Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe Anzeigen-Prei- BezugSPreis ripMtr TagMatt Handelszeitung 105. Jahrgang Nr. SIS Dienstag, üen l4. November lSll MSN arlstr.6,2.r 1 1 itij jähren ge- >lg. »4S7K ftr.17,lll. »->4083 ev äs7»4 itz 7, II. ort gesucht >. *48,4 fcn» welch, 'inen Teil m 30 u melken »z»2 schriftlich, »4V8» lchrig. . 8. r-Fabrik Zeuznis- lchen unt. on die'e- «losss» >rüche und ion diese? M8»8i Berufe ! stets die en - Post »VSIL7 essenbau ärmlich nrprüft, -st. 30, II. ',440 s 14 892 Tel.-Änschl. 14 8SS 114894 lichst mit t) für unser r Ostern en einen ftl. gepr. außer o. ,II.r.6«7S2 ngi.Erfhrg. ibl i. Hause, nnt. 10—1. »»Uerr -I Uhr. 3—8. »>», !vn...... rverkrankh. rc. werden >eh.Leipziq, 2 u. 4-8. UM- Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 18 Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 26 Seiten. >8tr. :»5, oroor kad. geb., icht appr, stlt., fr. an ehdlt. nach verfahren ii«, Nieren-, '»Larmldn, «arrhe,. heumatiS- ie. dlungvsn gleit gegen -rgnrtn., I. »LSI Die Studentin erschrak von neuem. Die Fäden, die bisher das Mädchen mit dem Verstorbenen ver knüpft hatten, schienen ihr in Gefahr, zu zerreiben, und das durfte nicht geschehen. „Du hast den besten Vater gehabt, den man haben kann, Szarolta!" sagte sie tiefernst, doch ohne alle Strenge. „Wie schwer du auch tragen magst an deinem gegenwärtigen Mißgeschick, grollen darfst du Herrn Kolman nicht, keinen Schatten darfst du dul den auf seinem Andenken, willst nicht du dich eines großen, eines häßlichen Unrechts schuldig machen. Das kannst du mir glauben, die ich ihn genau kannte!" Szaroltas Augen nahmen einen feuchten Schimmer an, und nach einigen Augenblicken lösten sich zwei Tränen von ihren langen Wimpern, die sich wie ein seidener Schleier über die leuchtenden Augensterne heruntersenkten. Das Aergste lag hinter ihr! — Kaum daß die Kandidatin das gedacht hatte, brach schon ein schluchzender Laut von des Mädchens Lippen, der Vorläufer heftigen Weinens. Mehrere Minuten saß Margita neben ihr und hielt sie fest umschlungen; dann flüsterte sie tröstend: ..Was dich jetzt so maßlos erschüttert, ist das Neue, Unerwartete, kaum halb Begriffene; aber es wird vorübergehen. Ich würde mit diesen Mitteilungen noch gewartet haben, wäre es mir nicht um Er leichterung deiner Lage zu tun, die mir, wie gesagt, wohl erreichbar erscheint. Heute werden wir diese Frage aber kaum besprechen können —" Szarolta wehrte hastig ab. „Nein, heut« nicht!" — Heute gehörten alle ihre Gedanken dem Verstorbenen und den ungeahnten Beziehungen, in denen sie zu ihm gestanden hatte. Sie mußte sich hineindenken und hineinleben in das für sie Unfaßbare. — Aber auch an den folgenden Tagen war nichts anzufangen. Sie sank wieder in jene dumpfe Ver zweiflung zurück, die sie nach Kolman Czallooarys Tod befallen hatte. Wenn sie auch gewissenhaft alle Aufträge ausführte, mit denen sie von Exzellenz Kisfaloa in der wohlmeinenden Absicht, sie tüchtig „einzuüben", überreich bedacht wurde, so lag doch in ihrer ganzen Art und Weise etwas so Müdes, Zer streutes und Hoffnungsloses, daß man nicht wagen durfte, von Dingen zu sprechen, die alte, unvernarbte Wunden von neuem zum Bluten bringen mußten. So wurde es Mai, und der Tag rückte heran, an dem Szarolta bei der Konfektionsnrma Szigelh abgsordneter verschaffen, ein ganz niedrig denkender Mensch ist, wie er an dir bewiesen hat. An deiner Stelle ließ ich die Sache nicht so hingehen!" Margita, die in steigender Erregung gesprochen hatte, machte eine Pause, war aber so hingegeben an ihre Gedanken, daß ihr der Freundin tiefe Er schütterung fast entging. Ein paarmal Atem holend, fuhr sie fort: „Es versteht sich von selbst, daß ich dir helfe, so viel ich kann, wenn wünschenswert, auch meine Freunde in deinen Dienst presse. Du sollst sehen, wir machen Csallovary zahm, denn so gering bei uns die Furcht vor einem öffentlichen Skandal ist, einem Advokaten dient er nicht einmal — in Ungarn zur Empfehlung!" „Schäm dich, eine solche Bemerkung zu machen. Margita! Eine Ungarin, die Ungarn schlecht macht!" rief das junge Mädchen aufbrausend, während sich ein feiner roter Hauch über ihre schmalen Wangen legte. Seit ihrem Zusammenleben war es das erstemal, daß sie für anderes als ihre persönlichen Angelegen heiten lebhaftes Interesse äußerte, und Margita be grüßte dieses Zeichen wiedererwachender Anteil nahme am Leben mit freudiger Uebcrraschung. * „Ich bin eine güte Ungarin, aber ich leide nicht an der Madjarennran'e", entgegnete sie ruhig, „und darum seh« ich mein Vaterland, wie es ist. — Aber lassen wir das. Ich sagte eben, daß ich mich an deiner Stelle nicht ohne weiteres zum Verzicht auf ein Vermögen verstehen würde, an das ich moralische Ansprüche hätte, und das mir überhaupt nur wegen Fehlens eines Testaments entging." „Ich kann ahcr doch nicht beweisen, daß ein Testament vorhanden war!" „Gleichviel! Doktor Csallovary gegenüber würde ich mich darauf stützen, daß die gerichtliche Adoption bereits eingeleitet war und daß dein Vater zu Dritten von seinem Testament gesprochen, daß Zeugen vorhanden sind, das zu beschwören; du kannst mich auch nennen. Drohe mit einem Prozeß. Hat Csallovary ein schlechtes Gewissen, so wird ihm schwül werden. Bei dieser Menschensorte kommt alle» darauf an, daß die Außenseite brav glänzt und gleißt, im Innern kann sich der Schmutz berghoch häufen, da» geniert sie nicht, weil ihn dort niemand sieht!" (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) was Llvyü George gesagt Hst. Zu den historischen Lcgendenbildungcn gehört auch die vielbesprochene Rede, die der englische Schatz kanzler Lloyd George am 22. Juli d. I. anläßlich des Zahresbanketts in der City von London gehalten hat. Vergebens bemühte sich Herr von Bethmann Hollwcg im Reichstage, darauf hinzuweisen, daß der Wortlaut dieser Rede den Vorwurf nicht rechtfertige, daß er sich eine Demütigung habe stillsckweigend ge fallen laßen. Leider blieben di« Ausführungen des Reichskanzlers wirkungslos, was wohl in der Haupr- sache darauf zurückgeführt werden kann, daß die we nigsten die Rede des englischen Schatzkanzlers in ihrem Wortlaut kennen. Darum laßen wir ihn nachstehend, soweit er sich auf die äußere Politik bezieht, folgen, damit sich unser« Leser ihr Urteil darüber bilden kön nen. Bei dem Bankett sprach Lloyd Georg« über die englischen Finanzen, den Fall der Konsuls, den Zu sammenbruch der Birbeck-Bank und die Notwendig- „ September Mit dieser absolut, - eine relativ« verbunden gewesen." Während noch am 31. Dezember 1900 die Eintragungen nur 7,8 Proz. der gesamten eintragungsfähigen Staats schuld ausmachten, ist der Verhältnisanteil bis zum 30. September 1911 auf 16,34 Proz. gestiegen. Diese Entwicklung ist volks- und staatswirtschaftlich von er heblicher Bedeutung. Bei der Einrichtung des Staatsjchuldbuches stand das Interesse der Gläubiger im Vordergrund«; es sollte ihnen «in Mittel zur unbedingten Sicherung gegen den Schaden, den sie bei dem B^tze der 'Schuldverschreibungen durck Diebstahl, Verbrennen oder sonstiges Abhandenkommen erleiden konnten, gegeben und Zugleich der einfachste und billigste Zinsbczug er möglicht werden. Seitdem ist mehr und mehr auch das Interesse des Staates an der Förderung des Schuldbuchs hervorgetreten. Nach dem Wesen des Schuldbuchs werden dort vorwiegend Kapitalien eingetragen, di« nicht i.m Um laufe gebraucht werden, sondern auf längere Dauer festgelegt bleiben sollen. Mit der Eintragung solcher dauernd festliegender Kavitalien wird aber eine bes ser« Klassierung der Anleihen bewirkt und der An leihemarkt von einem alsbaldigen Wiedcrangebote und Baczo ihre Lehre antreten mußte. Wollte Mar gits die Frage, die ihr zunächst die wichtigste zu sein schien, vorerst nicht unerledigt lassen, so mußte sie sich endlich entschließen, auf Szaroltas Familienverhält nisse zuriickznkommen, machte auch eine abermalige Eemütserschiitterung die Folge sein. Der Abendtee war getrunken, und Margita. die sich eifriger denn je bemühte, die Freundin von ihren Gedanken abzulenkcn, unterbrach jetzt ihr Geplauder, um, einen ernsten Ton anschlagend, zu sagen: „Du gehst nächsten Montag leider von uns, Szarolta, und darum möchte ich auf «ine Angelegenheit zurück kommen, deren ich bereits vor etwa drei Wochen gedachte. Es handelt sich um deine äußeren Ver hältnisse." Szarolta nickte. Die Kandidatin fuhr fort: „Du weißt, daß sich in deines guten Vaters Nachlaß ein Testament nich: vor fand und Doktor Csallovary, als einziger Bruder, der alleinige Erbe der ganzen Hinterlassenschaft ist. — Ich aber bezweifle, daß Herr Kolman versäumt hat, zu deinen Gunsten zu testieren! Ich bezweifle es, weil er ein überlegter, in jeder Beziehung streng pflichttreuer Mann war; ich bezweifle es, weil er dich viel zy innig liebte, um nicht alles zur Sicherung deiner Zukunft zu tun, was sich tun ließ; ich bezweifle es endlich, weil er, es mag ein halbes Jahr her sein, gesprächsweise zu uns sagte: „Selbstverständlich ist Szarolta meine Universalerbin. Das Testament nebst einem Brief an sie liegt in meinem Sekretär bei den Schriften über die Adoption, die hoffentlich bald voll zogen sein wfro." — Nach diesen Aeußerungen kann ich mir das Fehlen des Testaments nur so erklären: entweder es ging durch einen unglücklich«» Zufall verloren, was aber höchst unwahrscheinlich ist, oder es wurde unterschlagen." „Wer sollte es unterschlagen haben?" „Deine Verwandten, in deren Interesse es lag." „Doktor Csallovary — ein Advokat, dem so viele Lgpte ihr ganzes Vertrauen schenken —?" rief das Mädchen entsetzt. „Er selbst oder seine Frau, die habsüchtig und ver schwenderisch sein soll." „Ein so angesehener Mann —" „Der bei allem äußeren Ansehen, das ihm sein Geld, seine Stellung als Advokat und Reichstags- kä, er Etjifsre .4.-0., Oie Ntmnüerung ües Gesetzes über üss lsHvlche SisstslÄulüburtr. Dem scühsischen Landtage ist der Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Gesetzes über das Staatsschuldbuch zegegangen und dre Zweite Kammer wird sich bereits heute mit der Vorberatung Les Gesetzentwurfes befassen. In der Begründung desselben wird darauf hingewiesen, Laß die Benutzung Les sächsischen Staatsschuldbuches mit erfreulicher Stetigkeit zunimmt. Seit seiner Einführung durch das Gesetz vom 25. April 1884 sind die Eintra gungen in ständigem Wachsen begriffen, sie betrugen nach Abzug der Löschungen End« Iunr „ Dezember s 14 692 (R.cht'.Ichl^) Lel.-Anschl.i 14 898 (14 894 Amtsblatt -es Aales und -es Volizeiamtcs -er Ltadt Leipzig Ar L«ippa und Voran« d»rch »nso« Dräaer und Eoedttror« 2m»l tioNch t», vuuo aedraat L Pf. mon«tU LTÜ Ml. »ieneNährl. Bei unjnn FtNalen «. La» «ahmtslillen adat-oU Ni «. «snart, otettelfd-rt Durch »«« Volt: irrner-ald DeuNchiand» und der deutschen Kolonien »cetteliadrl. S.60 «».. »onatl. llv SNk. austchl. Poädeftellueld Ferner tn Lei-len, Danemarl. den DonauItaaNn, Italien. Luremdara. Riederland« Aor» ««S«n. Lefterreia-Unaarn, Rußland, Echwrdrn Echwn« u Spanten. In allen ädrigen Elaalen nur direkt durch dt« <b«>chaft»Ii«Ui de» Blatte» erhältlich. Da» Leip«««,, Tageblatt erscheint Linal täglich. Bonn. a. Feiertag» nur morgen». hldonnemrnt».Bnnahm« 8oh«nnt»>asi« bet unseren Trägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Poaämtrrn und Briefträgern. Eln»«lv»rka,f,pr«t» 10 TK f»r Inserat« au» Ueipztg and Umgebung die lIpaittgePertttetl« 2 Pf-die Reklame» »eile I Ml. »on au»wätt» 30 Pf. Reklamen L2V Ml. Inserat« von Behörden im amt lichen Teil dt« Pe-Mjeil« S» Pf ch«Ichäsl»anie>gen mit Plahvorschrttt«« im Preis« erhöht Rabatt nach Tarts. B-Nagrgedühr (besamt- auslage L Mk. p. Tausend erkl. Postgebühr. Teildetlage b^oer. Festertetlte Äuitraa« können nirtu zurück- aerogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen«Annahme: I»b»»ni»a»If« 8, bet sämtlichen Finalen u. allen Annoncen» ürpeditionen de» In» und Auslande». Druck und Verla, »»» Fischer ch Aürst«, Inhaber: Paul Rürften. Redaktien und (beschästiftelle: Iohannisgass« 8. Haupt-Filiale Dresden: Eeestrabe 4, l (Telephon 46211 Der bsyrikche Lsnittag sukgelültt 8. München, 14. November. (Priv.-Tel.) WaS wir seit drei Tagen vorausgesagt, hat sich heute vormittag halb 10 Uhr im bayrischen Landtag be geben : Die Regierung hatdiesenLandtag, dessen Mehrheit die Machtgelüste zum Aeußersten gespannt hat, nach Hause geschickt. Von 8 Uhr an umlagerten dichte Menschen massen das Landtagsgebäude. Bon 9 Uhr ab waren sämtliche Tribünen bis auf den letzten ver fügbaren Raum besetzt, so daß noch Hunderte von Menschen vor dem Landtagsgcbäude mit Spannung Posto faßten und der Tinge harrten, die da kommen sollten. Wenige Minuten nach V.10 Uhr betraten sämtliche Beamte des Auslvärtigcn Amts die Mi« nisterestra.de. Ein Diener trug ein großes verschlos senes Paket auf den Ministertisch und ein witzelnder Journalist bemerkte: „Da ist die Bombe drin, mit der der Landtag gesprengt wird." Um halb 10 Uhr begann sich Has Parkett zu füllen. Die Abgeord neten waren fast durchweg in festlicher Kleidung er schienen. Kammerpräsident von Orterer be trat mit düsterer Miene den Saal und begab sich sofort zu seinem Präsidentensitz. Auch die Minister erschienen alsbald, ohne indes erst auf ihren Plätzen sich niederzulassen. Der Kammerpräsident gab sodann dein Minister des Innern v. Br eit le eich das Wort. Dieser erklärte: „Ich habe der Kammer die Allerhöchste Botschaft zu verkünden und zugleich den Land tagsabschied zu überreichen im Namen Seiner Majestät des Königs, Luitpold von Gottes Gaden Königlicher Prinz regen t. Unseren Gruß zuvor. Liebe und Ge treue! Wir befinden Uns unter Bezug auf Titel 7 8 23 der BerfassungSurkunde bewogen, den gegen wärtigen Landtag aufzulösen (Schallende Bravorufe auf der Linken) und behalten Uns vor, eine Neuwahl der Kammer der Ab geordneten innerhalb der durch die Verfassungs urkunde bestimmten Zeit vornehmen zu lassen. In dem Dir dies eröffnen, bleiben Wir Euch in Huld und Gnaden gewogen. München, 12. November 1911." Es folgen die Unterschriften sämtlicher Minister. Mit jubelnden Bravorufen von Dr. Eassclmaun bis zu Auer wurde diese königliche Botschaft ausgenommen. Tas Zentrum verhielt fick in gemachter Gleichgültigkeit. Der Kammerpräsident forderte noch zu einem Hoch auf den Prinzregenten auf, in das die Abgeordneten, nachdem die Sozialdemokraten den Saal verlassen hatten, einstimmtcn. Damit hat die bayrische Regierung seit Bestehen des Landtags den Landtag zum zweiten Mate auf gelöst. Tas erstemal geschah es, als noch der nach malige Reichskanzler Fürst Hohenlohe bayrischer Mi nisterpräsident war. Dieser jetzige Schritt der Regierung wird sicher lich in der gesamten politischen Welt Anklang finden. Tas bayrische Gesamtministerium hat sich noch in keit der Gründung einer Sparsamkeilspartei. Dann verbreitete er fick' über das briti'chc Interesse an dem Wohlstand« der Welt und sagte: „Wir und andere Nationen erschließen immer neu« Gebiete, deren Schätze bisher ungehoben ge blieben waren. Wir verjüngen altes Land durch neue Hilfsmittel, die Welt wird reicher und reicher, und das gilt nicht nur für dieses Land (England), sondern von jedem Lande. Das einzige, was ich über England sagen kann, ist, daß es kein Land in der Welt gibt, das ein ebenso großes Intereße an dem Wohlstände der anderen Lander hat. wie wir es haben. Wir sind die Bankiers der Welt, wir sind die Produktcnmaklcr der Welt. Wir sind die Versicherungsgesellschaft der 2IKlt. Wir verkaufen von unseren Gütern an die Welt mehr, als irgend ein anderes Land. Und deshalb haben wir ein überwiegendes Interesse an dem allgemeinen Wohl stand aller anderen Länder. Alles, was dazu bei tragen kann, den Wohlstand der Welt zu heben, liegt in unserem Interesse. Alles, was ihn schädigt, schädigt houptsächÜch uns. Es gibt nur einen Um stund, der möglicherweise in diesem Augenblick die ses konstante Anwachsen von Wohlstand, dessen fruchtbarer Einfluß sich über die ganz« Welt ver breitet, beeinträchtigen könnte, das wäre irgend etwas, was eine Störung des internationalen Friedens herbeiführen könnte. Friede ist die erste Bedingung für den Fortgang der Prosperität. Glücklicherweise liegt kein Grund wr Befürchtung vor, daß eine solche Katastrophe ocvorstehend ist, obwohl es natürlich immer Fragen gibt, die zwi schen Regierungen auftauchen und Anlaß zu De batten und manchmal zu Irritierungen geben. Aber der gesunde Menschenverstand der Nationen hat in den letzten Jahren bisher immer verstanden, schließ lich eine friedlich« Losung zu sichern. Ich persönlich bin ein aufrichtiger Anhänger aller Mittel, die zur Beilegung von internationalen Streitigkeiten durch solche Methoden führen, wie sie die Zivili sation so erfolgreich für die Streitigkeiten einzelner Individuen eingeführt hat, und ich freue mich daher von Herzen über die Aussicht eines glücklichen Ausganges der Verhandlungen von Sir Edward Grey mit den Vereinigten Staaten in Sachen des Abschlusses eines Schiedsgerichtsver- traaes. Ader auf der anderen Seite fühle ich mich auch verpflichtet, zu betonen, daß ich es für in höchstem Maße wichtig halte, nicht nur im Inter esse Englands, sondern auch im Intereße der Welt, daß Großbritannien unter allen Umständen seinen Platz und sein Prestige unter den Großmächten aus rechterhält. Englands mächtiger Einfluß hat sich manchesmal in Ser Vergangenheit unschützbar für die Sache menschlicher Freiheit erwiesen und es kann vielleicht auch in Zukunft sein. Es hat mehr als einmal in der Vergangenheit kontinentale Nationen, die nur manchmal zu geneigt sind, diesen Dienst zu vergessen, aus erdrückendem Unglück ge rettet und sogar vor nationaler Vernichtung be wahrt. Ich glaube, daß nur Fragen von ernstester nationaler Bedeutung eine Störung der inter nationalen Friedfertigkeit rechtfertigen könnten. Aber wenn uns eine Situation aufgezwungen würde, in der der Friede nur durch Aufgabe der großen und wohltätigen Stellung erhalten werden könnte, die England sich in Jahrhunderten von Heroismus und Erfolg erworben hat, und nur da durch. daß Großbritannien in Fraaen. die seine Lebensintereßcn berühren, in einer Weise behandelt würde, als ob es im Nate der Nationen gar nicht mehr mitzäblte, Sonn — ich betone es — würde ein Friede um jeden Preis eine Erniedrigung sein, Lis ein großes Land wie das unserige nicht ertragen allerletzter Minute, gestützt durch den Prinzregenten, Lazu bewogen gefühlt, den Machtgelüsten des Zentrums endlick einmal einen Riegel vorzu- schieben und einen Appell an das Volk zu richten. Nur 17 Mandate weniger, und das Zentrum hat seine Majorität im bayrischen Landtag verloren. Einen kleinen Blick in die Stimmung des Volkes gab ein Ereignis, das sich unmittelbar nach der Landtagsauflösung abspielte. Nur mit Mühe konnten die Diener den Ministern durch die Massen den Weg zu ihren Wagen bahnen. Als die Minister auf der Straße erschienen, wur- den die Hüte geschwenkt und brausende Bravorufe erschollen aus Hunderten von Kehlen. Besonders der Verkchrsminister von Frauen dorfer, der ja der Angelpunkt in diesem Kampf zwischen Zentrum «und Regierung war, wurde jubelnd gefeiert. Nunmehr liegt es am bayrischen Volk bei den Neuwahlen, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Januar srattfinden werden, zu zeigen, daß die Regierung recht tat, als sie diesen von einer Zen- trumsmaforität beherrschten Landtag nach Hause schickte. Jedenfalls war der 14. November ein denk würdiger Markstein in dec innerpolitischen Geschichte Bayerns. Kus üer Balm gMleuüert. 5s Roman von Carola o. Eynatten. (Nachdruck verbvicn.f Diese Bedenken kamen leider zu spät; es war nichts mehr zu ändern. — Aber Szarolta war ja noch so jung, sie stand im Alter der Lebens- und Hoff nungsfreudigkeit, die nicht durch einen Schlag zu ver nichten sind; sie mußte über die Sache Hinwegkommen, zu ruhiger Auffassung gelangen. Hatte sich der erst« Gefllhlsaufruhr ein wenig besänftigt, so konnte man auch nachhelfen, die guten, vernünftigen Absichten des Vaters den traurigen Tatsachen gegenüberzustellen. Der Beschönigung bedurfte es nicht einmal, denn es lagen keine Fehler vor. Wenn Herr Kolman ge zögert, seine Angelegenheiten sofort in der Weise zu ordnen, die Szaroltas und ihrer Mutter Interessen für den Augenblick die dienlichste gewesen wäre, so hatte er das nur in der festen lleberzeugung getan, daß sein Vater, ein strenger, unnachsichtiger Mann, ihn aus der Fabrik stoßen und enterben würde, sowie er es wagte, sich wider die väterliche Autorität auf zulehnen, einen Schritt zu tun, den der alt« Herr untersagt hatte. Die Zeit, der Anblick des heran blühenden Enkelkindes sollten mildernd wirken, er zielen, was seine eigenen Vorstellungen und Bitten nicht zu erreichen vermochten. Szaroltas Vater hatte gehandelt, wie es jeder wahrhaft besorgte Mann tut, der nicht nur den Augenblick, der auch die Zukunft im Auge hat und seinen Liebsten alle Vorteile sichern möchte, di« er selbst genießt und in gewißer Aussicht hat. Daß des Kindes Mutter in blühendster Jugend sterben, daß der alte Herr bis an sein spätes Lebensende starr sinnig bleiben würde, hatte er nicht wißen können. Wurde es ihr in der richtigen Weise oorgestellt, so mußte Szarolta das einsehen. Zunächst war freilich nichts zu tun, denn sie saß noch immer wie in tiefer Betäubung. Margita zweifelte sogar, daß sie alles vorhin Gesagte verstanden hatte, und fragte nach einer Weile: „Bist du dem, was ich sagte, aufmerksam ge folgt, Szarolta?" Bei dieser Anrede zusammettschreckend, erwiderte das junge Mädchen kurz, tonlos: „Ja!" derselben Beträge entlastet, was zur Stetigkeit und Heoung der Kurse beiträgt. In Würdigung dieser doppelten Bedeutung c,es Schuldbuches für die Gläubiger sowohl wie für den Staat ist dieser fortgesetzt auf die Verbesserung der Einrichtung, insbesondere auf die Erleichterung ihrer Benutzung, Vereinfachung der Formen und V'rringc» runq der Kosten bedacht gewesen. Weiter ist durch das preußische Gesetz vom 22. Mai 1910 die Einrich- tung des Schuldbucbcs wiederum in bedeutsamer Weise fortentwickelt worden. Nach den bis zum Er lasse üer bezeichneten Gesetze in Preußen und im Reiche geltenden gesetzlichen Vorschriften — wie sie gleichen Inhalts gegenwärtig noch in Sechsen in Kraft stehen — mußten bei der Ausgabe neuer Anleihen auch solchen Zeichnern, die ihre Anteile in das Schuldbuch eintragen lassen wollten, Stücke ausgsftrticft und übergeben werden, da Eintragungen in das Schuld buch nur gegen Einlieferung von später zu vernichten den Schuldverschreibungen vorgenommen werden durften. Um diese Umständlichkeit zu vermeiden, sehen die erwähnten Gesetze Preußens und des Reiches die Eintragung von Buchschulden gegen Barzahlung ohne Einreichung von Stücken vor. Und zwar greift dieses Verfahren nicht nur bei der Emission neuer Anleihen, sondern allgemein Platz, sofern gesetzlich bewilligte Kredite offen stehen. Die hierfür notwen dige Umgestaltung der bestehenden Schulübuchgesetze hat Len gesetzgebenden Faktoren Preußens und des Reiches Anlaß zur Beseitigung weiterer dem Schuld buche noch anhaftenden Schwerfälligkeiten uns Mängel gegeben, die sich ohne Beeinträchtigung der Sicherheit der Gläubiger und ohne Schädigung des Systems abstellen ließen. In Verbindung hiermit sind an Stellen, wo sich in den Schuldbuchg«sctzen noch Ergänzungen mehr formeller Art als wünschenswert herausgestellt hatten, oder wo Liese Gesetze Bestim mungen enthielten, die mit dem Rechtszüstande seit Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches oder sonst mit der heutigen Rechtsaufsassung nicht mehr im E:n- klang standen, die erforderlichen Abänderungen ge troffen worden. Der Gesetzentwurf soll nun einer entsprechenden Reform des sächsischen Staatsschuldbuches diencn, und zwar br- treffen die neuen Vorschriften in möglichst engem An schluß an das preußische Gesetz vom 22. Mai 1910 und Las Reichsgesetz vom 30. Mai 1910 außer der Ein tragung von Buchschukden gegen Barnnzahlung die Legitimation der Rechtsnachfolger. Erleichterungen in bezug auf die Form der Anträge, Zinsmzahlüng außerhalb des Deutschen Reiches, Gcbiihrenweg» fall usw. 1885 2 426 000 l'-OO 18 198 000 „ 1895 39136 500 „ 1900 55 590 700 „ 1905 84 361600 „ 1909 105 028 800 ,, 1910 117 405 300 „ 1911 130 802 900