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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120627025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-27
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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ISIS. chndauS zur Gefl. Oss. Pusteln L beten. «»,» cuvll tSdivibeode , sind für en. Off. u. rnr.6. ltsss» anzetger r rpital auf alb dieser von zirka en Werten gelegt. die Expe- mrs>» täte i — on dieses «»i 8 8. IS >31 060 24 335 87 SSI 82 8« 14 433 S7 863 >1 Ü2Ü 01 419 S9 697 29095 S7 306 23 SS5 ?2 802 )S018 18S00 >79. gton- >6 211 I 111 1 360 llllll- r. 191». ) 19b > 630 267 l »71 198 140 >. 042 914 2Ü2 >021 >06» >1» 287 224 IS2 Bezugs-Preis Nk Letpita und Vorort« durch unlrre Teiger und S-edtteur« Lmal tLaltch in» Haus gebracht: 20 Pt. monatb, L.7Ü Mk. vtenryährl. B«i unleru^iltolen ». An nahmestellen abaehoU: 7S Ps. monatll, LLL Äk. viert,ltShrl. »ue» »te Vst: innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien vierteljährl. 8.8U Mk., monatl. 1.LV Mk. aueschl. Postbestellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien. Luremdura, Niederlande, Nor wegen. Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden und Schwei». 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Ausl.) * Der Platzkommandant von Konstan tinopel ist mit 150 Soldaten nach Mona st ir abgereist, um gegen die desertierten Albanesen vorzugehen. (S. den bes. Art.) Ksn;ülilch-lpsnilche Aussöhnung. Paris, 26. Juni. Die deutsch-französischen Verhandlungen über Marotto und den Kongo hatten vier Monate beansprucht, waS in Paris viel Geschrei über die Berliner Unnachgiebigieit verursachte. Die spanisch-französischen Verhandlungen über Ma- rokko dauern nunmehr schon acht Monate, und diesmal war es Madrid, das über die Pariser Unnachgiebigkeit klagte. Der Quai d'Orsay stellte Forderungen, die die spanische Diplomatie um so weniger zu erfüllen geneigt war, als Frank reich während seiner Diskussion mit Deutschland das ihm angeblich so befreundete Spanien wie eine untergeordnete Macht, beinahe wie einen Vasallen behandelt hatte. Der Berliner Wilhelmstratze konnte nichts daran liegen, wenn die Republik ganz Marokko für sich, unter Vorbehalt seiner späteren Aus einandersetzung mit Madrid zu erhalten wünschte; in Algeciras hielten dir französischen und spa nischen Gesandten zu treu zusammen, um ihnen nicht das Alleinsein bei t»r Aufteilung ihrer Beute zu gönnen. Die langen Reibereien mußten aber doch einmal ein Ende nehmen, und der Minister des Aeußern Garcia Prieto sagte dem „Matin"-Korrespondenten, er wäre über zeugt, daß, der Vertrag Mitte Juli un terzeichnet werde. In der VersöhnungS- stunde hielten die spanischen Diplomaten aber daran, nochmals ihren französischen Kollegen alle Unbill, die sie von ihnen erdulden muhten, gründlichst unter die Nase zu reiben. Der „Matin" lieh sich mit der Aufgabe betrauen. „Die spa nisch-französischen Verhandlungen hatten", so sagte man dem „Matin", „zum Ausgangspunkt den deutsch-französischen Vertrag, der einen neuen Tatbestand schuf und unbedingt die früheren Ab machungen zunichte machen mußte. Spanien nahm an den Beratungen, die zur deutsch-fran- I von Kühling M Kühling. 6) Roman von Erich Ebenstein. (Nachdruck verboten.) N Montelli lachte spöttisch. In „Ja, ja, meine Gnädigste, er ist «in komischer H Kauz, der gute Münster! Werden Sie es glauben, i daß er überhaupt völlig unempfindlich ist gegen das R Ewig-Weibllche? Ich darf mich Loch zu seinen K besten Freunden rechnen, aber verliebt habe ich ihn I nie gesehen!" I „Wirklich?" Meta zerzupft« lächelnd eine 1 La France-Rose, welche in ihrem Gürtel steckte. In 1 diesem Augenblick wurde die Tafel aufgehoben und i im Nebenzimmer begannen die Musikanten «ine 1 Polonäse zu spielen, s Meta erhob sich. „Ich finde, daß dieser Umstand sehr zugunsten Herrn von Münsters spricht", sagte sie, den Arm ihres Tischnachbars ergreifend, um sich von ihm in den Tanzsaal führen zu lassen. Da kam Prinz Joachim auf sie zugeeilt. » „Endlich, Gnädigste, ist es mir wieder vergönnt... 1 ich darf doch um die Polonäse bitten?" s „Ich weiß wirklich nickt" antwortete Meta ver- i legen, „Herr von Montelli hat mich bereits vorhin >, gebeten . . ." 1 „O — er wird mir seine Rechte abtreten, nicht ,-^ahr, Montelli?" , - ' Der Rittmeister trat mit einem sauersüßen Lächeln zurück. „Selbstverständlich, wenn Hoheit befehlen . . ." In seinen schwarzen Augen flackerte di« Eifersucht, als er den beiden nachsah. „Dieser Prinz und sein Adjutant haben mir ge rade gefehlt hier!" murmelte er wütend und schlen derte langsam in den Tanzsaal, wo er «ine reiche Bauerstochter für die Polonäse engagierte. Der Prinz tanzte auch die dritte Quadrille und den Kotillon mit Meta und schien überhaupt nur Augen für sie zu haben. Der alte Petermann bemerkte es mit zufriede nem Lächeln. Ein solch strahlender Mittelpunkt, wie ihn die schöne Schwiegertochter nun bildete, hatte seinen Salons gefehlt. Es war nicht bloß ge sellschaftliche Eitelkeit, welche ihn veranlaßte, Un summen für Gesellschaften hinauszugeben. Er war zösischen Verständigung über das französische Marokko-Protektorat führten, nicht teil. Frank reich und Deutschland hielten Spanien abseits. Als der Augenblick der Verhandlungen mit Frank reich kam, forderte das Madrider Kabinett, ge stützt auf den Vertrag von 1904, die ihm zu erkannten Rechte. Das Pariser Kabinett ant wortete, Frankreich habe Opfer bringen müssen, damit Deutschland sich aus der marokkanischen Frage zurückzichc, und folglich wäre die Reihe an Spanien, Konzessionen zu machen. Ministerpräsident (5analejas konsultierte den konservativen Führer Maura, der ihm riet, sich strikte an die Spanien 1904 vertraglich garan tierten Rechte zu halten und abzulehnen, sich mit späteren Vorgängen wie dem deutsch-fran zösischen Abkommen, wobei die spanische Diplo matie nicht intervenierte zu befassen. Herr Ganalejas glaubte den Rat nicht befolgen zu sollen, und die Verhandlungen begannen auf der Basis der Landkonzcssivnen. Mehrmals war man im Zuge, den Handel abzubrrchen; aber dank der Vermittlung Englands wurde der Ab bruch verhindert. Um richtiger zu verstehen, wie die Dinge heute liegen, mutz man zwischen den Fragen der gegenseitigen Gebietsabtretungen und denen zweiten Ranges betr. Verwaltung der spanischen Zone, Zollwescn, Bahnen, Mönche usw. zu unterscheiden wissen. Die Frage der Landkonzessionen ist noch nicht geregelt und dürste noch etwas Zeit beanspruchen, da Spanien und Frankreich es bisher ablehnten, von ihrer ver schiedenen Auffassung abzugehen. Betreffs des Uerga-Tals ist man im reinen, nicht aber wegen der Wgrenzung der Zonen am Muluya und Leckus. Frankreich verlangt den Gagni-Bcrg, der 1904 Spanien zuerkannt wurde, El-Ksar be herrscht und somit grotze strategische Bedeutung hat; es verlangt weiter am Muluya mehrere Täler, betvohnt von reichen Stämmen, die mit Melilla bedeutenden Warenaustausch treiben. Wenn hier Spanien Frankreich nachgcben würde, sähe es sich in die unfruchtbarste Riffgegend und einige unbewohnte Gebirgsstriche zurückge drängt. Betr. Tanger wünscht Spanien einen ge ringeren Umkreis als den von Frankreich auf 18 Kilometer bemessenen. Die Fragen betr. Bahn Tanger-Fez, Klöster, Zölle, Verwaltung usw. sind ungefähr geregelt, 15 Artikel definitiv redi giert. Es bleiben drei bis vier Artikel übrig, die allerdings am schwierigsten zu erledigen sind. Inzwischen erhellt eine Reuter-Meldung noch die Lage; sie bestätigt im allgemeinen die „Matin"-Meldung und fügt hinzu, datz die Regle mentierung der Bergwerke und zukünftigen An leihen noch aussteht. Wie schon die „Times" in einem offiziösen Artikel sagt, wünsHt Eng land in Tanger keinerlei Sonder rechte zu erlangen. Eine Gcmeindeorgani- sation soll geschaffen werden, in der die Mächte und die Stadt ihre Vertreter hätten; leider stotzc man hier auf viele Schwierigkeiten rechtlicher Natur. Trotz der Vorbehalte und des etwas verärgerten spanischen Tons ist man über die Verlautbarungen aus Madrid und London in Paris heute sehr optimistisch gestimmt. ein kluger Rechenmeister und brauchte diese Men schen. Sein spekulativer Kopf trug sich stets mit großen Plänen, die weit über den Betrieb der Fabrik hinausreichten. Bahnbauten, Bankgründun gen — das waren Dinge, von denen man Millionen gewinnen konnte. Aber dazu braucht man neben dem Kapital auch Konnexionen. Bisher hatte er diese Konnexionen Durch kleine Gefälligkeiten und kostspielig« Feste ge wonnen. Meta war ein neuer Faktor. Und er begann ihn in seine Berechnungen einzubeziehcn. Gut gelaunt trat er an seinen Sohn heran, der finster in einer Fensternische lehnte und dem Tanz zusah. „Fabelhaft, wie deine Frau Anweri findet, Nikir' sagte er. „Sie sicht aber auch entzückend aus! Dieses Vlaßblau steht vortrefflich zu ihrem rot blonden Haar. Ich fürchtete anfangs, sie würde sich schwer in die neuen großen Verhältnisse finden — aber sie ist die geborene Dame." Niki Petermann schwieg. „Nun?" Der Alte gab seinem Sohn einen leichten Rippenstoß. „Mir scheint gar. du freust dich nicht einmal?" „Gar nicht! Soll es mich freuen, wenn das Weib, das ich li«be und das gegen mich kalt wie ein Eiszapfen ist, vor meinen Augen mit aller Welt kokettiert?" Der alte Petermann stieß einen leisen Pfiff aus. „Eifersüchtig? Du Niki? Seit wann denn? Du warst doch immer ein Vertreter gewißer Frei heit —" „Bis zu einem gewissen Grade — ja. Aber —" „Du meinst, nur du hättest das Recht — indessen kann ich gar nickt finden, daß Meta irgendwie di« Grenzen der wohlerzogenen Dame überschreitet." „Und Montelli? Und dieser Prinz? Du hättest sie nur sehen sollen vorhin bei Tisch!" „Ich habe wirklich nichts Ungehöriges bemerkt. Höchstens, daß Meta etwas gelangweilt aussah. — Du bist ein Tor Niki — daß man ihr den Hof machen wird, mußt du doch gewußt haben. Di« Hauptsache ist, wie sich die Fran selbst dabei verhält. In dieser Beziehung kann man Meta wirklich nichts vor werfen!" Niki Petermann strich sich über die fiebernde Stirn. Da auch in Bern die deutschen und fran- zö s i s ch e n V er tr e tc r sich recht gutvcrtr a- gen sollen und das „Journal" heute versichern zu können glaubt, der Kaiser wünsch«, datz es mit Agadir ein für allemal vorbei sei, ge denkt man, nunmehr bald die ganze Aufmerksam keit auf die Durchdringung Marokkos und die Ausbreitung des französischen Einflusses im Pco- tektoratsgebiet richten zu können. Diese Durch dringung und Ausbreitung kommt schon teuer genug zu stehen — kein Tag vergeht, ohne datz das Expeditionskorps ernste Verluste an Offi zieren und Soldaten erleidet. Gme neue AnterlegungsorSnung. Die Rückübertragung der Hinterlegungsgeschäste von den Verwaltungsbehörden auf die Gerichte bezweckt ein soeben dem preußischen Herrenhaus zugegangener Gesetzentwurf. In der Begründung wird darauf hingewiesen, datz der gegenwärtig« Rechtszustand in mancl>erlei Hinsicht verbesserungsbedürftig sei und vor allem der Einheitlichkeit entbehre. Ein Mangel ist es zunächst, daß nebeneinander zlvei Einrich tungen, die eigentliche Hinterlegung und die vor läufige Verwahrung, bestehen, die demselben Zweck dienen, aber in einzelnen Beziehungen recht ver schieden geregelt sind. Während bei der eigent lichen Hinterlegung hinterlegtes Geld in das Eigentum des Staates übergeht und dieser nur verpflichtet ist, das Kapital nebst Zinsen zurück zuzahlen, findet bei der vorläufigen Ver wahrung ein solcher Eigentumsübergang nicht statt, der Staat ist vielmehr zur gesonderten Auf bewahrung des Geldes verpflichtet. Diese letztere Ein richtung ist schon wegen ihres nachteiligen Ein flusses auf den Geldverkehr unzweckmäßig. Zu diesem Bedenken treten Schwierigkeiten für das Publikum und die Behörden durch Mängel der Organisation. In allen den Hinterlegungssachcn, die nach vorauSgegangenec vorläufiger Verwahrung von den Amtsgerichten an die ordentlichen Hinter legungsstellen gelangen, lärmen diese ihre Kenntnis der Sach. und Rechtslage lediglich aus den ihnen übersandten schriftlichen Unterlagen schöpfen. Dieser Umstand führt in verwickelten Sachen öfter zu einem zeitraubenden Schriftwechsel. Unzuträg lichkeiten bringt eS auch mit sich, daß die Entscher- düng der Frage, ob ein dringender Fall der Hinter legung im Sinne deS Gesetzes vorliegt, zweifelhaft sein kann, so daß sie bisweilen sogar im Beschwerde verfahren entschieden werden muß. Weiter hat die geringe Zahl der gegenwärtig bestehenden ordentlichen Hinterlegungsstellen Nachteile und Um stände für das Publikum im Gefolge. Weit wich tiger aber ist «S noch, daß die Hrnterlcgung bei den Verwaltungsbehörden in allen solchen, die ei> erhebliche Mehrzahl der Hinterlegung bildenden Fäl len wenig praktisch erscheint, in denen mit der Rechtsangelegenbeit, in der die Hinterlegung er folgt, die Gerichte schon befaßt sind. Das Gericht wird dann für die Hinterlegung -.ntreffende Ent scheidung vermöge seiner Kenntnis der Sach- und Rechtslage ohne größere Schwierigkeiten erlassen können, während die Regierung erst in eine Prüfung eintreten muß. Endlich sind in jedem Falle bei der Erledigung der Hinterlegungsgeschäfte Rechtsfragen zu entscheiden, die naturgemäß den Gerichten ge läufiger sind. Eine gründliche Besserung des gegenwärtigen „Vielleicht bin ich ein Tor . . ." murmelte er, „aber sie ist schuld daran — wäre sie anders zu mir, wäre ich nicht so verrückl. Aber so . . . nicht einmal die Fingerspitzen darf ich ihr küssen . . ." Des alten Petermann Gesicht wurde plötzlich ernst. „Du weißt, ich mische mich prinzipiell nicht in eure Menage . . . nun aber möchte ich doch eine Frage an dich richten — ist es wahr, daß du deine alte Jungacsellenwohnung wieder bezogen hast?" „Ja. Meta bestand darauf. Sie will sich schei den lasten . . ." Der Alte trat erschrocken zurück. „So schlimm ist es zwischen euch? Warum?" „Edith Torloni . . . irgendeine Eans von Freun din verrret ihr . . ." „Ah — du setzest die Bekanntschaft mit der Dame immer noch fort? Auch jetzt noch, Niki?" „Was soll ich denn tun? Im Grunde ist mir die Person ja ganz gleichgültig, aber was soll ich an sangen? Die Abende verbringt Meta bei ihren Eltern oder schließt sich ein und liest — irgendwie muß ich mich doch zerstreuen. Edith ist immer heiter und amüsant — bei ihr vergesse ich." „Du bist sehr unklug, Niki! Ich will dir gar nicht mit Predigten kommen über Moral — aber in einer Prooinzstadt wie G. wird alles bekannt. Das hättest du bedenken mästen!" „Ach was, nun ist es zu spät! Es lag ja nur an Meta, mich an sie zu fesseln. Aber sie hatte auch im Anfang eine steifleinene Kühle meinen Zärtlich keiten gegenüber, die mich langweilte . . ." „Und doch -ist du eifersüchtig! Und doch bist du verliebt in sie!" „Sie ist so berückend schön! Viel schöner als alle anderen Frauen!" „Du hast es sicher ungeschickt angefangen, ihr Herz zu gewinnen. Meta ist keine gewöhnliche Frau . - - manche' Frauen legen ein großes Gewicht auf das Seelische." „Jawohl — das Seelische! Das ist Metas Steckenpferd" — «in höhnischer Ausdruck glitt über Niki» Gesicht — „aber das Seelische war mir an den Weibern immer verdammt gleichgültig." Sein Vater schüttelt« mißbilligend den Kopf. „Wenn du dich Meta gegenüber auch so brutal ausdrückst. dann begreife ich freilich manche»! Dein Verkehr hinter den Kulissen hat nicht gut aus dich gewirkt. Immerhin — cs ist noch ni-,t zu spät. Zustandes ist nur durch die grundsätzliche Rück- Übertragung der Hinterlcguugsgcschäste auf die Gerichte zu erreichen. Von diesen aber können als Hinterlegungsstellen für den Regelfall nur die Amtsgerichte in Frage kommen. Dein prak tischen Bedürfnis sucht der Entwurf auch dadurch zu cntspreclMi, daß er für diejenigen Fälle, in denen die Erledigung der Hinterlegungsgeschäfte durch andere Gerichte oder durch Verwaltungsbehör den vorzuziel;en ist, die zuständigen Minister crmück>- tigt, die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Auf Grund dieser Ermächtigung sollen vor allem die O b e r l a n d c s g e r i ch t e für die Hinterlegung in Lehns-, Familicnfidcikommiß- und StiftungSsachcn, soweit sie LchuShöfe sind oder die Aussicht über das Fainilienfideikommiß oder die Stiftung führen oder die Stiftung verwalten, als Hinterlegungsstelle bestimmt werden. Der Entwurf sieht, von einigen Ausnahmen abgesehen, grundlegende Aendcrungen sachlicher Natur nicht vor und beschränkt fick darauf, das Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. Neuerungen grundsätzlicl;er Art brin gen der 8 9 des Entwurfs, nach dein der Staat künftig regelmäßig verpflichtet sein soll, die Aus- losung und Kündigung der lstnterlegten Wertpapiere zu überwachen und beim Vorbringen gewisser Voraussetzungen auch andere Geschäfte zu besorgen, die meist nut der Verwahrung von Wertpapieren verbunden sind, sowie die HZ 53fs. deS Gesetzentwurfs, die die Gcbührenpflicht für Hinterlegungen von Wertpapieren, andern Urkunden und Kostbarkeiten einführcn. Der Entwurf ist der Jmmediat- kommis'ivn zur Vorbereitung der Verwaltungs reform vorgelegt, auf Grund ihrer Vorschläge um gearbeitet und von ihr gebilligt worden. Benutzung von Grkinüungen kür üas Seer unü üie Motte. Eine viel umstrittene, äußerst interessante Rechts frage ist kürzlich endgültig vom Reichsgericht entschieocn worden. Nach Z 5 Absatz 2 des Patent gesetzes tritt die gesetzlich« Wirkung des Patentes lausschließliche Befugnis des Patentinhabers zur Verwertung der Erfindung) insoweit nicht ein, als die Erfindung nach Be st immungdes Reichs kanzlers für das Heer o'ver für die Flotte oder sonst im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt benutzt werden soll. Doch hat der Patent inhaber gegenüber «oem Reich Anspruch auf ange messene Vergütung. Das Reich hat nach dieser Be stimmung afio das Recht einer sogenannten Zwangs- lizenz; es kann zu militärischen Zwecken ohne wei teres eine fremd« Erfindung benutzen, ohne daß dem Erfinder ein Recht auf Untersagung der Benutzung zusteht. In einer üblen Lage befanden sich bisher die Erfinder dann, wenn der Reichskanzler die erwähnte Verfügung nicht erlassen, die Militärbehörden vielmehr ohne solche Verfügung einfach die Erfindung benutzten. Dl« Rechtsprechung der Gericht« hatte gegenüber einer Klage des Erfin ders auf Entschäolgung den Rechtsweg bis her für verschlossen erklärt, solange nicht der Reichskanzler die im § 5 des Patentgesetzes erwähnte Verfügung erlassen hat. Diese Entschließung des Reichskanzlers ist aber im Prozeßwege nicht erzwing, bar. Die Patentinhaber waren also völlig rechtlos gegen die Benutzung ihrer Erfindungen zu militä rischen Zwecken. Das Reichsgericht Hai nun in Aner kennung dieses unhaltbaren Zustandes ausgesprochen, daß auch ohne Vorliegen der Entschlicßung Les Ich werde mit Meta reden und du wirst das deinige tun, verstanden?" „Gewiß Papa —" Der Hinzutritt anderer Personen unterbrach das Gespräch. Meta tanzte die zweite Quadrille mit Herrn von Münster. Wie ein reiner, frischer Frühlingswind wehte diese Unterhaltung in die schwüle Treibhausluft von Phrasen, galanten Komplimenten und gewag ten Anspielungen, mit denen di« übrigen Tänzer sie umgaben. Er erzählte von seiner Mutter und Schwester. Beide lebten auf dem Lande in einem kleinen eige nen Häuschen, das in einer stillen Gegend am Saum eines Waldes lag. Münsters Vater hatte es gekauft, als er in Pension ging. Ein alter Dienstbotc, der vierzig Jahre in der Fa milie diente, führte die Wirtschaft. Sie mußten be scheiden leben. Außer der kleinen Pension hatten sie einen Zuschuß aus einer Stiftung. Frau von Münster war eine ausgezeichnete Wirtin, sie zog feine Gemüse in ihrem Garten und Tafelobst, das sie im Sommer an die umwohnenden Sommerfrischler verkaufte. Hedwig besaß ein bedeutendes Maltalent und hatte ab und zu das Glück, ein Bild zu verkaufen. Dann herrschte geradezu Luxus in dem kleinen Häuschen. Das klang alles so anheimelnd. Wie gebannt hörte Meta zu. Si" sah den ernsten Tannenwald, der sich hinter dem Häuschen mit den grünen Läden den Berg hinanzog. Sah den Obstgarten mit dem samtgrünen Rasen und hörte die Friedau rauschen, «in durchsichtig orünes, ungebärdiges Gebirgswasser, das an seinem Ende vorüberstrudelte. Sie sah die alte Frau von Münster mit weißen Scheiteln und einem schwarzen Spitzenhäubchen darüber und die fleißige Hedwig mit dem verträum, ten Künstlerblick in den braunen Augen. So anschaulich wußte der Major zu schildern, daß Meta wie au, einem Traum erwachte, als die Qua drille zu Ende war. Und eine große Sehnsucht nach dem stillen Ort an der Friedau blieb ihr zurück (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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