zu verdrängen, als Professor Burger oem alten Petermann in seinem Kontor di« feierliche Nachricht bracht«, dah drüben bei den Jun gen ein Sohn zur Welt gekommen sei. Vier Wochen später gab es bei Petermonns ein großartiges Tauffest. Der Alte selbst hob seinen Enkel aus der Taufe, und dieser erhielt ihm zu Ehren den Namen Konrad. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) » . - . s146S2 l«acht».ichl»d) Tel.-Änschl.r 14 8S3 1146S4 * In S ü d in a rokko steht der Ausbruch neuer Unruhen bevor. (S. des. Art.) it. 11 Uhr. »u>. ll Uhr. 3 Uhr: do» * Die Verhandlungen der in Bern tagenden deutsch-französischen Kongo-Kom mission schreiten rasch vorwärts. (Liehe Dtschs. R.) örrs wiüuiglte. Zu der gestrigen Sitzung der französi schen D e p u t i e r t e n i a m m e r gab Handels minister Davcd einen Ueberblicr über den Streik der eingesch riebe neu See leute. (S. Ausl.) 1 Allgemein« Deutlche L ? Anstalt Brühl 75/77. »aHNK0lll0.< Deutlche Bant, Filiale l Dep.-Kay« Grimm. k Amtsblatt des Rates und des Rotizeiarntes der Ltadt Leipzig. für L«ip»ia und voran« durch »»le« Trager und 8r>edit«»r« 2mai tilaltch in» paus gebracht:« V1. monati, LTV Alk. vieneliährl. Bei unlern Filialen a. An. nahmestellen abgeholt: 7S Ps. «onatU. r^S-K. vieneliährl. Dur» »t« V«Ü: innerhalb Deutschland» und der brutschen «-Ionien Vierteljahr!. ».« AN., monatl. l.hj.AU. ausschl. Postbrstellaeld. Ferner rn Belgien, Dänemark, den Donaustaaten. Italien, Luirmdura, Niederlande, Nor mten. Oeilerreich - Ungarn, Rujftand, Schweben und Schweiz. 2n allen übrigen Staaten nur biretr durch die Geschäfte ltell« d«» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt rrlchetnt 2mal täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Ldonnementr-Annahme. I«ha»m»,ass« 8, h«r unseren Trägern, Filial«n, Spediteuren nnb Annahmestellen, sowi« Postämtern und Briefträgern. Einzelvertaut.pret» U) Ps. esnl lll. : A>uc keit. lM" stimm. Odor tr kraaok: rke, Odornl i. Odor uock Bcgina k. igel. liereväs bei w. I»77L ganze Angelegenheit noch in vollständigem Dunkel erscheinen. Am Ouai d'Orsan waren bis in die Abendstunden noch keine llinzelheiten be kannt, doch ist man hier allgemein der Ansicht, daß die Sache unnötig ausgcbauscht und übertrieben worden ist. Zn politischen Kreisen will man jedenfalls erst genaue iLiuzelbeiten ab warten, bevor man sich ein Urteil darüber fällt, auf welcher Seite ein Fehler gemacht wor den ist. Der deutschfeindliche „Zntranjigeant" schreibt zu der Angelegenheit: „Wir wollen hoffen, daß, die deutsche Negierung in Rußland wenigstens ihr Bedauern über den Zwischenfall ausspre chen lassen wird, damit weitere Verwicklungen vermieden werden." Die „Liberia" schreibt: „Einer der tragikomischsten Zwischen fälle, die sich von Zeit zu Zeit periodisch ereignen, wird diesmal aus Petersburg ge meldet. Dieser Zwischenfall, der eigentlich nur die Polizeibehörden angehcn sollte, wächst sich zu einem diplomatischen aus. Wir wol len vorerst ablvarten, was die russische Re gierung für Schritte zu unternehmen gedentt." Diese ausländischen Presscäußerungen zielen augenscheinlich darauf hin, den Anschein zu er wecken, als ob von unseren Behörden ein Feh l- griff getan worden sei. Dies scheint aber nicht im mindesten der Fall zu sein, da begründeter Verdacht besteht, daß der Verhaftete ein weit verzweigtes Spionagenetz nach den wichtigsten strategischen Punkten Deutschlands geleitet hat. So schreibt die „Braunschw. Lan- dcszeitung" u. a. daß, in der Wohnung des in Berlin verhafteten Offiziers eine umfang reiche Korrespondenz ausgefuuden wor den ist, deren Inhalt streng geheim gehalten wird, die jedoch die Veranlassung zu den wei teren Maßnahmen dec Behörden gegeben hat. Auch sind in Thorn, Danzig und Metz Ermittlungen nach Mitschuldigen geführt worden. Tie Verhaftung des Hauptmanns Kostc- Witsch ist erst erfolgt, nachdem dieser vier Wochen lang streng beobachtet worden war und die Beweise so überzeugend waren, dah die Weitergabe der Akten an die Ober- Reichsanwaltschaft erfolgen kann. Line Statistik üer Spmnsge- Me in DeutWanü. Ueber die Verbreitung der Spionage in Deutsch land wurde, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" von militärischer Seite mitaeteilt wird, eine Statistik veranstaltet, um festzustellen, welche Ausbreitung die Spionage in Deutschland besitzt. Das Ergebnis war insofern günstig, als dadurch erwiesen wurde, dah deutsche Staatsbürger sich an der Spionage in Deutschland nur in kehr geringem Mähe beteiligen. In den letzten 5 Jahren haben die Spionagefälle eine verhältnismäßig große Zu nahme erfahren. Im Jahre 1907 gab es 7 Prozesse vor dem Reichsgericht, in denen 2 deutsche und 5 Elsässer, Franzosen und Engländer angeklagt waren. Es erfolgten 4 Freisprechungen. Im Jahre 1908 ist eine Vermehrung um einen Fall festzustellen, da in diesem Falle 8 Gerichlsveniaudlungen wegen Spionage vor dem Reichsgericht erfolgten. Es waren daran 3 Elsässer und Deutsche beteiligt. Davon wurden 3 Deutsche srcigesprochen, die übrigen b>s zu -r Jahren Zuchthaus verurteilt. In den weiteren Jahren läßt sich ein« strengere Bestrafung dieses Verbrechens seststellen. Das Jahr 1909 brachte zwar auch nur 8 Fälle, aber keinerlei Freisprechungen. Es waren Prozesse gegen 4 Elsässer, 3 Deutsche und einen Franzosen angestrengt worden. In allen Fällen kam das Reichsgericht zu einer Verurteilung und verhängte Strafen bis zu 9 Jahren Zuchthaus. Das Jahr 1910 brachte ein starkes Anwachsen der Ver urteilungen. Es kamen 11 Fälle zur Verhand lung. und zwar gegen 5 Deutsche, 0 Elsaß Lothringer, 2 Engländer und einen Franzosen. In allen Fällen waren die Angeklagten schuldig und erhielten Strafen bis zu 10 Jahren Zuchthaus. Im Jahre 1911 kam ein Fall weniger zur Verhandlung als im Jahre 1910. Die 13 Angeklagten wurden sämtlich verurteilt. Es w««« 5 Deutsche, 2 Engländer, 2 Russen, 1 Luxemburger, 1 Italiener, 1 Ungar und ferner eine Französin. Seit langer Zeit war dies der erste Fall, in dem eine Frau wegen Spionage verurteilt werden muhte. Die Strafen betrugen bis zu 15 Jahren Zuchthaus. Das Reichsgericht sah sich in dankenswerter Weise in den letzten Jahren demgemäß zu immer schärferen Strafen veranlaßt. In den gan.zen 5 Jahren waren Anklagen gegen 20 Deutsche erhoben worden, davon erfolgten 5 Frei sprechungen. Man kann erwarten, dah die strengen Bestrafungen der Spionage, die jetzt ständig er folgen, doch allmählich eine abschreckende Wirkung ausüben werden. Aus diesen Zahlen geht zugleich hervor, dah die Angaben, die vor einigen Tagen über Spionagefälle in Deutschland durch die Presse gingen, bei weitem übertrieben sind. ftlr Inserat« au» Leipzig and Umgeh»»g di, llpaltig« PetitzeU« 2SPO di« Reklame- zelle 1 Mk. van auswärl» 30 Ps., Reklamen t.Ä> Mk. Inserate von Behörden lm amt lichen Teil dte Petitzcil« 50 Ps. Gelchalisanzeigen neit Platzvorschristen im Preis« erhöht. Rabatt nach Tarts. Bella,«gebühr Gesamt- auklag« 5 Mk. p Tausend «rkö Postgebühr. Teilbeilag« Höher. FesterteUt, Auftrage können nicht zurück- geiogen werben „ür da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen »Aiznahm«: 2,bau»,»,all« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Erpedilionen be» In- und Auslande». Druck »nb Verla, »an Fischer L «lirite» Inhaber: Paul «ürfteu. Redaktion «»» Seschäst,stell«: Iohannisgasse 8. Haupt-Filiale Dre»de»; Seeiiraste I. I tTelephon 462t>. weiheu Hals. „Bin ich nicht auch brav? Verdiene ich keinen Kuh von meiner schönen Frau?" Meta wandte sich halb um. „O — warum etwas so Kostbares?" sagte sie fast erschrocken — „jetzt, wo wir doch aus Jahre hinaus nicht an Geselligkeit denken können?" Er schüttelte verwundert den Kopf. »Auf Jahre? Aber Herzchen, was fällt dir ein? Wenn das Kind da ist, nehmen wir eine gute Amme, und dann will ich doch wieder glänzen mir dir!" Konrad Petermann, der Schatten in Metas Augen aussteigen sah, trat dazwischen. „Nun komme erst ich, liebe Meta. Aber zu mei nem Geburtstagsgeschenk muht du schon ein paar Schritte Hinausgeyen." Er schritt voran auf den Korridor. Meta folgte verwundert. Dann stieh sie einen Schrei der Ueber- raschuna aus. „O Papa — das — das ist entzückend!" Der alt« Petermann hatte die Tür eines Ge maches geöffnet, das an Metas Schlafzimmer stieß, aber mit diesem in keiner Verbindung stand. Es hatte bisher unbenutzt leer gestanden. Nun war es zu einer entzückenden Kinderstube umgewan- delt. Alles schneeweiß, sauber und duftig. Die Frühlingssonn« warf golden« Lichter auf die weihe Pracht. Die Fenster standen offen, eine noch kühle, aber von treibenden Kräften mit würzigem Hauch erfüllte Luft strich herein. Petermann wies an die Wand, welche an M«tas Schlafzimmer stieh. „Dort lassen wir «in« Tür durchbrechen, natürlich, ich wollte es nur nicht früher tun, um die Ueber- raschung nicht zu stören." Meta war wirklich gerühtt. „Wie gut du bist, Papa — wie gut — alle, alle —" Dir letzten Monate lobte Meta ganr zurückge- zogei. Nicht einmal Herta und Isa besucht« sie, ob wohl dl« beiden jungen Frauen, die ebenfalls Kinder erwarteten, sie dringend darum baten. Aber etwas war in diesen jungen Haushalten, das Meta jedesmal traurig machte. Besonders bei Isa. So oft sie von ihr heimkam, hatte sie eilt seltsam Zur verhsklung ües Ssupt- manns Lllstewlttch. Die vor einigen Tage» wegen Spionageoer- dachtes erfolgte Verhaftung des russischen Haupt manns Koste Wit sch beschäftigt nicht nur die deutsche, sondern selbstverständlich die russische und auch die französische Presse. So schreibt, wie aus Petersburg gemeldet wird, die „Nowoje Wremja" u. a.: Der verhaftete Hauptmann Kostewitsch hat niemals dem Generalstab angehört und auch zu dem Nachrichtenbureau des Kriegsministe riums keinerlei Beziehungen unterhalten. Seine Verhaftung durch die Berliner Polizei behörde ist mehr als seltsam. Wir kön nen nur annehmen, daß die Verhaftung als Antwort auf die Verhaftung des deutschen Grenzkommissars Dre HZ er erfolgt ist. Bei Dreßler wurden aber schwerbelastende Schriftstücke vorgefunden. Wir hoffen, daß die deutsche Regierung über die Gründe, die sie zu der Verhaftung veranlaßt haben, erschöp fende Aufklärung geben wird. Natürlich erregt der Zwischenfall auch bei unseren westlichen Nachbarn lebhaftes Interesse, doch lassen die bisher in Paris aus Berlin und Petersburg vorliegenden Meldungen die von Kühling zu Kühling. 8) Roman von Erich Ebenstem. lNachöruck verboten.) Als Meta die Augen aufschlug, lag sie in ihrem Beit. Frau Bettina sah neben ihr und hielt ihr« Hand fest in der ihren. Am Fußende des Bettes stano Professor Burger uns neben ihm Niki. Nikis Gesicht war blässer als sonst und seine Augen hingen unverwandt an Meta, deren Blick verwirrt von einem zum andern glitt. Dann fuhr sie plötzlich entsetzt in die Höh«. „Papa . . . Papa . . . o Iaht mich zu ihm!" rief sie jammervoll. Da beugte sich Frau Bettina be ruhigend über sie. „Mein liebes, armes Kind", sagte sie leis« und mit einer ihrer sonstigen Gemessenheit ganz sremden Weichheit, „für heute ist es zu spät. Um des Wesens willen, das Gott dir als Ersatz für das Verlorene gab, muht du trachten, ruhig zu sein. Morgen wollen wir beide binausaehen ... bis dahin vergib nicht, dah ou b«l denen oist, sie dich innig lieb haben. Nun erst recht und ganz ist deine Heimat in Herminen ruhe." Sie stano avf und winkte Niki, der ihren Platz «innahm. Dann verlieh sie mit dem Professor Vas Zimmer. Meta lag regungslos mit weitgeöffneten Augen in den Kissen. Immer noch hört« sie den feierlichen Ton ihrer Schwiegermutter, mit welchem sie sagte: Nun erst recht uns ganz ist deine Heimat in Her- minenruhe . . . Verlegen streichelte Niki Metas Hand, schmalen Lippen beugten sich darauf nieder. „Meta — Liebste", murmelte er, „sieh nicht so starr an mir vorüber. Bin ich nicht dein Mann? Vergiß, was uns trennt« und . . . vergib! Wir wollen ein neues Leben beginnen . . ." Es wurde ihm schwer, so zu sprechen, ihm, dem Gefühl als „Philistertum" galt. Aber die Watte sei nes Vaters waren doch nicht ohn« Eindruck auf ihn geblieben. Uns unter seinen Worten ließ die furchtbare Spannung in Metas Nerven jäh nach. Hilflos, gebro- rri7» KrebjLmer. Fickenwirth. V. Elsner, sl. «chmidl. . v. Franz, ü. Brandt. V. Hübner, köeitzwaua«. vom üemokrstilchen psrtei- konoenl. Der Nationalkonvent hat in der Angcleacn. heit der angefochtenen Mandate von Tüd- datota zugunsten von Wilson gegen Clark entschieden. Dies ist ein bedeutsamer Sieg für Bryan und Wilson. Bei der Abstimmung haben die Konservativen, die tatsächlich die Mehrheit besitzen, für Wilson gestimmt, der es an Popu- lnrrtät am ohssten mit Noosavolt aufn»hm»n könnt». Wilson gehört zu den proarcssistischen Demokraten, und seine Wahl wird stillschweigend von Bryan ge billigt. Der allgemeine Eindruck ist der, daß das konservative Element Bryan dieses Zugeständnis gemacht hab«, um eine Spaltung der Partei zu verhüten. Es ist aber noch nicht ganz klar ob die Konservativen die definitive Nominierung Wil sons ins Auge fassen oder ob sie bei ihrer gestrigen Abstimmung nur taktische Zwecke verfolgten. Die Wahl James zum beständigen Vorsitzenden. Baltimore, 28. Juni. James, ein Anhänger Bryans, ist zum beständigen Vorsitzenden des Konvents gewählt worden. Als er in seiner Dankrede Byran erwähnte, wurden laute Cheers auf Bryan ausgebracht, aber allgemein er kennt man jetzt an, daß tatsächlich nur noch Mei Kandidaten für die Nomination in Betracht kommen, Aussicht auf Erfolg haben, nämlich Wilson, Gouverneur von New Persey, und Clarke, Sprecher des Repräsentantenhauses. Um die Wahl der Delegierten. Baltimore, 28. Juni. Bryan brachte auf dem Nationalkonvent eine Resolution em, daß der Konvent den Ausschluß von Delegierten verlange, die die Klassenintercssen I. P. Morgans, chen, verzweifelt klammert« sie sich an seine Brust und weinte herzzerbrechend. Alles, was dieser Tag an Schrecklichem und Er» habcnem über sie gebracht hatte, löste sich auf in die sem erlösenden Tranenstrom. * . * Nun folgten stille Monate. Monate der Trauer und der immer deutlicher in Metas Bewußtsein tre tenden Hoffnung. Elfriede uns Otto, ihre Stiefgeschwister, waren zu einer Schwester ihrer Mutter nach Wien übergesie delt. Diese Tante Emma — Meta hatte sie kaum dreimal im Leben gesehen — war die kinoerlose Gattin eines .Hofrates und wollte die verwaisten Kinder der Schwester nun adoptieren. Die kleine Villa, in welcher Lenzendorfs gewohnt hatten, war anderweitig vermietet, der Hausstand gänzlich aufgelöst, zwei Gräber waren alles, was Meta von ihrer einstigen Heimat geblieben war. Die alten Petermanns taten alles, was sie ihr an den Augen absehen konnten. Auch Niki war gröhtea- - teils rücksichtsvoll und bemühte sich, Meta keinen Grund zur Klage zu geben. Er wohnt« nun wieder oben im ersten Stock und trank weniger als früher, so daß sein Gesundheits zustand ein besserer wurde. In der ersten Hälfte April wurde das Kind er» wartet. Frau Bettina hatte es sich nicht nehmen lassen, die kleine Ausstattung vom ersten bis zum letzten Stück selbst zu besorgen. Am dreizehnten Februar, Metas Geburtstag, wurde die junge Frau damit überrascht. Als Meta am Morgen in ihrem Boudoir sah, um geben von einer Fülle duftender Blumen und die feinen, winzigen Wäschestücke der Reihe nach in die Hand nahm, klopfte ihr Herz zum ersten Male wieder freudig, und dankbar streckte sie ihrer Schwiegermut ter beide Hände hin. „Ich dank« dir. Mama .. . nicht bloß für das, was du mir heute geschenkt hast, sondern für alles ... du machst mir „Herminenruhe" wirklich zur Heimat . . . du und Papa . . ." „Oho und ich?" Niki stand hinter ihr und legte ein herrliches Kollier aus Diamanten um Metas
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