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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120206027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912020602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912020602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-06
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Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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Sette 2. Nr. S7. 10S. Jahrgang. Bettntyer Tsyrvlsn. Der Srles um Tripolis. Die italienische Regierung fährt fori. Dementis über di« Vorgänge vor Hodeida auszugeben. Da dis jetzt auch noch keine offizielle Bestätigung de» nach der „Liberia -Meldung so folgenschweren Bombarde ments eingegangen ist, mutz man annehmen, datz die Pariser Meldungen zum mindesten stark übertrieben waren. Das offiziöse italienische Depeschenbureau, die „Agenzia Stesani", schreibt: Nach Pariser Meldungen sollen italienische Schiffe an ein« Pariser Firma, die mit dem Bau einer Eisenbahn bei Ras el Ketib beauftragt war, die Aufforderung gerichtet haben, die Arbeiten binnen fünf Tagen e i n z u st e l i e n. Ferner sollen sie ein Fahrzeug, das der gleick)«n Firma ge hört, beschlagnahmt haben. Diese Meldungen sind durchaus falsch. Der Kommandant des .Kriegsschiffes „Piemonte" bat die Blockade nicht nur dein französischen Konsul, sondern auch dem der ge nannten Firma gehörenden kleinen Schiff an gezeigt und diesem freigestellt, zu bleiben oder binnen fünf Tagen abzufahren. Das Schiff ist ge blieben, ohne irgendwie behelligt zu werden. Die Auffassung der Pforte. Konstantinopel, 6. Febr. (Tel.) Das Kriegs ministerium hat einen eingehenden, aber unvoll ständigen Bericht über di« Beschiessung der Ge bäude der französischen Gesellschaft in Hodeida er halten und weitere ergänzende Berichte verlangt. Das Ministerium des Aeußern betrachtet das Vor gehen Italiens als rechtswidrig, da Eisenbahn gleise noch nicht gelegt und die Anlagen deshalb mili tärischen Iwecken nicht dienen könnten. Ueberdies sei nicht ein einziger Waggon vorhanden gewesen. Neue Friedensvorschläg«. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Senator El Bustani, der Präsident der inter parlamentarischen Gruppe für di« Schiedsgericht«, ist nach Paris gereift, um einer Aufforderung der Pa riser interparlamentarischen Gruppe, die über im tri- politanischen Kriege zu machende Friedensvor schläge beraten will, zu entsprechen Die Behandlung türkischer Gefangener. Die ..Agenzia Stesani" meldet: Der deutsche Generalkonsul in Neapel har den Wunsch ausgedrückt, die Türken und Araber in Ponza zu besuchen. Seinem Gesuch wurde bereitwilligst stattgegcben. Bei seiner Rückkehr »eilte d«r Generalkonsul dem Präfekten von Neapel das Ergebnis seines Besuches mit und versicherte, er habe während seiner Anwesenheit in Ponza, die sich infolge des schlechten Wetters in die Länge gezogen habe, feitstellen können, datz die Gefangenen sehr gut behandelt würden und sich dem Direktor und der italienischen Regierung für die Art ihrer Be handlung dankbar zeigten. Zur Besetzung der Oase Djanet durch die Franzosen. Paris, G Febr. (Tel.) Aus 8 fax wird ge meldet, datz die französische Truppenabteilung, die vor einiger Zeit die Oase Djanet besetzt hat, den Häuptling der Hoggars, Atin z i, festgenommen hat, der im Jahre 1888 mit seinen Leuten die französische Mission des Obersten Flatters niedergemetzelt hatte. Die Kermlmian in China. ' Nachdem, wie gemeldet, ?)uanschlkat durch * kaiserliches Edikt aufgesordcrt worden ist, die Re publik mit Hilfe der Republikaner des Südens ein- zurichte», ist ihm von der Regierung auch Bolt in acht erteilt worden, alle noch sclpvebenden Fragen mit den Revolutionären selbständig zu erledigen. Nuanschikai bat den Revolutionären nunmehr fol- gcnde Vorschläge unterbreitet: Der Kaiser soll seinen Titel behalten und seinen jeweiligen Nachfolger selbst ernen nen. Auch soll dem Kaiser eine angemessene Zivil- liste bewilligt werden. China soll in einen Bundesstaat umgewandelt tverden mit dem Regierungssitz in Tientsin. Die einzuberufende Nationalversammlung soll über diese Borschläge verhandeln. Nuanschckai bat in Peking 20 00» Mann ihm treu ergebener Mandschutruppeu um sich versammelt und kann daher dm kommenden Ereignissen mit aller Ruhe entgegensehen: man glaubt sogar, das, es ihm gelingen wird, eine Einigung mit den Revolutionären zu erzielen. Ein Erfolg der Revolutionäre. Peking, 0. Febr. (Reuter.) Eine Abteilung Re. vvlutivnäre landete an der Mündung des Kala- slusseS und brachte den au§ Mnkden entsandten Kaiserlichen eine Niederlage bei. Zwanzig Revolutionäre und 80 Kaiserliche sind gefallen. Die Revolutionäre schlugen die Armee dcS Pizctönigs von Kwangtung und Kwangsi, die durch Desertionen geschwächt ist. Hierbei sind etwa lOO Mann gefallen. Die Haltung Japans. Peking, 6. Febr. (Reuter.) Japanische Truppen bewachen zetzt die Eiseubahnbrücke im Osten von Schanhaikwan, die in der Nacht zum Freitag durch eine Bomben-Explosion beschädigt wurde. Tie „Times" melden aus Tokio vom 5. Februar: Die Lage in der Mandschurei erregt in Japan lebhafte Besorgnis. Die Zeitungen in Tokio drängen auf schleunige Entsendung von Truppen. politische Nachrichten. Der Hansabund und die Reichstagswahle» in Dresden. Berlin, 6. Febr. (Priv.-Tel.) Der Haasa- bund schreibt: ,,^n der Presse findet sich eine Mit teilung der „Hamburger Nachrichten", wonach der Präsident des Hansabundes, Geheimrat Dr. Rietzer, bei der Stichwahl zwischen dem Sozialdemokraten und dem Nationalliberalen Heinze in einem Schreiben an eine einflußreiche Persönlichkeit rn Dresden darauf hingewiesen habe, daß Herr Heinze ehemals Mitglied des Vereins Deutscher Studenten gewesen sei, dem man antisemitische Tendenzen nachsage. Da in politischen Kreisen Dresdens von diesem Schreiben viel die Rede ist, und sogar vielfach die Niederlage des nationalliberalen Kandidaten gegen den Sozialdemokraten mit dieser Aktion des Herrn Dr. Rießcr in Verbindung gebracht wird, wäre eine Aufklärung erwünscht." — Wir stellen dem gegenüber fest, daß diese Nachricht in allen Teilen von Anfang an bis Ende glatt er funden ist. Ein derartiger Brief existiert über haupt nicht, vielmehr ist die Wahl des Landgerichts direktors Dr. Heinze vom Präsidium des Hansabundes nach jeder Richtung hin tatkräftig unterstützt worden. Diese Nachricht zeigt, in wie gehässiger und unfeiner Weise gegen den Hansabund und besonders gegen dessen Präsidenten Geheimrat Rießer von gegnerischer Seite vorgegangen wird. Abgeordneter Gräfe bleibt Mitglied der Reformpartei. Der Landesverein der Deutschen Reformpartei iw Königreich Sachsen teilt mit, daß der Abgeordnete Gräfe nach wie vor Mitglied der Deutschen Reformpartei bleibt, sich nur künftig der deutsch konservativen Fraktion zuzählen läßt. Die Abgeord neten Werner und Bruhn werden sich voraus sichtlich der Wirtschaftlichen Bereinigung zu zählen lassen. Der Reichskanzler und das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee. Anläßlich seines fünfzehnjährigen Bestehens erhielt das Komitee das folgende schreiben: „Dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee bestätige ich mit verbindlichem Dank den Eingang der über sandten Denkschrift „Die Arbeit des Kolonial Wirt schaftlichen Komitees 18VI! bis 1911". Mit Befriedigung habe ich daraus von neuem er sehen, daß das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee fort gesetzt und mit erfreulichem Erfolge bestrebt ist, zu der wirtschaftlichen Erschließung und Hebung unserer Schukgebiete beizutragen. Wie bisher, werde ich auch weiterhin die verdienstvolle Tätigkeit des Kolonial Wirtschaftliche» Komitees mit meinem lebhaften Interesse begleiten. gcz. v. Bethmann Hollwe g." Der Anhaltische Landtag wird nur 21. Februar zu seiner diesjährigen Tagung in Dessau zuiammentreten. Die s. Z. vom Minister angekündigte Wahlrechtsvorlaqe dürste voraus sichtlich den Abgeordneten diesmal noch nicht vor gelegt werden. Nachklänge zu den Feierlichkeiten am bulgarischen Hofe. Sofia, 6. Februar. (Tel.) 2n Besprechung der Fest tage schreibt der offiziöse „Mir": Wir schätzen die dem bulgarischen Königshaus enrgegengebrachten Sympathien nicht sowohl wegen der unmittelbaren Folgen sondern wegen des Einflusses, den sie bei Entwicklung der weiteren Ereignisse ausüben werden. Bei der Regelung internationaler Fragen können die Sympathien für ein kleines Volk manchmal von größerem Werte sein als mili tärische Kraft. Neue Winzerunruhen in Frankreich. Reims, 6. Febr. (Tel.) Zwischen den Winzern und ihren Arveitern sind heftige Zwistigkeiten wegen der Frage der Löhne und anderer For derungen ausgebrochen. In der Ortschaft Nilly- la-Montagne wurden von unzufriedenen Arbeitern 800 Quadratmeter eines Weinberges verwüstet dessen Besitzer sich den Forderungen der Arbeiter widersetzt hatte. Das Arbeitersyndikat gab zwar bekannt, daß es eine derartige Sabotage nicht billige, doch haben zahlreiche Besitzer seither Drohbriefe erhalten. Das Ende des Regimes Shuster in Persien. Teherau, 6. Februar. (Reuter.) Ueber die Ab findung der entlassenen amerikanischen Beamten des persischen Schatzamts ist ein Abkommen erzielt worden. Die drei ersten Assistenten Shusters erhalten ein dreijähriges Gehalt und Reiscvergütung, die anderen ein 1', jähriges Gehalt und Reiscvergütung. Mit Ausnahme der zwei amerikanischen Offiziere, die in die von Schweden organisierte Gendarmerie ein treten, haben alle Amerikaner beschlossen, Teheran in Bälde zu verlassen. Die Revolution in Mexiko. New Port, 0. Februar. (Tel.) Nach einer Mel dung des „Sun" aus Washington ist nach Ansicht des Kriegsamts die Lage in Mexiko äußerst ernst. Infanterie und Artillerie gehen sofort an die Grenze ab; weitere größere Truppenabteilungen werden in Bereitschaft gehalten. Geriättslssl. Königliches Schwurgericht. , , Die Grürotleluns ües Iiysrrenhsnülers Beug. -I-IN. Leipzig, 6. Februar. (Zweiter Verhandlungstag.) Zu der heute vormittag wieder aufgenommenen Verhandlung sind 25 Zeugen, darunter Staatsanwalt Dr. Mühle, Untersuchungsrichter Dehn und Amts gerichtsrat Dr. Ulbricht erschienen. Die zuerst ver nommene Zeugin, die Maschinenmeiftersehefrau Hof Oiensmg, S. Februar 1912. mann, wohnt im Grundstück Zweinaundorfer Str. S, in dem Beug seinen Laden hatte. Die Zeugin er- innerte sich noch ganz genau, daß an dem Mordtage der Festzug des Gartenvereins in Anger-Crotteiidors kurz nach j^3 Uhr nachmittags an ihrem Hause vvr- beigekommen ist. Diesem Festzug wollte der An geklagte, wie erinnerlich, zugesehen haben. Der Buch händler Clauß, der in der Zweinaundorfer Straße 12 sein Geschüftslokal hat, hat den verstorbenen Zi- garrenhündler Beug noch wenige Minuten nach i/..3 Uhr in seiner Lcdentiir stehen sehen. Etwa eine Viertelstunde früher hat der Zeuge von seinem Laden aus gefragt, ob er ihm nicht Geld wechseln könne. Beug hat ihm über die Straße zugermen, er habe nur ein paar Hundertmarkscheine. In der Nähe dcs Beugschen Ladens habe ein Mann gestanden, der oie Worte Beugs jeden falls gehört haben müsse. Der Zeuge kann nicht sagen, datz es der Angeklagte gewesen sen Der Mann, der ihm den Rücken zugedreht yabe, sei mit einem dunklen Anzug bekleidet gewesen. Die Frage des Vorsitzenden, ob er nicht gesehen habe, dazz der An geklagte neben dem Zcgarrenhändler Beug an der Ladentür gestanden habe, wie Kliemann behauptet habe, verneinte der Zeug«. Frau Elautz hat eine derartige Wahrnehmung ebenfalls nicht gemacht. Der Friseur Sperling, ein Nachbar Beugs, hat diesen noch 5 Minuten nach Uhr vor seinem Geschäfts local stehen sehen. Der Zeuge hat nicht bemerkt, daß Beug sich damals init einem Manne unterhalten habe, er hätte es aber sehen müssen. Einer Frau Ientzsch, bei der der Angeklagte früher gewohnt Halle, war Kliemann noch 8,50 <R schuldig geblieben. Die Wirtin hatte dafür einen Sanitätsuniformrock und eine Samaritermütze des Angeklagten zurückbehalte,l. Frau Ientzsch bekundete, datz Kliemann an dem Mord tage etwa Z^4 Uhr zu ihr gekommen sei, um seine Schuld zu begleichen. Der Zeugin ist es aus. gefallen, datz der Angeklagte damals sehr erhitzt war. Er habe auch geäutzert: „Ich kann mir nicht helfen, und mutz mich mal abwascyen!" Kliemann ist dann in die Küche gegangen und hat sich an der Wasserleitung gewaschen. Das ihm von der Zeugin zum Abtrocknen hingegebene Handtuch hat Kliemann nicht benutzt, vielmehr hat er sich mit seinem eigenen Taschentuch abgetrocknet. Die Zeugin hat sich ge wundert, datz Kliemann so plötzlich seine Schulden bezahlen wolle, da sie schon damit gerechnet hätte, daß sie das Geld überhaupt nicht wiederbekommen würde. Der Angeklagte bestritt, datz er sich in der Ientzsch- schen Wohnung gewaschen habe. Der Ehemann Ientzsch bestätigte, Latz ihm seine Frau sofort nach dem Weggange des Angeklagten erzählt habe, daß Liefer sich gewaschen habe. Das war geschehen, während Ientzsch die Mütze Kliemanns vom Boden holte. Der Rentenempfängerin Frau Tunger, bei der Kliemann vom Ü. Juni an gewohnt hat, schuldete der An geklagte noch 11 bis 12 ltt für Miete und für Zieh geld seines Kindes. Am 25. Juni hat Kliemann seine Schulden bezahlt. Frau Tunger gab an, Klie mann sei nachmittags gegen Uhr nach Hause ge kommen. Er habe damals ein Paket bei sich gehabt und sei sehr gut'gelaunt gewesen. Kliemann habe sie gebeten, ob er sich nicht einmal in ihrer (der Zeugin) Stube umziehen könnte. Er wolle seine Braut, die bald kommen würde, überraschen. Weiter habe Kliemann sie gefragt, ob sie ihm nicht eine schwarze Hose ihres Sohnes borgen könne. Klre- mann ist vann fortgegangen und ist bald darauf mit einer neuen weitzcn Hose zurückgekommen. Der An geklagte hat dann seine Uniform angezogen und hat sich seiner Braut, die inzwischen gekommen war. vor gestellt. Gegen Abend ist Kliemann mit seiner Braut fortgegangen. Beim Weggange hat er erklärt, er wolle sich mal recht amüsieren und einmal in die „Quelle" gehen. Am anderen Morgen kam er erst um 4 Uhr früh nach Hause. Seiner Wirtin hat Kliemann erzählt, er habe seine Braut um ^12 Uhr nach Hause gebracht und habe dann noch allein eine» Sauser gemacht. Am 29. Juni ist Kliemann nach Dis SWenbilüer üer Pyrenäen. Das Gebier von Nordfpaiuen und Südfrankreich scheint auf den Urmenschen eine besondere An ziehungskraft ausgeübt zu haben, denn kaum in ciner andern Erdgegend haben sich so reichhaltige Reste seines Vorhandenseins und seiner Tätigkeit ge- funden. Der Grund wäre nicht schwer einzujehen. Der Mensch icncr fernen Zeiten verstand noch nicht sich Häuser zu banen, und war daher auf die Höhlen als Wohnungen angewiesen Solche Behausungen fand er nun in jener Gegend in reicher Zahl. Namentlich sind diese Funde durch eine Be sonderheit ausgezeichnet, die dafür Zeugnis ab legt, datz der Mensch sich in diesen Höhlen ungewöhnlich wohl und sicher gefühlt hat. Die Wände dieser Grotten sind nämlich mit allerhand Malerei ausgeschmnckt, die als vorgeschichtliche Ge mäldegalerien eine große Berühmtheit erlangt haben. Die bekanntesten find auf französischer Seite in der Dordogne und aus spanischer Seite in der Gegend von Altamira. Daneben aber bestehen in grötzerer Nähe des Pyrenäengebirges auf der Nord seite nahe beieinander drei bedeutende Höhlen mit ähnlichen Resten, von denen sehr mit Unrecht bisher weniger die Rede gewesen ist. Adolf Stiegelmann hat ihnen im „Cosmos" eine besondere Beschreibung gewidmet. Die eine Höhle liegt im Departement Haute Earonne bei Marjoulas. Sie besitzt nur eine Länge von 00 Metern und auch nur geringe Breite, ist aber mit außerordentlich reichen Wandmalereien be deckt. Meist stellen sie nur Köpfe der Rinderarten vor; aber auch 14 vollständige Figuren, nämlich sechs Pferde, sechs Büffel, einen Steinbock und einen Hirsch. Außerdem fehlt auch der Mensch selbst nicht ganz, ist aber nur durch einige höchst ungeschickte Zeichnungen vertreten, die durchaus den Eindruck kindischer Karikaturen machen. Da die Tiere mit verhältnismäßig hohem Geschick adgebildet worden sind, hat man die Annahme ausgestellt, der stein zeitliche Mensch habe einen Aberglauben da gegen besessen, seine eigne Gestalt abzudilden. Es liegt wohl aber näher, datz die größere Objek tivität diese ersten Künstler zunächst m»t tierischen Porträts beschäftigte. Die Bilder sind fast sämtlich in Rot gemalt. Rätselhaft »st ein Zeichen, das sich ebenso hier wie in einigen anderen Höhlen finoet und einen Kreis mit einem Kreuz darin darstellt. Eine zweite Höhle ist in der Nähe von Taravcon, aber nicht des berühmten Orts an der Rhonemün dung, sondern im Departement Aric-ge erst vor einigen Jahren entdeckt worden. Diese sogenannte Grotte von Niaux ist überhaupt die größte von allen, in denen sich Gemälde vorgesunden haben. Sie hat eine Länge von 1400 Metern, und der Wand schmuck beginnt erst 000 Meter weit im Innern. Obgleich dort natürlich völlige Dunkelheit herrscht, kann man sich wohl vorstellen, daß in solchen tiefen Schlupfwinkeln das Behagen des Menschen erst anfing in einer Zeit, al» er wegen der Unvoll kommenheit seiner Waffen noch jede» wilde Tier fürchten mujzte. Auch in der Fülle der Bilder ist diese Höhle ungewöhnlich reich. Die Hauptstücke sind 30 große und zum Teil prachtvoll realistisch« Darstellungen des Bison, die sich auch vorzüglich erhalten haben. Diese 'Z.i. ' " e - Bilder haben es freilich auch besonders gut gehabt, als dort in der Höhle ohnehin während -es ganzen Jahres dieselbe Temperatur herrscht, eine Forderung, die in unseren Gemäldegalerien nur mühsam und ost unzulänglich erfüllt wird. Daß der damalige Mensch diese großen Tiere auch schon zu jagen ver stand, beweist die rohe Abbildung von Pfeilen, die einigen Büffeln in» Fell stecken. Eine Besonderheit dieser Grotte sind außerdem einige Figuren, die in d:m tonigen Fußboden eingczeichnet find. Die dritte Grotte liegt bei Montrejeau im Departement Hautes Pyri'ni-es, wo unter anderem auch ein Mammut auf die Wand gcniatt ist. Endlich find hier noch über 150 einzelne Hände abgebildet, darunter merkwür digerweise nur acht rechte, sonst sämtlich linke Hände. Ole Meteore ües Februar. So sehr die wissenschaftliche Beobachtung der Sternschnuppen sich noch im Rückstände befindet, gibt es heute keinen Monat im Jahre mehr, in dein nicht das Auftreten mehrerer Meteorfchwärme mit Sicher heit vorausgeiagt werden könnte. Der Februar hat auch eine ziemlich lange Liste solcher zu verzeichnen, aber er steht in der Ansehnlichkeit der zu erwartenden Sternschnuppenfälle hinter dem Januar erheblich zurück. Ganz zu schweigen von den Monaten Juli, August und November, die seit langem die eigent lichen Sternschnuppcnmonate sind. In der ersten Februarwoche treten zwei Schlvärme aus, von denen wenigstens der eine der fünften Größenklasse zugezählt wird. Ein weiterer am 9. bis 11. Februar kann nur wenig Aufmertsamkeit beanspruchen, da er von ein- undzwanzigster Größe ist. Ei»» weiterer von fünfter Ordnung beginnt sich dann am 12. Februar zu melden und dauert noch während des folgenden Tages iort. Weitere Schwärme vom 10., 20. und 20. Februar sind gleichfalls nur von geringer Bedeutung Dann verdlcnt eil» Schwarm Berücksichtigung, der am 27. Februar nachmittags einsetzt und die Höhe seiner Entwicklung am 29. Fe bruar erreicht. In diesein Jahr kann er also als ein Haupt begebnis dieser Art im laufenden Monat angesehen werden, während er in andern Jahren dem März Zufällen würde Aber die Himmelserscheinungen kehren sich nicht an die Einrichtungen der Schalttage, mit denen der Mensch die Unvollkommenheiten seiner Zeitrechnung zudeckt. Bbenümäntel für moüerne BaUkleiüer. Die modernen Abendmäntel bilden in der Ge schichte der Mode sozusagen eine Klasse für sich. Man kann wohl behaupten, daß eigentlich kaum jemals ein solcher Luxus in der Beziehung getrieben worden wäre, wie gerade jetzt. Die modernen Kleiderkünstler haben ihre ganze Phantasie angestrengt, um den Damen und ihren duftigen Ballkleidern «ine ent sprechende Umrahmung zu geben. Brotatstoffe, gold- nnd stlberzewirkte Fantasiestoffe bilden dos Aeußere dieses Mantels, der in seiner Form mehr als verwegen, mehr als kühn und ungewohnt ist. Eigentlich hat er gar keine Form, man trägt ihn ganz willkürlich, schlingt ihn wie ein Tuch, oder aber wie einen Mantel » I» Reichs- städt, er wird auch wie eine Pelerine oder gar wie eine Beduine getragen. Es kommt eben lediglich darauf an, das; er für seine Trägerin kleidsain ist, das ist er aus dem Grunde, weil die Trägerin ihn nickt in einer steifen Form kennt, sondern je nach Belieben schlingen und legen kann. Die Knöpfe, mit denen der moderne Abendmantel garniert ist. sind Schmuck und nicht Gebrauchsgegenstand. Sie werden vielfach aus Straß in der elegantesten Aus führung hergestellt, find nicht selten in Gold oder Platin gefaßt. Sie sind ja auch nicht zum Knöpfen da, sondern nur zum Anschauen, und ein solcher Knopf kostet zuweilen die Kleinigkeit von IlXX) bis 1500 Frcs. Bei dem jetzigen kalten Winter tragen die Damen trotz der geheizten Autos auch vielfach Pelzhüllen. Dabei ist man aber gänzlich davon abgekommen, den Pelz äußerlich zu zeigen, er führt, sei er noch so kost bar, ein beschauliches Daseii» als Futter in einer prächtigen Umhüllung und Umrahmung. Man ver wendet Zobel als Futter und gibt ihin einen Brokat rahmen. Nur wenn die Dame aus den» Wagen steigt, oder sich den Pelz umlegen lätzt, erspäht man einen Hauch dieser Eleganz, die sich sonst scheinbar bescheiden verbirgt. Selbst für die Straßen mäntel verschwindet die Mode des Pelzes ganz langsam, aber ebenso sicher. Noch sträuben sich die Damen dagegen, denn was sieht einer schönen Frau besser, als eii» Pelz, was schmeichelt mehr, als das weiche Fell eines Otters? Doch die letzte Eleganz verbannt den Pelz, den man außen sieht und ge stattet nur das Fell als Futter, während die äußere Umrahmung aus Samt oder Seide, Plüsch oder Brokat bestehen muß. Der einzige Pelz, der selbst von den delikatesten Geschmackskiinstlern gestattet wird, ist der Seal, den man mit Skunks oder Zobel besezzt. Er hat nichts Aufdringliches, »st durchaus dezent, vornehm, der eleganten Dame würdig. Auch die Pelzhiite sind in diesem Jahre durchaus nicht etwa auf der Höhe der Mode, wahrscheinlich, weil wir einen so strengen Winter haben und die Mode sich wenigstens eine Unvernunft erlauben mutz. Man trägt des Vormittags reizende und kleid same Kappen aus Samt, init Seide garniert, des Nachmittags den Feder- oder Blumenhut. der Marabu nimmt neben der Pleureuie den Plag ein. Zuweilen legt man als Garnitur einen Pelzstreifen um den Hut, aber auch der mutz sehr dezent ange bracht sein, um das duftige Gebilde aus Samt, Seide und Chiffon nicht zu vernichten. -le»n t-cmtier, Paris. Kunst nnü DMenlrhsft. * Prinz und Prinzessin Johann Georg wohnten im Kurländer Palais der Sitzung des königl. sächs. Altertumsvereins bei. Regiernngsrat Dr. Lippert vom königlichen Hauptstaatsarchiv in Dresden sprach über die Juden in Sachsen während des Mittel alters. Er gab auf Grund des chronistischen und besonders des urkundlichen Materials, das durch wichtige, bisher unbekannt gebliebene Urkunden bereichert war, eine Uebersicht der Verhältnisse der Juden in den damals wettinischen Ländern Meißen und Thüringen und zeigte, wie je nach der Haltung des Landesherrn den Juden bald Schutz und Wohlwollen, bald Verfolgung und Austreibung zuteil wurde. Das Hauptgewicht der Darstellung lag auf der Erörterung der Stellung der Jndensckafr im Staate, im Rechts- und Erwerbsleben des Volkes, ihrer Zulassung zur Ansiedelung und anderen damit zusammenhängenden sozialgeschichtliche»» Fragen. * Ernst Wachier in Weimar, der Besitzer und lang jährige Leiter Les Harzer Bergtheaters, hat seitens der städtischen Kurdirektion Aachen einen Rus er halten, die künstleriscke Leitung der dortige» Frei- licht- und Kurbnhne 1912 zu übernehmen, und wird Folge leisten. Der Spielplan ist in Anknüpfung an die große geschichtliche und sagenhafte Ueberlieserung Aachens und der Rheinlande aufgestellt. Es werden vornehmlich Werke mit großem Orchester und Chor zur Aufführung kommen. * Eine Campanile-Ausstellung. Wie aus Venedig berichtet wird, soll während der Festlichkeiten, die zur Einweihung des neuen San-Marco-Glockenturmes stattfinden, auck eine geschichtliche Ausstellung ad- gehalten »verden. deren alleiniger Gegenstand die San-Marco-Kirche und ihre Bedeutung für die Stadt Venedig bildet. Die Stadtverwaltung hat einen Ausschuß eingesetzt, der bereits eine große Menge von Ausstellungsgegenständen zusammengebrachl hat. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Modelle, Zeichnungen und Pläne, Memoircnwerke, alte Drucke, Urkunde» und Gemälde. * Sir William Ramsay, der berühmte Entdecker des Argon, und ver andern Edelgase der Luft, dein auch der weittragende Nachweis der Wandlungs fähigkeit der Elemente zu veröanten ist, will von seinem Lehrstuhl für allgemeine Chemie am Uni- versity College, den er gerade 25 Jahre inne gehabt hat, zurückzutreten. Der Senat hat darauf folgen- den Beschlug gefaßt: „Der Senat nimmt mit auf richtigen Veoauern den Beschluß an und wünscht dem Forscher seine hohe Anerkennung der Verdienste aus zudrücken, die er der Universität durch seine be geisternde Tätigkeit als Lehrer und durch die große Reihe von Untersuchungen, die in dieser Zeit am University College von ihin ausgeführt wurven, ge leistet hat." Da sich der große Forscher erst iin sech zigsten Jahre befindet, darf angenommen werden, datz er seine Lehrtätigkeit nur aufgibt, um durch Arbeiten im Laboratorium seiner Wissenschaft umso mehr dienen zu können. * Der letzte Komet de« Jahres 1911, der von dem Astronomen Schaumasse in Nizza entdeckt wurde, hat den Fachleuten noch recht zu schaffen gemacht, obgleich er nach seiner geringen Größe kaum zu den ansehn lichen Himmelskörpern seiner Art gezählt werden kann. Wenn ein Komet gefunden worden ist, so stürzt sich gleich eine größere Anzahl von Astronomen n»it ihren Fernrohren au; se> ne Beobachtung, um erst einmal die Grundlagen für die Berechnung seiner Bahn zu gewinnen. Nach einigen Tagen pflegt diese Rechnung ausgeführt zu sein, kann aber dann noch nicht so genau sein, datz sie nicht durch die weiteren Bcobacktnngcn Verbesserungen erführe. Im Fall dcs letzten Kometen ist dieser Umstand noch besonders stark hervorgetreten, und man ist jetzt auf den Ver» dacht gekommen, daß dieser Haarstern derselbe sei, der schon im Jahre 1894 von Professor Denning gefunden, seitdem aber nie wjeder beobachtet wurde.
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