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v»»mer 2N Süchsifche Bolkszeikung r» September l»zi Die katholische Aktion in Spanien Bischof Dr. Gröber in Leipzig Der katholische Iugendlag Leipzig. Am Sonntage beging die katholische Jugend unserer Stadt Leipzig ihren diesjährigen Jugend tag. Der Weihe Saal des Zoologischen Kartens, der 5,00 Stuhlplätze um- faßt, bot nicht Raum genug, um all' die Leute sassen zu können. An die 800 Menschen mögen es wohl gewesen sein, die Zeuge dieser imposanten Jugendkundgebnng wurden. Die katholische Jugend, Mädchen wie Jungen, die letzteren nickst selten in ihrer sarbensrohen Kluft, aus allen katholischen Gemeinden Leipzigs erfüllten den Saal. Und dazu in recht erfreulich großer Anzahl Väter und Mütter. Eine recht katholisch« Familiengcmeinschast. Wir hatten die große Freude, uusern Oberhirten, den Bischof Dr. Conrad Gröber in unserer Mitte zu haben. Obwohl er zwei Firmungshandlungen an diesem Tage hinter sich hatte lam Vormittag in St. Trinitatis, am zeitigen Nachmittag in Reudnitz), lieg cs sich der hochwürdigste Herr nicht nehmen, sein Interesse zur katholischen Jugend durch seinen Besuch zu be kunden. In liebenswürdiger Weise hatte er gar die Festrede übernommen. Mit heiliger Begeisterung trug er der katholischen Jugend ein Programm vor, eine Lebensgestaltung, so wie er sie der katholischen Jugend wünscht. Bischof Dr. Gröber führte u. a. aus: Ich wünsche der katholischen Jugend: Rechte I u g e n d f r e u de, die sie auch selbst haben will. Wir wollen der Jugend den Frühlingstraum lassen, den Traum nach Idealen. Sittliche Kraft und seelische Stärke. Das gehört zum vollkommenen Menschen. Wir verstehen darunter einen aufrechten Menschen, der vom Glauben er füllt ist, sein Leben mit Gott in inniger Beziehung hat. Im Verein mit genannten Wünschen ferner körperliche Kraft-Ertüchtigung. Die katholische Kirche hat bei dieser äutzcrst wichtigen Frage eine mittlere Linie beschritten. Sie erkannt« die Bedeutung der Körperpflege an. Akens sana in corpore sano — eine gesunde Seele in einem gesunden Kör per. Eine schöne, reine Seele im gesunden Körper. Das Geistige darf nicht übersehen werden. Wir stehen aus gleicher kultureller Höhe wie die anderen Konfessionen. — Wir dürfen diese hohen Ziele aber nicht nur erkennen und sie uns stellen, wir müssen sie zu erreichen suchen um jeden Preis. Ein alter Spruch lautet: Vor alles Gröhe setzten die Götter den Schwcih! Ein tatkräftiger Wille ist nölig, der alle Hindernisse, die nicht aus bleiben werden, überwindet. Ein jeder arbeite an sich, treibe Selbstkultur. Wir müssen kämpfen, dah wir nein sagen, dort wo der triebhafte Mensch ja jagen möchte. Gemeinschaftsarbeit. Ein lat. Wort heisst in seiner Uebersetzung: Die vereinte Kraft ist stärker, ist tapferer. Die Gemeinschaftsarbeit fordert Gemeinschaftssinn. Ein jeder muh sich als verantwortliches Glied des Kesamtorganisinus fühlen. Gerade uns in Sachsen tut dieses Gemeinschaftsgefühl besonders not, da wir Katholiken zu zertrcut leben. Sammlung sei unsere Parole! Nicht Zerstreuung! Das können wir von Ktrcye nicht respektiert unv r>urcyvronM wurve. sso ent standen die zahlreichen Differenzen zwischen der proviso rischen Regierung und der katholischen Kirche. Sie be gannen mit dem in verschiedenen Paragraphen gegen die katholische Kirche gerichteten Statut der Republik, dem Laizismus des Staates, mit dem Verbot der Teilnahme der staatlichen Behörden und der offiziellen Abordnungen bei katholischen Kultveranstaltungen, mit der Abschaffung der Kapläne in den Gefängnissen, mit der Entfernung der Kruzifixe aus den Schulen und Gerichten, mit der Ver brennung der Konvente Kirchen und bischöflichen Paläste, es folgte die Ausweisung des Kardinals, Erzbischofs von Toledo und Fürst-Primas von Spanien, Dr. Segura und des Bischofs von Vitoria, ferner das Gesetz über die Unveräußerlichkeit der Kirchengüter und deren Kunst schätze, sodann das Verbot von katholischen Reunionen und zuletzt die Suspendierung „on dioolc" von 13 katholischen, rechtsstehenden Zeitungen und Schliehung der katholischen Versammlungslokale in Nordspanien, verbunden mit der Entsendung von 8 Bataillonen Soldaten und 2 Krieas- der Gegenseite lernen, diese weih, dah erst die Masse eine groh« Macht ausmacht. Und ferner; es muh jeder einzelne lernen, sich duldsam in das Ganze einzusügen. Das Wort vom Dienen oarf nicht mehr bloh so ost Wort sein! Ohne Opfer ist nichts möglich. Autorität. — Die Jugend darf ihre Rechte haben, darf diese vertreten, aber nicht so, dah das Alte auf jeden Fall ver worfen werden muh. Die Jugend braucht die abgeklärte Ruhe und Ueberlcgung der Erwachsenen. Diese wollen ihr helfen mit Rat und Tat. Disziplin und Autorität muh die katholische Jugend auszeichncn. — Der Schl uh dieser vortrefflichen pro grammatischen Ausführungen des bischöflichen Redners mar «in Appell an die Ellern, ihre Kinder den katholischen Ver einen zuzusühren. Immer voran! Das sei mein Wunsch, den ich widme der katholischen Jugend von Leipzig." — Ebenso feurig und begeistert wie der Bischof gesprochen, war der Bei fall, den die grohe Gemeinde feinen Worten folgen lieh. Der Rede des Bischofs Dr. Gröber ging die Begrüßungs ansprache Kaplan Derks« ns voran. Diesem peinlichen Herrn merkt man an seinen begeisterten Wollen und leinen Akzenten, mit denen er sie begleitet, seine Liebe und warmherzige Anteil nahme für die Jugendarbeit an. Mit großer Freude formlierts er seinen besonderen Dank an die zahlreich anwesenden Freunde und Gönner der Jugend, die eine eingehende Arbeit an der Jugend erst ermöglichen. Wir erfuhren, dah im letzten Jahr« ein Heim der Jugend in Engclsdorf geworden ist, eins in Zwenckau, dazu drei Stadtheime, zwei davon für Jungen, «ins in Gohlis für Mädchen. Wie steht es mit unserer Jugend in Leipzig? Nicht gut. Wir haben 25>00 katholische Jugendliche in Leipzig (12—25, Jahre). Von der Jugendarbeit ersaßt sind davon rund 1000 Jugendliche. Kaplan Derksen fordert als unbedingte Notwen digkeit für eine erfolgreiche Arbeit an unserer katholischen Ju gend allerseits Zusammenarbeit und Gemeinschaftsbemußtsein. Nach einer ergiebigen Pause schloß sich ein frohes Beisam mensein dem ersten Teile an. Katholische Jugend kann auch froh und lustig sein. Das bewiesen die verschiedenen Gruppen gesänge, die Gemcinschastslieder: seinen Humor zeigten uns Tanzspiel«: des katholischen Volkstanzkreises, der die Pflege alter schöner deutscher Volkstänze erstrebt. Recht belacht wurde auch ein Laienspiel von Hans Sachs, in dem er den Vätern und vor allem den Müttern gute Ratschläge erteilte. Die Darsteller hatten sich in ihre Nollen mit viel Geschick eingelebt. Vor allem ' die Tauberin (ein Jungmann) spielte recht anschaulich. Ganz am Schluß wurde noch ein gemeinsames Lied gesun gen und dann war der in allen leinen Teilen harmonisch ver laufene Abend zu Ende. Es wird wohl keiner unbefriedigt nach Hause gegangen sein. Den Veranstaltern und Mitwirken- den sei auch an dieser Stelle Dank ausgesprochen für die an regenden Stunden: der katholischen Jugend von Leipzig aber, wünschen wir für die kommende Kleinarbeit Zusammenhalt, Ge meinschaftsgeist und Gottes Segen! —mc— rryrffen. Die vregierung giauvie km prorden Spaniens M den Provinzen Vascongada und Navarra, besondere Vor kehrungen treffen zu müssen, weil gerade dort die katho lische Religion besonders tief im Volke verankert ist und eben dort die religiösen Gefühl»-,besonders entbrannt sind. Somit ist es verständlich, dah gerade dort die Erregung, die Angst und Beunruhigung der Katholiken derart gron und die öffentliche Meinung derart aufgepeitlcht ist und eine derartige Resonanz gesunden hat, dah sie sich in einer starken Agitation gegen di« provisorische Regierung und in einer scharfen Mißbilligung ihrer Verfügungen äußert, eine Agitation, die bisher die legalen Wege nicht verlassen hat. Dies ist nur dann zu befürchten, wenn die Traditio nen und die alten angestammten Rechte gefährdet werden. Das katholische Spanien wehrt sich mit mehr oder minder heftiger, eindringlicher Sprache, dah ihm eine Minorität die katholische Idee und das katholische Leben entreißen will. Selbst Frankreich mit seinen zwei Generationen laizistischer Schulen und mit all seinen freidenkerischen Tendenzen hat keine derartige „tabula rasa" durchgeführt. Spanien fühlt und denkt katholisch! Die „Katholische Aktion" wird daher auch zu verhindern wissen, daß das traditionell katholische Spanien nicht zu einem atheistischen Lande gestempelt wird! Im Kampsgegen denVlhetsmns 2. Madrid, im September. „Es gibt keine Religion des Staates", so sagt der Artikel 3 des Projektes der neuen spanischen Konstitution. Der Artikel 137 der Weimarer Verfassung für Deutschland ähnelt sehr dem spanischen durch seine Härte, schwächt sich aber zweifellos in folgender Form ab: „Es besteht keine Staatskirche". Hier in Spanien proklamiert man den ofsiziellen Atheismus, in Deutschland dagegen die Neutra lität, d. h. daß bei der Verschiedenheit der Religionen und dem Vorherrschen der protestantischen Religion der Staat sich auf keine bestimmte Religion festlegt, noch eine in irgendeiner Weise begünstigt. — Ander« Länder sowohl in Europa als auch in Amerika legen ausdrücklich in ihren Konstitutionen fest, welches die Religion des Staates ist oder aber gewähren derjenigen Religion, zu der sich der Großteil der Nation bekennt, eine gewisse Berücksichtigung und einen speziellen Schutz. Andere Länder wieder haben i» ihrer Konstitution keinen Paragraphen die Religion be. tresfend, sondern diese delikate Materie in Form von Kon- kordaten geregelt. Die Artikel 138, 139, 1-10 der Weimarer Verfassung sichren aus, daß der Deutsche Staat den Neligionsgesell- jchaften den weitestgehenden Schutz und bestimmte Staats leistungen angedeihen läßt, während hingegen der Artikel 24 der projektierten, spanischen Konstitution lautet: „Der Staat wird auf keinen Fall die Kirche noch deren Einrich tungen und religiösen Vereinigungen unterstützen noch be- günstigen noch irgendeine Hilfe angedeihen lassen; er wird amtliche religiösen Orden auflösen und deren Kirchengüter äkularisieren." Unter den in den letzten Jahren entstandenen repu- blikanischen Konstitutionen, die naturgemäß allen modernen Forderungen der Neuzeit Rechnung tragen, kommt — Ruß land und Mexiko ausgenommen — keine dem spanischen Projekt an Radikalismus, keine dem Laizismus und der geplanten scharfen Trennung von Kirche und Staat so nahe. Der Radikalismus des spanischen Projektes gegen die katho lische Religion ist um so unverständlicher, als es einen der artigen Radikalismus in Spanien nie gegeben hat und außerdem hier absolut kein Religionskamps existiert. Im Gegenteil, die katholische Religion hat eine derartig im mense Majorität in Spanien, daß sie bisher mit allen Handlungen des Staates eng verbunden in Erscheinung trat und im nationalen Leben infolge ihrer humanen Ein richtung ein Hauptfaktor war. Diese Situation — von unbestreitbarer Tatsache — hat Bande und rechtliche Ver hältnisse, konsolidiert durch Jahrhunderte, geschaffen. Der spanische Staat selbst hat in feierlichen Pakten sanktioniert und anerkannt, daß kein Vertragspartner dieselben nach Willkür lösen kann, im Gegenteil verpflichtet ist, sie zu respektieren, eben wegen der politischen Kontinuität, die allen Wechsel der Regime in allen zivilisierten Ländern überdauert. So ist es verständlich, daß die Katholiken Spaniens verlangen, daß die katholische Kirche anerkannt wird und ihre Einrichtungen und Traditionen respektiert werden, denn wer sich zur katholischen Religion bekennt, hat sich auch ihren Dogmen, der Hierarchie und ihrer Disziplin zu unterwerfen. So, wie man nämlich nach dem Projekt der Konstitution die Prinzipien der Gewissensfreiheit auf saßt und sie regeln will, stellt sie für die Katholiken Spaniens nicht die unantastbare psychologische, sondern nur moralische Freiheit dar. Bekanntermaßen stellt sich die katholisch« Doktrin, die immer für die persönliche Gewissens freiheit eintrat, nie der öffentlichen Ordnung, noch der Proklamierung eines neuen Grundsatzes, den der jeweils politische und soziale Stand eines Staates erfordert, ent gegen. Beim Beginn der spanischen Republik und dem Regime wechsel befand sich der Staat mit dem Heiligen Stuhl noch in einem rechtskräftigen Konkordat, welches aber bald durch Verfügungen und Stellungnahme gegen die katholische Der Anstreicher Do« Atcharb v. Schaukal. Seit einigen Tagen bin ich wieder auf meinem Bergbaus. Man glaubt, in die Einsamkeit, die Ruhe zu gelangen. Aber die Menschen mit ihren Zwecken und Absichten treten aus allen Kulissen dieser Traumwelt. Da ist der Bäcker, der Fleischer, der Schornsteinfeger, der Briefträger: die sind einem ja. leider, un entbehrlich. Allerlei Handwerker erweisen sich als kaum minder «otwendig. Tin Schlüssel ist zerbrochen, eine Fensterscheibe; ein Rohr ist verstopft, ein Laden ausgerenkt. Das Telephon, da» lästigste aller eingebildeten, angewöhnten Bedürfnisse, schrillt, die Dartenglocke ertönt, es klopft. Man grüßt, man fragt. Es wird Geld, das verfluchte Geld, begehrt. Der Hausbesorger, der zugleich den Gärtner vorstellt, überreicht di« Rechnung über seine Leistungen und Anschaffungen, und — o Grauen! — sogar Besucher haben stch's nicht versagen können, mich bereits zu überfallen. Es sind Leute, die man am allerwenigsten erwartet hätte, Leute, an die man seit Jahr und Tag nicht gedacht hatte. Aber nun stehen sie da: unaufgefordert sind Ne eingetreten, und man setzt sich zu beflissener, ach so überflüssiger Geselligkeit lächelnd zusammen. (Wie der Säugling lächelt, weil ihm den Bauch weh tut.) Heute, da es eben ans Mittagessen ging, hat der Anstreicher an,ragen lassen, ob man nichts von ihm brauchte. „Der Sin nreicher? — Gott sei Dank, nichts. Sagen Sie ihm —". Doch da fällt mir auf die Seele, daß schon im letzten Sommer ein bedächtiger Freund, dem nichts entgeht, beim Rundbang um das Haus geraten hatte, die umlaufenden Hol.zbelagstücke dort, wo im Winter der Schnee sich aufschichtet, wieder streichen zu lassen. Sie wären an den Rändekn rissig. Die Nässe usw. . . . Damals hatte man's noch dankend iibcraört, sich aber doch ge merkt. Jetzt, wie das böse Gewissen, meldet sich der Anstreicher. Muß es denn also sein? Es muß wohl sein. Ich gehe nach dem Essen — mir hat es nicht geschmeckt — zu ihm hinaus. Er er hebt sich von der Bank, wo er. offenbar seiner Sache sicher, ge wartet hat. Leutseligkeit und Ergebenheit entwickeln sich um fangen einander: rin inniger Berein von Unaufrichtigkeit. — »Wie lang ist es her, daß das Haus gestrtchen worden ist?" — „Sieben Jahre", lautet di« Antwort. Sieben Jahr« . . . Was für Vorstellungen und Gedanken tauchen herauf! An solchen Ab schnitten sammelt sich di« Z«it an. Strb«n Jahr«! vor sieb«« Jahren war mein jüngerer Bub. der mir über den Kopf ge schossen ist. schon ejne Staatsprüfung hinter sich hat und vier Ballwinter, fünfzehn, mein Mädel, das ich auch bereits zweimal, und mit Verspätung, die üblichen Monate hindurch auf die un umgänglichen Tanzvergnügungcn begleitet habe, gar dreizehn Jahre alt: Kinder! . . . Und ich? Vor sieben Jahren bin ich noch gesund gewesen, ahnungslos, was mir bcvorstand an Schmerzen und Hinfälligkeit . . . Das alles bedeutet für den Anstreicher nicht mehr als dir Frist zwischen zwei Verdienst gelegenheiten. Ich bin ihm einer, dessen Haus wieder einmal Anstrich braucht. Ich verdenke es ihm weiter nicht, daß ich ihm nichts be deute (was bedeuten denn mir die Menschen?), verdenke ihm nur, daß er, Vertreter des „Nächsten", (den ich wie mich selbst zu lieben habe) mich, kaum daß ich aus der lärm-, stank- und staubcrsüllten Stadt hier oben im grünen Hafen eingelaufen bin, schon wieder an all den Ekel gemahnt, der einem jahraus, jahrein Leben heißt und aufs Zahlen hinnusläust. Nicht fern von mir haust sommerüber ein Mann, der buchstäblich nicht weiß, ivas er mit seinem märchenhaften Reichtum anfanaen soll. Drei Riesenautomobile hat er mitgcbracht. Dienerschaft, Hof meister. Hunde . . . Das ist einer, der zu verdienen gibt! Er kauft, was man ihm hinhält: Gründe und Erdbeeren, Pferde und Blumen . . . Die Welt wird in absehbarer Zeit nur mehr aus zwei ungleichen Teilen bestehen: hier die einen, die im Geld ersticken, dort die anderen, die Mangel leiden. Denn, Hand aufs Herz: ist nicht alles Mangel, was nicht Uebersluß heißt? Wo gibt es, verhältnismäßig, heule Genügen? „Wenn wir ein Automobil hätten", sagt mein Sohn ein gelassener Philosoph, „würde uns das zweite abgehcn. Denn wir sind fünf: wer es benützt, entzieht's dem anderen . . ." Aber lasten wir diese mißgünstigen Betrachtungen aus dem Gesichtspunkt des Ewig-Unzulänglichen. Eine andere Vor stellung hat sich meiner bemächtigt, da der Anstreicher befriedigt abzieht, um morgen mit Leitern und Töpfen wieder anzurückcn ipid die Rechnung zusammenzustreick>en: Wenn er nach abermals sieben Jahren — es rann auch früher sein, denn diesmal handelt es sich ja nur ums Ausbestern von schadhaften Stellen —. wenn er mtr das nächste Mal seine Dienste anbietet svorausgesetzt, daß ich noch am Leben bin), was wird inzwischen alles ge schehen sein? Nehmen wir an, daß wir alle fünf noch vor handen und imstande sind, das kleine Berghaus, unser Eommer- fried«n»«iland lavssettattrt mit ..Nächsten^'), eu «rbalt«n: bi« tch dann nicht geschlagene zwciundscchzig Jayre an, mein Aeltcster, heute neunundzmanzig, sechsunddreißig. also aus der sogenannten Lebenshöhe? (Mit sechsunddreißig bin ich Prä- sidialchei «tu«» Ministeriums gewesen, ein Machthaber, ein Satrap.) Und wenn wir die Fichten im Garten so weiter wachsen lassen, sehen wir in sieben Jahren von der umliegenden Bergwelt, der Welt überhaupt nichts mehr . . . Aber der An streicher kommt zuverlässig . . . Laßt uns nicht vorausdenken: es führt zu nichts und macht nur traurig, lebensunfähig. Und wir Alternden, Alten müssen lebensfähig bleiben, schon um den Jungen, den heute noch und wie bald nicht mehr Jungen, ein Beispiel zu geben, wie man » machen muß in dieser besten aller möglichen Welten. Morgen wird unser Haus frisch gestrichen, Hurra! (Warum ruft denn niemand mit mir?) Vom Büchertisch Ein System der paiilisll-en Partei und ihres Verhältnisses zum Staat in Recht und Wirklichkeit gibt Hans Fritz Röder in seinem Buche „Parteien und Parte iftaat in Deutschland" (Verlag Max Huebner, München, 11 l Seilen, Kart. 3.20 MK.). Las Buch, Altbundeskanzler Dr. Seipel ge widmet, untersucht mit der Gründlichkeit des Wissenschaftlers Grundlagen und Wesen der politisckzen Partei, behandelt die Organisation, das Verhältnis der Partei zum Staat und bietet so für den politisch Interessierten, vor allem aber für die Führer von Parteigruppen, außerordentlich wertvolles Material, für das man dem sachkundigen Verfasser dankbar sein mnß. Eine solche Schrift, gründlich und populär, fehlte bischer. Einen freien Disput über die Zeitkrisis zivisll>en Gerhard Schultze Pfälzer, Otto Strasser, Major Buchruclier und Herbert Blank stellt Schultze-Psälzer zusammen in dem Buche „W i r suchen Deutschland" (Verlag Greihlein u. Co., Leipzig, 195, Seiten, Pappband 3.5,0 MK.). Schultze-Psälzer flecht zu Hin denburg—Brüning und iveiß auf die Einwände der revolutio nären Nationalsozialisten immer Iresslick-e W-derlegungen. Mau muß ihm dankbar sein, daß aus diese Weise die Denkiveisr dieser Kreise einmal ins Volk kommt.