Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 03.11.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193111038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19311103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19311103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-11
- Tag 1931-11-03
-
Monat
1931-11
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.11.1931
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wirtschaftskrise- Volk und Theater Notizen Di« Würde des Bauernstands. Kardinal Faulhaber hat am 25. Oktober in einer Massenversammlung, die der Katholiscl)« Männerbund des ba>)«- rischen Oberlandes nach Holzkirchen einberusen hatte, eine sehr bemerkensiverte Rede gehalten. Der Kardinal prägte sehr be herzigenswerte Worte, die sür das rechte Verständnis zwischen Stadt und Land überall gehört zu werden verdienen: „Die Städter, die von einer Wohnung in die andere zie hen, haben kaum eine Vorstellung davon, wie stark der Bauer mit der Scholle und mit dem Gutshof seiner Väter verwachse» ist, wie himmelschreiend er es empfindet, wenn ein Familien- lxfitz nach dem anderen unter dem Druck der Not, vielleicht auch leichtfertiges Unterschreiben von Wechseln, in fremde Hände iilxrgeht. Diese Verbundenheit mit der Scholle schließt in sich auch die Verbundenl>eit mit dem Glauben und der guten Sitte der Väter. Aus dieser Verbundenheit werden wir den vielen Agenten, die heute um die Gunst der Bauernschaft werben, die Frage vorlegen, wie sie sich zum Eigentumsrecht auf Grund und Boden stellen, ob sie nach bolschewistischen Rezepten die ganze Landwirtschaft industrialisieren oder sonstwie Freiheit und Pri vateigentum des Bauernstandes untergraben wollen. Christus, König In Stadt und Land, auch wenn er seine Hand ausstreckt und von dem, was die Ernte des Jahres und der landwirtschaftliche Betrieb ergeben, einen Opferzehnt sür die Armen in der Stadt sammelt. Die Landwirtschaft ist und bleibt di« Brotmuttcr der Volksgemeinschaft. Ein herzliches Pergclt's Gott sage ich bei dieser Gelegenl)«it den Vauernvcreini- guugen, die sich im voraus bereit erklärt haben, bei den Samm lungen zur Linderung der Winternot In den Städten mitzuhel- fcn. Die Städter sollten aber nicht vergessen, das; diese Gaben mit dem Tage aufhören würden, an dem der religiöse Geist er sterben würde und der Blick nicht mehr auf Christus, den König von Stadt und Land, gerichtet wäre. Wir begrüßen es, daß der Arbciterstand gesellschaftlich ausrückte, wir verlangen aber auch, daß der Bauernstand nicisk gesellschaftlich herabgedrückt werde. Wir freuen uns, wenn wie der eine größere Zahl von Arbeitslosen Arbeit findet. Es kann aber auch eine Staatsverwaltung, die in nusgleichender Gerech tigkeit und auf weite Sicht sür alle Stünde der Volksgemein schaft sorgt, de» arlxitslosen Arbeitern nicht auf Kosten des Bauernstandes Arbeit schaffen. Es darf also nicht durch Indu- strieverträge mit Rußland dieser Feind der selbsländigen Bauernschaft durch Lieferung von landwirtschaftlichen Maschi nen in den Stand gesetzt iverden, in den nächsten Fahren ganz Europa mit billigerem Weizen zu überschwemmen und so unse ren Bauernstand zugrunde richten." Luthers „nationale Tat". Der Deutsch nationale Pressedienst bringt in seiner Ausgabe vom 27. Oktober einen Artikel zum Reforma tionsfest. Wenn man bedenkt, daß die Deutschnationale Partei, die diesen Pressedienst herausgibt, den Anspruch erhebt, die In teressen von Protestanten u n d Katholiken in gleickxr Weise zu wahren, dann muß man diesen Artikel recht merkwürdig fin den. Der Pressedienst schreibt: „Der Kernpunkt des Problems, die Auseinandersetzung Luthers mit twr katholischen Kirche, lag In den Sätzen, daß die Priester göttliche Gnadengaben nicht vermitteln, sondern nur verkünden könnten? Mit diesem Sah war ein Stoß geführt worden gegen die politische Machtstellung der Kirclx, mit diesem Tat; wurde der tiesinnerliche Unterschied im religiösen Empfin den ausgedeckt zwisck)«n den nordisch-germanisch- deutschen Menschen und den Anhängern eines römisch- katholisch-orientalischen Mystisizismns.. Man emp fand sofort weit und breit im deutschen Volke die Tat Luthers als die Tat eines Mannes, dem die Religion gegenüber dein schamlosen Unfug, tvelchen die Beauftragten der Kirch«: mit ihr tr-eben. eine tiefernste Angelegenlieit war: mehr noch: man emp fand die Tat Luthers als eine befreiende nationale Tat. weil er sich gegen die unerhörte finanzielle Ausbeutung des Volkes durch Rom nachdrücklichst zur Wehr setzte?... Es war dann auch gewiß kein Zufall, daß Luther... ans Werk ging, seinem deutschen Volke einen deutschen Glaulieii und eine deutsche Kirche zu schaffen .. Aber er vermochte in- 'olge der ewigen Uneinigkeit unter den Deutschen... seinem Volke die nationale religiöse Volksgemeinschaft, die deutsche Kirche, nicht zu geben. Vielleicht bringt uns eine neue Zeit auch einmal dieses Glück..." Dem deutschnationalen Katholiken Ausschuß werden diese Auslassungen des Pressedienstes seiner Partei freundlich zur Be achtung empfohlen. Die Slaakstheaier werben Dresden, 2. November. Die mirtschaftlicl)en Nöte zwingen selbst staatlicl«: Institute zu Maßnahmen, die man vor zwanzig Jahren in das Reich der Märchen und Fabeln versetzt hätte. Wenn auch der össentliä)« Werbeabend am Sonntagabend in den Festräumen des Neuen Rathauses, zu dem die KünsUerschast ausgerufen hatte, nicht den Eindruck hinterlieh, daß sür den Fortbestand der Staatstheater unmittelbar Gefahr besteht, so bedeuten doch di« Sparmaßnah men für die kulturelle und künstlerische Grundlage eine ständige und nicht zu unterschätzende Warnung. Doch lassen wir die Redner des Abends selbst zu Worte kommen. Ministerpräsident Schieck wies auf das tragische Zusammentreffen hin, daß bei Beginn des Winters, der dem Gedächtnisse Goethes gewidmet ist, wir zugleich in einer schweren Theaterkrise stehen. Das Univetter, das über Deutschland gezogen ist, bedroht die Theater und auch die Sächsischen Staatstheater. Unser Staatstheater hat wieder wie in der Vorkriegszeit die Gunst der kunstgcsinn- ten Kreise gewonnen. Daß dem kantigen Ruse unlerer Künstler in so großer Zahl Folge geleistet wurde, darf als Zeichen der Hilfe angesehen werden. Die breiteste Oessentlichkeit soll dalzer auf die Gefahr der Stunde aufmerksam gemacht werden. Es handelt sich zwar nicht um das Ob oder Wie, sondern um die Fortsetzung der großen Tradition Unsere Staats theater haben die Aufgabe, den deutschen Geist zu pfle gen. einer jnngen Generation die Kunststätten zu erhalten. Unsere Künstler haben durch die Tat bewiesen, daß sie sich ihrer Verpflichtung durchaus bewußt sind, daß auch sie von Opfern, dis die Allgemeinheit bringen muß, nicht verschont bleiben können. Sparmaßnahmen können einem Theater nur dann helfen, wenn die Einnahmen Hilfe bringen. Das Budget hat durch die Not der Zeit um eine Million Mark geschmälert werden müssen. Wenn auch der Staat in seiner jetzigen bedrängten Lage nicht mehr mit umfangreichen Mitteln einspringen kann, so muß doch irgendwie ermöglicht iverden, den Staatsthealern den künstleri- scl>en Rang und die Höhe seiner kulturellen Aufgabe zu sichern. Not ist daher die Hilfe jedes einzelnen. Die wichtigsten Posten sind die eigenen Einnahmen. Jeder muß nach seinen Kräften sein Schersleln dazu beitragen, damit der Ruf der Staatstheater erhalten bleibt. Ein Verbundensein mit den Staatstheatern muß durch eifrigen Besuch Ausdruck finden, damit es auch künf tigen Geschlechtern erhalten bleibt. Oberbürgermeister Dr. Külz knüpfte gleichfalls bei (tzoetk)« an. daß das „Theaterwesen ein Geschält ist, das vorzüglich mit Grobheit lxhandelt sein will". Diese Richtigkeit ist in Dresden schon frühzeitig erkannt wor den. Das Mäzenatentum des sächsischen Königs hauses hat den Weltruf der Dresdner Theater begründen helfen in Gemeinschaft mit so manchen königlichen Gestalten, die die darstellende Kunst, die Musik, die Gestaltung der Kunst ver körperten. Aber man soll nicht auf den Lorbeeren einer frühe ren Zeit ausruhen. Staat und Stadt haben das Erix der Be- Kommunistische Abgeordnete als Merkspione Halle, 29. Oktober. Neber den Werkspionage fall in Bitterfeld teilt das Polizeipräsidium Halle ergänzend mit: Ans Grund vertraulicher Mitteilungen war bekannt geworden, das; Ansang dieses Jahres in Bitterfeld eine geheime Sitzung stattgefunden hatte, in der von kommunistijcher bzw. R. G. O.-Seitc von An gehörigen der I. E.-Farbe»wcrkc in Bitterfeld Auskünfte über die in den einzelnen Werken hcrgestcllten Fabrikationserzeug nisse «verlangt wurden. Der Verdacht lieg« nahe, daß diese Auskünfte im Interesse einer ausländischen Macht erbeten wor den sind. In Verfolg der getätigten Ermittlungen sind fol genden Personen sestgenommen worden: 1. Elektriker Friedrich Thiele, aus Niemegk, KPD- und RGO.-Mit glied, kommunistischer Kreistagsabgeordneter des Kreises Bit terfeld, 2. Tischler Emil Zieger, KPD.-Angehööriger, kommunistischer Stadtverordneter in Bitterscld, 3. Maurer E r n st Müller, KPD.» und RGO.-Mitglied, kommunisti scher Ecmeindcverlrcter in Greppin und 4. Arbeiter Karl Gruner-Düben, RGO.-Mitglied, von denen Thiele zur Zeit Vorsitzender des Arbeitcrratcs der I. G. und Betriebsrats mitglied ist. Zieger und Gruner haben dem Arbeitcrrat bis zum Jahre 1930 buv 1929 angcbört. letzterer als Vorsitzender. «reuung der Staatstheater übernommen. Mit tatkräftiger För- derung der beiden alleine ist es aber nicht getan Die gesamt« Bevölkerung muß den großen Reichtum erkennen, der sich ihr in den Theatern erschließt. Die Kunst kann ihren Dienst an Geist und Seele des Volkes nur verrichten, wenn das Volk sich selbst ausnahmesählg hlersür erweist. Die materielle Not darf nicht den Sinn für ideelle Daseinsgüter töten. Nicht trotz der Not der Zeit, sondern wegen der Sorgen der Zeit muß die Zahl der Besuck)«r größer werden. Die Preis« sind wesentlich herabgesetzt worden. Möge dalzer recht vielen der Besuch des Theaters ein Festtag iverden. Eine Stadt von fast 700 909 Einwohnern ist groß genug, die Einnahmen der Theater zu stützen. Generalintendant Dr. Re ucker gab seiner Genugtuung Ausdruck, daß die Sächsisci^n Staatstlxeater trotz der Not der Zeit sich noch der Liebe der Dresdner Bevölkerung und der Landesbewohner erfreuen: denn im Perlaufe von weniger als einer Stunde seien sämtliche Karten für den Werbeabend ver griffen gewesen. Eine Einzeichnung aus Wiederholung habe auch schon wieder die Zahl 1009 überschritten. Das Theaterspiel habe seine magnetisch,« Kraft nicht verloren. Wenn der Zuhörer den Herzschlag des Spielers spürt, fühlt er sich am wohlslen. Er schütterung und Erheiterung, die von der lelxndigen Bühne aus- gelym, rühren immer an den Lebensnerv. Wir glauben an dir Kraft der lebendigen Bühne. Die Slaatstlwaler lassen es sich angelegen sein, die Preise besonders populär zu gestalten Dir Unterstützung der Reichseisenbahn ist geivonnen Kunst und Künstler mögen vor dem Gespenst der Betriebsbeschränkung bewahrt bleiben. Beide Tlxater bemühen sich, nur das Beste zu bringen. Wir danken jedem, der die Kunde von dem heutigen Abend hinausträgt in Stadt und Land. Schauspieldirektor Kiesau legte im Namen aller derer, die den Theatern angc- hören, das Bekenntnis ab. daß in jedem der ungebrochene Wille zu einem Schassen lebt. Ohne den Willen ist noch nie ein Kunst werk im edelsten Sinne entstanden. Ein Stück des ewigen Ba jazzo steckt in jedem Künstler. SIrindberg fordert von einer guten Ausführung, daß die Besucher aus ihr gehen als halben sie der Geburt oder dem Sterben eines geliebten Wesens beige- wohnt. Trotz Kino, trotz Radio, trotz aller inneren Zerrissenheit dürfe das Theaterinteresse nichk erlahmen, lieber unserm Werk müsse der Spruch stehen: Durch Nacht zum Licht! Auch Gerl, Hauptmann hatte eine Kundgebung geschickt, die von Antonia Dietrich verlesen wurde und die in haltlich etwa ausdrückt, daß die Dresdner Kunststätten curopä- ilckxn Ruf hätten. Sie erfüllen große und schöne Aufgaben. Staat und Stadt müssen hinter ihnen stehen. In der Förderung seiner Theater müsse das Dresdner Publikum «inen Ruhm sehen. Es kommt wohl ein Nichtsein nicht in Frage; denn einck Stadt wie Dresden wird sich nicht selbst auslöschen. Umrahmt war dieser eindrucksvolle Werbeabend von erst klassigen kiinstleriscl)en Darbietungen durch Fritz Busch, das Dahme nqu artett. Ian Dal, men. Antonia Dietrich, Viorico Ursuleac, Alice Verden, Friedrich Plasch Ke, Paul Hoffmann und Ludwig Ermold, die den begei-ter- ten Beifall der festlich gestimmten Besucher auslösten. Hoilen wir. daß die Früchte dieses Werbeabends in den Staatstheat >.n gepflückt werden können! Otto Hollstein. Eie waren demnach auf Grund Ihrer Stellung wohl Imstande, die verlangten Mitteilungen zu liefern. Außerdem schc ncn noch zwei bereits wegen Hochverrats in Leipzig fitzend« An gehörige der KPD. in die Angelegenheit verwickelt zu st n. Die Ermittlungen werden fortgesetzt. Lei der Durchsuchung lei Gruner wurde auch noch den I. E. Farben gehörendes Mate rial gesunden, das sür die Werkspionage nicht in Betracht kommt. Neuer Sprengstoff-Kund Altenkirchen, 31. Oktober. Nachdem kürzlich in der Nähe von Wissen ein Sprengstoss- Diebstnhl ausgedeckt werden konnte, wurde nun auch in der Gegend von Altenkirchen sestgestellt, daß hier dunkle Kräfte am Werk« sind. Mehrere junge Leute, die bei einer Streife durch die Berge auch in den alten Stollen der lange still liegenden Grub« „Lucie", „Ernst" und „Artur" kamen, fanden dort, etwa 59 Schritt vom Eingang entfernt, eine Kiste, in der füns Packungen Dynamit lagen. Der von Ihnen benachrichtigte Polizeioberwachtmeistcr stellte den Fund ficker und erstattete sofort Anzeige. Rundsunkeüre Wunder des Bogelzugrs. Der Wandertrieb der Zugvögel ist etwas ganz Wunder bares! Es lohnt sich tatsächlich, darüber einmal näheres zu er- sahren. Von dieser Voraussetzung ging ganz gewiß der Mittel deutsche Rundfunk aus, der am Montagabend ein Lehrspiel Wunder des Vogelzuges" von Harry Langewisch sei nen Hörern vorsetzte. Königswusterhausen und der Deutsch Kurzwellensender waren mit angeschlossen. Diese Sendung war eine extra feine Leistung. Dadurch, daß nicht nur ein Redner die äußerst interessanten Einzelheiten vorbrachte, sondern um die Natürlichkeit zu erhöhen, drei Männer ein Wechselgespräch hiel ten, bekam die ganze Darbietung einen dramatischen Charak ter. Hans Freqberg hat auf jeden Fall einen weiteren Beiveis seiner Regiekunst gegeben. Wir erhoffen vom Mitteldeutschen Sender bald wieder eine solche Leistung. Wir meinen in der Annahme nicht fehl zu gehen, daß viele über den Vogelslug nicht die rechte und genügende Vorstellung haben, dal-er sei im folgen den ein Ausschnitt der Sendung gegeben. Wenn die Zelt des Wegfluges gekommen ist, bemächtigt sich der Zugvögel eine große Unruhe, die sich nicht eher legt, als bis sie sehr viele Meilen von dem Ort entfernt sind, wo sie ge boren wurden. Nicht Stillung des Hungers allein ist der Grund, der die Vögel zum Wegfluge zwingt. Man nimmt eine Art von Vererbung bei diesen Tieren an. Merkwürdigerweise nimmt zur Zeit der Flugzeit die Freßlust zu, das Körpergewicht steigt nicht unerheblich. Die Vögel folgen dem Lichte, sind Lichtsucher. Sehr angenehm wirkte der Vergleich mit uns Menschen, die wir auch Lichtsucher find. Trotz aller Theorien, mit denen der Mensch den Vogelzug erklären möchte, bleibt doch das (Oesühl des Wunder baren bestehen. Die Sinne der Zugvögel sind großartig ent wickelt, vor allem der Gesichtssinn. Der Bogel kann das i'andschaflsbild von oben aus luftiger Höhe ganz genau sehen. Man nimmt weiterhin einen sogenannten sechsten Sinn noch an, dec Iungvögel, beispielsweise Kuckucke und Störche ohne Füh rung der Allvögel die richtige Richtung einschlagen läßt. Auch die Veränderung des Witterungscharakters nehmen die Zug vögel irgendwie wahr Anschließend führte das Hörspiel uns zur Vogelwarte Rossitten, wo uns recht wirkungsvoll das Leben und Treiben dargestellt wurde. „Zur Ehre Gottes und seiner Natur" lautet der Wahlspruch dieses Hauses. Ein ziehender Bogel sliegt kaum höl;er als 490 Meter. Man täuscht sich gewöhnlich in der Schät zung der Höhe. Ein Sperber sliegt mit einer durchschnittlichen Stunden geschwindigkeit von 41 Kilometern. Das ist wenig. Die Dohlen schassen in derselben Zeit zirka t>2 Kilometer, di« Stare gar 74 Kilometer. Nun darf man aber nicht «inen ununterbrochenen Flug annehmen. Die Vögel haben gleichsam schon längst ihren Achtstundentag. Ganz neu war mir und sicherlich den meisten Hörern, daß zum Beispiel die Slörclie zu ihrer 10 000 Kilometer langen Fahrt ein Vierteljahr brauchen. Man hat in letzter Zeit die Beringung der Vögel international auszubauen versucht. Diese Aluminiumringe wiegen bei größeren Vögeln nur 13 Gramm, bei kleinen Vögeln ein winziger Teil ihres Gewichtes. Durch den Ring tritt also kaum eine Behinderung des Fluges ein. Der Vogelzug gibt uns Menschen so manche Rätsel auf. So mack;«» viele Bögel oft große ilmwcge, vereinigen sich mitunter mit anderen Vogelscharcn. In wenigen Fällen haben Zugvögel gar den Atlantik iiixrslogen. Das Lehrspiel brachte zum Schluß die Aufforderung an alle, nach Möglichkeit die Vogelwarten in ihrer Arbeit zu unter stützen. Ein Dichterworl beendet« die Sendung, dessen letzte Zeile lautete: Vergiß, o Menschenseele, nicht, daß auch du Flü gel hast l —nie— Staatliches Kunstgewerbemuseum Dresden sEliasstr. 3l). Sonderausslcllnng „Bor 100 Jahren: der Friihkapilalismus in der französischen Karikatur s1832-35)", Blätter von Daumier, Philipon, Grandvillc, Traums u. a. — Ferner: Entwürfe für eine Goethe Plakette, Wettbewerb der Hermann-Ilgen Stiftung, Dresden. Geöffnet: Dienstag bis mit Sonnabend 10—3 Uhr. Eintritt frei. Zwickauer Stadttheater spielt wieder. Zwischen dem Stadt- rai von Zwickau und den Künstlern ist nun endlich eins Eini gung zustande gekommen, dank beiderseitigem Nachgeben, nach dem die Stadt mehrfach in Prozessen unterlegen war. Das Theater wird demnächst mit Goethes „Iphigenie" wiedereröfs- net werden. Die Künstler willigten in eine Herabsetzung ihrer Gehälter ein. Neue Bücher H«dda Walther, Mein Hundebuch, Dietrich Reimer (Ernst-Vohsen-Berlag Berlin (Preis gebd. Akt. 5,50). — Wer Hedda Walthers Kunst zu sehen durch die Bücher lieben gelernt hat, in denen Paul Eippcr formvollendet« Geleitworte zu ihren Bildern schrieb, wird rajch und gern auch zu diesem Bande grei sen. Ohne enttäuscht zu werden! Jedem Freund des edlen Hundegejcklcchts geht das Herz auf, wenn er diese köstlichen Sei ten durchblättert. Vom ulkigen jungen Bernhardiner, der aus sieht wie ein ausgebriiteter Schneeball, bis zum schlankbeiuigen Barsoi ist alles vertreten: Scotch Terrier und Skye Terrier, Greyhound und Windspiel, Pekinese und Chow Chow, Dackel und Mops, Pudel und Spitz. Setter und Hetzhund, Drahthaar- Terrier und Bobtail. Schäferhund und Dogge — aber wir kön nen sic nicht alle auszählen. Und noch viel weniger die Kunst beschreiben, mit der Hedda Walther diese Tiere in lebendiger Natürlichkeit auf die Platte zu bannen weiß. Das muß man sich selbst anschcn! Marianne Rasckig, Hand und Persönlichkeit. Ein führung in das System der Handlehre. Eebr.-Enoch-Vcrlag, Hamburg (2 Bände in Leinen Mk. LI.-). — Man mag der alten Kunst des Handlesens mit noch so großer Skepsis gegen überstehen, «ins wird niemand bestreiten: Daß in Form und Linien der Hand sich Charakter und Erleben des Meuschcn in gheimnisvoller Weise ausdrücken. Viele Menschen. insbesondere Frauen, haben «in instinktives Gefühl dafür, ob der Träger dieser so oder so geformten und gezeichneten Hand ihnen sym pathisch ist oder nicht. Marianne Raschig hat nun versucht, in sehr mühsamer Forschcrarbcit diese instinltiv geübte Deutung der Hand aus eine Basis der Erfahrung zu stellen, die den An forderungen der Enxrini«ntal-Wiss«nschast cnijpricht. Cie Kat ein gewaltiges Material in mehr als 30 Jahren geiammclt, aus dem sie hier eine Auswahl charakteristischer Bciipiclc liefert. Rian sinket in ihrem Werk die Handabdrücke von sali allen Zeitgenossen, die irgendwie einen Namen hoben: von Einstein bis Arco von Henny Borten bis Schmeling, von Bassermann bis zur Bcrgner, von Stresemann bis Sünnes Hinter manche der Schlußfolgerungen, die Fron Raschig ans Kies.in Material zieht, wird man ein Fraaezcichen ietien. Plan wird aber zu- geben, daß sie unvergleichlich viel für die Guars'-ung ei» s Ge- bietcs der prallifcheu Psychologie getan hat, das mindesten» ebenso interessant ist wie die Graphologie.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)