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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.06.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120619020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912061902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912061902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-19
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Sette 2. Nr. S0S. los. Zehr»»««. trennten Abteilungen, unter einem Dach zu ver eint«» und so ein gemetnschaftliche, Zusammen- wirren zu erleichtern. Denn dreies ist heute uner- läßlich, wo die Forschungsgebiete der Humanmedizin und der Beterinärwisscnschast sich immer näher kom- men und sich immer mehr berühren, wo die wich tigsten Aragen wie z. B. Milchkontrolle, Tierseuchen, bckämpsung usw., für beide Teile gleich wichtig sind und wo endlich Li« letzten praktischen Ziele auch des Veterinärwejens immer nur in der Gesundheit des Menschen liegen. Neben vieler Zusammenfassung kommt aber als zweitwichtige Aufgabe die unmittel bare Anteilnahme der beterligten Erwcrbstreise an oen Verhandlungen des Landesgesundhcitsaintcs — ich möchte mit einem mddernen Ausdruck sagen: die Heranziehung des Laienelemcntes, in Betracht. Im lebcnoigen Austausch von Nede und lOegenrede sollen hier Wünsche und Bedenken, wie sie in Landwirt schaft, Industrie und Gewerbe bestehen, an oen For- Lerungea der öffentlichen Gesundheitspflege gemessen und namentlich dort, wo es sich nicht um ein starres entweder — oder, sondern um ein nachgiebiges mehr os«r weniger handelt, gemeinschaftlich das rich tige Mas; gefunden werden. Dabei halten wir aber den Erundcharakt«r der bisherigen Einrichtungen fest: <N!ch das Landes gesundheltsamt ist in erster Linie eine wissenschaft liche Behörde, die Gutachten, die wir von ihm er. warten, sollen nach wie vor beruhen auf dem sicheren Boden einer streng sachlichen, wissenschaftlichen Er kenntnis. Aber cs ist nicht die allgemein«, abstrakt.', sondern die angewandte Wissenschaft, die Sie psleg.n sollen, die Wissenschaft in unmittelbarer Beziehung zu praktischen Aragen und Fällen. Vie die Kunst der B-rwaltungspolitik in einer alle Interessen möglichst berücksichtigenden Weise lösen soll. Daß die Negierung sich in ihren Hoffnungen und Erwartungen, die sie auf das neu« Landesgesunv- beitsamt fetzt, nicht täuschen wird, dafür bürgt der Kreis hervorragender Männer, Vie sich in dieser Er öffnungssitzung hier versammelt haben. Mr waren glücklich, dem Könige als Präsidenten des neuen Akutes einen Mann von wissenschaftlichem Weltruf, den Geh. Rat Pros. Dr. Renk vorschlagen und als Stellvertreter an seine Seite den als wissenschaftliche Leuchte überall bekannten und anerkannten lang jährigen Rektor unserer tierärztlichen Hochschule, den Geh. Rat Prof. Dr. Ellenberaer setzen zu können. Uno als Ehrenmitglieder, gleich diesen, werden zwei allgemein verehrte Veteranen des Aerztestanves, Geh. Rat Dr. Fiedler uns Geh. Rat Dr. Weber, das Lan- oesgesuitdheitsamt zieren. Ich versage es mir, wei tere Namen zu nennen: es sind lauter vollwichtige Führer, lauter Männer von wissenschaftlicher Tüchtig leit und reicher praktischer Erfahrung. Ich begrüße Sie alle und bitte Sie nunmehr, an Ihre Arbeit zn gehen, mit dein innigen Wunsche, daß Ihre Arbeit ein Segen werde für unser Vater land und alle seine Kinder." Hierauf sprach der Präsident des Landevgesundheitsamtes seinen Tank aus, indem er folgendes ausführte: „Eure Erzellenz haben die Gewogenheit gehabt, heute am Tage des erstmaligen Zusammentrittes der drei Abteilungen des Landesgesundheitsamtes in unserer Mitte zu erscheinen, dieser Versammlung eine ehrevolle Begrüßung zuteil werden zu lassen und dem Amte wohlwollende Wünsche mit auf den Weg zu geben. Im Namen der hier versammelte» ordentlichen Mitglieder des Landesgesundheitsamtes spreclw ich Eurer Exzellenz hierfür unseren ehr erbietigsten Tunk aus und gestatte mir, als Ausdruck unserer großen Befriedigung hierüber das Ver sprechen abzugeben, daß wir alle jederzeit bestrebt sein werden, die uns zugewiesencn Aufcjäbest Mch bestem Wissen nick Können zu erledigen und so daS Wohlergehen -unseres Landes und seiner Bewohner zu 'erhalten und zu fördern. Nächstdem drängt es mich, Eurer Exzellenz und Ihren Herren Räten den wärmsten Tank für daS wohlwollende Vorgehen bei Umgestaltung der beiden Körperschaften, aus denen das neue Amt hervor gegangen ist, auszusprechen. Waren auch Laudesmedizinalkollegium und Kom mission für das Bctcrinärwefen von vornherein, Lsyreuth l9l2. . Aus Bayreuth wird uns geschrieben: Frau Cosima Wagner, die bisher die Oberleitung der Festspiele stets sich selbst vorbehalten hatte, hat in diesem Jahr sich von den Geschäften vollkommen zurückgezogen, da sie sich zu schwach für die großen Anstrengungen fühlt, und vor kurzer Zeit ihren Sohn mit der Oberleitung betraut. Siegfried W a gner hat schon in den letzten fünf Jahren seiner Mutter bei der Vorbereitung und künstlerischen Ge staltung der Festspiele treulich zur Seite gestanden, so daß er dieses schwere Amt vollkommen vorbereitet übernehmen kann. Am 15. Juni haben bereits die Vorproben zu den diesjährigen Festspielen begonnen, deren Programm folgendermaßen gestaltet wor den ist: Es gelangen insgesamt der „Ning des Nibe lungen", die „Meistersinger von Nürnberg" und der „Parsifal" zur Aufführung. Die Festspiele dauern vom 25. Juli bis zum 20. August, also rund 4 Wochen. lieber die Einzelheiten des Programms sind fol gende Mitteilungen von Interesse: Der vollständige „Ring des Nibelungen" gelangt zweimal zur Auf führung, und zwar das erstemal vom 25. bis zum 28. Juli und das zweitemal vom 14. bis 17. August. Am 25. Juli findet die Aufführung von „Rheingold" statt, am 20. wird die „Walküre" aufgeführt, am 27. der „Siegfried" und am 28. die „Götterdämme rung". Im zweiten Zyklus wird am 14. August „Rheingold" gegeben, am 15. die „Walküre", am 16. „Siegfried" und am 17. August die „Götter dämmerung". Die „Meistersinger" gelangen fünf, mal zur Aufführung, und zwar am 22. und 23. Juli und am 5.. 12. und 10. August. „Parsifal", dessen Schutzfrist im nächsten Jahre abgelaufen ist, wird siebenmal gegeben, und zwar am 23. Juli, am 1.» 4., 7., 8., 11. und 20. August. Die musikalisch« Leitung haben Han« Richter, Muck, Michael Balling und Siegfried Wagner. Siegfried Wagner hat auch die Ober leitung in der Regie und Inszenierung. Der Di rektor des Berliner Königlichen Opernchore« Pro fessor Rüdel ist mit der Leitung der Chöre betraut worden. Unter den Mitwirkenden sind kolaend ' K-r- vorragende Namen vertreten: der Berlin«! König liche Opernsänger Paul Knüpfer, ferner Walter Kirchhoff, Heinrich Hensel, Ernest van Dyck. Alfred v. Bary und Hans Bräu«r . unter den mitwirkendrn Opernsängerinnen finden wir Namen wie Ernestine Schumann-Heink, Ellen Tulbranson. Ottilie Metzger und Anna Bahr-Mild«nburg. Die Festspiele werden voraussichtlich im Jahre 1013 nicht stattkinden. so ^ah erst für das Jahr 1914 wieder mit der Veranstal tung der Bayreuther Spiele zu rechnen ist. TNAvein, üer Msler Schillers. ff, Unter den Künstlerfamtlien, di« im 18. Jahr hundert in der deutschen Kunstübung «in« große Leipziger Tageblatt stben-ausgad« al- die Absicht einer Verschmelzung beider bekannt wurde, darüber einig und überzeugt, daß diese nur von Nutzen sein könne, fo erhoben sich bock gcwich- tige Bedenken, als bei weiterer Verfolgung des Ge danken- ein Ansturm erfolgte, welcher zum Ziele hatte, Vertretern verschiedenartigster wirtschaftlicher Interessen Sih und Stimme im neuen Amte zu verschaffen und so gewissermaßen ein Gesundheits- Parlament erstehen zn lassen. Voll Sorge vernahmen wir selbst in den Sitzungssälen des Landtages jene Ruse, die allerdings nur zu deuclich vollkommene Unkenntnis bezüglich der Tätigkeit der nunmehr vereinigten Körperschaften verrieten. Mer diese Besorgnis verwandelte sich in dankbare Äenngtnung, als es der Kgl. StaatSregiernng ge lang, das Amt vor einein Zuwachs zu bewahren, der nur aUzuleicht seine Tätigkeit hätte lahmen können. Es kann nicht lobend genug anerkannt werden, daß «s gelungen ist, dem neuen Amte jenen Charakter der Wissenschaftlichkeit zu wahren, den Lalidesmedizinalkoliegium rind Vererinärkom- Mission voll jeher hochgehalten und bewahrt haben; ihn auch fernerhin zu erhalten und zu pflegen, soll eine unserer vornehmsten Aufgaben sein; wollen Eure Exzellenz auch dieses Versprechen als einen Ausfluß «unserer aufrichtigsten Dankbarkeit ent- gegcnnehmcn. Frischen Mutes und voll Vertrauen gehen wir nunmehr der Zukunft entgegen; wir suhlen uns hochbeglückt und geehrt durch die Ernennung dreier Ehrenmitglieder, ein Ereignis, welches im ganzen Lande, besonders in den Kreisen der wissenschastiüch'n Medizin, den lantcsten Beifall finden wird. Mit herzlichem Danke begrüßen wir auch die Berufung neuer ordentlicher Mitglieder, die den vereinigten Körperschaften bisher nicht angehört Haven, deren anerkanntes Wissen und Können einen höchst erfreu lich Zuwachs zu den übernommenen Arbeitskräften bedeutet; daß unter ihnen sich auch ein juristischer Perwaltungsbcainter befindet, kann uns nur hocl>- willkommcn sein; haben wir ehemalige Mitglieder des Landesmedizinalkollegiums es doch ost genug empfunden, daß die ärztliche Wissenschaft allein nicht ausreicht, alle Fragen, die das öffentliche Leben an die Verwaltung und ihre Organe stellt, nach allen Richtungen hin befriedigend zn beantworten. Auch der Einbeziehung verwandter und ferner- stehender Berufskreise, deren Interessen mitunter den Gegenstand unserer Beratung gebildet haben, möchte ick dankend Erwähnung tun; eS kann dem Landesgesundhcitsamte nur förderlich sein, sich des Beirates von Sachverständigen in umfänglicherem Maße zu bedienen, als es bisher geschehen ist; war bislang des Landesmedizinalkollegium nur befugt, anderwcite Sachverständige zu seinen Beratungen zuzuziehen, so konnte sich diese Einrichtung doch nicht in wünschenswertem Umfange entwickeln, da bei der Auswahl geeigneter Persönlichkeiten nicht immer die Sicherheit gegeben war, daß die Be- treffenden auch wirklich Vertreter ihrer Berufskreise waren; das Institut der aus Wahlen hervor gegangenen außerordentlichen Mitglieder wird zwei fellos im Vergleiche mit den bestehenden Verhält nissen eine erhöhte Bedeutung erhalten und mehr als bisher die gutachtlichen Aussprachen befruchten können. Ich glaube daher getrost das Versprechen ab geben zu können, daß es dem neuen Landesgesund heitsamt gelingen werde, die Erwartungen, welche die ikgl. Staatsregierung zu seiner Begründung veranlaßt haben, vollauf zu erfüllen; ich glaube dies-schon um deswUlo« in-Aussicht stellen zu dürfen, da dock die beiden vereinigten Körperschaften, welch« das KKstrLlmL zufqmmensstzen,, auf eine zum minde sten beachtenswerte Vergangenheit zurückblickeir können. Seit 47 Jahren hat das Landesmedizinal- kollvgium dem Lande gedient; wenn seit geraumer Zeit die Gesundheitsverhältnisfe des Königreichs Sachsen nach vielen Richtungen hin als besonders günstig und manche seiner Einrichtungen von be rufenen Sachverständigen als vorbildlich bezeichnet werden, so darf das Kollegium einen erheblichen Anteil an dieser Anerkennung für sich beanspruchen; eine stattliche Reihe von Jahresberichten über das Medizinalwesen in Sachsen legt hierfür Zeugnis ab. In gleicher Weise kann auch die ältere Schwester, die Kommission für das Beterinärwesen, auf eine erfolgreiche Tätigkeit zurückblickcn, ich glaube ihr da- Zeugni- ausstellen zu dürfen, daß da- Veterinär wesen dank ihrer Tätigkeit wohl kaum in einem anderen Bundesstaate besser geordnet sein dürste. So wollen wir auch ans der Vergangenheit Kraft schöpfen zu neuer Tätigkeit, und das uns von der Regierung unsere- Landes entgegengebrachte Ver trauen durch Einsehen unseres besten Wissens recht- fertigen in alle Zukunft und zum Besten des Wohl ergehens unserer Mitbürger." Es folgte nun die Vorstellung der Mitglieder dr- Landesgesundheitsamtes, ihre Verpflichtung durch den Präsidenten und zum Schlüsse die Wahl einer Kommission, welche die Geschäftsordnung des Landes gesundheitsamtes vorbereiten soll. Nus üer krsnMlchen Oeputlertenkammer. Das Kriegsbudget. Bei der fortgesetzten Beratung des Kriegs budgets d4r Deputiertenkammer machte Kriegsminister Miller and, nachdem er über die schwarzen Truppen gesprochen hatte, noch folgende bemerkenswerten Ausführungen: Eine bescheiden« Erhöhung unseres Land- truppenkontingents wird die Annahme des Seeretrutierungsgesetzes bringen. Dieses Gesetz wird den jährlichen Anteil der Marine an dem Aus hebungskontingent um tausend Mann verringern und der Landarmee 20 000 Mann mehr für die Mobili sierung zusühren, zwei Drittel Reservisten und ein Drittel Landwehr. Auf sine Anfrage wegen des automatisches Gewehres erwiderte Mille rand mit einem Hinweis auf eine früher gegeben« Antwort des Ministers Berteaux. Dieser habe fest gestellt, daß das augenblicklich im Gebrauch befind liche Gewehr «ine ausgezeichnete Waffe sei und mit der Kugel „v", die eine flacher« Flugbahn und größere Tragweite sichere, mit den besten in anderen Ländern gebräuchlich,, Waffen den Vergleich auf nehmen könne. Von drei Millionen Gewähren sei nur Lek 300 000 der Lauf etwas abgenutzt. Diese seien aus dem Gebrauch gezogen worden und würden mit sehr geringen Kosten wieder instand gesetzt wer den können. Berteaux hake weiter erklärt, daß man Frankreich selbstverständlich, wenn irgend eine große Nation ein automatisches Gewehr herzustellen be- ginne, nicht in dem Zustande der Unterlegenheit lassen dürfe. Er, Millerand, habe dieser Bemerkung nichts hinzuzufügen. Millerand kündete dann schließlich an, er werde die Kavallerie mit einer Schußwaffe ausrüsten, die zwar nicht vollkommen sei, aber doch einen unbestreitbaren Fortschritt bedeute. Er halte dies für besser als zu warten, bis dieses langstudierte Problem endgültig gelöst sei. O Die Wahlreform. Die Deputiertenkamm er erklärte die Wahl Bonnailr, der gegen den Flieger Vsdrines gewählt wurde, für gültig, und setzte alsdann 'die Beratung über oie Wahlreform fort. Nachdem sich verschiedene Redner zu dem Gegen, entwurf Augagneur» geäußert hatten, ergriff Ministerpräsident P o i n c a r^ö das Wert und- fiwrte u. a. aus: Der Regkrungsentwurf ist ein wahrer > A-usgl ei-ch^ws-r fchba^ und-dazu bestimmt, ein« Einrgung der Republikaner herbeizu führen. Wir sind bereit, alle Maßregeln zu prüfen, die das Einvernehmen bei den Republikanern er leichtern, vorausgesetzt, daß da» unberührt bleibt, was wir als den Kernpunkt der Wahl re form betrachten. Püincars verlangte sodann die Ab lehnung des Gegenentwurfs Augagneur und fügte hinzu: Wenn sich gegen uns die republi kanische Mchrheit befindet, werden wir nicht mehr die nötige Autorität M besitzen glauben, um di« Re Rolle gespielt haben, stehen die Tischbeins an erster Stelle. Nicht weniger als 24 Mitglieder dieser Familie waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts als Maler tätig, und die meisten von ihnen besaßen einen großen Ruf. Der erste, der diesen Namen zu Ehren brachte, war der Kasseler Akademie direktor Johann Heinrich der Aeltere, dessen fünf Brüder ebenfalls Maler waren. Ein Sohn des ältesten dieser Brüder ist Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der berühmteste der Familie, der Freund Goethes, der ihm in Rom nahetrat und dessen Porträt des Dichters inmitten der Campagna zu den berühm testen Goethe-Darstellungen gehört. Aber «s gibt noch einen andern Tischbein, dessen Namen man wohl ebenso eng mit dem Schillers verknüpfen kann: das ist Johann Friedrich August Tischbein, deü uns die Wiederkehr seines 100. Todestages am 21. Juni in die Erinnerung ruft und dessen pracht volle Porträts zurzeit in der schönen, reichbestellten Leipziger Porträt-Ausstellung im Alten Rathause alle Besucher durch ihre An mut und malerische Feinheit entzücken. Von ihm stammt jenes berühmte Schiller-Porträt, das den Dichter in scharlachroter Toga über brauner Tunika als römischen Philosophen darstellt, mit einer Papierrolle in der Hand. Trotz dieser idealen Apotheose, die den Einfluß des Klässizisten David aus den Maler verrät, ist der Kopf mit so starker realistischer Kraft gegeben, daß dies Werk zu den naturgetreuesten Darstellungen Schillers gehört. Eine besondere Bedeutung ge winnt es noch dadurch, daß es im Todesjahre Schil lers nach der Natur begonnen und im wesentlichen vollendet wurde. So steht Schillers Gestalt hier vor uns, schon verklärt in der Hoheit einer besseren Welt, aber in Zügen und Haltung ganz realistisch aufge- faßt, da, beste, naturgetreueste Bild des Dichter, in seiner höchsten Reife. Dies Bild, das in mehreren Exemolaren vorhanden ist, bietet einen letzten unver, aeßlichen Eindruck von der wundersamen Persönlich keit, die in Schiller auf Erden wandelte; es ist aber auch zugleich ein gutes Beispiel für die trefflich« Kunst seines Malers. In den sicheren Linien der Zeichnung, in den luftig-lockeren Farbentönen offen bart Friedrich August Tischbein hier eine leichte Kühnheit und souveräne Beherrschung der Mittel, wir sie wenige Meister seiner Zeit besaßen. Der Maler, der 1750 zu Maastricht geboren wurde, war ein Sohn des zweiten Bruder, des großen lisch- dein, Johann Valentin, und wie fast alle Söhne dieser kinderreichen Familie, ein Schüler seines berühmten Onkels Johann Heinrich. Ein anmutiger Geist und ein« liebenswürdige Natur, fühlte er sich nach Frank reich hingezogen, und empfing, nachdem der Onkel ihn das Handwerk gelehrt, leine entscheidenden Tin. slüsse von Greuze und der Mme. DigL-Lebrun, wandte sich dann später auch klassizistischen Einflüssen zu, wie sie ihm sein intimer Freuad, der Mal«r David ver- mtttelt«. Bei David wohnt« «r auch in Rom, weilt« dann in Neapel und verkehrte viel mit seinem Vetter Johann Heinrich Wilhelm, dem Freunde Goethes. Nach Deutschland zurückgekehrt, war er zuerst als Hof maler seines Gönners, des Prinzen von Waldeck, und dann des Fürsten von Anhalt-Dessau tätig, bis ihn 1800 der Kurfürst von Sachsen zum Di rektor der Akademie in Leipzig ernannte. Nächst dem Bilde Schillers ist das Wielands heute am be kanntesten, Las den Dichter sitzend zeigt inmitten eines Parkes mit einer Lupe in der Hand. Tisch beins Porträts zeigen den feinen, technisch so glän zenden Rokokostil der französischen Malerei in einer etwas unpersönlichen Form, mit leisen genrehaften oder klassizistischen Anklängen. Sie zeugen heute im Leipziger Museum von dem sicheren Geschmack, der feinen Auffassungsgabe und der liebenswürdigen Grazie ihre, Schöpfers. Vernichtung ües Menschengeschlechts üurch Sie kohle. h, Während viel« Leute schon jetzt sich den Kops darüber zerbrechen, was aus der Menschheit werden soll, wenn die Kohlenlager einmal erschöpft sein werden, fehlt es auch nicht an Geistern, die darin in gantz, anderem Sinne ein Verhängnis für die Menschheit erblicken. Es ist schon mehr als ein mal der Spuk herausbeschwore» worden, daß alles menschliche Leben zugrunde gehen müßte, wenn alle Kohle, an deren Abbau gearbeitet wird, ver brannt würde. Tie Furcht richtet sich darauf, daß der Kohlensäuregehalt des LuftmeerS dann derart zunehmen würde, daß Mensch und Tier nicht mehr zu atmen vermöchten. Gegenwärtig beträgt der Ge halt der Atmosphäre nur 4 auf 10 000 Raumteile. Dennoch ist diese verhältnismäßig kleine Menge von größter Wichtigkeit, weil von ihr da- Leben der Pflanzenwelt abhängt. Andererseits ist es bekannt genug, daß ein Höherer Gehalt für den übrigen Teil der Lebewelt gefährlich sein würde. Da aber auch Mensch und Tier ohne die Pflanzen nicht zu bestehen vermögen, so ist die Kohlensäure der Luft für jene gleichzeitig ein Segen und eine Gefahr. Würde der Kohlensäuregehalt der Luft nur um wenige Hundertstel Prozent vermindert werden oder um einige voll« Prozent erhöht werden, ko würde eine solche Veränderung gleich verhängni-voll für da- L«en auf der Erde sein. Nun ist der Mensch aufs eifrigste bemüht, dieS wohltätige und not wendige Gleichgewicht zu stören, indem er durch die Kohlcnverbrennung ungeheure und von Jahr zu Jahr wachsende Mengen von Kohlensäure in die Luft schleudert. Werden doch jetzt schon etwa l'/. Milliarden Tonnen Kohle in iedem Jahr ver- brannt. Die Folgen dieser Handlung können nur dadurch vermieden werden, daß der Pflanzenwelt eine entsprechend größere Entwicklung eingeräumt werden würde« damit durch sie mehr Kohlensäure Mittwoch, iS. Iunl lSl2. gierungsgewalt weiter auszuüben. (Beifall im Zen trum, au: d«r äußerlten Linken und auf der Rechten.) — Augagneur beantragte di« Verweisung seines Entwurfs an «ine Kommission, um d«n Versuch zu machen, all« Republikaner »u einigen. PoincarK beantragte Ablehnung des Antrages und stellte di« Vertrauensfrage. Der Antrag Augag« neur auf Uebcrweisüng an «ine Kommission wurde unter oem Beifall oer Kammer mit 34k gegen 197 Stimmen abgelehnt. Augagneur zog oarauf den Eegenentwurf zurück. Di« Sitzung wurde ge schlossen. Nack der Sitzung traten die Minister zu einer Beratung zusammen, in d«r sie feststellten, daß die Regierung in der Abstimmung die republikanisch« Mehrheit für sich hatte. Oer italiemlül-tiirkWe Krieg. Der Gouverneur von Pera hat am Diens tag dem deutschen Konsulat mitaeteilt, am Mitt woch würden die noch hier weilenden Italiener, soweit sie nicht ausgenommen seien, verhaftet uno als Kriegsgefangen« behandelt werden. Infolge bestimmter Vorstellungen wurde entschieden, die Ita liener würden verhaftet und nach dem deutschen Kon sulat geschafft werden. Das deutsche Konsulat will sic in das italienische Hospital schicken, wo sie bleiben werden, bis ein Schiff gefunden ist, auf dem sie ab reisen können. Der von dem italienischen Wohltätig- keitsverein gemietete deutsche Dampfer „Ella" tst am Mittwoch mit zahlreichen italienischen Familien an Boro, ungefähr dreihundert Personen, abgegangen. Seit Beginn des Krieges haben 8170 Italiener Kon stantinopel verlassen. O Angriffe der Miriditen auf die türkischen Truppen. Konstantinopel, 19. Juni. Wie jetzt bekannt wird, haben die Miriditen am letzten Freitag und Sonnabend die türkischen Truppen, die süd lich von Puko uno nördlich von Lallmeti lagern, wie derholt angegriffen. Di« Zahl der Angreifer betrug beim ersten Zusammenstoß an 200 Mann, beim zweiten über 300. Die türkische Regierung hat Verstärkungen nach Len bedrohten Punkten entsandt. Sok- unü perlonslnschrichten. * Der Kaiser begab sich heute früh um 6 Uhr an Bord der „Hohenzollern" durch den Kaiser-Wilhelms-Kanal nach Kiel. Selir prekwerle / Musselin-KIeiclek X flotte jugendliche prlnrebkormen mit X Seldenpaspel oder Spachtel und Spllrea X 45 3S 33 27 24 18 Mark 1 weide Voile-Klusen reich mit dochllicherei oder Vsleneiennelpltren / - von 4 Msrk »s -—-e / X Zperiing L wenclt/ 36 peleiÄlrsbe 36 I24S7 8 verbraucht und mehr Sauerstoff der Luft zurück gegeben würde. Das geschieht nun aber keineswegs, denn die natürliche Vegetation wird im Gegenteil durch Ver kleinerung des Waldgebiets mehr und mehr zurückgedrängt. Soweit das den Wäldern entnom mene Holz verbrannt wird, trägt die Entwaldung sogar noch weiter dazu bei, die Anreicherung der Luft mit Kohlensäure zu befördern. Die weise Mutter Natur hat vor Jahrmillionen den übermäßigen Gehalt der Lust an Kohlensäure durch eine Ueoer- wucherung der Pflanzenwelt und durch ihre Ver wandlung in Kohlenlager beseitigt, und damit die wichtigste Vorbereitung für die wunderbare Ent- Wicklung des höheren Tierlcbcns auf der Erde ge schaffen. Der moderne Mensch aber gibt sich die größte Mühe, diese natürliche Arbeit wieder zu- Nichte zu machen. ES ist wohl nicht gerade nötig, die in diesen Auseinandersetzungen gekennzeichnete Gefahr als unmittelbare aufzufassen oder zu über treiben, aber man darf ihr auch nicht mit einfachem Unglauben begegnen oder sie als ein bloßes Hirn gespinst nehmen. Es war kein Geringere^ als der erst vor einigen Jahren verstorbene Lord Kelvin, einer der größten Naturforscher des 19. Jahrhunderts — was gewiß viel sagen will — uick gleichzeitig ein Mann, der die Wissenschaft in engster Anlehnung an die Praxis betrieb. Dieser Lord Kelvin sprach die Ueberzeugung aus, daß dem Menschengeschlecht durch Vermehrung des Kohlensäuregehalts der Luft die Vernichtung drohe, und zwar in einer vcrhältiriömäßig nahen Zukunft. Man muß eben bedenken, daß bei der Kohlenverbrennung nicht nur der Kohlenstoff an die Luft abgegeben, sondern auch von dem lebenerhalten den Sauerstoff eine entsprechende Menge verbraucht und durch Verbindung mit dem Kohlenstoff in ein Gift verwandelt wird. Auch in der Metallindustrie werden groß« Mengen von Sauerstoff au- der Luft gerissen und mit den Schlacken zu Millionen von Tonnen fortgeworfcn. Infolgedessen ist die Frage nicht unberechtigt, was auS unserer Luft werden wird, wenn von jetzt an bis zum Jahre 1950 viek^ leicht schon weitere 100 Milliarden Tonnen Kohle verbrannt sein werden. * Di« vnsgrabnna«» in Merseburg. Di« von Pro- fessor Götze geleiteten Ausgrabungen im Klosterhof« . zuMers«bura wurden der „Saalezta." zufolge ab gebrochen und sollen erst in Gegenwart des Kaisers Ende August zu End« geführt werden. F Die Stadt Berge«, in der Edvard Krieg geboren ist, plant, für den verewigten Komponisten ein aemetnnützliches Denkmal zu errichten. Die musi kalische Bevölkerung Bergens hat unter großer An teilnahme eine Sammlung eröffnet, deren Eingänge dazu dtenen sollen, einen großen Konzertsaal zu errichten. Dieser soll den Namen Grieg« tragen und ist al» eine Art Nationaldenkmal gedacht.
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