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BezugS-Preit ftr Litrpa »»d »«ich «ser, trag»» »ad koidilrxi« Lm«t ttZ>>ch t»» Hau, gedracyl !» Vt- «auatl, L7> Vit. oten-ltShil. «<I un>»n,tztltal«« » T» nahm«ft«llen adaedott 7» Vs. LSVN. oNnellädrl. »«» »l« V»K: tnnerhald Druklchland» und der d«»tfch«n Kolonien vieniliährt. >.» Vit., «»natl. IM Vit. au»!cht. Poltbeftellaild Ü«rn«r in Belgie», Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Lurembura. Niederlande, Nor wegen. Oenerreich. Unuarn, Nuiilond. Schweden and Sldwei». 2» alle» uvnaen Staaten nui direkt durch d»e idelchättd» stelle de» Blatte» «rbältlich. Da» Letprig«, Lagedta« «richernt 7mal tägltch. Sonn» ». Ketenag» »u> morgen». Ldonn«ment»»<lnnahm« Sodanm^oll» d, dei unleren Tragern, «stlraten. Spediteuren >u»d Lnna-melrellen, >«»»« BoäLmiern «cd Bnritrager«. «t,,»U»«rka»t»»r,»» 10 Vt. Morgen-Ausgabe. riMger Tageblatt -eu-^chi!!l D Handelszeitung. ! IMLr.. il4«S4 o s Dv..«aNe aämm. Stetnw.« L 'L7."L' Ämtsklatt -cs Rates «n- -cs Nolczeiamtcs Ser Lta-t Leipzig. »MM» Lozeigev-Preit fRe Snieenr, an» Uewn- »nü Um,«»«» »t« l^ltt,,Potttietl, SPt_d««N»Na»»- «»« I VN »»» »»»wärt» » Pi. NoNamon Ul) Mk. Inlerat« «an vehärde» »m amt lich«» T«tl di« Petttaetl« S0 Pf. S«Ichäft»»ni«t,en mit Pladoorlchrttt«» im Preti« «rhädt Nadatt nach Tarik. Betlageiedlldi Selamt» auflag« li Mt. o Taulead «rkl. voitgedulir. Teildetlag» HSo«r. 8»ll«n«tUo Auströa« tänne» atcht »»rillt» ae»»,«n omrdea. FSi da» «trlchetn«» a» »«Itimmten Tagen und Plätzen wird lein* Sarantt« ild«rn»mm«a. Vn,«t„n»>nnadm«: S»da»«»,»Ik« dei iämtlichea Ktlial«n » allen Nnnon«» Ervedtttonen d«« 2n- und Vu»land«». Demi an» «eetaa »»» pfischee ch ttitrft«, Jndader: Va»t Nitrit««. M«datn«» «u» Ge>chtil»kt«>«: 8odaanl»gaIIr L Hiupr-Atliat« De«»»«»: Seettrage < l lleleotzon «82U. Nr. 22S. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. Das Mchtiglte. * Der Deutsche Kronprinz vollendet heute sein 30. LebenSjahr. (S. Dtsch. R.) * Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler hielt gestern hier im Deutschen Buchhändlerhaus seine alljährliche Hauptver- sammlung ab. (S. bes. Art.) * Den Sächsischen Staats-Preis ge wann in Dresden Herrn H. Hoeschsu ir l" unter Jockey Blades. — Das Hauptrennen des Eröffnungstages in Hoppe garten, das Große Hoppegartener Handicap, sah Graf E. Henckels „Principal" unter F. Bullock als Sieger. — Im Preis vom Rhein in Mannheim siegte Lt- v. Zobeltitzs „Bavarde". (S. Sport.) Sschlllche psrlamerttsmoche. (Don unserer Dresdner Redaktion.) X Die Vertagungsfrage bzw. diejenige w'nes außerordentlichen Landtags, tritt täglich mehr in den Vordergrund. Da der Etat jetzt fast un mittelbar vor Schluß der Session noch nicht einmal erledigt ist, wollte Präsident Dr. Vogel auch den freien Sonnabend mit einer Plenarsitzung be legen. Dem widersprach aber Abg. Hey mann (Kons.), der erstens diesen Tag den Abgeordneten reserviert wissen möchte, anderseits aber auch an gesichts der Notwendigkeit einer weiteren Tagung Liese Ueberlastung der Sitzungen nicht für not wendig hält. Eine Erörterung im entgegengesetzten Sinne wäre jedenfalls erfreulicher gewesen. Die Situation ist im Hinblick auf die unerledigten Arbeiten wenig an genehm. Die Herren „Viel- und Langredner" aus den verschiedenen Lagern des Hauses sollten nicht ohne „innere Einkehr" an diesem Resultat vorüber gehen. Im Mittelpunkt der Beratungen dieser Woche stand der Iustizetat, der auch einen reich besetzten Regierungstisch auf den Kampfplatz rief. Daneben wurden, sowohl in der Ersten wie in der Zweiten Kammer nur kleinere Etatkapitel und Pe titionen erledigt. Insbesondere galten die Be ratungen auch der Dotierung unserer Kunstschulen und Kunstinstitute, die bei allen Volksvertretern warm« Fürsorge fanden. Montag, üen 6. Mai 1912. Einen wenig glücklichen Stand hatte während der Justizdebatte der Justizminister Dr. von Otto mindestens hinsichtlich der Aufnahme, die seine Er klärungen bei den Parteien fanden. Die Frage einer gerechten und volkstümlichen Judikatur wird stets in allen Schichten der Bevölkerung schnelles intensives Interesse und in jedem einzelnen einen ernsten Kri tiker für sich finden. Deshalb wird sie auch stets leicht zu Differenzen führen müssen. Insbesondere ist es die Sozialdemokratie, di« unsere Rechts pflege für ihre Sonderzweck« auszu nutzen und den Gegensatz zwischen Volk und Richterstand unnatürlich zu verschärfen sucht. Sehr treffend fand der Justiz Minister hierfür eine Erklärung. Er sagte u. a.: Wenn Sie lZU den Sozialdemokraten) sagen, Latz Sie mit einem Gesetzes paragraphen nicht einverstanden sind, so verstehe ich das, wenn Sie aber weiter erklären, deswegen, weil Ihnen der Paragraph nicht patzt, hat der Richter, der ihn anwendcte, Klassenjustiz geübt, so kann ich Ihnen nicht folgen und mutz Ihnen darin entschieden «ntgegentreten. Sie greifen fast immer das Gesetz an, Las Gesetz aber kann der Richter nicht ändern." Diese ministeriellen Darlegungen fanden überall lebhafte Zustimmung, um so mehr, als die Vertreter der äußersten Linken kurz vorher eine geradezu unglaubliche Liste von „Urteilen d«r Klassenjustiz" mit gänzlich verfehltem Pathos und interesseloser Breite und Selbstgefälligkeit zum Besten gegeben hatten. Einen energischen und kampfesfreudigen Ver treter hatte der sächsische Richter- und Anwaltsstand in ihrem Berufskollegen, dem Dbg. Hettner. Er ging mit der roten Seite des Hauses scharf ins Ge richt, und betonte auf der andern Seite — im Gegen satz zu den Vorgängen in Berlin — das harmonische Verhältnis zwischen Richtern und Verteidigern in Sachsen. Bei der Beratung des Etats für das Stein kohlenwerk Zauckerode nahm der konserva tive Abg. Opitz Gelegenheit, auf eine prinzipielle Seite sozialdemokratischer Agitation hinzuweisen. Er erklärt«, immer und immer wieder müsse man zu der Ueberzeugung kommen, daß di« Herren Sozial demokraten auf der naiven Auffassung ständen, die Regierung sei der in allen Fällen zu bekämpfende Feind. Wer genau die Stellung nahme der äutzersten Linken zu den einzelnen Vor lagen oder bei allgemeinen Beratungen nach dieser Richtung verfolgt, wird sich diesem Urteil anschließen müssen. Im übrigen kann man sich bei solchen grund legenden Anschauungen dieser Partei nur mit dem Justizminister solidarisch erklären, der den sozialdemokratischen Rednern Müller und Heldt unter dem Beifall des Hauses zurief: „Sie, meine Herren, werde ich wohl nie überzeugen." Darum üer Laster Mmbelitzer wurüe. Zu den Farmankäufen des Kaisers in l Südwestafrika erhalten wir von einem Leuischen Landwirt, der über langjährige Erfahrungen im I Schutzgebiet verfügt, die folgenden sachkundigen Mit teilungen: Die kaiserliche Erwerbung zweier Farmen zwischen Eibeon und Maltahöhe in Namaland entspringt nicht etwa einer plötzlichen Laune und Liebhaberei, son dern ist ein neues Glied in der Kette landwirt schaftlicher Bestrebungen, denen Kaiser Wilhelm mit ganz besonderer Energie und Zähigkeit nachgeht. Man erinnert sich vielleicht noch des vor jährigen Vortrags des Kaisers im Deutschen Landwirtschaftsrat über die Moorkultur seines Gutes Kabinen, über die dortige Viehhaltung und die (von Hagenbeck angeratenen) Kreuzungsoersuche mit dem indischen Zebubullen. Ter Kaiser sagte damc.ls, es war im Februar 1911, wörtlich: „Ich schließe mich dem Appell an, den der Herr Reichskanzler neulich den Herren des Landwirtschaftsrates gegenüber aus gesprochen hat, nämlich, daß die deutsche Land wirtschaft ihre Viehhaltung vergrößern mutz und «ruck vergrößern kann. InKadinen habe ich einen bescheidenen Anfang in dieser Beziehung gemacht. Die Kadiner Anlagen haben auch insofern einen großen moralischen Erfolg gehabt, als sie zu ähnlichen Maßnahmen in der ganzen Nachbarschaft geführt haben, während früher dort nie daran gedacht worden war. Aus den Nachbarorten kommen all- jährlick zahlreiche Landwirte, um sich die Anlagen anzuseyen, und zu meiner Freude wird auch ein leid lich günstiges Urteil über die Anlagen von diesen Fachleuten gefällt. So ist zu hoffen, Latz die An lagen vorbildlich wirken und Nachahmung finden werben." Der Kaiser will nun auch als südwestafrikani scher Farmbesitzer dasselbe: vorbildlich wirken und Gleichstrebende heranziehen. Um dort im Namalande bei Berücksichtigung der raschen Zunahme der Herden, di« grotze Weideflächen brauchen, auf Jahre hinaus und besonders in der trockenen, regenlosen Zeit aus reichend Viehfutter und aufzuschließende Wasserstellen zu haben, muß man sich ein Gebiet von mindestens tbOOO Hektar stch»rn. Der Kaufpreis richtet sich muh der Lage zu den Berkebrsstraken und Bahnen und nach der Beschaffenheit der Weideflächen, und vor allem »rach den vorhandenen Wasserstellen. Die Höhe des Kaufpreises schwankt zwischen 0,50 -it pro Hektar und 1—1,50, ja 2,50 Das aus Südafrika einge führte Vieh ist ganz dieselbe afrikanische Rasse, als wir und die Eingeborenen von jeher gezüchtet haben. Die Diehpreife beliefen sich vor dem Aufstande pro Stück Mutterschaf oder Ziege auf 12—18 ^t. Heute stehen die Preise auf 25—80 pro Kopf. Das afrikanische Schaf ist das eigenartige Fett schwanzschaf. Es ist unbedingt als einheimische Rasse zu betrachten. Nirgends finden wir dieses Tier auf der Welt wieder. Als Variation von ihm gilt das kleine schmächtige Perserschaf, das aber nur in be scheidenem Matze Fettschwanzbildung aufweist. Die geradezu enorme Anhäufung von Fett beim afrikani schen Fettschwanz beträgt mitunter 5—7 Pfund im 106. Zstzrqaug. Schwanz. Das Fett ersetzt dem Farmer sein Schweine schmalz und kommt dem Gänseschmalz im Geschmack sehr nahe. Das afrikanische Schaf ist seiner Körper bildung nach kein schönes Tier. Es hat lange, dünne Beine bei starkem Körperbau, einen langen, mit einer Ramsnase versehenen Kopf und langen Hals. Es fällt durch sein scheues und wildes Wesen auf. Es ist ein ausgesprochenes Herdentier, das sich von seinen Genossen nie trennt; irrt ein verlorenes Schaf auf der Weide umher, so ist es unglaublich schwer, das Tier allein einzufangen. Sieht Las scheue Tier aber eine herbcigetriebene Herde, so stürzt es sich jäh in die Herde hinein. Die Farbe der Schafe ist fast durchschnittlich gelblich bis weiß, mit kurzer Be haarung; der Kopf, Hals und Nacken sind meistens schwarz. Die Hauptabnehmer der Schlachttiere Les südwestafrikanischen Farmers sind heute die Re gierung, die Schutztruppc und größere Unternehmun gen, wie die Minengesellschaften. Da noch nicht so viel produziert werden kann, als Nachfrage herrscht, so kann jeder tüchtige Farmer vorläufig auf glänzende Abnahme rechnen. In späterer Zeit jedoch besteht die Gefahr, daß eine allgemein« Ueberproduktion eintreten wird. Um diesem Uebel- stande abzuhelfen, ist man dazu üdergegangen, Tiere einzuführen, die neben Fleisch für die heimatliche Industrie wichtige Produkte liefern. Man hat bereits vor dem Ausstand in Anbetracht der guten Resultat« im englischen Südafrika Wollschafe eingeführt und Angoraziegen, die sich brillant in der alten Woll schäferei Nomtsas und der Schäferei Orab bei Gibeon bewährt haben. Beide Züchtcreien wurden leider seinerzeit durch die Hottentotten bis auf einen ver- fchwindend kleinen Rest vernichtet. Don neuem regte sich dann der deutsche Unternehmungs geist und das Interesse im Vaterlande gerade für Wollschafezucht. Die Schafe werden teils aus der Kapkolonie, teils aus Deutschland eingeführt, und die Anregung, die jetzt der Deutsche Kaiser durch seine Ankäufe gibt, wird hoffentlich durch baldige Erfolge reichlich belohnt. Rhllüus van üen Italienern besetzt. Wie wir bereits meldeten, l>at die italienisch« Flotte auf der Insel Rhodus Truppen unter dem General Ameglie gelandet. Zu dem Ereignis liegt noch folgendes Telegramm aus Rom vor: Die von den Italienern auf der Insel Rhodus gelandeten Truppen sind 10 000 Mann stark; unter ihnen befinden sich 5000 Mann, die aus Benghasi gekommen sind. Die Ausschif fung, die am Sonnabend um 6'/, morgens be gann, war um 9V, Uhr beendet. Die türkische Garnison, 2500 Mann stark, zog sich auf die umliegenden Berge zurück. Eine zweite Lese art will wissen, daß sich die Türken den Italie nern ergeben hätten. Wie es heißt, soll diese Aktion dem Operationsplan entstammen, der Die Schwemme. Von Josef Buchhorn. lSchlutz). Auf einmal kam eine kleine Entfremdung zwischen uns. Eines Tages ritt mein Vater in den Hof und trug ein zappelndes Etwas in seinem dicken Mantel. „Wo ist denn der Bengel?" schrie er zu den Fenstern unserer Wohnung empor. Meine Mutter öffnete und wies in die Anstreicherwerkstätte, die in einem alten Schuppen untergebracht war. Ich hatte Len Vater und das zappelnde Etwas längst bemerkt, aber ich traute mich nicht hinaus. Auf meiner schönen roten Aermelschürze war ein großer grüner Fleck, der da durch nicht kleiner geworden war, daß ich ihn mtt schmutzigem Wasser ausmertzen wollte, und von meinen Fingern bis zur Nasenspitze hatte ich mich in ein bronzenes Denkmal verwandelt. „Bengel", schrie mein Vater da wieder. Diesmal noch lauter als vorher. Nun mußte ich, ob ich wollte oder nicht, heraus. Zum Unglück polterte durch die tzintertürc der Anstreichermeister in den Schuppen und: „Kreuzdonnerwetter, ist das kleine Luder wie der bei den Farben gewesen", schimpfte er und griff nach einem schmalen Stecken. Den kannte ich zum Glück noch von einer Mischarbeit her, als ich durch einen fatalen Zufall darauf gekommen war, daß man aus Gelb und Blau eine neue Farbe, Grün, Her stellen könnte. Ich hatte den Versuch damals, gründ lich. wie ich in solchen Dingen war, gleich eimer weise fortgesetzt. — So belebte denn der Stecken meine in jedem Falle gleich zwecklose Zauderpolitik, und ich stürzte ins Freie. . . . Nachdem ich mich von der mehr eindrucksvollen als zärtlichen Ausnahme durch meinen Vater einigermaßen erholt hatte, wandte ich meine aus allen Fugen gegangene Neu-' gier dem zappelnden Etwas zu, das inzwischen mit leidsvoll meine vor das tränenfeuchte Gesicht ge- preßten Hände geleckt und mit dem Schwanz« ge wedelt hatte — und: „Ein Hund!" schrie ich froh, lockend auf — „Ein Hund! Ein Hund!" packte den kleinen Zappelfritzen und verschwand mit ihm in der Gegend. — Wir wurden schnell gute Freund« und uiuertrenn- liche Kameraden. Ami bekam ein schönes Halsband mit einem blitzblanken Messingschildchen darauf, und ich führte ibn an der Leine zu allen Sehenswürdig, keilen der Stadt. Wir schlenderten über die baum- bedacht« Promenade, die sich wie ein breiter Gürtel MN di« ehemalige Festung legte, und wir machten auf den Exerzierplatz Raft, wo sich die roten Ulanen im Lanzenstechen und Reiten übten; ein Teil schlug mit dem Säbel die Luft entzwei, andere Trupp, wieder mutzten nach dem Kommando von schnauzbärtigen Unteroffizieren marschieren und laufen und lausen und marschieren. Bis Ami mit d«m Hunde eines Leutnants schlimme Händel bekam und dem in die Schnauze biß — Da rissen wir aus, so schnell unsere kleinen Beine uns nur tragen konnten, und erst, als rch in ein großes Tulpenbeet in den Anlagen hinein, gefallen war und dafür von einem Wärter beinahe noch Prügel bekommen hätte, verschnauften wir ein wenig. Scheu blickten wir uns um. Gottlob! Der Leutnant halt« nichts gemerkt— wenigstens war er uns nicht nachgelaufen .... Wenn wir von unseren Wanderfahrten heim kehrten — von unserem Metzger waren wir ein- für allemal hinausgeworfen worden, weil Ami immer hinter die Theke schlich und nie ohne irgendeine Beute hervorkam — verschwanden wir meist auf dem Boden. Da saßen wir am beschaulichsten. Heu zum Lagern war die Menge da. Denn unsere Liese bekam jeden Tag ein ansehnliches Bündel davon. Durch den Heu fang blickten wir in das Dunkel des Stalles. Drunten stand der Gaul und schnupperte empor, und wenn er uns erkannt hatte, stieß er ein frohes Wiehern aus — Ließ ich einmal meine Beine durch den Heufang in den Stall hinunterhängen, dann reckte das Tier seinen Hals und beleckte meine Füße. So hielten den» die Liese und ich und der Ami im Wechsel der Tage stets treu zusammen. Die Liese bekam zweimal Futter; denn wir beide gaben ihr nachher dieselbe Portion, die sie vorher von dem Burschen bekommen hatte. Den mochten wir alle drei nicht, die Li«se nicht, weil er sie quälte und schikanierte, der Ami nicht, weil er ihn immer in den Schwanz kniff oder einsperrte, und ich nicht, weil er den Ami kniff und die Liese quälte — Auf dem Boden war eine Luke; durch die fiel ein schmaler Lichtstreifen in die Finsternis der Vorrats, kammer. Immer schon hatte mein« heimliche Neugier jenes Fenster umworben; über all« Versuche, seine Höhe zu erklimmen, waren vergeblich gewesen. Da stand eines Tages ein« kleine Sprossenleiter auf dem Boden; die lieh meiner brennenden Sehnsucht schnelle Flügel, und flugs setzte ich sie an. Ami begleitet« mit freundlichem Schwanzwedeln mein hastiges Tun. Und wirklich, ob die Leiter auch hin- und her- schwankte — ich kam mit der kleinen Nasenspitze bis an das Glas — Ich sah in einen großen Garten hinein. Zn den» waren viele Damen und Herren versammelt; alle in Weitz; die Herren hatten keine Röcke an und die Damen trugen ganz kurze Kleider. Sie tollten und tobten über den Rasen, als wenn sie Kinder wären, und sie hantierten mit Bällen und Fangnetzen wie die Kleinen — Und das Spiel wollt« kein Ende nehmen und sie lachten und kreischten immerzu Mal kamen Diener, die hatten seltene Früchte auf silbernen Tellern — just als mir das Wasser im Munde zu sammenlief, tat es einen lauten Plumps, und schon rutschte ick an der Wand entlang und schlug irgendwo auf. . . Nur, weil der Ami so laut gebellt und die Liese so hell gewiehert hat, haben sie mich gleich gefunden und ins Bett getragen . . . Mein Gesicht war arg zerschunden, und der Kopf brummte nnr noch acht Tage später — Als ich wieder zu mir kam, legte mir meine Mutter einen farbenbunten Blumenstrauß auf das Bett: Vergißmeinnicht mit Goldlack und Reseda und Stief mütterchen; aber die Vergißmeinnicht überwogen — „Den hat die Magdalena gebracht", sagte die Mutter. Und ich «rahm behutsam die Blumen an mich und roch an ihnen, und dann legte ich sie wieder vor mich auf die Decke hin, drehte mich auf die Seite und ließ di« dicken Tränen laufen — Vor lauter Freude an dem Ami und der Liese hatte ich die Magdalena vergessen, die ich einmal heiraten und mit der ick dann den ganzen Tag zwischen den Beeten und Rabatten spielen wollte — Run schämte ich mich — schämte ich mich, weil ich sie vernachlässigt hatte, und schämte mich, weil ich wieder zu ihr wollte; schämte mich vor ihr, vor mir, vor dem Ami und der Liese. Aber über dem Schämen schlief ich ern und schlief gleich zwei Tage durch. Da war ich, wie der Doktor sagte, wieder ganz ge- Nun dingen meine Blicke, die sich eine geraume Weile schon in di« weite Ferne verloren hatten, wieder auf dem Gemälde vor mir: „Die Schwemme" — Und immer lichtklarer und umrißsicherer arbeitete sich jener Tag in meine Erinnerung zurück, der das Kind zum ersten Male das Entsetzen lehrte, das Ent setzen und das Grausen ... An einem sonnenschönen Sommermorgen war ich zum ersten Male aufgestanden; es war wieder alles heil soweit, nur um die Stirne trug ich noch einen leichten Verband. Ami umsprang mich voller Freude und Glück, leckte meine Hände, macht« „Schön-auf- sitzen" ohne Kommando und „Bitte, bitte", ohne «inen Leckerbissen zu verlangen. Nur, weil ich wieder auf und ber ihm war . . . Ich putzte ihn und putzte lein Halsband; denn ich wollt« als ersten Gang nut ihm den Weg zu Magda lena zurückfinden . . . Da höre ich plötzlich ein Helles Wiehern auf dem Hofe: die Liese. Ich klettere am Fenster empor und lose den Riegel und „Liese", ruf ich in den Hof hin ein, .Ltese". Und das treue Tier schnuppert in den Morgen und und bläht die Nüstern voll auf und reckt den schlanken Hal, zu mir empor — Da haut der Bursche dem Gaul eins auf di« Schnauze, Laß er zurücktritt und aufbockt. — ,^Pfui", rufe ich empört hinunter, „laß Las Tier in Ruhe!" ,,Das tut dem nix, kleiner Mann", sagt «r und schlägt die Liese noch einmal. Nun trippele ich die Treppen hinab; Ami hinter mir drein. „Faß ihn", Hetze ich d«n Hund auf den Mann, und der bellt auch auf. Aber d«r Bursche stößt ihn mit dem dicken Stiefel in die Seite, Latz er laut aufheult — „das erzähl' ick Vater." „Tu' das nur, kleiner Mann; dein Vat«r weiß am besten, wie man mit solchen Kanaillen um «hen mutz . . . He", saßt er dann, schnalzt mit der Zunge und gibt der Lres« einen Klaps auf d«n Rücken. Wo gehst du denn hin?" „Der Gaul muß in die Schwemme." „Dann komm' ich mit." „Warum nicht." Er faßt di« Lies« fest an der Kandare an, ob sie auch zurückzuckt und ins Gebiß knirscht. — „Warte nur, du Luder, dir werd' jch's schon —! Warte nur, mein Liebling!" Ich und d«r Ami ein paar Schritte hinter den beiden. Ab und zu läuft der Ami vor, bellt Li« Liese cm und springt an übr auf. Dann freut sich das Pferd und wiehert. . . Nur der Bursche mag das nicht . . . Nun sind wir cm der Niers. — Hinten, an der Biegung des Flusses, baden die roten Ulanen ihre Pferde. Wir bleiben vorn« an der Brücke . . . Ich sebe zu dem Gemälde hinüber: linker Hand ein Brückenarund, unter dem schnell« Wasser her jagen: im Hintergrund ein kiesgelber Sandstreif-en, über ihm «ine brert« Grasnarbe, in der grünmnklei, dete Weidenstümpfe und silbergraue Erlenrinden auf wachsen- vorne kräftige musttilöse Gäule in einem deroen Spritzenregen und neben ihnen ein paar halb nackte Burschen, die sie mit überhandbreiten Bürsten striegeln . . . das eine Tier, das seidenbraun«, reckt den schlanken Hüls in die Höhe und sein« Nüstern blähen sich . . . * * Und nun verschwimmen die Umrisse des Gemäldes wieder vor meinen Augen, und ich seye die Nier» vor mir, sehe di« Liese, wie st« sich aufbäumt, als sie in» Wasser soll, und seh« den Kampf zwischen ihr und dem Burschen. Aber er zwingt sie, Und nun hält d«r Gaul zitternd in der Flut. Der Bursche wirft einen Teil seiner Kleiver ckb und greift nach dem Striegel. Ami setzt im Sand und blickt neugierig zu seinem Freund« hinüber. Und der Gaul wiehert wieder hell auf als er den Hund sicht. Da packt der Bursch« den Ami plötzlich am Hasse und schleudert ibn über den Kopf des Pferdes «gen den Brückenpfeiler und klat schend fallt das Tier in da, Wasser. „Da host du deinen Freund", ruft er Ich schrei cnrf und „Ami, Ami", schluchz« ich. Aber DW" Man beacht« aqch di« Inserate in d«r Ab«nd-An»gab«. "W8