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Bauyen im Zeichen Kolpinys Weihe des neuen Famttienhelms der Handwerksiugend — Oer Sammelpunkt der katholischen Vereine der Bischofsstadt. Bautzen. Als der Sommer in Blüte stand, wurde am 8 Juni mit dem Abbruch des alten Hauses, der einstigen Kom- munikantcnanitalt, begonnen. Eine Fülle von Problemen war von Architekt B. D. A. Heinrich Kucharzzu lösen, ehe der letzte Plan seststaud und die Arbeit mit Vollkrast beginne» konnte. Mr Haven seinerzeit in einem besonderen Artikel der Lausitz beilage Entstehung und Ausbau des alten Hauses dargelegt; besondere Schwierigkeiten waren beim Neubau zu meistern, da die Vorderfront unter Denkmalsschutz steht und nur unwesent lich geändert werden durfte. So blieb die räumliche Erweite rung des Neubaues vor allem aus die Gartenseite beschränkt. Nun steht das Haus vollendet, die Handwerksmeister, die in den letzten Tagen fieberhaft am Werke waren, um zu vollenden und auszuschmücken, haben Feierabend gemacht. Schon hat am :!l. Oktober die Deutsche Jugend kraft im Bistum Mei tze» ihren Gautag im Kolpinghause abgehalten, schon räumen die Hausgesellen ihr Eigentum aus dem Sommerblockhaus in di« schmucken Zimmer, schon hat der Hausvater seine Gaststätte i» der Gartenlaube gegen die neuen Wirtschaftsräume ein- aeiauscht. Das frohe Schaffen im Kolpinghause beginnt, der Tag der Weihe ist da! Ein strahlender, fonnigcr Allerheiligentag. Die Gesellen eilen zum Dom« - zum Pontifikalamt Fahnen und Banner umsäumen die Kommunionbank. Das Beten der Kolpingsöhn« ist heute inniges Danken, das; ihr Heim nun glücklich vollendet. Das Pontisikalamt ist zu Ende. Der B ijcho f steht auf der Kanzel. Und seiner Predigt letzt« Worte sind Erutz und väterliche Mahnung an die Kolpingsöhnc. Ein Hindeutcn aus Vater Kolping. dessen Werk die heutige Zeit nicht entbehren kann. Der Oberhirt stellt den Gesellen das Ban ner, das sie am heutigen Tage als Erinnerungszeichen ihren zwei schönen alten Fahnen hinzusügen, als Programm und Sym bol vor die Seele. Jeder Kolpingsohn sei voll heiligen Eifers bestrebt, die Verbandsideale zu ersütlen. Das Banner möge immerdar das Zeichen des Friedens und der Eintracht sein. Handwerk hat goldenen Boden heiße ein altes stolzes Hand werkswort. Datz der katholische Geselle scst auf dem goldenen Boden seines heiligen katholischen Glaubens stehe, sei oberste Pflicht. Der Zug der Fahnen und Kolping-Vanncr zieht vom Dom zur lüerberstratze. Dort erklingt das Kolpinglied „Steigt empor zum blauen Himmel". Vom Fahnenmast flattert die Haussahne. Fahnen und Menschen ziehen ein. das Haus ist in Besitz genom men. Indes Gäste und Einheimisch« beim gemeinsamen Mahle sitze», unternehmen wir einen Run-gang durch die neuen Räume Eine lichte geräumige Halle nimmt den Gast auf, die praktische Kleiderablage ist seitwärts angeschlossen. Ferner sind im Erdgeschotz die Wohnung des Haus vaters und das Heim sür die Gruppen der katholischen Ju gendbewegung untcrgcbracht. In den Kellerräumen unter dem Saale haben die Bäder, die Heizanlage und Vorratsräume Platz gefunden. Wir stehen im ersten Geschah des Vorderhauses im geräumigen Vestibül. Hinter dem schmucken neuzeitlichen Büfett liegt die Küche mit grotzer moderner Ofcnanlag«, Marmwasserkessel usw. Ein grohes und kleines Ver ein s z i m m e r und «in Sitzungszimmer ermöglichen das unge störte Abhalten von mehreren Versammlungen zu gleicher Zeit. Eine schalldichte Harmonikatllr trennt das große Vereinszimmer von dem geräumigen Saal, der in seinem schlichten Weitz ruhig und vornehm wirkt, alles ablenkende Zierwerk vermeidet und den Blick zur schönen Bühne hinlenkl. Diese ist mit einer vor züglichen Beleuchtungsanlage ausgestattet und wird den Vereins spielern das Spiel zur Freude machen. Das zweite Stockwerk fes wirkt von der Straße aus gesehen, als Mansardcngeschoß) enthalt Gemeinschastsschlafräume, drei Einzelzimmer und die Saalempore. Das dritte Geschah liegt über der rückwärtigen Hälfte des Vorderhauses und über dem Saal«. Wir blicken in das srcundliche P r ä > e s z i m in e r mit Archivraum und in den Tagesraum der Gesellen; wir bewundern die sechs gemütlichen Doppelzimmer und die Bühnen garderoben, die mit der darunter liegenden Bühne in unmittel barer praktischer Verbindung stehen. Auch die Nebenräumlich- kciten, die Toiletten usw. sind einfach, aber gediegen ausgeführt und entsprechen den hygienischen Grundsätzen. Wenn man an die kurze Bauzeit denkt, wenn man di« jede Möglichkeit ausschöpfcnd« Grundritzlösung betrachtet, mutz man voll Freude anerkennen, datz der Architekt, der Baumeister Josef Patzak und das Heer der Handwerksmeister trotz «in- «ngender Raumschwierigkciten während der Bauzeit alle Hin dernisse glücklich überwunden haben. Oer Festakt fand um 5 Uhr statt. Der Präses konnte voll Freud« Se. Exzel lenz Bischof D r. Gröber bcgrützen, der mit zahlreichen Herren des Domkapitels erschienen war. Im Tagesraum, dort wo di« Gesellen in Liebe und Freundschast nun oft beisammen sitzen werden, weihte der Oberhirt im Kreise der Kolpingsöhnc das neue Haus. Ein schlichter Altar zierte den Raum. Im Anschlüsse an die Weihezercmonien und -gebet« sprach der Bischof im engen Kreise der K-G-Ver vom hl. Joseph, dem Schutz patron der Handwerker und vieler Kolpinghäuser. Sein Bild nis solle nicht nur in den Saal dieses Hauses Hinabgrützen, sondern di« Herzen aneifern, Glauben und Arbeitsamkeit, Tat kraft und Reinheit im Wandel zu pflegen. — Der Festakt selbst war ein hohes Lied der Freude. Non der Bühne grützte die Büste des Gesellcnvaters, vom Grün der Blattpflanzen und Schmuckbäume umrahmt. Von der Empore wallten die Fahnen hernieder. Und im lichten Saale Stuhl an Stuhl «ine sroh- gestimmte. Kolpingfamilie. Wir können die Einzeldarbietungen nur skizzieren, den Inhalt der Reden nur andeuten. Das Haus orchester, das durch Schüler der Oberschule verstärkt war, leitete mit dem „Einzug der Gäste aus Tannhäuser" die Festsolge ein. Der Präses des gastgebenden Vereins, Domka plan Jatz- wank, schlotz seine Grutzwortc mit dem Wunsche, es möchte dies Haus eine Quelle christlicher Liebe und Freude für die katho lischen Gemeinden Bautzens werden. Unter Otto Seiferts mitreitzender Stabführung sang der Domchor das „Mittat vobis" von Siegl, Preis und Dank atmete der lstimmige gemischte Chor „Heilig, heilig" von Schubert und frohen Jubel kündete das „Jubilate" von Orlando di Lasso. In der Festrede knüpfte Ordi- nariatsrat Pros. Dr. Soppa an das Wiener Programm des Verbandes „Familie, Demokratie und Völkerfricde an, um dann im einzelnen liebevoll herauszuarbciten, wie das neue Kol pinghaus ein Familienheim für die ledigen ortsansässigen und wandernden Gesellen sein wolle. Die Niesenleisinng des Ver bandes im Notjahre 1!RN auf dem Gebiete der sozialen Wander fürsorge sei alle umfassende katholische Liebe, sei Familiengeiit nach Kolpingart. Auch dieses Gesellenhans wolle eine Minions- slation sür suchende und ringende Seelen jein. — Im Mittel punkte des Abends stand die Ansprache Bischof Dr. Gräbers, die programmatische Bedeutung hatte für alle Kolpingvereine, ja sür alle Diözesanen. Der Bischof betonte zunächst, er wolle dem Kolpinghause, das den Aestheten Freude mache und auch praltisch wertvoll sei, eine Reihe von Inschriften an die Fafsade schreiben. Die erste Inschrift laute: „Musis et a m i c i s". Die Musen seien ja das Symbol der kulturellen Werte, die vor allem der junge Mensch erstrebe. Und den Freunden stehe das Haus offen, die in edler Geselligkeit sich ausheitern und Herzens wärme austauschcn sollen. Den Eingang ziere zweitens das Wort „pro juvcntute". Weit sollen die Portale der Jugend osfenstehen, di« auf den Pfaden des grasten sozialen Apostels Adolf Kolping wandelt. Und auch das englische Wort „Mein Haus ist meine Burg" soll die Fassade schmücken. Im Kolpinghaus sollen sich alle bergen, die ost in einer Atmosphäre leben müsse», die die Sittenfestigkeit antastet. Hier soll ihr katholisches Empfinden neue Widerstandskraft sinden. Ein vier tes Wort soll den Geist und die Schulungsarbeit im Hause kenn zeichnen „Onadragcsimo anno". Das neue, die bren nenden sozialen Fragen behandelnde Rundschreiben des Hl. Vaters soll auch hier einen guten Widerhall finden. Das Funda ment der sozialen Ordnung must die Gerechtigkeit sein und mit ihr verbinde sich die christliche Liebe, die Caritas. Neben Vor trügen sozialer Art, neben dem Dienste an der Jugend werde dies Haus auch sehen das Wirken der Elisabethsrauen, die Arbeit des Psarrausschusses zur Linderung der Not usw. So soll und mutz die Flamme der Liebe hier genährt werden, gerade im Jubiläumsjahr der hl. Elisabeth. Und ein letztes Mahnwort soll die Wand zieren „Ein Haus voll Glorie schauet". Dies Wort und dies Haus — auf Felsen ist es gebaut und über- die Dächer der Gasse ragt es empor - weisen uns mahnend hin auf das Felsenhaus der Kirche, das alle Zeiten überdauert und Oie Silberhochzeit im Haus Wetiin Freiburg i. Br., 2. November. In dem Gotte-Hau der Freiburger Franziskaner, der altehrwürdigen St. Annakirche, sand am Freitagvormitlag die kirchliche Einsegnung des Prim ,zenpaares Johann Georg von Sachsen aus Anlas; seiner Silber hochzeit statt. Wie vor 25 Jahren in Cannes, so vollzog anch in Freiburg i. Br. der priesterlictw Bruder. Prin z NI a r . Herzog von Sachsen, die kirchlick>e Handlung. Rach einer Würdigung des Jubeltages nahm er, assistiert von zwei Ressen des Jubi lars, dem Pater Georg von Sachsen und dem Benediktiner pater Odo, Sohn des Herzogs Albrecht von Württemberg, di« Einsegnung vor, der sich ein von den sürstlickien Priestern zele- hrierles Hochamt anschlotz Unter den Gästen befanden sich dis meisten Mitglieder des früheren sächsischen Königshauses, an ihrer Spitze der el-emalige König Friedrich August III von Sachsen, die frühere Grotzherzogin Hilda non Baden. Herzog Albrecht und Herzogin Margarete van Württemberg. Fürst und Fürstin von Hohenzollern, Herzog und Herzogin von Calabrien, Prinzessin Luzia und Prinzessin Josefine von Bourbon u a — Die weltliche Feier sand in dem dem Fürsten von Hohenzollern gehörenden Schlotz Unkirch bei Freiburg stall. Aus Anlatz der Silberhochzeit des Prinzenpanres Johann Georg von Sachsen hat Papst Pius XI. durch Erzbischof Dr. Carl F r i tz lFreiburgs sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift und angesüglem Segenswunsch überreichen lassen. in den Himmel hineiuragt. „Einheit, katholische Liebe und Ge rechtigkeit sollen malten hier im Hanse, in der ganzen Bautzner Gemeinde, in meinem ganzen heistgeliebten Bistum", io schlotz der Bischof seine jubelnd ausgenommen«» Worte. Daukesworte richtete Afsejsor Lehmann an den Architekten, der ihm zuvor angesichts der Versammlung das schlüsselfertige Haus übergeben hatte, an Baumeister, Handwerksmeister, den Bouausschust und seine stets hilfsbereiten Gesellen. Er schlotz mit der Bitte, datz di« Vereine auch im neuen Hau!« treue Freunde würden und ihm die Sorgen tragen helfen, die es anch in Zukunft geben würde. Bezirkssenior Widerstein-Dresden gratulierte dem Jubelvereine im Auftrage des Bezirks Mittelsachsen der katho lischen Gesellenvereine, im Auftrage der sächsischen Zentrums jugend und der Deutschen Jngendkrait Sachsen. Er wünschte, das neue Heim möge ein rechtes Hans der Jugend werde». Da» Orchester beschlost den Festakt mit dem „Romantischen Festzug" von Engler. - nz— Subdiakonatsweihe im Oom zu Banhen Bautzen, I. November Während des Pontifikalamtes am Allerheil'gentaze er teilte der hochw. Herr Bischof den 5! Minoristen, deren Namen schon veröffentlicht wurden, die hl. Subdiakonatsweihe. Di« Eltern und Anverwandten sowie die Gemeinde der Gläubigen versolgten mit inniger Anteilnahme die seierliche Handlung. Die zukünftigen Subdiakonen knien in den Bänken des Chor gestühls. sic sind mit dem Schultertuch, der Albe und dein Zingu« lnm bekleidet. Manipel und Tunika tragen sie auf dem linken Arm, die Rechte hält die Kerze. Die zu Weihenden traten vor den Altar und hörten die Ansprache des Bischofs, der sie auf di« ernste Bedeutung dieses Weihcgrades hinwies. Ergreifens» wirkte die Zeremonie, als sich di« Weihekandidaten auf die Erd« niederwarfen, um mit dem Bischof in der Allerheiligenlitanek die Fürsprache aller himmlischen Heiligen zu erbitten. Di« Litanei schlotz mit den drei feierlichen besonderen Bitten des Bischofs. In einer nun folgenden Ansprache legt der Bischof mit väterlichen Worten die Pflichten des Subdiako nats dar. Dann knien die zu Weihenden paarweise an den Stufen des Altars nieder, berühren Kelch und Paten« und empfangen Manipel und Tunika. Gebete begleiten diese Zere monien. Auch die Gläubigen beten mit, datz Kott den Tag bald sende, an dem diese grotze Schar, die sich geweiht hat, ihre segens reiche Priesterarbeit beginne zum Segen der Katholiken im Bistum Meitze». Der Bischof kennzeichnete in seiner Predigt die schweren Pflichten, die mit der Subdiakonatsweihe verbun den seien. Die Geweihten haben die Pslicht des täglichen Bre viergebetes aus sich genommen und haben den Zölibat ver sprochen. Das Leben des Priesters sei ein Leben reich an Opfern; nicht aus eigener Kraft könne er sie tragen, Gottes Gnade müsse ihm Helsen. el Abschied vom Sommer Don Richard Schaukra». Haus Immergrün am Semmering, im Oktober. Hinter mir stehen Koffer. Vor mir am dreiteiligen hohen Fenster, meinem Arbeitsplatz, sind in einem dickbäuchigen, ge musterten Tongesätz Blumen aller Herbstgattungen vereinigt. Mein erster Blick heute früh war auf den Anrichtetisch gefallen, wo sich viele gläserne Vasen, schlanke und massige aneinander drängten. Alle leer: man hatte daraus die Blumen entfernt. Jetzt sind die vielen Vasen schon in einer Kiste verschlossen. Der Sommer ist zu Ende. Es heißt, Abschied nehmen von meinem lieben stillen Garten. Der Sommer ist meine Jahreszeit, Der Frühling und der Herbst sind, jeder auf seine unvergleichliche Weise, schön und traurig. Der Winter ist der Tod, die Kälte, die Dunkelheit. Ich bin ihm nicht abhold, denn ich bin ein Setzhafter, ein Mensch der warmen Stuben, des Lehnstuhls. Und im Winter sitzt man unter der Lampe, am runden Tisch; im Ofen flackert Feuer. Man ist der Natur fern, die in schwarzer, starrer Hast liegt. Am Fenster zu stehen, stimmt zur Schwermut. Wo ist das alles hin, was grün und weich znm Licht empor sich hob, selig-beseligend im warmen Hauch der Luft erschwoll? Zeugt das dünne, dürre Gerippe vom Wiedercrwachcn? Mir zeugt es vom Sterben. Ich kehre zurück an den Lehnstuhl, an den Tisch, vor den Ofen.. Aber im Sommer, wenn die Sonne am blauen Himmel steht und die rveitzen, randglühenden Wolken unter ihr hangen, da läßt es mich nicht im Zimmer, zumal hier oben in meinem kleinen Anwesen an der Verghalde: ich eile zwar nicht mehr wie sonst wohl ins Freie, aber ich wandle unter meinen Föhren an den Rasenstücken, an den Nelkensäumen entlang, ich seh' ins inktenbektandene Tal binab oder iu den Gipfeln hinüber. Und zumeist lieg' ich in der segnenden Sonne, von Bienen umfummt, von Schwalben überflogen. Oder ich sitze an verhängten, kühlen Tagen an meinem breiten Fenster, wo die Birken, die Eschen und Fichten ruhig hereinschauen, meine vertrauten stummen Ge fährten seit vielen, vielen Jahren. Nichts kann mir den Som mer ersetzen in seiner schenkenden Schönheit, nichts die Sonne, die strahlende Herrin des Hellen, langen, langsam und goldig hindämmernden Tages. Und nun heitzt's Abschied nehmen von Sommer und Sonne. Das reitzt am Herzen, zumal am alternden. Ein Weh erfüllt mich, das mich zu überwältigen droht. Eine Traurigkeit steigt in mir auf, die die Kehle schnürt . . . Und das Aergste sind die Vorbereitungen zum Scheiden ... Da bin ich hent noch einmal in den Garten gegangen, den eine wundervolle frische herbe Lust in lautloser Klarheit durchwob. Die Birken standen gold umflossen wie in einem seidenen Hauch. Noch blühen verspätete Rosen, noch ist der Blumenplatz farbig von Dahlien, Glyzinien. Astern und den zinnoberroten Pelargonien, deren erdigen Duft ich fast dem zaubersützen der Nelken, dem ahnungshaft berau schenden der gelben Rosen vorziehe: er gemahnt mich an die Kindheit, deren Märchen um niedrige Glashäuser im Tannen schatten ranken . . . Ich hab's nicht ausgchalten. Ich bin wiederum, zum letzten mal, eh' der Abend einsiel, hinausgegangcn, hab' den Weg ab geschritten, der zu dem kleineren Nebengebäude unter kerzen geraden himmelragenden Nadclbäumen breit und eben hinüber führt. Ich bin die steile Holztreppe emporgeklommen, die zu den verlassenen Zimmern meines älteren Sohnes, des Malers, hinaussteigt. Um die niedrigen Räume, an den Fachsenstern entlang, zieht sich ein balkengetragcner Hängegang. Der Wald dringt bis an das Dach hinan. Dort auf der grünen Bank, den Wipfeln nah, hätte ich sitzen nnd träumen mögen. Aber er hätte hinter mir, in seinem behaglichen baucrnmätzig bestellten Zim mer sich atmend reaen müssen, mein Sohn, der fern, da unten. hinten tn der hatztichen lärmenden Stadt wem, in oer lärmen den Stadt, wohin wir morgen selbst zurückkehren . . . Und Sonne hätte durch die Aeste spinnen müssen, Sommersonne . . . Die Zimmer sind schon verschlossen. Ich hab' durch die Fenster hin- eingeblickt . .. Wie traurig ist das alles ... Nun brennt schon die Lampe neben mir. Aber es ist nicht mehr, wie so viele Wochen her, die Einleitung zu den täglichen Borlcsestunden. Der Raum ist an vielen Stellen aus seiner ge wohnten Ordnung geraten. Der Teppich fehlt. Die Blumen fehlen. Die Uhr tickt nicht mehr. Und Koffer, drohende Koffer wuchten herum. Vor dem Fenster wird's Nacht. Der Himmel ist ein sanft von versinkendem Rosenrot erwärmtes Blangran, das im Westen hart überm scharf gezackten Waldesrücken d«» Alpkamms noch im eignen Leuchten sich verhält. Die Fichten und Kiefern sind schwarz. Es ist kaum eine Stunde her, da stand ich an den Blumen sträuchern und träumte in das Altgold der Birken, die am Rande des von Nadelriesen übcrtürmten Platzes selbst wie im Traume schwiegen. Noch war Licht in der Welt. Bald werden die Sterne erschimmern . . . Abschied. Bis übers Jahr . . . Weitz ich, ob ich werde wie- dcrkommen dürfen? Was birgt ein Jahr in seinem Schoß! Und nun kommt der Winter . .. Aber hinter mir, hier in der verlassenen Heimlichkeit meiner Sommcrzuflucht, wird cs langsam weiter herbsten, werden die vielen bunten Blumen jedem kargen Sonnengrntze sich entgegen dehne», werden die schwarzen Eichhörnchen sich um die düster auf ragenden Stämme jagen, werden später Bienen über blauen Blüten sich wiegen. Bis der erste Frost über 'Nacht das erste bange Leben vernichtet. Und dann wird Schnee fallen, da» Leichentuch, unter dem sich die Hoffnung birgt. Lasset uns hoffen, damit wir nicht in Schwermut fallen!