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Sächsische Volkszeitung : 18.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193109180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310918
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-18
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.09.1931
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Vrr5«i«n un6 Umgebung 34 Prozent Aufwertung in Dresden Dresden, 17. September. Nach dem Geschäftsbericht der Dresdner Sparkasse für 1930/31 betrug der Einlagenzuivachs ungeachtet der ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse unter Hinzurechnung von 3,3 Mill. RM. Zinsengutscbristcn 14,9 Mill. NM., also 7.4 Mill. NM. mehr als im Vorjahr. Zum Teil sind diese Gelder allerdings nicht wirkliche Spargelder, sondern sreigcwordene Betriebsmit tel, die zum Teil inzwischen schon wieder in erheblichem Umfang abgehoben worden sind. Die Zunahme der Spareinlagen er möglichte cs, 9,52 Mill. RM. Hypotheken zur Errichtung von Kleinivohnungsbauten auszuleihen. Das Vermögen der Spar kasse hat sich von 08,80 auf 86,91 Mill. RM. erhöht. Hiervon find die Hpotheken 67,8 Prozent, in goldsicheren Wertpapieren 20,2 Prozent und der Rest von 12 Prozent in Bankeinlagen, Grundstücken usw. angelegt. Aus dem Ueberschuß von 915 775 RM. sind 709 331 der Rücklagen zugeführt und der Rest für gemeinnützige und wohltätige städtische Zwecke bestimmt worden. Der Au wertungssatz ist vorbehältlich der Zustimmung des Mini teriums des Innern vom Treuhänder auf AI Prozent des Goldmarkwerles der Sparguthaben festgelegt worden. Ein wendungen hiergegen sind nicht erhoben worden, so daß binnen kurzem die zustimmende Entscheidung des Ministeriums des Innern zu erwarten ist. — Mit einer Auswertung von 34 Prozent Die letzten Tage -er IKA. 1S31 Kurz vor dem Schluß -er diesjährigen Internationalen Hygiene-Ausstellung nahm das vielbesuchte Mustergut noch einige neue Insassen aus. Eine Edelpelztierschau lockte viele Interessenten dorthin, denn Leben in jeder Form gibt dem Be schauer unendlich mehr Anregung, als tote Gegenstände, Tabellen und Präzmrate. Da tummelten sich in ihren Einzüumungen die schwarzen Silberfüchse, lugten mit schlauen Beobachteraugen nach den vielen Menschen. Dort lagerten aus dem Dach ihres Stalles neun braune, weichmollige Junge. Weiterhin sah man in einem Gehege zwei possierlich« Sil- bcrdachse. Kein Wunder, daß es im Volksmund „Frechdachs" heißt im Vergleich mit einem drollig-dreisten Menschen, Die munteren Augen, die eigenartig ftreisige Zeichnung über Kops und Rücken, das weiche dichte Fell geben das Charakteristische dieses Tieres Mit geschickten Pfoten kraßten und gruben sie im Erdreich im Drang, sich «ine Höhle zu bauen. Auch ein Wasä)bärpärcl)«n zeigte gesällig das schöne, dichte Fell. Selt same Tiere sind das, Vorbilder der Hizgiene und gerade passend in diese Ausstellung der Gesundheitslehre. Jede Möhre, die ihnen gereicht wurde, jedes Stück Brot. Biskuit oder Hunde- kuckzen tauchten sie zuerst bedächtig in das Wasserbecken, drollig versuchten sie mit Zusammenschlagen der Vorderpfoten, mit bit- tenoer Bewegung des buschigen yuergestreiften Schwanzes die Leckerbissen anzufordern und zeigten sich ganz als Liebling der Kinder, die es dcnn auch an Vergleichen mit ihrem Spieltcddy nicht schien ließen. Dann gad es die flinken, braunen Nerze, die beweglich in Ihren Boxen umherliesen schnell einmal in die drehbare Trommel sprangen, darin rund herum sausten, um dann wieder am Drahlgitter entlang zu streichen in immerwährender Hast und Flucht. Sie ähneln sehr unfern heimischen Eichhörnchen. Die Nutria-Bieber zeigten iveilerhin ihre seltsamen Gewohnheiten. Patschnaß kamen sie aus dem Wasserbecken, den langen kahlen Schwanz hinter sich herziehenü. Sie stammen aus Argentinien, lassen sich aber leicht akklimatisieren, wenn man ihnen nur die nötigen Lebensbedingungen schasst. Ferner sah man ein Pärchen der Karakul-Schafe, von denen, In ganz junger Zeit, der Persianerpclz stammt. Auch zivei Fohlen, deren feine schmale Köpfe von den Beschauern gekrault wurden, tvenn sie zutraulich an die Einfriedigung herankamen, -gehörten mit zu den Spendern für Erwärmung und Eitelkeit unserer Frauenwelt. Diese Pelztierschau Kan,, als Niederschlag unserer, nach neuen Erwerbsquellen suchenden Zeit angesehen werden. Wie aus den verschiedenen Prospekten zu ersehen war, handelte es sich überall um inländische Pelztierfarmen, die an Ort und Steife zu besuchen gewiß auch im Winter von großem Interesse ist. Anschließend ivacen auch die Hühnerfarmen in nächster Nähe für den Kenner wie für den Laien interessant und sehenswert, die Brutanstalt ein Anziehungspunkt, der einen Blick gcivährt in die Werkstatt der Natur. Das Mustergut mit seiner Lbst- und Gemüseschau gehörte weiterhin dazu Nun wird in einigen Tagen die Ausstellung für dieses Jahr ihre Pforten schließen. Viele Menschen haben manches An regende gefunden, haben manches gelernt, sich erfreut und erholt. Sei denn auch von dieser Seite für das Zusammentragen einer so reichhaltigen Schau gedankt. Das Deutsckze H,)giene-M»seum aber möge sein Ausklärungs- und Warnungsiverk auch iveiler hin segensreich fortseßen. Mik „Graf Zeppelin" zum Nordpol Wohl keine Fahrt des „Graf Zeppelin" (außer dem Welt- rundslug iin Sommer 1929) hat in der Welt solcl)« Beachtung gesunden, wie die am 2-l. Juli 1931 in Friedrichshafen angetre tene Arktisfahrt. Mit besonderem Interesse wurde gerade dieser Flug verfolgt, nackzdem die Erinnerung an das tragische Geschick der Italia unter Nobiles Leitung im Mai 1928 sortlebt und zu Vergleichen reizte. Die Expedition des „Graf Zeppelin" ivar schon seit vielen Jahren geplant und kein geringerer als Fri d. zoff Nanßen hat sich mit Nachdruck für diesen Plan ein- gesetzt. Frei von jeder Sensation und nur mit dem Ziele wissen schaftlicher Erforschungen konnte der Start nun in diesem Som mer vor sich gehen. Aus dem Munde eines Teilnehmers einen Bericht über diese Polarsahrt zu hören, mußte ein großes Publikum auf die Beine bringen uns so mar der Saal des Dresdner Vereinshanses am Mittwochabend denn auch fast vollbesetzt. Dr. Arthur Köst - ler, der als einziger Pressevertreter an der Fahrt teilnahm, gab eine lebendige Schilderung der Expedition unter gleichzeitiger Vorführung sehr klarer Bilder, die auf dieser Fahrt gemacht wurden, die die majestätische Größe jener Eiswclt, aber auch die riesigen Ausmaße des Luftschiffes erkennen ließen. Eingangs machte der Vortragende seine Zuhörer mit einem Teil der In strumente und der Ausrüstung bekannt, die zu dieser Fahrt Verwendung fanden. So interessierte vor allem ein neun- linsiger Photoapparat, mit dem es möglich ist, riesige Flächen zur Landausmessung aus einmal auszunchmen, sowie die Registrierballons, die die Registraturen automatisch funken müssen, da sie ja zum Mutterschiff niemals zurückkehren. Ein solcher Ballon mit Ausrüstung kostet immerhin zirka 1400 Mark, und ivenn man bedenkt, daß vier solckzer Ballons ab gelassen wurden, so Kann man sich auch einen Begriff von den Kosten des Unternehmens machen. Man sah die Säcke mit Notßroviant, die verschiedensten Geräte, und das mitgenommene Papier.,porzeilan", da man aus jede umgänglickze Beschwerung und ans jeden sonst üblichen Komfort auf dieser Fahrt verzichten mußte. In launigen Worten schilderte der Vortragende, wie man ivegen knapz^n Wasservorrates auf so manche Lebensgewohnheit verzichten mußte, wie schmerzlich das Rauchen vermißt wurde und wie Dr. Eckener in Leningrad von den Rotgardisten bei nahe verlmstet worden wäre, da er die den Soldaten gegebene Aniveisung, innerhalb von 200 Nieter im Umkreis des Luft schiffes keinen Rauchenden zmssieren zu lassen, unbeachtet gelas sen hatte An Hand von interessanten Bilder,, sah man das Vordrin gen des LuUschilfcs ,ck>er das arktische Meer zunächst über einzelne Treibeisschollen bis das Schiff dann ölier der weißen Wüste des Packeises sckwebte. Interessant war für di« 46 Teilnehmer starke Besatzung die Wahrnehmung, wie sich um die Spitze des Sckaltens des Schisses dauernd ein regen bogenfarbiger Ning nachzog. Die miifahrenden Gelehr ten konnten sich den Vorgang, der auf Luftspiegelung und Lust, brechung beruhe» kann, nicht restlos erklären. — Eingehen wurde über das Zusammentreffen mit dem russisckzen Eis. brecher „Malygin" auf Franz-Iofefs-Land berichtet, wo um die Landung überhaupt zu ermöglichen. 17 000 Kubikmeter Gas abgcblasen iverden mußten Nachdem die 70 000 Stück Post aus. getauscht ivaren, mußte schleunigst der Start wieder vorgeuom. men iverden, da eine Unterivasserslrömung das Schiff bedenklich in Eisnähe gebracht lzatte, die zu einer Havarie und zum Verlust des einzige,, deutschen Luftschiffes hätte führen können. Tas Zusammentreffen der beiden Forscher Elsworth und Nobile werden in der Geschichte der Polarforschung ein historischer Augenblick bleiben. Der Vortragende erinnerte dann an dis schon in der Presse bekannt gewordenen La ndoe r m e s sn n, gen, die das Kartenbild jenes Gebiete» grundlegend verändern. Schwierigkeiten ergaben sich für die Teilnehmer in der Fest. tellung der Tageszeiten, einmal, da fa niemano von den Un, »eivaiüserten recht feststellen' Konnte, ob cs morgens oder abends ei, Aiveitens aber, weil die verschiedenen Teilnehmer aus lokal. zxrtriotisckM Gründen von ihrer Heimaiszeit nicht losließen, das Luftschiff sich wiüerun, nach Greenwicher Zeit hielt und außer, dem mit der Erreichung eines jeden neuen Breitengrades diese Zeit registrierte. Erl)«b«>K> schilderte Dr. Koestler den Anblick der Mitternachtssonne, der aus alle Teilnehmer einen überwältigenden Eindruck« machte. Durch die Verkehrung der Zeitbegrifse hätte das Schiff manchmal am Tage einem „slie. genden Dornröschenschlafs-" geglick)en. Ursprünglich war beabsichtigt gewesen, einem von ocr Low- jetunion In der Gegend von Franz-Iofefs-Land stationierten Wissensck-after Post abzuwersen. Undurchsichtiger Nebel vcchin- derlei, ober das Ausfinden und wurden denn Sie Lebensmittel und Zeitungen mittels eines Fallschirmes auf der Insel Dicksten abgeivorsen, wo die Sowjet-Union wie an mancknm anderen Stellen in dieser Einöde Funkstationen erhält. Ergrei. send muß das Bild gewesen sein, wie die sechs Mann starke Eia- tion das Lustschiss ankommen und wieder ziehen iah und wie sie seit langer Zeit einen menschlichen Gruß von der Außenivel! ausnahmcn. ' Zum Schluß erinnerte der Redner, dessen lebendige Art dcs Vortrages rasch die Empathien aller gesunden halte, daran, wir sich die Einstellung der Menschheit zur Arktis innerhalb von M Iahren geändert lzat. Damals hätten Schwerverbrecher um ihren Tod in London gebeten, nur solle man sie nicht in die Einöde von Spitzbergen schicken und heute fahre ein Luftschiff in dies«; Gebiet und die Teilnehmer seien begeistert von der Erhabenheit des Gesehenen. Der Wille des deutschen Volkes im Dienste der Wissenschaft und der Menschheit und des Fortschrittes läßt sich auch in der heutigen Notzeit nicht unterkriegen; das hat die For. schungsfahrt des „Graf Zeppelin" erneut bewiesen, schloß der Vortragende seine 1 tz-stündigen mit großem Interesse verso'gici» und reichen, Beifall ausgenommenen Ausführungen G H dürfte Dresden mit an der Spitze der deutschen Großstadt-Spar- kassen stehen. Oer Unterhalt -er Kaditzer Brücke Zur Deckung des Aufwandes für die Kaditzer Brücke sollen zu Vauabgaben auf Grund von 8 78 des Sächsischen Bau gesetzes und 8 -35 der Bauordnung für Dresden die Grundstücke der rechts der Elbe gelegenen Stadtteile in einer Entfernung bis zu 5 Km. von der Brüche sowie die Grundstücke links der Elbe bis zu 4 Km. Entfernung herangezogcn iverden. Der Rat ge nehmigte in seiner letzten Gesamtsitzung hierzu einen Nachtrag zu 8 36 der Bauordnung, in dem die Bauabgaben je Gebäude einheit auf 10 bis 60 Pf. rechts und 10 bis 40 Pf. links der Elbe, abgestuft nach der Entfernung, bemessen iverden. — Die Straße XV im Stadtteil Plauen wurde „An, Westend- park", die neue Straße 9 in, Stadtteil Strehlen „Nayski- straß e" benannt. : Neuer Postpräsident in Dresden? Wie ein Dresdner Blatt meldet, soll a„ Stelle des demnächst wegen Erreichung der Altersgrenze ausscheidenden Präsidenten Weigel ein höherer Beamter aus den, Reichspostminiftcrium. Bauer st orst, zum Präsidenten der LXierpostdirektion Dresden ernannt werden : Neue Kartenverkaussstelle für die Lößnltzbahn. Das Elel'.tr« Haus Radebeul, Bahnhofslr. 31, hat die Kartenverkaufs stelle aufgegeben. Dafür ist eine neue -Verkaufsstelle für Kar ten sowie Uebergangshefte und -Karten im Kolonialwaren geschäft des Herrn Reinhold Lullack, Radebeul, Bahnhofstraße 31, eingerichtet morden. : Gerüchte um die LInger-Werke. Wie wir erfahren, sind die Berliner Gerüchte, daß zwischen den Lingner-Werken und den Leo-Werken wegen eines Zusammengehens oder einer Mr- schmelzung verhandelt wurde, unbegründet. Es haben bisher keinerlei derartige Besprechungen stattgefunden. Auch wird von der Verwaltung der Leo-Werke versickert, daß solche Pläne nicht beständen. Oberbürgermeister Dr. Külz hat ja auch bereits in der letzten Sitzung der Stadtverordneten entsprechende Auf klärungen gegeben. — Auch das sächsische Wirtschaftsminisle- rium bemüht sich um die Erhaltung der Lingner-Werke In Dres den. Es hat auch die Industrie- und Handelskammer ersucht, im gleichen Sinne zu wirken. : Das Warenhaus Tietz zeigt bis zum Sonnabend täglich nachmittags 4 Uhr im Rialto-Cafö die „Esten Mode schöpfungen für den Herbst. Der große Kreis der interessierten Dainemvelt wird durch den Abteilungsleiter Schmitz aus diese und jene Niiance der zahlreickzen Morgen-, Nachmittags, und Abendkleider — »on graziösen Modellen vorgeführt — hinge wiesen. Man sieht schicke Pelzjäckchen und Pelzmäntel, Kostüm, und Kompleits, den pelzverbrümten Herbst- und Wintermantel das fesche Straßenkleid, das vornehme Abendkleid, das Tee kleid und vielerlei Variationen von Machart und Farben, im mer die schlanke Linie betonend, mit langen, Rock, mit langen Aermeln und doch immer duftig. Vorherrschend sind stunyste Farben in dunkler Tönung: braun, blau, grün und ein Toma- tenrot. Natürlich fehlen weder die modernen Hütchen a io Jäger- oder Schäferin, noch die passenden Schuhe, Handsckulst und Ketten. — den Frauen zur Freude, den Männern., doch seien wir diskret! Ferdinand Bonn als Theaterdichter Albert-Theater Dresden. Der Berliner Schauspieler Ferdinand Bonn hat seinen Abschied vom Dresdner Publikum in «ine besonders interessante Form zu kleiden gewußt. Er hat ihn mit der Uraufführung des von ihm geschriebenen Lustspiels „Politische Schuster" verbunden. Bonn hat schon früher wiederholt für die Bühne geschrieben. Das war damals, als er noch Direktor des Berliner Theaters war. Er schrieb sich seine Stücke selbst. Und zwar waren es... Detektivkomödien nach Romanen von Conan Doyle, die er beliebte. Seine beiden größten Publikumsersolg« „Sherlock Holmes" und „Der Hund von Baskerville" werden noch in Erinnerung sein. Sie hatten auch eine pikante Nach geschichte. Bozenhard, der Hamburger Kollege Bonns, nahm die gleickzen Romane als Komödienstosf (in Dresden sahen wir nur seine Stücke!) und führt« zu einem seinerzeit viel bespro chenen Prozeß, den Bonn allerdings verlor, weil Bozenhard nach dem Urteil aus der gleichen Quelle geschöpft, sich also nicht des Plagiats schuldig gemacht hatte. Man spürte aber bei Bonn das Fingerspitzengefühl für Tlzeaterwlrkung schon damals und es war eigentlich verwunderlich, daß er sich seitdem ausgeschwie gen hat. Ob das gestern abend uraufgeführte Stück neueren Da tums ist, weiß ich nicht. Eine direkte Aktualität ist ebenso wenig darin enthalten wie etwa eine beabsichtigte Tendenz. Das Ganze hat reichlich volksstückarligen Charakter. Da ist der Schuster Bürgel, in dessen Hause die Fürstlichkeiten zu Berlin arbeiten lassen und der «ine Art Original darstellt, dieweil er ebensogut di« Leiste«, handhabt wie er zu politisieren versteht. Man schreibt die Jahreszahlen der großen deutsckzen Erhebung. Bürgel hört durch seine allerhöchsten Kunden so manches über die hohe Politik. So erfährt er auch, wie leichtsinnig Kriege gemacht werden. Den gerade ausbrechenden Zwist Preußen- Bayern gedenkt er zu verhindern. Mit Hilfe seiner Nichte, der Tänzerin Digottini und ihres Bräutigams Flöry. Es entspinnt sich «In Intrigen- und Schubladenspiel, das tatsächlich zum Ziele führt. Der politisierende Schuster hat die politischen Schuster auf und bei den Thronen mores gelehrt. Eine äußerst harmlose Angelegenheit, die u. a. Talleyrand, den Zaren Alexander und den König Max Josef von Bayern auf die Szene bemüht und im übrigen von der mit allen Schi kanen ziselierten Hauptrolle des Schusters Bürgel lebt. Künst lerisch zu werten Ist das Stück schiverlich, es zeugt in der Haupt sache von Routine und legt auf logischen Aufbau nicht immer allzu großen Wert. Aber soll man darum dem Veteranen Fer dinand Bonn grollen, der ein vortrefflicher Schauspieler ist und Zeit seines Lebens den Brettern treu und ehrlich gedient hat? Er wollte sich eine Nolle schaffen. Dankt cs ihn,! Bonn spielte natürlich den Schuster prachtvoll. Er arbei tete die mitunter drollige Schläue dieses Mannes mit allen Mit teln seiner beiveglichen Kunst lzeraus und hatte das Publikum sehr bald gewonnen, das ihm rasende Ovationen darbrachte. Seine Hauptdarsteller mühten sich, dem Nestor zu einem gute«» Theatererfolg zu verhelfen. Und darin taten sich besonders das junge Paar (Paulsen — Göbel) und die Darsteller der „politischen Schuster" Pechmann (Zar). Conradi (Max Joses) und Talleyrand (Strom) hervor. Es gab viel Blumen und sonstige Anerkennungen. Z ck. Residenztheater. „Panne um Mitternacht" nennt sich diese literarische Konkursanmeldnng. Unsere heutigen Oz>er«ttenlibrettisten müssen doch anscheinend eine grausame Kopfmassage durchkosten, um all die „Geistesblitze" auszuschwihen, aus denen ein zeitgemäßes Bühiicnwerk zusammengemixt wird. Natürlich muß dabei dem moralischen Tiesstand der modernen Generation Rechnung getragen werden. Und so verbürgt sich unter dem Deckmantel des H. Deknerschen dichterischen Einsal les eine höchst schlüpfrige Angelegenheit. Das Unmöglichste an dieser Freiheit in Moral ist allerdings die Schlußpointe, die die „früheren, veralteten Ansichten" über Keuschheit und Unberührt heit als Zielscheiin: der verwilderten sitttickzen Anschauungen von heute sich erwählt. Es erübrigt sich daher für uns, auf die erotischen Leckerbissen dieses Operetlenmeniis einzugehen. Wir überlassen es denen, die sich mit solcher Kost begnügen, sich mit dieser Moral auseinanderzusetzen. Wie die Musik, die eine der artig sranzösiscki-parsllmierte Entgleisung-umspielen soll, aus fallen muß, dürste durchaus nicht rätselhaft bleiben. Da ist natürlich der Jazz die geeignetste Kostümierung. Und von dieser Mustcrkarte macht Harry Waldau reichlich Gebrauch. Tos 'Milieu Tanzdiele ist in allen Färbungen ausgenützl. AußerScm bieten lnckanntlich Lelzar und Fall genügend Möglichkeit, sick inii Anleihen vcrselzen zu können. Trotzdem bleibt der Charakter der musikalische» Linie gewöhnlich und mit der Lbcrslächlichkei! verbunden. Unter der Spielleitung von Eugen KoItai und der musikalischen Führung durch H. Kunz-Krause bemühten sich Clzarlot!« Schaedrich, Dolly Falbe, Ida Kattner, sowie die Herren Wolf, Lukas und Koltai der Neuheit einen Publikumsersolg zu sichern. Aber trotz alten französischen tslarsiims blieben die literarischen Schlüpfrigkeiten vertenselt langiveilig. Bekanntlich hastet dem Patschuli ein sehr widerliche« Nachgervch an. Und der blieb auch als Rest der „Panne nm Mitternacht". —Ist— Der Bayreuther Bund der deutschen Jugend (Ortsgnwz>e Dresden) beginnt seine Musikabende (Kunsterziehungsalxnde) für 1931'32 mit einem Robert-Schumann-Abend zum Gedächtnis des 75. Todestages am 21. September abends 8 Uhr in« „Weißen Saale" des Belvedere. Ihre Mitwirkung haben zu gesagt: Eva Striegler-Lederer (Klavier). Maria Storni Duuik (Begleitung), Elly Müller und Hans Lihkcndorf (Gesang), so wie Egon Steglich. Gerhard Potritt (Violine), Bruno Knauer (Viola) und Rudolf Slriegler (Violoncello). Außer Liedern siir 1 Singstimme und Klavier werden Klavierstücke und das K'a- vierquintett in Es Dur (Werk 44) geboten. Jahrrsausstellung „Das Kunstwerk Im Raum", Dresden Drühlsche Terrasse. Der kürzlich ausgeschriebene Wett bewerb für Liebhaberphotographen mit wertvol len künstlerischen Preisen regt das Publikum zur tätigen Mit arbeit an der neuartigen Ausstellung an. Besuchszeiten: Somu tags 1411-2 Uhr, werktags von 9 Uhr bis Einbruch der Dunken Helt. Galerie Arnold, Dresden. In der ersten Etage neu aus- gestellt: Landschaft „Sächsische Schioeiz" von Sparmann, Werke von Champion, Gotthardt Kuehl: im Parterre Gemälde von Prof. Willzelm Claudius, Prof. Max Frey. Emil Rieck, Han» Taeger, Prof. Hugo Ungewitter u. a Im Graphischen Kabinett ab Montag Ausstellung der Aquarelle des verstorbenen Kunst malers Pros. Otto Müller, Breslau.
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