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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111125027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911112502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911112502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-25
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Nr. 327. lOS. Halrryrkny. varteiinstmrzen. Da» Recht der Persön lichkeit wird durch Zwangsmaßnahmen au»- aetilgt. Furcht vor der Wirkung gründlicher Aufklärung ist der tiefste, wahrste Grund für da» sozialdemokratische BersammlungSver- oot, und Terrori»mu» Ist da» unwürdige Mittel, da- zur Durchführung diele- Verbots angewandt wird. Einsichtige Volksgenossen muß diese Erkenntnis zur Abkehr von der Partei solcher ,.Freibeit" bestimmen. Der tlirkilch-itslieniläie Krieg. Di« finanzielle und wirtschaftliche Lag« Italien». Heber den Einfluß, den der italienisch türkische Krieg auf die wirtschaftlich« und finanzielle Lage Italiens au»üben wird, erklärt F i n a n z m i n i ste r Tedesco in einem Interview der Zeitschrift „La Financc Italienne" etwa folgendes: Di« Lage der Finanzen könnte nicht besser sein, man Lao« an ihnen ein Organ, das jeder Belastungvpreoe gewachsen sei, Im gegen- wattigen Augenblick R bei frei geL fv führte der Mi nister aus. di« ordentlichen verfügbaren Mittel der Staatskasse eine halbe Milliarde Lire. Die Re gierung kann gegebenenfalls über 225 Millionen Schatzanweisungen, die leicht in Italien unterzu bringen sind, über 120 Millionen sofort bei,zutreibende Kredite und über 125 Millionen statutarische Vor schüsse der Emissionsbanken verfügen, ganz zu schwei gen von den Summen, die in barem Geld bei fremden Instituten devoniert sind und von dem Ueberschuß der Einkünfte übre die Ausgaben. Dank dieser Bereitschaft kann invn mit Sicherheit bestätigen, daß der gegenwärtige Kampf zu seinem Ziele geführt werden kann, ohne daß dem Parlament außerordentliche Finanzmaßnahmen vorgeschlagen zu werden brauchen, und ohne daß man die Ausführung gesetzmäßig sestgelegter Arbeiten aufzuhcben. oder daß eine sofortige oder spätere Erhöhung der Steuer lasten in Italien einzutreten braucht. Die gegen wärtigen Operationen spielen sich auf einem Schauplatz ab, der sehr nahebeiItalien gelegen ist und zu dem schnelle Verbindungen bestehen. Die Kosten für den Transport des Okkupations heeres waren sehrgroß, sie vermindern sich jedoch merklich. Das Budget des Staates ist jetzt unendlich viel stärker als vor fünfzehn Jahren, es hat seit drei zehn Jahren stets mit beträchtlichen Ueberschüsten abgeschlossen. Das abgelaufene Finanzjahr hat mit einem beträchtlich höheren Ueber schuß als das vorhergehende abgeschlojfen. Auch für das laufende Jahr ist in dem berichtigten Budget ein gleichfalls sehr beträchtlicher Ueberschuß vorgesehen und selbst für das Finanz, jahr 1912 13 erwartet man einen nicht unbedeutenden Aeberschuß, obgleich in diesem Jahre besonders hohe außerordentliche Aufwendungen erforderlich sind. Bisher hat das Wirtschaftsleben des Landes leine Wirkung des gegenwärtigen Konfliktes versvüren lassen. Die Wechselkurse, die vor der Kriegs erklärung gestiegen waren und während einiger Tage ungefähr 191 betrugen, sind auf 100.83 zurückge gangen. ein Beweis, daß die fremden Märkte Italien ihr Vertrauen bewahrt haben, und daß das Land nur seine eigenen überschüssigen Kräfte in Anspruch nimmt und einer außer ge wöhnliche ir Hilfe von seilen der frem den Märkte u i-ch t bedarf.. Auch der Ertrag , der Steuern, die in direkter Beziehung zu der Pro duktion und dem Austausch stehen zeigt eine sichere und erfreuliche Vermehrung. -Del A u ß e n h a n d e l Italiens ist im Monat Oktober, dem ersten des Krieges, starker als im Vorfahr. Der Minister schließt mit der Versicherung, daß Italien den gegenwärtigen Krieg nur mit den or dentlichen Mitteln seines Budgets, das noch ganz andere Belastungen tragen könne, führen werde. Italien habe dieses Unternehmen begonnen in dem Bewußtsein, daß es auf reichliche flüssige Finanz kräfte rechnen könne, die mehr als ausreichend seien für das zu erreichende Ziel. Die Kämpfe nm Tripoli». An tatsächlichen Nachrichten vom Kriegsschauplatz in Tripolis liegt wenig vor. Da heißt es in einer aus Rom datierten Depesche: Türkischer Angriff bei Sidi Mess«. Tripolis, 2.'. November. Infolge des listigen Südwindes, der den gestrigen Tag über wütete, war cs den Italienern unmöglich, mit Aeroplaucn und Lenkballons zu operieren. Es gelang den Ara- GeneckUmuliküjrekMi.' uon Schuch geht nach München? "Nach einer aus München kommenden Nachricht soll der geniale Gcncralmnsttdirektvr der Dresdner König!, musiiolischen Kapelle, Ernst von Schuch, „Sresoenmüdc" jein und die Absicht haben, Nach folger des verstorbenen Münchener Musikdirektors Felix Mottl zu werden. Inwieweir diese Nachricht zutreffend ist. läßt sich im Augenblick nicht nachvrüfcn. Aber zwischen Ernst von Schuch und der Dresdner Hoftbeatcrleitung be- stehen Differenzen, die bei Herrn von Schuch eine nicht hinwegznleugnende Verstimmung hervorgcrufcn haben. Sie datiert in erster Linie her von dem an und für sich von besten Absichten geleiteten Um bau, bezw. der Tiefcrlcguna des ob feiner vorzüg lichen akustischen Eigen chasten weithin gerühmten Orchesterraumes. Man stand, als die neue Einrich tung erstmalig voriefübrt ward, wie bei jedem Neuen, vielleicht ihren sofort erkennbaren unbedingten Vorzügen al» ein etwas zu einseitiger Anwalt zur Seite, wahrend einem sie zunächst auch weniger ins Auge springenden Nachteile nicht nls schwer ins Gewicht fallend erscheinen mochten. Indessen wurde von berufener Seite sehr bald aus den Hauptnachteil der neuen Institutionen hingewresen: auf die unge heuer erhöhte Anstrengung des weiter von der Bühne weggerückten Kapellmeisters, das jetzt den Sängern fast unsichtbare und oft auch unhörbare Orchester in völligen Kontakt mit den gesanglichen Leistungen zu bringen. Wie der Krctiker der „Dresdn. Nuchr." mitteilt, gab es beispielsweise eine „Carmen"- Ausführung, in welcher der musikalische Leiter von seinem Pulte aus zur Erhaltung der partiturgemaßen Korrektheit sogar durch mehr als nur taktierende Zeichen etngreiten mußte. Speziell Schuch fühlte, als er zum ersten Male im unbebauten pcaame wieder die differenzierte, Einzei- kostdarkeiten aujweisende Partitur des „Rosen kavaliers" zum tönenden Leben brachte, daß er die frühere unbedingte Ecroähr für eine technisch ad olut einwandfrei« Abwickelung der gesanglichen und in strumentalen Ereignisse nicht mehr zu geben ver mocht«. — Es ist auch ausge allen, daß Schuch in neuester Zeit nuc ganz ausnahmsweise Opernauf- iübrungcn dirigiert« Wie wir aus guter Quelle erfahren, sind Bestrebungen cingclcnet wocden. dir Verstimmung«»!, die Schuch veranlassen könnten, Dresden den Rücken zu kehren, zu beseitigen. In unterrichteten Kreisen alaudt man allerdings nicht an Schuchs Fortgang. Andernfalls stände Dresden vor einem unersetzlichen Verluste. v. H. Letrnwrr Trrsrlttrm. Lern, unterstützt von türkischer Artillerie, uirbv- merkt einen Angriff auf die italteni- schert Stellungen bei Sidi Mesfri zu unternehmen. Auf italienischer Seite wurden einig, Soldaten schwer und «in« Anzahl leicht verletzt. Gegen, wärtig versucht di« italienische Artillerie die arabischen Befestigungen, die dies« gegenüLer Sidi Messri errichtet haben, zu zerstören, doch wird ihnen von selten der Araber heftiger Widerstand ent- gegengesetzt. Die Italiener verwahren sich gegen die ihnen zu- geschriebenem, gegen da» Kriegsrecht verstoßenden Maßnahmen. Kein« vombeu aus da» Hospital »o» Atnzara. Rom, 25. November. Di« „Agenzia btefinn" bringt nachstehend« Veröffentlichung: Die mm Kon. stanttnopol aus verbreitet« Meldung^ daß italie nisch« Aeroplane Bomben auf das Hospital von Ainzara hätten fallen lassem wird von Tripoli» als vollkommen unzutreffend bezeichnet. Zn Ain» zara sind überhaupt keine derartigen türkischen An stalten, weder private noch militärische vorhanden. Die italienischen Aeroplan« und der Drachenballon ermittelten ein Feldlager, da» au» Zelten der von Türken verwendeten Form Lestcrnd und keinerlei Zeichen der Neutralität trug. Das Vorhandensein des türkischen Lagers war bereits von den italie nischen Kundschaftern angezeigt woroen, die aber non keinen Krankenhäusern »««richteten. Demzufolge ist die Eristenz von Hospitälern vollständig ausge schlossen. Mehr im Vordergründe stehen beute die beab sichtigten Erlitte zur See, namentlich die Blockade der Dardanellen. Absperrung der Dardanellen? * Konstantinopel, 25. November. (Eig. Drahtm.s Die Drohung Italiens, dl« Dardanellen zu blockieren, gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Es verlautet, daß di« Absperrung der Dardanellen für morgen zu erwarten ist. Zn der Stadt herrscht große Aufregung. Konstantinopel, 25. November. Wie verlautet, begeben sich der Kriegsminifter und der Marine. Minister heute nach den Dardanellen, wo sie vetfchie- dene Inspizierungen vornehmen werden. Salonlki, 25. November. Die Behörden der Insel Thafos berichten: In der vergangenen Nacht kamen feindliche Kriegsschiffe dis an die Küste heran, ma- »operierten längs derselben und fuhren dann gegen Leinnos weiter. Sonst liegen keinerlei beunrrchi- gende Meldungen von den türkischen Inseln vor. Rußland gegen die Blockade der Dardanellen. Konstantinopel, 25. November, (Eig. Drahtm.) Nach einer hier eingetroffenen Meldung bat Ruß land mit Bezug auf die von Italien beabsichtigte Blockade der Dardanellen den Einwand erhoben, daß nach Artikel 3 der Londons Konvention von 1871 das Schwarze Meer für Handelsschiffe jeder Art geöffnet bleiben muß. Das Paketboot „Martha" unter dem Feuer italie» nischr« Kreuzer? Algier, 25. November. (Erg. Drahtmeld.) Der Kapitän des österreichischen Paketbootes „Martha", das auf der Fahrt von Triest nach New Pork be griffen war, teilt folgendes Erlebnis mit: Ms er sich zwischen Kephalonia und Zante befand, wurde er plötzlich von mehreren Kriegsschiffen angehalten, djihifchk« Scheinwerfer aus ihn richteten und meh rere Kanonenschuss« abseuerten. - "Nachdem sich der Kapitän Lurch Lichtstgnale als zur Handelsmarine gehörig 'zu erkennen gegeben hatte, wurde er noch von mehrer«» Torpedobooten gekreuzt und erhielt schließlich freie Weilerfahrt. Zn der Dunkelheit konnte er die Nationalität der Kreuzer nicht fest stellen, e» liegt jedoch Grund zu Ler Annahme vor, baß es italienische waren. An Bord d«r „Martha" befanden sich 2012 Passagiere, unter denen eine große Panik ausgubrechen drohte, als die Kriegsschiff« zu feuern begannen, und der Kapitän hatte große Mühe, die Passagiere zu beruhigen. Oie Neoalutilin in Lhins. Die Erfolge der Revolutionäre in Thiva. London, 25. November. (Eig. Drahtmeldung.) Der „Erchange Telegraph" meldet aus Tientsin: In den letzten Tagen haben die Revolutionäre wieder große Erfolge zu verzeichnen. Die Lage für die Regierungstruppen, denen es an jeglicher Disziplin mangelt, gestaltet sich immer ungünstiger. Die Unfähigkeit ihrer Führer tritt mit jedem Tage mehr zutage. Auf der Eisenbahnlinie Hankau—Pe king wurden di« Batterien der Kaiserlichen nach einem überaus blutigen Gefecht, da» mit der Flucht der Regierunastruppen endete, von den Revolu tionären geschlagen. In der Provinz Echans! er halten die Revolutionäre täglich mehr Anhänger. Ganze Städte sind zu den Rebellen übergegan- gen. Die Truppen der Revolutionäre be finden sich augenblicklich auf dem Marsch nach Hupey, um sich mit den dortigen Revolutionären zu vereinigen und dann gemeinsam gegen die Kaiser lichen vorzugehen. Aus allen Teilen des Landes werden neue Greueltaten der Piraten ge meldet. Die Piraten, die den englischen Dampfer „Shinon" überfielen, werden von zwei britischen Tor pedojägern den Westfluß hinauf verfolgt. Peking, 25. November. (Eig Drahtmeld.) Wie aus Ching-kiang gemeldet wird, begann gestern der Angriff auf Nanking, und es aelang den Revolutio- nären. die Forts von Wu-lung-san, 14 Meilen südlich von Nanking, zu nehmen, ohne daß ein Schuß ab gefeuert zu werden brauchte, da es die kaiserlichen Truopen vorzoaen, diese Forts zu verlassen. Die Kaiserlichen Haven sich nunmehr in das Ma-fu-san- Fort begeben, das heut« ebenfalls angegriffen werden soll. Und «ine weitere Nachricht aus Peking scheint diese Erfolge zu bestätigen, denn da heißt es: Die ganze Flotte Chinas ist in den Händen der Revolutionäre von Nanking. Das nächste Ziel der Aufständischen ist Peking. Ein Widerstand erscheint hoffnungslos. Kein Wunder, wenn nach diesen Nmksrichien die Gesandtschaftswachea Verstärkung verlangen. Peking. 25. November. Die Gesandten der frem den Mächte haben sich in einer Besprechung dahin ge einigt, daß es ratsam sei, die Eesandtschaftswachen zu verstärken. Die Stärke der einzelnen Wachen soll bis zu 300 Mann betragen. Diesen Erfolgen der Revolutionäre gegenüber meldet Reuter: Ein Zurückweiche» der Revolutionäre. Schanghai, 25. November. Di« Revolutionäre, die jüngst in Hankau wieder eine feste Stellung ge wonnen hatten, haben sich neuerdings nach Hanjang zurückgezogen. Obwohl sie einerseits ihre Bereitwillig keit ausgcorückt haben, über die künftige Regierung des Landes mit Puanschikai zu verhandeln, beharren sie anderseits dabei, daß die Einrichtung einer Republik das einzige Mittel sei, «inen endlosen Kampf abzuwenden. Daß zum Kriegfllhren Geld gehört, hat schon der Alte Fritz", der große Preußcnkönig, gesagt, und Nuanschikcn teilt mit ihm diese Ansicht, wenn sein Krieg auch seinen eigenen Landsleuten gilt: Ermutigende Nachrichten für die chinesische Regierung. London, 25. November. (Eig. Drahtmeld.) Die Times" veröffentlicht folgende Depesche au» Peking: Di« Regierung hat im Laufe de« gestrigen Tages einige ermutigend« Nachrichten erhalten. In Tsinanfn — der Hauptstadt von Schantung — sind die Revo lutionäre zu Puanschikai übergetreten: der Gouver neur der Provinz hat das Banner der Revolutionär« nie-bergeholt und das alte Drachenbanner von neuem gehißt. Auch sollen' sich die kaiserlichen Truppen 7 Kilometer südlich von Hanöang einiger strategisch wichtiger Punkt« bemächtigt haben. Dagegen be finden sich die Revolutionäre gegen Nanking noch auf dem Vormarsch. Puanschikai hat seinem Bedauern über die Fortdauer der Feiirdseligkeiten Ausdruck ge geben; er erklärt aber, daß es unmöglich sei, ihnen «in Ende zu bereiten, bevor nicht in Peking ein für die Zukunft entsch«rdender Entschluß gefaßt worden sei. Es wird behauptet, daß die gegenwärtig« schwie rige Situation auf di« Unentschlossenheit und die zögernde Politik des Prinzreqenten zurückzuführen sei, da sich dieser den Einflüsterungen der Frauen und der Eunuchen zugänglich zeige. Gestern sind Goldbarren im Werte von 10 Millionen aus dem Schatz des Palastes nach den Tresoren fremder Banken geschafft worden. Dieser Schatz hatte seit 10 Jahren im Palast unangerührt gelagert. Ein ähnlicher Goldtransport wird voraussichtlich in den nächsten Tagen folgen. Die obenerwähnte Summe stellt übri gens nur einen kleinen Teil des im Palaste ver borgenen Schatzes dar. und man nimmt an, daß di« Negierung in diesem Schatze Gold genug besitzt, um allen Eventualitäten gewachsen zu sein. Die neue Vehsr-Operette. (Uraufführung im Theater an der Wien am 24. November 1911.) Nach fast zweijähriger Pause bringt Franz Lch»r wiever ein neues Werk, die Operette „Eva", die heute im Theater an der Wien zur Ur aufführung gelangte. Die ständigen Librettisten Lcy^rs, Doktor A. M. Willner und,Robert Vodansky, baden auch diesmal Vas Buch geliefert. Auf der Suche nach einem recht modernen Operettcnstoff, der den heute unerläßlichen tragischen und sentimentalen Anstrich hat sind sie auf soziales Gebiet geraten, in eine Glasfabrik. Doch in der Nähe von Paris, spielt der erste Akt. Eva ist eine von den Arbeite rinnen, ein elternloses Kind, das vom Werkführer aufgezogen wuroe und das eeliebte und gehätschelte Patenkind der gan-en Fabrik ist. Und nun kommt ein neuer Chef. Oitave Flaubert, ein junger leicht sinniger Pari'er Lebemann, dem die Fabrik durch Erbschaft zuaefallen ist. Die kleine unschuldige Eva reizt den RouS, er will sie zu seiner Sekretärin machen, sie lehnt dieses durchsichtige Anerbieten ent rüstet ab. Aber sie kann den Lockungen de» Luxus und des Reichtums nicht widerstehen, umsomebr, als sie sich auch in Oktave ernstlich verliebt hat. Sie erscheint bei einem Fest, das er seinen Pariser Freunden und Freundinnen gibt, läßt sich als große Dame verkleiden, und ist verliebt und selig. Ihren Stiefva.er. den Werkführer, will Oktave durch eine Geschäftsreise entfernen. Aber der merkt, daß die Tugend seiner Stieftochter bedroht ist, weigert sich abzureisen, erscheint erbittert auf dem Fest und for dert, unterstützt von der drohenden Ardeitermenge, Eva zurück. Die Menge beruhigt sich erst, als der Fabrikant Eva für seine Braut erklärt. Er hat das aber nur al» Jux. Notlüge gemeint, was Eva tief verletzt. Sie verläßt ihn, unv im dritten Akt be wohnt sie bereit» eine Villa im Bois Ve Boulogne und ist die Freundin eines alten Herzogs, der sie platonisch lievt. Von Oktave will sie nichts mehr wissen, denn er hat sie, die brave kleine Arbeiterin, auf diesen Weg gedrängt und erst knapp vor dem letzten Fallen de» Vordano» finden sich Fabrikherr und Arbeiterin. In diese Haid rührselige halb krasse Handlung find zur Milderung der Tragik viel operettenhafte Figuren und Situationen, Scherze, Gesänge nnd Tänze eingelegt worden. Manches davon i>: sehr wirkiam und effektvoll, namentlich der szenische Teil der GZangsnummcrn ist sehr geschickt gemacht. Im ganzen ist es aber doch «in ziemlich humorarme» Buch, das namentlich im dritten Akt versagt, und gehört nicht zu den besten Leistungen der beiden sonst so sicheren Routinier». Die Musik ist der ungleich wertvollere Teil der Operette. LehLr hat sein ganzes großes Können oufgeboten und in künstlerischer formaler Hinsicht ist „Eva" eines seiner besten und nobelsten Werke. Im Ausbau der einzelnen musikalischen Szenen und Nummern, in den seinen nüancierten Stimmungen, in den raffinierten Steigerungen und Ueberaängen und vor allem in dem außerordentlich schönen Orchester zeigt sich ein Künstler ersten Ranges. Die Einfälle find ja. in der Nähe betrachtet, nicht immer allzu groß, aber es sind entzückende Sachen darunter. Vor allem dos lyrische Hauptthema der Operette „War es auch nichts als ein Traum von Glück", das alle Anlagen zur Popularität hat, dann ein im Rhytümus sehr fesches Duett im Zweioiertel- takt „Die Geister von Monte Martre" unv das an Feinheiten reiche erste Finale. Aus dem zweiten Akt ist zu nennen: Der Hauptschlaper der Operette, das Marschoktett „O du Pariser Pflaster", ferner ein schön verklingendes lyrisches Duett, ein groteskes Tanzduett und eine temperamentvolle große Walzer szene, in der sich die Note LehLr mit der Johann Strauß' sehr angenehm verbindet. Das Theater an der Wien hat für die neue Lehgr-Opereite seine besten Kräfte eingesetzt Die Damen Kartousch und Günther, die Herren Treu mann, Tautenhayn und Paul Guttmann. Auch das un'er der Leitung ves Komponisten stehende Orchester leistete Hervorragendes. l.uciv>8 Ulrsektelck. Gin oerlorengegrmyener planet. Der Astronomie ist ein Unglück passiert. Am 4. Oktober hatte Dr. Paiisa an der Wiener Stern- warte wieder einmal einen kleinen Planeten ent deckt. Da» war ihm schon so ost gelungen, und die Zahl der Planetoiden ist überhaupt so groß, ihre Bedeutung aber im allgemeinen so gering, daß dadurch ein besonderes Aussehen nicht erregt worden wäre. Hier lag die Sache aber anders, da das kleine Gestirn eine eigentümliche Bahn zeigte, die es als einen Bruder des schnell berühmt gewordenen Eros er scheinen ließ. Der Eros, der 1898 von Dr. Witt in der Berliner Urania gefunden wurde, zeichnete sich vor allen anderen Planetoiden dadurch au», daß seine Bahn nicht auf den Rium zwischen Mars und Jupiter beschränkt ist. sondern zeitweise über die Marstmhn in der Richtung aus die Erde hin überg reift. Bei dem neuentdeckten kleinen Planeten sollte nun nicht nur das eibe der Fall sein, sondern die vorläufige Bahn-erechnung legte den Schluß nah«, daß er der Erd« zeitweise sogar noch naher kommt, Sonnadenü, 25. November ldll. Puanschikais verhandln»-«» mit d« vier-MSchte-Grupp«. Peking, 25. November. (Eigene Drahtmeldung.) Di« angekündigten Anleiheoerhandlungen Nuanschikai» mit den fremden Mächten haben bereits begonnen. Es ist al» sicher anzunehmen, daß die Vier-Mächte-Grupp« einstweilen noch keine Vor schläge annebmen wird. Man wird vielmehr zunächst darauf bestehen, daß die Baron Cottusche französisch belgische Anleihe offiziell annulliert wird, da diese in sehr geschickter Form eine Verpfändung allerchinesischenStaatseinnaymen ent- salten soll. Die VierMächte-Gruppc scheint zu beab- ichtigen, Rußland in die Gruppe aufzunehmen, wahr- cheinlich von dem Gedanken ausgehend, daß man mit Rußlands Hilfe Sicherheiten, bi« man für ein« neue Anleihe wohl in der Mandschurei sucht, ge gebenenfalls würde realisieren können. polstiMe Nachrichten. Aus dem Sächsischen Landtag. Dresden, 25. November. Die erste Deputation Der Ersten Kammer stellt den Antrag: Die Kammer wolle beschließen: di« Wahl des Rittergutsbesitzers General- major» z. D. Herrn Sylvio Heinrich Horst o. Kospotch auf Leubnitz (Vogtland) zum Abgeordneten für die Erst« Kammer für gültig zu erklären. Ein nationalliberaler Antrag in der Zweiten Kammer. Dresden, 25. November. Die nationalliberale Fraktion hat im Landtage folgenden Antrag eingc bracht: Die Kammer wolle beschließ:», di« Kön g!. Stacrtsregierung zu ersuchen, in Erwägungen wezen einer im organischen Zusammenhang durchzuführsn- den Revision der sächsischen Steuergesetzgebung ein- zutreten und hierüber der Ständcversammlung Vor lagen zu unterbreiten. Der Kaiser. Nach den neuesten Dispositionen wird der Kaiser Sonntag nachmittag von Donaueschingen abreisen. Der Chef des Militärkabinetts General Freiherr von Lyncker und der kommandierende General Freiherr o. Hoininqen, genannt Hllene, find in Donaueschingen eiugetroffen. Der Reichskanzler. In gut unterrichteten politischen Kreisen will man wissen. Laß Herr v. Bethmann Hollwea in der er neuten Plenarberatung des Marokko-Abkommens seinen scharfen Worten vom 10. November gegen Herrn o. Heydebrand «ine entgegenkommende und ab schwächende Interpretation zu geben beabsichtige. Der Schlußtag der zwölften Legislaturperiode des Reichstages. Von feiten der Regierung ist, wk« di« „Mil.-pottt. Korrespondenz" hört, als Termin für die Auflösung des Reichstags Mittwoch, der 6. Dezember, in sichere Aussicht genommen worden. Der Stand der Kommissionsarbeiten und die Neigung der Parteien, noch vor dem Weihnachtszeit nachhaltig mit der Wahl agitation zu beginnen, scheint einer Erledigung der verbleibenden zweiten und dritten Lesungen in nur neun weiteren Sitzungstagen nicht «ntgegenzuftehen. Da» erste fertige Schiff de« neuen Etats. Don den im Etat für 1911 bewilligten Schiffen ist, wie die „Deutsche Korr." erfährt, das erste vor einigen Tagen zu Master gebracht worden. Es ist Las Hochseetorpedoboot „O 7", das auf der Germania werft in Kiel erbaut worden ist. „6 7" erhält Parson-Turbinen. Der Streik in der Damenkonfektion. Berlin, 25. November. Di« Arbeitseinstellung in der Damenmäntelkonfektion hat auch gestern keinerlei Unruhen verursacht. Da die Geschäftsleute fürchteten, daß es zu Ausschreitungen bei der Arbeitsablieferung kommen könnte, hatten sie di« Polizei um Sicherheits maßnahmen ersucht, und man sah daher iw. Kon- fektioirsoiertel eine Anzahl Schutzleute patrouillieren, di« indes so gut wie gar nicht in Anspruch genommen wurden. Nur in der Kronenstraße, wo sich mehrere große Geschäft« befinden, versuchten Streikposten einig« SchneiLer an dem Hinauftragen der fertigen Ware zu hindern. Alsbald machten Polizisten den Schneidern den Weg frei. Sonst vollzog sich das Ab- lieferungsgeschäft ganz ruhig. — Der Verband der Damen- und Mädcyenmäntelfabrikanten steht nach wie vor auf dem Standpunkt, TarifoerhanLlungen ab- zulehwen, wird aber nochmals erklären, daß er nicht abgeneigt sei, wegen einer Erhöhung der Heim arbeitslöhne in bindender Form Vorschläge zu machen. — Weiter wird gemeldt: Berlin, 25. November. Die Mitteilung, der Sirei! also näher als jeder andere Himmelskörper mit Aus nahme des Mondes. Hatte schon der Eros durch die ähnliche Eigenschaft das Interesse der Astronomen . in ungewöhnlichem Grade erregt, weil er ein neues Mittel zu einer noch genaueren Bestimmung der so- genannten Sonnenparallaxe und damit der Ent- fernung der Erde von der Sonne bot, so konnte man hoffen, daß der neue Planet, der vorläufig die Be zeichnung 1911 ist I erhalten harte, noch bester zu diesem Zweck benutzbar sein würde. Die Bedeutung dieses Umstandes für die Wissen schaft kann nicht hoch genug veranschlagt werden, denn die Entfernung der Erde von der Sonne ist das grundlegende Maß für die Berechnung aller Größen im Sonnensystem und darüber hinaus. La der herr chte eitel Freude über den Erfolg von Dr. Palisa in allen Kreisen der Himmelskunde. Und nun mußte es geschehen, daß gerade dieser wertvolle kleine Planet wieder verloren gng. Am 25. Ok- tober wuroe die Himmelsstelle, wo der Planet nach der Berechnung stehen mußte, von der Sternwarte in Greenwich aus mit den besten verfügbaren Mitteln photographiert, aber das Ge- stirn konnte nicht entdeckt werden. Nun gibt es natürlich ein großes Kopfzerbrechen darüber, wie das geschehen konnte. Der Verdacht, daß Dr. Palisa sich geirrt und vielleicht einen von keiner Nebelbiille umgebenen, also sternartigen Kometen für einen kleinen Planeten gehalten hätte, muß bei der großen Erfahrung des Beobachters und auch aus anderen Gründen abgelehnt werden. An anderen Erklä rungen für das Mißgeschick ist übrigens kein Mangel. Einmal ist leider die Entdeckung nicht schnell genug den verschiedenen Sternwarten mitgeteUt worden. Dadurch ist die vorläufige Berechnung der Bahn des Planeten noch recht ungenau gewesen. Wäre auf die erste Beobachtung bald eine zweite und dritte an anderen Sternwarten aefolgt, so hätte man di« Bahn mit genügender Vollkommenheit be stimmen können. Außerdem muß in Betracht ge zogen werden, daß die Witterung nicht günstig war, da teil» der Vollmond, teils wolkiges Wetter störend eingriff Dr. Crommelin in der Zeitschrift „Observatory hält es ferner für möglich, daß der neue Planet große und schnelle Helligkeitslchwankungen durchmacht, wie sie auch beim Eros beobachtet worden sind. Das Gestirn hat vielleicht nicht meir als 2—3 Im im Durchmesser und ist zudem möglicher weise so start abgeplattet, daß seine Helligkeit je nach der Stellung zur Erve in bedeutendem Grade wechselt. Wie dem nun auch sei. der wichtige kleine Planet ist verschwunden, und die Astronomen fürchten, daß er überhaupt nicht wieder zu finde» s«
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