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Sächsische Sonnabend, den 29. August 1931 Für chrtslttche Poliltk und Kullur der heiligen Elisabeth von ihr Gedenlen ist auch der 70. Deut- seinen N.'d n und Beratungen ab- Zsichen ist es ganz selbstverständlich, Milliarden Pfund britisches Kapital angelegt (ävahbrilaiinien sei nach immer eines der grötzlen OZIäubigcrlöader und sein Ka> pital noch iniiner ini Wachsen Die Sleuerfäkmkeit des Landes sei noch nicht erschöpft. Wenn der gute Wille vorbanden wäre, so würde England imstande sein, die nächsten Schwierigkeiten durch Mobilisierung der ausländischen Gulhaben des Landes zu überwinden, ferner durch eine zeitweilige Suspendierung des Schnldenlilgnngssonds, durch Besteuerung von Wertpapieren mit festem Zinssatz und anderem Renteneinlwmmen und durch Maßnahmen zur Verminderung der Kriegsschulden. Die Vorscistäge, die Ersparnisse aus Kosten der Armen be zwecken, seien nicht nur ungerecht, sondern auch nnwirlschast- lich und ungesund. Sic würden nnr die Arbeitslosigkeit vergrö bern und eine Hauplnrsache der Krise durch Verminderung der Kaufkraft der Massen verschlimmern. Das Eintreten der Arbei terbewegung für nationalen Wiederaufbau und internationale Zusammenarbeit, einschliehlich einer erneuten Erwä gung d e s P r o b l e m s der Sch ulden und ttiepara- tionen sei die einzige Grundlage zur Wiederherstellung des Kredits und der Wohlfahrt der Welt. Zum Schluß appelliert das Manifest au das Volk, eine geschlossene Front gegen die ieue Regierung zu bilden und sich um die Arbeiterbewegung zu scharen. London. 28. August. Der Generalrat des Gewerkschaftskongresses, der Natio nale Vollzugsausschus; der Arbeiterpartei und der beratende Ausschuh der parlamentarischen Arl>eilerpartei haben gestern ein Manifest ausgegebcn, in de merklärt wird, die neue Negie rung müsse mit grösster Entschiedenheit bekämpft werden. Im einzelnen wird u. a. ausgefiihrt: Die Arbeiterbewegung lehne jede Verantwortung für die Koalitionsregierung ab. Die Re gierung suche die ganze nationale Politik voltkommen zu än dern, nicht weil die Hilfsquellen der Nation plötzlich abgenom men hätten oder weil die Nation nicht mehr imstande sei, für ihre Arbeitslosen zu sorgen, oder weil das Budget nicht aus geglichen werden könne, sondern in der Hauptsache weil finan zielle Interessenkreise der Meinung seien, England gebe ande ren Ländern ein schlechtes Beispiel, indem es die Reichen be steuere, um siir die Bedürfnisse der Armen zu sorgen. Zur Rechtfertigung der geplanten Abstrich in der sozialen Fürsorge werde auf eine finanzielle Krise hingedeutet, die in Wahrheit vorsätzlich durch sensationelle Meldungen in Teilen der Presse und durch einen ausgedehnten Feldzug verschlim mert worden sei und im Auslande den falschen Eindruck er weckt habe, Gros-,britannien stehe vor dem Vankrott. Diese Dar stellung sei aber vollkommen unrichtig. Im Ausland« seien vier einer Kürzung d e r D ie n st - u n d Versorgung»« bezöge der ledigen und kinderlos verheira teten Beamten u n d A n g e st c l l t e n, wenn sie den Be trag von 1500 Mark jährlich übersteigen, nm ,»eitere 15 v. H. Gemeinden, Bezirke, Kreise und sonstige Körperscl)alten des öfscnllichen Rechts sollen entsprechend kürzen. Diese Notverordnung, eine so schwere Belastung sie für die betrojsenen Kreise bedeuten mag. ist sachlich ein Fortschritt. Sie zeigt, das, Bagern endlich bereit ist, dem Beispiel der an deren süddeutschen Staaten folgend, seinen Staatshaushalt energisch in Ordnung zu bringen. Die Verständigung zwischen Reichsregicriing und bayerischer Regierung dürste durch diese Mahnahme sehr erleichtert sein. V<i»aN»fl«»«, Druck ».'Verlag.- »ersmiia. -llr Serlaa und Druckerei. .Ztttal« vr«»d«n. Dresden-». I. vollerlirahe l^. Zernr»'21012. voluqeckianio Dresden Vee-de- -Ii Nrl- Preußen deckt sein Defizit Berlin, 27. August. Di« Vorarbeiten der preus,ischen Res sorts für ein Finanzpr« ^amm zur Deckung desDefizits im pr « ntzischen Staatshaushalt, das auf etwa 8 5 0 Millionen NM. beziffert wird, sind jetzt so weil gediehen, datz in den nächsten Tagen mit ihrem Abschluß zu rechnen ist Alan ist weiter gegenwärtig damit beschäftigt, die aus Grund der neuen Notverordnung des Reichspräsidenten notwendigen Verordnungen fertigzustellen. die auch den Gemeinden die Mög lichkeit geben sollen, ihr« E.ats soweit wie möglich in Ordnung zu bringen. Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. erfährt, wird das prcutzische Staalsministerium am Dienstag nächster Woche zu einer Sitzung zusammentreten, um zu den einzelnen Vorschlägen Stellung zu nehmen. Entsprechend der Notverord nung des Reichspräsidenten werden sämtliche Beschlüsse des prentzisci)en Kabinetts gleichfalls auf dem Weg« d«r Notverord nung in Kraft gesetzt werden. Opposition gegen Macdonald Oie Kampfansage der englischen Arbeiterpartei dringen nach dem Vorbild der Landgräfln von Thürin gen «nd initzuhelscn, den kommenden Monaten die schlimmste Bitterkeit und Härte zu nehmen. Aber damit ist nicht alles getan. Jede Zeit hat ihre besondere Struk tur und ihre besonderen Verpflichtungen. Wenn auch alle Hungernden ihren Laib Brot erhalten haben, wenn auch alle Tränen durch Taten der Liebe getrocknet sind, dann ist damit unsere Aufgabe noch nicht erfüllt. Wir haben nicht das Recht, die Hände lässig in den Schost zu legen und ans ein neues Nosenwunder zu warten. Vor uns steht die graste Ausgabe, gleichzeitig mit der Uebung der Caritas an den gröstcren Ausgabenkomplex heranzugehen, die Vorbedin gungen schassen zu Helsen, dast so groste Not, wie sie heute durch die ganze Welt schleicht, baldmöglichst überwunden und in diesem Ausmast, wenn möglich für alle Zukunft, ausgc- schaltet werde. Es ist unsere Ausgabe, nach Mitteln und Wegen zu sinnen, wie den letzten U r s a ch e n d e r N o t be gegnet, wie Schlimmeres verhütet und wie mit einer besseren Ordnung der Dinge eine Basis bescheidenen Wohlstandes für alle herbeigesiihrt werden kann. Es ist unsere Ausgabe, um nur noch eine der wichtigsten zu nennen, Sickernnaeu in das Sozial- und Wirtschaftsleben eiinu. Nummer 299 — 39. Jahrgang kULeiiü »mal w»LII.mUtllliftr.a!ratt»»etIag«n Heimat und ° W W W W W anj.lg.n u.SIell-ngeiuche so z. Dik ptMttNamejwk. m mm WWW WWWWWW WW W r«u. Sar«n,.I,en auberhaIb des«e,breUungSgkbNIe» W W W WWW W W W W W »V Z.dN pkM-«N°m-j-II-I.80X. BUetg.b.NVZ. Jmgall, »injUnummkr 1« 4. Cannabwd. u.EoimIagimmmer t»» 4. W W W W W W HSHi.r «rwa» «Mchl ,«d« B-ipsUchlung au, Lieferung ,on>I» -aupNchrMUtltr- Dr. ». D«»«z1>», DttSdeu, Sifüllun, Uiijkig-n. «u!Ir»g-n Legtuag v. Schadwestatd ««lchaiuuhn roll gruu» »«»den. üolksseilmw Strdatvo» vr, Sitchftsch.n >Uoir»,«l«un, D«Idaii»Mtjladi 1. PoNerUratze ID Z«rnv> M» und,1012. Nürnberg 1931 Zur 70. Veinnttversammkmg der KatheNke» De«kfchland». dl. 0. Nürnberg, die alte Reicksstadt an der Pegnitz, die Pslegestätte bester mittelalterlicher Tradition und die Erbin einer alanbensstarken blühenden Kultur, össnet zum ersten Male ihre Tore einer Generalver sammlung der deutschen Katholiken, der 7V. In der langen Reihe dieser hervorragenden Kongresse seit dem Jahre 1848 die die gesamte Bewegung und Aktivität des modernen deutschen Katholizismus getreu widerspie« gcln. Fast schien es, als ob Nürnberg da» Schicksal von Münster und Köln teilen sollte, deren in den Jahren 1914 und 1923 geplante Katholikentage der Zeitennot zum Opfer fielen. Mitten in die Vorbereitungsarbeiten der fränkischen Katholiken traf wie ein lähmender Blitzschlag die Geld- und Bankenkrise. Eine Zeitlang mag man die Befürchtung gehegt haben, die wirtschaftlichen Schwierig keiten würden eine Tagung von den Ausmaßen, die di deutschen Katholikentage allmählich angenommen haben, unmöglich machen. Die Optimisten haben recht behalten. Ans Nürnberg kam sofort, nachdem sich die Entwicklung der Geldkrise einigermaßen übersehen liest, die Nachricht: der 70. Deutsche Katholikentag findet statt. Nürnberg arbeitet unentwegt daran, allen Schwierigkeiten zum Trotz dieser Generalversammlung den grosten organisatorischen Rahmen zu geben, der die Bewältigung der ihr gestellten wichti gen Zeitaufgaben ermöglicht. Im ganzen katholischen Deutschland hat man diese Zähigkeit und diese Zuversicht der fränkischen Glaubensgenossen bewundert. Und wenn vies/eicht auch der eine oder andere Katholikentagsbesucher, der sonst nie zu fehlen pflegte, in Nürnberg vermiht werden sollte, im Geiste wird das ganze katholische Deutschland in diesen Tagen bei den Beratungen in Nürnberg sein, die cingesicht» der Zuspitzung der geistigen und materiellen Notlage unseres Volkes an Bedeutung nur noch gewonnen haben. Die Generalversammlungen der deutschen Katholiken sind ihrem ganzen Charakter nach nie bloße Revräsenta- tion, nur billige Gelegenheit zu Massenaufmärschen und Paradeauszügen gewesen. Ihr Schwerpunkt liegt in der geistigen Auseinandersetzung, im Ringen mit den Zeitfra. gen, die auf der einen Seite den Einzelmcnschen und die Familie, auf der anderen Seite die staatliche Gemein schaft und die menschliche Gesellschaft auf das engste be rühren. Gerade die letzten Katholikentage haben bewiesen, dast in ihnen immer starker der Ausbruch neuen katholischen Lebens um Ausdruck ringt. Weil die Katholikentage die Grundwahrheiten unseres Glaubens und die Grundsätze unserer Religiosität mitten hineinzustellen wagen in den brodelnden Hexenkessel der Zeitmeinungen und der geisti gen und ungeistigen Auseinandersetzungen, die unserer Welt das Gesicht geben, deshalb orientieren sich nicht nur Millionen von Katholiken und Hunderte von katholischen Organisationen an den Reden und Entschließungen der Ge neralversammlungen, deshalb sind diese Tagungen auch für alle nichtkatholischen Kreise lebendige Fanale, an denen sie unser Wollen und Können zu messen pflegen. Und mag vielleicht manche der Generalversammlungen vor 1914 in ihrem äußeren Bilde prunkvoller und repräsentativer gewesen sein als die Tagungen der letzten Jahre, so steht doch eines fest: Der Aufgaben, die an Deutschlands Ka tholiken herantraten und die nach Lösung verlangten, waren noch nie so viele und so große als in dem hinter uns liegenden Jahrzehnt. Und man muß sagen: Je größer die Sorten und Note, die unser Volk ideell und materiell zu zermürben drohen, um so größer auch für uns die Ver. aniwortung und der Ruf zu gesteigerter Aktivität und gesteigerter Kraftanstrengung. Je stürmischer und chaoti- scher die Wogen der Zersetzung und Zerstörung rund um uns, um so gebteterlscher die Forderung, die Tag für Tag an uns herantritt, alle Kräfte des Aufbaues und des Widerstandes gegen den Kulturzerfall mobilzumachen und einzusehen. Und wenn dieser Einsatz lohnend, wenn er nicht systemlos zersvlittert und vergeudet werden soll, dann ist es unerläßlich, daß die führenden Männer des deut- scheu Katholizismus zusammentreten und auf einem Podium, wie es nur die Generalversammlungen der deut schen Katholiken abgeben, in offener vertrauensvoller Aussprache von Mann zu Mann die Wege zu klären und die Maßnahmen oorzuverelten suchen, die zur Steuerung der Volksnot und zur Rettung unserer christlichen Kultur getroffen werden müssen. Diese Forderung rechtfertigt es nicht nur, Katholikentage auch in den Zeiten schwersten wirtschaftlichen Niederganges abzuhalten, sie macht es geradezu zur Pflicht, in solchen Zeiten das Feld nicht den negativen Kräften zu überlassen, von denen unser Bolk niemals wahre Hilfe und Rettung aus seiner tiefen Not erwarten kann. Als Nürnberg den Auftrag bekam, diese» 70. Ka"'n- likentag vorzubereiten, konnte man noch nicht absehen, daß diese Tagung den Auftakt zu einem Winter bilden »'''--de, dessen Sorgen sich grau in arau malen und dessen trübe Die Länder sparen Notverordnung tn Bayern «V, . . München, 28. August. DI« bayrische Staatsregierung will z u r A u sg l e i ch u n g des Haushalts 1031 «in« Notverordnung auf Gruud 'des 8 04 der Versassungsurkunde erlassen. In der Notver- wirb die Schlachtsteuer für die Zeit vom 1. Seplembcr 1931 bis 31. März 1932 erhöht. Diese Erhöhung, die siir das Pfund Frischfleisch durchschnittlich 3 Pf. beträgt, soll von den Fleisch- und Wurstwarenverkäufern getragen werden. Die Ver- ordnuna erklärt deshalb die Erhöhung der bisherigen Klein- vcrkaufsprcste für unzulässig und verbietet auch, die Steuer neben dem Verkaufspreis gesondert in Rechnung zu stellen Zum Schutz des einheimischen Geiverbes wird die Ausgleichs- steuer auf eingeführtcs Fleisch und Wurslivaren für den gleichen Zeitraum angemessen erhöht. Zur Sicherstellung der Landeshilfe für die durch Wohl- fahriserwcrbsloscnsiirsorge überlasteten Gemeinden wird weiter eine einmalige W o h l sa h r t sab gab e erhoben. Abgabe- pslichtig sind alle Personen, die am 1. September 1931 Räume in Gebäuden innehabcn, gleichviel ob sie Mieter oder Pächter sind, oder Räume im eigenen Hanse benutzen. Aus der Er höhung der Schlachtsteuer wird eine Mehr« in nähme von an nähernd 7 Millionen Mark erwartet. Der Ertrag der Wohl- sahrlsabgabe ist aus 4 Millionen Mark zu veranschlagen. Ter noch verbleibende Teil des Fehlbetrages von 17.6 Mil- lioncn Mark soll durch Einsparungen bei den Ans- gaben ausgeglichen werden. Hiervon entfallen rund 7 Mil lionen Mark auf Einsporungen bei den Personalausgaben, 0,6 Millionen Mark aus Ei-chehaliungen bei den Verivaliuugsaus- gabcn, 10 Millionen Atark aus den Sachausgabcn. Die Eiu- st-arungen bei den Sachausgaben verteilen sich aus sämtliche Haushaltsansätze, auch aus den Wohnungsbau. Die Einstmruu- gen bei den persönlichen Verwaltungsausgaben bestellen in Vorahnungen ein ganzes Volk vsnchisch schon yeute in chwcrster Weise belasten. Vielleicht mag es Stimmen gegeben haben, die unter diesen Umständen der Meinung sind, es wäre zcitgcmäs er. ans eine solche Tagung zu ver zichten und im Angesicht d.r Roilaae breit.'ster Volksschichten alle materiellen Mittel und Kräsle auf karitative Hilfs maßnahmen zn konzentrieren. Diei"r Austastung können wir nicht hunbcriprvzcntlg znstimmen. Mcin soll in diesem I Falle das eine tun und das andere nicht nntcrlassen. Man soll Wunden heilen und gleichzeitig den tiefsten Ursock n s der Not zn Leibe zu gehen versuchen. Wir stehen im Zeichen des 700. Todesjakres " - - - - "' " ' ' Thüringen. Ans sche Katholikentag j„ gestimmt. In diesem ... dost sich die LebenNaseit unserer Katkalizität on der prak- - tischen Nachfolge ihres karitativen Vorbildes erweisen i m: st. Dast es erstes Gebot jedes Katholiken ist nnd in di se» barien Wi'-ler der uns bevorstebt, erst recht sein wird, praktstck« Nächstenliebe zu betätigen, Wohltaten -- -.l, spen>"nd durch das L-iiid und n"ck m>br durch die Strasten trübe ' und Hile der Großstadt Zu «eben, vcrlönlicke Ovser zu