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Sonnabend, den 22. August 1931 Nummer 194 LachsMe Volkszeitung Für christliche Politik und Kultur Mn,»i,«npi»it«: DI» Igelpallene pklltjelle SU gamttieiU auj»lg»tt u.Zi»l>»na»iuch» itO z. DI» pt!IktIIam»j«U«. 8S m» breii. I ^e. giir il«<«!«rn autz»rhalb de» BeedlkUunL»g»bt«l<. ckU «. die ptlinrilam»je>l« I.S0F». BN«I-r».Svz. Jmgail» hüheree «ewlill »Iltschl jede «erpfltchlung aus vitkrunz son>!» Slk'illung d. Anzeige»-ilullrügen u. Leistung v. Lch-denersg-, «eschüliiichee L«U! geaa, Baugar», Lkeßden. GochnstSftrll«, Dr«,l ii. Ueri ig »ecm nna NrSkriaglmdDmr»r»>. ?iii-U< vre?»»». vr«»den-kl.l. PoII»r>Irat,e I7. lernen' !I U Z. vs li >>».«<» «o dreSden INI Hintt<>»>„ ?,,!>»<>,, Dk'"» 7- I7l> «»»uttion or, »LaaiiUaieii BolkOz.itaua Dresden-AUItadi t. Potterltrotze 17. ,z«rnrui LMU »nd 1I0I2. 39. Jahrgang Lrlideinl omni wk<dli. mit Mutze.Nrolldbellngen »Hennni und Kett' und der Mnderdciinge ,NSr imtr» Nomen veiile". lowie den H»rlb»ttogen .Ti. ii'knno-Pinit". .Unterlmltinig und Ktslc»' Tie vrotii'che k>nnd'ran'. .Aerziinder Nntgel-er'. .Tn» gut« SMch'. Monniiicher iveziigSvrel» .ke .'M »Michl. Veiteligeid. >kinz»inmnmcr lU z, Loimnbcnd- n. Conningnnmnier itU -anvi'chriilleiler Dr. G. DrSezyk, Dresden. Kommt Schulden-Revision? Amerika und die Schlußfolgerungen des Layton-Berichtes Koover hat Bedenken Steuyork, 21. August. Die Neuyorker Bankiers sind gestern zu einer Sitzung in den Räumen der Fcdcral-Reservebank zusaininc>>getr«ten. Der Zweck dieser Sitzung ist die Durci)beratung des Laytonberichtes des Wigginausschusses. Tic Washingtoner Korrespondenten der Morgenblätter be. stätigen nach eingehender Fühlungnahme mit den Regierungs kreisen, datz der gegenwärtige Zeitpunkt sür denkbar ungeeignet gehalten wird, die Schuldenrevision anzuschneiden. Die Schwie rigkeiten der inneren Lage, insbesondere die Arbeitsloscnnol, sowie die Tatsache, daß der Kongretz noch nicht einmal das Rioratorium ratisizierl Hal, binden der Negierung die Hände. Bereits" setzt schon wird von einer weiteren einjährigen Verlängerung des H o o v e r m o ra t o r i u ni s als Ausweg gesprochen, um dadurch den hiesige,, iunerpolilischen Schwierigkeiten zu begegnen und Hoovers bevorstehenden Wahl kampf nicht zn beeinflussen. Es wird erneut daraus hingenne- scn, das; Wiggin ohne offizielle Vollmachten gehandelt habe, lluterftaatssckrelär Castle geht sogar so weit, zu erklären, datz er nicht einmal den offiziellen Text des Laytonberichtes an- iordern werde. Senator Borah erklärte sich grundsätzlich bereit, die Vorschläge Wiggins auzunehmen. Senator Borah wiederholt eber. datz eine vollkommene wirtschaftliche und politisch Rc- koustruktion Europas, vor allem die Revision der Friedens» »ertrüge und die Durchführung der Abrüstung, erst die Voraus, fetznng für die Schuldenaunullierung bilde. Angesichts der gcgenivärligen politische» Lage in Eurcgm sei es jedoch eine Zeitvcrschwcndung. über die Schuldenrcvision zu diskutieren. London, 21. August. Das N»nyorker „Journal os Commerce" erklärt am Don nerslag,- das; die alliierten Schuldenzahlungen an die Vereinig. Die klare Feststellung des Layton-Berichtes, das; die an sich vorhandene Kreditfähigkeit Deutschlands infolge der hohen Auslandsbelastung nicht ausgenutzt werden könne, wie es zu Nutzen Deutschlands und der Weltwirtschaft notwendig fei, umfatzt gleichzeitig, ivenn auch unausgesprochen, eine deutliche Kritik an der bisherigen Reparationspolitik der Gläubiger, möchte. Denn wenn nach dem Hoover-Moratorium da» uns für das laufende Jahr von allen Reparationszahlun gen entbindet, die Auslandsverpflichtungcn für Deutsch, land noch zu grotz sind, dann waren sie es bestimmt tvährend der Dauer der Dawes« und Po ung-Zah lung en, die uns letzten Endes ja dazu gezwungen haben, in immer steigendem Umfange lange und kurzfristige Aus- landsschulden zur Abdeckung unserer politischen Auslands. Verpflichtungen in Anspruch zu nehmen- Das Ausland hat diese Kritik der Finanzsachver ständigen offenbar verstanden, wenngleich nach den bisher vorliegenden Pressestimmen diese Erkenntnis noch nicht überall eingestanden wird. Noch weniger ist man. bisher bereit, di« entsprechenden Folgerungen aus dem Layton- Bericht schnell und ohne Verzögerung zu ziehen. Viel mehr erschöpft sich die Pressekritik zum grotzen Teil erst darin, die Schuldfrage dem anderen zuzuschieben. Frankreich verweist auf Amerika, das durch eine Streichung der interalliierten Schulden die Lösung oer Schwierigkeiten bringen könne und USA. weist auf die Shylok-Nolle Frankreichs hin, das Deutsch land mittels seiner politischen und finanziellen Macht bis zum äussersten auspresse. Durch die Abriistungsfrage und die kommenden Präsidentenwahlen wird die amerikanische Haltung, speziell die Washingtons, gegenüber einem neuen Eingreifen in europäische Verhältnisse, die in Wirklichkeit Eröffnung der Funkausstellung Berlin, 21. August. Vor mehr als 2000 geladenen Ehrengästen aus Kreisen der Wissenschast, Wirtschaft, Politik, Diplomatie und Press« wurde lzeute vormittag die Grosze Deutscl)« Funkausstellung und Phono-Schau Berlin 1031 durch den Rundsunkkommissar des Reichopostministeriums, Staatssekretär a. D. Dr. Hans Bredow, feierlich eröffnet. Dr. Bredow wies u. a. darauf hin, das) di« Entwickelung des Rundsunks alle früheren Er- Wartungen übertroffen habe. Die Tristan-Uebertragung aus Bayreuth, die sich über drei Erdteile erstreckte, habe aufs glän zendste bewiesen, datz der Rundfunk ein kulturelles und viel leicht auch politisches Bindeglied von ungeahnter Wirkung zivi- scheu den Völkern werden könne. Nach Dr. Bredow ergriff der Oberbürgermeister der Siadt Berlin Dr. Sahm das Wort zu einer längeren Anspracl)«, in der er daraus hinwies, datz Berlin, wie ander« Riesenstädte, ten Staaten ermässigt werde» würden und das; England hierbei die günstigste Behandlung erfahren würde. Nach Informationen gutunterrichteter Kreise der Wallstreet bereite di« amerikanische Regierung eine Herabsetzung der Kriegsschulden und Reparationen vor und würde möglichcriveise di« Initiative zu einem neuen in- ternationalen Abkommen durch Revision der Schuldenabkom- men ergreifen. England, das den höchsten Einsatz zu zahlen habe, würde bei dieser Neuregelung besondere Berücksichtigung finden. Das Blatt nimmt an, das) die gesamten Kriegsschulden an die Vereinigten Staaten eine Herabsetzung um etiva üv v. H. erfahren würden. Eine englische Mahnung London, 21. August. Der der Regierung nahestel-ende „Daily Herald" spricht in einem Leitartikel die Mahnung aus, über der briti schen Bildgelkrise nicht die internationalen Probleme zu ver gessen. Das Blatt schreibt: Noch bevor die Frist zu Ende geht, siir die Deutschland die kurzfristigen Darlehen gewährleistet sind, mutz das Problem der Schulden und der Reparationen mit Entschlossenheit angesatzt werden. Die Welt ist während der deutscl>en Krise dem Abgrund so nahe gekommen, dah sie die Lehre beherzigen sollte. Europa darf nicht untätig Hilfe von Amerika erwarten. Die Abneigung der Vereinigten Staaten, eine Revision der Schulden vorzu nehmen. kann nur geändert iverden, wenn Europa einen ehr lichen Beweis der Friedfertigkeit bringt. Weltwirtschaftsfragen sind, noch kompliziert. Einen der Bedeutung der Fragen angemessenen Ton finden die englischen Blätter, die am deutlichsten die Bereit schaft ausfprechen, sobald wie möglich mit den ewigen S t.ö r n n g s f a k t o r e n der Reparationen »nd inter nationalen Schulden anfzuräumcn. Nächst Deutschland leidet England am schärfsten unter der Weltwirtschafts krise, die der Londoner City in den letzten Monaten sehr deutliche Lektionen erteilt hat. Es ist daher verständlich, datz dort die Mahnungen der Basler Konferenz den grötz- ten Widerhall gefunden haben. Bereits heute fordern verschiedene Blatter, darunter der dem Ministerpräsiden ten MacDonald nahestehende „Daily Herald", die baldige Wiedereinberufung der Londoner Konferenz, die im Juli ja nur vertagt worden ist, nm den Sachverstün- digenberichj der internationalen Finanziers einzuholen. Diese Konferenz würde sich notwendigerweise mit dem gesamten Problem der internationalen Verschuldung, also auch den Reparations- und Kriegsschuldenfragen befassen. Auch die schweizer Presse hebt hervor, datz das wichtigste Ergebnis der Basler Konferenz die Ausrottung der Reparations- und Schuldenfragen sei. Wir haben gestern hier schon hervorgchoben, datz der Laytonbcricht ausdrücklich die grotze Dringlichkeit der Bereinigung der politischen Spannungen und Schulden betont. Je schneller und umfassender dies geschieht, umso weniger werden wir gezwungen sein, den Weg der Selbst hilfe, durch Ausfuhrsteigerung uns die erforderlichen De visen zu verschaffen, zu beschreiten, dessen grotze Nachteile für die deutsche wie ausländische Wirtschaft der Layton bericht hervorgehoben hat. im Grunde eine Anzahl von Städten mit eigenem Charakter und eigenem Leben umschliche. Unter diesen Teilstädten Ber lins gebe es zwei, wie man sie nirgends in der Welt finde: die Gelehrlenstadt Dahlem und die Stadt rings um den Funk turm, die Funkstadt. Berlin habe als einzige Stadt der Welt eine Akropolis des Funks. Zum achten Mal« iverde heute eine Berliner Funkausstellung eröffnet, die sich mit vollem Recht eine Ausstellung der Aetljer- und Schallivellen nennen könne. — Als letzter Redner führte das geschäftsführende Vorstands mitglied des Verbandes der Funkindustrie, Dr. Erwin Ri i ch e l, u. a. aus: Es gel>« in dieser Ausstellung der Apparate mit ihren Knöpfen, Lampen und Drähten um das Herz unserer Zeit. Auf den Wellen, die von diesen Apparaten ausgesendet oder empfangen iverden, schwebe der bleist unserer Epocl-c. Den Abschluß des Festaktes, der auf alle deutscl)en Sender übertragen wurde, bildete der Festmarsch von Richard Straus). Hierauf begann der Rundgang durch die in allen Teilen fertig gestellt« Ausstellung. Der role Mg um Nanking Von Wilhelm Nenner. Die Verkündung der „Vorläufigen Verfassung der Republik China" durch die Nationalversammlung in Nan king am 12. Mai dieses Jahres scheint die Entwicklung de« Kampfes um die Zukunft des Reiches der Mitte zu einem — vielleicht tragischen — Gipfelpunkt führen zu wollen. Die Verfassung selbst und das Gremium, durch das, sowi« die Art, in der sie verkündet wurde, haben alle oppositio nellen Kräfte zu einer neuen Krastanstrengung veranlatzt. Da der Schwerpunkt aller gegen Nanking gerichteten Be wegungen im roten Süden liegt, da die rebellischen Tuchuns des Nordens sich der im kommunistischen Kanton residierenden Führung wenigstens für die Erreichung der nächsten strategischen Ziele zur Verfügung gestellt zu haben scheinen, und da endlich von Schantung im Norden bis nacb Kwangtung im Süden des -ttkl-Millionen-Reiches eine fast geschlossene Kette von der Rebellion beherrschter Pro vinzen Üch in grotzem Bogen um Nanking zieht, darf man von einem roten Ring um Nanking sprechen. Um die Sprengung dieses Ringes geht es jetzt. Doch wird im Falle des Gelingens die Beseitigung der Glieder des ge sprengten Ringes eine vielleicht noch schwierigere Aufgabe sein. Das Bedenkliche an der gegenwärtigen Lage ist, datz der Punkt, um den Strömungen und Gegenströmungen kreisen — eben die von der Nationalversammlung ver kündete Verfassung —, ein der Sache und seiner Entwick lung nach höchst bedenkliches Problem ist, wenn man im Hinblick auf die Vergangenheit und die bisherige Arbeit dessen, der diese Verfassung durchsetzte, des unbestrittenen Herrn der Nanking-Regierung, des obersten Befehlshabers der Regierungsheer«, des Präsidenten des Staatsrats (nicht aber der Republik China selbst), Tjchiang Kai- shek. an der Sauberkeit der Motive für ihre Verkündung auch kdin Recht zu zweifeln hat. Tschiang Kai-sheks Vor gehen war eine Notstandsaktion. Eine Grundlage für die weitere Arbeit der Regierung, ein Programm, das den Massen einleuchten könnte, mutzte endlich geschaffen werden. Indem man, zugleich mit der Verkündung der provisorischen Verfassung das Ende der Epoche kämpfe rischer Durchsetzung der nationalen Revolution und damit den Beginn der zweiten revolutionären Epoche, nämlich der unter sorgfältiger Bevormundung cinsetzenden politi schen Erziehung, proklamierte, glaubte man vielleicht ein« neue Waffe gegen die ewigen Rebellionsgelüste unverant wortlicher Tuchuns zu schmieden. Tschiang Kai-shek hat sich in den fünf Jahren seiner Führerschaft immer wieder al, ebenso kluger wie energischer Realpolitiker erwiesen' er weitz, datz kein Staatsmann ohne Kompromiss« zwischen Idee und Wirklichkeit zu greifbaren Resultaten gelangt. So schuf er der Nanking-Regierung ihre Position gegen über dem Norden und der Mandschurei, so genrann er einen moäus vivencti mit den Fremdmächten und vor allem mit Japan, so versuchte er schliesslich den Ausgleich zu finden zwischen der harten, unerbittlichen Ideologie, die Sun Pat-sens Testament, die staatstheoretisch« Grundlage des neuen China, beherrscht, und der Ver worrenheit des tatsächlichen Zustandes. Ist dieser letzte und wesentlichste Kompromitzvcrsnch als gescheitert zu betrachten? Die Beantwortung dieser Frage hängt nicht allein von der Lösung ab, die die Waffen schassen werden. Nankings Sieg würde wieder nur vorläufig bleiben, wenn es Tschiang Kai-shek nicht gelingt, wenigstens die wichtigsten seiner Gegner wieder zu sich zu bekehren. Denn: es ist das Charakteristikum des jetzt ausgebrochenen Kampfes, datz er geführt wird von Männern, die ehemals Tschiang Kai sheks beste Waffen- genossen waren. Am schmerzlichsten wohl war sür ihn der Abfall SunFos, des Sohnes des toten Sun Bat sen, der kurz vor dem Zusammentritt der Nationalversammlung seinen Posten als Verkehrsministcr niederlegte, mit grund sätzlichem Protest von Tschiang Kai shek schied und alsbald die politische Leitung der Provinz Kwangtung, das heitzt also Kantons, übernahm. Mit ihm verliessen Tschang Hwei-tschang, „Chinas Lindbergh", der Führer der Nan- kinger Luftstreitkräste, sowie der Justizministcr und Per- trctcr Chinas im Haag, Wang Tschung-Hui, und viel« andere alte Getreue Tschiang Kai-sheks die Nanking-Regie rung. All diese Vorgänge waren die unmittelbare Folge der Absetzung und vorübergehenden Einkerkerung des Vor- sitzenden des Gesetzgebenden Ausschusses der Nanking. Negieucng, Hu Han-min, womit die Differenzen zwischen linkem (Kantoner) und rechtem (Nankinger) Flügel der Kuomintang sozusagen ihren repräsentativen staatsrechtlich« weltanicbaulicken Ausdruck erkalten batten. E» band«M DI« heutig« Nummer enthält da» St.-v«nn»-vlatt, das Sonntagsblatt für die Diözese Meißen.