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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.04.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120422025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912042202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912042202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-22
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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S»W lk> Sette 2. Nr. 204. l06. Jahrgang. Letprlger Tasevlstt. Montag. 22. NprU 19l2. sobald die natürlich« Interessengemeinschaft hier die Staaten Mitteleuropa- und die Türkei in einem starken Bündni» zusammenschlveikt- Inso fern wünscht es kleine und gegeneinander eifer- süchtige, weltpolitische ohnmächtige Staaten. Anderseits sind nur mächtige Staaten oder Staatenbünde imstande, den Druck der russisch sibirischen Länder- und Menschenmasse auf die Dauer aufzuhalten, denn eS geht mit Riesen schritten den 200 Millionen entgegen, es ver fügt über ein vorzügliches unerschöpf liches Soldatenmaterial, allerdings meist unter schlechten Führern bei einer brutalen Gewaltpolitik, die nicht weniger für die Propa ganda der Tat ist wie die russischen Nihilisten. Lo schwankt England zwischen einer türken freundlichen Politik und dem Poussieren aller möglichen kleinen Balkanaspiranonen hin und her. Rußland — nicht einmal Frankreich — hat aus dem deutsch-englisch en Gegen satz im letzten Jahrzehnt den größten Vorteil gezogen. Ueberall, in China, in Afghanistan, in Persien und vor allem mit seiner türkischen Po- litik. Denn gerade hier ist der dcutsch^engliiche Gegensatz die stärkste Karte im russischen Spiel. Ueber Racconigi scheint der Weg der italieni- schen Politik nach Albanien (im vergangenen Jahr) nach Tripolis und nunmehr zum Angriff auf die Dardanellen zu gehen. S Dir Wirderöffnung der Dardanellen. Aus Konstantinopel wird g.m lsct. Dem Vernehmen nach werden die Darda nellen im Laufe dieser Woche, wahrscheinlich am Donnerstag, sür die Schifsahrt in einer schmalen Fahrrinne wieder geöffnet werden. Ein Ministerrat unter dem Borsitz des Groß- ivesirs genehmigte den Text der Antwort note der Pforte auf den L'eun.t lungiscl ritt der Mächte. Die Anttvort wird vom Minister des Aeusteren den Botschaftern bet dem morgigen Empfange mitgeteilt werden. Di« Folgen der Dqrdanellensperre. Konstantinopel, 22. Avril. sk.-6.-Tel.) Die An sammlung von Handelsdampfern, welche aus dem Schwarzen Meere hier einlaufen, ist an dauernd bedeutend. Sonnabend und Sonntag gingen nicht weniger als K8 für die Durchfahrt bestimmte Frachtdampfer im Bosporus vor Anker. Wegen der Oesfnung der Durchfahrtsrinne der Dardanellen wurde — entgegen anders lautenden Meldungen — auch gestern noch kein definitiver Beschluß gefaßt, doch ist die Pforte von der Absicht aoaekom- men, in diesem Falle die Garantie der Groß mächte zu verlanaen, daß dann die gegnerische Flotte die Dardanellen nicht forciert. Abgesehen da von, daß eine solche Garantieerteilung im Wider spruch zu der Neutralitätserklärung der Mächte stände, befürchtet die Pforte, daß, wenn sie gegeben würde, sie Italien als Grund zu Kom pensation en dienen würde. Das deutsche Auswärtige Amt über die Dardanellensperre. (Botz unserer Berliner Redaktion.) ii n, 0. Berlin, 22 April, - Der Hansabund hatte ein ihm zugesandtes Telegramm der Mannheimer Börse über die täglichen wirtschaftlichen Folgen der Darda- nellensperr« an den Reichskanzler weiter- gegiben. D«m Hansabund ist darauf folgende draht lich« Antwort des Auswärtigen Amte» zu gegangen: „Auf Ihr Telegramm betr. die Sperrung der Dardanellen erwidere ich Ihnen, daß Deutschland als neutrale Macht sich nicht in den Krieg zwischen zwei Großmächten ein mischen kann. Die Kaiserliche Regierung wird sich indessen angelegen sein lassen, zum Schüße der deutschen Interessen die nach Lage der Verhältnisse geeigneten Schritte zu tun. gez. Krderlen." Die Bewegungen der italienische» gflolte. Daloniki, 21. April. (Tel.) Der Hafenkoin- mandant erhielt von Rhodos die amtliche Mit teilung, daß sieben italieni sche P an zel l'chiffe und drei Torpeoofahrzeuge dort eingelansen und nach drciviertelstündigem Aufenthalte wieder in See geagngen seien. Nach Meldungen von ChioS und Tenedos wnrden dort gleichfalls iatlienischc Kriegsschiffe gesehen. In dem fungtürtischen Komitee nahestehenden Krei sen verlautet, den Mitgliedern dcS Komitees in Konstantinopel sei von berufener Seite die Zu sicherung gemacht worden, daß mit einem ita lienischen Angriffe auf Saloniki nicht zu rech nen sei. Trotzdem werden hier und bei den Be festigungen am Kap Karaburun sowie an den Küsten von Chalkidike die Borsichts mäß ig eln sür den Falt eines Angriffes mit uuge- schwächtem Eifer fortgesetzt. Vombardemeat auf Chios? Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die italienischen Kriegsschiffe sind augenblicklich vor Chios versammelt. Sie kündigten gestern nach mittag das Bombardement auf die Stadt an, wenn die Besatzung sich nicht innerhalb vier Stunden zur freiwilligen Uebergabe bereiterkläre. Nähere Einzelheiten liegen bisher nicht vor, da die Italiener die Kabelverbindung zerstört haben. * Die Oase Zuara von den Italienern genommeu? Nach einer Meldung des „Secolo" aus Tunis erhält sich dort mit großer Hartnäckigkeit das Ee- rächt, daß die Italiener nach heißem Kampfe die Oase Zuara besetzt haben. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt noch nicht vor. Marokko. Aus Tanger wirb gemeldet: General Moinier traf am Sonntagmorgen in Fez ein, wo die Ruhe jetzt wiederhergestellt ist. Die gesamten Verluste in den Kämpfen am 17., 18. und 19. d. M. betragen 2 5 Tote, darunter zwei Kaufleute, sowie etwa 60 Verwundete. El Mokrt und Regnault besuchten die Verwun- deten im Hospital. El Mokri dankte den Truppen für die bewiesen« Tapferkeit. Wie es scheint, sind bei den Plünderungen in Mellah gegen hundert Juden umgekam men. Unter den scherifischen Trüpstoit lick'Lager von Suk-rl-ArSa soll nach den letzten Berichten aus Elksar eine gewisse Erregung herrschen. Die Opfer der Unruhen. Aus Paris wird gemeldet: Da» Kriegsministerium oerVssentlich die Nam«» der bei den letzten Unruhen in Fe > gefallen«» fran zösische» Jnstrnktio»»ofsizier«. Danach handelt e» sich um die Hauptleut« Lead«, Larenne, d« Montoise, Rouchett« und Bourdonneau. Die Frau und die Kinder d«s letzteren konnten ge, rettet werden. Der Adjutant Lecossoie wurde sch »er verwundet. Der „Petit Partsien" meldet aus Tanger: Die Zahl der in Fez getöteten französischen Offiziere und Unteroffiziere beläuft sich auf 30. Unter den von den Aufrührern niedergemachten Zivilisten befindet sich der Berichterstatter des „Matin", Bringau, sowie dessen Frau. Sie wurden von den Meuterern überfallen, als sie in Begleitung Les Militärdolmetschers Rönau und des Kaufmanns Bengi« beim Frühstück saßen. Auch die beiden letzteren wurden niodergemetzelt. Der „Matin" teilt mit. daß seinem Sonder berichterstatter vom Gesandten Regnault ver boten worden sei, irgend welche Meldungen mittels Funkentelegraphie abzusenden. Er habe nur telegraphieren dürfen, daß er sich noch immer in Sicherheit befände, was recht beunruhigend klingt. Das Blatt schreibt weiter: Die Nachricht von der Niedermetzelung der französischen Offiziere und Zivilisten hat in der öffentlichen Meinung eine tiefgehende Be wegung hcrvorgerufen. Die Negierung hat ge glaubt, den Gesandten Regnault beglück wünschen zu müssen. An wen wird sie ihren Tad«l richten? Es sind schwere Fehler be- gangen worden. Di« Niedermetzelung unserer Landsleute hätte vermieden werden müssen. Die französischen Truppen sind zur Befreiung der be drohten Europäer am 21. Mai vorigen Jahres in Fez eingetroffen. Seit elf Monaten sind di« Fran, zosen Herren der Stadt. Was ist seither zum Schutz unserer Landsleute geschehen? Nach «ine Havas-Meldung ausTanger wur den bei der Plünderung des Zudenviertels in Fez an hundert Juden getötet. Die Zahl der Per- wundeten sei sehr beträchtlich und das El«nd unter den Juden sehr groß. Wie aus Elksar gemeldet wird, zeigt sich nun auch unter den scherisischen Truppen in Suk-el-Arba eine bedenkliche Gärung. Die französischen Offiziere haben Vorsichtsmaß regeln getroffen. Aus Taurir wird gemeldet, daß in den letzten Tagen von dem Marokkanern z w.e.j französische Soldaten getötet wurden, die al» Lagerwacht- posten ausgestellt waren:"'^*' Muley Hasids Reise nach Pari, aufgeschoben. Aus Paris wird gemeldet: In hiesigen politischen Kreisen will man wissen, daß die beabsichtigt« Reise des Sultan» Muley Hafid nach Parts infolge der gegenwärtigen Un ruhen in Fez verschoben worden ist. Wie er innerlich, wollte der Sultan im Juni nach einem Be. suche der Königin von Holland auch nach Paris kommen. Das Nciseprojekt kam noch unter dem Ka binett Caillaur kurz nach dem Abschlüsse der deutsch, französischen Marokkooerhandlungen zustande. Die französische Regierung hat jedoch durch ihren Sonder» gesandten Regnault dem Sultan vorschlagen lasten, für seine Reise nach Paris einen günstigeren Zeitpunkt abzuwarten. O ZU den franröslsch-spanis'chen Verhandlungen wird aus Madrid gemeldet: Der Bermittlungsvorschlag Englands geht da- hin, daß Spanien an Frankreich ein großes Ge biet in Mergate abtreten möge; dafür soll Frankreich seine Ansprüche in der Gegend von Jfni vermindern. Deutsches Keich. Leipzig, 22. April. * Die angebliche Stellung der Regierung zur Erbschaftssteuer. Man schreibt uns: Die „Neue Preuß. Korresp." hat ein« Mitteilung verbreitet, über di« Stellung, Vic die Regierung für den Fall einnehmen würde, daß eine Reichstagsmehrheit ihr die Erbanfallfteuer als Deckunasmittel für die Wehr vorlagen anbieten würde. Dabei werden gewisse Bedingungen mitgeteilt, unter denen die Erbanfäll- steuer für die Regierung annehmbar sein würde. Di« ganzen Ausführungen sind, wie wir versichern können, nichts als eine haltlose Kombination. * Ein außerordentlicher Bertretertag der natio» nalliberalen Partei Württembergs, der am Sonntag in Stuttgart tagte, hat eine Resolution ein stimmig angenommen, in der gesagt wird, daß die nationalliberale Rcichstagsfraktion unter der be währten Führung Bassermnnns die den Traditionen der Partei entsprechende zuverlässige Haltung in nationalen Fragen auch künftig ein nehmen wird. Der Vertretertag erwartet, daß die Meinungsverschiedenheiten, di« in der letzten Sitzung des Zentraloorstandes mit großer .Schärfe zum Ausdruck gekommen sind, von dem am 12. Mai in Berlin stattftndcnden Delegiertentage beigelegt werden. Ferner hält er ein« Verständigung mit dem Reichsoerband der nationalliberalen Jugend über die Beseitigung vorhandener organisa torischer Mißstände auch bei Aufrechterhaltung der Institution de» Reichsvekbandes, di« ihm zweckmäßig scheint, für durchaus möglich. * Friede unter den Hamburger Hafenarbeitern. Eine Versammlung von Schauerleuten nahm, einem Telegramm aus Hamburg zufolge, am Sonntag mit 963 gegen 304 Stimmen den in den Vorverhand lungen vereinbarten Lohntarif an. Dadurch ist der Friede im Hamburger Hafen auf drei Jahre gesichert. * Zur Verhaftung de» Grenzkommistar» Dreßler erhielt der konservative Abgeordnete Kreth, Ver. treter des Reichstagswablkreises Goldap-Stallu- pönen, nach einem Prioattelegramm des ,,Berl. Lok.- Anz." au» Eydtkuhnen, auf Erkundigungen an zuständiger Berliner Stelle die Auskunft, daß kein Sicherheit sul Lee. Ein Bordgespräch, mitgeteilt von Leonhard Adelt. Der Loirdoner Eonderzua läuft in den Hasenbahn hof von Southampton ein. Die graue uno verqualmte Luft löst sich seewärts in einem weißlichblauen Flim mern. Die See ist smaragden und in ihrem laut losen Atmen ist ein metallisches Aufglänzen der be sonnten Flächen. Zwischen Himmel und Meer, als dunkler Fardcnton in scharfen Konturen hineinge stellt, der White-Star-Linie-Dampfer „Baltic", mit den Zacken seiner geschrägten Schornsteine, blitzblank und wie ein Spiel in der Heiterkeit des Unendlichen. Während der Ueberfahrtsdampser ein halbes Tausend Reisende an Bord bringt, verkehrt sich für sie das Verhältnis der optischen Erscheinung. Die Reede mit ihren Dampfern, Kohlenbunkern, Zollkuttern, Kai hallen und Bahnzügen und dem verrußen Hinter grund der Stadt entrückt aus den realen Dimensionen in da» ameisenhaft Winzig«; der Dampfer wächst hochbordig und langgestreckt emvor, unü seine Decks sind von dem Fresko der Offiziere, Matrosen, Ste wards und Musikanten militärisch gegliedert. Das Ueberfahrtsschiff. befrachtet mit Menschen und Er wartung, schrumpft in sich zusammen. Der Willkomm der Schiffskapelle grüßt herüber, dazwischen kurze, Helle Kommandowortc, Ketten und Brücken rasseln, und hinüber zieht in dünnem Strom die Karawane von Menschen, die ihr Leben für Wochenfrist dem köstlich geschmiedeten Schrein anvertrauen. Man hat diese Ueberseedampfer schwimmende Hotel» genannt und hat damit ihre Eigenart verfehlt. Tie Gäste eines Hotel» entfernen sich auch gesell schaftlich nicht sonderlich weit voneinander — das Schiff aber ist der Spiegel de» sozialen Organismus Welt. Au» den eleganten und wohltemperierten Salons der „Baltic" aufsteigend, nach dem Bug zu, wo sich der Gegenwind um die Biegung des Promenaden decks wirft, sieht der Weltreisende der ersten Klasse auf das Zwischendeck herab, wo die Ausgestoßenen des Glückes der großen Schicksalswendung harren. Iren, Juden. Rusten, Polen, Slowaken, Ruthenen, in der Buntheit ihrer Nationaltrachten, mit schweren Arbeitsstiefeln, an denen der Kot der heimatlichen Erd« klebt, kauern auf Deck und in den Kasematten: stumpf, müde, übermütig, zuversichtlich, bang, das Liebste ihrer Habe, das Symbol ihrer Heimat, ins Schnupftuch geknüpft — und der dumpfe, kcllerartige Geruch der armen Leut« schlägt nach oben. Rücklings am Heck schließt sich die enge Behaglichkeit der Rei senden zweiter Klasse an die verschwenderische Eleganz de» Mittelschiffe». Da» Heck fällt steil ab wie ein überhängender Fel». In der Tiefe rauschen und schäumen die Master unter den raitloser Hieben der Schiffsschrauben gleich einer ausgewllhnen Alpen klamm: die weiße Spur verläuft, zweigeteilt ausein anderfahrend, weit zurück, darüber flitzt das Schnee treiben Ser abfallgierigen Möven. Dte „Baltic" hat die Insel Wight passiert und durchfurcht den Kanal. Stählerne Haie werfen sich mit 25 Knoten Schnelligkeit um ihren Bug. bugwärts und kielwärt» fahren Spritzer wl« Walfischfontänen au» dem durchsichtig grünen Master auf: die eng lischen Torpedo» lauern über dem kontinentalen Frieden. Das Kriegswimpel ist unsichtbar über jeder Handelsflagge gehißt. Die „Baltic salutiert einen Hapagdampier, der vorbeifährt, und der Brite neben mir sagt leis«: „Wir holen euch schon noch ein." Er ist von der Linie und stolz auf das schöne Schiff, das er mir erläutern soll. „23 87S Tonnen, 13 000 H. P., 17 Knoten," fährt er sachlich fort; „das oiertgrößte Schiff, nach „Lusitania" und „Mauretania" von der Cunard Linie und Eurer „Kaiserin Augusta Viktoria". Auch in der Personenbeförderung ran giert die White-Star-Linie an vierter Stelle, nach Rorddeutsck)«m Lloyd, Hapag und Cunard Linie: von den eine Million Menschen, die jährlich zwischen Europa und Amerika fahren, befördern wir 90 000. Wir sind noch jung, erst 1874/75 mit unsern ersten Dampfern herausgekommen ..." Der Nachsatz klingt fast wie Entschuldigung. „Wenn unsere beiden 45 000- Tonnen-Dampfer erst vom Stapel sind, die .Titanic" und die „Olymvic", die größten Schiffe der Welt..." Er lächelte voll Zuversicht. Ich wende ein: „Sie werden sich des Ruhmes, di« größten zu sein, nicht lange zu erfreuen haben, da ja die Hapag «inen 50 000, die Cunard-Linie einen 60 000 Tonnen-Dampfer in Auftrag gegeben haben. Wer baut Ihnen?" „Hurland and Wolff in Belfast — dieselben, die Ihrer Hapag die „Amerika" gebaut haben. Wir gehen gleich ihr nicht darauf aus, das Blaue Band des Ozeans zu erjagen, denn die „Titanic" und „Olympic" sollen nur 21 Kirsten Geschwindigkeit haben; aber wir wollen an Sicherheit, Bequemlich keit und Komfort unübertrefflich sein. Sie werden in Len neuen stählernen Decks den Betrieb eine» weltstädtischen Hotels neben der Geschlossenheit ganzer Wohnungen finden, st« können schwimmen oder tur- neu, und wenn Sie der altenglische Taoernenstil des Grillrooms langweilt, so mögen Sie sich inmitten der von lebendem Wein verkleideten Felogrotten des italienischen Cafös und im Palmenaarten in dem Süden träumen. Menn Sie das Promenadendeck zweimal steuerbord und backbord auf- und abgeganaen sind, haben Sie einen Spaziergang von einem Kilo- meter hinter sich. Wollen Sie das Schiff voll be frachten, so lasten Sie 100 Eisenbahnziige zu je 10 Waggons ihr« Ladung hineinschütten." Die „Baltic" laviert vorsichtig und mit halber Maschinenkraft zwischen den zahlreichen Fahrzeugen, die den Kanal beleben. Der Kapitän weicht nicht von der Kommandobrücke, ehe nicht das offene Meer erreicht ist. Ich denk« der kommenden Riesenschiffe: welch ungeheure Verantwortung . . . Aber mein Begleiter lächelt: „Was soll solch einem Schiff ge schehen? Es kann gar nicht untergehen, weder durch Master noch durch Feuer. Nehmen wir an, es wird leck. Was geschieht? Eine oder einige Abteilungen de» Doppelboden» laufen voll. Nehmen wir an, auch der zweite, innere Schiffsboden sei beschädigt. Alsbald schließt ein Hebelgriff des Kommandieren, den sämmtlichc Schotten, die den Schiffsraum vom Kiel bis zum Oberdeck wasserdicht austeilen. Nehmen wir an, aus irgend welchen Gründen unterbliebe das, so werden sich die Schottentüren dennoch auto matisch eben durch da» «indringende Master schließen. Und schließlich haben wir, außer den Rettungsbooten, die Lenzpumpen, deren Rohrnetz durch da» ganze Schiff läuft, so daß bei Versagen der einen jede be liebige ander« sür sie in Funktion treten kann. Diese Pumpen dienen teilweise zugleich auch als Feuer löscher. klebrigen» zieht man es heute schon vielfach vor. Schiffsbrände ohne Wckster zu löschen: man er stickt den Brand durch Gase, die im Generator er zeugt und durch Rohre an Ort und Stelle geleitet werden; feuergefährliche Ladungen werden von vornherein unter Kohlen- oder schweflige Säure gesetzt. „Wenn nun eine Panik an Bord ausbricht?" „Jeder Mann der Besatzung, Deckspersonal, so« wähl wie Maschinenpersonal, hat für alle vorkom' menden Fälle: Havarie. Feuer, Verlassen de» finken den Schiffes im Boot seine ganz bestimmte und oft geprobte Aufgabe, durch die er sich von nichts als durch den Tod abbringen lasten darf." Wir streichen treppauf, treppab durch die weit läufigen Gänge und Räume. Mein Begleiter sagt: „Kein Stück am Schiff, da» nicht durch den Englischen Lloyd im Entwurf, Bau und Betrieb sorgfältig nach geprüft wäre. Dafür" — er lächelt«, ohne eine Miene zu verziehen — „sorgen schon di« Ver- iicherunasaeleülchatten." „Die Derlustziffern," frage ich, .stnken ständig?" „Gewiß. In d«n ersten vier Jahrzehnten hatte der nordatlantische Dampferoerkehr 144 Totalver luste: 8 davon Lurch Kollision mit anderen Schiffen, 3 durch Eisberge, zehn durch Brand an Bord, 24 sind verschollen...., eine Möglichkeit, dte heute, im Zeitalter der drahtlosen Telegraphie, mehr und mehr schwindet. Seit der internationalen Festlegung be stimmter Routen für die Hin- und Rückfahrt und für den Sommer und den Winter Hal sich auch die Gefahr einer Kollision mit andern Schiffen und mit den gefürchteten Eisbergen der nördlichen, direkten Strecke wesentlich verringert. Der Kanal ist hundertmal gsfährlicher als der Atlantik, Len wir endgültig bezwungen haben. Sehen Sie" - er zeigt auf die Antennen zwischen den Masten. Die drahtlose Telegraphie trägt die Unruhe der Welt in dte Robmsonad« d«s Ozeanfahrer,; in der Bord zeitung losen die Reisenden di« letzten Nachrichten au» der Heimat um weniges später al» di« Zeitung». l«ser zu Hause, di« ihrerseits den Lauf des Schiffes Tag für Tag verfolgen können. Einmal aber — und in stetig längeren Pausen wteoer einmal — verfängt sich ein Hilfeschrei Hun dert« von Kilometern weit in dem Empfänger eines Schwesterschiffe» und erstickt ttn Meere, ehe noch der Ruf Erwiderung fand. Sine a rchiiolosilche Lm-rckun- in Tripolis 1s, Auf einem Hügel in der Nähe von Gargaresch, in der Stellung, die da» 82. italienische Infanterie- regiment besetzt hält, ist am Donnerstag dem Dr. Aurigemma eine wichtige archäologische Ent deckung gelungen, die geeignet erscheint, in die Mysterien des alten Sonnenkultus, der Mttra- kultus, neues^icht zu bringen. Schon früher war an dieser Stelle ein Grabgewölbe au» altrömischer Zeit entdeckt worden, aber die türkischen Behörden, dte allen Reminiszenzen an die römische Besetzung des alten Tripoli» feindlich gegenüderftanden, hatten da- mal» dafür Sorg« getragen, daß dte Fundstätte un- auffällig wieder verschüttet wurde und in Vergessen heit geriet. Den Bemühungen Aurigemma» und der ihm zu seinen Arbeiten zur Verfügung gestellten Sol daten ist e» jetzt gelungen, jene Grabstätte wieder aufzufinden. Im Sande stieß man bei den Gra- bungen durch einen glücklichen Zufall bald auf Stein mauern: es waren die Wände j«nrr unterirdischen Grabkammer, di« ein« Doppelgruft enthielt. Die Kammer zeigt einen reichen Schmuck altertümlicher Fresken, und die außerordentlich interessanten In schriften beweisen, daß ein« Witwe namen» Arisut dies« Kruft für ihren Gatten Juratam» und für sich selbst erbaute. Die Namen deuten auf den afrika nischen Ursprung der Familie hin, der Mann war vielleicht Numide. dte Frau aber sicherlich semitischen Ursprung». Di« Inschriften und Darstellungen zeigen ferner, daß Las Ehepaar Gläubig« Les Mitrakultus waren. Die über dem Bildnis der Witwe Arisut auftauchende Gestalt einer Löwin weist zweifelsfrei darauf hin, daß Liese Frau im Kreise ihrer Reli gionsgemeinschaft den vierten Grad, den Rang einer Löwin, erlangt hat, was ihr das Recht auf die drei Formen der Kommunion gab, auf Brot, Master und Wein. Schon bet der ersten Auffindung dieses Grab gewölbes wurde Liese Beobachtung gemacht und er regte in der wissenschaftlichen Welt lebhaftes Auf sehen, weil man bisher angenommen hat, daß nur Männer zum Mitrakult zugelasten wurden. Die Wiederentdeckung dieses damals nur flüchtig be sichtigten altrömischen Grabes wird nun die Mög lichkeit geben, diese Fragen weiter zu erklären. Die Ausgraoungen werden unter der sachverständigen Leitung Dr. Aurigemmas fortgesetzt. O * Der Vnnd Deutscher Architekten hatte eine außer- ordentliche Hauptversammlung nach Berlin be rufen, die zur Frage des Reubaus des König lichen Opernhause» in Berlin Stellung nahm. Die gewaltige architektonische Aufgabe hatte natur- gemäß eine große Anziehungskraft auf die Archi- tektenkreise auSgeübt, und der Besuch war ein sehr starker. Neben den Fachleuten sah man eine Anzahl Mitglieder de» Preußischen Abgeordnetenhauses, aucb daS Ministerium für öffentliche Arbeiten war ver- treten. Ten Vorsitz führte Geh. Baurat Frentzen- Aachen, der in einer Ansprache das große Interesse weiter Kreise an der Tagesordnung betonte. — Ter Referent Redakteur Hoffmann-Berlin gab einen histo rischen Ueberblick Über die Beziehungen zwiscl^en Theatcrbau und Bolkskultur. In der Debatte be merkt Arclsttekt Siedler, für einen allgemeinen Wett- bewerb fei es nun zu spät. Im Verlauf der Debatte äußert sich Geheimrat Seeling-Charlottenburg: Wir müssen die veröffentlichten Skizzen unter Zustimmung des Bauherrn gründlich zu revidieren versucl)en. Die Sicherheit muß an erster Stelle stehen. Das Bühnen- hau» läßt in bautechnischer Beziehung so gut wie alles zu wünschen übrig. Auch die Zuschauerraum verhältnisse können unmöglich so bleiben. Unter keinen Umständen darf ein ö. Rang und dahinter nock eine Galerie zugelassen werden. Unter keinen Umständen darf das Haus, so wie es geplant ist, gebaut werden. ES must gelingen, den Bauherrn davon zu überzeugen, daß eine Lende rung nötig und bei voller Wahrung der Repräsen tationspflichten des Hofes möglich ist. Auch Diplom ingenieur Rottmeyer-Verlin spricht sick gegen den Grubeschen Entwurf au». In der Debatte kam es immer wieder zum Ausdruck, daß ein allgemeiner Wettbewerb veranstaltet werden mülle, und Land- tagSabgeordneter Linz forderte den Bund auf, aus sich heraus die Lösung dafür zu fördern, daß er einen Entwurf ausstellt. Hierauf wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der der Bund Deut scher Architekten, unter voller Würdigung der künst lerischen und technijckM Arbeit, die in den Bor arbeiten enthalten ist, sich erbietet, freiwillige Mit arbeit an der großen Aufgabe zu leisten. Der Bund spricht zu diesem Zwecke die Bitte aus, daß Ver treter der freienArchitektenschaft gehört werden mögen. Lheaterchronik. Die Sommersaison des Köse» ner Kurtbeater, hat die Direktion Max Günther übernommen. Unter deren Leitung sin- den auch die stet» mit regem Intereste aufgenommenen Rudelsburgfestspiele statt. Direktor Gün ther leitet ferner das Sommertheater Naumburg», nachdem er hier eine Wintersaison hindurch spielte MVNt Anlaß zur hafteten D ständigen Spionai stellt, daß Relchsregie Untersucht» * Zum povich er Ministerim * Die 1 ziose Mitt« miral de l Kriegsflott unter 6 Di und 6 groß Sprengmin booten unk Untersee do> Lapeyröres Konteradm 18 000 Mai Frankreich einem A * Sena General Senatsersa Mosel!« wt Hagen m servativen * Die 1 ström wuvl Lurch veva Arbeitern, N « b « nf forderung« die Streit ihnen die sonst nicht Streikkonri an Mensch daß eine t a u s e n!d der sich auf 110 C die an bei von den h Len, nich * Bedei zwischen d den Wacht in Schani Nordgrenz letzten Ta.c Polizisten telegrapbis mit der B' di« Entv barschaft i dringen, 1 Polizei lastungen * Die Einer Me haben dü und „Ne Orleans i mit einer in Mexiko Gezogen lOhnr G Alle Nmmr <» 87S I! 514 ,IOOO) 776 ,1000) 435 704 67 3683 ,500) ^09 928 12 897 49 592 432 827 8S 5477 1' 733 629 3 »45 937 21 971 779 13 365 2 747 496 854 9< 730 512 6! 708 »>s)2< 938 247 14 10544 k 452 236 78 854 848 2 ,500) 53t 112 3 643 487 697 29 »05 191 905 323 22 »5595 4 250 48« 41 762 304 90 ,500) »7 608 204 5 113 397 49 184 54 590 803 63 272 »<»634 859 430 41 526 108 27 397 254 85 886 715 91 670 900 5 985 933 2 940 602 14 »5260 I 333 375 12 193 474 9 346 ,3000» 837 284 ,1« 959 833 82 417 213 7 818 (1000, 580 939 3« 30169 864 818 85 107 3 957 32790 15 I 32 778 8 647 180 61 483 ,3000) 275 157 8L 35289 722 3634 59 814 232 368 ,1000) 998 637 7L 210 348 9k 145 22 ! 935 877 31 40502 931 ISS 4 830 ,2000) 584
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