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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.04.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120425020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912042502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912042502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-25
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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von dem Hochbauamte ist mm «in Modell, da, diese 3 Plätze umsaßt und da» der Rat oen Stadt» verordneten gleichzeitig mit -ugehen läßt, im Mak- stabe 1: 250 «»gefertigt worden. Die beiden in Holz ausgeführten Mooelle des Neubauvorprojekt«, können nach Belieben auf dem einen oder dem anderen die ser Plätze zur Erprobung oer Wirkung auf die Um gebung aufgejtellt werden. Aus den «chulplatz glaubt« der Rat nickt weiter zukoinmen zu sollen, weil der Tbeaterneuoau dort di« meisten Kosten verursachen würde. Es müßte oie II. Bürgerschule abgebrochen und dafür an anoerer Stell« ein« neue Schule erbaut werden. Ferner würde da, Erunüstülk Lortzingstraße I angekaust werden müssen. Der Schulneubau und der Ankauf jenes Grundstücks würden zusammen wohl etwa 1 300 000^1 kosten. Vor allem aber liegt dort die große Dorflut schleuse, deren Verlegung nur unter sehr erheblichen Schwierigkeiten erfolgen könnte. Der Platz des jetzigen Alten Theaters erscheint nach dem Modelle als Bauplatz an sich geeignet, zu mal durch die Errichtung des Theaterneubaues auf diesem Platze das Städtebild seinen Charakter nicht wesentlich verändert. Mit der Wahl dieses Platzes wären aber verschiedene sehr crl)«blicke Nachteile ver bunden. So müßten infolge des grogeren Baues die Anlagen zwischen dem Trondlinring und der Park straße in voller Breite geopfert werden. Auch stünde zu befürchten, daß die Parkstraße dem zu erwartenden Italien Verkehre in der Zukunft nicht mehr genügt, und die Höhenentwicklung des Neubaues würde aller dings weit erheblicher sein als die Höbcnabmessung des jetzigen Baues, wodurch das Stadtbild stark be- einträchnat werden würde. Zudem spricht noch gegen die Errichtung des Neubaues an dieser Stelle vor allem aus finanziellen Gründen der Umstand, daß das Alte Theater sofort abgebrochen werden müßte und dann für den Thcaterbetrieb nur das Neue Theater und das Zcntraltheater zur Verfügung stehen würden. Infolgedessen müßte ein erl-eblicher Ausfall an Einnahmen cinneleu, der bei 1)4 jähriger Bau zeit nach der Schätzung der Intendanz rund 500 006 .ü betragen würde. Demgegenüber eignet sich der Töpferplatz besser als Platz :ür den Theaterneubau. Das Alte Theater könnte weiter in Betrieb gehalten werden, und über sein« später« Verwendung v;w. seinen Abbruch könnt« man sich jede Entschließung vorbehalten. Allerdings müßt«, um ausreichenden Platz für den Neubau zu gcwmnen, die Promenade von dem Gebäude der Lebensversicherung ab mehr nach Nardwesten hin verlegt werden. Nach Angab« des Tiefbauamtes müßte aber der hier auf d«m Promenade befindliche Asphaltwea ohnehin in 2 Jahren erneuert werden. Auch die tn der Straße befindlich« Schleusenanlage, die etwa 90 Jahre besteht und baufällig ist, müßte voraussichilich binnen kurzem vollständig erneuert weeden. Durch die Verlegung wie durch die Er neuerung der Schleusen und durch di« Neuherrichtung der gärtnerischen Anlagen würden nach überschläg licher Berechnung, wobei oie seitens der Straßenbahn zu berstenden Verträge außer Betracht gelassen wor den sind, rund 300 000 .tt Kosten entstehen. Das Niveau der Töpferftraße könnte man überall an das tbcbäude anichnciden lassen, was siir die Einbringung der Dekorationen usw. von groß m Vorteile wäre. Auf Grund dieser Erwägungen und des aus der Darstellung der Platzoerhältnisie in dein Modelle ge wonnenen Eindrucks hat der Rat sich nicht ent schließen können, dem Anträge, auf den Theakcrplatz zrrzurommen, zu entsprechen, sondern auf einstimmigen Vorschlag des gemischten .THeyterauLschusks h?-. schlossen. den TheaterneüLau auf dem Töpserplatzt zu errichten. Die grundsätzliche Erledigung der Platzfrag« er scheint notwendig vor der weiteren Entschließung über die Art der Ausführung des Baues selbst und vor der Aufstellung spezieller Kostenanschläge. Die genaue Festlegung der Führung der Promenade, ins- besondere unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Hanvtseuerwache, bleibt dabei noch Vorbehalten. Die Kosten des Neubaues schätzt das Hochdauamt auf 2 000 000 ^l. Dazu würden, wie schon oben er wähnt. rund 300 000 »k für Straßenregulierung, Schleusenerneuerung und Herstellung gärtnerischer Anlagen und noch etwa 50 000 ^l für Einrichtung von Signal- und Telephonanlagen im Theater neubau sowie für Schaffung Les unentbehrlichsten Fundus an Rundprospekten, Horizonten, Stufen usw. für diesen Neubau kommen. Was sodann den Magaziirbau anlangt, so hat der Rat sich nicht verhehlen können, daß durch diesen großen Anbau da» Theater unverhältnismäßig lang und das Städtebild infolgedessen nicht unerheblich beeinträchtigt wird. B«i einem Wegfall oder wenig sten» einer Kürzung diese- Magazinanbaues um etwa zwei Drittel seiner jetzt vorgesehenen Länge würde man einen wesentlich kleineren Teil der Promenade dem Theaterneubau zu opfern haben und das Ge bäude entsprechend leichter in den Anlagen unter bringen können. Ts kommt hinzu, daß nach den anderwärts, wie tn Köln und Chemnitz, aemachlen Erfahrungen durch solche Anbauten die Errichtung eines besonderen Zentralmagazins an anderer Stelle nicht vermieden, sondern höchstens auf einige Jahre hinausgeschoben wird. Den Bedürfnissen des Theaters würde auch vollständig genügt sein, wenn ein Art Tage», oder Wochenmagazin in ein Drittel der jetzt vorgesehenen Länge an den Neubau angegliedert würde. Mit Rücksicht auf alle diese Umstände hält es der Rat für zweckmäßig, den ursprünglich geplanten Magaztnanbau auf das Notwendigste zu beschränken, zumal der Theaterbau dadurch zugleich sich gefällige: gestalten läßt. Die Kosten des Theaterneudaues ver ringern sich infolge dieser Verkürzung des Magazins um etwa 150 000 und zwar von 2150 000 auf rund 2 000 000 .tl. Der Rat hat hiernach beschlossen, auf dem dem Johannishospital gehörigen Bauplatz an der Dolzstraße ein besondere» Magazin zu errichten. Dieser Platz erscheint hierzu durch seine freie, für die Feuerwehr leicht zugängliche und von den Theatern nicht zu entfernte Laa« sowie durch die Möglichkeit der eventuellen Verbindung mit der elektrischen Bahn, zum Transport der Wagen mit elektrischem Betrieb, besonders geeignet. Der Feuer sicherheit wegen soll das Gebäude durchaus massiv hergestellt werden. Aus Sparsamkeitsrücksichten und wegen vorläufiger Zulänglichkeit sollen zunächst zwei Drittel des Eesamtgeüäudes zur Ausführung kommen. Die Möglichkeit einer späteren Erweite rung ist in ausreichendem Maße gegeben. Die Kosten des Gesamtbaues wetden schätzungsweise rund 800 000 Mark, die des vorläufigen Neubaues mit Licht rund 500 000 betragen. Der Magazinbau müßte aller dings sofort zur Ausführung gelangen, damit er gleichzeitig mit dem Theaterneubau in Benutzung ge nommen werden kann. Da das Alte Theater nach den gegebenen Verhält nissen noch wenigstens zwei Jahre benutzt werden wird, hat L«r Rat auf dringliches Ansuchen der In tendantur sowie auch anderweites Ansuchen sich ent schlossen, seinen künstlerischen Bedürfnissen wenigstens dadurch noch Rechnung zu tragen, daß im Alten Theater, um bessere Setzlinien aus dem Parkett zu erzielen, eine neu« Fußrampe, die gegen das Parkett hin abgefchrügt werden soll, hergestellt, und außerdem noch ein neues Büynenportal mit neuem Vorhang angebracht wird. Diese Her- stellungen erfordern einen Aufwand von 10 980 .tt. Der Vorhang wird später wieder verwendet werden können. Was nun endlich die im Reuen Operettentheater erforderlichen baulichen Veränderungen anlangt, di« einen Aufwand von 34 200 erfordern werden, so hat die Zentraltheater-Aktiengesellschaft sich bereit er klärt, einen Teilbetrag von 10 000 .ü zu übernehmen, falls die eingebauten Gegenstände und das Mobiliar nach Ablauf des Pachtkontraktes in ihrem Eigentum verbleibt. Der Rat hat daher beschlossen, zu Len j Kosten der jm Neuen Operettentheater erforderlichen Um- und Erweiterungsbauten sowie der notwendigen , Mobiliarbeschaffungen der Zentraltheater - Aktien gesellschaft unter der Boraursetzung, daß sämtliche Ar- beiten bis zum 30. September 1912 beendet sind, einen Beitrag von 24 200 -4t zu zahlen, und diese Summe im Haushaltplan 1912 nachzuverwilligen. Zu allen diesen vorstehenden Beschlüßen ersucht der Rat die Stadtverordneten um Zustimmung in tunlichster Beschleunigung d«r Beratung. Vie kranMilrhen Marokkolorgen. Der Sonderberichterstatter des „Matin" in Fez meldet vom 20. April, die Niederwerfung des Auf standes sei der Energie de» Generals Brulard zu verdanken, der trotz des Widerspruches des noch immer allzu optimistischen Gesandten Regnault die jenigen Stadtviertel bombardieren ließ, in die sich die Aufrührer geflüchtet hatten. Sofort nach dem Bombardement seien zahlreiche hervorragende Ma rokkaner in das Haus des Gesandten Regnault, sowie auf das Konsulat und ins Hauptquartier des Gene rals Brulard gekommen, um ihre fr anzo sen- freundliche Gesinnung zu beteuern und Pardon zu erbitten. Man hab« ihnen erklärt, daß ihre Häuser bombardiert werden würden, falls sie nicht unverzüglich französische Fahnen aufsteckten. Alsbald seien auch die meisten Häuser mit Trikoloren beflaggt gewesen. Der Korrespondent berichtet ferner, es sei festgestellt, daß hervorragende Beamte des Wachsen, darunter der Stellvertreter und der Se kretär des Kriegsministcrs, zu den Anstiftern des Aufstandes gehörten. Auch ein Sohn des Großwcfirs El Mokri. der Pascha des Stadtteils Fez, El Bar> i, stehe im Verdacht, mit den Ausrührern gemeinsame Lache gemacht zu haben, und sei deshalb sogleich ab gesetzt worden. Bei dem Aufruhr und den furcht baren Szenen, die sich im Verlaufe desselben abfptelten, hätten sich besonders die Weiber fana tisch und grausam gezeigt, und die Askaris. die die Leichen der Franzosen in scheußlichster Weise verstümmelten, durch Jubelzurufe er mutigt. Manche Franzosen hätten nur einem Zufall ihre Rettung zu verdanken. So viele Instrukteure, die sich vor den Aufrührern in hie Unratskammer flüchteten, wo sie 44 Stunden lang bis zum Halse im Wasier stehend, aushalten mußten, bis sie von einem franzosenfreundlichen Eingeborenen gerettet wurden. Kriegsminister Millerand erklärte einem Bericht erstatter, di« Regierung habe bezüglich der Organisierung Marokkos zwei Lösungen ins Auge gefaßt. Die eine bestehe darin, einen Zivilisten zum Eeneralresi- denten zu ernennen, unter besten Befehl auch der Kommandant des Besatzungskorps steht. Die zweite Lösung sei die. daß einem General für einige Zeit die Aufgabe übertragen werde, die Organisie rung Marokkos in administrativer und militärischer Hinsicht durckzuführen. Es heißt, mehrere Mitglieder der Regierung seien für eine dritte Kombination. Danach soll der Deputierte und ehemalige General, gouverneur von Algerien, Ionnart, zum Eeneral- restdenten ernannt und ibm als unmittelbarer Mit arbeiter General d'Amad« beigegeben werden. Der türkilüt-itsllenilche Krieg. Die Wiedereröffnung der Dardanellen. Der türkische Ministerrat, der über die Wieder eröffnung der Dardanellen beriet, dauerte am Mitt woch bis 8 Uhr abends. Die Minister gaben der Presse keine Nachrichten. Gerüchtweise verlautet, die Konferenz habe keinen Entschluß gefaßt, da die Minister uneinig sind. , Terdfiman Jhakikat", das Organ des Komitees für Einheit und Fortschritt, schreibt in einem langen Ar tikel: Wer kann versichern, daß die Italiener nicht beabsichtigen, ihre Handelsdampfer unter fremder Flagge di« Dardanellen passieren zu lasten, um dort ein anderes Unternehmen zu ver suchen. So lange darüber nicht ausreichende Sicher heiten gegeben find, können wir nicht daran denken, die Dardanellen zu öffnen. Man be hauptet, daß die englische Botschaft bei der r Pforte wegen der. Wiedereröffnung der Dardanellen vorstellig geworden s«i. Li« ^ättenische Aktion im Roten Meere. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Nach Berichten des Kriegsminister» bombar dierten die Italiener drei Tage lang Kunfuda om Roten Meere, ohne jedoch größeren Schaden an- zurichten. Ferner macht der Kriegsminister bekannt, daß die Italiener sei dem letzten Kampfe bei Derna 150 Tote und Verwundete verloren und ihre Verschanzungen aufgegeben hätten. O Die Insel Astropalia, welche die italienische Flottendivision unter dem Be fehl des Admiral» Presbitero am 23. d. M. besetzte, um dort eine Basis zur Versorgung der Schiffe zu er richten, liegt am Süoeingang des Aegätschen Meeres zwischen den Sporaden und Zykladen etwa tn Höh« der Nordspitze der Insel Rhodos von der sie 17, von der Ins«! Santorin 9 deutsche Meilen entfernt ist. St« ist 20 Kilometer lang und durchschnittlich 10 Kilometer breit und bergig. Der Südeinoang des Aegäischen Meeres ist hier zwischen den Inseln Naxos und Kos sJstankoi) nur 18 deutsche Meilen breit und daher nevst den naheliegenden, größtenteils schmalen drei Durchfahrten durch die Zykladen und der zwilchen Kos und der kleinasiatischen Küste, leicht zu beobach ten, und Schiffen mit Kriegskonterbande zu sperren cder sehr zu erschweren. Zwar ist der nördliche Teil des Aegäischen Meeres von Astropalia aus nur in längerer Fahrtdauer zu erreichen, wie der unmittel bar anliegende südliche Teil: allein die Insel ver mag mit ihrer geräumigen tiefen Bucht und ihren vortrefflichen Häfen und Landungsstellen auch als Stünnnnkt für -^lienistbe Aktion in den snriscken Gewässern zu dienen und den bisherigen Krieas- ionterbandeschmuggel' zwischen den türkischen Häfen nach Syrien und Aegypten vollständig zu unterbin den, da sie die Durchfahrt vom Aegäischen nach dem Mittelmeer beherrscht, und überdies einen für di« Verbindung wichtigen, unentbehrlichen Stützpunkt zwischen der italienischen Flottenbasis Tobruk und der von Tarent und jedem Punkt bildet gegen den die italienische Flottenaktion sich richten kann. LeirMes Reick. Leipzig, 25. April. * Die Finanzdeputation L der Sächsischen Zweiten Kamme» beantragt, die Kammer wolle be schließen: sich mit der Herstellung eines voll spurigen Industriegleises im Pöhl- backt al« einverstanden zu erklären und die hierzu erforderlichen Mittel von 105 000 -4t zu bewilligen, sowl die eingegangenen Petitionen um Weiter führung dieses Industriegleises bis Königswalde aus sich beruhe,, zu lasten. * Reichsschatzsekretär a. D. Wermuth FrankfurrN» Oberbürgermeister? Die „Verl. Morgenpost" läßt sich aus Frankfurt telegraphieren: Der Ma- gistrats-Wahlvorschlagsausschuß der Stadt Frankfurt a. M. hat vorläufig beschlossen, beim früheren Reichs- schatzsckretär Wermuth anzufragen, ob er geneigr wäre, die Stelle eines Frankfurter Ober- bürger Meisters anzunehmen. Wie verlautet, soll sich Wermuth bei einer bereits erfolgten Son dierung zur Annahme des Postens geneigt gezeigt haben. * Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Prinz Heinrich zu Schönaich-Carolath vollendet heut« das 0'0. Lebensjahr. Von 1877—1890 war er Landrat d ' Kreises Guben, den er auch seit nunmehr 3 Jahren im Reichstag vertritt. Außerdem ist Prinz Schönaich-Carolath auch Mitglied des preußi schen Herrenhauses und des Kommunallandtages der Niederlausitz sowie Ehrenbürger der Stadt Guben. * Zum bayrischen Jesuitenerlaß. Die Beilegung der durch den Jesuitenerlaß der bayrischen Regierung heroorgerufenen Differenzen steht nach einem Privattelegvamm der „Frkft. Ztg." aus München auf Grund der zwischen Berlin und München geführten Dechandlungen unmittelbar be- LL1T äsr Brills brauoben Lis Ibro niodt an dovaüknsn, V7VNN Lio sirr« 2«itnng im ^bormsmvQt dalton, cii» Kir gros»« äsattiebs Lebritt Largo tritxt. Lin Llott, äoa nvdvn anorLonnd vorrügliestvra I-vssstoC onod »ul vor- uobmo^.ussr»t.iuvx äos Lobttttoot-rso, in dorag an! Ovdsmiodtsteblrsit uuä loicbtosto I-esdartzott, äonornck soin ^.uxsumsrk gvriosttvt ckLit, üt ä»s vvebontliod 13 raol »rsvstoinonäs I-sipriM Isgkbtstt! Deutsche Süüpolsr-rrpeüitivn- Don Oberleutnant Dr. Ftlchner. (Nachdruck verboten.) " VII. Kapittin del e;pedition»schisse» »Deutschland', N. B a h s c l, ist au» Lüd-Georgten der nachstehende Bericht über einen L'alsnng etngegangen, an dem er sich an Bord de« .Zanstdampserv »Don ttrnrsw' beteiligen konnte, wtihrcnd der i>rpediNoii»lett«r Tr. stilchner sich zu wislenschastlichen Beobachtungen tn der Noyal-Bay befand: „Ganz ini stillen hat sich auf der weltfernen Insel Süd-Georgien eine Industrie entwickelt, die ihren Unternehmern allfnhrllch viele Millionen ein- dringr. Tort haben sich eine Reibe von Gesell- fälojten niedergelassen, die sich mit dem Fang und der Verwertung von Walen beschäftigen. Äelci-en Umfang dieser Walfang dort genommen hat, zeigt die Tatsache, daß allein im letzten Jahr in Grytviken 1677 gefangene Wale verarbeitet wurden, die einen Ertrag von 56 156 Tonnen Oel ergaben. Außerdem werden bekanntlich die Barten verwendet und Fleisch und Knochen zu Dünger verarbeitet. Der Leiter der Station in Grytviken, Kapitän Larsen, hatte mir die Erlaubnis erteilt, auf dem größten argen- linisclien Fangdampfer mich an einem Fang zu be teiligen. Tie Besatzung des Schiffes bestand auS 12 Mann. Um in aller Frühe auf den 10 Meilen nördlich von Cumberland-Bay liegenden Fang gründen sein zu können, gingen wir nachts um 2 Uhr tn Lee; das Wetter war ziemlich rauh, und unser mit voller Fahrt dampfender „Ton Ernesto" rollte und stampfte so heftig, daß es selbst mir altem Seemann etwas Unbehagen einflößte. Für zart besaitete, zur Seekrankheit neigende Gemüter ist also eine Fahrt auk einem Fangdampfer nichts. .Lcl>on gegen 5 Uhr sichteten wir den ersten Wal, aber erst gegen 8 Uhr mehrere zusammen, sogenannte Schulen, wo cs sich lohnend schien, Jagd darauf zu machen. Das Vorhandensein der Vale ist an der mit großer Kraft von Zeit zu Zeit beim Atmen aus den Nasen- oder soaennaten Spritzlöchern her- vvrgestoßdnen, mit Wasserdampf vermischten Lust erkenntlich, welche« da« Aussehen einer Fontäne hat. Die Jagd gemacht wird» bekommt die Maschine den Befehl „Klar zur Jagd", rin Mann geht in die am Mast angebrachte AnSgnckStonnc, nm die Bewegungen der Wale besser bevbackten zu können, der'harpunier an das Gejchiitz, ein Mann steht Nar bet der Leine, um da» Auslaufen zu regulieren, und der Mann am Ruder besorgt das Manövrieren des Schiffes nach Anweisung des im Buge stehen- den Harpuniers, Ruder und Malchiuentelegraph zu- gjeich bediene^ - Tie .Harpunenkanonen sind moderne 9 em-Rohr- rücklausmittelpivogcschütze. Tas Geschoß selbst ist die zirka 1,50 m lange und zirka 60 Kilogramm schwere, aus bestem schwedischen Eisen hergestellte Harpune, die Kartusche besteht aus V- Kilogramm gewöhuliclsem Cchwarzpulver. Ter untere, etwas verdickte Teil der Harpune dient alS Geschoßboden, vorne hat sie ein Gewinde, aus das die gleichzeitig als Sprenggranate dienende gußeiserne Spitze ausgeschraubt wird. Unter der Spitze fitzen die vier zirka 0,35 m langen, scharnier- artig beweglichen Widerhaken, die beim Schießen bcigeklappt und leicht beigebunden sind. Tie Spreng- ladung in der Spitze wird durch einen Zeitzünder, sieben Seknnden nach Abfeucrn dcS Schusses, znr Explosion gebracht. In der Harpune selbst ist in einem kurzen Trahtstropp der zirka 80 m lange, 50 mm Umfang habende, aus bestem Hans hergestellte Vorläufer eingesplißt, der klar zum Auslaufen ans einer kleinen Plattform unter dem Geschütz liegt. Tiefer Vorläufer ist wieder auf eine 700 bis 900 m lange, 75 mm Umfang habende gute Manila- leine gcspUßt, welche klar im äclstfssraum liegt und beim Auslaufen um die Köpfe einer sehr starken, auf dem Vordeck stehenden Winde geleitet wird. Auf der Jagd wird so verfahren, daß mail die in einer bestimmten Richtung schwimmenden Wale einer Lckule quer zum Bua zu bringen sucht. Cs dauert dieses zuweilen ziemlich lange, doch bei der großen Erfahrung der Walfänger können diese gut beur teilen, wann und wo die Wale zum Atmen zum Vorschein kommen müssen. Bei den verschiedenen Arten der Wale ist dieses natürlich nicht gleich. Manche schwimmen fast immer an der Oberfläche, manche bleiben 10 vis 15 Minuten untergelaucht, einige sogar, lvenn verfolgt, eine halbe vis eine Stunde. Kurz vor 8 Uhr kam uns ein Aal schußgerecht vor den Bug, es war ein Finnwal, ich sah nur seinen Rücken zirka 30 m vor uns ans dem Wasser auftauckien, dieser genügte aber auch dem Kapitän, um Ziel zu nehmen und zu feuern. Der Wal ver. schwand, aber an der schnell auSlausenden Lein« sah man, daß die Harpune saß. Im Ru waren alle Mann auf Deck, und «S tzeaamr jetzt ein aufregendes Spiel. Der angeschossene Wal suchte, vom Schmerz geplagt, untergetauckr zu entfliehen. Um ein Brechen der Leine zu verhüten, musste viel Lose gegeben werden und der Dampfer mit schneller Fahrt dem fliehenden Wale folgen, bi» unter fortwährendem Bremsen die tzarpunenleinc bi» fast zum Ende auS- aesteckt ivar. Nach Einiger Zeit sah mau den Wal dann auch wieder auftauchen, auS seinen Spritz löcher» kam Luft, mit reichlichem Blut vermengt« das Meer uin ihn her rot färbend, ein sicheres Zeichen, daß innere Organe durch den Sprengschuß mit verletzt waren, und daß der Todeskamps nun nicht so lange dauern würde. Die Fahrt des Damp fers wurde, wie eine stetige Zugkraft auf die Leine kam, vermindert und bald ganz gestoppt und jetzt der Dampfer mit sclmeller Fahrt vom Wal geschleppt. Tann wurde die Fahrt auf langsam rückwärts und schließlich auf halb rückwärts gestellt, und jetzt noch machte her tödlich getroffene Wal mit dem Dampfer voraus. Doch seine Kraft schien zu erlahmen, die Zwisci>enräume zwischen dem Untertauchen und Em- porkommeu wurden immer kürzer, und jetzt konnte mit dem Einl>olen der Leine begonnen werden. Um nun noch der Leine, auf welche kolossale Kraft kommt, mehr Federkraft zu geben, wird sie auf eine schwere eiserne Rolle gelegt, die an einem starken Trahttau, das über eine oben am Mast befestigte Nolle läuft und mit seinem unteren Ende an einem starken Federakkumulator im Schiffsraum befestigt ist. Trotz dieser großen Federung stand, wenn der Wal plötzlich wieder an ging, alles zum Biegen und Brechen, und alle mußten zur Seite treten. Nach und nach, unter einem fort währenden Anhieven und Absetzen der Winde, war der Wal — eS war ein großer männlicher Finn wal von 22 m Länge — vor den Bug gebracht, und da er sein Leben auSgehaucht hatte, wurde er sofort mit Lust aufgepumpt. Tie meisten Malarten sinken nämlich, wenn tot, unter und können aus ver- sclstedenen Gründen nicht so geschleppt werden. Das Auspumpen geschieht vermittelst einer eigens zu diesem Zweck an Bord befindlichen kleinen Luft pumpe. Die Luft wird durch einen gepanzerten Schlauch, welcher in einem zirka 1 m langen, siebartig durchlöcherten, spitz zulaufenden Rohr endet, wel- cl;-cS vermittelst einer langen Führung-stange in den Wal hineingebracht wird, in diesen hineinae- pumpt. Schwimmt der Wal, so wird er längsseit gebracht, starke Ketten werden um sein Schwänzende geschlungen und durch Seitenklusen am Pollern auf dem Vordeck befestigt. Di« Schwanzflossen werden, um beim Schleppen nicht hinderlich zu sein, mit auf langen Stielen sitzenden Messern abgestutzt. Ter Harpunenvorläufer wird kurz an der vorläufig steckenblei-enden Har- pune «-geschnitten und sofort in eine anLere ein gespießt, und daS Geschütz wieder geladen und die Fahrt vhne Rücksicht auf den längSkeit mitgeschlepp- tc» Wal fortgesetzt. Von dem Moment an, wo der Schuß siel, vis daß der Wal längSseit fest- gemacht war, Warrn zirka IV» Stunde verstrichen. Wir singen im Laufe des Tages noch drei groß« Finnwale; bei einem war die Sprenggranate nickt explodiert, ihm mußte, nachdem er mit großer Mütze vor den Bug gehivt war, noch eine zweite Harpune in den Rücken geschossen werden und ihm schließlich noch, da er ein gar zu zähes Leben batte, mit Lanzen vom Schiff auS der Garaus gemacht werden. Dem letzten, noch kurz vor Anbruch der Dunkelheit geschossenen Wal wurde seitens des Kapitäns Beck mann, um den Todeskamps zu verkürzen, vom Boote aus der Todesstoß mit einer Lanze versetzt. Beck mann fuhr zu diesem Zweck mit einem Prahm (norm. Boot) und zwei Leuten in der Richtung der Har- punenleine dorthin, wo der Wal ungefähr auftauchen »rußte. Er tauchte auch wirklich dorr in der Nähe aus, aber auch schnell wieder unter, und kam dann an einer ganz anderen Stelle wieder hoch. Beim dritten Auftaucl>en wurde er jedoch erivischt und ihm die zirka 2 m lange dünne eiserne, auf einer langen Stange sitzende Lanze in die Seite gestoßen und so sein Ende beschleunigt. Etwas nach 8 Uhr abends konnten wir mit unse ren vier Walen längsseit im Schlepptau die Rück fahrt antreten, und wir trafen am nächsten Morgen 4 Uhr nach 37stündiger Abwesenheit wieder in Grytviken ein. Der „Don Ernesto" ging, nachdem er seine vier Wale am LandungSkai befestigt hatte, sofort zu neuem Fange wieder in See. Kapitän Beckmann erklärte mir, daß am schwierigsten Blau wale wegen ihrer besonderen Größe und Stärke zu fangen seien. ES kommt öfters vor, daß beim Fang solcher Wale andere in der Nähe befindliche Fangdampfer mit zur Hilfe eilen und auch ihrerseits Harpunen mit auf den Wal schießen. In Grytviken ist e- vorgekommen, daß ein Blau wal einen Fangdampfer — es war die zirka 120 Tonnen große „Fortuna" — 24 Stunden im Schlepp tau gehabt hat. ehe sie ihm den GarauS machen konnten. Ein Mann der Besatzung ertrank bei dem «ersuch, ihn vom Boot aus mit der Lanze zu töten, indem die Harpunenleine unter das Boot kam und dieses umwarf. Die „Fortuna" batte Süd-Georgie« schon ganz aus Sicht verloren und hatte 28 Stunden zu dampfen, bi- sie den Hafen erreichte. Neben ben Blauwalen machen die Finnwale die größten Schwie rigkeiten beim Fangen. Barten- und die plumpen Warzenwale machen am wenigsten Arbeit, Gpermwake kommen fast gar nicht vor. Wie lange es -et dem Massenmord« der rtestaeu Fischsäugetiere noch Wale in der Umgebung Sud- Georgien- geben wird, muß die Zeit lehren. Viel leicht sind die Stätten, wo jetzt Tag und Nacht gearbeitet wird, wo in riesigen Trankochercien und Guanosabriken das Waltier verarveitet wird und Millionen verdient werden, schon in einigen Jahre« wieder so verwaist wie früher. L. Lahsrlt stapKüs dsr ^DeutWlaytz"«
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