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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120517011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912051701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912051701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-17
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Seite 2. Ne. 2«. »oe. Jabr-say. ( Leipziger Tageblatt) ^Mors»n<m,gab«) fortiae Ablehnong der vorstehenden Vorschläge ist also nicht erfolgt. ferner schreibt zu dieser Angelegenheit di« „SLchs. N a t l. Korresp." folgendes: Wie das zu erwarten war. wird der versuch einiger konservativer Führer, mit der nationallrbe- ralen Fraktion der Zweiten Kammer gewiss« Ab machungen zu treffen, in der Presse verschieden aus gelegt. Eine von konservativer Seite veröffentlichte Mitteilung ist offenbar dazu bestimmt, das ab lehnende Verhalten der nationalliberalen Fraktion als parteipolitische Verstocktheit er scheinen zu lassen. Diese Darstellung erklärt sich zur Genüge aus der begreiflichen Mißstimmung über eine sehlgeschlagene Maßnahme. Die national liberale Fraktion hat ihr Antwortschreiben veröffent licht. aus dem hervorgeht, daß sie durchaus gewillt ist, die sachliche Arbeit im Dienste des Landes mög lichst sreizuhalten von parteipolitischer Befehdung, wobei sie allerdings das gleiche Bestreben auf feiten der konservativen Fraktion voraussetzt. Wenn das Schreiben nicht aus den sachlichen Inhalt des kon servativen Vorschlages eingeht, so hat dies wohl einen sehr einfachen Grund, über den die Urheber sicher nicht im Zweifel gelassen worden find. Es wurde nämlich von ihrer Seite eine Abmachung über die Präsidentenwahl in der künftigen, im Jahre 1915 neu zu wählenden Zweiten Kammer vorge schlagen. Es liegt auf der >>and, daß eine solche Ab machung, zunächst ganz abgesehen von politischen Be denken, praktisch- nicht durchzuhalten sein würde. Denn wie könnte eine Fraktion sich dazu verstehen, einer künftigen Fraktion, deren Zu sammenlegung vollständig von dem Ausfall der Neu wahl abhängt. bindende Verpflichtungen für die Präsidentenwahl aufzucrlegen! Niemand weiß, in welcher Stärke die einzelnen Fraktionen nach einer Neuwahl in der Zweiten Kammer erscheinen wer den und welche Ansprüche sich daraus ergeben. Ab machungen. die im entscheidenden Fall von unbe rechenbaren Faktoren abhangen, kann niemand ver antworten. Die politischen Gründe, die das Verhalten der nationallilieralen Fraktion rechtfertigen bedür fen erst recht keiner langen Erläuterung. Der von konservativer Seite unternommene Versuch ist sofort in der Presse als eine Massnahme zur Wiederbelebung des früheren Kartells gedeutet worden, und das zeigt, wie sehr man zu weitgehenden Schlußfolgerungen geneigt ist. Alle Kundgebungen der national liberalen Partei aus letzter Zeit stimmen darüber überein, daß die Partei selbständig ihre Wege gehen will, und es liegt für die Frak tion im Landtag-.» wie für die nationallibcrale Landespartei kein Grund vor. anderer Meinung zu sein. — die durch ihre diplomatischen Vertreter ihre Blumenspenden niederlegen ließen. Da- Gesicht de» Tote» ist ruhig, ernst und bleich, aber fast unverändert. Prinz Harald, der am Mittwoch um 11 Uhr angekommen war, wurde sofort an da» Totenlager seines Vaters geführt, wo er vor Schmerz fast zusammenbrach. Seine Be grüßung mit der Königin war äußerst rührend. Die Königin küßte unter Tränen immer und immer wieder ihren Sohn. * DAS Beilrid drr deutschen Negierung. Halbamtlich wird zum Tode König Friedrichs geschrieben: „Die unerwartete Trauerkunde von dem raschen Ableben des unserm Kaiserlichen und Königlichen Hause nahe verwandten und befreundeten Herrschers erweckt in Deutschland große und aufrichtige Teil nahme. Beklagt Seine Majestät der Kaiser in dem dahingeschiedenen Monarchen einen Freund, mit dem er viele Jahre hindurch in gegenseitiger Hochschätzung eng verbunden war. so wird zugleich eine ganze Reihe fürstlicher deutscher Häuser, die mit der däni schen Königsfamilie in verwandtschaftlichen Be ziehungen stehen, in Trauer versetzt. Nicht lange war es König Friedrich VIII. vergönnt, seine hohen Regentenpflichten zum Wohle Dänemarks auszu üben. Er hat den so günstigen Stand der Wohlfahrt seines Staates und der Entwicklung des Volkes, wie er ihn von seinem erlauchten Vater überkam. nicht nur aufrecht zu erhalten gewußt, sondern auch auf vielen Gebieten des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens trefflich zu fördern verstanden, immer unter eifriger Mitwirkung der gesamten Nation. Die freundschaftlichen Beziehungen zu Deutschland, die schon der Vorgänger auf dem dänischen Throne an geknüpft hat, wurden von König Friedrich mit war- mem Verständnis ausgestaltet. Eine stets gütige Art, sich persönlich zu geben, fügt dem Andenken des ausgezeichneten Fürsten noch einen besonders sym pathischen Zug hinzu. Dem großen Leid, das die Königin Luisa durch den jähren Tod ihres könig lichen Gemahls betroffen hat, bringt man auch in Deutschland volle Teilnahme entgegen. Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg begab sich zu dem dänischen Gesandten von Hegermann-Lindencrone, um ihm sein tiefes Beileid an dem Hinscheiden des Königs von Däne mark auszusprechen. Zum Tllüe Les Königs von Dänemark. Zu dem plötzlichen Tode König Friedrichs von Dänemark meldet das „Hamb. Fremdenbl." noch folgende Einzelheiten: „Wie sein Vater, verweilte auch der verstorbene König von Dänemark gern in Hamburg, um hier in strengstem Inkognito als Graf Kronborg das Treiben der Welt- und Seestadt zu betrachten. Früher stiegen der König und di« königliche Familie bei ihrem Hamburger Aufenthalte stets im Hotel de I'Europc ab. Seitdem das Hotel aber abgebrannt ist, hält sich die königliche Familie bei Besuchen jn Laiy bürg immer in de'ku'"alten HNn ^Wmmir'ger 90s" auf. .--Äußer der königlichen FamiU«.st»»fen Lievmöt auch Prinz Gustav sowie die Prinzessinnen Thyra und Dagmar ein. In der Begleitung des Königs be fand sich auch der Oberhofmarschall Graf Brocken- Huus-Schack. Am Montagabend nahm der König wie gewöhnlich das Diner ein. Am Dienstagmorgen kehrte er nach einem Spaziergang durch die Stadt zum Frühstück zurück und weilte rm Kreise seiner Fa milie. Zur Tafel war auch der dänische General konsul Amundson zugezogcn worden. Am Abend begab sich der König, während seine Gemahlin «inen Ausflug nach Blankenese machte, in Begleitung des Prinzen Gustav, der Oberhofmarschalls und des Leib arztes Bloch zum Kommerzienrat Hagenbeck, dem er persönlich das Ritterkreuz des Danebrogordens überreichte. Nach seiner Rückkehr nahm er abends, wie üblich, im Hotel im Kreise seiner Familie das Diner ein. Auch hier trug der Monarch eine an geregte Stimmung zur Schau. Unter anderen De peschen wurde auch ein Telegramm an den Kron prinzen gesandt, in dem die königliche Familie ihrer Freude Ausdruck gab, ihn bald wiederzusehen. Später unternahm der König noch allein, ohne jede Begleitung, einen Spaziergang, der ihn zunächst an die Alster führte. Er hatte bas Hotel rrm ^10 Nhr verlassen und befand sich bereits auf dem Heimweg, als er um ^11 Uhr auf dem Gänsemarkt von Herz krämpfen befallen wurde. Ein Schutzmann nahm sich des bewußtlosen Unbekannten hilfreich an und brachte ihn in einem Automobil nach dem Hafenkrankenhaus. Auf dem Wege dorthin war der König aber bereits verschieden. Der unbekannte Tote wurde in- Nach der Köniflsproklamatrvn in Dänemark. Aus Kopenhagen wird gemeldet: Ani Mittwoch um 4 Uhr nachmittags versammel ten sich die Mitglieder beider Kammern des Reichs tages im Reichstagsgebäude, um die königliche Botschaft über den Thronwechsel entgegsnzunehmen. Die Mi nister waren in Galauniform. Ministerpräsident Berntsen verlas folgende königliche Botschaft: „Der allmächtige Gott hat gestern Unseren viel geliebten Vater, König Friedrich VHI. zu sich be rufen. Die Regierungszeit des dahingeschiodenen - Königs «ar nukMrz, aber durch ein langes Loben Haidar sich seinem, oerantwortungsvollqr Königsberuf vorbereitet, den er, beseelt von der wärmsten Liebe zu Land und Volt, mit uner müdlichem Pflichtgefühl und tiefem Verständnis der Anforderungen des konstitutionellen Lebens ausübte. Indem Wir in Uebereinstinnnung mit den Thvonfolgerechten den Thron besteigen, beten Wir zu Gott, daß er Uns denselben Sogen verleihen werde, wie er Meinem hochgeliebten Vater zuteil geworden ist, und daß Wir es verstechen mögen, di« Liebe des Vol kes in ebenso reichem Maße zu gewinnen wie er. Wir schreiten zu Unserem verantwortungs vollen Amte in der Hoffnung auf Gott und im Vertrauen darauf, daß die Vertreter unseres Volkes sich stets mit Uns in ernster Arbeit für das Wohl und die Ehre des Vaterlandes begegnen wetzden." Der Präsident des Reichstages brachte ein Hoch auf König Christian X. aus, das von den Ab geordneten mit großer Begeisterung ausgenommen wurde. Die Suügetkommilllon -es Reichstags mitten von acht anderen tn der Nacht eingelieferten Leichen im Hafenkrankenhaus« aufgenonrmen. Stun denlang war sein Fernbleiben im Hotel nicht bemerkt worden. Als der Kammerdiener des Königs kurz nach 2 Uhr nachts aufweckrt« und bemerkte, daß sein Herr noch nicht zurückgekehrt sei, setzte er sofort den Öbcrhofinarschall und den Direktor des Hotels hier von in Kenntnis. Man begab sich darauf zur nächsten Polizeiwache, doch konnte den Fragenden hier zuerst keine Antwort gegeben werden. Dann aber erinnert« sich ein Ramler, daß er um 1411 Uhr ein« ihm un bekannte Person nach dem Hafenkrankenhaus gebracht hatte. Darauf begab sich der Direktor des Hotels nach dem Krankenhaus, wo er den toten König fand. Der König trug keinerlei Dokumente bei sich, au» denen sich seine Identität hätte feststellen lassen, da sich aber in Begleitung des Direktors ein Polizei wachtmeister befand, beeilten sich die Beamten des Krankenhauses, um Vorbereitungen für die Ueb er fühl ung der Leiche nach dem Hotel zu treffen, wo sie um 1/,5 Uhr morgens eintvaf und aufgebahrt wurde. Die Züge des Königs hatten sich im Tode wenig verändert. Am Mittwochvormittaq kurz vor l2 Uhr zog ein Doppelposten vor dem Eingang des Hotels auf. Die Leickst ist in einem großen Saale unter Blumen aufgebahrt und mit einer Danebrog- flagge bedeckt." Die tragischen Umstände, unter denen der König gestorben ist, zwingen zu der Frage, ob « unmöglich ivar, die Identität des Toten im Krankenhaufe Fest- zustellcn. Di« Annahme liegt nahe, datz an den Effekten oder an der Wäsche, die der König trug, sich doch ein Zeichen befunden Hobe, das aus die hohe Stellung des Vcrstorlienen Schlüße zu ziehen erlaubte. Der Sachverhalt wird hoffentlich durch die Unter suchung aufgeklärt werden. An der Bahre des Königs. Der König richt in der» Totenzimmer im „Hamburger Hof" r» einem mit weißer Seide ausgesckstagenen Sarge, zu seinen Füßen liegt der Tanebrog. Den Sarg umgeben die Kränze der königlichen Familie sowie die der Souveräne, erledigte am Mittwoch zunächst die zum Ma rine-Etat eingcgangenen Petitionen und wandte sich dann der Beratung des Etats des Auswärtigen Amtes zu. Die Mehr forderungen des Etats werden entsprechend den Anträgen des Berichterstatters angenommen. Bei Beratung des Fonds für die Unterstützung derdeut schenSchulenim Ausland, der mit einer Million dotiert ist, gab Ministerial direktor Dr. Kriege einen Neberblick über die Aufwendungen anderer Staaten. Italien ragt mit 2,3 Millionen hervor, Frankreich mit einer Million, England gebe etwa 100- bis 200000 Mark aus; für die anderen Länder sind die Zahlen unsicher. Zentrum und Konservative sind Mv lErhöhung des Fonds beryit, und auch ein sozialdemokratrschor Rßdner erklärt die Sympathie seiner Partei für die deutschen Schu len im Auslande. Staatssekretär von Kiderlen- Wächter teilt mit, daß die zeitweilige Prüfung der Liste der zu unterstützenden Schulen auch schon jetzt mit großer Sorgfalt erfolge, und daß auch tatsächlich die Unterstützungen gekürzt wor den seien, wenn das Bedürfnis kleiner erschiene« sei. Es werde immer ausdrücklich Beschränkung der Unterstützung aus ein Fahr betont, so daß sich Rechtsansprüche nicht entwickln können. Eine Verhinderung der Auswanderung nach bestimm ten Gebieten sei nicA leicht möglich; doch bemühe sich die Regierung und finde Unterstützung durch die Zentralauskunftsstelle für die deutschen Aus- wanderer. Eine längere Erörterung entspann sich über die Ausbildung der Diplomaten und Konsnlatsbeamten. Allgemein begrüßt wurde die Neuerung der Abhaltung von volks wirtschaftlichen Vorträgen für die jungen Diplo maten und Konsulatsveamten. Der Staats sekretär führte aus, er könne nicht versprechen, datz die diplomatische Karriere vollständig mit der Konsulatskarricre verbunden wäre; andere Staa ten hätten darin schlechte Erfahrungen gemacht. Man gebe sich aber alle Mühe, den jungen At taches eine tiefgründige ökonomische Ausbildung zu geben. Eine genaue Reglementierung sei aber umnögtich; es müsse auch in Zukunft speziali siert werden, je nach den Bedürfnissen des ein zelnen Diplomaten. Im übrigeß sei die Ausbil dung der Diplomaten neu geregelt durch die Examcnordnung von 1908. Nachdem sämt liche Parteien ihre Wünsche zum Etat vorgebracht l-atten, wurde der Etat des Auswärtigen Amtes genehmigt. Es schloß sich daran eine Aussprache über die auswärtige politische Lage. Von sozialdemokratischer Seite wurde Auskunft über den Stand der Verhandlungen mit England gewünscht, von nationallibcraler Seite die Dardanellensperre zur Sprache gebracht. Der Staatssekretär erklärte, die Sperre sei aufgehoben und die Durchfahrt seit heute frei, lieber die Verhandlungen mit England, den Marokkovertrag und einige andere auswärtige Angelegenheiten machte der Staats sekretär vertrauliche Mitteilungen. Die Pressemeldung von einem Vertrag zwischen Eng land und Italien zuungunsten der Türkei erklärte der Staatssekretär für apo kryph; aus dem Ausbleiben eines Dementis solle man nicht falsche Schlüsse ziehen. Am Freitag steht die Etatisierung und Deckung der Wehrvorlagen zur Ver handlung. Deutsches Reich. Leipzig, 17. Mai. * Ter Reichsdeutsche MittelstanVS-Berband hielt am 13. Mai im Künstlerhause zu Leipzig seine Hauptvorstandssitzung ab. Bürger meister Dr. Eberle-Nossen widmete dem Heim gegangenen ersten Vorsitzenden Felix Höhne Worte ehrenden Angedenkens. Aus dem vom Generalsekretär Ludwig Fah- ren b ach-Lcipzig erstatteten Geschäftsbe richte ging hervor, daß der Verband sich in be friedigender Weise entwickelt. Zahlreiche maßgebende Reichs verbände des gewerblickstn Mittelstandes haben sich bereits angeschl offen. Ferner hat der Zentral verband der Haus- und Grundbesitzervcreinc Deutsch lands seinen Anschluß erklärt, ebenso die Zentral vereinigung deutscher Vereine für Handel und Gc- werbe, sowie zahlreiche andere kaufmännische Ver bände und Rabattsparvereins-Organisationen, fer ner viele gewerblich Landcsorganisationen, sonne 8 Mittclstandsvereinigungen und zahlreiche Jn- nungsausschüssc, Innungen, Gewerbe- und Hand- wcrkervereine, Hausbesitzervereine, sonne die Hand werkskammern Oldenburg, Münster und Breslau. Die Kassenverhältniske des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes sind günstig. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl des ersten Vorsitzenden wurde einstimmig Bürgermeister Dr. Eberle in Nossen gewählt, der die Wahl annahm. Dr. Eberle berichtete sodann über den Inhalt der von ihm verfaßten Denkschrift, die dem Neichsamte des Innern rmrch eipe Deputation des Reichsdeutschen MittelstanK'-Verbandes am 19. .April vorgelegt.worden. ist. B»n--der Zentralver- einigung deutscher Vereine für Handel und Gewerbe, sowie von dem Generalsekretär des Deutschen Zentral verbandes für Handel und Gewerbe sind die Wünsche der Detaillist en in zwei Denk- fckstisten zusammen gestellt worden. Diese Arbeiten wurden als notwendig mit Dank für die Verfasser zur Kenntnis genommen. Generalsekretär Fahrenbach erwiderte, es solle bei der Vertretung der Forderungen des Detailhandels in Zukunft ebenso zielbewusst und systematisch vorgegangen werden, wie der Reichs deutsche Mittelstands-Verband dies mit so großem Erfolge bei den Handwerkerwünschen getan habe. So habe der Reichsdeutsche Mittelstands-Verband die Absicht, zunächst einmal der Konsumvereins und Warenhausgefahr, sowie dem Beamten- handel und heimlicl)cn Handel zu Leibe zu gehen. Zu diesem Zwecke sei bereits eine Kommission vom geschäftsführenden Vorstände gewählt worden, der Angehörige der beiden kaufmännischen Zentralver bände, sowie der Vorsitzende und der Generalsekretär des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes ange hören. Ferner soll noch der Vorsitzende des Inter- nationalen Verbandes zum Studium der Verhält nisse des Mittelstandes, Ministerialdirektor M. H. Lambrechts in Brüssel, hinzugezogen werden. Sodann wurde beschlossen, den nächsten Reichs deutschen Mtttelstandstag vom 14.—16. September in Braunschweig abznhalten. * Erbschaftssteuer und Fortschrittliche Volks partei. Wie das „B. T." schreibt, wird die Erb schaftssteuer von der Fortschrittlichen Volks Partei dergestalt in Vorschlag gebracht werden, daß man für den laufenden Voranschlag für das erst« Quartal 1913 die Erhöhung des jetzigen Satzes um 15 Millionen Mark beantragen wird. Gleichzeitig sollen durch eine Resolution die ver bündeten Regierungen ersucht werden, dem Reichs tag im Heilst eine Vorlage über Einführung der Erbschaftssteuer vorzulegen. * Ueber die Vertagung des preußischen Landtags verlautet, daß der Landtag am 11. oder 12. Juni auf Anfang November vertagt werden soll. Die Wasserzesetzkommission will etwa noch k Wochen nach dem Eintritt der Vertagung Sitzungen abhalten, um die erste Lesung des Wassergesttzes zu beenden. Die zweite Lesung in der Kommission wird im Herbst erfolgen. Die Eteuerkommission wird voraussichtlich nur bis Mitte Juni noch einige Sitzungen abhalten. * Ueber die Beamtenorganisation der Reichs-Post, und Telegraphenoerwaltung ist dem Reichstag eine Denkschrift zugegangen, in der zunächst ein Bild über die Entwicklung der gesamten Beamtenorgani sation der Reichspost seit ihrem Bestehen gegeben und hierauf der jetzige Stand Lieser Organisation und die künftige Gestaltung der Personalverhältnisse ein gehend geschildert wird. Es wird dargelegt, daß di« Verwaltung seit Jahren planmäßig das Ziel ver- folgt, Arbeiten, für di« eine geringer« Qualifikation ausreichend ist, Beamten mit niedrigerem Rang und Gehalt zu übertragen. Di« Entwicklung konnte aber nur allmählich fortschreiten, um die Interessen der vorhandenen Beamten zu schonen. Jede Uebechastung muß hierbei vermieden werden. * Einrichtung von Oberversicherungsämtern bei Oberbergämtern. Wie wir hören, ist die Einrichtung von besonderen Oberverstcherungsämtern bei den Oberbergämt«rn in Bonn, Clausthal, Hall« und Dortmund in Aussicht genommen. Das geschieht aus Grund der Bestimmungen der Reichsversicherungs ordnung. die die Möglichkeit der Einrichtung von Obcrvcrsicherungsämtern bei diesen Behörden vor sieht. DemMtsprechend wird «in Knappschafts Mitag, l7. Mal 19l2. schiedsgericht nur noch bei dem Oberbergamt in Breslau in Zukunft bestehen bleiben. Es hat dies auch insofern eine besondere ^Bedeutung, als für die Oberversicherungsämter, die den Oberberg ämtern angegliedert werden sollen, durch die Reichs versicherungsordnung die Verhältnis w a h l vor geschrieben ist, und zwar sind all« Knappschaftsältesten gemäß 8 75 Abs. 2 der Reichsversichernngsordnung an der Wahl der Beisitzer beteiligt. Das Knapp schaftsschiedsgericht dagegen ist eine landesgesetzlich geordnete Instanz, die zurzeit nur über die An gelegenheiten der landesgesetzlichen Pensionskassen- ansprüche zu entscheiden hat, nicht aber über die reichsgesetzlichen Krankenkassenansprüche. Aus diesem Grunde liegt auch keine Veranlassung vor, für das Knappschaftsschiedsgericht die Verhältniswahl vorzu schreiben, wie dies gewünscht wurde. Im 8 18 der Reichsversicherungsordnung ist zwar allgemein die Verhältniswahl oorgeschrieben, aber dieser Para graph gilt nicht für die Wahlen zu den Organen der Knappschaftsoereine. Die Einführung der Ver hältniswahl für das Knappschaftsschiedsgericht würde eine Durchbrechung der Grundsätze des Berggesetzes bedeuten. Die Verhältniswahl hat zwar schon mehr fach bei der Beratung von Bcrggesctznooellen ein« Nolle gespielt, so zuletzt bei der Einführung der Sichcrheitsmünne: im Jahre 1999 — ist aber stets nur fakultativ vorgesehen worden. * Beginn der Strahenbauten in Ostafrika. Wie der „Inf." mitgetcilt wird, wird in diesen Tagen der Bau der Zufahrtsstraße zu t»en Stationen der deutsch-ostafrikanischen Mittellandbahn in Angriff genonrmen. Als erste wird im Bezirk Morogoro die Straße von Kisaki und der llkattaebcne gebaut werden. Mikesse ist etwa 180 Kilometer von Daressalam entfernt. Die Zufahrtsstraße nach dieser Station wird ca. 125 Kilometer lang und für den Verkehr mit Dampfftraßenlokomotiren und Lastauto mobilen hergcstellt. Von einer Kleinbahn, deren Bau erst geplant war, mußte abgesehen werden, da der Betrieb infolge der hohen Unterhaltungskosten . sich zu teuer gestalten würde. Die neue Straße, die große Bezirke des Landes dem Landbau erschließen durfte, führt zum größten Teil durch den östlichen Teil der Muluguruberge, deren Gelände dem Straßenbau nicht unerhebliche Schwierigkeiten ent gegensetzt. Die Straße wird zweifellos zur Erhöhung der Bedeutung der Mittellandbahn erheblich bei tragen, da diese eigentlich erst durch die Verbindung mit dem Hinterlande ihren Wert erhält, das in diesem Falle eine reiche Mais- und Reisproduk, tion hat, RuslsnS. Oesterreich-Ungarn. * Das österreichische Abgeordnetenhaus verhan delte am Sonnabend über den Antrag, für das Auswanderungswesen Fachberichter- st alter zu bestellen, welche über die .Arbeits- mrd Rechtsverhältnisse in auswärtigen Staaten berichten sollen und für den Schutz der Aus wanderer und die Erleichterung ^der Rückwanderung zu sorgen hätten. Es wird die Bestellung solcher Be richterstatter für Amerika und die europäischen Staa ten in Vorschlag gebracht. Der Sitz dieser Bericht erstatter in Deutschland wäre Berlin und Stuttgart. Im Laufe der Debatte erklärte der Antragsteller Graf Baworowski, die Pflicht des Staates sei es, dar über zu wachen, daß die Auswanderer nicht der Un gnade Les Schicksals der Ausnutzung und dem Ver derben preisgegeben sind. Die Ausweisungen seien mit dem Völkerrecht und mit den Bundesverhält- nissen Deutschlands nicht vereinbar. Der Redner be klagte sich über die Beschränkung der Freizügigkeit der österreichischen Staatsbürger. Aog. Wityk wandte sich gegen die Zwangslegitimation der gali zischen Arbeiter in Preußen, die den Arbeitern großen Schaden bringe. Der Einwand, daß die Legiti mation statistischen Zwecken diene, sei nicht stichhaltig. Eine Auswandererstatistik sei wohl notwendig, aber dieser Zweck würde am besten durch Errichtung von statistischen Bureaus in den Grenzstädten erzielt wer den. Großen Schaden erleiden die galizischen Feld arbeiter dadurch, daß sie Verträge unterschreiben, ohne die Arbeitsveryältnisse an Ort und Stelle zu kennen und ohne die Gewißheit zu haben, ob sic den Arbeitsbedingungen im Ausland« würden nach kommen können. SerichtslSKi. * Königliches Landgericht. ' —rm. Leipzig, 15. Mai. Hinter verschlossenen Türen verhandelte die HI. Strafkammer gegen den Handelsmann Edmund Paul Kurth aus Ztventäu wegen Verbrechens nacb 8 176 Abs. 3 des «Strafgesetzbuches. Das Gericht erkannte gegen den Angeklagten unter Ausschluß mildernder Umstände auf ein Jahr sechs Mo- nateZuchthaus. — Weiter hatte sich der Tischler Carl Friedrich Hofmann aus Mockau wegcu des selben Delikts zu verantworten. Auch diesem An geklagten wurden die mildernden llmstänöe versagt. Das Urteil lautete auf ein Jahr zwei Mo nate Zuchthaus. Beiden Angeklagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf je drec Jahre ab erkannt. Drei Einbrüche in hiesige Geschiistslokale sielen dem erst kürzlich in Dresden zu neun Monaten Gefängnis verurteilten, aus Berlin gebürtigen Han delsmann August Ottomar Klebba zur Last, der sich mit der Artistin Alma Wilhelmine Korieczky aus Annen in Westfalen und dem Fleischer Max Otto Winkler aus Liegnitz vor der III. Stras- kanimer zu verantworten hatte. In der Nacht zum Dezember stahl Klebba aus dem L.scheu Geschäfts- lokale im Alten Rathause für 500 Mark Schmuck- fachen, nackst>em er den Laden mit einem Dietrich geöffnet hatte. In seiner Begleitung befand fick» der Mitangeklagte Winkler, dem Klevba später einen Teil der Diebesbeute zum Verkaufe übergab. In der Nacht zum 19. Dezember drückte Klebba in dem A.sckstn Hutgeschäft in der Thvmasaassc eine Fensterscistibc ein und eignete sich für 600 Mark Pleureusen ans dem Schaufenster an. Einen gleich artigen Einbruch setzte Klebba einige Nächte später im S.fchen Modegcschäft in der Goethestraßc ins Werk. Diesmal erlangte er Pleureusen im Verte von 152 Mark. Bei dem Diebstahl in der Thomas- gafse sollen Winkler und die Korieczky Aufpasser- dienste geleistet haben, während bei dem S.fchen Einbruch Winkler allein beteiligt gewesen sein sollte. Der Angeklagte Klebba erklärte, sich auf nichts mehr besinnen zu können, da er geistig nicht normal sei. Er ist nach dem Gutachten des Sachverständigen Professor Dr. Kockel lediglich als ein degenerierter Mensch anzusehen, der sehr übertreibt. Klebba hat sich vor einigen Jahren im Gefängnis trauen lassen. Den Grund dafür wußte er nickst anzugeben. Als er die drei Einbrückst in Leipzig verübte, lebte er von seiner Frau getrennt und unterhielt mit der Mitangeklagten Korieczky ein Liebesverhältnis. Unter Tlusstbluß mildernder Umstände ivurde der schon vielfach bestrafte Angeklagte Klebbn wegen schweren Rückfallsbiebstahls in drei Fällen mit drei Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrenrechts Verlust bestraft. Wegen Beihilfe zpni
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