Volltext Seite (XML)
Dienslaq, den 3. November 1931 4Inze<ienp»Il«: DI« IgespaUen« peNtjkll« 80 Fam>II«ck> anzeigk» u.Stellengeluch« SO 4. DI« p«MrekIamej«Ue. 8S MN» breit. l ^e. Für Rujtlgen außerhalb de» BelbreUungsgeblet«. 4V z. die p«Mi«tlam«jetIe I.SO^r. Bckekzeb 8V^. Jmgall» höher« AewaU «rltlcht jede Berpsltchlung aus Lteserrrng solvt» Ersüllun, v. iliijetgei,. ituslrügtn u. L«tstunz v. Schadintst-U »«lchLsllrcher LeM grau» Vnogartz, Dttlden. LachflMe Ooltssettuna Nummer 25S — 3«. Jahrgang »»mal worin«, mit tllusir. ^rai^l'eiiaqru eimai und rvtlt" und der Kmderbetlage,^ur mme kleineni.'e»,ie*. «owie den Lc.rtbeilagen .St. Benno-Blatt" ^UnierlurUinia und Wi'^en" .Die drastische HauZsrau". .Nerztlicher Natfleter". .TaS onte Bnch^. V.'oilatlicher BezugSpreiA .V -^0 einich!. Bejtellgeld. kinzelmnnnier Itt »ß Sonnabend-n. Sonnko^nnnnner LO . Harchtichrlstleiter Dr» DeSezyk. Dresden. l^elchckki-stelle, Druck«. Verlag ^ecmri'L kl.-" Mr Verlag nnd Druckerei. Filiale Dresden. OreSden-?l.t Loliernradel?. ,^ernrn'2lNt2. Vo ll Heckto rro Dresden z7 i ^«nkkonto Tradtban t Dresden Ikr 6171" Für christliche Politik und Kultur Nach Lavals Rückkehr Oie Verhandlungen über die Neugestaltung der Reparationen beginnen Konserenz im Dezember? Paris, 2. November. Ministerpräsident Laval ist heute mittag van seiner Amerika-Reise z u r ii ck g e k e h r t. Der Ministerpräsi dent wird über die Ergebnisse seiner Reise zuerst dem Minister rat und alsdann den vereinigten Kammer-Ausschüssen sür Aus wärtiges und Finanzen Bericht erstatten. Am Dienstag wird Laval den deutschen Botschafter von Hocsch empfange», um mit ihm die Ergebnisse der Washingtoner Berhandlungen zu be sprechen. Laval dürfte sich anherdem mit Reichslanzlcr Dr. Brüning telephonisch in Verbindung setze». „Petit Parisicn" schreibt, das, Ministerpräsident Laval nach seiner Rückkehr mit verschiedenen europäischen Negierun gen wegen der Ergebnisse seiner Washingtoner Besprechungen Fühlung nehmen werde, in erster Linie natürlich mit der deut schen Negierung. Sicher sei auch, das; die Londoner Regierung, als deren Vertreter Lord Reading kurz vor Lavals Abreise nach Amerika sich über den bevorstehenden Meinungsaustausch betreffend das Reparations- und Schuldcnproblem in Paris unterrichtet hatte, wieder einen Delegierten nach Paris entsen den werde, um erneut Fühlung zu nehmen. Das Schulden- und Rcparationsproblem werde unverzüglich Gegenstand wichtiger Erörterungen und namentlich einer internationalen Konferenz fein, die wahrscheinlich im Dezember zufammentreten werde. Der deutsche Botschafter von Hoesch ist nm Sonntag noch Paris zuriickgetehrt. Er hat während seines zwei tägigen Aufenthaltes in Berlin Aussprachen mit d^n Reichskanzler und dem Staatssekretär v. Bülow gehabt und mcherdem an der Sonnabend-Sitzung des Stitlhalte-Ausschusses teilge onumen. Bei der Unterredung, die v. Hoesch morgen mit Ministerpräsident Laval haben wird, dürfte die Frage er- interl werden, wie sich Frankreich die weitere Prozedur in der Neparationsfrage denkt, insbesondere, ob Frankreich sich mit einer Erweiterung der Befugnisse des BIZ.-Ausschusses einver standen erklären will in dem Amfange, das; seine Untersuchungen -u einer grundsätzlichen Reuausrollung der Neparationssrage und damit zu einer internationalen Reparationskonserenz führen würden. An sich hat der Sonderausschuss bei der Bank sür internationale Zahlungen ja nur die Aufgabe, die Be dingungen sür die Weikrleistung der sog. „ungeschützten" deut schen Zahlungen zu prüfen. Laval bat schon in Washington betont, das; er alle Kräfte einsehen wolle, um in Bälde eine deutsch-französische Verständi gung zu bewerkstelligen. Es ist daher zu hoffen, das; die Ver handlungen mit Herrn v. Hoeich im Geiste beiderseiti- g e n g u t c » W illcns verlaufen werden. Neuyork, 31. Oktober. Die Vcrlincr Meldung, bah die Rcichsregierung die Ein berufung des BIZ-Ausschuffcs vermeiden wolle, da der Layton- bericht bereits den einzig gangbaren Weg gewiesen habe, bat in Washington starke Beachtung gesunden. Man scheut sich je doch vorläufig, zu dem Standpunkt dse Reichokabinctts Stellung zu nehmen, da man noch keine Einzelheiten der Aussprache zwischen Hoover und Laval veröjkentlichen möchte. Das Staats departement und das Schatzamt begnügen sich mit der Fest stellung: „Die Initiative muh von Europa ausgehen." Frühere Bericht« aus Washington, die in dieser Beziehung aus Deutsch land andeuteten, beruhen aber ossenbar aus unrichtiger Aus legung amtlicher Aeuherungen, die mit dem bekannten Lamont- Artikel in Verbindung standen. In Washington besteht ganz oskrnknndig da» Best-eben, sich znrückzuhalten, bis Laval mit der Relchoregierung in Verbindung getreten ist. Oer Neichsbattk-Rediskontkredii verlängert Berlin, 2. November. Bekanntlich hatte der Verwaltungsrat der BIZ. in seiner legten Sitzung beschlossen, seinen Anteil von 2ä MiN. Dollar an dem der Nochsbank gewährten IW-Mill.-Dollar Nediskonl- Iredit um weitere drei Monate, das heißt bis z u m I. Fe - bruar 1932 zu verlängern und gleichzeitig den weiter am Neichsbantkredil beteiligten Zentralnotenbanken Frankreichs, Englands und der Vereinigten Staaten vorgeschlagen, auch ihrerseits diese Verlängerung vorzunehmen. 'Nunmehr ist auch von den genannten Banken die Zustimmung zur Verlängerung um ebenfalls drei Monate erteilt worden. Beginn Ser Rüslungspause Mil Vorbehalten Gens, 2. November. Am 1. November hat die Rüslungspause begonnen, di« die September-Versammlung des Völkerbundes nach ringelnder und bewegter Debatte im Abriistungsausschufz beschlossen hat. Die Regierungen, die an der Abrüstungskonferenz teilnehmen werden, sind in Verfolg dieses Beschlusses vom Böiberbundsrat ausgesordert worden, vom 1. November 193k ab alle Mahnah men zu unterlassen, die aus «In« Vermehrung ihrer Rüstungen zielen, ohne dnh jedoch ein Präjudiz siir die Entscheidungen der Konferenz geschaffen werden soll. Die Negierungen waren er sucht worden, bis zum 1 November 1931 zu erklären, oö sie bereit seien, einen derartigen Niistungsstillstand sür die Dauer eines Jahres anzunchmen. Die deutsche Regierung hat in einem Schreiben an den Böiberbundsrat ihr« Stellungnahme bekanntgegel>en. Die Ant wort ist in zustimmendem Sinne gefallen, wenngleich in der Begründung die Einzigartigkeit der Lage in Rechnung gestellt worden ist, die gerade siir Deutschland infolge der Zwangs bestimmungen des Versailler Übertrages in der Rüstungssrage gegeben ist. Frankreich hat seine Zustimmung zur Riistungspause erklärt mit dem Vorbehalt, das; auch seine Nachbarn der Rn- üuugspause zustimmen. — Auch die Antwort der Vereinig ten Staaten lautet zustimmend, allerdings mit dem Zusatz, das; alle grossen Seemächte die gleiche Zusickzerung abgelwn mühten. — Auch die Antwort der englischen Regierung soll zu stimmend kauten. Weiter haben in zustimmendem Sinne geantwortet: Luxemburg, Aegypten, Rußland, Albanien, die Schiveiz, Japan, Spanien, Lettland, Tsckzechoslowakei, Chile, Belgien, Holland, Ungarn, Neu Seeland, Australien, Dänemark, Italien und die Bereinigten Staaten von Amerika. Fast alle Regierungen wei sen in ihrer Antwortnote auf die Vorbehalte hin, unter denen sie die Riistungspause annehmen. Diese Vorbehalte bestehen hauptsächlich darin, das; gewisse Massnahmen, ivie „die normale Durchführung gesetzmäsziger Bestimmungen über di« Sireit- kräste, die Ausführung von Programmen für den Unterhalt und die Erneuerung von Materialien der Land-, See und Lust- slreilkräste oder von Befestigungen und die Breilstellung ent sprechender Vorräte", nicht für unvereinbar mit dem Prinzip des Nüslungsslillstandes gehalten werden. Verschiedene Regie rungen, z. B. die Schiveiz, Japan, Lettland. Belgien, erklären ausdrücklich, das; ihre Zustimmung nur siir den Fall gell«, das; auch ihre Nachbarstaaten den Rüstungsstiltstand annähmen. Das Schreiben der deutschen Regierung hat folgenden Wortlaut: Iu dem Bestreben, jede Masznahme Z" unterstützen, ivelche die Arbeiten der Abrüstungskonferenz erleichtern könnte, er klärt sich die deutsche Regierung bereit, den am 29. September 1!>3t von der Vötkerbundsversnmmlung vorgeschlagenen ein jährigen Rüstungsslillstand anzunehmen. Sie tut dies in der 'Annahme, das; die Antworten der anderen Regierungen, deren Mitteilung sie entsprechend dem vom Rat am 39. September dieses Jahres angenommenen Bericht cnlgcgensieht, ebenfalls ein« Zustimmung ohne wesentlick)« Vorbehalte enthalten. Als Vertreter eines Landes, das bereits auf Grund ver traglicher Bindungen seine Rüstungen aus ein Minimum hat herabsetzen müssen, lege ich Wert darauf, bei dieser Gelegenheit daraus hinzuweisen, daß die durch den einjährigen Rüstung»- stitlstand sich ergebende Begrenzung der Rüstungen aus den gegenwärtigen Stand nur als vorbereitender Schritt zur Er leichterung der Berhandlungen der kommenden Abrüstungskon ferenz, nickst als ein» Matznahme zur Erfüllung der ihr gesetzlen Aufgabe angesehen werden kann. Denn diese bestehl nicht in einer Stabilisierung des gegenwärtigen Riistungsstandes, sie umfasst vor allem eine wirksame Rüstungsverminderung bei den hock)gerüsteten Staaten, die von den Grundgedanken der Gleichberechtigung und des gleichen Rechtes auf national« Sicherheit siir alle Signatarstaalen ausgehen mutz. Reichsbahnschiedsspruch verbindlich Berlin, 2. November. Amtlich wird mitgeleilt: Im Lohnstreit bei der Deutschen Reichsbahn G«selllck)ast ist der Schiedsspruch vom 27. Oktober 1931 im össentlichen Interesse sür verbindlich erklärt worden. Ein neuer Wendepunkt? (Von unserer Berliner S ch r i s t le i t u n g.) ZV. L. Abermals stehen wir kurz vor einem Wende punkt in der Weltwirtschaftskrise, wo es sich entscheiden wird, ob die Völker weiterhin unvermindert das Leid und Elend der Zerstörung wirtschaftlicher Werte er tragen müssen, oder ob sie nun endlich bereit sein werden, gemeinsam ihre Kräfte einzusetzen, um dem Wüten der Krise, dis nun vielfach sinnlos Lebensfähiges und Ueber- altertes vernichtet, Einhalt zu gebieten. Schon mehrfach hat es im Verlauf der letzten Zeit durchaus in der Macht der Menschen gelegen, die Däm«« gegen die Krise aufzuschütten und einen festen Grund für eine Wieder gesundung der Wirtschaft zu schassen, auf dem sie sich dann selbständig von den schweren Schäden der letzten Stürme hätte erholen können. Doch alle Logik, alle Erfahrung und selbst eigene Opfer haben bisher die Gläubigermächte der Wett n cht dazu veranlassen können, für dieses Ziel ihre auch heute noch großen und notwendigen Kräfte und Mittel zu mobilisieren. Oder, wo es geschah, wie im Falle der Hooveraktion, wurde die Wirkung durch das dock» nun nach- gewiesenermas^'n kurzsichtige Verhalten Frank reichs illusorisch gemacht. Nachdem seit dem Sturz der Lesterreichijck-en Kreditanstalt die Krise von den Waren märkten deutlich sichtbar auch auf die Kredit, und Wä h r u n gs s e i t« der Wirtschaft Übergriff, und in Deutschland, England, dessen Dominien, aus dem Balkan und anderswo schwerste Kredit- und Währungserschütte rungen auslöste, — nachdem Australien und Südamerika be reits vorher solchen Katastrophen ausgesetzt waren—. wird jeder großzügige Versuch, das bedrohte Wirtschaftsgebäude der Welt wieder zu stütze», damit beginnen müssen, zunächst diese Gefahrenherde zu beseitigen. Denn gesunde und stabile Geld- und Kreditverhältnisse sind die Voraus» setzung dafür, datz sich die Herstellung und der Austausch der Güter innerhalb und zwischen den Völkern wieder reibungslos entwickeln und ausdehnen kann Datz eine schwankende Währung keine geeignete Kalkulationsbasis und unzuverlässige Kredite keine geeignete Produktions grundlage bilden, das beides haben wir in Deutschland 1923 nnd 1931 jedenfalls bisz u m Letzten kennen lernen müssen. Die Welt würde sich viel ersparen können,-wenn sie sich unsere Erfahrungen zunütze machen würde. * Datz die Wie de r g e s u n d u n g d er Wirtschafts beziehungen der Völker, im besonderen der Geld- und Kreditbeziehungen, nicht nur eine Angelegenheit der Wirt schaftler, sondern in erster Linie und zunächst eine An gelegenheit der Regierungen ist, darüber ist sich nun, wie es scheint, endlich alle Welt im klaren. Ohne die stän digen sy st em widrigen politischen Einflüsse und Einwirkungen aus die Wirtschaft, durch die Friedens verträge, die-Reparationen, Regierungsschulden, di« Zölle, den Interventionismus und die Ausrüstung, lnrtte die Flucht aus dem Vertrauen niemals das nun erlebte Aus maß annehmen können Wir wären Phantasten, wenn wir annähmen, datz all« diese Hindernisse einer wirklich radikalen Bereinigung der Wirtschafts kris e in der nächsten Zeit oder auch nur in den nächsten Jahren ausgerüumt werden könnten. Dem stehen Stim mungen und Vorstellungen großer Völker entgegen, die eine Realität sind, die nicht von heute auf morgen über wunden werden können. Aber die nächsten Wochen wer den zeigen, ob bei den maßgebenden Regierungen wenigstens der Wille und nicht zuletzt auch der Akut vorhanden ist, alle die immer wiederkehrenden von Miß trauen diktierten Handlungen, die sich selbst induzierend immer wieder neues Mißtrauen schaffen, zu unterlassen und statt der immer stärkeren politischen, militärischen und wirtschaftlichen Abkapselung nun endlich gemeinsam die Wiederherstellung des Vertrauens und die wirtschaft liche Wiederaufrichtung der Welt zu versuchen. Experi mente nach der falschen Richtung sind wahrlich genug ge macht! Leider muß man seststellen, daß sich die Aussichten für eine Umkehr noch keineswegs gebessert haben. Die Washingtoner Konferenz hat zwar keine Verschlechterung der Lage bewirkt, aber doch auch keinen irgendwie prak tischen Weg zur alleinmöglick-en gemeinsamen Lösung der Schwierigkeiten anfgezeigt. Insosern war sie ein Miß- erfolg Allerdings ein von den wenigsten erwartetes Ergebnis hat die Aussprache zwischen Hoover und Laval gehabt, nämlich, datz die Neparationssrage überraschend schnell wieder ausgelebt ist. Das braucht nicht unter allen Umständen ein Uebel für Deutschland zu bedeuten. Die dringlichst« Aufgabe, die zur Bereinigung der Weltwirt schaftskrise in Angriff genommen nnd gelöst werden mutz, ist die Normalisierung des Geld- und Kre- d i t m e l e n s. d. b. neben der Stabilisierung der schwan-