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Sächsische Volkszeitung : 03.11.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193111038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19311103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19311103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-11
- Tag 1931-11-03
-
Monat
1931-11
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.11.1931
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vrrrrlrn unei Umgebung Vie Reichswehr im Dienste der Wohltätigkeit Dresden, 2. November. Wie Im vergangenen Jahre, so hatte sich auch setzt die Reichswehr siir die Unterstützung der notleidenden Schichten unseres Balkes zur Verfügung gestellt. Am Freitagabend sand die erste der angekündigten Wohltätigkeitsveranstaltungen im bis auf den letzten Platz gefüllten Zirkus Sarrafani statt. Die Mittellogen waren von den Vertretern der Staats- und Stadt behörden, vielen Offizieren der Reichswehr und des alten Heeres besetzt. Unter den letzteren bemerkte man auch die srül-ercn Landeskommandanten, sowie General v. Eulitz als Vertreter des Deutschen Osfiziersbundes. Mehrere klassische Tonstllcke, aus geführt von den gesamten Militärkapellen des Standortes Dres den, leiteten den Abend «in. Daran schlossen sich, von 3 alten Armeemärschen unterbroäien, ausgezeichnete Vorführungen von Reichswehrangehörigen am Reck, sowie eine glänzend gerit ten« Fahrschule der Unteroffiziere der Nachrichtenabteilung In den Uniformen des alten sächs. Trainbatl. Nr. 12. Ein Pot pourri alter Soldatenlieder, vom Obermusikmeister Buhlmann zusammengestellt und dirigiert, leitete zum zweiten Teil der Veranstaltung über. Als Eingangs- und Glanznummer konnte man hier zunächst das prächtige Bodenturnen wieder be wundern, das schon im vorigen Jahre mit besonderer Begeiste rung ausgenommen worden war. Dabei erwiesen sich die jungen Reichswehrsoldaten als geübte Voltigeure und Akrobaten, die keine Konkurrenz zu scheuen haben, wie z. B. die Sprünge durch di« brennenden Reifen bewiesen. Heiteres Gelächter löste das abschlietzende Durcl-einander der verschiedensten und schwierig sten Verrenkungen aus, das den Abschlutz dieser Nummer dar stellte. Zwei Fanfarenmärsche bildeten den Uebergang zur Reiterquadrille, die von Offizieren in den Paradeuni formen der alten sächs. Feldartillerie und des Train geritten wurde. Das für den Zuschauer besonders eindrucksvolle Bild bot die folgende Nummer: Deutsche Uniformen und Märscl-e im Wandel der Jahrhunderte. Begleitet von zeitlich passenden Märschen traten im bunten Wechsel Kreuzritter, Landsknechte, Pappenheimer, Soldaten des großen Friedrich, sächsisch Garde von 1815, Llltzower Zöger und Düppclstiirmer in historischen Trachten auf die Bühne. Ihnen schlossen sich Krieger von 1870 und Angehörige aller der Truppenteile an, die vor dein Kriege in Dresden garnisonierl waren. Den Schlutz bildete die Nah- bam pfgruppe eines Sturmbalaillons aus dem Weltkriege, die Handgranaten schwingend mit ausgesetzten Gasmasken her- einstiirmte, an die andere Seite des Soldatentums erinnernd. Eine zuletzt einmarschierende Gruppe im Stahlhelm unter prä sentiertem Gewehr beschloß das bunte Uniformgruppenbild von den Kruzzügen bis zur Gegenwart. Dann schlmzen die feier lichen, langgezogenen Töne des sächsisären Zapfenstreiches, unter- brocknm vom Trommelwirlntt und dem Locken der Pfeifer und den Trompelentönen der Retraite, ausgesührt von allen Musik- und Trompeterkorps der Dresdner Garnison, die Zuhörer er neut in ihren ernsten Bann. In tiefer Ergriffenheit lauschten oste die Tausende stehend im ehrfurchtsvollen Schiveigen den feierlichen Klängen des Chorals: Ich bete an die Macht der Liebe, der den Zapfenstreich abschließt. Noch einmal klangen dann die mächtigen Töne der Nationalhymne an unser Ohr, von den Anwesenden kräftig milgesungen, dann fand eine Veran staltung ihr Ende, mit der die Reichswehr — nicht zuletzt auch des edlen Zweckes wegen — sich auch in den nächsten Tagen volle Häuser g«sick>ert haben wird. : Die Dresdner städtischen Beamten erhalten das 1. Drittel ihrer Dienstbeziige für November 1231 am 3. Novemlier 1231 ausgeznhlt. : Antrag ans Verbot der von kommunistischer Seite ver breiteten Freidcnkerschrift „Spanien brenn t", hat der Lan- des-Katholikenausschuß der Dciilschnationalen Volkspartei siir Sachsen gestellt. Der Antrag stützt sich auf die Notverordnungen vom 28. März 193k und 17. Juli 1231. — Es ist zu hoffen, daß diesem begrüßenswerten Antrag stattgegeben wird. d. Pillnitzer Sonderlehrgänge. An der Höheren Staats lehranstalt für Gartenbau zu Pillnitz sind folgende Sonderlehr- gänge vorgesehen: af Lehrgang zur Einführung in den Obstbau- und Baumschnlenbetrieb, sowie die Behandlung von Ziergehöl zen vom 32. November bis -1. Dezember 1231. Er ist in erster Linie auf jüngere Gärtner zugeschnitten lind verlangt keine be sonder« Vorbildung. Er ist bestimmt für Betriebsleiter, Garten baubeamte und sonstig« fachlich Fortgeschrittene, b) Lehrgang „Boden — Sauren — Pflanze" vom 23. bis 27. November 1231. Da nur eine bestimmte Zahl von Teilnehmern zugelassen wird, ist baldige Anmeldung geboten. Nähere Auskunft erteilt aus Wunsch die Staatslehranstalt. Oie Verkaufszeiten Der Rat zu Dresden, Eewerbeamt, teilt mit: Der Handel mit Waren aller Art, auch mit Milch und Backwaren, darf nach der Reichsverordnung vom 18. März 1212 vor 7 Uhr nicht beginnen. Verkaufsstellen sind nicht nur Ladengeschäfte, sondern alle Stellen, von denen aus Waren ver trieben werden. An Sonn- und Festtagen ist nach der Reichsverord nung vom 5. Februar 1212 über die Sonntagsruhe im Handels gewerbe in Verbindung mit 8 -11a der Gewerbeordnung der all gemeine Handel nickt gestattet, außer an einigen wenigen, von der Verwaltungsbehörde auf Grund der genannten Reichsvcr- ordnung festgesetzten Sonn- und Festtagen, an denen besondere Verhältnisse einen erweiterten Geschäftsverkehr erforderlich machen, so z. V. an den 1212 fcstgelegten Sonntagen vor Weih nachten. Es ist aber auf Grund von gesetzlichen Bestimmungen gestattet worden, daß an Sonn- und Feiertagen, jedoch nicht an den zweiten Feiertagen der drei hohen kirchlichen Feste, Material- und Vorkostwaren, Milch, Obst, Bäcker- und Konditorwaren, Blumen, Zeitungen, innerhalb zwei Stunden verkauft rverden dürfen. Für den Handel mit Material- und Vorkostwaren, Obst, Milch sind die Verkaussstunden auf 6.3N bis 8.32 Uhr, für Bäcker- und Konditorwaren, Blumen, Zeitungen auf 11—13 Uhr festgesetzt. Milch darf auch an den zweiten Feiertagen von 6.30—8.32 Uhr verkauft werden. Wer v o r od e r n a ch der für den Handel festgesetzten Zeit Waren verkauft, macht sich eines Vergehens schuldig, das durch die Gerichtsbehörden nach den genannten Reichsvcrordnungen und dem Arbeitszeitgesetz bestraft wird. Rattenvertilgung. Am 4. November 1231 soll im Stadt gebiete Dresden wieder eine allgemeine Rattenvertilgung statt finden. Um der Rattcnvcrtilgung einen ausgiebigen Erfolg zu sichern, ergeht an alle Grundstücksbesitzer und Erundstücksver- walter das Ersticken, rechtzeitig vor dem Vertilgungstage alle Schlupfwinkel zu beseitigen, etwa bestehende Müll- und Schutt ablagerungen zu entfernen und das Mauerwerk in Höfen und Stallungen, soweit cs den Ratten Unterschlupf bieten kann, so weit als möglich ausznbessern. Als Vertilgungsmittel siir di« allgemeine Rattcnvertilgung wird wieder Phosphorlat werge vorgeschrieben. Die Phosphorlatwerge. die unbedingt frisch sein muß, da alte Posphorlatwerge wirkungslos ist, ist in gekocht« Kartoffeln, am vorteilhaftesten aber in das Innere eines Herings oder Pöklings zu streichen. Empfehlenswert ist es auch, bereits 1 oder 2 Tage vor dem festgesetzten Vertilgungstage Köder mit Kartoffelbrei ohne Phosphorlatwerge auszulegcn, um di« Ratten an di« Auslegungsplätze zu gewöhnen. und einfach gebrannte ungemälzte Gerste ist kein Malzkaffes. Anö irgendein Mahkaffee^istnoch lange kein üLtdreluer/ Bedenken Sie—der Gehalt macht-/ Neuer Appell -er Bezirksverbän-e Der Verband der Sächsischen Bezirksverbände nimmt in längeren Ausführungen Stellung zur Bekanntgabe der Betröge, die den Gemeinden und Bczirksverbänden aus Reichsmitteln zur Erleichterung der Wohlfahrtslastc» (dem sogenannten b, Millionen-Fonds) zuslicßen. Er weist nach, daß praktisch den Vezirksverbänden nennenswerte Beträge ans dem l-'M Mil lionen-Fonds infolge der Auswirkungen des Krisensünsiels über. Haupt nicht zur Verfügung stehen werdcn. Sie müssen daher die Aufwendungen in Höh« von monatlich 3 Millionen NM jur Wohlfahrtserwerbsloscnsiirsorge aus eigenen Mitteln anfbrin, gen. Das sei aber völlig unmöglich. Es müsse gefordert werden, daß diese Aufwendungen für Wohlsahrtsermerbslose zu sehr er heblichen Teilen aus den vom Reiche bereitgestellten Sonder mitteln gedeckt werdcn. Von einer Verbesserung der Finanz- Verhältnisse der Vezirksverbände- und Gemeinden in Sachsen, könne nicht gesprochen werden. Es ist zu hoffen, daß der Reichsminister der Finanzen sich der besonderen Notlage der sächsischen Kommunalverwaltungcn in besonderer Weis« annimmt. Gt. Elisabelhfeier -er Gemeinde Leipzig-Gohlis Leipzig, 2. November Die beiden Seelsorger der St.-Georg-Gemeinde scl)«nkten ihrer zahlreich erschienenen Gemeindefamilie am Frei- tag, dem 32. Oktober, im großen Saal des Goldenen Löwen, L.-Möckern, einen gehaltvollen St.-Elisabeth-Abend Und sie dankt ihnen von Herzen für diese Stunden innerer Freude in einer Zeit von so viel Volksleid, von so viel persön licher Not. Nach einem Vorspruch aus der Feder Gottfried Hasenkamps gestaltete Herr Pfarrer W. Beier in historisch tief fundierter, warmherziger Rede das Leben der unvergesse nen großen Nachfolgerin des hl. Franziskus von Assisi und stell!« diese Lichtgestalt wie in einem Rembrandtbiid neben das Dunkel unserer Tage. Gottesliebe, Verantwortungsbewußtsein, froii« vpserbereitschaft, Hingabe an den Nächsten sind die Geschenkt ihres Lebens an unser Leben. Von der Verehrung zu St. Elisa beth ergriffene junge Mensck-en stellten lebende Bilder von star ker Eindruckskraft aus dem Leben der Heiligen, liebevoll ein studiert von den Herren Feldfängcr und Lippert. Ter unermüdliche Kirclwnchor unter Führung des Herrn Olwrlehrers Iiine m a n n gab auch diesmal wieder dem Ganzen die schöne musikalisclie Umrahmung durch die Ausführung des Oratorium« „Die hl. Elisabeth" von Friedr. Müller mit Text von Dr. Taute. In einem Schlußwort sprach Herr Pfarrer Beier in dank barer Freude von dem Fortschrciten der Gcmeinde-Winternot- Hilfe und rief nochmals auf -um Feldzug der Liebe in dieser s» schweren Zeit. In dem gemeinsamen Gcfang des „Großer Gott, wir loben dich" klang der St.-Elisabeth-Abend aus. Th Jur Steuerung der Iunglehrernot Der Katholische Lehrervervand, Abteilung Preußen, sorvett die Möglichkeit zu einer früheren Pensionierung. Der Katholische Lehrcrverband, Abteilung Preußen, befaßte sich in einer besonderen Sitzung in Berlin erneut mit den Maßnahmen zur Linderung der durch den Volks chulabbau ins Unermeßliche gesteigerten Not der 22 200 tellungs losen Schulamtsbewerber. Nach ein- lehender Prüfung der diesbezüglichen Fragen steht der KLB . llbt. Preußen, in einer wesentlichen Herabsetzung der Altersgrenze für die Volksschullehrer schaft das einzig wirksame Mittel zur Linderung der Not des Lehrernachwuchses. Die Durchführung einer solchen Maßnahme, die der Volksfckullchrerschast erneut außerordentlich schwere Opfer in persönlicher und beamtenrcchtlicher Hinsicht auserlegeu würde, müßte unter peinlichster Vermeidung sozialer Härten erfolgen und der Freiwilligkeit breitesten Raum geben. Nur so ist im Augenblick und siir eine absehbare Zeit die Möglichkeit gegeben, die jüngeren Lehrer aus ihrer Hoffnung?- losigkeit zu retten und ihre verzweifelte Lage zu lindern. Düct den in Preußen jetzt durchaeführten Abbau von weiteren 7M Nolksschullehrerstelken werben die jüngeren, noch nicht sch- angestellten Schulamtsbewerber aus der Schularbeit gewießm. Sie aber bedarf für ihre unterrichtlichen und erzieherischen Ausgaben gerade dieser jugendlichen Kräfte. Darum wird sich der Katholische Lehrerverband, Abteilung Preußen, mit allen Kräften für eine wesentliche Herabsetzung der Altersgrenze «insetzen und ist sich dabei der Ovserbereitschaft der betroffenen katholischen Lehrer umi» sicherer, da die Lehrerschaft bereits durch c-i Opfer n'chr «nwesenMch zur Linderung der Not ihres Srautcs- Nachwuchses belgetragen hat. Der Sternenhimmel tm November Am gestirnten Himmel haben sich während der letzten Wochen Veränderung vollzogen, die dem Sternfreund nicht ent gangen sein können. Wega, die Beherrscherin des sommeriiö>«n Firmaments, ist nach Westen zurückgewichen und hat im Osten den Sternen Platz gemacht, di« uns in den nächsten Monaten durch ihren Anblick immer wieder erfreuen werden. Einen ganz eigenartigen Charakter haben diese Bilder, die sich dort zusam mengesunden haben, da sind Kastor und Pollux, die bei den Zwillingssterne, und die gelbe Kapella im Fuhrmann, durch die sich matt leuchtend — aber in klarer Whrternacht deutlich sichtbar — das Band der Milch straße erstreckt. Hier finden wir auch den Stier mit dem roten Aldebaran und der herrlichen Sternhaufen der Hynden und der Plejaden, und dar unter erscheint in den späteren Abendstunden die schönste aller Konstellationen — der Orion. Unter den drei Gürleisternen erkennt als schwack-e Wolke das unbewaffnete Auge den be rühmten Orionnebel, der sich im Fernrohr in eine gigantische Nebelwclt von phantastischer Schönheit auflöst. Ueber unseren Köpfen steht jetzt als charakleristisck>e Figur das der Cassio- peja, darunter in der Nordsüdlinic die Andromeda, die den zweiten der mit bloßein Auge sichtbaren Nebel enthülst und noch tiefer im Süden der Walfisch mit dem veränderlichen Stern Mira. Im Norden erreicht der „Große Wagen" seinen tiefsten Stand. So können die Sternfreunde der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit wenigstens eine gute Seite abgewinnen, die Gelegen last zur Betrachtung des gestirnten Himmels. Denn die Tage iverden immer kürzer, immer kleiner wird der Bogen, den di« Sonne über dem Horizont beschreibt, und wenn Ende des Mo nats unser Tagesgestirn erst aus der Wage in den Skorpion gc wandert ist. betrögt die Tageslänge nur noch acht Stunden. Auch der Mond bietet mit seinen wechselnden Lichtgestai- ten willkommene Beobachtungsgelegenheit. Schon im Feldstecher ist eine Andeutung seiner Krater zu erkennen. Am 3 November ist letztes Viertel, am 2. Neumond, am 17. erstes Viertel und am 25. Vollmond. Bon den Planeten erscheint kurz nach Sonnenunter gang als Abendslern di« Venus, deren Sichtbarkeit bis Ende des Monats auf 36 Minuten anwüchst. Nach Eintreten der Dun- kell>eit kann dann im Schützen der Saturn kurze Zeit hindurch beobachtet werden, und In später Nachtstunde kommt als hell ster aller Stern« der Riesenplanet Jupiter über den Horizont. Merkur und Mars bleiben unsichtbar. Im bäuerlichen Leben bedeutet der November eine Zeit der Nul>« und des Berschnausens. Mit den Feldarbeiten ist der Londmann zum größten Teil fertig. Er schaut jetzt im Hausivesen nach dem Rechten. Die Werkzeuge, die monatelang stark mitge nommen wurden, werden ausgebcssert und verwahrt. Da und dort braucht der Bauersmann den Handwerker, sollen Winter und Feuchtigkeit nicht größeren Schaden anrichten. Die alten Dauernregeln sind im November natürlich ganz auf den bevorstehenden Winter eingestellt. So heißt es: Blühn im November die Bäume aufs neu', währt der Winter bis zum Mai. — Fällt der erste Schnee im Schmutz, vor strengem Winter kündet er Schutz — oder: Mariä Opferung klar und hell, macht der Winter streng ohne Fehl. Als Wetterprophet gilt auch der Hase, heißt es doch: Wenn rauh und dick das Hasenfell, dann sorg für Holz und Kohlen schnell. Ein wichtiger Wctterherr ist von jeher für den Landmann Martini. Don ihm wird ge sagt: Hat Martini weißen Bart, wird der Winter lang und hart — oder: Steckt Allerheiligen in einer Pudelmütze, so ist St. Martin der Pelz nichts nütze. — Der Martinstag hat aber auch noch sonst für unser Landvolk Bedeutung. An diesem Tage treten von altersher wichtige Abmachunoen in Kraft, Verträge sind zu erfüllen, Zinsen zu leisten usw. Das Kennzeichen dieses Tages ist, einem alten Brauch entsprechend, die Marlinsgans. Spätherbst im Dresdner Jos Vorbei sind di« klaren schönen Herbsttage, da mkt langen silbrigen Schleiern angetan kleine Spinnlein durch die Weite flogen. Der Frost kam über Nacht, und die bunten Dahlien haben ihren Blütenzauber still beiseite gelegt. Doch im Insek- tcnhaus des Dresdner Zoo herrscht vielseitiges Leben, just als wären wir mitten im Sommer. An jungen, eigens für diesen nahrhaften Zweck im Warmhaus« gezüchteten Eichen, knabbern Riescnstabschnecken und Wandelnde Blätter an den frischen zar ten Trieben, und man muß schon ganz genau hinsek)«n, will man diese pittoreskes und so prächtig an ihre Umgebung ange paßten Tiere entdecken. Madagassisck>e Prachtradnetzspinnen bauen ihre großen seinen Insektenfallen aus lichten Fäden, die man ebenso wie die Gespinste der daneben ausczestellten Kokens der chinesischen Eichenseidenraupen zu Seide verarbeiten kann. Auch sonst sind eine Menge interessante Geschöpfe: Taran.ein, Skorpione, japanische Heimchen, Gotlesanbeierinnen, Kerfen aus heimischen Gewässern, augenblicklich in seltener Reichl,aliiz- keit hier zu sehen. Doch das schönste stellen zweifellos die v cien bis handtellergroßen brasilianischen Bsgelspcnnen dar, die in einer Sonderschau für diese Woche in einem eigens dafür ker- gerichteten Glaskasten untergebracht, sicherlich niete Besuche. an- locken werden. Man hat nicht allzuoft die Gelegenheit. walil zwanzig dieser immer sprungbereiten nächtlichen Räuber in mich schönen Stücken beisammen zu sehen. Wie rote Rubinen prunken die Beeren in den Kronen der Ebereschen, die bald da, bald hier die weiten Teilte im ilm- kreise unserer Stadt umgeben, aus denen man in diesen Asti- ck)en große Hechte, schivere Karpfen. Barsche und Barben und sill^rglcißende Rotaugen für die frisch eingerichteten V-.-cken unseres Aquariums holte. Hinter den mehr, denn fingerdicken Glasfenstern sind neue schöne Bil'.ir nun entstanden, die d.« Landschaft eines Tümpels, eines Sees oder eines fließenden, sprudelnden Backes mit all den dazugehörigen Pflanzen di« zwischen Vaumstrünken und Wurzelwerk emporranken, und mit all den dazugehörigen Bewohnern aufs trefflichst« wiede-gckcn Da ist «In kieseliger Bochgrund mit dem umgestürzten ver moderten Weidenstrunk mittendrinn, Ouellmoos ülnnall da- zwisck>en und bedächtige Krebse dazu, die da hernmstolzieicn, während elegante Ellritzen eilfertig an ihnen vorüberknsüM Da ist ein mit Gräsern bewachfener Uferrand. Hier Hausen di« unliebsamen Einwanderer aus dem fernen Osten, die Wollband- Krabben, die sich im übrigen just so possierlich benehmen, wie di« Taschenkrebse non der Nordsee nebenan Ein anderes, und zwar geheiztes Gelaß zeigt ein Stück aus dem Amawnenftrom mit Bambusbeständen, an denen schmal und hockgebant die eigen artigen Blattsische geruhsam stehen. W-e leuchtende Diawamcn sehen die kleinen bellenden Kärpslino«, Zebrabarben und di« übrigen Verwandten aus, die in großen Verbanden durch ihr von zartfiedrigem Tausendblatt erfüllten «keim in spielerischer Lust her und hin sich jagen. — Nur zum bescheidenen Teil ver mag man all die Wunder aufzuzählen, die dem Besucher sich hier hinter glänzenden Spiegelschestxm offenbaren Einer leben den Gemäldegalerie gleichen die Behälter, und sie sprühen na» Glanz und Feuer, fallen die Sonnenstrahlen zur millügstche» Stunde in breiten Bündeln schräg von oben herein.
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