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Für christliche Politik und Kultur Der 70. Deutsche Katholiken-Tag Die Eröffnungs-Versammlung Vertagung der Abrüstungskonferenz? (Berichte über die Vorlogung des Katholikentages. ins besondere über die R e d e B i s ch o f Gröbers, bringen wir im Innenblatt.) In Genf siebt mon demgegenüber in maßgebenden Krei sen des Völkerbundsjekretariats nuf dem Standpunkt, dog die ongesührten Himveise eine Berschiebung der Konferenz nicht rechtfertigen. Man fürchtet bier offenbar, das; auck eine kurz- fristige Vertagung bei den Völkern den letzten Rest des Ver trauens in den Abrüstungswillen der hochgerüsteten Regierun gen vollends zerstören könnte. «elchiiftsftrll«, tvrmt ».'Verla, > Germania. ftrVtrlasundDnicker« t.giliale Dresden, Drssben-«.!. Peltrrl «ratzet?. gernrntSlSlL «asttchecktant» Dresden E Bankkonto Sleadtsanl Deesde» Ar S17l» Washington, 2d. August. In hiesigen Regierungskreisen iverden die aus Europa kommenden Meldungen, das; mit einem Aufschub des Datum - der Genfer Abrüstungskonferenz gerechnet werden müsse, mit einem Gefühl starker Enttäuschung anfaenommen. Unterstaalssekretär Castle erklärte, das; man in Washington eine Verschiebung der Konferenz ganz auherordentlich bedau ern würde. Gerade im jetzigen Augenblick, da die wirtschaft lick>e Lage in allen Ländern zu möglichst grohen Euisckränlinn gen der Ausgaben zwinge, müsse eine Verringerung der Rü stungsausgaben mit allen Kräften erstrebt werden, Amerika Haffe daher immer noch, das; das ursprüngliche Dalum cinge halten würde. Natürlich werde es sick aber, wenn der Völker bundsrat einen gegenteiligen Entschlus; fassen sollte, nicht aktiv dagegen widersehen können. 0t«daM»n »i, Laa>ttta>«n Wölks,eieunp Dresben-AUitad« l BotierNratzc <1. r-rnrn --MX und 'IM-!. Gandhis Abreise nach Simta, 2» Augulk. Trotz strömenden Regens hatte sich eine tauseudiöpsige Menge bei der Abrrtle Gandhis nach Bombay am Bahnhof eingesunden, um von ihm Abschied zu nehmen. kkntcr den Per sonen, die Gandhi »ach London begleiten, befinden sich fein Sohn Dcvadas Gandhi und Fräulein Slade, eine Englände rin, die seit mehreren Jahren begeisterte Anhängerin des indi schen Führers ist. — Die Nachricht vom Einverständnis zwischen Gandhi und dem Bizelönig kam um 8 Uhr ?0 nachmittags ganz unerwartet in dem Augenblick, wo nach einem Tage erfolg loser Besprechungen fast srd« Hoflnnng ausgegeben worden war. Der Oberbürgermeister von Nürnberg, Luppe, führte aus, nicht nur t»er katholische Bevölkerungsteil, auch die übrige Bevölkerung begrübe den Katholikentag herzlichst. Die seelisckp: 9tot unserer Zeit könne nur überwunden werden, wenn die sittlichen Kräfte stärker seien als ihre 'Nöte. Wir mühten uns darüber klar sein, das; wir diese Nöte nur dann überstehen könnten, wenn alle, die es gut meinten, mit ihrem Bolke und Vaterland«, ohne Rücksicht aus Konsession und Weltanschauung in diesem Kamps« um die sittliche Erneuerung des Volkes zu- sammenstünden. Ter Präsident des Katholikentages, Reichstags abgeordneter Joos gab in grohen Umrissen einen ge schichtlichen Rückblick der katholischen Bewegung und über die Ziele der Katholikentage im allgemeinen. Er betonte mit be sonderem Nachdruck die Pslicht der christlichen Nächstenliebe ohne Ansehen der Partei. Durch alle Beratungen und Be schüsse ziehe das Bild der Heiligen Elisabeth. Schließlich wurde »och ein Huldigungstelcgramm an den Reichspräsidenten van Hindenburg abgesandt, dem der Katho likentag seine Grütze entbietet. Katholikentag und Anslandsdeutschtum Nürnberg, 2d. August. Am Frcitagnachmittag sand im Nahmen des Katholikentages eine Feslvcrsammlung des Reichs verbandes für die katholischen Ausländsdeutschen im grohen Saale des Rathauses statt. Der Präsident des Ver bandes begrützte besonders die M'rtrctcr des Verbandes für das Deutschtum im Ausland und kennzeichnete das Wirken der beiden Verbände als brüderliche Zusammenarbeit mit dem gleichen Ziel. In seiner Festrede schilderte Prälat Dr. Schrei- ber-Münster das Verhältnis der Kirche zu dein deutschen Volkstum. Er gedachte der Friedensverträge mit ihren wider sinnigen Grenzziehungen und stellte ics«. das; dadurch und durch die psychologische Einstellung der ,.Siegerinächte" das deutsche Volkstum sich wieder aus sich selbst besonnen habe und unter beivnhter Abkehr von jeder Unnatürlichkeit in erdgcbundencr und sachlicher Form den Kamps um sein Dasein aufnehme. Die Kirche stehe in diesem Kampfe auf der Seite des Volkstums. Brünings System Pon L. K. Die zunehmende wirtschaftliche Notlage, die wieder holten überaus ernsten Ausführungen des Reichskanzlers, zuletzt auf der Zentrumssraktionsjitzung in Stuttgart und gegenüber dem Berliner Cheskorrcfpondenten der Unitkd Pretz, dies alles auf den düsteren Hintergrund dec unge heuren Schwierigkeiten selbst Englands und Amerikas, machen cs begreiflich, wenn die Stimmen im Polte immer lauter fragen: Wohinder W eg? Der lomplizierte Me chanismus eines modernen Staatswesens nnd seiner welt verbundenen Volkswirtschaft macht es selbst gebildeten Urei- scn, nnd erst recht dem einfachen Mann aus dem Volk immer schwieriger, ja uumöglich, allen M a s; n a h m e n der Negierung einen bestimmten Sinn abzngewin- ncn, ihren inneren log. chen Zusammenhang zu sehen. Die im Juli dieses Jahres zum Teil binnen Tagestrist ein ander jagenden Notverordnungen über den Gcldvcrkchr, die inzwischen dank ihrer erfolgreichen Wirksamkeit wieder ausgehoben werden konnten, liehen, eben infolge ihrer schnellen Folge, die meisten Staatsbürger kaum sich dar über klar werden, an wenhem Abgründe wir gestanden. Die kaleidoskopartig wechselnden Gebiete der ost hart eingreifenden Ncgicrungsmatznahmen ver wirrten vielen den notwendigen Blick fürs Ganze. Selbst grotze Blätter, wie die Leipziger Neuesten N a ch r i ch t c n , die erst vor kurzem die Kurzsichtigkeit der Nechtsopposition geigelten, können dieser Gefahr erliegen. So schreibt das Blatt am 27. August: „Wir wollen wissen, wohin die Ncise geht.... Kann sich jemand Brüning vor stellen, wie er das für den Staat Notwendige tut in osse- nem Widerspruche zur Zentrumspartci? "Nach dem, was über sein müdes und vergrämtes Austrcten in Stuttgart durchgesickert ist, doch weniger denn je!" Vorher wird auf das „vorbildliche Verhalten" des englischen Königs rn der Ncgierungskrise verwiesen und betont, das; auch Hinden burg dazu sicher imstaude wäre, „wenn er nur die Manner fände, die dem Staatsoberhaupt als aussührende Organe nun einmal unentbehrlich sind". D a h ö r t f i ch d c n n d o ch v e r j ch i c d e n e s a u s, Wohin die Reise geht?? ? "Nun, das sollte seit dem Negiei rungsantritt Brünings am !I0. März 1!>!M doch jedem Sehenden klar sein: das Ziel ist innenpolitisch Sanierung unserer Finanzen nnd als Voraus setzung dafür eiserne Sparsamkeit in Reich. Län dern, Gemeinden und Privatwirtschaft, aussenpoli tisch d i e N e v i f i o n d e s P o n n g p l a u e s u n d d c s Vcrfaille r S chanddittates aus dem einzig mög lichen Wege der verständigen lleberzeugung unserer einsti gen Kriegsgegner. Gegenüber den Irrtümern der össent- lichen und privaten Wirtschaft in den Jahren nach l!>2.) („Wir sind über den Berg") durch überspannte Kreditauf nahme und vielfach unüberlegte Ausgaben sind schon be merkliche Fortschritte erzielt: gewaltiger Abbau der P e r s o n a l a u s g a b e n von oben bis nuten, wobei frei lich manche leitende Stellen der Privatwirtjchajt noch viel zn wenig dem Beispiele der Negierung gefolgt sind, D u rch- Prüfung der S o z i a l a u s g a b e n nach den Grund sätzen einer vernünftigen Finanz- und Voltsmoral (lieber ein Weniges gesichert für jegliche Not, als ein Zuviel, das schlicsjlich zum völligen Zusammenbruch unserer Vcrsiche- rungskörpcr führen mutz!). E i n s l n s; auf die Lau der und Gemeinden, die als Kostgänger des Rei ches teilweise noch allzu leichtsinnig im Ausgeben waren, durch die letzte Notverordnung, ihren Geldbedarf durch schärfere Drosselung der persönlichen Lasten zu decken. Es wird für den zukünftigen Geschichtsschreiber stets ans W undcrbare gre n zcn , das; Deutschland in diesem Krisensommcr seine -1 Millionen Arbeitslose durchhaltcn konnte, obwohl seit dem !!l>. Juni 1d!!0 über a Milliarden Mark Kredite aus unserer Wirtschaft abgeflosjen sind und sie noch blntärmer gemacht babcn, als sic schon IM» war. Aber neben dieser inncrpolitischen H c r t u l e s a r b e i t, f deren Meisterung allein schon einen ganzen Mann ver- l brauchen konnte, stand dauernd und nnd steht noch die t fast noch wichtigere autzenpolitische. die zweifellos von aro- i tzen Erfolgen begleitet war. Hoo ver plan, Che ck u e r s t o n f c r e n z, die Ri i n i st e r z u s a m m e n - künste in Paris, London. Berlin und Nom, der auf sehenerregende Laytonbericht des Basler interna- t i o n a l e n B a n k i e r s a u s s ch u s s e s mit seiner lein- - fchlittzlich des französischen Vertreters!) ein. iiligen Fest» slellnng, das; die ungerechten Schulden- und Reparalr/us- Nürnberg, 2g. August. Anlätzlich der für Freitag abend anbrraumlen össeutlichen Eröffnungs-Versammlung des Deut schen Katholikentages war die grotze Festhalle im Luilpoldhain, über deren Eiugangsporteil die Fahnen sämtlicher Kultur- sle.alen wehten, schon eine Stunde vor Beginn bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Halle war mit den Reichs-, Landes und städtischen Fahnen beflaggt, unter denen die gelb-weitze Kirchen sahne vorherrschte. Aus einem Niescnpodium hatten die Ehren- gästc, unter ihnen die Spitzen der kirchlichen und weltlichen Behörden, Platz genommen. So nmren u. a. erschienen Mi nisterpräsident Dr. Held, Reichskanzler a. D. Dr. 'Marx, Ober bürgermeister Dr. Luppe, mehrere Reichstags- und Landtags abgeordnete, soivie viele Prälaten. Etiva lüdOO Personen ivaren anwesend. Kurz nach 8 Uhr verkündeten Heilrufe und Händeklatschen sowie ein Fansarenchor den E i n z u g d e r B i s ch ö s e, an der Spitze des Zuges mehrere Aebte, denen der apostolische 'Nuntius in München in Begleitung des Bamberger Erzbischofs und die hier anwesenden Bischöfe sich anschlossen. Nach Begriitznngstvortcn des Präsidenten des Lokalkomi- lccs betrat der apostolische Nuntius das Rednerpult. Ci ging in seiner Ansprache rückschauend aus die drei Enzykli ken des Papstes übeL/die Erziehung, Ehe und soziale Fragen ein. — Herzliche Begriitzungsworle richtete sodann der Bam berger Erzbischof von Hauck an die Versammelten. Unsere Zeit sei im ganzen genommen sicherlich eine Zeit des llcbcrganges, des Versatzes. Aber cs bleibe noch Rettung in Christus. Die Beratungen des Katholikentages sollten uns die Wege zeigen, di« man einschlagen müsse, um der geistigen und sittlichen Not unseres Volkes zu begegnen. MinisterpräsidentDr. Held grützte die Versamm- lnng namens der bayerischen Staatsrcgicrung. Die 7V. Gene ralversammlung solle in eine unheilvolle, von hestigen Krisen durchwühlte Zeit. Keine ihrer Vorgängerinnen habe das deutsche Volk in einer solchen staatspolitischen und wirtschaft- llck)«n Not. in einer solchen die Volkskraft zerrcitzenden Ver wirrung und Verirrung gesehen. Das Ziel der Generalver sammlung sei in erster Linie, ihre Teilnehmer im Gotlesglau- ben zu erhallen und sie zur freudigen Tat, oufopferungssähiger Liebe für Kirche und Vaterland und für unsere Volksgenossen zu begeistern. Er sei überzeugt, datz die 70. Generalversamm lung d«r deutsckM Katholiken in Nürnberg auch für den Staat, für die Staatsidee und die Gesinnung und Taten des Staats volkes von heilsamstem Einfluß werden würde. Ken-erson legt Vorsitz nieder Genf, 2d. August. Wie von unterrichteter Seite verlautet, erwartet man hier in den nächsten Tagen ein Schreiben Hendersons, worin dieser aus Anlaß der jüngsten politischen Entwicklung in England sein Amt als Präsident der Abrüstungskonferenz wieder dem Völkerbundsrat zur Verfügung stellen wird. Der Völkerbunds rat wird sich infolgedessen auf seiner bevorstehenden Tagung mit der Frage des Vorsitzenden der Abrüstungskonferenz noch einmal zu beschäftigen haben, wobei die Frage offen ist, ob Henderson, der seinerzeit in persönlicl)er Eigenschaft und nicht als Vertreter der britisck>en Negierung zum Vorsitzenden er nannt wurde, vom Rate wieder bestätigt wird. Jedenfalls ivird tue Frage durch den angekiindigten Schritt Hendersons jetzt ge klärt werdeni In matzgebenden Kreisen des Völkerbundssekretariats hält man Henderson nach wie vor für die w « i t a u s g c - eignet st e Persönlichkeit für die Leitung dieser Kon ferenz. Es ist aber kein Geheimnis, datz von bestimmter Seite eine sehr starke Aktivität, zum Teil auf diplomatischem Wege, entfaltet wird, um an Stelle Hendersons einen anderen Prä sidenten für die Abrüstungskonferenz zu bekommen. Sollten sich diese Tendenzen durchsetzen, so ist noch nicht zu übersehen, welch« weitgahend«» Konsequenzen sich hieraus namentlich für die Abhaltung der Abrüstungskonferenz selbst ergeben. Seit Tagen erhält sich hier das Gerücht von einer Ber. schiebung der Konferenz, die bekanntlich auf den 2. Februar nächsten Jahres angesetzt ist, und läht sich nicht leugnen, datz der Gedanke einer kurzfristigen Verschiebung von zwei bis drei Monaten In dem internationalen Gedankenaustausch neuer dings Fortschritte gemacht zu haben scheint. Wie man hört, würde selbst Kreisen der französischen Linken eine Verschiebung bis nach den sranzösisck-en Wahlen im Mac nächsten Jahres nicht ungelegen sein, und auf englischer Seit« beobachtet man jetzt den auffallend häufigen Hinweis, daß die im Januar und Fe bruar vorauszusel>ende lnnerpolitische Lage in England die Ab- halinng der Konferenz iin Februar erschweren wurde. Nummer 201 — 3V. Jahrgang M Sorinkag, den 30. August 1931 ruckcml Smat wvchtt. mit tllnltr.Gratisbeilage» .Heimat »Nb lverlagsorti Dresden x,!,-und der Nindcrbciiaae.giirnnNe «einen Leute', sowie den DM «kL Stn^etgenprets«: Die laetpaiicne PrtNjrU, NO Z. ZamNieN« ;<rldrilaaen .St. Benno-Bia»-. .Unterbattnna nnb Bitten'. WM DW Ml MI an-ewen n.Zieitena. wckk 2N r. Die pei,uN.un.e.,Ne.-n nun lnatwcke Snns'ran- .AcrUtickcr Nataebel'. .Das pnle Wi VW IW Ws DD IW WD WD die» I .«. Ztir «in.elarn anlu it>ald des B> >di<Nnnae,,kd«ktr« kuck'. Monatttcher VeainSPrelS .«k LB« cintcht. Bclietlactd. ßM DD IW IW W MD «<> Z. die pelinrtt nnejeNc Briesaed Z gatte xtniklnnmmcr IN Z, Sonnabend- n. Sonntaannnnner 2U Z. «b! höherer Keiv.itt ciNtcht >ede Bc,p«t«cktnna ans > nna towl« Haupt,christtei,er Dr. G. DcSc»»», Dresden. W W M». W8 SrluUnna p. ringen. Un,I-a«-n. n. Leglnng v 2.bad.ner,ah. »efchitltticher Dell! tzran» Bungar«, Dresden. votksseMm