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Ausgabe L SaüMche l) o l kss ettung Nummer 158 — 31. Jahrgang egcheint emo« wewn. mil itlultk. ceraUsbcUoaea.Skinini uns Kett" und der MudklbeUaar,gsn>uili»liciukut!euIk-. lowiedeii rerlbettaxen »Nuicrhnttuna und«a>ilfcn' .Dicvrattttche OauS- »au", ,Tas pule l'uch'. Mountiichri VrzuasPrrtS «usoabe N »itt Lt.<2'euno-VIoU .« '.',70 «uSgabe II ohne SI.-Bettno>7ttalI n 2,20 rilizelnnnmicl 10 Sonnabend-n. Sonnlagnunnner SO Hanpttchriilletter Dr. <S. Deskjyk, Tredden. Sonnabend» den 8. Juli 1832 Vertaasor«, Dresden 4ln,eigen»r«is«: Die I«ett>aIIcne peltt,eile !»<» ^.gamlllen- an,einen >nSIe»en«eInche 20 z. Die pettirettamezeiie. «!'mm. breii. I .cc. gür »lnzeiqen anherhaib des Bcrbrettnna?«eb ries 4« P dio pcMrettomczelle l.iiO^. 'Vrictaed.iioz. Am^alle höherer Gewali eriiichi iede Berpfiichinna an« Lieiernn« ioivie ikriüllunn v. Anzeigen - Ansiriincn n. Lcittnna v. Schadeneriah «eichiittttcher le« G. Winkel. Dresden. (SelchSstSsteile, Drink und Verla«! stiermania. Vnchdnnkcrei nnd Verlag Dresden-«, l, polierilr. 17. gen,kill 2lvl2. pollicheckkonio Dresden w>c>. Bant- konto Llndlbanl Dresden «r. 01707. Für christliche PoMik und Kultur .lledaktion der Sächsische» Volkszeitung Oiesdc»-«ltstadl I. Poliersirahe 17. gernnn 201II und 21 012. Vor -er Entscheidung Ole Lage in Lausanne hat sich geklärt - Deutsch-englische Einigung z Milliarden Schlutzzahlnng? Lausanne, 8. Juli (E. M.) Um 12 Uhr mittags trafen nach einer Unterbrechung der Verhandlungen die deutschen Delegierten wieder im Hotel der englischen Delegation ein. Die Verhandlungen, die im Augen- blick gesiihrt werden, sind entscheidend, und zwar sällt die Ent scheidung im negativen Sinne ans, wenn die deutschen Konzes sionen in bezug aus die Abgeltung der Verpflichtungen aus dem Hoover-Jahr und auch die Formulierung des Abkommens abgclchnt werden, im positiven Sinne, falls in diesem Punkte nunmehr eine Einigung crsolgt. cnb Berlin, 8. Juli sE. M). Nach den Meldungen, die heute vormittag aus Lausanne hier eingetrosfen sind, dürfte die Einigung und damit der Abschluß der Konferenz bevorslehen. Die poli:isct>en Fragen sind zunächst lwiseile geschoben worden, da die Franzosen es unter allen Umständen ablehnen, die deut sclx'u Forderungen zu erfüllen. Es ist aber damit zu rechnen, dasz die Engländer dem deutschen Standpunkt in verständiger Weise Rechnung tragen. Die finanzielle Frage ist in der Form gelöst worden, dah die Franzosen von ihrer Forderung von 1,2 Milliarden aus 8 Milliarden heruntergegangen sind. Dafür werden Bonds ausgegeben zu einem Kurs von !tg Piozenl, so das', die tatsächlickie Summe sich auf 2,7 Milliarden, also ungefähr den Ttelrag beläuft, den die Engländer vermil lelnd vorgeschlagen haben. Die Sachverständigen hal>en ausge rechnet. dah diese Summe bei Berücksichtigung dec l>esonderen Ausgabebediugnngen sär die Bonds dem inneren Werte der > ,!> 'Milliarden entspricht, die aus dem Hooverjahr noch zu zahlen find. An die Ausgabe der Bonds ist nämlich vorläufig überhaupt nicht zu denken, da ein Kurs von !>0 Prozent nicht zu erzielen ist. solange die Aounganleihe so niedrig steht. Sie wurde gestern mit til Prozent notiert. Ein weiteres Hinderungsmoment für die Ausgabe ist der niedrige Zinssatz, der l> Prozent beträgt gegenüber t> Prozent der Aounganleihe. Aus der ganzen Situa tion ergibt sich, dasz die Emission der Bonds eine Verminde rung des Goldwertes zur 'Voraussetzung hat. Paris, 8. Juli <E. M.) In ihrem Bericht über die Nachlverhandlungen in Lau sanne sagt die Agentur Havas, es sclieine, dasz in die Präambel zu dem geplanten Abkommen gewisse Erklärungen, die die Frage der Gleichberechtigung und der Verantworlnng am Kriege berührten, ausgenommen würden. Herriot habe sich bereit erklärt, einer Erklärung über die allgemeinen Grundsätze der Aussöhnung der Völker und der w!rtsä)astlikt>en Wiederherstellung der Welt zuzu stimmen. Die Diskussion über die Höhe der deutschen Mtragsle: stung habe noch nichr wieder begonnen, da die franzäs' he Dele gation als Vorbedingung hierfür die Verständigung I.oer sämt liche in Lausanne noch zu unterzeichnende Abkommen gestellt habe. — Diese Havasnachricht wird ergänzt durch eine Mel dung des Auszcnpolilikers des Echo de Paris, wonach Minister präsident Hecriot in lwzug aus die (gesamt summe nachzu geben bereit sei. Er «volle von den geforderten vier Milliarden, die noch bis gestern spül abends als unantastbare und unver rückbare Forderung bezeichnet wurden, auf drei Milliarden herunlergehen. Das Blatt polemisiert heftig gegen diese angebliche Nachgiebigkeit und meint, Herriol hätte unter die Somme von fünf Milliarden nicht herunlergehen dürfen, llebrigens melden einige Blätter, dasz auch eine Herabsetzung auf drei Milliarden noch nicht eine Einigung über die Frage der Pauschalsumme herbeisühren werde, da man aus deutscher Seite zur Zahlung einer solchen Summe nicht bereit sei. Aufmarsch der Parteien Wie wird -er Stimmzettel für die Reichstagswahl aussehen? Berlin, 8. Juli. Auf Eirund der bisher geschlossenen Listenverbindungen wird der Stimmzettel für die R e i ch s I a a s w a h l wahrscheinlich folgende Listen zeigen: k. SPD. 2. National sozialisten sihnen ist unter 2a das Landvatt «ngegliederts. 2. Kommunisten lhier wird sich vielleicht unter Nummer 2a die kleine Sozialistische Arbeiterpartei anschliehenl. I. Zentrum. 5. Deutschuationale sunter Nummer ka solgt hier die Deutsche Volkszmrteis. Die Platze 6 und 7 bleiben frei, die bereits sür die Bollspariei und siir die Wirtschastspartei sreigehalten waren. 8. Staatsparlci. !>. Bayerische Bolkspartci shier wird sich unter Oa die Wirtschastspartei nngliedern). Nummer 10 klcibt frei, die bisher siir das Landvolk vorgesehen war. II. Christlichsoziale. 11a. Deutsch-Hannoveraner. 12. Bayerischer Bauernbund. Im Wahlausruf der Bayerischen Volkspa rlei werden die Kampfziele der Parlci wie folg! umschrieben: Be kenntnis zu einem staatliche» Gemeinschaftsleben: Bekjimpsunq jeder Willkür und Gewaltherrschaft und des Planes einer na tioualsozialistischen Parteiditlaturz Erhaltung der vollen kirch lichen Freiheit, sowie Bekenntnis zu einer lebensvollen volks nahen christlichen und deutschen Demokratie. In dem Wahlausrus wird weiter erklärt, dah die föderali stische Eirund Inge des Reiches und der Bestand eines freien Bayerns noch nie so schwer bedroht gewesen seien. Der Gesamtvorstaud der Deulschcn Staats Partei hat heute mit 2!» gegen >:! Stimmen bei t> Enthaltungen beschlos sen, im ganzen Reiche selbständig und ohne Listenverbin dung in den Wahlkamps zu treten. Es wurde beschlos sen, folgende Neichsliste auszustellen: Neichssinanzminister a. D. Dr. Dietrich, Lemmer. Frau Dr. Marie Elisabeth Lüders lind Flnanzminister a. D. Dr. Höpker Aschoff. »Wir lassen uns nicht kampflos abschlachten!" Bauernwehrcn in der Oberpfalz. München, 8. Full. Die christlichen Bauervereiue der Oberpfalz erlassen einen Aufruf, in dem sie sich mit folgenden Worten gegen die wüste nationalsozialistische Heize gegen Dr. Heim und Dr. Held wen den: „Fehl muh die Bauernwehr und die Bal-ernwacht an die Fron!.. Alle Bauern und Bauernsöhne vom 18. Fahre an, die bereit sind, jederzeit nnd ans jeden Rns zürn Schulze unseres Vauernführers Dr. Heim nnd unseres Vayeroführers Dr. Held anzntrelen. haben sich sofort schriftlich lieft» Sekret ar'al des Christliäien Bauernvereins in Regensburg zu melden Wir Bauer» lassen unsere Führer nicht kampflos abschlachten. Wir Bauern lassen unser Bayernland nicht zum Tummelplatz von Ausrührern und Umstürzlern werden. Wir Bauern lassen uns und unsere Kinder nicht zn Sklaven irgendeines Partei diktators mackien." „Chemische,- Krieg" im Straßenkampf Zusammenstotze in Königsberg. Königsberg, 8. Fuli. Nach einer nationalsozialistischen Versammlung kam es gestern Abend' zwischen einem Trupp von etwa IO uniformierten Nationalsozialisten und ungesähr öO Kommunisten auf dem Domplalz zu einer allgemeinen Schläge rei. lu'i der auch mehrere Schüsle abgegeben wurden Ein Rat'» nalsozialist erhielt einen Schuh ins Bein. Als die Polizei ein schritt, wurden auf die Beamten Schübe abgegeben, die das Fcuer erwiderten. Es soll aus einigen Häusern geschossen «vor den sein. Aus den Fenstern wurde Schwefelsäure aus die aus dem Platz bcjlndllche 'Menge gegossen. Mehrere Personen haben Verletzungen erlitten. Die 'Poli zei räumte schliehbch den Platz mit den, Gummiknüppel und säu berte die anschliehenden Slrahen. Die Stadl Königsberg hat also das Verdienst, eine neue Spielart des SNaheukampses erf inden zn haben: Slrahen Kampf mit chemisctwn Mitteln! Schwefelsäure gegen die pol'ti schen Gegner — das ist immerhin noch nicht dagewesen. Bisher ivar es nur bildlich gemeint, wenn man über de» politischen Gegner die „ätzende Lauge" seines Spottes ausgosz 'Nun seh len nur noch die Infanterie Flieger, dann ist der durch 'Auf Hebung des Unisormverbotes entsesselle Bürgerkrieg mit allen Schikanen der 'Neuzeit ausgestnlte.... Oie amerikanischen Mettflieger bei Minsk aufgefunben wtb. Neuyork, 8. Fuli. Nach einer Meldung der Associated Preh aus Moskau sind die Flieger Grifft» und Mattern etwa 80 Kilometer von Minsk entfernt mil ihrem Flugzeug verunglückt. Das Flugzeug ist beschädigt. Die Flieger scheinen die Herrschaft iilrer den Apparat verloren zu haben, der der Steuerung nichi mehr gehorchte. Zeuge gegen Kugenburg — sür Brüning Auf dem Provinzialdelegiertentag der Ostpreuhifchen Zentrunispartei in Wormdftt sprach der jetzt der Zen trumspartei angehörige frühere deutfchnationale Neichs- tagsabgeordnete Dr. Lejeune - Jung zur politischen Lage, wobei er sich eingehend mit der Demission des Kabi netts Brüning beschäftigte, dessen Leistungen darlegte und sich mit seinen Gegnern auseinandcrsetzte. Das Zeugnis von Dr. Lejeune-Inng ist deshalb besonders wertvoll, weil er als Mitglied der dcutschnatioualen Neichstagssraktion die Quertreibereien seines Parteichess Dr. Hugenberg von Anfang an aus nächster Nähe be obachten konnte. Als Dr. Lejeune-Jung aus die Entwick lungen des Jahres 1!>2!> zu sprechen kam, äuherte er sich in sehr scharfer Weise über den von Hilgenberg betriebe nen Volksentscheid gegen den Poung - Plan, dessen agitatorische Vorbereitung eine Flut radikalen Hasses über das Land ausgoh, „Den schwersten Vorwurf", so führte Dr. Lejeur.e-Zung nach dem Bericht der „Erinländijchen Zeitung" (Nr. tött vom 1. Juli 1!M2j aus, „muh ich aber gewissen Persönlichkeiten, insbciou« dere Hu gen berg, machen wegen ihres Verhaltens im Jahre 1!>2!>. In dem Augenblick, da es klar war, dah wir der Staatskrisis, der Finanzkrisis entgegengingen, zum Teil uns schon darin befanden, brachte» sie das unglückselige sogenannte „Freihcitsgeseh" zur Volksabstimmung. Di« Aufgabe wäre ge wesen: alles Zusammenzufassen, statt dessen verlangte man im 8 -I dieses „Freihcilsgesetzcs" Zuchthausstrafen für deutsche Volksgenossen, die gcwih ehrlich das Beste meinten. Damals wurde eine Saat ausgestreut, die heute ausgegangen ist, die des heillosen Radikalismus. Wenn Hilgenberg Henle Uber den Ra dikalismus der Jugend klagt, ja, Herr Geheimrat: Wer ist es denn gewesen, der diese Saat gesät hat? Das sind Sie selbst gewesen, indem Sie dieses infame Gesetz damals inszenierten! Wir haben uns damals geweigert, diesen 8 1 mitzumachen. Damals war zwischen uns und Hugenberg keine Freundschaft mehr möglich." Nicht minder scharf äuszerte sich Dr. Lejeune-Jung über die verhängnisvolle Nolle, die Hugenberg bei den Bemühungen Dr. Brünings nm eine parlamen tarische Verlängerung der Amtsperiode d e s R e i ch s p r ü s i d e n t e il gespielt hat. Als Dr. Brü ning versuchte, die NSDAP, für diese Losung zu gc winnen, die dem deutschen Volke zwei verhetzende Wahlen, erspart und die Wirtschaft vor neuen Wellen lähmenden Misztrauens bewahrt hätte, hat Dr. Hugenberg diese Be mühungen des damaligen Kanzlers zum Scheitern gebracht. „Hitller, der durchaus nicht zu deu robustesten Naturen ge hört, wollte schon die Wiederwahl Hindenburgs im Reichstag mitmachcn- Da kam Hugenberg und erwies sich auch hier als Unglück Deutschlands. Dieser wollte keine Verständigung, er will nur spalten, von dem Phantom beseelt, dah ihm einmal die Führung im neuen Deutschland Zufällen könnte. Er ist es gewesen, der damals die Verständigung, die sich deutlich an- vahnte, verhindert hat und heute darüber jammert, dah aus der Windsaat, die er äusgesät hat, eine Sturmsaat ausgegangen ist. Konseguenz hat er, Konseguenz bis zur Sturheit, leider auf Kosten des deutschen Volkes." Nachdem Dr. Lejeune-Jung die Z u s a m m e n h änge der deutschen W j r 1 s ch a f t s n o t mit dcrWelt wirtschaftskrise und den 'Reparationen dartzelcgt hatte, charakterisierte er die Schwierigkeiten und Lefttungen Brünings wie solgt: „Es war die letzten zwei Jahre und zwei Monate ein Wettrennen mit dem Tode. In dieser Situation gab cs nur eine Haltung: dem Volk keine Illusionen vorgauteln, sonderu ihm die nackte Wahrheit sagen — Bilanzw.rhrheit, Bi lanzklarheit! Brüning hat den Mut dazu aufgebracht. Er hat bcwuht ein Ausmah von Unpopularität aus sich genommen, wie noch kein Staatsmann der Welt vordem. Es konuten keine populären Mahnahmen sein. Das Deutsche Reich durfte nicht mehr in eine solche Situation hiueinkommen, wie da mals, als der Vonng Plan zur Debatte stand Ma» durste dem Gegner nicht mehr mit völlig geleerten Kassen, unausgeglicke nein Etat gegcuübcrtrctcn. Der ausgeglichene Etat ist erreicht worden. Mag mau im Lande erzählen, was man will, di« ganzen zwei Jahre zwei Monate ist der Etat in Ordnung geblieben. In diesen 2A Jahren sind die ösfentlichen Ausgaben in Reich, Länder» und Gemeinden don 1 l.-t auf 8.K Milliarden heruntergesetzt worden Es ist in einem enormen Ausmah cingeipart worden. Aber die Kehrseite war bitter und hart. Doch hat Brüning sich in allen Notverordnun gen bemüht, zumindcstens gereckt zu sei». Es sollte lein Pri vileg siir jemand geben. Es wird niemand Brüning nachsagen können, dah er ungerecht vorgegangcn sei." Dem von Dr. Lejeune Jung gekennzeichneten verant- wortungslojen Treiben Hilgenbergs lieht die stille, opfer schwere, aber erfolgreiche Arbeit Brünings gegenüber, des Kanzlers, dessen klarer Blick und nnerjchülterlichcr Mut zur Verantworluug das fachlich Nolweudlge flels erkennen und durchführen lieh. Alle, die — wie Dr. Lejeune Jung — vom Willen zur Wahrheit und zn sachlicher Beurteilung geleitet sind, haben das stets anerkannt. Daher unsere Forderung. 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