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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.11.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191111122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19111112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19111112
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-12
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Glngelanüt. (Für d,a Inhalt der S!nlend»ngen unt«r diel« ßtudrtt iwenNmM dv »t«dokttou nutzer der Pred4«s«tzld»en c«U>« Verantwortung.) Wa, soll der Zunge werde»? Eltern und Vorniünder treten jetzt wieder — und ost nicht ohne bange Sorge — an die Lösung dieser Frage lieran, die ja für die jungen Leute ein Lebensschicksal bedeutet. Vorüber gel)end« Nei- gungei» sind vielfach ausschlaggebend dafür, den lungeu Mann in einen Beruf eintreten zu lassen, rn dem er sich später vielleicht gar Nicht wohl füblt. Tann siitd die Lehrjahre oft verlorene Jahre u»rd das spätere Umsatteln rann niemals mehr er setzen, was in den ersten Jahren nach der Schulzeit an iw nningsvoUer Ärbeitsfreudigleit in einer ver fehlten Leine zerstört worden ist. Nicht selten findet man auch Eitern und Vormünder, die bestrebt sind, ihre Ki"der etwas „Besseres" werden zu lassen, als sie selbst waren. Das ist durchaus verständlich, da bei steigender M'.ltuc eine jede Generation den Wuii,cp hat und haben muß, ihre Nachkommen - wenn irgend möglich — auf ciue höhere soziale Stnse zu bringen. Aber man vergißt doch zu leicht, daß zu einer Behauptung rn solcher verbesserten Lage unter allen llmstäulwn auch eine gesunde Grundlage in einer entsprechenden Erziehung gelegt werden muß. Sonst entstehen eben die bedauerlichen Ber- hältnisse, in denen sich Menschen zeitlebens Herum plagen, die für den Beruf, in den sie gesteckt wurden, nur eine unzureicl)cnde Halbbildung mitbrachten, mit der sie niemals recht vorwärts kommen können. Wos ist das z. B. für eine beklagenswerte Auf fassung, wenn H a n d w e r k c r e l t c r n glauben, ihr Sohu müsse — um eS besser zu haben, als sie — Beamter oder Kaufmann werden, .'lusgctoacl-- seu in den Berhältnisscn deS Handwerks und schon vielfach mit ihnen vertraut, ost auch ausgerüstet mit besserer Schulbildung könnte der Junge den, Stande seines Vaters unendlich viel nutzen, wenn i er in guter Lehre in einem seiner Neigung ent- i svrecheuden Fach praktisch oder theoretisch ausge bildet und zu einem tüchtigen Qualitätshandweri'er herangezogeu wird. Tas Handwerk leidet ja gerade zu daran, daß ihm fortgesetzt der beste und incelli- genteste Nachwucl>s aus seinem eigenen Stande ent zogen wird. In dein Maße, als wohlhabende Hand werksmeister nicht mehr ihren höchsten Ehrgeiz darin jehcn, enicn „Bruder Studio" in ihrer Familie zu h- ., sondern ihre oft begabten Kinder dem väterlichen HaudwcrkSberuf zu erhalten, wird ciue größere beruslicl>e und auch eine gewisse kauf- mäuuisclw Leistungsfähigkeit des Handwerks, vor allem aber eine größere und geschicktere öffentliche Bertrclnna des selbständigen Mittelstandes und dessen Beachtung im staatlichen Leben herbeigeführt werden können. Ist es doch nnr bei solcher Wert« jchatznng des .Handwerks durch die Handwerker selber möglich, daß man die Berufung des wackeren Klcmpuermcisters Plate-Hannover ins Preußiscl)« Herrenhaus nicht mehr gleichsam als Weltwunder nno Ausnalinreericheinung zu betrachten brauclst. Tas sollten sich insbesondere auch die jßreise unserer ge lernten Arbeiter einmal vor Augen halten, weil gerade auch bei diesen sehr viel Neigung für das HandelSgewcrbe vorhanden ist. Tie unselige Ansicht, daß, cs zur Hebung der sozialen Lage junger Leute beitragen könne, wenn sie dem Hanoelsgeiverbe zu- gesührt werden, Hal in der letzten Zeit besonders Prusch ihre Opfer gefordert. Ganz abgesehen von den .glücllici'erineiie noc.' seltenen Fällen, wo Lehrlinge mit wenig gefestigtem Charakter Veruntreuungen oder dergleichen begangen haben, kommt es immer wieder vor, daß nach überstandener kaufmännischer „Lehre"' soweit man die eigentliche Koutordieucr- oder Marlibclserarbcit so vieler „Lehrlinge" noch al-s Lehre bezeichnen will — die jungen Leute sich anderen Berufen zuwenden, oder dauernd als Kon- tordiencr, Bolen oder dergleichen ihr Fortkommen suchen. Man gebe einmal eine entsprechende An zeige auf, und man wird mit Staunen sehen können, wieviel Leute sich melden, die eine sogenannte „'iansmünuifche Lehre" durchgemacht haben. ES ist also durchaus große Vorsicht beim Äb- jchlup, eines Lehrvertrages geboten, da mit der iunge Manu wenigstens keinen Schaden für jein späteres Fortkommen erleidet. Schließlich sei noch auf eins aufmerksam gemacht, und das ist die E r n ä h r n n g s f r a g e. Biele Handwerker- oder auch Arbeilereltern, die ihre Söhne in das Handcls- zlewerbe ilec.en, denken gar nicht daran, daß die iräs.ige, für den schwer arbeitenden Baier berechnete Kost sich mit der Tätigkeit im Handel und besonders cm Kontor nicht immer verträgt. Ta, wo wirklich eine einigermaßen gute Lehre an die in der Eut- wicAn.ng bcf, -dlichen Geisteskräfte der jungen Leute gewisse Anforderungen stellt, die noch erhöht werden , -- die oft langen Arbeit.zefien, da isr mit der kräfliaen .van mounskost der breiten Blasse unserer Bevölkerung meist keine zweckmäßige und der kauf männischen Tätigkeit angepaßte Ernährung gesunden. Deswegen treten auch häufig bei den jungen Leuten .grancl'citen auf, die man früher nicht bei ihnen gekannr hat und die man so gern von dein Un gewohnten der vielfach sitzenden Arbeitsweise nnd dem danernden Aufenthalt in geschlossenen Räumen ableitet, obwohl sie doch die eigentliche Folge da von sind, daß der Junge zu Hause nicht die zu seiner Tätigkeit passende Kost erhielt. Auch von diesem Standpunkte aus sollten Eltern und Vormünder ihre Verhältnisse ernstlich prüfen, bevor sie ihren Sohn einen: Berufe zusühren, von dem sie nur hoffen, daß er ihm eine bessere soziale Stellung verschaffen möge, als iie selbst hatten. Tenn nicht das allein darf entscheidend sein bei der Berufswahl, soirdern ebenso sehr muß erwogen werden, welche Aussichten der Junge hat. Uno im Kausmannsstande kommen heute nur wirklich tüchtige, mit guter allgemeiner Bil dung versehene und auch geistig befähigte Leute vorwärts und bringen es zu etwas. Aber auch das Handwerk braucht für seine Qualitätsarbeit tüchtige Leute, und die kommen in ihm weit besser fort, als im Handel. — Wer übrigens noch weitere kosten lose .Auskunft über die Erfordernisse für den kauf männischen Beruf haben will, der ivende sich an den Verein sür HandlungS-Eonunis von 1858 in Ham burg, Bezirk Leipzig, Geschäftsstelle bei Bernhard Kurth, Hainstraße 12, von wo auch kaufmännische Lehrverträge zu beziehen sind. Ter Verein hat auch die größte kaufmännische Lchrstellcnbcrmittluiig. An di« Besuchte öffentlicher Lrsefäle. Die Aufsichtsbcamten öffentlicher Lesesäle machen fast täglich die Wahrnehmung, daß die Besucher der Lesesäle sich sträuben, die Straßengardcrobe abzu legen, eine Vorschrift, die wohl von sämtlichen deutschen Bibliotheken in Anbetracht des Umstandes, daß gerade in den weiten Taschen von Stroßenüber- zichern die ».eisten der in: Laufe eines Jahres ver schwindenden Bücher „mitgegimgei." werden, erlassen worden ist. Abgesehen davon, daß doch jeder ge bildete Mensch, wenn er sich in einem Zimmer oder sonstigen geschlossenen Raume, der auch anderen Mit. bürgern zur Verfügung steht, aushalten will, die Straßengarderobe vorher abzulegen pflegt, so ist es doch tatsächlich überaus wenig verlangt, wenn für die kostenlose Darbietung reicher Bückerschätze nur die eine Gegenleistung gefordert wird: sich in das aus liegende Bejucher-Älbum einzuschrciben und die Straßengarderode -u wohl überall kostenloser Auf bewahrung abzulegen. T)ie Besucher selbst können doch auch nur hierfür dankbar sein, denn es ist doch kein besonderer Genuß, in geheizten Räumen mit der dicken Wintergarderobe zu arbeiten oder sie womög lich auf Stühle zu legen und dem ersten besten, unsere Lcseläle leider immer noch bevölkernden Spitz buben preiszugebcn. Das Publikum sei deshalb durch diese Zeilen besonders darauf aufmerksam ge- macht, daß es sich unter allen Umständen der ge ringen Mühe des Ab- und Anlegens der Straßen- garoerobe unterziehen muß, wenn es nicht des Rechts der Benutzung öffentlicher Lesesäle verlustig gehen will. Ausnahmen können schon wegen der notwendigen gleichen Behandlung aller Be sucher nicht gemacht werden. H. Zur Lcbensmittelteuerung. Man muß dem Reichskanzler durchaus beistimmen, wenn er in seiner am 23. Oktober im Reichstage ge- haltencn Rede u. a. von „übertriebenen Darstellungen der Teuerung, die keine preisdrückende, sondern eine preisschärfende Wirkung ausüben", gesprochen hat. Wird doch selbst in politisch links stehenden Kreisen der Bevölkerung anerkannt, daß das Volk wegen der bevorstehenden Wahlen in eine Teuerungsstimmung hineingeredet worden ist. Wer unbeirrt durch das agitatorische Geschrei der Sozialdemokratie die Zeit verhältnisse ruhig und gelassen zu betrachten und den Zusammenhang der volkswirtschaftlichen Dinge rich tig zu erkennen vermag, der wird zugestehen müssen, doß von einer allgemeinen Teuerung nicht die Rede sein kann. Denn einmal haben nicht alle Lebens mittel eine durch die Dürre des vergangenen Som mers hervorgerufene Preiserhöhung erfahren, zum andern sind die Ernteergebnisse in den verschiedenen Gegenden des Reiches verschieden. Nur einige wenige Lebensmittel, wie Brot, Gemüse, Butter, Zucker, sind gegenüber dem Preisstande des vorigen Winters im Preise gestiegen. Die Preise der Kartoffeln sind, nachdem in vielen Gegenden die Ernte wider Erwar ten günstiger ausgefallen ist, bereits im Rückgänge begriffen. Die Preiserhöhung dieser wenigen Nahrungs mittel ist durch die ungewöhnliche Witterungsungunst des verflossenen Sommers herbeigeführt worden. Am ivenigsten trügt hieran der Detailhandel Schuld, und es muß als ein Irrtum bezeichnet werden, wenn von einem übermäßigen Anwachsen der Detailpreise ge sprochen wird. Dies wird von der breiten Masse des Publikums zweifelsohne so gedeutet werden, als ob die Detailpreise, d. h. die Verkaufspreise, nicht im Einklänge zu den Einkaufspreisen des Detailhandels stünden, m. a. W. als ob sich der Detailhandel die viel berufene Teuerung zunutze mache, um die Ver kaufspreise übermäßig heraufzusetzen. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteile hat der Detailhändler un gleich empfindlicher unter den Teuerungsoerhält- nisscn zu leiden, als alle anderen Schichten des er werbstätigen Volkes. Denn während der Fabrikant und der Großhändler die ihnen erwachsenen Mehr ausgaben durch eine entsprechende Preiserhöhung auf die Schultern des Dctailhändlers abzuwälzen in der Lage sind, während ferner der Beamte und der Ar beiter in Teuerungszulagen und Lohnerhöhungen, welche letztere zum Teil durch neu« Tarifverträge :est- geleg: sind, einen Ausgleich finden, bat der Nah- rungsmitteldetailhändler in erster Linie die voll« Bürde der Teucrungsnöte zu tragen. Er kann den scharfen Preisschwankungen der Produktenbörsen sehr oft nicht folgen, wenn er nicht die Kaufkraft der Kon sumenten schwächen und damit seinen bisherigen Ab satz in Frage stellen will. Der Detailhändler hat also von den erhöhten Preisen der Fabrikanten und des Großhandels nicht nur keinen Vorteil, sondern er erleidet im Gegenteil einen beträchtlichen Nachteil. Dazu kommt, daß das börsenmaßige Spekulantentum im Nahrungsmittel handel, das sich bekanntermaßen die Teuerunqsver- hältnis'e zunutze macht, den Unmut der Bevölkerung von sich auf den Detailhandel abzulenken bestrebt ist. Wenn im Kreise der Konsumenten darüber geklaat wird, daß die Fleischpreisc bei Futtermangel, Vieh seuchen usw. sofort in die Höhe schnellen, aber nicht wieder den früheren niederen Stand einnehmen, wenn die Viehprcrse längst auf den früheren Stand oder noch danimer gesunken sind, und der Normalzustand wieder eingetretcn ist, so darf man dafür keineswegs den Detailhandel im allgemeinen verantwortlich machen. Die Flepchpreise im Detailoeckauf, die selbst der Sächsische Lundeskulturrat auf seiner jüngsten Tagung als ungerechtfertigt hoch bezeichnet Hut, wer den von den Fleischern, dre ihre Waren in ihren offenen Verkaufsstellen unmittelbar an das Publikum absetzen, selost geregelt. Soweit der Nahrungsmittel händler als Kaufmann, nicht als Handwerker in Frage kommt und in Delikateß- und ähnlichen Ge schäften Fleisch- und Wurstwar-n auswärtiger Fabri kanten aüsetzt, ist er genötigt, den von den Dielfgroß- händlcrn und Fabrikanten diktierten Preisen zu fol gen, ohne selbst imstande zu sein, den wirklichen, vom Viehhandcl unbeeinflußten Privatverhältnissen Rech nung zu tragen. D. Z. f. H. u. G. Langsam fahren. Dor einigen Tagen war im Leipziger Tageblatt zu lesen: „Am Fleischerplatze wurde eine Schuh machersehefrau von einem Radfahrer angcfahren und umgerissen? So wie die jetzige Fahrordnung be schaffen ist, die die Radfahrer dicht an den F,ußweg verweist, muß sie zu weiteren der artigen Unfällen führen. Wenn auch im Straßen verkehr di« Fußgänger die Aufgabe haben, bevor sie den Fußsteig verlassen, genau Obacht zu üben, wär« es wohl verzeihlich, wenn jemand einmal plötzlich und unversehens vom Fußsteig heruntrrtritt bei Len mannigfaäfen Ablenkungen und der täglich unzählig oft vorliegenden Notwendigkeit, die Straße kreuzen zu müssen, und es wäre eine zu harte Strafe, von einem dicht am Straßenrand vorbeikommenden Rad fahrer umgerissen zu werden. Hoffentlich bringt die rn Aussicht stehende allgemeine deutsche Fahrordnung geeignete, allen möglichst gerecht werdend« Vor schriften. Im übrigen könnte das Tempo der Fah renden wohl ein« Mäßigung erfahren, und man fragt sich oft im Hinblick ar^f die vielfach leer dahinsausen den, in Häuserhöhe Staubwolken aufwirbelnden Autos aller Art, ob sie es denn wirklich so schrecklich eilig haben: der Lurch das Schnellfahren erlangte Zeitgewinn jsj zumeist ganz wnizig und belanglos. * Ein Erlebnis. Sehr geehrter Herr Redakteurs Kennen Sie die Geschichte von den: Manne, der Leim Konversations lexikon starh? Nickt? — Nun, da war einer, der wollte über Elefanten nachlesen und entnahm den Band L der stattlichen Reihe dickgcleibter Bände. Er schlug auf, sucht« und fand: Elefan: mit dem Hinweis: (Siehe Dickhäuter). Also zu Band I): Dickhäuter. sS. Vielhuser.) Jetzt zu Band V: Vielhufer. (S. Rüsseltiexe.) Weiter: Band R. sS. Probosidea) usw. usw. Also: der Mann war an Entkräftung ge storben und lag inmitten der vielen Lexika wie eine an Cholera verendete Flieg« in ihrem Staube. Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, letzten Freitag ging ich — den Termin zur Ablage des Schulgeldes in der Klasse meines Sohnes hatte ich durch dessen Unachtsamkeit ganz richtig ver säumt — zum Neuen Rathaus, und zwar nachmittags zwischen 3 und ü Uhr lnachdcm ich vormittags schon einmal fehlgcgangen war) und stieg zum Korridor, der das Schulamt „birgt", empor. An der mir wohl bekannten Tur 283 blieb ich stehen. Ein Zettel prangte da, der mich belehrte, -aß die Schulgelder im Zimmer x im Neuen Stadthaus abzugeben seien. Ich hatte nicht viel Zeit, bog schnell entschlossen in der Richtung des beigszcichneten Pfeiles ab und gelangte hin durch den neuen Uebergana ins Neue Stadthaus vor das gesuchte Zimmer. Allhie hielt mich ein zweiter Zettel von dem Griff nach der Klinke ab: ..Di« Schulgelder sind ein Stockwerk tiefer zu ent richten." "Mein erschreckter Blick suchte die Treppe, die mich um ein Stockwerk erniedrigen sollte. Sie fand ich bald, etwas schwieriger jedoch den Schalterraum der Schulkaffe. Aber ich war jetzt nicht mehr so ganz allein. Ein« Dame — der ich selbstredend den Vor tritt ließ — fragt« am ersten Schalter an, wo sie das Schulgeld abladen könne und wurde bedeutet, daß anitzo keine Schulgelder angenommen werden. Auf ihre verzagte Bemerkung, daß sie extra derenthalben aus Gohlis hereingeeilt sei, meinte der fühlende Be amte: „Sie können es ja dahinten mal versuchen, aber Zweck wird's keinen haben." Also, die Schalter- reihe entlang nach „dahinten". Dahinten aber ist'« stockdunkel und ein Zettel ldcr drittes leuchtet aus dem Duster. Er enibält die harten Worte: „Lier Tage vor Monatsschlüß werden keine Zahlungen an- genommen", und der menschenfreundliche Beamte vom ersten Schalter rief uns ermunternd nach: „Na, da können Sie erst Mittwoch wiederkommen!" — Mr waren beide mit unserer Kraft zu Ende und zum Sterben bereit. «Auch dal>ei hätte ich selbstredend der Dame den Vortritt gelaffen.s Da das Sterben uns voreinander zu genierlich war, boten wir unser« Kraftrejte auf. suchten den „Weg ins Freie" und — leben beide heute noch. Tiiesous. Anmerk. d. Redaktion: Wir mochten hierzu bemerken, daß es sich jetzt hinsichtlich der Verlegung der Schul- kaffe nach dem Stadthaus vm eine Uebergangszeit handelt und daß nn übrigen, nachdem einmal die Ein- ricktuna der Schulgeldzahlung in den Schulen ge troffen ist, die Schulkaffe selbst erst in zweiter Linie als Ort für di« Zahlung in Frage kommt und die Zahlunas.möglichkeit bei dieser eben eingeschränkt werden mußte, da sonst keine Vereinfachung und Er sparnis an Beamten mit der neuen Einrichtung ver bunden märe. Mr von der neuen Einrichtung keinen Gebrauch machen will, muß naturgemäß die Un- bcgucinUchkcitcn tragen, die mit der Zahlung an der schulkaffe verbunden sind. Die Gasanstalt im Süden. Die beabsichtigte Erweiterung der Gasanstalt im Südriertel, welche bereits mehrfach in der Zeitung kritisiert ist, dürfte fedenfalls nicht zu empfehlen sein. Gerade in jenem Viertel ist jetzt der Zuzug durch die ca. 100 Neubauten ein ganz enormer. Dies möchte doch bei der Vergrößerung der Gasanstalt in erster Linie berücksichtigt werden. Es ist im voraus anzu nehmen, daß dieselbe, deren Belästigung jetzt schon höchst unangenehm empfunden wird, in absehbarer Zeit dort überhaupt fortkommcn müßte. Es wäre deshalb entschieden ratsamer, statt für die Vergröße rung der Gasanstalt mehrere 100 000 auszugeben, den Strompreis für das elektrische Licht zu redu zieren. Es würden dadurch nicht nur die Kosten für die Vergrößerung der Gasanstalt gespart, sondern auch eine bedeutend größere Einnahme im elektrischen Strom zu erwarten sein. Es ist wirklich einer Stadt wie Leipzig unwürdig, daß bier noch der Lichtstrom für 60 Pfq. pro Kilowattstunde bezahlt werden muh. Es ist daher nicht zu verwundern, wie man aus den letzten Geschäftsberichten der Berliner Elektrizitäts- Werke ersieht, daß dort bei einem Strompreis von 40 Pfg. 198 MM. Kilowattstunden abgegeben, wurden, wogegen di« 3 Mill. Kilowattstunden 'er Leipziger Werke lächerlich klein erscheinen. Aus dem Geschäftsberichte der Berliner Elektrizitätswerke geht hervor, daß dieses private Unternehmen außer einer Abgabe von 10 Proz. an die Stadt Berlin noch eine Dividende von 12 Proz. auf die Stamm- aktien abgibt. Hieraus geht wohl am besten hervor, daß sich auch die Elektrizitätswerke sehr rentabel gestalten können. Weshalv sollte dieses bei behörd licher Verwaltung desselben nickt auch zu erreichen sein. Ein unaufgeklärter Punkt oei der hiesigen Ver waltung ist auch noch der, weshalb die Abnahme gebühr für 9 Lampen 2,70 beträgt, während die zehnte Lampe 3,30 .tt kostet. Das heißt nur dann, wenn gleichzeitig 10 Lampen installiert werden. Läßt man nur 9 Lampen installieren und die zehnte später anlegen, so kostet die zweimalige Abnahme nur 3 statt 6 ^t. Eine Erklärung für diese Sache ist wohl nicht so leicht zu finden. L. L. Brklkalten. vuchbinderarbeit. Wenn Sie mit dein Buchbinder für da» Einbinden pro Band 2,80 vereinbarten, ist der Buchbinder nicht berechtigt, mehr zu fordern. Wenn er sich dann weigert, Ihnen di« Bücher für diesen Preis auszuliesern, können Sie ihn auf Liefe rung verklagen. Auf keinen Fall ist der Buchbinder berechtigt, tz,ie Bücher zu verkauf«». Er würd« sich dadurch strafbar machen. N. N. Zn Sachsen wixd Mariä Verkündigung seit 1872 nicht mehr als allgemeiner Feiertag gehalten. »OiSOI kLientancvuIt 8?K L L k, »co» SV. «MW« eröSneu nir Ikiwntsg 18. Dlovemden eins WssMllLnMMW Mit unserer älesMkrissu !!« unä Isäeu rur Le8iekti§ung dieräured er§eden8t ein. ü.». Vs Ms L 81U Oriluruaisode Strasse 6 — Uasoluuarkt ssssuübsr. «NE
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