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klick suk Albanien Vie Sonnenblume „Ich beschwöre es, Allahs Macht ist grosz. Und anher Allah ist lein anderer Gott. Ich si»ge euch, datz Mohammed von Allah ist gesandt. Aus -um Gebete, aus zum Segen, auf!" Tagaus, tagein zittern die Wellen des gesungenen Rufes über Kruja. Der Muesstn steht wie ein Nachtfalter auf der bröckelnden Galerie des trlimmerhasten Minaretts. Niemand folgt seinem Gebot, Staub und Stein nur riefeln Antwort gebend von dem Torso der Moschee hinab. Schadhaftes Kup pelgewirr wölbt sich Über der fensterlose» Halle, in der das Farbenspiel der Teppiche längst verging und die Feuchtigkeit die letzten Ranken alter Fresken zernagt. Das Glaubensritual der Baktaschi, einer islamischen Sekte, die den Gottesdienst in der Moschee verwirft und die Andacht an den Gräbern der Verstorbenen verrichten lässt, hat die Moscheen entvölkert und dem Untergang geweiht. Eines der grötzten Bcktaschiklöster liegt vor den Toren Krujas und dehnt den Einslutz seiner sreigcistigcn philosophischen Lehre in weitem Umkreis. Mehr als dies mag die gegenseitige Hilfsbe reitschaft, zu der der Orden seine Anhänger verpflichtet zu seiner Erstarkung beigctragen haben und auch die in starren Glaubensgefctzcn Befangenen gewonnen haben. An jedem Donnerstag Abend tanzen die Bektaschi-Drrwische ihren schrvär- merisch-reltgiösen Tanz. In der dunklen Halle, in der die ver blichenen Väter des Klosters bestattet sind, flammen Lichter auf. Hohe Kerzen und kleine, zuckende Oelslammen werfen irrende Schatten aus kostbare Goldstickereien und die kunstvoll geschlungenen Kopfbilnde zu Häupten der hölzernen Särge. Büszerischc Gestalten in weihen losen Gewändern hocken auf weihen Fellen und sprechen das Gebet ihres Führers nach. Ruhig zuerst, doch in verhaltener Erregung. Wachsende Schnel ligkeit dann, zunehmende Laute, noch gefesselt vom Rhythmus, noch Gebet. Aus ein Zeichen des Schejchs erheben sich alle, knien nieder, legen die Stirne zur Erde und bilden dann, sich erhebend einen Ring, der sich in stetig steigender Erregung nach rechts und links dreht und von schrillem Heulen begleitet, die Körper immer schneller kreisen läht, bis sie in Zuckungen sich verrenken. Verzückung flammt aus uud steigert sich zu einem Taumel, der alle Erdennähe löst. Wo die Leiber ermattet nie dersinken. spendet der Scheich mit seinen ruhevollen Händen, wie aus zauberischer, Kraft, Besinnen und Rückfinden in die Wirk lichkeit. Im Klosterhos drängt sich eine Schar albanischer Weiber. Der Glaube an wundersame Segnung mit einem Sohn durch die Beschwörung des Schejs oder das Tragen eines von ihm geweihten. Amuletts lässt sie mühselige, tagewcite Reisen voll führen. Obfchon meine Kleidung nicht den mohammedanischen Verhüllungsgesctzcn Rechnung trägt, erhalte ich Einlah in das Kloster. Starr, wie das Abbild eines morgenländischcn Pro pheten hockt der greise Schejch auf seiner Lagerstatt inmitten eines kunstvoll geschnitzten Raumes. Rings um ihn kauern auf weihen Kissen weihe Mönche. Streng geschieden von dieser Insel des Ostens schickte man mir einige bunte Kisten am an dern Ende des Gemachs. Ein Diener verbirgt meine Gestalt unter einem gestickten Tuch und reicht mir, in abgemessenen Schritten vor und rückwärts schreitend, einen türkischen Kaffee, «in laues Rosenwasser, Früchte und eine Zigarette. Dann erst wird mir die Würdigung eines Blicks und eines Gesprächs zu teil. Unvermeidlich ist auch hier die Frage nach einem Sohn, dem Einzigen, das nach morgcnländischen Begriffen das Leben einer Frau zu Erfüllung rundet. Und als ich verneine, erhebt sich der Alte und legt in feierlichem Gehabe eine Quitte in meinen Schah. Die geheiligte Quitte des Klosters, das Sym bol der Fruchtbarkeit, zu dem die Frauen pilgern nm mit sei ner Berührung Kindersegen zu empfangen. Liebenswürdige Geste einer kultivierten Gastlichkeit, die über alle Nichtachtung der Frau die Ehrung des fremden, selbst des ungläubigen Be suchers stellt. Uralter, wirrer Oelbaumwald spannt eine grüne Wand von dem Klostertal zu der grauen Mauer des Gebirges. Die weihen Häuser von Kruja stehen wie erleuchtete Fenster darin, Zypressen flammen wie schwarz« Riesenkerzcn. Mittelalter überdauerte den Wandel der Zeiten. Winkelig und gedrängt schieben sich die engen Weg« ineinander, die Häuser lasten aus hölzernen Pfosten, das Aller neigt sie einander zu. Wein spinnt grüne Dächer und Loggien, bemalte Giebel recken einfältig er dachte Vilderwände dem Lichte zu unter den vorspringenden Stockwerken wallt Diimmernis. Kaum meterbreit zieht die Basarzeile. Bunte Turbane und rote Feze leuchten Uber weiten Gewändern, verschleierte und dunkelvermummte Frauen scheuen vorüber, Katzen und bettelnde Kinder reiben sich schmeichelnd au den Gewändern der Vorübergehenden. Packesel, wandernde Atarenballen, sperren die schmale Gasse. In den offenen Werk stätten klopfen die Schuhmacher und hämmern die Schmiede. In einer türkischen Kasseestube summt das Wasserbecken Uber glühender Holzkohl« im Rhythmus geistesabwesenden Wedelschlags, eine stille, gleichmässige Melodie, ohne Steige rung, ohne Beschleunigung. Eine Weise von dem unbeirrbaren Gleichmässig und der hinnehmenden Cchicksalsergebenhei des öst lichen Menschen. Der greise Moslem flammt wie ein Bild im Schein der Glut. Drauhcn gleitet das Leben vorüber, drinnen verlöscht es über dem stillen Hineinhorchen in sich selbst. Uber dem ewigen Warten, dem Fluch und dem Glilck aller Orienta len. Das Leben vergibt sie, die Unbeteiligten, und läht sic, noch ehe sie gestorben sind, zu Vergangenheitsgestalten erstarren. Ueberall hocken sie und ziehen die Eebctsperlen durch di« Finger, auch dort, wo die Ladenzeile sich ökknet. und krumm Kruja, eine Oase äes Islams gewundene Treppen zu den in Gärten gelösten Wohnvierteln steigen, und wieder Licht Uber einem Wirrsal von gebrechlichen Häusern flutet. An rieselnden Brunnen neben den steinernen Turbanen der weihen Totensäulen im Unkrautgewucher der Friedhöfe, an geheiligten Kuppelngräbern, in deren schmiede eisern« Gitter sie ein Gewimpel talismanischcr Kleiderfetzchen heften. Schicksalsmiide verrinnt ihr Leben hinter gewaltigen Toren, hohen Mauern und cngvergitterten Fenstern. Unsichtbar vollzieht sich ihr Vergehen, wie einstmals der Glanz ihres Aufschwungs. Noch ist hier dies Leise, Verhaltene, immer Wirklichkeitsferne der östlichen Welt nicht ersaht von der Hast und dem Lärm des westlichen Getriebes Nur in den Verkaufsständcn beginnt, wie überall, zuerst, der Westen zu keimen und zu gären. Der Talmikram des aus ländischen Handels, der Ausschuh europäischer Fabrikware, der nur im Orient noch absetzbar ist, weil diese kindhaften Men schen in ihrem Girren nach Fremdartig-Neuem seine Hässlich keit verkennen, liegt dort in einer Welt edler Farben- und For menschönheit. Denn alles, was das Altertum des Ostens an Kultur dem Westen voraus hatte, ist in der Volkskunst dieser Länder gebannt. Ein schmaler, gcröllter Pfad windet sich zur Spitze des Mali Krus. Ein Vektaschitischer Mönch, ein sonderbarer Heili ger aus dem IlZ. Jahrhundert liegt dort in einer Felscngrotte begraben. Ein meisterlicher Kämpfer für den Islam! In sieben Särgen und in sieben fernen Ländern leih er seinen Leichnam bestatten, damit die Pilger auf der Suche nach der wahren Ruhestätte seines Leibes die Lehre Mohammeds in weite Fernen trügen. Ein Derwisch führt mich hinauf. Sein iveiszes Gewand blüht wie eine Dcrgblume Uber grauen Abgründen. Sein Ge sicht ist dunkel und fremdartig, wie das eines Beduinen. Das Blut jener Fellachen, die von den Türken als Sklaven einge- schleppt und später sreigclassen sich mit der Bevölkerung misch ten, schlägt immer wieder, auch heute noch, rastensremd durch. Quellen lösen sich aus steinerner Umarmung und verweilen in vermoosten Becken. Je höher ich steige, um so weiter wächst Albanien meinem Blick entgegen. Müde und verschleiert brü ten die Sumpslachen an der Küste, ein Meeresstrahl durchstreift den Horizont, San Giovanni di Medua und Du- razzo liegen in muschclgleichen Buchten, düstere Läugsriicken mit Hellen F>urchen eingegrabene Flüsse verriegeln den Osten, im Süden schnellt der Tomor in die weiche Wölbung des Him mels. Drunten im silbrigen Olivengrund klebt wie eine Spicl- zeugschachtel, zierlich mrd bunt, das Hänsergcwirr von Kruja. Ein wenig abseits verrinnt das TrUmmcrgcstreu der alten Festung, um die die Heldentaten des Skanderbeg einen unver- Jmmcr nun mein Herz sich dreht Wie der Sonnenblume Runde Um den Sinn der letzten Stunde, Die im Kreis der Himmel steht. Alle Fragen reisen sacht Wie der Blume schwarze Samen. Bögel, die vorüber kamen, Merkten sich die sähe Tracht. Und so welkt des Lebens Frist Bor dem starken Himmclsballe — Doch die Bögel kommen alle, Wenn es Winter worden ist. liutti 8ciiaumann gesstick-en Mythos weben. Einzig unberührt vom Verfall ragt als ein düsterer Zeiger der türkische llhrt-urm dort, wo der junge epirotische Stammcssürst und abtrünnige TUrkeugUnitling die christlichen Albanerstämme zum Ausruhr gegen den Halbmond, zum Kreuzzug gegen den Islam um sich sammelt« und die os manische Welle fast zerbrach, sie verbluten lieh, in immer wie der siegreich abgewehrten Kämpfen. Die Rache der Türken aber wandelte diese Glaubenswa-rte des Christentums, als »ach Skandenbergs frühem Tod der Aufstand zerbrach, in eine der härtesten Zwingburgen des Islam. Noch um die Jahrhundert wende war keinem Christen der nächtliche Aufenthalt in Krujas Bereich gestattet. Ties duckt sich die Pforte, die in das Felsengrab des Sarq Saltyk Baba führt, unter hängendes Gestein. Es mag ein ur altes heidnisches Grottcnheiligtum sein. Der Felsen trapst in gewaltigen Zacken nieder. Zwischen Schutt und Geröll steht eine steinerne Grabsäule. Ein Gläubiger lieh sich in der fegen- verheihenden Rühe des Heiligen bestatten. Die Felsen ver engen sich zu schmalem Gang, ehe sie die lichtlose Grust um- schliehcn. Rur ein wundcrgläubiges Gemüt vermag die Ver senkung in den Schah des Berges zu begreifen. Christen und Mohammedaner pilgern gleicherweise von weither: ihre Opser- gabcn, lebende Lämmer, Feldsrüchte und Kerzen bereichern die Mönche im Talkloster. Als ich die Bcrghöhle verlasse, schlägt eine Lahe von Westen her Uber das Land. Ganz Albanien brennt. Das Ge birge flieht in züngelnder Glut, wie eine Flamme wächst das Gewand des Derwischs aus dem Boden, die Sonne taucht aus liladurchdunstetem Himmel ins Meer, aus der Talsohle steigen die Dämmerungsnebel wie schwebende Gestalten. Veut8<Mailrl8 jünMe 1al8perre Die 8oseta?sperre im HsrL — l'rinIt^vaLservLrLorzunzf' ttoctivvsssersckutr, eiektriseker 8tiom Die Sösetalsperre bei Osteroke im Harz ist vollendet. Am 15. September wird die Eröffnung dieser grössten deutschen Trinkwasserspcrre stattsindcn. Das Bauiverk ist von den Harzwasserwerken der Provinz Hannover in dreijähriger Arbeit hergestellt worden. Die An lage besteht aus Vorspcrre, Hauptsperre und llntcrwasjcrbecken. Die Hauptsperre hat bei einer Länge von über !i Kilometern und einer Breite von MO Metern einen Inhalt von mehr als 24 Millionen Kubikmetern,' Vorsperre und ilnterwasserbccken enthalten 0,75 Millionen Kubikmeter bzw. 0,25 Mill. Kubik meter Wasser. Trinkwasserversorgung, Hochwasserschutz, Aufhöhung von Niedrigwasser und Gewinnung elektrischen Stromes ist der Aufgabenkrcis der neuen Harzsperre. Die riesenhafte Anlage, bei deren Schöpfung neueste Errungenschaften von Wissenschaft und Technik angewandt sind, ist nur noch durch ein Krastlverk zu ergänzen, das im Lause der nächsten Monate unlvcit des llnterwasterbeckens ersteht. Das Gelände der Sperre, das sich -l Kilometer von Osterode in einer Ausdehnung von 500 Morgen erstreckt, ist in den schön sten Teil des Ciidwestharzes eingebettet. Zwischen Bergen und Tälern sind hier wie durch Zaubcrhand drei übereinander ge lagerte Seen entstanden, die den intimen Reiz dieser Harzland- schast noch wesentlich erhöhen. In einer Höhe vo» etwa 500 Nietern verliert sich der Blick in die tiesen Tannenbestände ver träumter Harzwälder, steigt aus der einen Seite zu der 850 Meter hohen Hanskiihnenbnrg empor und erreicht aus der anderen Seite den Solling in den fernen Weserbergen. Das U n t e r wa s s c r b e ck c n tritt beim Besuch zuerst in Erscheinung. Hier wird der Ausgleich geschasjcn zwischen de» Wastermcngen, die aus der Hauptsperre oder den, Krastwerk ab gegeben werden, uud dem Master, das der Söse zum Antrieb vielfacher Räderwerke zufliesst. Der unbefangene Zuschauer ahnt von diesem komplizierten Mechanismus nichts. Er sieht einen modernen Badestrand hier erstehe», der im nächsten Früh jahr sich in nichts von anderen Freibädern untersck-ciden wird. Im Wasser des Beckens, das eine grünlich blaue Färbung hat, spiegeln sich die Tannenwälder. Boote schaukeln am lljer. Von einem Cas« und einer Terrasse aus der Anhöhe, deren Bau bc- Vorsicht, sieigr man muyetos zum Badcstranv htnav. Das all mähliche Ansteigen und Fallen der Wasser, durch den Betrieb und leine Erfordernis!« bcrvoracrusen. täuscht die Erscheinung von Ebbe und Flut vor; auch Iaht sich durch die dauernde Luft bewegung am Strande ein merklicher Temperaturunterschied zwischen Osterode und dem Taisperreugclände scstitellen. Die Haupt sperre ist von dem Unterwasierbecken durch einen 50 ÄkLter hohen Damm getrennt. Der Erddamm erscheint als ein Bergrücken, der zur Krone des Dammes aujwächst, die in 500 Meter Länge und 8 Meter Breite das Gesamtbild in leuchtend weitzen Farben beherrscht. Das kalte Mauerwerk des Dammes hat durch Anlegung von Rasenflächen den Charakter grünender Matten erhalten. Von der Dammhöhe, in deren Nähe ein grotzer Parkplatz geschaffen wird, blickt man zu de- Hauptsperre hinab. Hier, wo Trinklvasjer ausgejpcickfert ist gilt strengste Absperrung, und cs gibt keine Möglichkeit, an dii Hauptsperre heranzukommen. Dasllr aber dehnt sich eine un- gleich mächtigere Wasserfläche in stiller Schönheit aus. In einer Entfernung von vier Kilometern, an Höhen uud Bucksten vorüber, liegt die Bor sperre. Zum dritten Male wiederholt sich das Bild, auch hier gleitende Wellen auch hier tiefe Wälder. Während aber die beiden anderen Becke» nur von Tannenwäldern umrahmt sind, verliert fick» die 800 Meter lange Atzrssersläche der Vorsperre im Krün von Waldwicscn und hat dadurch den Vorzug besonderer landschastlicher Lieb lichkeit. Eine neuangelegte Fahrstrage, die in Serpentinen über der Sperre verläuft, bildet eine reizvolle Ergänzung der neuen Schöpfung in Mariental, von dessen Höhe die alte Stadt Osterode die „Moosrosc des Harres", mit ihren roten Dack-crn aus dem Grün ihrer ii'>" " '''»'leuchtet. il 8. * UNO Inhrselcr der Liebsranenkirche in Oberwcsel. Da» OOOiährige Jubiläum der Liebsranenkirche in Ober- w eseI, das am Sonntag begangen wurde brachte eine Reihe festlicher Veranstaltungen. Jur Mittelpunkt der Feier stand das feierliche Pontifikalamt in der Liebsranenkirche. zu dem Oberpräsident Dr Fuchs. Landeshauptmann Dr Horion und Rcgierungspräiident von Sybcl erschienen waren Die Festrede hielt Prälat Walter Koch aus München Nack> Beendigung des Hockzamtes hielt Bischos Dr Born.'wasser eine Ansprache, in der er aus die Bedeutung des Taaes bin«,»» Die Torgauer Scksiofststrche, die im Fahre 1541 nach Lulhers Angaben erbaut wurde und die erste evangelisckze Kirckze in Deutschland war, soll zu cin«m L u t h« r d e n i> in a l umgebnut werden.