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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120509028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-09
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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>12. Abend Ausgabe BrzuftS Preis Anzeigen Preit UriWgerTagMM uu Handelszeitung Nr. 23S los. Irrkrysiils vonnerslsg, üen s. Mal IS12 Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Setten > Fall. — rmere» »W crbm. lieüi be »er. PoKIchttNaat» 8«i»>t, W8. be Preis«. >r große epkon ^l9l * Mit der Entfernung der Minen aus den Dardanellen ist begonnen wor den. (S. bes. Art.) cke». ldenhatn. Ibslt. ». kühl«. Ihr. ,r: Vor. Eva. - L«S7 .0 torff. ira« mm. sewettrr. lhaus. itnger. umann , Kinder. 3. Alt im >r Alt. md Trio- Oer itslienilch-türkilche Krieg. Der türkische Ministerrat hat nunmehr beschlossen, die Italiener aus dem Wilajer Smyrno auszuweisen und ihiren bis zu ihrer Abreise eine vierzehntägige Frist zu gewähren. Schon vor diesem Beschlüsse haben die Behörden Smyrnas einige hervorragende Italiener ausgewiesen, dar unter den Baron Aliotti. — Eine Depesche des Walis von Smyrna besagt, daß die Versuche der Italiener, die Heliographen zu zerstören, geschei tert seien und die italienische Flotte sich entfernt P.ftsche«»«^ L««p,tg «8- - . l iS SSL Macht«"-«»!»»» Lel.-7lnschl. r 14 898 l 14804 erung. zo. iments. hr. vencdtß. iale und aliel von a«: Dt« * In Marrakesch sind erneut U n ruhe n ausgebrochcn. (S. bes. Art.) * Das auswärtige Komitee des Senats der Vereinigten Staaten lehnte den An- leihe vertrag Mit Honduras und Ni caragua ab. habe. Diese Nachricht ries in der Stadt großes Auf sehen hervor. — In der letzten Sitzung der Kam mer teilte der Präsident der Kammer den Inhalt von 13 Depeschen mit, die nach dem Lombarde- ment in den Dardanellen aus den Pro vinzen an das Parlament gerichtet worden seien. Di« Bevölkerung fordert darin die Regierung auf, den Krieg fortzusctzen, bis die Italiener Tripolitanien geräumt hätten. Der türkische Erfvlft aus Kljvdus. In der türkischen Deputierten kam in er teilte der Präsident mit, es sei eine günstig« Nachri cht aus Rhodus eingelaufen. Sic sei zwar noch nicht amtlich bestätigt, doch hoffe er, daß die Bestätigung bald kommen werde. Die Entfernung der Uncn aus den Dardanellen. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Wie versichert wird, sind von den SO nach dem Bombardement der Dardanellen gelegten Minen bisher 27 entfernt worden: die übrigen hofft man in drei bis vier Tagen zu beseitigen. * Die neue türkisch« Anleihe. Aus Konstantinopel wirb gemeldet: Der Vertrag über die Option für eine Anleihe von 10 Millionen Pfund mit der Banque Otto mane ist endgültig abgeschloffen und bereits ein Vorschuß von einer Million Pfund an die Staats, kaffe gezahlt worden. — Der Deputierte Djahid wurde zum Delegierten der türkischen Bonüholders im Derwaltungsrat der ottomanischen Staatsschuld gewählt. Das Wichtigste. Die Herbsttagung des Sächsischen Landtags soll am 15. November beginnen. Die Abgeordneten sollen ein-. Pauschale von 500 Mark erhalten. Oie Lage in Marokko. Bedrohliche Lage in Marrakesch. Die aus Marrakesch in langer vorliegenden Nachrichten lauten äußerst bedrohlich. Um einem Aufstande der Eingeborenen vorzubeugen, hatten die Behörden von Marrakesch die Entwaffnung aller ver dächtigen Elemente angeordnet. Dabei ist cs ver schiedentlich zu Zusammenstößen gekommen, wobei, wie bis jetzt bekannt ist, ein französi scher Soldat getötet wurde. Ein anderes Telegramm meldet bereits den Aus bruch von Unruhen: Zn Marrakesch und Umgegend sind Unruhen ausgebrochen. Die Mesluja empörten sich, töteten den Kalifen und plünderten seine Kasbah. Die kriegerischen Beni Uarain. Wie aus Oran gemeldet wird, haben die Beni Uarain ihr Lager in der Nähe von Bu Iakubat aufgcschlagen, unweit des Punktes, wo sie kürzlich einen Angriff auf die Franzosen unternommen hatten. Alle französischen Posten ,zwisck?en dem Mulujafluß uns der algerischen Grenze sind beträcht lich verstärkt worden, weil man sich darauf gefaßt eiten l<>. Alle» »os Titsnic"-Sstsstrophe miü Zweimschte-Ltsnüsrü. Man schreibt uns: Bekanntlich ist die englische Regierung im Unterhause gefragt worden, was geschehen würde, wenn die für die englische Untersuchung der „Titanic"-Katastrophe gebrauchten Zeugen in den Vereinigten Staaten zurückgchaltcn werden wür den. Von der Regierung in beruhigendem Sinne beantwortet, ist jene Frage praktisch alsbald gegenstandslos geworden, weil eine Zurückhal tung der englischen Zeugen nicht stattgefunden hat. Die grundsätzliche Seite der Angelegenheit aber veranlaßt die „Army and Navy Ga zette" zu einer höchst bemerkenswerten Aus lassung. Dem genannten Fachblatt ist nämlich nicht entgangen, welchen Unwillen die spöttischen Bemerkungen Londoner Blätter über die ameri kanische Untersuchung der Katastrophe in den Vereinigten Staaten hervorriefen. „Army and Navy Gazette" rechnet deshalb damit, daß eine unangenehme Frage des Völkerrechts werde an geschnitten werden, die zu einem Streit aus arten könnte, und fährt im Anschluß hieran wört lich fort: „Es ist angebracht, auf diese Um stände aufmerksam zu machen, denn sie be rühren unmittelbar die peinliche Frage nach dem richtigen Stär ke Verhält nis, das England zur See durchzuhalten hat. Es ist behauptet worden, daß ein Standard, der sich auf die beiden nächststärksten Seemächte bezieht, nicht länger mehr paßt, seitdem die Verein igtenStaaten eine dieser Mächte geworden sind, und daß Krieg zwischen England und Amerika eine unmögliche Annahme ist. Und doch sehen wir uns jetzt Bedingungen gegenüber, die nicht so ganz unähnlich denen sind, die vor 50 Jahren zu dem Trent- iLtr eit fall führten und die begreiflicher weise etwa dieselben Ergebnisse ha- i Ullgeinel»« Deitich» Lr«dit- 7 Aniiüii Brüdl 75/77 vllnkllvino.i Deutsch« B«ik. »Mal« Lewa« l D«p..»off« «NMI» St«tnw«, a Amtsblatt des Nates m»d -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig sagte Olly leise, „in Berlin natürlich, in einem Konzert vielleicht, oder im Theater. Aber ich weiß doch nicht, wo ich ihn unterbringen soll. Die Dame aber hat auf dem Ostmarkenbasar mitverkauft, das weiß ich nun genau." Frida nahm ihre Lorgnette wieder vor: „Wie hochmütig er aussieht", flüsterte sie Olln zu, „so, als wollte er sagen: was geht mich die Welt an — aber nun lacht er, merkwürdig, wie das Gesicht sich mit einem Schlage verändert hat, ganz wie ein liebens würdiger Junge, der einen Streich ausgeheckt hat, sieht er aus. Die Dame zuckt nur mit den Achseln zu seinen Worten. Hübsch, aber langweilig — schade, wenn sie seine Frau wäre." Olly lachte: „Was reden wir so viel über die fremden Leute", aber Frida meinte, das wäre das Interessanteste auf Reisen: Menschen zu studieren. „Die See ist mir lieber", sagte Olly, worauf Frida mit der ihr eigenen mütterlichen Ueberlegen- heit, die der hübschen, rassigen Baronesse so ausge zeichnet gut stand, erwiderte: „Alles zu seiner Zeit, mein Kind." Der Baron konferierte ausführlich mit dem Ober über das Abendessen. Auch Sekt stand auf dem Pro gramm. Natürlich, ohnedem tat er es nie, wenn er im Ausland« reiste. „Und wenn ich zu Haus« drei Wochen lang nichts anderes als „kurische saure Grütze" in mich bineinschlingen müßte, um das Schlemmen durch Sparen wieder gut zu machen — ohne Sekt geht es nun bei mir nicht auf Reisen", pflegte er zu sagen. Es dauerte nicht lange, da erschien Harry. Er blickte sich suchend im Saale um, wo es immer besetzter wurde. Frida, die ihn trotz ihrer Kurzsichtigkeit erkannt hatte, sprang auf und glitt zwischen den Stuhlreihen hindurch: „Hier, Harry, hier sind wir, und ich habe dir ja noch gar nicht ordentlich guten Tag gesagt, wie es sich bei Landsleuten. Verwandten und Gutsnachbarn so gehört. Also willkommen auf der „Herta". Du mußt in mir die Hausfrau an Bord sehen, Harry." Er küßte ihr mitten im Saal, unbekümmert um die vielen Menschen um sie beide herum, die unbe handschuhte Rechte. ..Während der Fahrt auf See begraben wir so viel als tunlich das Kriegsbeil, Cousinchev: an Bord muß alles einig sein, nicht wahr?" „Jawohl, an Land können wir uns dann nach Herzenslust um so mehr zanken, das läßt sich schon einrichten", nickte sie fröhlich. für Inserat» a>» Lttpsta und U«„bun« df, lloalN«» P-N-l-0« 2>Pt_ dtr ltrtlamr- zetl» i Mr non ou»wart» ul> Pf. A«klu»«n UM Mk. I»I«rote von Bedürde» »n, amt» lichen T«tl di« P«ttt»«U« LV Pf. <r«i<dasl»an,«fa«n mir Vla-v.rlidriit«» ii» Prey» «khülu. üladou naq Tarts. B«No-e-«diihr Seimnr. austaa« 5 Mk. o Tausend «rkl. Bolt-edühr. Teildella-« boyer. FrfterreUt« Lusträa« tannen niR« «uriick- -e»ogen meld«!,. FL« da» Lrtchrinrn an benimmt«» Taa«n and VlaA.n wird k«i« Garanti« üdrrnammen. Lnt«tg«n» »nnaym«^ A«tza»m»«als» 3, b«i sämtliche» Fstial«» a. allen Annoncen» Erpeditionen d«» In. and Ausland«». Drd« and Berta, »»» Atfch«, L Nllrft« Inhaber: Paul Nitrit:». Siedakn«» an» G«>chti!t»Urll<: 2odannt»aasl« 3. -c.up» - Filiale Dr«»d«n: 2e«nrahe 4. l iTelevoon edLil. Jahresversammlung ües Bunües üeutlcher Jugenüvereine. Jena, 8. Mai 1912. Unter Beteiligung voll zahlreichen Vertretern aus dem ganzen Deutschen Reiche fand hier unter dem Vorsitze des Pfarrers v. Hollmann (Berlin) die 3. Jahresversammlung des Verbandes deutscher Jugendocreine statt. Außer zahlreichen Behörden hatten u. a. Vertreter entsandt die Zentralstelle für Volkswohlfahrt, di« Zentrale für Jugendfürsorge, Der Baron ließ der ersten Flasche Sekt noch eine zweite folgen, dann machte man sich auf den Heim weg an Bord. Frida behauptete, daß ihr etwas „schwiemelig" zu Mute wäre, und hing sich sofort an den Arm des Vaters. „Der Blinde führt den Lahmen", sagte der Baron scherzend. Nach einer kleinen Pause fuhr der Baron fort: „Herrgott, dieses verführerische Berlin liegt mir ja noch in den Glieden. Das merke ich eben erst, wo ich's überstanden habe, so recht. Das wird wohl ein herrlicher Schlaf werden heute in der Kajüte!" Olly und Harry folgten ziemlich schnusigsam den Vorangehenden. Im Kaiserpark war es so dunkel und lauschig, Olly wurde es zu ihrem Aergcr ganz beklommen zu Sinn. Harry hatte ihr böslich seinen Arm angeboten, aber sie hatte dankend, beinahe überstürzt, abgelehnt. Das ärgerte sie nun. Sie hätte sich ruhig von ihm führen lassen sollen. Ach. wenn sie nur ein Zehntel von Tante Inge Mclliens ruhiger Sicherheit in allen Situationen, auch den unangenehmsten, die das Schicksal zu schaffen pflegt« besitzen würde ... Sie war oft doch noch zu sehr Backfisch, sie mußte inner lich noch recht wachsen, äußerlich tat sie's ja wohl immer noch. Es war allerdings frech gewesen von Harry, das so offen zu finden, ganz, als ob sie ein Kind wäre, dessen Leibesgröße mit einem Bleistift strich am Türpfosten vermerkt wird, aber recht hatte Harry im Grunde doch. Er hatte eine so drollige Art, seine Ungezogen heiten vorzubringen, man durfte bei ihm nicht jede» Wort auf die Goldwage legen. Er und Frida, die ihm sogleich gründlich über den Mund gefahren, hatten sich schon von klein auf „gekabbelt . wie man in Kurland wohl sagte. Frida hatte ihm einmal so bös die Hand zerkratzt, daß er noch hcutigestages die Narbe aufweisen konnte. Harry brach das anfängliche Schweigen und begann von Klcindangen zu erzählen: Es sei ja immer ein Herzenswunsch seiner vor ein paar Jahren verstorbenen Mutier gewesen, daß er sich in ihrem Heimatländchen ankaufen solle. Sein Vater war bei der deutschen Botschaft in Petersburg gewesen, hatte dort seine Gattin kennen gelernt. Er war schon lange tot. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.^ Ai Latpsta und Vorort« durch »ul«,« Iräaer und Soedtteur« 2mal tialich tu» Kau» -«bracht: Li Pf. «onatU. r.7Ü Ml. vt«rt«Uökrl. Bei unfern Filialen a. An. »ahmestellen ab-eholt: 7s Pf. monatU, L»«». vietteliährl. »«ch »t« ^tzr innerhalb Deutfchland» und der deutfchen Kolonien viertellährl. 3.« «l., manatl. 1^0 Ml. aurlchl. Poftdeftellaeld. Ferner in Belgien, Dänemarl, den Donaustaatea, Italien, Luiemdura. Niederlande. Ror. wegen. Oesterreich»Unaarn, Rußland. Schweden und Echwrir- 9» allen übrigen Staaten nur direkt durch die Defchast». stelle de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt «richetrU Laral täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Lbonnrm«,t»»»naadm». 2»d«»»t»gali, 8, bei unseren Trägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Bostämter» «ch Briefträgern. Et»,»l»,rr«»t»pr,t» 10 Bf. Oer Kurs ins Vlsue. 1s Eine Sommer- und Segelgeschichtc. Von Hedda v. Schmidt. „Oho. er ist doch nicht umsonst bei mir in der chule gewesen, schon als Knabe, wenn er in den Zommerferien mit seiner seligen Mama zu uns nach Littgallen herüberkam. Vom Segeln versteht er etwas, und ein bißchen mehr Allotria an Bord, als wie ihr Marjellen ohnehin treibt, kann die „Herta" schon noch aushalten." Man schritt an den Verkaufsständen, wo in bunter Reihe Reiseandenken ausgeboten wurden, Muscheln und derlei Kram, vorüber, und näherte sich dem Strande, wo die vielfarbigen Fähnchen vor den Strandkörben im Abendwinde wehten. Eine Kapelle spielte in einem der Etablissements, junge Mädchen und Frauen in den unvermeidlichen Golfjacken, Schifferhüten oder Sportmützen und in weißen Strandschuhen, Herren in Sportkleidung, Kinder mit halbnackten Beinchen, Sandschippen und Ballnetze schwingend, alles wogte breit durcheinander. Am Horizont versank die Sonne. Die See schim merte rötlich, weiße Segel zogen mövengleich dahin — ein großer Dampfer ging langsam in der Ferne vorüber. Dem Baron und seinen Damen gelang es, den Fensterplatz zu erobern, von dem aus man die Lan dungsbrücke der Motorboote im Auge hatte. Zwei Segelboote ankerten dort. Frida, die ein wenig kurz sichtig war, «rhob ihre Lorgnette und musterte das Publikum, das in einem fast ununterbrochen fluten den Strom den Steg passierte. „Sieh mal. Frida, welch eine hübsche Erscheinung", sagte Olly. Eine schlanke Dame in weiß, mit loser, offener Wolljacke, kam langsam über die Brücke daher, gefolgt von ein paar Herren. Einer der letzteren, eine schlanke, und dabei sehnige Gestalt mit von Sonne und Wind gebräuntem Gesicht, in dem man auf den ersten Blick den See mann erkannte, erweckte Fridas Aufmerksamkeit. Wie die meisten Herren, trug auch er weiße Bein kleider. eine dunkle Tuchjacke über dem weißen Sweater und eine dunkle Schirmmütze mit dem Ab zeichen des Jachtklubs. Aber er fiel auf. „Ich muß den Herrn, der oben an die Dame das Wort richtet, schon mal irgendwo gesehen haben", sowie die preußischen Volksschullehrerinnen. Die Tagung wurde durch olympische Wettspiele, die voin Thüringer Bundesverein veranstaltet wurden, ein geleitet. Die Verhandlungen eröffnete der Vorsitzende O. Hollmann mit einer kurzen Ansprache, in der er die Zwecke des Bundes darlegte. Der Bund erstrebe eine harmonische allseitige Ausbildung, sowohl der männlichen als auch der weiblichen Jugend im Geiste Schillers und Fichtes. Hierauf sprach Pfarrer Lic. Fuchs (Rüffelsheim) über das „Sittlich« Ziel der Jugendarbeit". Er legte in einer Reihe von Leitsätzen dar, daß die sittliche Freiheit das zentrale Ziel aller Jugenderziehung sein müsse, und daß die Bereicherung des Innenlebens der Jugend die wichtigst« Aufgabe in der Jugend arbeit sei. — Einen wichtigen Gegenstand der Ver handlungen bildete das Thema „Das Massen problem in der Jugendarbeit". Pfarrer v. Fineisen (Jena) erörterte die Frage, wie man die Massen der Nolksjugend gewinnen könne und kam dabei zu dem Schluß, daß dies nur in der Arbeit von Person zu Person möglich sei. — Im Mittelpunkte der Verbandlungen stand das Thema „Die Arbeit an der weiblichen Jugend". Nach Referaten von Frau Federer (Hamburg) und Pastor Grönhosf (Stade) wurde einstimmig folgende Resolution angenommen: „Der Bund deutscher Jugendvereine ruft das deutsche Volk zur Arbeit an der weiblichen Jugend im modernen Geiste und in neuen Formen auf. Diese Arbeit ist mindestens ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger, wie die Arbeit an der männlichen Jugend. Es gilt, die Heranwachsen den Mädchen durch körperliche Kräftigung ihrer Persönlichkeit, Vorbereitung auf den besonderen Frauenberuf, und Weckung des Gemeinsinns für das Leben stark zu machen. Auch hier erblicke man eine besondere wichtige Aufgabe darin, die Brücke zu schlagen zwischen den sozialen Schichten. Der Bund deutscher Jugendvereine fordert daher drin gend auf, die Arbeit an der weiblichen Jugend rn diesem Geiste aufzunehmen und schon bestehenden Vereinen, die in diesem Sinne arbeiten, sich an den Bund anzugliedern/' Mit den Fragen praktischer Vereinserbeit be schäftigte sich ein Referat vom Leiter des Volkrwohls in Dresden, Fr «er», Pfarrer Rüs« (Solingen) und dem Leiter des Volksheimes in Hamburg, Claaßen, die insbesondere gemeinsame Wan derungen empfahlen. General Jung hielt dann einen Vortrag über den Jungdeutschlandbund und seine Bestrebungen. Damit fand die interessante Tagung ihr Ende. Die nächste Jahresversammlung wird voraussicht lich in Kiel stattfinden. 8. L Ül. ben könnten. Die Lage ist also lehrreich, und diejenigen, die jo leicht die Zweimächte- norm aufgcgeben haben, täten gut daran, diese Lage sorgfältig zu erwägen." Eine derartige Heranziehung des Trent- Streitfalles ist jo bemerkenswert, daß cs sich verlohnt, die Natur dieses Streitfalles kurz rns Gedächtnis zurückzurufcn. Er hat sich während des amerikanischen Bürgerkrieges abgespielt und begann damit, daß am 8. November 1861 die Kommissare des nordamerikanischen Südbundcs Mason und Slidell bei den Bahamainseln von dem Unionskriegsschiff „S. Jacinto" auf dem britischen Postdampfer „Trent" mit Gewalt ergriffen und fortgeführt wurden. Die Kunde davon traf in England am 27. November ein und erregte die gewaltigste Empörung. Am 80. November verlangte die englische Regierung von der nordamerikanischen Union die Heraus gabe der Gefangenen und eine angemessene Ge nugtuung, da die britische Flagge beschimpft und das Völkerrecht verletzt sei. Dem englischen Ge sandten in Washington wurde indessen von Lord Rüssel bei der Vertretung des englischen Stand punktes die größte Schonung zur Pflicht gemacht. Im Gegensatz zu dieser Instruktion standen die kriegerischen Maßnahmen, die das Londoner Ka binett ohne Säumen ergriff. Schon am 4. De zember wurde die Ausfuhr von Kriegsmaterial jeder Art verboten, und zugleich erging die An ordnung großartiger Rüstungen für einen mög lichen Krieg mit Amerika. Am 26. Dezember entschloß sich die Unionsregierung, nachzugeben und die auf dem „Trent" Gefangenen dem eng lischen Gesandten zur Verfügung zu stellen. Am 11. Januar 1862 erklärte sich England für be friedigt und hob am 18. Januar das Ausfuhr verbot wieder auf. Jedocy gegen die Theorie, die die Unionsregierung bei der Freilassung der südstaatlichen Agenten vertreten hatte, ließ Lord Rüssel den englischen Gesandten in Washington Verwahrung entlegen. Wie man sieht, bietet die amerikanisch« Un tersuchung der „Titan'ic"-Katastrophe und der Trent-Zwischenfall an sich keine Vergleichs momente. Um so bezeichnender ist cs, daß „Army an Navy Gazette" auf den Trent-Streit anspielt und sogar behauptet: die amerikanische Unter suchung der „Titanic"-Katastrophe könne „etwa dieselben Ergebnisse haben". Von solchem Stand punkte aus ergibt sich allerdings die Empfehlung des Zweimächte-Standards ganz von selbst: denn ihm liegt die wohlbekannte Auslassung zugrunde, daß Großbritannien die Macht haben müsse, auf der See stets und überall so zu schälten, wie es ihm beliebt! Das Essen war vorzüglich, der Sekt temperiert, und des Barons gute Laune stieg noch um einige Grade. Aufs Wohl der „Herta" wurde angestoßen und auf gute Fahrt. Auf dem Podium an der äußeren Längswand des großen Saales stellte sich nun ein schwedisck/es Sängerquartett auf. Schwer mütig und klagend schwebte der „Suomi-Sang , die nordische Volksweise, durch den Raum. Olly dachte unter den schmeichelnden Klängen plötzlich an ihre Mutter. Heut« vormittag hatte sie von ihr Abschied ge nommen, und nun war es ihr, als läge zwischen jenen Minuten und der Abendstunde eben eine Ewigkeit. Arme Mutti! Die saß nun droben bei der Skudier- lampe neben Papas großem Schreibtisch, stumm, einem leblosen Wesen gleich, und sie. Olly, genoß hier den wundervollen Anblick des Meeres in vollen Zügen. Als sie ihren Blick wandte, begegnete sie Harry Klemens' Augen, die ruhig und forschend auf sie gerichtet waren. Olly ärgerte sich über ihr Erröten, er brauchte sich doch wahrlich nichts einzubilden, ihretwegen. Der Baron summte leise und falsch die Melodie des Suomi-Sang nach, Frida horchte auf das Ge spräch, das an einem Nebentisch laut wurde. Dort saß auch die Dame, di« vorhin auf dem Bootssteg ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. „Ganz recht, in Saßnitz singt ein Tirolerquartett", sagte dort einer der Herren, „alle Mittwoch und Sonnabend. Das heißt, ob es alle richtiae, wäkch- echte Tiroler sind, diese Frage lasse ich offen. Der eine Blonde scheint mir mit Spreewaffer getauft zu sein. Merkwürdig, wie leicht es sich die Leute Machen, sich als Tiroler auszugeben." „Nichts leichter als das", erwiderte eine zweite Männerstimme, und eine dritte setzte hinzu: „Aber die Tiroler werden Ihnen sicher gefallen, gnädige Frau. Sie singen auch in Binz. Wo landen Sie übrigens auf Rügen, wenn ich fragen darf?" „Ich weiß es nicht, mein Mann will erst die Regatta hier mitsegejn. Dann entscheidet es sich, ob wir überhaupt nach Rügen gehen", erwiderte die junge Frau mit müder Stimme. Es machte den Eindruck, als wäre für sie der Saal mit seinen vielen essenden, trinkenden, rauchen den und schwatzenden Menschen überhaupt nickt vor handen. Nur sobald das Sängerquartett nack kleinen Pausen wiederum zu singen anhub, belebten sich ihre schmalen, noch sehr jungen Zuge.
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