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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111106026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-06
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Ar. LOS. los. Zil.; Königliche Villa als Militärkraukenhau». Rom, 6. November. (Eia. Drahtmeld.) König Viktor Emanuel hat die königliche Billa in Taserta den Militärbehörden Mr Verfügung gestellt. In der Villa sollen verwundete Soldaten aus Tripoli» Auf nahme finden und dort wieder geheilt werden. Italienisch« Munitionvbcstellungen in Ungarn. Pest, K. November. (Eig. Drahimeld.) Die ita lienische Regierung hat der Munitionsfabrik Man fred Weik einen Auftrag auf Lieferung von einer Million Patronen erteilt. Eine Tischrede des deutschen Marineattach5» Fuchs. No«, 4. November. Beim Abschiedsmahl für die fremden Militärattaches (die. wie schon gemeldet, Tripolis verlassen Haven. D. Red.) brachte der ita lienische Oberst Ruggieri einen Trinkspruch auf die fremden Attaches au». Darauf erhob «ich der deutsche Marincattache Fuchs und Kielt, wie italienische Blätter iu berichten wissen, »in« Äntwertrede, in der er seine Bewunderung für di« italienische Armee aus sprach. Er lobte di, Haltung der itauenischen Trup pen in dem ihnen gänzlich fremden Lande und ver sicherte, das; er sich über den Steg der italienischen Waffen von Helgen gefreut habe, (Ganz so dürste diese Rede, di« a?. sich lediglich al» ein Akt de: Höf lichkeit anzusehen i^, wohl raum gelautet haben. D. Red.) Dis ReMuüN? in Thins. Der LieAeszug der Revolution in China. New York, g. Revrmber. Lu» Peking meldet der „New York Heiald": „Obwohl China schon seit mehreren Tagen eine lenstitu.ionelle Verfassung be sitzt, hat sich die Situation der kaiser- l-cken Negierung durchaus nach nicht gebessert. Der Korrespondent des Blatte» ver sichert, Lag ehrgeizige Manner die Revolution so lange schüren werden, bi, sie zu ihrem Ziele, persön liche Macht und persönlichen Einfluß zu besitzen, ge langt sind. Die Nationai'vcrlnmmlung hat beschlossen, nicht weiter über die Ko »siitution zu beraten, son dern diese Angelegenheit dem Parlamente zu über lassen. Die Nationalversammlung befindet sich in emer sehr schwierigen Situation. Täglich empfängt sie Hunderte von Schreiben, die erklären, daß die Be- woyner der südlichen Provinzen die vollständige Ver nichtung des Mandschu-Regiments verlangen. Die Nationalversammlung hat noch einmal an Yuans chikai telegraphisch die Ditte gerichtet, den Posten eines Premier ministers anzu nehmen, General 28 u, derKommandantderO. Division,ist zum Gouverneur non Schansi ernannt worden. Interessant ist hierbei, daß der Prinzregent noch vor einigen Tagen den General enthaup ten lassen wollte, da er sich dem Befehl widersetzte, das Kommando über die Negierungstruvpen in den südöstlichen Provinzen zu übernehmen. Das Zentralkomitee der rrvoluiionären Regierung weigert sich nach wie vor, in Verhandlungen mit dem Thron einzutreten. Das Komitee hat bereits selb ständig die Regiervngsoeschciste in den er oberten Provinzen übernommen und zahlreiche Be amte ernannt. Der frühere chinesische Gesandte in Washington, nam-.ns Wu Ting Fang, ist zum Mi nister des Aeußcrcn von dem revolutionären Zentral komitee erwählt worden. Die chinesische Handels kammer in Peking hat sich für die Revolutionäre erklärt. Erfolge der Ncoelutionäre. Peking, 6. November. Ter Thron forderte die Nationalversammlung auf, ein Wahlgesetz für das Parlament zu verfassen und die Wahlen vorzu- nchn'.en. Der Thron willigte ein, die von den Re volutionären gebildete politische Partei anzuerkennen. Peking. 6. November. Puanschilai weigert sich noch immer, das Amt des Premierministers zu über nehmen. — Die Regierung unterhandelt mit einer nationalen Gruppe wegen der Anleihe. Die Frage -er Sicherheit erzeugt hierbei Schwierigkeiten. In Schanghai nnd die Revolutionäre die Herrscher, da es ihn-n >a eh.^e Schwertstreich zuaefallen zu sein scheint. Dock ist er- trebdem dort nicht ohne schwere Schädigung de.- Stasi uvd ihrer Bewohner zuge gangen. Üeber die Inns in Schanghai selbst meldet de: Telegraph in Ergänzung zu unserer Nachricht vom gestrigen Tage: Leipziger Tageblatt. Peking, 6. November. sEig. Drahtmeld.) Wie aus Schanghai gemeldet wird, steht der Palast des chinesischen Gouverneurs in Flammen. Der Gou verneur und seine Familie haben sich in eine fremde Gesandtschaft geflüchtet. Die Revolutionäre sind im Augenblick an der Arbeit, das in Flammen stehende Gebäude zu löschen, man glaubt aber, daß es ihnen nicht gelingen wird, da das Feuer bereits eine sehr große Ausdehnung genommen hat. Wie verlautet, sollen französische und englische Marinesoldaten an Land gegangen sein. Man glaubt, daß die Außcnforts von Schanghai in kurzer Zeit kapitulieren werden. Mittelsisnüsirangretz ües Lrm-kr-Lunües. Nu. Berkin, 5. November. Der EFte Mittclsiandskongreß des Hansa-Dundes trat heute vormittag im Großen Saal« des Lehrer- Vereinshauses am Älexanderplatz in Berlin zusam men. Es waren etwa 700 Delegierte aus allen Teilen Deutschlands erschienen. Erschienen waren auch der Präsident des Hansa-Dundes Geheimrat Ni eß er, sowie die Vizepräsidenten H i r t h - Tannstatt und Dr Stecke- Leipzig, der Geschäftsführer des Hansa- Dundes, Regierungsassessor Lr. Kleefeld, Direktor des Lundes, Oberbürgermeister a. D. Knobloch. Ferner waren zu bemerken der bekannte konservative Abg. Obermeister Na Hardt, ebenso der freisinnige Landtagsabo. Iustizrat Trüg er, Anwalt der Deutschen Gcnosscnjchaften, und der Thailoltcnburger Stadtverordnete Obermeister Paschke. Den Vorsitz führte der Vorsitzende des Zentral- ansschusses der Vereinigten Innungsverbänd«, Ehren obermeister Richt, der in seiner Begrüßungs ansprache darauf hinwies, wie der Hansa-Bund sich stets mit Mittelstandsfragen beschäftigt hat. Um seine Ziele zu erreichen, bedürfe er Les Friedens, und deshalb bat er die Anwesenden einzustimmen in ein Hoch auf den Schirmherrn des Friedens, den Kaiser. Geheimrat Ri eß er nimmt dann das Wort und führt u. a. folgendes aus: Wir im Hansa-Dund ver zichten daraus, den Mittelstand zu irgendwelchen politischen Parteien ziehen zu wollen. Wir wollen sein Gedeihen ohne irgendwelche politischen Neben zwecke erreichen. Wir verlangen von unseren Mit gliedern, daß sie unsere wirtschaftspolitischen Ge danken ehrlich und energisch innerhalb ihre: poli tischen Parteien verbreiten. In Deutschland glaubt man vielfach, auf diesem Gebiet müsse man Partei politik treiben. Wir aber wollen ehrlich den Mittel stand fördern ohn« Partcipolitik (Zustimmung). Wir baben ein Preisausschreiben erlassen über die praktischen Mittel, dem Mittelstand Kredit und Bar mittel zu verschaffen. Wir haben ferner 15000 ausgegeben, um mehr als 100 Handwerkern die Reise nach Brüssel zu ernröglichen. Den Kamps gegen das Dorgunwesen haben wir ausgenommen durch eine lebhafte Arbeit in der Presse, und in unsern Orts gruppen, deren Zahl bereits mehr als 130 beträgt, haben wir Sorge getragen für Einrichtungen zur Un terstützung des Mittelstandes. So haben wir in Berlin und in über 50 Ortsgruppen für die Einrichtung un entgeltlicher BuchführungStUrse für Handwerksmeister und ihre Angehörigen gesorgt. Es soll dadurch mit darauf hingcrvirkt werden, daß der Krebsschaden der ewig langen Ziel« verbessert wird. Ferner haben wir den Zentralaussch'ch für die Gesamtinteressen des deutschen Detailhandels eingerichtet. In langen Kommissionssitzungen und in mühsamen Arbeiten im Präsidium haben wir einen Entwurf betreffend die rcichsgesetzliche Regelung des Derdingungswesen» fertiggestellt und am 25. März dieses Jahres ver öffentlicht. Am 1. November dieses Jahres, also am letzten Mittwoch, haben wir endlich eine Submissions- Zentrale geschaffen. Unser Entwurf befaßt sich ledig lich mit dem öffentlichen Submissionswesen; diese Zentrale soll die Mißstände auch im privaten Sub missionswesen feststcllen und die Abstellung veran lassen. Mit welchem Ernst der Entwurf gearbeitet ist, geht wohl auch daraus hervor, daß die Stadt Hcldes- heim ihn mit ganz geringen redaktionellen Aenderun- gen. im Berordnungswege eingeführt hat (Bravo!). Aber nicht nur positive Arbeit haben wir schaffen wollen. Unsere Ziele gehen weiter als lediglich für die privaten Interessen zu sorgen. In erster Linie haben wir nationale und ideale Ziele neben der Bertntung der Interessen des Handwerkerstandes, dessen Blühen und Gedeihen für das Gedeihen aller Stände notwendig ist. Wir haben dafür einzutreten, daß auch die anderen Kreise, auch die des Groß- kapital», allmählich lernen sich für die Dinge zu in- teressieren, die bei den andern Ständen passieren. Nicht das Mißtrauen, nicht die Abweisung der Arbeit der andern kann un» fördern, sondern die allmähliche Erziehung des eigenen Stande» und der anderen zu dem Bewußtsein, daß nur gemeinsame Arbeit an demselben Tische geeignet ist, die großen Gegensätze auszugleichen und einen Weg zu finden, bei dem aste Berufsstände bestehen können (Bravo!). Jeder von uns ist durchglüht, jeder von uns ist durchdrungen von warmem Patriotismus. Und jeder wird über nichts glücklicher in seiner letzten Stunde sein, als wenn cs ihm gelungen sein sostte, einen Stein beizutragcn zu dem stolzen Gebäude des Deutschen Reiches. (Lebhaftes Bravo!). Und so rufe ich Sie auf. Ihre Arbeiten zu beginnen in dem Gefühl, daß Einigkeit und nicht Mißtrauen nötig ist für den Mittelitand, und daß Ihre Arbeiten Sie vorwärtsbringen werden, und daß dieses Vorwärts- bringen nötig ist im Interesse von Kaiser und Reich, im Interesse unseres geliebten deutschen Vaterlandes (Anhaltender lebhafter Beifall). Hierauf wird in die Tagesordnung eingerreicn, dcren erster Punkt lautet: Die Hebung des kleingewerbllchen Kredits. Der erste Referent Direktor Knobloch spricht iiber Borgunwesen, Einziehungs ämter, Förderung der Kreditgenossen schaften. Er führt aus, daß von den 1,t Millionen deutscher Handwerker nur 300 000 in Kreditgcnosscn- schaftru organisiert sind, all« übrigen sind ohne ge- nosjrnfchaftiichcn Kredit. Die Gründ« dafür sind zum Teil in dem Lorgunweicn zu finden, zu dessen Überwindung die Handwerker solidarisch Vorgehen müssen. Die Einziehungsämler, die man vorge- schlagen hat, nehmen das Odium der Eintreibung von Forderungen dem einzelnen ab, doch ist es noch fraglich, wie sie sich bewähren werden, es ist leicht möplsts), daß durch solche Einzichungsämter dem Handwerker Kunden abfpenstig gemacht werden. Ein .zweiter Grund für den aeringLn genossenschaftlichen Kredit der Handwerker ist der so sehr verbreitete Mangel der Buchführung, über den mau sich ja freilich bei dem schwer arbeitenden Handwerker nicht wundern kann, Hier sollen Bnchführungskurse helfen, wie sie der Hansa-Bund im Verein mit der Mittelstands vereinigung nicht nur für die Handwerksmeister, son dern auch für ihre Angehörigen, eingerichtet hat. Die Frauen und Töckter der Handwerksmeister nehmen rege an diesen Kursen teil und freuen sich, dem schwer arbeitenden Vater oder Mann diesen Teil der Arbeit abnehmen zu können. Vor allem aber ist notwendig zur Förderung des Kredites, das Verständnis für das Genossenschaftswesen in den Handwerkerkreisen mehr zu wecken uns zu fördern. Der zwc.ce Referent, Stadtrat Jung-Neiße, hat speziell über die „Diskontierung von Auchscidsrungen" zu sprechen. Ter Redner wendet sich sehr scharf gegen dieselbe, die nur eine Prämiierung der ungesunden Pumpwirtschofr seien. Er führt aus, ein Mann, dcr leine Buck-aroerungen diskontiert, erinnert mich immer an Peter Schlcmihl. der seinen eigenen Schatten verkauft; ec Lenkt, cs sieht niemand, aber es kommt doch beraus, und cs verstößt dies Verkaufen der Buchforderungen direkt gegen Treu« und Glauben, da ja diese Forderungen eigentlich schon dem Liefe ranten des Handwerkers gehören. Ein großer Teil der Handwerker steht leider dem modernen Wechsel» und Scheckverkehr und dem Giroverkehr ganz fremd gegenüber; er kennt nur den Wirtschafts- kredit, dcr die Ursache aller Uebel ist, in denen dir Handwerke: sich befinden, könnten wir diese pa triarchalische Kreditform aus der Z6elt schaffen, so wäre schon viel gewonnen. Sehr gut wer den Einziehungsgenossenschaften wirken. Natürlich sollen sie nicht wahllos Forderungen ein- klagen, sondern gewissermaßen soll Las Einziehungs amt die Vermittlung zwischen dem Handwerker und dem Kunden übernehmen. Das ist für beide Teile angenehmer. Dadurch verliert kein Handwerker einen Künden. In Neiße funktioniert das Einziehungsamt recht out, vielleicht wäre ein anderer Name besser. (Zurufe: Abrechnungsstelle.) Natürlich können wir nun auch Kredit gewähren, weil wir den Betrieb des Handwerkers überblicken und auch die Schuldner kennen. Prozesse müssen wir natürlich auch führen, aber dabei vertreten wir uns selbst und ersparen so den Handwerkern viel« Tausend«. In der sehr ausgedehnten Diskussion betont K o ch - Bielefeld, es sei bedenklich, durch Dis» Montag» S. November lSN. kontierung der Buchsordexungen noch neue Kredit» quellen den Gewerbetreibenden zu erschließen. Er schlägt vor, die Verjährungsfristen recht kräftig zu verkürzen. — Jone-Bautzen wünscht, daß die In nungen sich in Genossenschaften umwandeln und die Rechnungen für die Handwerker einkassieren. — Di rektor Barentin meint, die Lehren der Buch- führung nach verschiedenen Systemen seien für di« Handwerker zu kompliziert und unpraktisch, er regt an, der Hansabund solle einfache Formulare zu Mahnschreiben usw. herausgeben. — Simon- Berlin warnt vor den Wechselschiebercien. Die Handwerker bekommen nur die schlechten Wechsel; man sollte die Leute, die gewohnheitsmäßig die Handwerker in solcher Weise schädigen, wegen Betruges bestrafen. — M ü l l e r - Friedenau tritt für die Diskontierung der Buchforderungen «in; man darf ein Messer nicht deshalb verwerfen, weil ein Kind sich damit schneidet. Unter den Bedingungen, unter denen die Deutsche Bank die Kreditgewährung übernimmt, ist sie ganz ungefährlich. Wer solchen Buchforcerungskredit be kommt, sieht ebensogut, wie wenn er gegen bar ver kauft. Die Pumpwirtschaft wrrd dadurch keineswegs gefördert, denn die Bank hütet sich, faule Forderungen zu übernehmen. — Dr. R o ck e - Hannover: Die Frage der Diskontierung der Buchforderungen ist seit zwei Jahren besprochen, und die meisten meinen, diese Dis kontierung gereiche nicht zugunsten Les Mittelstandes. Daher soll der Hansabunü mit dieser Frage Schluß machen. Es kann ja jeder Handwerker einer Kredit genossenschaft beitreten und sich dadurch eine ange- messen« Kreditgewährung verschaffen. Zu empfehlen sind auch die Einziehungsgenossenschaften, doch wer den sie immer nur ein Mittel zur Einziehung der irregulären Forderungen bleiben. Die ganz regu lären muß der Handwerler selbst in der Hand be halten. (Sehr richtig!) Der Handwerker geniert sich auch oft, Geld anzunehmen, und drängt den Herren von und zu und irgendwelchen Grafen den Kredir geradezu aus. Das Standesbewußtsein muß sie dazu bringen, nicht Leuten Kredit nachzuschleudern, die keinen Kredit verdienen. (Lebh. Beifall.) — Ee- nossenschaftsanwalt Iustizrat Trüg er: So not wendig ein besonderer Kredit für den Mittelstand ist, so gefährlich wäre «in Kr«dit, der weiter ginge, als den gesunden Intereis«» des Handwerks entipricht. auch der Handwerker soll sich nickt über seine Ver hältnisse im Kredit engagieren. Bor kurzem hat mir ein konservativer Abgeordneter gesagt, die Konserva tiven haben aus politischen Gründen die Gewerbe treibenden abgehalten, den Schultze-Delitzschen Kredit- genosssnschasten beizutreten. (Hört! Hört!) Das ist auch ein Beitrag zur Mittelstandsfreundlichkeit der Konservativen. Wenn der zweit« Referent Stellung gegen die Diskontierung von Buchforderungen nimmt, aber das Kreditgeben bei der Einziehung von For derungen befürwortet, so widerspricht er sich, denn das letztere ist ja auch eine Diskontierung von Buch forderungen. (Sehr richtig.) Der Referent hat auch gegen den Bürgschaftskredit Stellung genommen. Aber mit seiner Abschaffung würden die Kredit genossenschaften schwer geschädigt werden. Die Hand werker sollten sich daran gewöhnen, den Heber« weisungsoerkehr viel mehr zu pflegen. (Lebh. Bei fall.) — Fink- Bromberg regt eine Aenderuna der Gerichtsvollzieherordnung an, damit man nicht auf einen Gerichtsvollzieher angewiesen sei. — Dr. F < l d- ge n» Berlin: Irr Groß-Berlin ist ein Buchführung?- und Rechnungskontor geschaffen worden, daß für die Gewerbetreibenden die Bücher anlegt und fortführt, sowie di« Steuereinschätzung und die Bilanz aufstellung macht. Dieses Kontor steht für 3 jähr lich jedem Mitgliede des Hansabundes zur Ver fügung. Die Buchführung ist so einfach gestaltet, daß die Fortführung jedem Handwerker ermöglicht wird. — Iu st - Berlin: Der Internationale Verband zur Hebung des Mittelstandes kann die Tätigkeit des Stadtrats Jung-Neiße für das „Einziehen" von Handwerkerforderungen nur rühmen. Die Buch führung hat der Handwerker nötig, um zu wissen, was er verdient, sonst arbeitet er zum Schaden seines Beutels und seines Standes. — Breitenbach- Heilbronn bemerkt als kleiner Handwerksmeister, daß die amerikanisch« Buchführung durchaus für den Handwerker geeignet ist. — Heister-Magdeburg fragt, wie das Einziehungsamt in Neiße erhalten wird. — Lind- Apolda wünscht, daß Handwerk und Industrie sich zu einem Schutzverband zusammen schließen. In seinem Schlußwort betont Direktor Knobloch, daß die Diskontierung der Buchfor derungen für den Hansa-Bund noch eine offen« Frage ist. Bisher hat er weder dafür noch dagegen Stel lung genommen. — Stadtrat Jung- Neiße bemerkt in seinem Schlußwort, daß das Einziehungscrmt in Neiße ein* Genossenschaft ist und daher sehr billig KL Oec Kampf yesen L!e prelle in Tripolis. Einige lehrreiche Illustrationen von dem Ver halten der »tatienüchen tsiegierun.-s- und Militär behörden gegenüber den Kriegsberichterstattern weiß der englische Kriegs^orrespondenc dcr „Daily Marl" E. Lu Bartlett, zu erzählen, dem es aller dings gelungen ist. trotz de; Doppelspiels der italienischen Lehö.drn das Ziel' seiner Reise, das heiß umstrittene Tripolis, zn erreichen. Die Aden- reuer dieser Fahrt noch Tripolis ober sind ein charakteristisches Beispiel dafür, wieviel den italie nischen Militärbehörden daran liegt, fremde Zeugen ihres Vorgehens gegen die Araber und Türken nach Kräften vom Kriegsschguvlatzs sern'uhaiten, und wie dieser offenbar ans wenig rühmlichen Gründen sehr berechtigte Wunsch in Rom schon waltete, ehe der erste Schuß geiallen war. Bartlett schildert die Fuhrt einer Gruppe eng- lischer und amerikanischer Korrespondenten, die auf die ersten Kriegsgerüchte hin sofort von England und Paris aus die Rei'e nach Rsm antraten. Noch lagen genauere Na-:,richten nicht vor, und auf der Fahrt durch Deutschland, Oesterdeich oder die Schweiz studiert« man voll Spannung die neuesten Zeituuacn; „aber man las nur von ziemlich vagen Gerüchten und erfuhr keine Tinzelherten von dem wirklickcn Stand der Dinge. Wir alle waren uns darüber einig: wir müssen »arten, bis w'.r in Italien sind, erst in Italien selbst werden wir die Wahrheit er fahren. Doch in Vieler Hoffnung wurden wir arg enttäuscht. Al» »lr er»«rtu«»s»oll endlich die Grenze hinter un» hatten und di« ersten italienisch» Blätter kauften, sahen »ir »it Erstaunen, daß in ihnen mit ängstlich« Zurtckheltuug nur da» ru lesen war, »»» »ir scheu ,»ei Tage »eher i» London und Pari» gelejem hatten. Die Zensur arbeitete mit einem s»lchen -«chdruck, daß da» Wort Krieg kaum erwähnt »erden durfte. „Wir werden bi» Rom warten P trifteten wir un», aber hier war es noch schlimmer, hier waltete der Zensor noch rückkcht»l»f»r fein»« Amt«.' V»n dem britischen Uotsch»fbm »«Hielt Bartlett GmPfehlungsfchieiten an b«n Kri»gmniuist«r und an d«r Marineminister. D« K»rresp»ndent ging damit sofort in, Marineamt, wurde auf da, Lieben», würdigste von dem Kabinettchef Hauptmann Taruel empfangen, der die Briefe las und dann höflich be merkte: „Gewiß, gewiß, aber dir,« Empfehlungen sind nutzlo», so lange Sie mir nicht ein Schreiben unlere» Minister» de» Au»»ärtiien bringen." Mit -Üs« der britisch»» Polschaft wurde auch dieser N» spruch erfüllt, mit einem warmen Empsehlungs- ichreiben des -.o inistcrs kam der Kriegskorreipondeut wieder ins Marineamt, wurde auch von dem Admiral Cattolica empfanqen und erhielt nach wenigen Mi nuten eine Einführung an den Admiral Aubry. Das Schreiben war im wärmsten und liebenswürdigsten Tone gehalten, der Admiral wurde gebeten, dem Journalisten „in jeder Weise zur Erfüllung seiner Mission behilflich zu sein". Dann ging Bartlett ins Kriegsmin'.sterium, wo er von der Eizellenz General Springarli wiederum aufs Höflichste empfangen wurde. „Er begrüßte mick, als wäre ich Zeit meines Lebens sein Freund gewesen." Wieder war das Er gebnis das schönste Einführungsschreiben, diesmal an den General Caneva, den der Kriegsminister eben falls bat, dem Journalisten „in icder Weife zu der Erfüllung seiner Mission behilflich zu sein." Zum lleberfluß verschaffte sich Bartlett außerdem noch ein persönliche» Empfehlungsschreiben des Ministerpräsidenten Giolitti, und mit diesen Doku menten ausgerüstet, trat er hoffnungsvoll die Reise nach Port Augusta auf Sizilren an, der Basis der italienischen Flotte. Aber der Admiral war schon längst nicht mehr in Port Augusta. Umsonst wies der Korrespondent di« Schreiben der drei Minister vor, bat um einen Matz auf irgend einem nach Tripolis gehenden Swift: alles bedauerte lebhaft, aber niemand fühlte sich berechtigt, ihm d!s Fahrt nach Tripolis zu ermöglichen. Am nächsten Tage war Bartlett in Neapel, wurde vom General Can-va empfangen, der ihm herzlich die Hand schüttelte und auf die Bitte uni Mitnahme nach Tripolis freundlich erwiderte: „Ade: gewiß, aber selbstverständlich." Die Sache schien abgemacht, da trat aber plötzlich ber Generalstabschef heran unb wies darauf hin, batz strenger Befehl bestehe, keine fremden Korrespon denten »itgunehmen. „Aber dieser Brief?" ant wortete der General. „Dieser Brief", bemerkte mit feinem Lächeln der Generalstabschef, „sagt nur, daß Sie ihm in jeder Meise zur Erfüllung seiner Mission behilflich sein möchten, so weit Ihre Kommando gemalt reicht." General kaue»« schien über diese scharffinnige Wortklauberei und diese» Doppelspiel in Rem ein rvenia verblüfft und tel »bvnierte selbst den Krieg». Minister an. Aber »o« Ministerium kam dann die Antwort, daß kein fremder Korrejpondent die Expe dition begleiten dürfe. Nun war guter Rat teuer. Zum Glück traf Bartlett ernen britischen Kollegen, der in Salerno ein kleines Dampfschiff aufgetrieden hatte, das von dcr Regierung nicht mit Beschlag belegt »ar. Das Schiff wurde, nebenbei zu einem MiuchanPMs^ gechartert» man kam glücklich an H«b und trat auf diesem gebrechlichen kleinen Fahrzeuge die Reise nach Tripolis an. In Messina wurde Halt gemacht; der Zustand, in dem sich noch heute die Statte des furchtbaren Un- glücks befindet, ist für den Kultureifer der Italiener charakteristisch. Man hat sich wenig bemüht, die Trümmer beiseite zu schaffen, unter drnen die Ge beine von 80000 Männern, Frauen und Kindern begraben liegen. Nur 8000 von diesen Leichen hat man geborgen, die übrigen blieben liegen und über diesen Grabstätten erheben sich bereits die neuen Häuser, so daß dis neuen Bewohner mit den früheren in denkbar nächster Nachbarschaft Hausen. Nach manchen Wirrnissen erreichte der englische Kriegsoerichterstatter glücklich Tripolis, gerade in dem Augenblick, als die Ausschiffung der Truppen begann. Er kam glücklich und unbehindert ans Land. Nach seinen Schilderungen war nicht der geringste Grund zu einem Bombardement gegeben. Die Truppen halten die Stadt fchon längst geräumt, ehe die Schiffe ihr Feuer eröffneten, und die Ge schütze de: Forts waren gar nicht imstande, ein Bombardement zu erwidern. „Es ist ein eifrig verbreiteter Irrtum, daß der größere Teil der Bevölkerung geflohen sein sollte und die Stadt der Gnade und Plünderungssucht der eingeborenen Araber ausgelicfert hätte. Tas ist vollkommen unwahr. Es gab keine Unruhe, der größte Teil der Bevölkerung hat die Stadt über haupt nie verlassen, blieb in leinen Häusern, während die mächtigen Geschosse durch die Luft schwirrten, in die Forts einschlugen oder sich harmlos in den Sand eingruben. Hätten die Italiener sich die Mühe genommen, auch nur ein einziges Boot an Land zu senden, so hätten sie dert die Notablen der Stadt und alle reichen Einwohner am Kai vorgeiunden, bereit, die Italiener als Eroberer und Herren der Stadt zu begrüßen." In Wirtlichkeit gab es gar keine militärischen Gründe für ein Bombardement, das Schießen geschah nur, um daheim die öffent- liche Meinung zu befriedigen, die endlich nach Kan»nendonner und Kriegslorbeeren »erlangte. „Ich weiß nicht, »er zuerst in Italien die Ide« «ufirachte, der Truppenlandung müsse »in imp— fantes Bombardement verhergehen. aber dem italie nischen Volke leuchtete das durchaus ein. Der alte Ruf „Karthago muh zerstört werden!" ist im alten Rom nie mit so glühender Inbrunst erklungen wie im neuen Italien das Volksgefchrei: „Tripolis muß zerstört werden." Diese Losung wurde geradezu eine Zwangsvorstellung der italienischen Presse. brachten immer wieder die Zeitungen in Riesenlettern die Krieasbotschaft: „Tripolis bombardiert!", und als nun Tag um Taa verstrich und keine amtliche Bestätigung dieses Gerüchtes eintraf, begann das Volk zu murren und ungeduldig zu werden. Als dann endlich die amtliche Meldung kam, daß die Schlachtschiffe die Forts bombardiert und zwei Türken getötet hatten, ging durch ganz Italien ein wilder Sturm der Freude und des Triumphes. In Wirklichkeit aber bestand auch nicht die aller geringste Notwendigkeit, auch nur einen Schuß auf Tripolis abzugeben." Teslss VunüerturMne. Nicola Tesla tritt soeben mit einer Erfindung hervor, die gegenüber den meisten seiner übrigen groß angelegten Versuche eine wirklich bedeutende Zukunft zu haben scheint. Es handelt sich um eine Turbine, die so eingerichtet ist, daß die Ausnutzung der Krast des strömenden Dampfes genau in der Weise erfolgt, wie es theoretisch am nutzbringendsten ist. Gegenüber den bisherigen Turbinen ist die Teslasche Wunderturbine außerordenilich einfach gebaut, außerdem hat sie den weiteren Vorzug, recht klein zu sein und diesen beiden Vorzügen gegenüber steht nur der eine Nachteil, daß sie mit hohen Um laufsgeschwindigkeiten am besten arbeitet. Während bei den bisherigen Turbinen, die mit Schaufeln arbeiten, die Form der Schaufeln mathematisch be rechnet werden mußte, sind die lebenden Teile der Teslaschen Turbine die einfachsten Dinge, die man sich denken kann: es sind nämlich enga »einander« liegende kreisförmige Siahlscheiben von 8 mm Dicke, die dem strömenden Dampfe die ihm innewohnend« Kraft abnehmen. Verschiedene amerikanische Fachzeitschriften ver öffentlichen Einzelheiten über die Teslasche Erfindung. In New Hork hat Tesla seine erste Turbine aus- gestellt, vie hat eine Höhe von 60 em und bedeckt eine Fläche von SO mal 60 cm, wiegt einige hundert Kilogramm und leistet dabei doch 200 Pferdekräfte. Die dünnen Stahlplatten, W an der Zahl, sind innerhalb einer Tremmel «uf eine Are aufgesetzt. An der Oberseite der Trommel find an beiden Seiten Zuiührungsäffnungen für Damvf l»der Flüssigkeiten) während unten in der Mitte die Ausflutzöffnung ist. Zwei Zusührungsröhren find angebracht, damit die Maschine in beiden Drehungsrichtungen a.beiten kann. Sobald man den strömenden Dampf einläßt, beginnt die Maschine ganz langsam zu arbeiten. Zunächst sucht der strömende Dampf durch da» Scheidenwerk sich den AP-eften Weg, gelangt als.
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