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Sächsische Volkszeitung : 04.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193109040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310904
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-04
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.09.1931
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Gemeinde- und Vereinswesen Aufhebung -er sächsischen Gesandtschaft bet Preußen? Dresden, k-. September. Bekanntlich hat die preußische Regierung für Ende des lau senden Rechnungsjahres 1931/32 die Aufhebung der noch Übrig gebliebenen Gesandtschaften der Länder bei Preußen angeregt. Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz von zuständiger Stelle erfährt, wird die etwaige Aufhebung der sächsischen Gesandtschaft In Verbindung mit dem wegen Erreichung der Altersgrenze Im nächsten Jahr« bevorstehenden Rücktritt des beim Reich und bei Preußen beglaubigten Gesandten Dr. Gradnauer zur Entscheidung kommen. lauteste Ausbruch des Jubels vermocht hätte, sprach sich das Gefühl der ernsten und volkstümlichen Bedeutung dieses Schau- spiels durch die feierliche St'lle aus, die in der dichten Volks menge herrschte, durch die sich der Zug bewegte. Ins Thron zimmer zurückgekehrt empfingen König und Mitregent die Glückwünsche einer Abordnung des Stadtrvts und der Connnun- Repräsentanlen. Zum Andenken an die Hinausgabe der Ver fassungsurkunde wurde auf des Königs Anordnung «Ine Me daille geprägt, die ausschließlich für die Mitglieder des mit dem Inkrafttreten der neuen Verfassung erloschenen altständischen Landtags bestimmt, dem Landtagsmarschall in Gold jedem anderen Ständemitglied in Silber überreicht wurde, und ander« Exemplare haben die Minister und Geheimen Räte erhalten. Ferner wurden 10 OVO Speziestaler als Erinnerungsmünzen geprägt. Dr. O. B. vrerrlrn unrl Umgebung Oer Siraßenbahnelkonflili im Landtag Dresden, 3. September. Die Kommunisten haben Im Landtag einen Antrag einge bracht, worin sie unter Hinweis auf die Streikabwehrmaßnah men bei der Dresdner Straßenbahn und auf die Verhaftung des Stadtrats Gruner verlangen, die Regierung möge die Polizei behörden sofort aniveisen, alle Eingriffe in bestehende Lohn- und Arbeitskonflikte zu unterlassen, alle in dieser Angelegenheit getroffenen Maßnahmen, die Beseßung von Bahnhöfen, Verhaf tungen usw. von sich aus rückgängig zu machen und das Verbot der „Arbeiterstimme" sofort aufzuheben. Im Zusammenhang hiermit fragen die Kommunisten, ob der Regierung bekannt sei, daß das Dresdner Polizeipräsidium auf Grund der beschlossenen Streikmaßnahmen der Dresdner Straßenbahner Betriebsräte des Gesamtverbands und der Christlichen Gciverkschastcn zu einer Aussprache zwecks Streikabwehrmaßnahmen, die gemein sam mit der Polizei getroffen werden sollten, nach dem Polizei präsidium gebeten hätten. Die Regierung wird gefragt, was sie zu tun gedenke, um solche „ungeheuerlichen" Maßnahmen zu unterbinden. — Zur Richtigstellung sei bemerkt, daß di« Dresd ner Straßenbahner gar keinen Streikbeschluß gefaßt haben, son dern nur «in Teil der kommunistisch vcrheßten Straßenbahner, aber selbst die meisten kommunistischen Straßenbahner sind der Ausstandsparole nicht gefolgt, sondern tun Dienst. Nachdem der Polizei geplante Sabotageakte bekannt geworden waren, war es ihr« Pflicht, geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen und sich dabei mit den' Gewerkschaften In Verbindung zu setzen. Giadirat Gruner seines Amtes enthoben In seiner letzten Sitzung hat der Gesamtrat folgende Beschlüsse gefaßt: Der ehrenamtlich« Stadtrat Paul Gruner wird, nach dem gegen ihn wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens nach 8 88 des Relchsstrafgesetzbuches Haftbefehl erlassen worden ist, auf Grund der Bestimmungen der Gemeinde ordnung und des Zkvilstaatsdlrnergesetzes vorläufig von seinem Amt enthoben. Wegen dringender Raumnot muß die Flirsorgekreis- stelle Friedrichstadt aus der Ostraallee in das staatliche Grundstück Am Zwingerteich 3 verlegt werden. Zur Einrichtung werden 3930 Mark bewilligt. Die starke Geschäftssteigerung in der Buchhalterei des Wohlfahrtsamtes erfordert die Beschaffung von drei Rechenmaschinen mit einem Aufwande von 4500 Mark, der be willigt wurde. Die in der städtischen Ordnung für Tagegelder und Reisekosten vorgesehenen Sähe werden mit Wirkung vom 1. Mai 1931 herabaesetzt. Kreudentage für die Katholiken in OresdemLotta Nach lOjähriger Ablvesenheit von seiner Heimat und 10- sähriger Tätigkeit in der Diözese Milwaukee (Nordamerika) kehrt der Pallottinerpater Paul Franke zurüch. Vielen Ka tholiken von Dresden-Cotta und Dresden-Löbtau ist er lütt bekannt. In der Pfarrkirche Dresden-Cotta hat der hochw. Herr Pater 1912 seine 1. hl. Messe gefeiert — die erste Primizfeier in der damals noch jungen Gemeinde. Am 13. September feiern die Pfarrkirche und -Gemeinde sowie der Kirchenchor „Cäcilia" ihr silbernes Jubi läum. Um 9 Uhr ist Pontifikalamt. Der hochwürdigste Herr Bischof spendet das hl. Sakrament der Firmung. Abends 6 Uhr wird im großen Saale der „Constantia" eine Fest- feier sein. Se. Exzellenz der hochwürdigste Herr Bischof hält die Hauptansprache. — Die Ausführung der Kantate „Gelobt sei Jesus Christus" von P. Piel mit Instrumentalbegleitung (Orchestervereinigung „Tonkunst") verspricht einen musikalischen Genuß. Die Katholiken von Groß-Dresden werden wohl gern an dieser Gemeindefeier teilnehmen. Es hat der Ausbau der Ge meinde manche Mühe gekostet. Da ist nach 25 Jahren ein Tag der einfacl-en, schlichten Freude wohl angebracht. 8 18stündlges Gebet ln Dresden-Lotta. In der Gemeinde Dresden-Cotta wird am Sonntag, 6. September, das 13stündige Gebet gehalten. Früh 6 Uhr wird das Allerheiltgste ausgesetzt. Während der Anbetungsstunden sollen die Gläubigen den Segen Gottes für die bevorstehende Mission erbitten. Bunt« Bild-er aus dem L«ben eln«s Bürgers zweier Jahr hunderte und zweier Welten entrollt« in einem sehr gut besuch ten Vortrag in der Aula des Wettin-Gymnasiums Dresden, das bekannte führende Mitglied des Vereins für das Deutschtum im Ausland, Rudolf Cronau-Neuyork. Unter den Anwesenden befanden sich die Spitz«» der Dresdner Ortsgruppe des V. D A.. Vertreter der Behörden unter Führung von Ober bürgermeister Dr. Külz. Dieser richtete herzliche Worte der Begrüßung an den Redner d«s Abends, der mit seiner mit anwesenden Gemahlin in Zeiten schwerster Not der deutschen Heunat wertvolle Hftse geleistet Hot. Rudolf Cronau, bekannt als Weltwanderer, Schriftsteller und Maler, gab dann «inen Ueberblick über die Erlebnisse seiner Wanderfahrten, die ihn zuerst 1870, lüjährig, als freiwilliger Sanitäter den Krieg mit erleben ließen. Als 25jähriger wurde er vom Verlag der „Gartenlaube" als Berichterstatter nach Amerika entsandt, von wo er die Heimat durch reizvolle Schilderungen des neuen Kon tinents erfreute. 1883 erfolgte seine Rückkehr nach Deutschland, -och schon die 400-Iahrseier der Entdeckung Amerikas erlebte er „drüben", wo er sich eingehend und erfolgreich der Kolum- busforschung widmete. Diese seine Arbeiten führten dazu, daß er als Erster die Erlaubnis erhielt, durch Oefsnung des Kolum- bussarges in der Kathedrale von Santa Domingo die wesent lichen Vorarbeiten siir die endgültige wissensä)«stliche Festste!., lung der Ueberreste des Entdecker Amerikas zu leisten. — In den Kriegs- und Nochkriegsjahren war Cronau einer der mutigen Verfechter deutscher Belange. Seine treue Liebe zum Vaterland durchpulst all sein Tun und Denken. Seine Schluß worte: ich glaub« fest an Deutschlands weiteren Aufstieg und eine glückliche Zukunft, lösten spontane Beifallskundgebungen au». : Sprengunfall bei Straßenbauarbeiten. Am Mittwoch nachmittag gegen 3 Uhr ereignete sich auf der M a r i« n st r a tze, ivo gegenwärtig Straßenbauarbeiten vorgenommen werden, in folge unsachgemäßer Handhabung einer Sprengpatrone ein Un fall. Die Patrone explodierte vorzeitig, so daß in den benach barten Grundstücken zahlreiche Fenfterscheil»cn zertrümmert wurden. Personen kamen nicht zu Schaden. Die Sprengungen wurden vorläufig eingestellt. : Eine blutig« Auseinandersetzung gab es am Mittwoch vormittag m der Töpferstraße zwischen einem 26 Jahre alten Kaufmann und einer 34 Jahre allen Kontoristin. Der Mann wollte die Freundschaft mit der Kontoristin lösen. Eine dies bezügliche Aussprache am Dienstag war ruhig verlausen Doch am Mittivoch hatte die Aussprache in der elterlichen Wohnung des Mannes ein bedauerliches Nachspiel Mit einem Messer verletzte die Kontoristin den Mann am Kopse. Es kam z» einem Handgemenge bei dem die Frau mit einem Seitengewehr vor ging. Trotzdem gelang es dem Kaufmann die Wohnung § Marienkapelle Dresden-Striesen. Am Herz-Iesu-Freitag s4. September) 13slündiges Gebet. Aussetzung des Allcrheitig- sten um 6 Uhr, 7 Uhr hl. Messe, abends 7 Uhr Segensandacht. 8 Küster-Exerzitien in Hoheneiche». Von Montag, 7 Sep, tember, 18 Uhr bis Freitag. 11. September, 8 Uhr finden wieder- um Exerzitien für Küster, Küster-Organisten und sonstig« Kir- chenangestellte in Hoheneichen-Hosterwitz, Post Pillnitz, stall. Dank dem Entgegenkommen des Bischösl. Ordinariates und der Exerzitienleitung ist jedem Küster usw. die Teilnahme möglich. — Am Donnerstag fall der gesamte Gottesdienst (hl. Messen, Kommunion. Rosenkranz, Kreuzweg usw.) für die in den letzte» Jahren verstorbenen Kollegen Eduard Geißler, Peter Bilek, Ja kob Steln und Jakob Bräuer aufgeopfert iverden. — Kollegen, Wächter am Heiligtums, kommt allesamt und laßt euch wieder begeistern für euren schönen, erhabenen Beruf! Die Volk-- Mission ist kein voller Ersatz für Exerzitien, erst recht nicht sm Küster-Exerzitien, da der Küster gerade ln den Tagen der HI. Mifsion mehr als sonst beschäftigt ist. — Die hochw. Herren Geistlichen werden herzlich gebeten, di« gute Sache nach Kräften zu fördern und den Kirchenbeamten diese 4 Tage frei zu geben. Anschließend an die hl. Uebungen, also Freltag. 11. September, kann di« Hygiene-Ausstellung besucht werden, wofür verbilligte Eintrittskarten s55 Pf.) besorgt werden. Auch ist Gelegenheit, andere Sehenswürdigkeiten Dresdens unter Führung ortskun diger Kollegen zu besuchen, wie ja überhaupt Dresden mit seiner herrlichen Umgebung soviel des Interessanten und Schönen bie tet. Wer eine Karte für dl« Ausstellung wünscht, meide leine Teilnahme an den Külter-Lxerzltlen beim kath. Garnisonviarr- amt, Dresden-R. 1b, Königsplatz 3. alle anderen direkt im Erer- zitienhaus Hoheneichen-Hosterwitz, Post Pillnitz, möglichst sofort an. zu verlassen. Die herbeigcrusene Polizei sandn -ie Kontoristin in einem verschlossenen Zimmer mit durchgeschninenem Han-gelenk vor. Sie wurde in bewußtlosem Instand in ein Krankenhaus gebracht. » Gemeindebeamten-Prüfungen in Gachten und Thüringen Gegenseitige Anerkennung. Dom Sächsischen Gemeindelag, Dresden, wird milgeieilt: Der Sächsische Gemeindetag und der Thüringer Städleverband in Weimar haben eine Vereinbarung getroffen, durch di« den sächsischen und thüringischen Gemeinden und Krcispriiftmcp- ämtern empsohlen wird, die Prüfungen der sächsischen und lhii- ringiscl)en Gemeindeverwaltungsbcamten auf Grund der beider- feits bestehenden Prüfungsordnungen als gleichwertig anzu sehen. Es handelt sich um die Kurzschriftprüfung, die erste thü ringische Verwaltungsprüfung und die erste thüringische Fach prüfung für Beamte der Stadtsparkassen (Gemeindesparkassech und Stadtbanken, die als gleichwertig der sächsischen Kurzschrist prüfung und der Vlerwaltungsassistentenprüsung, und um di« zweite thüringische Verwaltungsprüfung und die zweite thürin gische Fachprüfung für Beamte der Stadtsparkassen (Gemeinde sparkassen) und Stadtbanken, die als gleichwertig der sächsischen mittleren Verwaltungsprüfung gelten sollen. Die Vereinbarung hat auch die Zustimmung des sächsischen und des thüringischen Ministeriums des Innern gefunden. Llm die neue Fleischübefgangsabgabe Bekanntlich wird die Regierung dem Landtag nach seine» Wiederzusammentritt im November eine Vorlage auf Wieder einführung der vor einigen Jahren aufgehobenen Fleisch- übergangsabgabe unterbreiten. Der Entwurf hat im allgemeinen die Zustimmung der Handels- und Gewcrbeliam- mern und des Fleischergewerbes gesnnden, nur beanlragteu dis Fleischer — unter Zustimmung der Gewerbekammern —. daß dis Uebergangsabgabe auch auf eingcfiihrtes zubereitstes Fleisch (Fleischwaren) ausgedehnt werden soll«. Wie wir hören, haben sich die sächsischen Industrie- und Handelskammer» gegen diese Ausdehnung der Abgabe ausgesprochen. s. Ermätzlgung der Grundsteuer 1931 für Siedlungshäuser Nach einer Verordnung des sächsischen Finanzministeriums vom 15. August 1931 ist für Siedlungshäuser (Kleinwohnungsbauten), für die der dritte Einheitswert niedriger als der erste Einlieits- wert festgestellt wird, auf Antrag die Grundsteuer für das Rech nungsjahr 1931 auf dem Erlaßwege bis auf den Betrag herab- zusetzen, der sich bei Zugrundelegung des dritten Einheitswerles als Grundsteuer ergeben würde. Nalmgeschichle eines Dorfes Brief« aus d«m Sauerland Von Richard Maste». Vui1>« Hannes und di« Politik. Um gleich einem Mißverständnis vorzubeugen: unter Pdli- Ak versteht man hier nicht nur allgemeine und besondere Be trachtungen über Ereigniste wie z. B. di« Romrcife Brünings oder di« Ernennung eines Postsekretärs zum Postobersekretär, man versteht darunter auch einen Diskurs über Schweinezucht, «in« Resolution anläßlich der Neuwahl eines Vereinsvorstandes oder eine vertrauliche Beratung -um Zweck, einem gutgehakten Mann das Master abzugraben. Bulls Hannes hat in dieser Rund« di« Aufgabe, von Zeit zu Zeit zu bestätigen^ daß es früher genau so zugeganaen sei und daß sein Urgroßvater nicht anders gehandelt hätte in dieser und jener Sach«. Sein Ur großvater ivar in der Zeit der Heiligen Allianz königlicher Rentmeister. Er beaufsichtigte die gerechte Verteilung der Wälder, und sagte, als man ihn fragt^ was denn die klein«» Kötter bekommen sollten, „ich meine, sie sollen hewwen nix." So wurden die Wälder denn gerecht verteilt und also hat man «in gutes Vorbild, den ollen Rcntemester. Hanes machte während des Krieges Geschäfte zu« linken Hand mit ukrainischen Zugochsen. Beim Rückmarsch der West arme« erwarb er einige Dutzend Trakehner Halbblut, die er j« nach der Oualität mit 20 oder 25 Zigarren bezahlte. Er jagte sie auf seine Weiden und stellte sie während des nachfolgenden Winters in seine Ställe und mietete dazu die Ställe seiner Freund«. Hannes sagte: „den Haber verdicnen sie schon." Als er die Pferde ans dem Soester Frükjahrsmarkt gut an den Mann und di« Pserdejuden brachte, hatte er den Grund zu seinem heutigen Wohlstand gelegt. Er kaust« zu seinem Besitz einige hundert Morgen Hochivald, pflanzte sllnszig Morgen „Tännekes", die er im November nutzbringend an die Wrih- nachtsbaum-Lieferanten verkauft. Außerdem betreibt Hannes einen Gasthof und «lnig« Fuhrwerke zum Holztransport. Die Arbeiter nennen ihn einen „foinen Haren" was sich in der Hauptsache aul den sauberen Gummikraaen bezieht, den er schon morgens um sechs uyr rragr, wenn er seinen wautcn prusenv auf die Hinterhand schlägt. In der Gaststube von Hannes Wirtshaus treffen sich abends die anderen „fomen Hären". Sie sitzen in respektvoller Ent fernung von den Tischen der weniger seinen Herren. Ueberdi«, steht hinter ihrem Tisch ein breites repräsentables Sofa. Die respektvolle Entfernung hindert freilich keinen Waldarbeiter, eine Viertelstunde am Stammtisch der Honorigen Platz zu nehmen. Man sieht das nicht ungern und bemüht sich, den Unwissenden ein wenig — so weit er cs verstehen kann — in die politischen Ereignisse einzuweihen. Meistens sagt man auch: „Mester, trinkt Euch ein Bier", was dieser mit einem dank baren „Prosit" zurllckgibt. Oder auch sehr häufig „klopft dieser auf den Busch" was besagt, daß einer der foinen Harens nun man einen dästigen Pott Bier geben könne. Das geschieht, und das Ansehen des Spenders ist siir lange -Zeit gesichert. Sein Name wird im Mund de» Polkes mit Dankbarkeit aus gesprochen. Nun könnte man glauben, in diesem Land schien die Sonne der Patriarchen. Politische Gespräch« werden dagegen mit Leidenschaft geführt und bas pro und anti erzeugt auch hier die üblichen Wellen. Hannes ist der ruhende Pol in diesen Debatten. Neulich sprach einer der besseren Herren, — seit Jahren geht er um 10 Uhr schlafen und steht morgens um drei Uhr auf. — über den Volksentscheid und wie bedauerlich es sei, daß die schöne Sach« dergestalt ins Walser gefallen sei. Zwei sagten „Ja", tranken ihr Vier aus und bestellten eine» Doppel korn, was dem Aktivisten in irgendeiner Weise beleidigend schien. Er brauste auf und schimpfte über die politisch« Dumm heit der Deutschen allgemein und besonders, worauf Hannes antwortete: „Hinnerk ik gloib«, dui bist ne Lutherschken. Paß men opp, datt de Pastoier nix hört/' Daraus wandt« sich Hinerk kurzerhand einem Gespräch über das Schützenfest -u. Doch Vuils Hannes konnte es nickt verhindern, daß Hermken dieser Tag« einem jungen mittleren Hofbesitzer «in Vierglas aus die Nase schlug. Dieses blutig« Ereignis hat das Dorf ln zwei Parteien gespalten, die sich gegenseitig mit üblen Insinuationen befehden. Weh dem. der in solchen mißlichen Zeiten kein reines Hemd am Leibe trägt! Alles kommt dann an» Licht der Sonnen, außenpolltlsche Interesten werden hint- angesiellt, jeder ist ein kleiner Fiesco, und schätzungsweise wird es bls zum nächsten Schützenfest dauern, bis sich die Gegner bei g-rclbier unk Militärmntlk nerlöbnen merken. Dl, Ertabrung lehrt daß solche und ähnliche Ereigniste den Bestand einiger Vereine ernstlich gefährden können. Scharenweise tritt man aus bestehenden Vereinen aus und gründet neu« Vereine, die eine gewisse Zeit existieren — solange der Kollektivzorn wählt — und dann wieder reumütig untert werden. Ein seltsames Er eignis ging vor Jahren vonstatten. Es besteht ein Verein, zu dessen Ausgaben die Unterhaltung einer repräsentativen Knilppelmusik gehört. Dies« Kniippelmusik unterstand der Leitung eines Kemeindesekretärs. der sich verfeindete mit einem Baknbosssekretär. der hinwiederum dem «an»«« Verein vor stand. Au irgendeinem Tag begann die Fehde, di« gesamt« Knüvpelmusik erklärt« ihren Austritt und gründete sich neu al« „Freie Musikveretnigung". Vordem halten sie weiß« Anstig« mit grünen Litzen getragen, von Zeit an tragen sie Matrosen uniformen, welcher Umstand sie zur berühmtesten Kniiopel- musik weit und breit machte. Für zwanzig Mark kann sie,eder i Verein einen ganzen Tag (24 Leut«) beanspruchen. i Buil» Hanes nimmt an solchen Ereignrsten sehr lebhaften , Anteil, .weil eine Fehde seinem Wirtshaus erheblich schadet. Er hat deshalb allen Grund, Feind« zu versöhnen. Freunde zu unterstützen und jede Gefahr für den Frieden rechtzeitig zu er kennen und abzubieg«», eln wahrer Staatsmanns Im vor letzten Fall gelang ihm das nicht. Die Sach« kann nur mit einem Prozeß bereinigt werden, bei dem das halb« Dors als Zeuge erscheinen wird. Denn Inzwischen hat dieser dieses und jener jenes erzählt. Im Anschluß an diesen Prozeß folgt eine Reihe Beleidignngsprozeste. Hannes Wirtshaus ist auf lang« Zeit ruiniert. Er wird d«n Ausfall kompensieren mit einem „wahnen Christbaumverkaus". wie er mir sagte. Professor Dr. Kurt Zo«ae von Manteuffel, der Direktor des Staatlich)«» Kupferstichkaoinetts in Dresden, wird am Don nerstag 50 Jahr«. Aus Reval gebürtig Schuler von Gold schmidt. hat Manteuffel am Florentiner Institut und an den Berliner Museen gearbeitet, bis «r nach Dresden ging. 1921 wurde er dort der Nachfolger von Lehrs. Der Forscher hat be sonders Uber die niederländisch« Malerei und Graphik wichtige Untersuchungen und Darstellungen veröffentlicht, z. B. über die Malerfamilie van de Velde und über das slämiscke Cittenbilä Trotz der Ungunst der Zeiten hat er es verstanden, dem Dresdner Museum durch glückliche Erwerbungen und fesselnde Ausstellungen seinen alten Platz unter den bedeutendsten graphischen Sammlungen alter und neuer Kunst zu walsren.
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