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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120627014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-27
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Bezugt-Preit Gr »»d v«r«tt« »mch »»s«e« Iriaer und Svedtteur« 2»«t ti»ltch in» vau» ««bracht:» PL «»natl., LTV ML virrieUähkl. v«t unsern FUial«» ». An» nutz ineftellen abarhatt: 7s Pt. manatL, L»ML »tirtlMrL P»rch Ma P«K: i«n«rhalb Deuychtand» »ad der deutsch«» Kolon»«» oierteliShrl. S.SU ML. monatl. 1LV ML auolchl. Poftbeftellaeld. Ferner tn B«lgi«n, DanemarL d«» Donaustaaten, Italien, Uuiembura, Niederlande, Nor wegen, Oetterreich. Ungarn. Nukland, Schweden und Schwei». 2n allen übrigen Staate» nur direkt durch di« Geschäft», Kell« d«, Blatt« «rhälUich. Da» L«tp,t,«r Tageblatt erscheint 2 mal tiglich. Sonn» u. Fetettag» nur morgen». >donn«in«nt».Snnadin*: 2otza«tt»,all« 8, d«t »al««, Tragern. FUtaten, Spediteum» «>d U»»atzm,K«L«». l«r»t« VoftLatt«, »nd Bttrftrk,««. Gt»,«r>«,r»»k»»,«t« u vL Morgen Ausgabe. U'lipügtrTagtblalt Handelszeitung. 1 14 tikch l L«^Kail« Srua». St««»«« L «Ms- Amtsblatt des Aales ««d des Aolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. AUL- Anzeige«. 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Vas Wichtigste. * Auf die Wiedererlangung der gestohle nen 260 000 Mark setzte die Dresdner Bank 10 000 MarkBelohnung aus. (S. des- Art. S. 10.) * Der deutsche Geschäftsträger in Madrid hatte am Dienstag eine lange Un terredung mit dem spanischen Minister des Aeutzern. * Das österreichische Abgeordne tenhaus hat am Mittwoch das Wehrge setz in allen Lesungen angenommen. (S. Ausl. S. 3.) * Zwischen KaiserWilhelm und König Christian von Dänemark sand ein De» peschenwechsel statt. (S. Dtschs. R. S. 2.) * Die türkische Garnison der Far- saninseln soll von den Truppen Said Jdris gesangengenommen worden sein. (S. bes. Art. S. 2.) * THeateran zeigen stehe Seite 12. Stet. —u. Politische- hatte man diesmal von Kiel nicht erwartet. Für Leute, die nur glauben wol len, was sie sehen und greifen, war die Fort dauer der Kanzlerschaft v. Bethmann Hollwegs durch die Vvrausbestimmjung gesichert, daß er der für Anfang Juli anberaumten Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren Niko laus beiwohnen werde. An einen andern Stellen wechsel von innerpolitischer Bedeutung dachten die Auguren nicht, man hatte sich also gewöhnt, anzunehmen, daß alles beim alten bleiben werde. Vordem war manche politische Entscheidung in den Tagen des Seesportes gefallen. Das war nicht sinnwidrig. Wer überhaupt zu arbeiten gewohnt ist — und dem Kaiser bestreiten das auch seine Gegner nicht —, für den sind sport liche Veranstaltungen willkommene Mittel zur Regenerierung der Kräfte. Dem Sport steht die Jagd gleich. Im grünen Wald wie auf schaum gekrönten Wogen, in zeitweiliger Abwendung von den Sorgen und Gedanken des Tages gewinnt der Geist die innere Freiheit zu wichtigen Ent scheidungen. Das Vielerlei der Einzeldinge ver sinkt, der Blick weitet und der Wille festigt sich. Auch der Geschäftsmann wird, wenn er kann, gerne die Stätten der inneren Erneuerung von Leib und Seele aufsuchen und dort manchmal in wenig Tagen den Entschluß finden, zu dem er sich in tvochenlangen Berechnungen und Gegen berechnungen nicht durchringen konnte. Es ist nicht überflüssig, das auszusprechen. Fin det sich doch auch die Anschauung, daß nur die Stube die angemessene Geburts stätte wichtiger Beschlüsse sei. Als einst der Kaiser zu sommerlicher Zeit im Zusammen hang mit Personalentscheidungen in dein offenen, der Spree zugekehrten Gartenstück des Berliner Schlosses-, am sogenannten „grünen Hut", die obersten Würdenträger des Staates empfing und mit ihnen sich besprach, da war das einigen Kritikern nicht ganz recht. Auch die Abneigung gegen das Auftreten des Berliner Bürgermeisters am Brandenburger Tor scheint zum Teil — nicht ausschließlich, es spielt auch anderes mit — durch die Meinung, der geschlossene Raum sei vor nehmer, offizieller oder was sonst noch alles, erklärt werden zu können. Diese Meinung dürste sich laber schwer begründen lassen. Die freie Gottesnatur wird zu Unrecht herabgesetzt. Die „Kieler Woche" ist eine durch bewußte Ab sicht in wenig Jahren zur Höhe geführte Ver anstaltung sportlicher, gesellschaftlicher und — weil die Gesellschaft international ist — auch politischer Art. Da- englische Beispiel von Cowes legte den Wunsch nahe, in Deutschland etwas AehnlicheS zu schaffen; andere europäische Länder dagegen haben nichts Ebenbürtiges erreicht. Die reichen Leute Deutschllands und der Nachbar staaten sind herangezogen worden, und mancher, der vordem noch keine Bootsplanken unter seinen Füßen gehabt hatte, hat gelernt, mit Ruder und Klüwer umzugehen. Ein bißchen plutokra- tisch ist ja die Gesellschaft der Kieler Woche, wenigstens diejenige, die sich als die Trägerin der Veranstaltung fühlt und fühlen kann. Arme Schlucker gehören im allgemeinen nicht dazu. In eigener Jacht zu segeln kostet Geld. Auch die menschliche Eitelkeit, der Wunsch, mit hohen Kreisen in Berührung zu kommen, mag bei dem einen und anderen eine Rolle spielen. Aber da doch die Eitelkeit nicht so leicht ausgerottet werden kann, haben die Regierenden es von alters her als klug betrachtet, sie eurem möglichst guten Zwecke nutzbar zu machen. Ein solcher guter Zweck ist der nervenstärkende Wassersport, an dem nun doch auch die Tausende von Zuge hörigen, von Zuschauern usw. Anteil haben. Der Sport hat vpr anderen nicht nur den Vorzug der Staubfreiheit voraus. Als erheblicher Vor teil ist ihm nachzurühmen, daß die Sitte des Wettens sich bei ihm nicht so allgemein hat ein einführen lassen. Wenn ein Zeitbeobachter kürzlich behauptet hat, der Sport werde die Deutschen noch ganz verdummen, sp möchten wir diese Voraussage entschieden zurückweisen; der deutsche Geist wird weiter sinnen und grübeln, er wird sich in die Höhen und Tiefen der Welt einbohren und gerade für diese Arbeit kann er eine Nerven auffrischung brauchen; aber daß die innerlich mit Sportausübung so wenig verwandte Wett wut die Menschen dumm und unbrauchbar zu vernünftigem Tun macht, kann zugegeben wer den. Man beobachte eine Gesellschaft von Män nern, die in frischem anregenden Gespräche bei sammen sitzen: sofort wird der Ton herabge drückt, wenn die Rede auf die letzten Quoten in Auteuil oder Karlshorst kommt; da fällt kein fröhliches Witzwort mehr, Geldgier und Zahlen stumpfsinn tritt an die Stelle. Wer auf der Kieler Woche war, hat Besseres zu erzählen. Und wenn es wahr ist, daß der Kaiserliche Jachtklub einst in einer Sitzung ent stand, an der der Kaiser, Prinz Heinrich, Freiherr v. Seckendorfs und Admiral Freiherr v. Senden- Bibran teilnahmen, so haben manche Grund, diesen Vieren für Stunden der Erholung und der fröhlichen Geselligkeit dankbar zu sein. Lrgednille militSrilcher Flüge. Ueber die Ergebnisse der militärischen Flüge auf dem Lindenthaler Flugplätze bei Leipzig am letzten Sonnabend und Sonntag wird uns von darüber unterrichteter Seite noch mttgeteilt: Die vom Leipziger Verein für Luft fahrt veranstalteten Flüge hatten nicht den Zweck, besondere Rekordleistungen in Flugdauer und Flug höhe zu erzielen. Sie wollten vielmehr den vom Preußischen Kriegsministerium zur Verfügung ge stellten Fliegeroffizieren und den übrigen freiwillig daran teilnehmenden Offizieren Gelegenheit geben, militärische Flugaufgaben zu lösen, die von einer Seite gestellt waren, die in erster Linie das mili tärische Interesse im Auge hatte. Zwei der Aufgaben enthielten Erkundungsaufträge, die dritte zeigte das Flugzeug als Nachrichten-, die vierte als Kampfmittel. Der erste der Erkundungsaufträge war artilleristi scher Natur. Es galt, eine bei Hayna und Radefeld aufgestellte Abteilung von 3 Batterien von obenher derart in Beziehung zu mehreren, von der eigenen Artilleriestellung sichtbaren Geländeobjekten (einer Windmühle, dem Dach einer Feldscheune, den Kronen der Bäume an einem Wege usw.) zu bringen, daß jene verdeckt stehenden Batterien wirksam nach diesen Angaben bekämpft werden konnten. Natürlich war dieser Auftrag aus einer Flughöhe zu lösen, die dem Flugzeuge möglichst volle Sicherheit gegen feind liches Feuer gewährleistet. Obwohl die erkundenden Offiziere nicht besonders für artilleristische Beobach tungszwecke ausgebildet waren, haben sie durchaus brauchbare Resultate erbracht. Bei der zweiten Er kundungsaufgabe, die die Flieger am Sonntage rund um Leipzig herum führte, waren in der Gegend von Liebertwolkwitz feindliche Feldbefestigungen zu erkunden und dann südwestlich von Leipzig feind liche Truppen aufzusuchen, deren Vorhandensein bei dem in Leipzig und nordöstlich angenommenen Heeresteil nach dem regen Patrouillengang aus jener Richtung vermutet wurde. Befestigungs anlagen und Truppen konnten leider nicht der Wirk lichkeit entsprechend dargestellt, sondern nur durch die bei militärischen Uebungen üblichen Flaggenauf stellungen angedeutet werden. Darin lag für die Beobachtungsoffiziere eine große Schwierigkeit, die noch dadurch vermehrt wurde, daß die bunten Ge wänder und Hüte des weiblichen Teiles der Sonn- tagsspaziergänger, die die Straßen bevölkerten, das Erkennen der Flaggenstellungen und ihrer Bedeu tungen sehr erschwerten. Wenn trotzdem die au« beträchtlichen Flughöhen und in kürzer Frist er brachten Erkundungsresultate so gute waren, wie sie tatsächlich gewesen find, so ist das ein Zeichen dafür, daß unsere Offiziersflieger ihren Angaben ge- wachsen sind. Der Flug nach Eilenburg am Sonnabend bezweckt« die Ueberbringung eines Befehls an einen größeren Kavallerie-Verband, der eine bestimmte Absicht gemeldet hatte und in Anbetracht veränder ter Verhältnisse von der vorgesetzten Stelle zu an derem Handeln veranlaßt werden sollte. Der Flug zeugführer mußte auf dem Wege nach Eilenburg eine Zone überfliegen, in der eigene Kräfte als im Kampfe mit feindlichen stehend anzunehmen waren. Somit mußte diese Zone in entsprechender Höhe überwun den, die Befehlsstelle des Kavallerie-Verbandes auf gesucht und dort der Befehl aus dem Flugzeug« ab geworfen werden. Zudem war große Eile geboten. Wenn von allen vier Teilnehmern dieses Fluges die gestellte Aufgabe einwandfrei in Zeiträumen, die zwischen 19 und 24 Minuten schwanken (vom Auf stieg bis zum Abwerfen des Befehls gerechnet), ge löst worden ist, so wird man freudig anerkennen müßen, daß die Probe auf schnelles Orientieren und sichere Handhabung des Flugzeuges von den Fliegern glänzend bestanden ist. Tie vierte Flugaufgabe forderte das Treffen einer horizontalen Fläche von 175 zu 150 Meter Ausdehnung mit 5 vom Flugzeuge abzuwerfenden Sandsacken. Sie war zugleich mit einer Höhenflug konkurrenz zwischen den beiden in Wettbewerb tre tenden Fliegern verbunden. Es hat sich dabei heraus gestellt, daß das Treffen derartig«! Ziele aus Höhen von 500 und mehr Metern unsicher ist, wenigstens, wenn das Werfen aus freier Hand und mit nur wenigen Wurfkörpern vorgenommen wird. Viel leicht verhelfen maschinelle Abwerfvorrichtungen zu größerer Treffsicherheit. Der Höhenwettbewerb führte die vom Leutnant Tanter gesteuerte „Taube" in eine Höhe von mehr als 1100 Meter. Wie eine riesige Weihe kreiste das in seiner Form so eindrucksvolle Flugzeug unter demsich verdunkeln den Abendhimmel um den weiten Platz und als es nach einem Abstecher über die Stadt, in der die ersten Lichter aufflimmertem aus schwindelnder Höh« in elegantem Gleitfluge sicher sich herablenkte, wur den seine Insassen von dem Händeklatschen der den Flugplatz noch umspannt haltenden tausendköpfigen Züschauermenge freudig begeistert begrüßt. Wir wißen, mit welchem Eifer bei unseren west lichen Nachbarn das Flugwesen, insbesondere das militärische, betrieben wird und wie große Hoffnun gen sie auf ihr« unzweifelhaften Erfolge setzen. Es soll auch nicht verkannt werden, daß die Franzosen über ein zahlreiches, ausgezeichnetes Fli«ge''p«rsonal und über schnelle, steigkräftige Flugzeuge mit starken Motoren und geringer Tragfläche verfügen, denen unser deutscher Flugzeugbau noch nicht voll eben, bürtig es an die Seit« zu stellen vermag. Aber wir find auf dem besten Wege, den Vorsprung, den unsere Nachbarn noch haben, einzubolen. Daß unsere deut- scheu Militärflieger nach Schneid. Beherrschung ihrer Apparat« und taktischer Schulung den französischen ganz gewiß nicht nachstehen, ist jedem offenbar ge worden. der mit ihnen anläßlich der letzten Leipziger Flugtage zusammen gearbeitet hat. Das möge des halb besonders hervorgehoben werden, w«il es sonst nicht deutsche Art ist, Erfolge laut in der breiten Oeffentlichkeit zu preisen. Aber wir können nicht leicht genug gute Flieger und genug gute Flugzeuge haben. Davon sollt« jeder, dem die Wehrhaftigkeit unseres Volkes am Herzen liegt, durchdrungen sein und in seinem Teile mit dazu beitragen, daß wir auch in der Luft keinen Feind zu fürchten brauchen. Vie Meistbegünstigung in üen vereinigten Stssten. -s- Daß in den Vereinigten Staaten in vieler Hin sicht wunderliche Zustände bestehen, ist nicht erst durch den Kampf der beiden kühnen Recken Taft und Roose velt um die Präsidentschaftskandidatur der Oeffent lichkeit klar geworden. Schon das Verhalten der Washingtoner Regierung gegenüber Kanada in der Frage des Eegenseitigkeitsvertrages ließ erkennen, daß in den Vereinigten Staaten manches anders als anderwärts ist. Die Bereit willigkeit der Vereinigten Staaten, dieses Ab kommen mit Kanada zu ratifizieren, obwohl es durch Gewährung von Vorzugszöllen für die kanadische Einfuhr die Meistbegünstigung durchbrach, war viel leicht noch nicht besonders auffallend. Auch die pro visorische Inkraftsetzung einiger dieser Zoller mäßigungen vor der Ratifizierung des Abkommens mag in anderen Ländern ebenfalls vorkommen. Daß aber die Vorzugszolls bestehen bleiben, nachdem das kanadische Volk durch sein« Stellungnahme bei den Parlamentswahlen unzweideutig zu erkennen ge geben hatte, daß es mit den Vereinigten Staaten nicht in besonders enge Beziehungen zu treten wünsche, ist eben nur in den Vereinigten Staaten möglich. Eine Konsequenz dieses Verhaltens war nun der Hinweis auf die amerikanischen Gerichte, mit dem sich die diplomatischen Vertreter Norwegens, Oesterreich-Ungarns und Deutschlands einst weilen zufrieden zu geben scheinen, nachdem sie gegen die Bevorzugung Kanadas Vorstellungen erhoben haben. Inzwischen scheint man aber doch auch in den Vereinigten Staaten eingesehen zu haben, daß irgend etwas geschehen muß, um den zollpolitischen Karren wieder in ein einigermaßen richtiges Geleise zu bringen. Nach einer Meldung aus Washington hat der Senat jetzt beschlossen, den Zoll für Druckpapier einheitlich auf 2 Dollar für dir Tonne festzusetzen und di« Kanada bisher gewährte Vergünstigung auf zuheben. Wenn in der Tat ein solcher Beschluß zur Durchführung gelangt, wäre wenigstens ein stein des Anstoßes beseitigt. Deutschland muß aber darauf bestehen, daß die Dorzugsbehandlung Ka nadas voll ständig wieder aufhört. Die Stellung Deutschlands auf dem amerikanischen Markte hat sich im letzten Jahre so verschlechtert, daß jeder Vorteil ausgenutzt werden muß. Es wird «ine dankenswert« Ausgabe unserer diplomatischen Vertretung in Washington sein, die Vereinigten Staaten von der Vertragswidrigkcit ib^r Haltung zu überzeugen. DM" Ma« beacht« a«ch -i« Inserat« in d«r Abend-Ausgab« Vie Auldriugung l>ec erlMlcil prsleuMrke ües Leeres unü Sie LeoiilkerungsMnstzme. Nach dem Gesetz über die Friedenspräsenzstärke des Heeres vom vorigen Jahre waren alljährlich 515 321 Mannschaften einzustellen. Nach der Volks zählung von 1905 verteilte sich dieser Ersatz auf 00,6 Millionen Einwohner. Mithin betrug der Prozentsatz der zum Militärdienst cingezogenen Mannschaften 0,84 der Bevölkerung. Der als Norm geltende Satz von 1 Prozent war mithin nicht er reicht. Nach dem neuen Wchrgesetz« erhöht sich nun die Friedenspräsenzstärke auf 544 211 Mann, die von einer Bevölkerung — nach dem Ergebnis der Volks zählung von 1910 — von 64,9 Millionen zu stellen sind. Hieraus ergibt sich ein Verhältnis der zum Heeresdienst eingezogenen Mannschaften zur Gesamt bevölkerung von 0,83 Prozent. Trotz der Erhöhung der Friedenspräsenz durch die neue Wehrvorlage hat sich also das Verhältnis der Zahl der Militärpflich tigen zu der Gesamtzahl der Bevölkerung noch mehr von dem Normalsatz von 1 Prozent entfernt. Nach der verschiedenen Bevölkerungszunahme innerhalb der einzelnen Kontingentsbezirke ist das Verhältnis der Belastung unter diesen in etwas verschoben wor den. Gleich geblieben ist bei der Erhöhung der Friedenspräsenz die prozentuale Belastung in Bayern mit 0,87, Sachsen 0,86 und Württemberg 0,87. In Preußen ist die frühere Belastung von 0,84 auf 0,82 Prozent zurückgegangen. Tatsächlich aber ist die Besserstellung Preußens nur eine scheinbare, weil dabei die Heranziehung der Bevölkerung zum Dienst in der Marine nicht berücksichtigt ist. Denn die naturgemäß stärkere Heranziehung der Bevölkerung der unter preußischer Verwaltung stehenden Kon tingentsbezirke zum Dienst in der Marine führt zu einem völligen Ausgleich. Stellt man diese Mehr belastung Preußens in Rechnung, so ergibt sich ein Prozentsatz von 0,88. Obwohl also der Artikel 60 der Verfassung, nach dem die Gestellung der Friedens präsenz durch die einzelnen Bundesstaaten pro rata der Bevölkerung erfolgen soll, tatsächlich nicht mehr ausgeführt wird, ist durch die Entwicklung der Ver hältnisse eine nahezu vollkommen gleiche Belastung aller Bundesstaaten eingetreten. 9. DeuMer gemervttchrr Genollenlchsltstsg. Straßburg i. E., den 26. Juni. Unter Teilnahme von über 460 Delegierten aus allen Teilen des Reiches trat hier der Hauptverband deutscher gewerblicher Genossenschaften zu seiner 9. Tagung zusammen. Die Beratungen begannen mit einer Ausschußsitzung des Hauptverbandes, in der vom Vorstand ein Bericht über die Tätigkeit der Hauptgeschäftsstelle erstattet wurde. Hierauf fand eine Fachkonferenz der Verbandsdirektoren, der Zentral-Eenoßenschaftsleiter und Revisoren statt, in der zahlreiche Fragen des Eenossenschaftsrechts und sonstige interne Angelegenheiten zur Sprache kamen. So sprach Amtsrichter Hetz (Berlins über die Haf tung der Revisionsverbände, Eeneralrevisor Stahl (Nürnbergs über die Folgen des Nichterscheinens des Aufsichtsrats zur gesetzlichen Revision und Bank direktor Heuer (Dortmunds über die Verwendung loser Konten. Die erste Hauptversammlung, die im Plenar sitzungssaal der Handwerkskammer stattfand, stand unter dem Vorsitz des preußischen Landtagsadgeord- neten Hammer (Zehlendorf). Sie beschäftigte sich, dem alten Modus der Genossenschaftstaae folgend, zunächst mit den Angelegenheiten der Kreditgenossen schaften. An den Verhandlungen nahmen auch Ver treter anderer wirtschaftlicher Verbände sowie von Behörden teil. Als Vertreter des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden Deutschen Erwerbs- und Wlrtschaftsgenosienschaften war Justiz rat Dr. Alberti (Wiesbadens erschienen, als Ver treter des Direktoriums der Preußischen Zentral- genossenschastskasse Geheimer Oberfinanzrat Dr Heß- b erger (Berlins. An erster Stelle referierte Zen tralkassenrendant Thier (Halles über die Frage: Welche Mittel sind zur Erlangung von Spar geldern anzuwenden? Die Versammlung nahm hierzu folgende Reso lution an: „Der 9. Deutsche gewerbliche Eenosien- jchaftstag erklärt, daß nur solche Kreditgenosjen- schäften den Zufluß ausreichender Spargelder er warten könne, die bankmäßigen Charakter annehmen, durch vorsichtige Auswahl der Mitglieder der Ver waltungsorgane, durch entsprechende äußere und innere Einrichtung der Geschäftsräume und ein eigenes Vermögen, die von allen Spareinlegern zu fordernde Sicherheit bieten. Empfohlen wird eine in vorsichtigen Formen gehaltene Reklame in den Tagesblättern zur Erlangung von Spar einlagen und andere geeignet erscheinende Ankün digungen. Im Interesse der Kreditgenossenschaften liegt es, sich die Errichtung von Haus- und Scyul- sparkassen angelegen sein zu lassen, längere Kün digungsfristen auszubedingen und den im allgemeinen üen örtlichen Verhältnissen anzupassenden Zinsfuß nach der Kündigungsfrist abzustufen. Es wird dringend empfohlen, unlautere Elemente, die sich im Kreise der Mitglieder zeigen, rücksichtslos zu ent fernen. Den Kreditgenossenschaften ist dringend zu raten, die Sorge für die Liquidität nicht außer acht zu lassen. Neichstagsabgeordneter Irl (Erding), Amtsrichter Hetz (Berlin) und Heurig (Metz) besprachen einige damit zusammenhängende Fragen, u. a. die Anlage der Spareinlagen in Wertpapieren, die Mündel sicherheit der Anlagen und die Liquidität. Das folgende Thema betraf die „Abgrenzung der Geschäfte der Zentralkafie» und der örtlichen Kreditgenossenschaften". Der erste Referent, Verbandsdirektor Schlief (Münster i. W.), trat ftir eine strenge Scheidung der Geschäfte der Zentralkassen und der örtlichen Kredit genossenschaften ein, der Korreferent Lantowski
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