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Ausgabe L und 8 Für christliche Politik und Kultur SüchIWe Volkszeitung Mittwoch, 14. September 1932 >verlan»or«i Dresden iNii^eigenpretlei D>e Iqeivaliene peiiizelle 8» ^.gamlUeu- anzeigen u.Siellennklttche!i» z Dl« pelliieUamejeile, «9 mm. drei«. 1 Alle N»zei«cn aicherhalb de» Berbrc>imigS«eb eie» »tt dlepeliirellnmezelle >.NV^. Brlelged.lt» Am Fall, höherer Gemalt erlllchl ,ede Lerpfllchtuag aul Llelcrang lowle «rlllllimg v. «njeigeil - VluUrögen «. Lcllliaig d. Lchadeaeiial- BelchtUNlcher Dell w. üvinkei, Dresden. Nummer 216 — 31. Jahrgang erschein« kmal wüchn. m» Wullr.TrallSbeUagen.Helmal und weU' und der Ulnderbellag« ,gür unlre NelnenLeule', lowle den lkertbellagen »Unterhaltnng und Willen', .Dlepraltllche HauL- >>a»', ,DaS gnle li nch'. Wonalllcher BezugSpret» Ausgabe N mit EI.-Be,liio-BIali ck« L,7v NuSgabe v ohne St.-Beimo-Blalt-n 2,20 Einzelnummer L» z Eonnadend- n. Sonntagnummer US z. Haupilchrlsiletter: Lr. w. D»»c»hf, Dresden. Nedaktlou der Sächsischen VolkSzettnna VreSden-Nlllladl 1 Policrllratzc 17. Aernriu Mil und 21012. Geschäft»-«»», Druck und N>«rla,< Germanlq, Buchdrucker«! und Berlag r>re»den-A. I, poliersir. 17. gernrui 21012. poslichecktoiiio Dresden W2S. Bank konto Stadtdauk Dresden Br.9I7»7. Peter Segge Bischof von Meißen Ein Mann -er Diaspora Berlin, 13. September. Wie die Apostolische Nuntiatur mitteilt, hat der Heilige Vater den Hochwiirdigsten Herrn Peter Legge, Propst in Magdeburg, zum Bischof von Meißen ernannt. Die Weihe des neuen Bischofs diirste A n» fang Oktober in Paderborn stattsinden. Ein Sohn der Diaspora ist der neue Bischof von Meißen. Peter Theodor Anton Legge ist in Bratet, Kreis Höxter in Westfalen, am 16. Oktober 1882 als das älteste von 10 noch lebenden Kindern eines Bierbrauerei besitzers geboren worden. Der Kreis Höxter gehört zu den konfessionell gemischten Gebieten Westfalens: schon als Knabe hat also Peter Legge die Luft der Diaspora ge atmet. Das Gymnasium besuchte er in Warburg, machte 1003 das Abiturium und studierte in Würzburg und Pa derborn Theologie. Als Student trat er dem Cartettver- band sarbentragender katholischer deutscher Studentenver bindungen (E. V.) bei. 1907 empfing er in Paderborn die Priesterweihe. Seine erste Anstellung erhielt er kurz dar auf in Gerbstcdt bei Mansfeld in der Pfarrei Eis leben. Von den zehn Geschwistern Peter Legges ist einer gleichfalls Priester, und zwar Generalsekretär der Akade mischen Vonifatiuseinigung in Paderborn und des Zentralkomitees für die Katholiken Deutschlands. Zwei weitere Brüder haben akademische Grade, beide sind als Direktoren von größeren Betrieben in Rheinland und Westfalen tätig. Drei Schwestern sind Lehrerinnen. Die Mutter lebt hochbetagt in Brakel. Als Priester in der Diaspora hat Peter Legge während der ganzen bisherigen Zeit seiner seelsor gerischen Tätigkeit gewirkt. "Rach vierjähriger Tätigkeit in Gerbstedt ist er 1911 als Vikar in die große Industrie- und Handelsstadt Halle berufen worden. Dort hat er nicht weniger als 13 Jahre gearbeitet. Während dieser Zeit unterhielt er die besten Beziehungen zu dem benachbarten Leipzig. Auf Gruud seiner häufigen Reisen nach Leip zig sind ihm die Verhältnisse unserer Diözese während die ser Zeit genau bekannt geworden. Wie uns Gewährsmän ner, die in dieser Zeit zu seinen Bekannten gehörten, be richten, hat er an den Sorgen und Röten unserer Diaspora und an der Wiedererrichtung des Bistums Meißen leb haften Anteil genommen. 1921 wurde Peter Legge das Propsteipfarramt in Magdeburg übertragen. Gleichzeitig wurde er von seinem Bischof als Kommissar für den sächsischen Anteil der Erzdiözese Paderborn ernannt, trat damit also an die Spitze der katholischen Geistlichkeit in der Provinz Sachsen. Vielgestaltig waren die Anforderungen, die aus der Eroß- stadtpfarrei Magdeburg und aus den 120 Pfarreien und Vikarien, die zu dem Dekanat Magdeburg gehören, an Propst Legge gestellt wurden. Diese fast untragbare Arbeitslast hat Propst Legge mit größtem seelsorgerischen Eifer bewältigt. Nur wer die Vielfältigkeit der Aufgaben kennt, die die Seelsorge in einer Diasporagroßstadt stellt, kann ermessen, was Propst Legge in diesen 8 Jahren in Magdeburg geleistet hat. Den sichtbarsten äußeren Erfolg seiner Arbeit in Magdeburg bedeutete siir Propst Legge der Katholi kentag von 1 928. Daß dieser Katholikentag in einer Diasporagroßstadt so erfolgreich und würdig verlaufen konnte, ist nicht zuletzt der sorgfältigen Vorbereitung durch Propst Legge zu danken. Propst Legge hat in Magdeburg ein glänzendes Beispiel gegeben, daß ein Katholikentag in einer Diasporagroßstadt sehr wohl möglich ist und ge nauso eindrucksvoll verlaufen kann, wie in der Zentrale eines geschlossenen katholischen Gebietes. Als Taritasdirektor für das Dekanat Magde, bürg hat sich Propst Legge besondere Verdienste um die Katholiken der Provinz Sachsen erworben. Er hat in die ser Stellung das gerade in der Diaspora besonders schwere Gebiet der katholischen Earitas aus das gründlichste ken- nengclernt. Die katholische Presse hat in Propst Legge stets einen verständnisvollen Förderer gehabt. Er war Verwal tungsrat des P r c s s e v e r c i n s Magdeburg- Merseburg—Anhalt, der der Träger der Sächsischen Zeitung, der katholischen Tageszeitung für die Pro vinz Sachsen, ist. In dieser Stellung hat Propst Legge leb haftestes Interesse für den Fortschritt der katholischen Presse gezeigt. Auch diese Stellung hat Propst Legge immer wieder mit Fragen unserer Diözese in Berührung gebracht, hat es sich die Sächsische Zeitung doch stets angelegen fein lassen, die nachbarlichen Beziehungen zu unserer Diözese zu pflegen. Wir freuen uns, in dem neuen Bischof von Meißen einen Mann begrüßen zu können, der für die Schwierigkeiten der Diasporaprcsse ein so ausgezeichnetes Verständnis seit Jahren durch die Tat bewährt hat. Zum Bischof der Diaspora-Diözese Mei ßen ist Peter Legge nun durch den Heiligen Pater be rufen worden. Mit ihm wird ein Mann an die Spitze un seres Bistums treten, der seit 23 Jahren in der mittel deutschen Diaspora als Seelsorger gewirkt hat und der durch persönliche Fühlungnahme die Verhältnisse unserer Diözese gut kennt. Die Katholiken unserer Diözese werden mit uns der Ansicht sein, daß der Heilige Vater kaum einen geeigneteren Mann siir die Rachsolge Bischof Gräbers in unserer Diözese hätte finden können. Wir grüßen unseren neuen Diasporabischos. Wir beglückwünschen ihn uyd uns zu der klugen Wahl des Heiligen Vaters. Wir wünschen, daß diese Berufung unserer Diözese Segen bringen mag, dem neuen Bischof aber in seinem schwierigen neuen Wir kungskreise viel Freude und Ersoig! Dyk. Das Zentrum zur Reichskagsaustösung Ausruf des Lan-esvorstan-s An di« treu« Zentrumswählerschast Sachsens! Der Reichstag ist ausgelöst! Ueber di« staatsrechtliche Streitfrage der Form dieses Schrittes mögen die Juristen strei ten, wir haben damit zu rechne», daß die kommenden Wochen im oder außer dem Nahmen der Verfassung die denkbar schwerst« n Entscheidungen sür die ganz« deutsche Zu tunst bringen werden. Wenn bei der Abstimmung von <>V7 Reich stags abgeordneten ganze 02 für die Re gierung von Papen cintratcn luicht einmal die ganze deutschnationale Fraktion!) und 513 gegcn sie stimmten, dann ist damit, ungeachtet aller sonstigen Unterschiede, der Beweis er bracht, daß eine überragende Mehrheit des Volkes, das diesen Reichstag vor sechs Wochen gewählt, den Maßnahmen dieses Kabinetts nicht mehr solgcn will. Man wird dies im Reichs- p r ä s i d e n t e n p a i a l s zur Kenntnis nchnien müssen und dabei auf Artikel 1 der Versassung von Weimar nicht vergessen dürfen! Wir sehen die „gottgewollte Ordnung der Dinge" nicht als gleichbedeutend mit dc u t s ch n a t i o n a l r n Partei- und Standes! ntcr- es s c n a n : wir wollen jetzt stärker und energischer denn ie ein ireies Volk in einem christlichen Deutschland der Tat, nicht der Etikette! Z u r ch r i st l i che n T a t aber rechnen wir, in Ucber- einstimmung mit der Enzyklika Papst Pius' XI. „Quadragesimo anno" vom 1ä. Mai 1031, vor allem auch de» Schutz des Acr m st en iinStaate : darum lehnen wir den Angriff auf den „Wohlfahrtsstaat" ab, mit dem diese Regierung sich ein- suhrte lehnen ihn um,o mehr ab, als es im gleichen Atemzuge n.it christlichen Worten geschah. Wir wisse», daß es zu dieser staatsrechtlich verfahrenen Lage nie hätte kommen können, wenn das deutsche Volk sich nicht in Millicne» seiner Wähler zum extremen Radikalis mus bekannt hätte, und wenn nicht die Regierung von Papen ans den Krücken dieses Radikalismus und in Verkennung seiner Ansprüche au die Stelle des O r d » u n g s k a b i n e t t s Brü ning getreten wäre. Mit dem 30. Mai 1932 begann das Chaos in Deutschland zur Krise zu treiben — wenn wir die Krise zur. Gesundung führen wollen, dann müssen wir dort wieder anknupsen. wo dunkle Kräfte an jenem Tage die Fäden zerrissen haben. Die d e u t s ch e Z e n t r u m s - Partei, di« in diesen Wochen alle denkbaren Möglichkeiten zu ruhigem Ablauf der Dinge durchdacht und versucht hat, steht dem Kommenden in eiserner Ruhe und unbeschwert nach allen Seite» gegenüber. Sie rüst ihren Anhängern zu: bewahret allen Gerüchten und Ereignissen gegenüber ruhig' Blut, werbet mit christlichem Siarkmut für unser nusbauendcs Programm — mir müssen die Kei m zelle sür ein glück licheres Deutschland werden! Das sächsische Zentrum ist seines Erfolges vom 3l. Juli eingedenk und wird ihn in den kommenden Wochen auszubanen wißen: dazu rufen wir zum Wohle unseres geliebten Vater landes jeden ehrlichen Christen auf. Für W ahrheiI. R e ch I il n d Freiheit in einem ch r i st l i ch e n Deutschland, da s n i ch t n u r c i n e r d ü n n e n O b e r s ch i ch t, s o n d e r n all« n s« inen ehrliche » Söhnen gcliebtes Bä te r l a n d w e r d c n u n d s e i » f o l l ! Landesvorstand der Sächsischen Zentrumsparlei, gez. Pfarrer Kirsch, Landcsvorjitzender. Außerordentlicher Landesparteitag Der Landesvorstand drr Sächsischen Zentrumspartri beruft sür Sonntag, 2b. September, nachmittag» 3 Uhr, eine,, außerordentlichen Landespartritag nach Dresden «in. Tagesord nung: l. Die politische Lag« im Reich lRrs. Dr. Pocket, Berlin) : 2. Die sächsischen Kommunalwahlen am 18. November. — Die Verhandlungen sinden im Speisesaal dr» Bahnhoses Dresden- Neustadt statt. Zutritt haben außer den Delegierten nur Parteimitglieder, die sich durch Mitgliedskarte auswrisrn. Slellungnahme -er Reichslagssraktion Die Zentrumsfraktion des Reichsages trat am Montag abend zu einer Sitzung zusammen, uin die durch die Auslösung geschaffene Lage zu besprechen. Folgende Verlautbarung sand nach eingehender Aussprache die einstimmige Zustimmung der Fraktion: Die Zentrnmssraktion erblickt in der von der Negierung ausgesprochenen Erklärung der Auslösung des Reichstages «ine schwere Schadt gung von Volk und Wirtschaft und eine verhängnisvolle Verschärfung der innerpolitischcn Spannungen und Gegensätze, Nach der Ausfällung der Zentrumvsraktion hatte diese erneute Erschütterung unsere» gesamten Volksleben» »er- mieden werden können und müssen. Dir Zentrumssraktlon hat nichts unversucht cglassen, um allen positiven Möglich keiten zu einer sachlichen Zusammenarbeit zwischen Reichs leitung und Volksvertretung auszuschöpscn. Die Reichs regierung hat indessen jeden derartigen Versuch vereitelt. Die Zcntrumspartei muh daher jede Verantwortung für die vcrlsängnisvollen Folgen dieser Auslösung ablehnen, die weder dem Wortlaut noch dem Geiste der ver sassung entspricht. Getreu ihrer bewährten Ueberliese- rung al» Bersassiingopartei und als Hüterin der Volksrecht»