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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120503019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-03
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Seite 2. Nr. 224. los. Jahrgang. Leipziger Tageblatt. Irettag, 3. Mal 1912. sierung der polnischen Arbeiter entgegenarbeiten zu müssen Auch müsse di« P. P. S. die Freiheit de» polnischen Volkes anstreben: es müsse dem polnischen Volke di« Möglichkeit gegeben werden, sich frei und ungebunden zu entfalten. Uns will scheinen, al» ob der Unterschied zwischen diesem Programm und dem „nationalen Separatis mus" nicht sehr groß sei. Der „Vorwärts" meint« am 11. April, es schein« sich doch auch unter den polnischen Genossen des preußischen Anteils eine „anarchomationalistische". will sagen, radikal-groß- polnische Richtung zu befinden, und damit dürste er wohl recht haben. Wir ziehen daraus den Schluß, daß unter den Polen die großpolnische Idee doch so stark und zugkräftig ist, daß selbst die unter dem Einfluß der internationalen deutschen Sozialdemo kratie stehenden polnischen Genossen des preußischen Anteils sich ihr nicht entziehen können. Die Unruhen in Marokko. Rach den letzten aus Fez eingetroffenen Tele grammen nimmt die Entwaffnung der Be- »ölkerung ihren Fortgang. Bisher sind bereits 14 000 Eervchre abgegeben worden. Die Bevölke rung verhält sich ruhig, man fühlt aber deutlich, daß nur die Anwesenheit der Truppen sie in Schach hält. Nur mit deren Hilfe wird es möglich sein, die Ruhe dauernd aufrecht zu erhalten. Die Stämme der Umgegend sind dagegen nach wie vor sehr kampflustig, zumal da täglich Ueberläufer von den scherifischen Truppen zu ihnen stoßen. Es bleibt daher abzuwarten, ob sie durch die blutige Niederwerfung des Aufruhrs in Fez so eingeschüchtert sind, daß sie keinen Angriff auf die Stadt mehr wagen werden. Die Soldaten, die gemeutert hatten, sind sämtlich in der Burg (Kasbaj des Stammes der Scherarda eingeschlossen: ihre Zahl belauft sich auf etwa 2300 Mann. Sie sind über das ihnen drohende Schicksal äußerst besorgt, wozu die vorgestern ver öffentlichte Kundgebung des Sultans viel beiträgt. Aus Fez wird unter dem 1. Mai gemeldet: Die Harka, die im Osten von Fez zu dem Zwecke gebildet worden ist. auf Fez vorzurücken, hat sich aufgelöst. Die Beni Urain haben sich nicht entschlossen, gegen Sefru zu marschieren. Es verlautet, daß in Fez eine Kriegskontribution zwecks Entschädigung der Opfer der dortigen Un ruhen erhoben werden soll. Die lpanisch-sranröstslhen Marokko- vcrtzandlungon. Aus Madrid wird gemeldet, daß di« von König Alfons dem französischen Geschäftsträger Geoffray gewährte Audienz wesentlich dazu beigetragen habe, die seit einigen Tagen herrschende optimistische Auffas. sung über den Stand der französisch-spanischen Marokko verbandlungen zu befestigen. Man erwartet nunmehr mit Zuversicht den baldigen Abschluß der Verhandlungen. Sobald die Abgrenzung der spanischen Zone sestgestellt sein werde, dürfte eine ge mischte Kommission zur Regelung der übrigen Punkte eingesetzt werden. Neue französisch« Truppenverstärkungen. Der französische Dampfer „Armenie" ist von Bastia (Korsikas mit einer Batterie des 2. Ge- -birgsartillerieregiments nach Casablanca ab»,, gegangen. - . - Der Krieg um Tripolis. Zur Katastrophe der „Texas". Der Vali von Smyrna bezeichnet die Behaup« lung der geretteten Mannschaft der „Texas", daß der Unfall des Schiffes nicht durch eine Mine, sondern durch eine Granate verursacht worden sei, als unbegründet und fügt hinzu, daß Vie Dampfer der Schiffahrtsgesellschazt Hadschi Daud in dem Glauben, daß keine Minen gelegt seien, wieder holt die Minenlinie passiert hätten. Msibirsch sul üen Vock. Von Dr. Ludwig Staby. (Nachdruck oerdotc».) Der wunderschöne Monat Mai wird mit beson derer Freude von den deutschen Jägern begrüßt, denn in ihm beginnt die beliebteste aller Jagden, die Birsch auf den Rehbock. Zum Glück für den Viel verfolgten ist der Anfang ferner Jagdzeit seit einigen Fahren auf den 10. Mai festgesetzt, während früher schon der 1. Mai Eröffnungstag war, ein Termin, der besonders in Len Jahren mit spätem Frühling viel zu früh war. Nach langen, schweren Wintern, die bis tief in den April hinein Eis und Schnee bringen, sind die Böcke zu Anfang des Mai noch oft in einem miserablen Zustande: die graue Winterdecke beginnt dann erst in großen Stücken und Büscheln auszu fallen, das Gehörn ist noch nicht völlig gefegt, manch- mal sogar noch ganz im Voß, und in dem mageren Wildbret machen sich noch die Engerlinge breit. Auf die endlich erschienene frische ar^e Aesung be sonders gierig, treten dann die Böck« schon früh zeitig gegen Abend aus, sie halten mit der Genauig. keit der Uhr ihren beliebten Wechsel, so daß es dann kein Kunststück war. einen Bock in den ersten Maitagen abzuschießen. Die Schießwut und Aas jägerei feierte dann auch zu dieser Zeit Triumphe, und dem echten Weidmann blutete das Herz, wenn er die elenden Böcke sah, die dann auf den Wildmarkt gebracht wurden. Das ist ja nun, Gott sei Dank, anders geworden, denn der Bock ist am 16. Mai «in ganz anderes Jagdtier, wie zwei bis drei Wochen früher. Bei der reichlichen und guten Aesung der ersten Maihälfte ist die graue Winterdecke ver schwunden und hat dem roten Sommerrock Platz ge macht, die Engerlinge haben ihren Wirt verlassen, das Gehörn ist fertig gefegt, und seine weißen Spitzen blinken in der Maisonne. Der Bock ist nun auch im Bewußtsein der wiedergekehrten Kraft viel heim licher geworden, er hält nicht mehr so genau den Wechsel, tritt bald hier, bald da aus, einmal früher, einmal später, denn Aesung findet er setzt überall. Wenn da» Korn schon hoch genug steht, wie es in guten Jahren der Fall ist, dann verläßt er sogar schon den Wald und siedelt in die Felder Uber, um sein Sommerleben zu beginnen, und dann ist er noch un sicherer geworden, so daß setzt oft mühseliges Weid werk tage- und wochenlang nötig ist, um endlich den Kapitalen auf die Decke zu legen. Der Schießer geht jetzt leer aus, aber desto höhere Freude hat der echte Jäger, für den das Gehörn erst Wert hat, wenn es von manchem vergeblichen Birschgang, von weid gerechter Arbeit, von Mühe und manchem vergossenen Schweißtropfen erzählen kann, eh« es erbeutet wurde. Schon eine ganze Woche war ich dem Bock zu Leibe gegangen, der am Buchenberg stand und mit Vorliebe das Kleestück besuchte, das mit einem Zipfel an die Bergschonung anstieß. Er hatte ein ganz kapitales Gehörn, regelmäßig und stark g«baut, mit reicher Di« Varsev-llustschifs« 1» Tripolis. Die „Agenzta Stefani" meldet aus Tripolis unter dem 2. Mai: Am Mittwoch früh unternahmen die Luftschiffe ,F. 2" und „k. 3" einen SrkundungSflug längs der Straße Fonduk—Tokar—Suani—Bena- den—Azizia. Die Luftschiffe, die unter dem Befehl des sich auf dem „k. 3" befindlichen Majors Dente standen, stellten die Streitkräfte und die Stellungen des Feinde» fest. AlS sie über dem feindlichen Lager eintrafen, wurden sie von leb- haftem Gewehrfeuer und Granaten aus zwei Ge- sckMtzen empfangen, blieben jedoch unversehrt. Gegen 10 Uhr befand sich der 2" über dem Lager von Azizia und bombardierte es mit großem Erfolge, indem er dreißig große mäck)- tige Bomben fallen ließ. 3" ließ etwa zwölf große Bomben in die Lager von Suani und Bcnaden fallen und fügte dem Feinde sckstvere Verluste zu, da sämtliche Bomben regelmäßig ex plodierten. Rach einer dreistündigen Fahrt kehr- ten die Luftschiffe zurück. Der Deutsch« Handelstag und die Dardanellensperre. Der gestrige Handelstag hat an den Vorstand des Börsenkomitees in Petersburg folgendes Telegramm gerichtet: Sind bereit, achten oder dreizehnten Mai Verhandlungen Uber Schwierigkeiten wegen Dardanellen zu veranstalten, wenn beide Parteien es wünschen. Erbitten telegraphische Antwort. Ein italienisches Kriegsschiff gesunken. Die Konstantinopeler Zeitung „Sabah" meldet, daß das italienische Linienschiff „Re Um berto" beim Landen von Truppen in Sidi 8 aid, westlich von Tripolis, an einem Felsen geschei tert und gesunken sei. Deutlckes Reick. Leipzig, 3. Mai. * Benizelos beim Kaiser. Von Korfu wird ^meldet: Der griechische Ministerpräsident Veni- zeloS ist anc Donnerstag mittag 12 Uhr im Achil- leion eingetrossen. Er wurde von dem Gesandten v. Ienisch empsangen und nach der Ächillesterrasse geleitet, wo ihn der Kaiser in Gegenwart der Ge sandten v. Jenisch und v. Wangenheim in Audienz emp fing. Dann sand Frühstückstafel statt, an welcher auch der Kronprinz und die Kronprin zessin von Griechenland teilnahmen. Veni- zelos sah links neben dem Kaiser. * Im Bundesrat wurden den zuständigen Aus schüssen überwiesen der Antrag Äsah-LotyringenS, betreffend die Außerkraftsetzung einzelner Vorschrif ten des Gesetzes über die Bekämpfung der Reblaus und der Entwurf einer Ausführungsbestimmung für die Angestelltenversicherung. Der Vorlage betref fend den BesoldungS- und Pensionsetat für die höheren Beamten bei der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte für das Rechnungsjahr 1912 wurde die Zustimmung erteilt. * Die Frühjahrsübungsreise der Hochseeflotte. Auf der Fahrt von Kiel Lurch den Kaiser-Wilhelm- Kämat find -ick-Ttzzchctves i^ der Glbmündung die- kleinen Kreuzer „Mainz", „Dresden", „Berlin^ und ,T)änzia" ckNgSoknmrn uNL leewärts wettergefahren. Ls treffen noch die Linienschiff« d«s 2. Geschwaders „Preußen", „Hannover", „Schleswig - Holstein", „Pommern", „Schlesien", .Lessen". „Lothringen" und „Braunschweig" auf dem Wege über Skagen vor der Elbe ein, wo sich dann auch die Linienschiffe des 1. Geschwader» „Ostfriesland", „Posen", „Thüringen", „Helgoland", „Rheinland", „Westfalen", „Nassau' einfinden sowie die großen Kreuzer „v. d. Tann", „Blücher" und „Port", die bis zum 7. Mai Einzel- Übungen abhalten, um sich dann unter dem Kom mando des mit dem Flottentender „Heia" zur Hochseeflotte stoßenden Flottenchefs Admirals Peilung, die weißen Spitzen hatte ich schon einige- male im Glanz der Abendsonne aufleuchten sehen. Aber jetzt war der Vorsichtige so heimlich geworden, daß er vom Erdboden verschwunden schien. All morgendlich um drei Uhr, wenn das erste Grau die herannahende Dämmerung anzeigt«, war ich schon draußen und wartete geduldig auf das Erscheinen des Ersehnten. Aber sehr oft erschien er gar nicht, oder er kam an einer ganz unerwarteten Stelle, weit von meinem Stande entfernt, und saß ich am andern Morgen dort, dann kam er ganz bestimmt wieder von einer andern Seite. Da es mit dem Morgenanstand nichts wurde, versuchte ich es mit der Birsch am Abend, aber auch da war mir Diana nicht hold. Einmal sah ich ihn durch die Stangen ziehen, schnell birschte ich einen Weg hinab, um ihn unten abzu schneiden, und alles schien gut zu gehen. Ich saß in gutenr Winde am Wege und hörte den Bock in dem dürren, am Boden liegenden Laub immer näher ziehen, schon konnte ich hier und da sein rotes Kleid zwischen den Bäumen schimmern sehen, jetzt mußte es endlich glücken. Da kam plötzlich ein Bauer mit seinem Frxköter den Weg herauf, der Dock stutzte so fort, und im nächsten Augenblick war er mit mach, tiacn Fluchten verschwunden. Einige Tage später, als ich mich gegen Abend im Schonungsrande an gesetzt hatte, entstand plötzlich in der Schonung in meiner unmittelbaren Nähe ein großes Gepolter, auf einmal brach es durch die Büsche, und unmittel, bar vor mir. nur zwei Schritt entfernt, stand Hans Urian, mein Bock. Die Büchse quer über die Knie gelegt, saß ich regungslos wie «ine Bildsäule und sah mir mit halbgeschlossenen Augen nun die blinkende Trophäe aus nächster Nähe an. Ebenso wie ich ver hielt sich der Bock: ohne einen Muskel seines Körpers zu rühren, stand er regungslos, die braunen Lichter starr auf mich gerichtet, er wußte offenbar nicht, was für ein Wesen er da vor sich hatte. Allmählich be gannen mir die Knie zu zittern, in meinen Armen kribbelte es, aber der Bock rührte sich nicht. Di« Minuten wurden mir zu Stunden, schließlich konnte ich es nicht mehr ertragen, ganz langsam und be- hutsam schob ich die rechte Hand am Schaft der Büchse vor, jetzt umspannte sie den Kolb«nhals. jetzt hob ich die Waffe ganz sachte, aber das war zu viel für den Bock, mit einem erschreckten „bö, bö" warf er sich herum und war in der Schonung verschwunden wie ein Blitz. Es war also wieder nichts, und mißmutig ging ich heim. Als ich am nächsten Tag wieder vergeblich ge- birlcht und angesessen hatte, gab ich die Sache mit diesem Bock aus: ich setzte mich an den Stamm einer dicken Kiefer am Hang nieder, um auszuruhen und all die vergebliche Arbeit noch einmal an meinem Auge vorüberziehen zu lassen. Tiefe Stille ringsum, die Maiensonne lag schon heiß auf der grünen Herr lichkeit. das belle Grün der Birken schimmerte vom Grund herauf, und selbst die düsteren Kiefern hatten in ihren jungen Trieben Helle Lichter aufgesteckt. Auf einmal wurde ich durch das schackernde Schrecken v. H o l tz e nd o r ff zur Frühjahrsübungsflotte mit dem Flottenflaggschiff „Deutschland" zu vereinigen. Der große Kreuzer „Blücher" und d«r kleine Kreuzer „Danzig , die sonst als Artillerieschulschiffe fungieren, werden dabei ausnahmsweise mit im Verbände der Aufklärungsgruppe teilnehmen an Stelle des am 1. Mai nach Amerika ausfahrenden großen Kreuzers „Moltkc" und des als Begleitschiff des Kreuzers dienenden kleinen Kreuzers „«tettin". In den Hebungen der Frühjahrsübungsflotte treten am 18. und 25. Mai Pausen ein: es folgt dann «ine drei tägig« Detachierung der einzelnen Flottenoerbände. Dabei wird das 2. Geschwader dann nach Cuxhaven einlausen und auf Altenbruch Reede Ankerplatz nehmen. Anfang Juni sollen die Hebungen ihr Ende erreichen. * Neu vergebene Kriegsschissbauten. Die Kriegs schiffbauten des Marineetats 1912 sind jetzt, vorve- haltlich der Zustimmung des Reichstages, an die ver schiedenen Werften vergeben worden. In diesem Jahre sind alle Aufträge an Ostjeewerften gefallen. Der Bau des Linienschiffes „Ersatz Branden burg" wurde der Germaniawerft in Kiel übertragen, der Bau des Panzerkreuzers „Kaiserin Augusta" der Schlchauwerft in Danzig. Von den beiden kleinen Kreuzern wird die kaiserliche Werft in Kiel „Ersatz Prinzeß Wilhelm", die Vulkan werft in Stettin „Ersatz Irene" bauen. Der Bau einer aus zwölf Fahrzeugen bestehenden Torpedo- bootsflotille wurde der Schichauwerft in Elbing übertragen. Den Bauauftrag für sechs Un terseeboote wird die Eermaniawerft in Kiel erhalten. " Zum Schifferstreik am Niederrhein. Wie aus Köln gemeldet wird, haben mehrere Reedereien ein Abkommen getroffen, daß sie die Arbeits willigen gegenseitig austauschen und auf diese Weise einige Dampfer und Kähne genügend bemannen können. Es ist auf diese Weise möglich gewesen, mehrere Fahrzeuge nach dem Oberrhein heute abzufertigen. Einige große Firmen haben etwa 500 Leute aus Hamburg bekommen. Die Ver handlungen sind vis jetzt vollständig negativ geblieben. Der Schlepplohn ist etwa um 160°/o gestiegen. Ruslanü. Oesterreich -Ungarn. * Die österreichischen Deutschen und die Wehrkraft der Donaumonarchie. Daß die Deutschen in Oesterreich noch immer Kern und Rückgrat des öfter» reiclstschen Staates bilden, den sie geschaffen und zur Großmacht entwickelt haben, beweist schon das Zahlenverhältnis der Steucrleistung unter den ver schiedenen Rationalitäten im Habsburgerrcich. Die deutsche Bevölkerungsminderhert trägt und bringt 08 Proz. des Gesamtsteuereinkommens. Nicht minder deutlich tritt diese Tatsache auch an der Stelle her vor, von der am letzten Ende der Fortbestand eine» jeden Staates abhängt, bei der Wehrkraft. Obwohl die slawischen Volksstamme fast durchweg den Deut- sck-en an Kinderreichtum überlegen sind, stellen diese dock» einen stärkeren Anteil zu Heer und Flotte als die andern. Die gemeinsame österreichisch-ungarische Armee weist 29 vom Hundert Deutsche auf, obwohl diese, die beiden Reichshälften zusammengenommen, nur 24 vom Hundert der Bevölkerung ausmachen. Zum österreichischen aktiven Heer stellen die Deut schen sogar 43,6 vom Hundert hei nur 35,78 Proz. der Bevölkerung. An der Artillerie des gemein samen Heeres such sie mit 40 Proz., an den Pionier- uyd Eisenbahntruppen soE mi^LO-Mroz. beteiligt, d. h. an den Truppen, die an die körperliche Lei- stungsfähtakeit und d-te Gnficht^dsis-Linzelnen die größten Anforderungen stellen. In erster Linie ist eS zweifellos die kernhaste Bevölkerung her Alpen länder, die diese günstigen Ziffern verursacht. Doch darf wohl allgemein anerkannt werden, daß der höhere Kulturstand des Deutschen, die bessere Hy giene seiner Kinderpflege, ferne größere Reinlich keit und seine kräftigere Ernährung den slawischen Geburtenüberschuß durch gesteigerte Wehrtüchtigkeit wieder ausgleicht. Schon hierdurch wird auf die Tauer jede staatsbewußte österreichische Regierung gezwungen sein, dafür zu sorgen, daß der wert- vollste Bestandteil der Gesamtbevölkerung nicht ver kürzt und geschwächt wird. einer Drossel aus meinen Sinnen geweckt, ich sah unwillkürlich nach der Gegend hin, aus der das aus geregte Rufen kam, und erblickte nach einiger Zeit mitten in dem hellgrünen Laube einen roten Flecken, der sich vorwärts bewegte. Langsam hob ich das Glas, aber vorläufig konnte ich nichts erkennen, bis sich der rote Fleck auf eine lichtere, offene Stelle schob. Jetzt sah ich, daß es ein Stück Rehwild war, rasch entschlossen riß ich die Büchse hoch, ein scharfer Pfiff entfuhr meinen Lippen, das Stück warf den Kopf auf, richtig, es war der langgesuchte Bock. Im nächsten Moment lag das Silberkorn auf dem roten Blatt des Bockes, der Finger berührte den Drücker, und mit dem Knall des Schusses machte der Bock einen hohen Satz als wenn er den Himmel stürmen wollte, und verschwand in den Büschen. Mit ange haltenem Atem lauschte ich, aber es war nichts zu hören, «r konnte also nicht weit geflüchtet sein, und als ich nun zum Anschuß eilte, sah ich ihn unter den Sträuchen liegen, er hatte nur eine Flucht gemacht. Freudig erregt trat ich heran, nahm den Kopf in die Höhe, dessen grün schimmernde Augen mir sagten, daß der Tod schon eingetreten sei, und bewunderte das brave Gehörn, das nun endlich doch nach so vielen Mühen mein geworden war. und auf das ich gerade deswegen besonders stolz sein konnte. Wenn nun auch im Mai das Gehörn manches Kapitalen erbeutet wird, so muß sich doch der hegende Jäger sehr davor hüten, jetzt zu viel gute Böcke ab zuschießen, er soll im Gegenteil jetzt erst die schlechten, die nicht zur Fortpflanzung kommen dürfen, weg nehmen und einige brave Böcke, die sich durch gutes und starkes Gehörn auszeichnen, bis zum Herbst lassen, damit sie in der sommerlichen Brunftzeit ihre guten Eigenschaften vererben können, damit der gute Bestand erhalt«»» bleibt und womöglich immer besser wird. Dura» übermäßigen Abschuß im Mai kann man den Rehbestand eines Reviers sehr leicht ge fährden. so daß später nur schlechte Gehörne vor kommen. deshalb muß der Jäger gerade in bezug auf die kapitalen Böcke jetzt weise Maß und Ziel halten, dann wird er auch in den folgenden Jahren Wetd- mannsfreude erleben auf der Rehbockjagd. Kunst unü kvillenlckav. * Städtische Theater. Im Neuen Theater haben die ersten Vorbereitungen zu Bierbaum- Th uille» musikalischem Märchenspiel „Lobe- tanz", der nächsten Novität d«r Oper, begonnen. Die erste Aufführung ist für den 21. Mai angesetzt. * Jacques Urln» der Heldentenor der Leip ziger Oper, wird im nächsten Winter in der Metro. politan-Oper in New Pork den Königssohn in Humperdincks Musikmärchen „Die Königskinder" singen. i. Leipziger Laad. Daß der n«ue Leipziger Um- gebungsführer „Leipziger Land", heran* Vereinigte Staaten. * Zu dem angeblichen japanische» Land«r»erh in Meziko hat Präsrdent Taft im Senat mitgeteilt, daß die Regierung nicht den geringsten Beweis da für habe, daß die japanische Regierung in Mexiko irgendwelche Landerwerbungen gemacht hätte oder daß sie die Absicht oder den Wunsch hege, dort direkt oder indirekt Land zu erwerben. Staatssekretär Knox teilte im Senat mit, die Gerüchte über ein derartiges Vorgehen der Japaner seien wahrscheinlich durch den erfolglosen Versuch eines amerikanischen Syndikats entstanden, eine Konzession im Gebiet der Magdalena-Bai an eine japanische Gesellschaft zu verkaufen. SSckMcher Lsnütsg. (:) Dresden. 2. Mai. Zweite Kammer. Die Zweite Kammer erledigte in ihrer heutigen 80. öffentlichen Sitzung in Gegenwart des Staats ministers v. Seydewitz das Etatkapitel König!. Steinkohlenwerk Zauckerode und den Be- richt der Finanzdeputation über Dekret 40 betr. den Verkauf for st fiskalischen Areals an die Stadtgemeinde Dresden zur Errichtung von Krankenanstalten und dergleichen. X Für den Berichterstatter Abg. Hofmann (Kons.) beantragt Sekretär Anders (Natl.) im Namen der Finanzdevutation bei Kap. 9, Steinkohlenwerk Zauckerode, nach der Vorlage die Einnahmen in Trt. 1 und 2 mit 2 907 000 M zu genehmigen und die Ausgaben in Tit. 3 bis 19 mit 2 387 000 sowie in Tit. 20 mit 85 000 Mark, darunter 81000 künftig wegfallend, zu be willigen. X Sekretär Fleißner (Soz.) geht auf die Lohn- und Arbeitsverhältnisse im Steintohlenwerk Zaucke- rode ein. Er müsse besonders den Grundsatz d«r Re gierung bekämpfen, daß man sich immer nach der Prioatindustrie richten müsse. Die Staatsbetriebe sollten ja Musterbetriebe und besonders in den Lohn, und Arbeitsoerhältnissen vorbildlich sein. Es werde viel über die ungleiche Bezahlung geklagt und es sötten sogar Differenzen bis zu 2 für ein und di«- selbe Arbeit vorgekommen sein. X Abg. Kleinhempel (Natl.) weist darauf hin, daß die Rechenschaftsdeputation erst kürzlich das Stcinkohlcnwerk Zauckerode besucht habe, wobei er, der ja der Rechenschaftsdeputation mit angehöre, die Ueberzeugung gewonnen habe, daß in dem Stein- kohlenwerle alles getan werde, um Unglücksfülle zu vermeiden: daß dennoch Unfall« vorkommen, sei tief bedauerlich, aber das würden auch all« Einrichtungen nicht ganz verhindern können. Der den Arbeitern ge währte Urlaub dürfe nicht von Zufälligkeiten ab hängig gemacht werden; selbstverständlich müßt« aber der Verwaltung überlasten bleiben, den Urlaub zu einer bestimmten Zeit zu erteilen. SLaatsministrr v. Seydewitz befaßt sich mit einer vom Abg. Fleißner erwähnten Eingabe. Dies« sei im November vorigen Jahres bei den Finanzministerium eingegangen und sei von 3 Mitgliedern des Arbeiterausschusses unterzeichnet gewesen. Die Arbeiter hätten sich mit ihren Wün schen aber nicht erst an die B e r g w e r k sd i r e k- tion, sondern unmittelbar an das Finanzmini sterium gewandt. Der Minister teilt hierauf den In halt der Eingabe mit. U. a. wird von den Berg arbeitern auch «ine durchgehende allgemein« Lohn» aufbesserung von 20 Prozent für alle Stellen und ein besserer Lohnausgleich gewünscht. Die Ein gabe könne aber nicht als Willvnsmeinuno der Ge samtheit der Arbeiterschaft aufgefaßt werben, weil von den 5 Ausschuhvertretern zwei ihre Unterschrift zu der Eingabe verweigert hatten. Bezüglich der Lohnverhältnist« teilte der Minister mit, daß die ge. wünschte sprunghafte Erhöhung um 20 Prozent der Arbeitslöhne nicht erfüllt werden könnt«. Gegenwärtig würden ja im Steinkohlenwerk Zaucke rode beinahe 5 .k pro Schicht gezahlt. Die Höhe der Arbeitslöhne hänge eben wesentlich von der Ar- gegeben vom Leipziger Dürerbund und Wandervogel, heute in neuer Auflage erscheint, dürfte in weiten Kreisen der Bevölkerung freudig begrüßt werden. Das mit 47 Bildern und einem vierfarbigen Um- schlaabilde nach Entwurf von Prof. Franz Hein ge schmückte Heft fand einen ungeteilten Beifall: die große Erstauflag« war binnen acht Tagen vergriffen. * Am Todestage de» Dichters Julius Sturm wurde in dem freundlich gelegenen reußisck-en Orte Köstritz an der Elster ein Denkmal für den Dichter ein- geweiht. Zu der Enthüllungsfeier hatten sich zahl- reiche Gäste, auch Oberbürgermeister Dr. Sturm, ein Sohn deS Verstorbenen, nebst Familie eingefun den. Durch daS Erscheinen de» Erbprinzen Heinrich XVll. Reutz jüngerer Linie erhielt die Feier ein besonders festliches Gepräge. Nach einer Begrüßungsrede erfolgte die Ueoergabe des Denk mals an die Gemeindeverwaltung. Nachdem zahl- reiche Kränze niederaelegt waren, schloß die Feier mit dem Liede: „Mein HeimatStal" vor: Julius Sturm. Mittags fand ein Festmahl statt. * Schiller» Schädel gefunden? Wie uns unser k- Mitarbeiter aus Weimar telegraphiert, veröffentlicht Professor Fr»riep in einem Weimarer Blatt eine Erklärung, daß es ihm gelungen sei, am 4. Tage seiner Nachgrabungen auf dem Iakobsfriedhof den echten Schädel Schillers aufzufinden unter einer 30 vw tiefen Moderschicht. Die rechte Schläfe des Schädels lag hart auf Steinen und ist etwas be schädigt. Es gelang aber alle Teile des Schädel» zu finden und genau zusammenzusetzen. Als Beweise für die Echtheit des Schädels spreche der Umstand, daß, entsprechend dem Bericht von Schillers Diener, der zweite kleine Backzahn der linken Seite fehlt und die Gesamtform sich genau in die Totenmaske einfügt. Prof. Froriep hat bei einer Zusammenkunft von Anthropologen in München seinen Fund mitge- teilt und Zustimmung gefunden. Ebenso hat Prof Froriep am 30. April dem Großherzog Bortrag über den Fund gehalten und wird demnächst eine Publikation mit Abbildungen veröffentlichen. * Der Kasseler Soethebund hat beschlossen, bei dem zu Pfingsten in Stuttgart stattfindenden Delegierten tag Deutscher Eoethebünde zu veranlassen, daß die seit langem angestrebt« Deutsche National bühne, deren Verwirklichung jetzt bevorsteht, nach Kassel kommt. 8t. Hochschnlnachrichten. Am 5. Mai vollendet der ordentliche Professor der Jngenieurwistenschaften an der Technischen Hochschule in Darmstadt Geheimer Baurat Dr. phil. und Dr.-Jng. Schmitt da» 70. Lebensjahr. — Der Oberarzt Dr. R. Vestel- meoer in München wird sich mit einer Antritts vorlesung über die Wirkungen de» modernen Jn- fanteriegeschoste» in der medizinischen Fakultät daselbst
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