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Für christliche Politik »ni> Kultur «Selch,iUSNell«, Drutt ».'Verlag: >»ermn»a -I.-» chr «crlaü»ul>rr»-ter«l,^ilmle vre»!>ea, vr«»l>«a-»l. I PoUer!lra>i«I7. ,7«rnru'20>l2. volllche<tloaia Dresden 17^ 0a,iNo,»o Eiadtbaal Dresvea 'N II Revattlon de, SächNtchrn >voIkr,eUung Dl«Sde^»UlIlad! I i'ollerllrafte N. isrnr» MIi >,^i" Nummer -2, - 2». Jahrgang M Fre>!ag,^,d°n 27.S^p,embe >»" kr'chcnil «mal wSchN. mil NNiIir. csranebrilagcu.Seimai >»,!> Ilnzelgenprels»! Die Igelvallene pelUjelle 80 FamllleiU r c ul> tri lliui'crl riiaüe .;>ül uuxr lir u, u/culr' >au> r dru W^I HM an,eigen tt.Llcllkngrittchr 2<> . Dir prMlkliamezeilr. IO mm ,e-! . 7-. Penn«. Via»- MW DW breil. I gar «I>ze>ae,ia>itzr,halb de« »erbrettungSgedlele» .«crUNchc, WD >W 4» ^.di«pelllr«llamr,e>lel.l»»^. Br«elgkb.»'»4. Im Sa», ,v-- maMchri >ve„,ge»reis .'/ -o r ni^n. "rilrilgrih. Mg fM W WI HSHcrrr «ewai, eiMchl irde NriplUchlmig au, Liricnmg sowie i! uuiuiri I II 4 i?ounahruh. u >7<>nnlugu,^u NU-I "2» UM s> W> jM iilMuug d. Nnjrigra - Nttiiragen u. Lcijiung v. Lchadrnerlatz, irr Dr. SI. DrScznk. Lclchäsliicher LeU: grau« Bungarv, Dresden. V EssMuns Die Volksparlei kritisiert Dingeldey spricht von einer „nationalen Regierung" für Deutschland Klare Etrlschei-ung! . Hamburg, 27. September. Die Ncichslagsfraktion der D e u t s che n V o l k s p a r t e i hat gestern in Hamburg eine Sitzung abgehalten, bei der der Pancivorjitzende Dr. Dingeldey über die Neichspolilik sprach. In dem tmrtei-osfiziellen Bericht über die Sitzung heisst cs: „Die Fraktion verzeichnet mit großer Sorge und mit lebhaftem Unbehagen, dass die Neichsregierung gegenüber einer mit jedem Tage gefährlicher werdenden Gejamtlage sich -u durch greifende» Entscheidungen noch nicht hat entschließen können und das; die bisher veröffentlichen Maßnahmen einen unver kennbar einseitigen Charakter tragen." Wie das zu verstehen ist, läßt sich aus Aussllhrungen er kennen, die Dr. Dingeldey in Hamburg gestern vor der Presse gemacht hat. Dingeldey bezeichnete sofortiges und ent schlossenes Handeln der Reichsregierung als notwendig. Der Eindruck herrsch« vor, daß von einem Willen zu einer wirtlichen Führung, aus die das ganze deutsche Volk so sehnsüchtig wartet, bis jetzt nicht das geringste zu spüren sei. (!) Seit den Ereig nissen des Juli kenne man als einzigste und wesentlichste Maß nahme der Neichsregierung die Einrichtung einer Bankcnaus- sicht. Aber von der Lösung weit wichtigerer Fragen, zum Bei spiel der Ueberwindung der Arbcitslosengefahr, sei bis heute nicht das geringste zu spüren. Bor uns stehe die graste Frage, I. ob es möglich sei. durch eine völlige Reform der Hauszins steuer eine Belebung der Wirtschaft bis in die feinsten Kanäle knrchzusühren und weiter, ob es möglich sei, den Hypotheken markt dadurch vor dem Zusammenbruch und den Grundsst'cks- markt vor einem völligen Verfall zu retten und 2. die .,f- lockerung des Zwangssystems in der gesamten Wirtschaft. Dr. Dingeldey glaubte dann behaupten zu können, dnst der Gedanke, Condcrgcrichte gegen Terrorakte cinzusührcn, auf Wünsche der Sozialdemokratie zuriickzufiihren sei. Die Existenz der Neichsregierung hänge aber letzten Endes (?) von der D tschen Bolkspartei ab. Nach Ansicht Dr. Dingcldeys handle cs nöi heute vor allem darum, dah der Reichskanzler noch vor dem Zusammentritt des Reichstages seine ganzen Kräfte für die Bildung einer Regierung nach englischem AI ustcr einsetze. Es handele sich um die Errichtung einer Rot- gemeinsckast zur Bewältigung der schwierigen Arbeiten, vor die der Winter uns stellen werde. Diese Ausführungen Dr. Dingcldeys sind in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert. Sie zeigen vor allem, dast die Deutsche Volkspartei ein starkes Bedürfnis nach Material für ihre Agitation hat. So erklärt es sich wohl, dast Dingeldey von der Entschlustlosigkeit der Neichsregierung spricht und gleichzeitig Vorschläge macht, von denen er wissen must, dast das Reichskabinett bereits seit Wochen alle nöligen Vorbereitungen in der fraglichen Richtung (Reform der Haus- zinosteuer, Auflockerung der Wirtschaft) getroffen Kat. Es scheint fast so, als wollte die Deutsche Nalkspartei die Oeftent- lichkcit glauben machen, die zu erwartenden Mastnahmcn Brü nings seien der Initiative des Herrn Dingeldey zu verdanken. Dem Gedanken der Bildung einer „n ationalen Re gierung" zur Ueberwindung der gegenwärtigen Notstände, stehen mir im Zentrum an sich durchaus sympathisch gegenüber. Nur ist zu fragen, wie Herr Dingeldey sich eine solche Negie rung denkt. Sie würde doch nur dann ihren Namen verdienen, wenn sie alle Parteien von den Sozialdemokraten bis zu den Nationalsozialisten umfassen würde. Aber weder SPD. noch NSDAP, sind bereit, sich an einer solchen Regierung zu betei ligen. Nach der mastlosen gegenseitigen Hetze in den letzten Monaten wäre das auch wirklich nicht möglich. Erst gestern hat der Leiter der Neichsorganisation der NSDAP., Gregor Straster, in Dresden ausgesprochen: ..Die Bildung einer dent- scl-en Konzcntrntionsregierung von Scheidemann bis Frick nach englischem Vorbild ist nicht möglich, denn zwischen den Natio nalsozialisten und den Marxisten steht der Verrat vom Novem ber 1918." — Wie also denkt sich Herr Dingeldey di« Deutsche Konzrntrationsrcgicrung? Nicht das Kabinett Brüning hängt von der Deutschen Volkspartei ab, sondern für die Deutsche Volkspartei wird cs eine Schicksalsfrage sein, ob sie sich für oder gegen Brü ning entscheidet. Die Möglichkeit, eine andere Entscheidung zu treffen, wird ihr nicht geboten werden. Tritt Curkius zurück? Berlin, 24. September. Neichsaustenminister Dr. Curt ins trifft heute nach mittag 2 Uhr inBerlin wieder ein. Dr. Curtius wird nach seiner Rückkehr aus Genf noch heute nachmittag dem Kabinett Bericht erstatten, vorher aber mit dem Kanzler «ine Unter redung haben. In gut unterrichteten Kreisen wird angenom men, dast Dr. Curtius dem Kanzler sein Amt zur Verfügung stellen wird. Reparations-ebalte in Genf Englands Vertreter für Herabsetzung der Reparationen und Schulden Genf, 24. September. Im Wlrtschaftsausschust der Völkerbunds- Versammlung ist es gestern zu einer bemerkenswerten Aussprache über das internationale Finanz. Problem gekommen, bei der der Gegensatz der französisck)«» und englisck)«!! Auffassung sehr schars hervortrat. Auch die Frage do». Revision der Reparationen wurde dabei ossen bcbcwdelt. Der französische Finanznilnister Flandin legte zunächst die Auffassung Frankreichs dar. Es habe die Auffassung be standen, so führte er aus, dast ein Verschwinden der inter- ali.irrten Schulden und der Reparationen eine wesentliche Er leichterung der internationalen Lage herbeisühren würde. Er glaube nicht daran; der Bericht der Baseler Sachverständigen zeige vielmehr, dast die Krise in Deutschland ihr« Ursache nicht in den Reparationszahlungen, sondern in der plötzlichen Zu rückziehung der kurzfristigen Kredite habe Man könne un möglich den Banken, die kurzfristige Kredite gegeben hätten, Vorwürfe wegen der Zurückziehung der Kredite machen, wenn sie diese Kredite selbst benötigten. Flandin befastte sich sodann eingehend mit dem inter nationalen Goldproblem. Er verteidigte hierbei energisch die französische Regierung gegen die vielfach erhobe nen Vorwürfe, unberechtigt Goldvorräte angehäuft zu haben. Es treffe durchaus zu, dast gegenwärtig die Vereinigten Staa ten über 40 v. H. und Frankreich über 20 v. H. des Goldvor- ratcs der ganzen Welt verfügten. Völlig unzutreffend sei es. dast Frankreich bewustt die Goldsands niigesammclt hätte und dast die Goldanhäufung In Frankreich auf den deutschen Repa rationszahlungen beruhte. Die starke Anhäufung von Gold vorräten sei nur der Ausslust des allgemeinen Vertrauens, das Frankreich enlgegengebracht würde. — Frankreich werde auch weiterhin Helsen und seine Pflicht tun. Die Schuldnerländer könnten unmöglich die Gläubiger länder zu gröberen Krediten veranlassen, wenn bei diesen selbst di« notwendige Atmosphäre de» Vertrauen» fehle. Unmöglich sei es, dast die Staatsangehörigen des einen Lan des den Staatsangehörigen des anderen Landes gröstere Kre dite cinräumten, wenn im Innern des kreüilsuchenden Landes die Voraussetzungen für die Ausnahme einer Anleihe fehlten. Der Vertreter der englischen Negierung, Sir Artur Salier, stellte in einer grob,angelegten Rede das Nepara- tionsproblem in den Mittelpunkt der gesamten internationalen Finanzkrise und betonte, dast die heutige Krise im ivesentlick>en aus dem fehlenden Gleichgewicht der Zahlungen zwischen Gläu biger- und Schuldnerländern beruhe. Die Schuldnerländer seien durch die politischen Schuldenabkommen gezwungen, ihre Aus fuhr mit allen Mitteln zu erhöhen. DI« heutige Krise beruhe zum grössten Teil darauf, das, die Reparationszahlungen ohne produktive Gegenleistungen erfolgten. Der Preissturz habe die Neparationslasten noch weiter erhöht. Bei der Regelung der Reparationen hätte der Grundsatz des Preisniveaus mit berücksichtigt werden müssen. Das Gold habe, statt in normaler Weise regulierend zu wirken, in der letzten Zeit durch die austerordentliche Anhäufung an einzelnen Stel len gegensätzliche Wirkungen ausgeübt. — Salier forderte so dann mit grostem Nachdruck vorläufige HIlfsmabnahmen zur Ueberwindung der Krise durch Herabsetzung der Reparationen und der internatio nalen Zahlungen und durch sofortige Prüfung der Lage, die nach Ablauf des Hoovermoraloriums «intreten würde. Salier verlangte ferner, dast neue Bedingungen für eine neue Anleil-epoiitik geschaffen würden, und stellte sich rückhaltlos auf den Boden des Baseler Sachverständigenberichtes. Die Reparationsfrage müsse neu geregelt werden. Die den Gläubigerländern zur Verfügung stellenden Mittel müssten als Garantien für den Schuldnerländern zu gewährende Kre dite verwendet werden, lieber die Schwierigkeiten eines sol- ck-en Planes sei er sich im klaren. (Fortfchung ans Seite S) Eine ganz andere Lage (Von unserer Berliner Schriftleituna) V. N. Auch das hartnäckigste Leugnen hilft nickt» mehr. Die Welt ist aus den Fugen. Konnte man noch über den Zusammenbruch der Oesterreichischen Kreditanstalt di» Achseln zucken, sogar die deutsche Bankenkrile als böswil liges Verschleierungsmanöver bezeichnen, die Erschütte rungen des Sterling» ist ein Vorgang, den niemand über« sehen kann, der sich bis in die hintersten Winkel der Erde aus wirken wird. Eines der Axiome der kapitalistischen Wirt schaft ist in Frage gestellt, ob das Gold noch weiter das friedliche Austauschmittel zwischen den Nationen sein kann, nachdem man es — wie das Kriegsmaterial in den Heeres« arsenalen — an zwei Plätzen der Welt zu Bergen aufge« stapelt und von einem dieser Plätze aus damit seit Mo« naten einen frisch-fröhlichen Krieg gegen die bestehende Ordnung geführt hat. Die englische Währungskrise ist die bisher markanteste, aber sicher nicht die letzte Etappe auf einem Wege, der zum Wcltchaos oder zu einer völligen Neuordnung der Dinge führt. Die Krise hat nicht allein wirtschaftlich, sondern auch politisch eine ganz andere Lage geschossen, als sie jemals zuvor bestand. Die Ordnung von Versailles be« ruhte auf dem Machtsystem kapitalistischer Mächte, mit einer bestimmten Rangordnung, wie sie dem damligen Stande der Dinge nach dem militärischen Zusammenbruch Mittel europas entsprach. Die Wandlung, die kommen mutzte und die jeder kommen sah, ist aber nicht politisch, sondern wirt schaftlich erfolgt, und gerade die stärksten Nutznießer des Zustandes von 1919 haben dieser Verwandlung unfrei willig vorgearbeitet. Vielleicht ist es uns selbst noch nicht recht zum Bewusstsein gekommen, das; wir heute, im Jahre 1931, in völlig neuen Kategorien denken und stillschiveigend eine völlige Neuordnung der Werte anerkennen. Diese Er kenntnis mutz denen zunächst schmerzlich sein, welche die ersten Opfer dieser Umwertung der Werte waren und die besonders stark unter dieser Krise und ihrer wirtschaftlichen Ohnmacht leiden. Aber ebensowenig wie der Aermelknal eine sichere Schutzwehr gegen das Ueberspringen der Krisen seuche war, bietet der Atlantische Ozean Sicherheit und auch Frankreichs gold- und wasscnschimmernde Wehr kann eines Tages vor diesem Anhauch der Krise verblassen. Vergebens haben wir seit vier Monaten auf ein Echo der wirtschaft« lichen Solidarität aus dem Westen gewartet: seit zwei Tagen gesteht die französische Presse von rechts bis links unumwunden die internationale Wirtschafts verbundenheit ein, und die französische Politik scheint geneigt, aus der neuen Sachlage die Konsequenzen zu ziehen. So gewitz es ist, das; heute alle politischen Fragen von wirtschaftlichen Gesichtspunkten überschattet-werden, so sicher mutz Frankreich ihnen Rechnung tragen, wenn es nicht in seiner selbstgewühlten Isolierung Schiffbruch er leiden will. Die Weltgeschichte hat in unseren Tagen Siebenmeilenstiesel angelegt, und man wird sich in Frank reich beeilen müssen, wenn man nicht allzuweit Zurück bleiben will. Die Hoover-Aktion, die mit einem Schlage das Schul den- und Reparationsproblem für 12 Monate von der Bild fläche verschwinden lietz, war ein erster, grotzangelegter Versuch, durch eine Eemeinschaftsaktion aller Mächte der Krise zu begegnen. Auch dieser Schritt kam, wie sich her ausgestellt hat, schon zu spät, und durch französische Schuld wurde er nur halb getan. Es ist mit Sicherheit anzu nehmen, datz das englische Alarmsignal die Weltstaaten zu einer neuen, grötzeren Aktion zujammenführen wird, die ein schnelleres Verständnis findet. Der Ruf nach einer neue« W e l t w i r ts ch a f t s k o n f e r e n z, der vor allem in der englischen Presse erhoben wird, ist der Ausdruck der allgemeinen Ueberzeugung, das; nur rasches Han deln Hilfe bringen kann. Die Erkenntnisse, die der Baseler Laytonbericht über die Ursachen der Weltkrieg und die Möglichkeit ihrer Erleichterung vermittelt hat, sind gerade dort, wo man sie am eindringlichsten auf sich wirken lasten sollte, am geringsten gewesen. Was dieser Bericht über Deutschland gesagt hat, das trifft auf viele andere Länder, jetzt auch in vollem Ausmaße auf England zu, und es kommt alles darauf an, datz man nunmehr nicht bloß zu sachverständigen Gutachten, sondern zu praktischen Ergeb nissen gelangt. Dazu ist die Mitarbeit der beiden Gold« monopolmächte Amerika und Frankreich unerläßlich. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der englischen Sterlingskrise hat Hoover eine Einladung an den franzö sischen Ministerpräsidenten zu einem Besuch in Washington ergehen lassen. Noch ist die Frage offen, ob Laval dieser Ausforderung Folge leistet, denn wir können uns vorslcllcn, datz ihm praktische wie politische Bedenken den Entschluß er schweren werden. Jedenfalls hat der amerikanische Staats präsident bewiesen, das; er gewillt ist, in einem französisch amerikanischen „Chequers" vorhandeneMißstimmungen aus- zuräumen und diejenigen Punkte mit dem Repräsentanten »«« stärksten europäischen Geaenivieler» veriönlick zu ver.