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2dl Süchsische Dvlkszeilung ro u«g«l» «u, Bischof Gröber in Nürnberg Kirche und Kunst Nürnberg. 28. August. Aus Veranlassung der Arbeitsgemeinschaft zur religiösen Prriiesung des künstlerischen Schassens und der Ausstellungs kommission für katholische Gegenwartskunst sprach in der Städti schen Galerie im KUnstlerhaus der Bischof von Meißen Dr. Gröber über „Kirche und Künstler in der Gegenwart". Der Redner führte aus. der Künstler sei «in Former und ein Gestalter, der das Schön« innerlich erlebe und In farbige Töne kleide. Gerade die Kirche sei es, die da- künst- lerische Auge und Talent befruchte und entwickele. Die Kirche versetze den Künstler in die wunderbare Stosswelt der Ideen, Gestalten, Taten und Gefühle des Christentums. Die katholische Kirche habe kein Schönheitsideal ausgestellt. Sie wolle katho lisch und allgemein sein. Sie wolle für alle sein, selbst wenn sich die Echönheitsbegrisfe und Anschauungen änderten. Eie habe sich daher nicht auf irgendeinen Stil festgelegt. Sie lehne das Neue nicht ab, trete aber dem Neuen mit einer ge wissen Vorsicht entgegen. Der Künstler müsse aber immer in Uebereinstimmung mit dem christlichen Wahr heitsempfinden sein« Objekte darstellen. Kirchliche Kunst müsse deshalb Gemüt und Herz haben, müsse fromm sein, um den, Ewigen das zu geben, wozu die Hand und der Geist des Men schen fähig seien. Endlich müsse die kirchliche Kunst dem Wesen der Kirche selbst, der Tradition angepaßt sein. Schon daraus ergebe sich kein revolutionärer Abbruch, sondern ein Weiterbauen oder ein W e i t e r w a ch s en. Professor Dr. Holzinoister- Düsseldorf brachte mit seinem Vortrage „Moderne Kirchenkunst" vor allem die neuen architek tonischen Gesichtspunkte mit zahlreichen Lichtbildern Wirkung», voll zur Geltung. Oer Empfang des Nuntius Nürnberg. 28. August. Za der Stadt herrscht heute ein außerordentlich rege» Treiben. Der Zustrom von Fremden hat bereits kräftig eingesetzt. Die Ausschmückung der Strotzen ist beendet. Vor mittags um 10.45 Uhr traf der Apostolische Nuntius Vasallo di Torregrossa von München kommend hier ein. Er wurde in der mit Blattpflanzen geschmückten Osthalle empfangen. Unter den Erschienenen bemerkte man Erzbischof von Hauck, Ministerpräsident Held, vom Präsidium des Katholikentages Lberinndesgerichtspräsident Hahn, Baron Morra u - Passau, und Stadtrat Losser - Breslau, sowie die Präsidenten der verschiedenen Kommissionen und des Nürnberger Lokal komitees. Nach Vorstellung der erschienenen Herren nahm der Nuntius neben dem Ministerpräsidenten Held in der Mitte der Osthalle Platz. Oberlandcsgerichtspräsident Hahn, sowie der Erzbischof von Hauck dankten dem Apostolischen Nuntius für sein Erscheinen und hietzen ihn im Namen der Katholiken Nürnbergs und des Deutschen Katholikentages herzlich willkommen. Al» der Nuntius den Bahnhof verließ, wurde ihm von de- Menge «in beg«ist«rter Empfang bertitrt. Im Kraft wagen begab er sich hierauf nach d«r Frauenkirche am Hauptmarkt, wo der kirchlich« Empfang stattfand. In d«r über stillten und sestlich erleuchteten Kirche hatte zu beiden Seite de» Haupteingangs di« katholische Jugend mit ihren Bannern Fahnen und Wimpeln Aufstellung genommen. Der Stadt Pfarrer der Frauenkirche, Domherr Egenhoeser, bewtll kommnet« namens der katholischen Geistlichkeit und der Katho liken Nürnberg» den hohen Kirchensürsten und bat ihn, dem Papste zu sagen, daß di« Katholiken Nürnbergs und Deutsch- lands treu und sest zur katholischen Kirch« stünden, worauf er den apostolischen Segen erslehte. Nach Erteilung de» aposto- iislhen Segens verließ der Nuntius das Gotteshaus. Oie große Elternversammlung Nürnberg, 27. August. Die am Donnerstagabend im Rahmen des Katholikentages einberufene Elternversammlung im Nürnberger Velodrom ge staltete sich zu einer machtvollen Kundgebung für die neuen Wege, die der Katholizismus für di« Erziehung des Kinde» verlangt. Es war vor allem die Wiederherstellung der vollen elterlichen Autorität, die dem Referat des Stadtpfarrers Thomas Stadtler, München, «ine besonders eindringlich« Not« verlieh. Hier müsse der Kampf gegen den zersetzenden Geist der sozialistischen Theorien ausgenommen werden. Da» Kind dürfe in den Eltern nicht die Hemmnisse seines Lebens willen», sondern nur die verständnisvollen Förderer seiner Entwicklung sehen lernen. Es gelte hier vor allem, getragen vom Geist Christi, dem sittlichen Verfall einen hohen Damm entgegenzusetzen. Das Kind müsse zur Selbstver- antwortlichkeit und zur inneren Reinheit er zogen werden. Die Augen müßten wiederaus gemacht werden für die hohen Aufgaben der Ehe und? Familie, für die innere Mensch- Werbung und für ein Leben im Sinne kirch licher Kultur und Gesittung. Scharf wandte sich der Pfarrer Stadtler gegen die eingerissenen Unsitten, die zu einer Gefährdung jeglicher Keuschheit und Selbstzucht geführt hätten. Unter dem Beifall der nach Tausenden zählenden Zu hörerschar zählte der Redner die fundamentalsten Forderungen der katholischen Kirche zur Erziehung des Kindes auf Vor allem soll« hier die Arbeit der Eltern erleichtert und im Grunde erst ermöglicht werden durch die katholische und über haupt die christliche Schule. Nur der christliche Lehrer mit seinem warmen Verständnis für da» Seelenleben des Kindes könne hier ein wahr haftiger Förderer und ein wirkliches Vor bild sein, nicht die experimentelle Ein stellung des Sozialisten, der in den Kinder« seelen nur die unendlich verhängnisvollen Widersprüche grotzziehe., die das Kind slpäter dem Untergang und der schlimmen Diesseitig- keit auslieferten. Das ganze Erziehungsleben, wie Elternhaus und Schule, müsse von katholisckxm Geist durchatmet sein. Schon in der Wiege müsse dieser Einslutz einsetzen, um nachher in dem werdenden Menschen alle Momente zu schassen, das eigene Leben zu wecken. Anschließend wurde der Vorsitzende der Versammlung, Reichskanzler a. D. Marx, anläßlich des 20jährigen Bestehens der von ihm gegründeten katholischen Schulorganisation von Sr. Exzellenz dem Erzbischof von Bamberg gefeiert. Seiner Wirksamkeit sei cs zu verdanken, daß der Kampf um die Seele des Kindes mit der Aussicht auf den endlichen Erfolg geführt werden könne. Reichskanzler a. D. Dr. Marx dankte für die Glückwünsche der Versammlung nnd gab in kurzen Um rissen einen Ueberblick über die Entwicklung der katholischen Schulorganisation. Sie werde in ihrer Arbeit fortsahren zum Wohle des Volkes und Vaterlandes. Sie sei national, aber beherrschend bleibe doch der katholische Gedanke, der sich Uber die Welt erstrecke und damit universelle Bedeutung besitze. Student und Katholizismus Nürnberg, 27. August. In der vom Caritas-Verband für Akademiker einberufenen Versammlung sprachen Pater Dr. N i e l e n - Frankfurt a. M. und Frau Ministerialrat Dr. Helene Weber Uber die Struktur des heutigen Akademikers und der studierenden Frau. Die gewaltige Weltkrise treffe den einzelnen wie die Gesell schaft und habe zu einer furchtbaren Proletarisie rung der akademischen Jugend gefühlt. Mit der Erschwerung des Studiums durch die soziale und wirtschaftliche Not gebe Hand in Hand das Ueberbandnebmen eines Vildunas- roahn», der nicht mehr der Wissenschaft und dem Beruf, sondern lediglich dem reinen materiellen Interesse und der Negierung der Menschlichkeit gelte. Diese reine Diesseitigkeit sei di« Grundlage der Caritastätigkeit. Schon bei der Auslese hab» dies« einzusetzen. Dies« Auslese müsse getroffen werden nach der Herkunft des jungen Akademikers aus der christlichen Familie, die seiner Berufsarbeit auch mit innerer Teilnahme gegenüberstände, und nach dem Ziel, das nur in der Erfüllung des Berufes als Vildungsmoment reinen Menschentums und der Wissenschaft als Ausdruck höchster Kultur bestehen könne. Man müße mit diesem Ringen der Jugend nach neuer Form, nach einem neuen Leben rechnen. Man dürfe nicht alles, was ge schehe, mit dem Begriff der Sünde abtun. Die Jugend wieder z« einem wahren christlichen Menschentum zu erziehen, ihre« Leben Reinheit und Inhalt zu geben, da» sei da» hohe Ziel de« akademischen Caritas, in der die Jugend Seit« an Seite mit der geistlichen Führerschaft arbeiten müsse. Berheihungsvoll« Anfänge seien bereit» da. Sie zur Reise zu bringen, sei «in« gewaltige Ausgabe, an deren Ende die Freiheit und di« «ultu» der Nation ständen. Das Elisabeth-Oratorium Das Programm d«s Katholikentages am Donnerstag fand seinen Abschluß in einer glanzvollen Auiführung des Oratoriums „Die Legende der Heiligen Elisabeth" von Franz Liszt, die unter der Stabführung dem Dom kapellmeisters Valentin H ö l l e r-Bambrrg eine zahlreich« Zuhörerschaft in ihren Bann zog. Am Spätabcnd erstrahlten die alten Straßen und die ehrwürdigen Bauwerke Nürnbergs im Glanz der Scheinwerfer und boten in dem Schimmer ihrer großen Vergangenheit ein Bild von der ungebeugten Kraft deutscher Kultur und Grütze. ! Oer Katholikentag im Mitteldeutschen Rundfunk Am Sonlag. dem 30. August bringt der miUeloeutjche Sender in der Zeit von 9 bis 9.80 Uhr einen H orber: cht vom F e st g o t l c s d i e n st des deutichen Katholiken tages 1981 in Nürnberg, silebcrlragung von oem Ltayerischen Rundfunk, Mlinchcei.) — Mitwir Kendo: Großer Frslchor svereinigte Kirchenchüre, Iugendchöro nnd die kathol schon Verein« der Stadt« Nürnberg und Fürihf. Die rwroimglen Militärkapellen 'Nürnbergs. Leitung: Akademieprofessor Tom- kapellmc'.ster Ludwig Berberich, München. Sprecher: Direktor Bernhard Marschall, Köln. Programm der U eb c r l rag u n g : 1. Einleitung: Giockiengcläute und Orgelvorspiel „Ecce Eacerdos", deutsche Worte von Wilhelm Daussenbach, komponiert von Josef Haas. München, für ein stimmigen Chor mit Blasorchester. 2. Feslpredigt: So Exzellenz Dr. Iaeobus von Hauch, Erzbischof von Bamberg. 3 Pont!« fikalmesse: Sr. Exzellenz des Hochwindigsten Apost. Nuntius A. Vasallo die Torregrossa, Erzbischofs von Eines«. „Festmesse", liturgische Kantate nach Worten von Wilhelm Daussenbach. kom piliert von Josef Haas, München, für einstimmigen Chor mit Blasorchester. 1 Schluß: Orgelnachspiel. * Monsignore Dr. Nolenc gestorben. Der Führer de« Römisch-Katholischen Staatspartei, der größten Partei Hol lands, Monsignore Dr. Nolens, ist hier im 71. Le bensjahre gestorben. Der Verstorbene, der auch Mitglied de» Staatsrates und Führer der katholischen Kammersraklion mäh stellte im politischen Leben Hollands eine sehr einflußreich« Persönlichkeit dar. Er beteiligte sich wiederholt an den An beiten des Völkerbundes als ständiger holländischer Delegierte» für die internationale Arbeitskonserenz, deren Vorsitzender et 'm Jahre 1926 war. as eine )ört, ncnd Pallinis Altar, den Durer tu Venedig tu der lZlrarl-Klrche ae« >"-«n hatte, wird Vie Erweiterung zu jenem Zyklus der „vier iresftichcn Männer" beschlossen, mit deren Stimmen Dürer noch L' ocn heutigen redet. Noch 1525 entwirft Dürer den Io- »nnes — die Zeichnung ist heute in Bayonne — und macht sich ^>bald an die Ausgabe, den ziemlich fertigen Philippus zum Paulus umzugestaltcn. Im Herbst 1526 wurden die Tafeln voll- fdet dem Nürnberger Rat „zu einer Gedächtnis verehrt", wo- sich dieser mit einer Gegengabe von 100 Gulden für Dürer v- für seine Frau und zwei für seinen Knecht erkenntlich zeigt Der Schreibmeister Johann Neudöriker. der in Dürers Werkstatt die Unterschriften der Bilder ausfllhrte, versichert in leinen Aufzeichnungen, daß man in den heiligen Johannes, Pe- Irus, Markus und Paulus „eigentlich einen SLngumicmv, Lolcri- cum, PHIegmaticum er ^lclunciwlicum" erkennen mag. Mit Hilfe dieser vertrauenswürdigen Angabe gibt Panossky» scharfsichtige Untersuchung dem Planwechsel von 1525 seinen tieferen Sinn. Mit jener Erweiterung des Darstcllungsprogramms hob Dürer die Bildidee in den Bereich der vierstufigen Systematik empor, die seit dem klassischen Altertum die Winde und die Naum- dimensionen, die Jahreszeiten und die Lelvnsalter, die Ele mente des Univerpims und die „Humores" des menschlichen Körpers beherrscht hatte. Es entstund eine Darstellung, die unter dem Aspekt der „heiligen Vierzahl" die Formen des reli giösen Verhaltens gleichsam als einen vierstufig geordneten Kosmos veranschaulicht und sie mit vier verschiedenen Lebens altern und vier verschiedenen „Veranlagungen" organisch ver bunden zeigt. Wie Panossky aus Grund der alten Tempera ments Beschreibungen nachmeist, ist der jugendliche Johannes mit der „reinlich roten" Gesichtsfarbe der Sanguiniker, der jüngere Mann Markus mit der galligen, beinahe ins grünliche spielenden Farbe der Choleriker, der ältere Mann Paulus mit dem dunkelbraunem Gesicht der Melancholiker und der Greis Petrus mit der Hellen Gesichtsfarbe der Phlematiker. Die mittelalterliche Temperamentenlchre hatte die sanguinische Ver anlagung als edelste und ausgeglichenste bevorzugt: dagegen er wählte der Humanismus der italienischen Renaissance das melancholische Temperament, das bisher als das böseste gegolten hatte: was früher nur als träger Dumpssinn und trübselige Menschenscheu betrachtet worden war. wird jetzt als ein erhabe ner Hang zu stolzer und tiefer Betrachtung gefaßt, der als di« Vorbedingung aller großen geistigen Leistungen, ja als di« etaentlickm Quelle des ELnies erklärt wird^ Dieser neuen Me« Die Entstehung von Dürers Aposkelbil-ern wehclmrat Dörnböffer, der Generaldirektor der TZay- kischen Staatsgemäldesammlunaen. hat in der Münchner Pinakothek von Dürers Apostclbildern Röntgenaufnahmen machen lasten, um die Frage nach der Entstehung der Merke zu klären. Schon vor 25 Jahren hatte Prof. Karl Voll gewisse Unstimmigkeiten und Umarbeitungen an den beiden großen Tafeln sestgestcllt. Und neuerdings hat Pros. Erwin Panofsky, der Hamburger Kunstgelehrte, eine neue Unter suchung der Probleme, die Dürers berühmteste Bilder stellen, in Angriff genommen. Die Röntgenstrahlen haben dafür keine Lösung gebracht. Das Unternehmen scheiterte an der dicken - Schicht bleihaltiger Mennige, mit der die Rückseite der Mün- chener Tafeln bedeckt ist und die die Strahlen dermaßen abblen- delc, daß von der Malerei der Vorderseite schlechterdings nichts zu erkennen war. Die Röntgenaufnahme hatte nur tn Ergebnis, daß am oberen Rande, wo die Mennigsthicht aufh die Reste einer bisher nicht beachteten Inschrift, anschein .. Paulus" hervortraten. Der Mennig-Anstrich macht auch die Holzmaserung der Tafeln unsichtbar, und so ist cs unmöglich, kestzustellen, ob die jetzt wieder mit den Bildern vereinigten Unterschriften von Dürer sorgsam gewählter Sprüche auf nach träglich angesügte Bretter geschrieben ivorden sind. — Diese Schrifttafeln enthalten, wie Prof. Ernst Heidrich aufge- klärt hat. Dürers zornigen Protest gegen die Ausartungen der Reformation, der aber in einem Festhalten an deren Ursinn begründet ist, seine Absage an den Geist der „Schwärmer" und ihres Nürnberger Führers Hans Denck. Bei Gelegenheit der Röntgenuntersuchung sind aber n Ser Pinakothek Photographische Einzelausnahmen der Bilder Dürer« hergestellt worden, und mit ihnen hat Panofsky zu einer mittelbaren, aber nicht minder naturwissenschaftlich-exakte Methode gegriffen, die freilich nur bei einem so gewissen'. <;! verfahrenden Künstler wie Dürer Erfolg versprach. Die beide' Tafeln, die der Nürnberger Rat als eine freiwillige „V- ehrung" ihres Schöpfers «ntgegennehmen durfte, sind sthon ,... sofern rätselhaft, als nt« zuvor ein Künstler Werke solchen Aus- makes obn« festen Auttraa <"'aekübrt Kat. Vanostkvs Unter ¬ suchung, die er kn dem kjetzt lm Münchener Berlage Knorr und Hirth erscheinenden) „Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst" veröffentlicht, klärt nun die Entstehung auf. Dürer, der feine Kupferstiche von Aposteln stets paarweise hergab, gedachte lm Iabre 1V23 ein solche» Paar erscheinen ui lallen: Philippus und Jacobus den Jüngeren. Zu beiden sind seine Zeichnungen er« halten. Panossky hat den Kopf der in Wien bewahrten Phi lippus-Zeichnung und des danach von Dürer geschaffenen Stiches mit dem Paulus-Kopf des Münchner Bildes auf photo graphischem Wege zur Deckung bringen lassen, so daß die erhal tenen Negative übereinander kopiert werden konnten. Dabei stellte sich heraus, daß der Münchner Paulus ursprünglich eben fcner Philippus war. Am Bilde selbst und an der im Berliner Museum bewahrten Kreidezeichnung zum Paulus-Kopf lasten sich in nachträglichen Ueberarbeitungen Dürers Aenderungen, die aus einem Philippus mit dem Kreuzstabe, mit kurzem Boll bart einen Paulus mit dem Schwert, mit langem Vollbart machten, stufenweise ablesen. 1523 läßt Dürer den Philippus- Stich liegen und verdeutlicht ihn erst 1526, indem er das Datum, wie auf dem Blatt kenntlich verbessert. Diese Arbeits unterbrechung bestand nach Panossky in der Erteilung eines Auftrags aus einen großen dreiteiligen Altar, dessen Mittel- teil wohl die von Durer in einer Fülle von Zeichnungen vor bereitete „Maria mit vielen Heiligen" darstellen sollte für des- en Seitenteile aber rechts sicher ein Philippus, links ,vahr- cheinlich ein Jacobus gefordert war. Dürer faßt den Entschluß, >eu grandiosen Philippus des Stiches in ivesentlich unverän derter Form in den rechten Flügel des Altarwerkes zu über nehmen. Auf diese Weise entsteht die eine Aposteltafel, mit Philippus allein. Doch im März 1525 tritt der Nürnberger Rat offiziell zur Reformation über: der Auftrag für das Altar werk wird gegenstandslos, und Dürer sieht sich plötzlich in die für einen Künstler seiner Zeit unerhörte Lage versetzt, zivei Bilder größten Ausmaßes, von denen vas ein* so gut wie voll endet war. entweder gänzlich aufzugebcn — oder aber als lein eigener Auftraggeber mit einem selbstgcwählten Inhalt erfüllen und auf eigene Rechnung zu Ende führen zu müssen. Da leiht dieselbe religiöse Bewegung die Dürers alter Planung ihren Zweck und Sinn entzogen hatte, einer neuen Planung den Antrieb. Die zwecklos gewor- ' -men Tafeln werden zum Dokument einer persönlichen Ueber- ,»Mzung, ja zum Mahnruf an die Obrigkeit des Vaterlandes. !k»ü 1» erster letzt emvortauckender Erinnern«» an Giovanni