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Sächsische Volkszeitung : 14.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193110143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19311014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19311014
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-14
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
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Notizen Dl« Fortpslanzung der Begabten. Der bekannte Berliner Erbforscher Professor Muckermann hat vor kurzem In der „Umschau" einen Artikel über die Krage der Fortpslanzung der Begabten veröffentlicht, der sehr nachden- kenoiverte Tatsachen enthüllt. Er versucht dort ganz allgemein die Frage zu beantworten, wie es um den Nachwuchs unseres Bol- Kes an Begabten steht. Der Ausdruck „Begabte" bezeichnet hier nicht etwa nur die rein intellektuelle Begabung, sondern über haupt diejenigen Anlagen eines Menschen, dl« ihn zu wertooiler Arbeit befähigen. Wir brauchen natürlich gut begabte Fach arbeiter ganz ebenso wie gut begabte Ingenieure, Richter oder Professoren usw. Die Antwort, die Professor Muckermann und andere For scher auf unsere Frage zu geben haben. Iaht sich am einfachsten in ein paar kurzen Zahlen wiedergeben: Eine Untersuchung, die MB Familien der Hochschulprofessoren Deutschlands umfahre, führte zu dem Ergebnis, daß auf das erste Jahrfünft dieser Ehen rechnungsmätzlg 1,8 Kinder kamen, auf das zweite Iahr- sünft 0,65 und auf das dritte nur 0,3 Kinder. Diese Ziffern rei chen — da ja nicht alle Kinder Nachkommen haben iverden — nicht einmal hin, um diese Familien Hochbegabter vor dem Aussterben zu schützen! Ein anderes Beispiel: In München wur den 80V Familien gelernter und ungelernter Arbeiter untersucht und die Schulleistungen der Kinder in Vergleich gesetzt. Es zeigte sich, dah die Kinder mit genügenden und guten Durchschnitts noten aus Familien stammten, die im Aussterben begriffen sind, während bei den Familien mit weniger begabten Kindern für genügend Nachwuchs gesorgt war. Die erster« Gruppe aber war di« der Facharbeiter, die zweite die der ungelernten Arbeiter! Auch hier also stirbt das bessere Erbgut aus, während sich das schlechtere erhält. — Und «in letztes Beispiel, das sich auf Unter suchungen in Bremen und Stuttgart stützt. In Bremen weisen die 7000 Familien, deren Kinder höhere Schulen besuchen, nicht mehr als durchschnittlich se zwei Kinder auf. Und in Stuttgart erfolgt der einzige innere Zuwachs der Stadt (also abgesehen von Zuwanderung) durch diejenigen Familien, deren Kinder die Hilfsschule besuchen! Das sind Zahlen und Tatsachen, die von keinem, der über di« Bevölkerungspolitik Deutschlands mitreden will, übersehen iverden dürfen. Herrn Dingeldey ins Stammbuch. Die Tätigkeit, die der Führer der Deutschen Dolkspartci, der Abgeordnete Dingeldey, während der letzten Regierungskrise ausgeübt hat, wird im „Berliner Tageblatt" folgendermatzen herabrevidiert: „Herr Rechtsanwalt Dingeldey hat seil dem vori gen Winter, in dem er zum Parteiführer und zum Vorsitzenden der volksparteillchen Fraktion erhoben wurde, schnell einen gro ben Rus gewonnen. Unter allen Führern, die jemals ihre Par tei heruntergebracht haben, hält er den Schnelligkcitsrekord. Je mehr er „Betrieb macht", je lauter er bei jeder unpassenden Ge legenheit den Befehlston anschlägt, als spräche er im Namen einer Arme«, und je dringender er die Bereinigung mit Hugen- berg und Hitler fordert, desto erschreckender schmilzt sein letztes Bataillon zusammen. Er brauchte nur einmal in Hamburg zu reden, und sofort gab die Hälfte der volkspart«ilici)en Wähler schaft seiner Mahnung, sich dem Rechtsradikalismus zu nähern, eine falsche Auslegung — sie näherte sich so herzlich, datz sie den Rückweg nicht mehr sand. Aber wer die Seele des Parteipoliti- kers kennt, wird auch den Rechtsanwalt aus Darmstadt begrei- sen und milder beurteilen können. Ehemals nur mit kleinen Provinzsachen betraut, ist er jetzt von der. westlichen Schiver- lnduslrie beauftragt, dem unbeliebt gewordenen Reichskanzler Brüning den Prozetz zu mach», und er betreibt die Klage mit stolzer Freude, mit dem rührenden Bemühen, das Vertrauen so gewichtiger Persönlichkeiten zu verdienen, und mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen." Diese Charakteristik kann sich Herr Dingeldey ins Stamm buch schreiben lassen. Sie ist nicht unverdient. „Hitler-Wett«.* „SA.-Sportfest in Dresden! Herrliches Hitler- wetter. Di« Sonn« strahlt schon am frühen Morgen: SA. marschiert hinter flatternden Fahnen hinaus aus die Reicker Radrennbahn, um Proben ihres Könnens abzulegen." — So beginnt der Freiheitskampf sNr. 238) seinen Bericht über eine nationalsozialistische Sport-Veranstaltung in Dresden. ""'-m die Sonne scheint, dann heitzt es bei den Nazis „Hit- leriveiter". Dieser Grad von Begeisterung ist entwaffnend und rührend. Im Dritten Reich aber wird man dereinst im Wetterbericht lesen: „Barometer steigend, HMerwetter". Und der alte Petrus, der ja für das Wetter verantwortlich gemacht wird, wird dann den Faschisten-Grutz lernen müssen. Zenlrumsarbett in Schirgiswalde von aus Ausfuhr! Die nationale Opposition fordert eine Binnenwäh rung. Das verbieten die Goldkredite, und autzerdem würde das Vertrauen zu unserer Währung damit ganz untergraben, denn wir haben ja bereits ein« Inflation hinter uns. Die äußersten Rechtsparteien sagen: „Gebt uns die Regierung in die Hand, dann wird es besser werden". Erinnern wir uns doch: Was hat die Sozialdemokratie alles versprochen, solange sie in der Oppo sition war. und was hat sie von diesen Versprechungen erfüllen können, als sie zur Negierung kam? Mit den Versprechungen der Rechtsparteien würde es ebenso «rgehen. Brüning wird in den nächsten Tagen den Reichstag fragen, ob er die Verantwor tung übernehmen kann und will für di« Durchsllhrung d«r van rechts und links vorgeschlagcnen Experimente, oder ob er für ruhige Weitcr«ntwickelung «intritt. In der Debatte sprach ein Nationalozlalist eine halbe Stunde lang über di« Einstellung der katholichen Kirche zum Hitlerprogramm und wandte sich in der üblichen Weise gegen das Zentrum. Dr. Deszcyk widerlegte in der ihm eigenen, auch von politischen Gegnern anerkannten, feinen und streng sach lichen Weise restlos alle diese Vorwürfe. Bei Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses des Nationalsozialisten Kemeinder und Gewährung des kirchlichen Begräbnisses eines Konstanzer Kommunisten hat die Kirche nicht mit zweierlei Matz gemessen. Wer sich vor seinem Tode mit der Kirche aussöhnt, wird auch kirchlich beerdigt, selbst wenn er ein Verbrecher gewesen wäre. — Die katholisihe Kirche sieht die Nationalsozialisten nicht als „Aussätzige" an, sie mutz widersprechen, wenn eine Partei Grund sätze ausstellt, di« den christlichen Grundsätzen wioersprechen. Das tut aber die Hitlerpartei, die in Artikel 21 ihres Programms das Rasscgesühl als Autorität über die Religion stellt. — Es ist falsch zu sagen, wenn wir nicht mehr zu zahlen brauchen, Höri die Arbeitslosigkeit auf. Gegenwärtig zahlen wir nicht, aber die Zahl der Arbeitslosen nimmt trotzdem zu. „Die Kriegs schulden müssen weg " Auch das Zentrum ist dieser Meinung Aber das geht nicht einfach nach dem Rezept: „Wenn 5 Mil lionen SA.-Leute marschieren, kann niemand widerstehen". Gibt cs wirklich einen Nationalsozialisten, der die Macht der gewal tigen Heere rings um Deutschland und ihrer Ausrüstung derart unterschätzt? — Brüning hat während des Krieges gestanden, wohin ihn die Pflicht gegen das Vaterland rief. Er stehl auch jetzt wieder dort, wo der Kampf um das Wohl Deutschlands am heftigsten tobt. Und wir Zenirumsleute stehen geschlossen hinter ihm! —er. Wechsel im Wehrkreiskommando IV. Der Befehlshaber im Wehrkreis 4. Generaloberst Stillpnagel, Kommandeur der -1. Division, scheidet seinem Amt; zu seinem Nachfolger ist Freiherr von Einanth ernannt worden. Er steht im 55. Lebensjahr, stammt aus Bayern und war früher in Mecklenburg, zuletzt als Kommandeur der 3. Kavallerie-Division in Weimar tätig. Der scheidende Generalleutnant von Stülpnagel ist nur etwa 2N Jahre aus seinem Posten in Dresden gewesen, den er am 1. Januar 1929 angetrcten hat. 20 Jahre Soldatenheim Am Freitagabend, anlässlich der Wiederkehr des Tages, an dem vor 20 Jahren das Dresdner Soldatenheim gegründet wurde, sand «ine Festseier der Angehörigen und Freunde des Vereins Soldatenheim E. V. statt. Schon frühzeitig war der große Saal des Hauscs von zahlreichen Gästen und Ehrengästen gefüllt, die dem Konzert der Kapelle des 1. (Jäger-) Batl. I.-R. 10 lauschten. Von der Bühne aus. die mit den Blumen- gabcn geschmückt war, die man der Jubilarin von den verschie densten Seiten gespendet hatte, richtete der stellvertretende Vor sitzende des Vereins, Herr Wehrkreispsarrer Otto, Wort« der Begrüßung an die Erschienenen. Anschliessend gab er einen kurzen Ucberblick über die bisherige Entwickelung des Vereins, gedachte der Gründungsfeier mit all ihrem Glanz und reichen Geschenken, der Jahre der Verwundctcnfcicrn und der Not während und nach dem Kriege und endlich der letzten Zeit, in der das Soldatenheim wie bisher im Dienste froher Unter haltung, ernster Belehrung und sittlicher Erhebung stand. In diesem Zusammenhänge gedachte der Redner auch der verdienst lichen Mitarbeit unseres verehrten Wehrkreispfarrers Klesse. Unter seinem heutigen erprobten Hausmeister, dem Herrn Lange, und unter Leitung seines verdienten Vorsitzenden, des Herrn Kommerzienrats Palmie, getragen von der Mitarbeit aller Vercinsmitglieder und unter dem starken Schutze des Ävehrkreis- kommandcurs und der Kommandantur Dresden solle das nun mehr einzige Soldatenheim Deutschlands auch weiterhin seinem idealen Zwecke dienen, Reichswehr und ehemalige Heeresange- hörige der alten und neuen Armee in kameradschaftlicher Weise zu vereinigen. Im Anschluß an die Rede erfolgten noch Vorträge einiger Chorgesänge durch Mitglieder der Gesangvereine: Armin und Sängerhort. Den Höhepunkt des Abends bildet« die meister hafte, packende Wiedergabe der Staussachererzählung aus Schil lers Wilhelm Tell und des Körncrschen Gedichtes: „Was uns bleibt" durch Herrn Schauspieler Posse vom staatlichen Schau spielhaus«. — Die Parademärsche der alten Dresdner Rcaie- menter leiteten zu einem Ball Uber, der Jugend und Alter nach lange im sroh«n Kreise zusammenhielt. Dr. F. K. Oie Forderungen der Gemeindebeamien Der Sächsische Eemeindcbeamtenbund hielt in Auerb-ch i. V. seine 59. Hauptversammlung ab. Der Präsident des <'c- meindetages, Dr. Naumann, forderte in einer Anspra'e, datz der Gleichstellungsgrundsatz für die Reichs-, Länder- und Gemeindebeamien erhalten bleibe. Bundesdirektor Schubert sprach dann über „Wirtschaftskrise — Finanznot — Beamten» not". Die deutsch« Wirtschaft könne nicht gesunden, solange der Verbraucher durch Gehalts- und Lohnkürzungen gehindert werde, den Konsum zu beleben. Die Kaufkraft der Löhn« und Gehälter müsse gesteigert, das Tarisrccht und Schlichtungs wesen dürfe in keiner Sveise gelockert werden. Der Monopol charakter der Kartelle müsse sofort gebrochen und die deutschen Agrarprcise den Weltmarktpreisen entsprechend herabgesetzt werden. Nach einer Ansprache nahm man einstimmig eine Entschließung an. die Abkehr von der bisherigen Finanz- und Wirtschaftspolitik und Wiedereinschaltung der Arbeitslosen in den Produktionsprozeß. Vermeidung jeder weiteren einseitigen Lastenverteilung, Steigerung der Kaufkraft, Senkung der Preise durch Verbot aller Preisbindungen Verbilligung der Lebens haltung durch Senkung der überhöhten Zölle, der Kreditkosten und der Mieten. Erhaltung des Arbeits- und Tarisrechts, Rcichsrcsorm, Wiederherstellung des Selbstverwallungsrechts der Gemeinden usw. verlangt. Schirgiswalde. In der sehr aut besuchten Zentrumsver sammlung — der große Saal des Elisabeth-Heims war bis aus oen letzten Platz besetzt — sprach am Sonntage Dr. Desczyk- Dresden über das Thema „Vor einem harten Winter". Nach dem er kurz das Zentrum als eine Partei gekennzeichnet hatte, die das Wohl des ganzen Volkes, nicht nur einer einzelnen Schicht, im Auge hat, wies er hin auf die ungeheure Wirtschafts krise, di« nicht nur das besiegte Deutschland, sondern mehr oder weniger auch alle Siegerstaalen heimsucht. Selbst das reiche Frankreich hat eine Million Arbeitslose! Die bisher siir uner schütterlich gegoltene iiUährung Englands kam ins Gleiten! Mhrend in anderen Ländern die Regierungs- und Oppositions parteien gemeinsam die Krise abwehrcn, bekämpft die deutsche Opposition di« Regierung mit allen nur erreichbaren Waffen. Dem Zentrum und dem von ihm gestellten Kanzler gelten diese Angriffe ganz besonders. Das Zentrum soll schuld sein an der gegenwärtigen Lage Deutschlands, weil es den Versailler Ver trag in einer Stunde höchster nationaler Gefahr, mit unter zeichnet hat. In unsere furchtbare Lage sind wir nicht geraten durch eine Politik der Schmück,«, sondern durch die Politik der Norkriegsregieruiw, die die Stärke Deutschlands weit über schätzte und alle Gelegenheiten versäumte, die „Einkreisung" zu verhindern. Die Neparationspolitik des Zentrums weist eine gerade Linie auf. Der Erfolg ist ihr nicht versagt geblieben: während die Gegner Deutschland 1919 eine Last von 500 Mil liarden auferlegen wollten, verlangte man später 121 Mil liarden. und der Uoungplan setzt eine Reparationssumme von 35 Milliarden fest. Das Rheinland ist frei, zur Zeit ruht jede Zahlung von Reparationen. Sind das kein« Erfolge? Die Oppo sition weist daraus hin, datz die Lage Deutschlands trotzdem nicht besser geworden sei. Die Geschichte lehrt, datz nach jedem Kriege eine Wirtschaftskrise kam, auch nach einem siegreichen Kriege. Wirtschaftskrisen sind durch politische Maßnahmen allein nicht zu beheben. Brüning hat schon unterm Kanzler Mütter vor den kurzfristigen Krediten gewarnt und aus die Folgen dieser Anleihepolitik hingewiesen. Brüning hat dann als Kanzler den Rcichshaushalt ins Gleichgewicht gebracht. Das englische Bei spiel, die Goldbasis zu verlassen, würde uns keine Erleichterung bringen, da die uns gewährten Kredite aus Goldbasis festgelegt lind. Für Deutschland wäre die Durchführung des kommunisti schen Wirtschastsprogramms der vollständige Untergang. Auch die Forderung der Rechten nach der Autarkie (geschlossener Han delsstaat) ist siir das industrialisierte Detschland nicht zu ver wirklichen. 3 Millionen deutsche Arbeitnehmer leben von der Heber de» Brenner! Tirolsahrt katholischer IungmSnner. In Innsbruck an der Mariensäule trafen wir uns — di« kleine Schar, die an der Tirolfahrt des Iungmännerverbandes teilnimmt. Drei Tage hatten wir schon mit unseren Innsbrucker Freunden verbracht, in der Stadt und aus den Bergen. Führende Männer aus dem Parlament, der Regierung, dem kulturellen und sozialen Leben sprachen uns vom Schicksal und der Not Tirols. In jenem Morgen fuhren wir die alte Brennerstratze hin aus. gen Süden. Wir fiebern vor Erwartung. Die Strahe steigt; kühler Wind weht uns entgegen. Wie, schon sind wir am Bren ner? Wir sind an einer Grenze. 1918 wurde sie gegen alle» Volks- und Völkerrecht gesetzt. Mitten durch ein Land, mitten durch das eine Tirol. Wir kommen nach Sterzing, die einzig-schön« deutsche Stadt. Wir halten Rast in St. Leonhard, der Heimat Andreas Hofers. Einen Nachmittag schlendern wir durch Meran, sehen und hören. Ueberall sprechen sie deutsch: denn sie sind deutsch. Ueberall sind die öffentlichen Aufschriften zwangs weise italienisch. Die Rufnamen dürfen nur italienisch ange schlagen werden. So lätzt der Geschäftsmann auf dem Schild vor seinem Laden den Rufnamen weg. Den Familiennamen können sie ihm nicht „verwelfchen"; er ist zu tirolerisch. In Bozen, dem Sitze der vielen italienischen Behörden, gewahren wir den italienischen und faschistisch» Druck am deut lichsten. Die Stadt ist von italienischen Beamten überschwemmt. Jeder Arbeiter, der in öffentlichen Diensten steht, bei Staat oder Kommun«, ist italienisch. Die eingesessenen Bozener sind zurück haltend, vorsichtig, fast scheu geworden. Was will der, der mich da deutsch anredet? Will er anshören, bespitzeln, Gehörtes den Italienern iveitertragen? Es liegt etwas wie eine stete Span nung in der Luft. Die wirtschaftlich« Existenz ist unier dem ita lienischen Druck nicht wenig bedroht. Am stärksten ist die kulturelle Unterdrückung. Wir sammeln unser« Beobachtungen: Mitten in deutschem Land ist «ine fremd« Sprache die ossizielle Verhandlungssprach, die einzig« für die Oeffentlichkeit zugelassene Sprache. Erschüttert stehn wir aus dem Bozener Friedhof: Von einem bestimmten Jahr« ab gibt es auf den Grabsteinen kein hutschs Wort mehr. Nur der Familienname steht da; der Rufname abgekürzt oder überhaupt nicht. Das Wort von der ewigen Ruh« und vom Him melreiche. das die Kinder den Eltern auf den Grabstein sehen — verboten. Manche helfen sich mit Latein. In dem Tiros südlich des Brenners mit seinen 230 000 Deutschen gibt es keine deutsche Volksschule, keine deutsch Prioatschule, keine deutsche Mittel schule, kein deutsches Lehrerseminar. An den Volksschulen ist Deutsch nicht einmal als Freifach zugelassen. Bis ans letzt« und jüngste Schulkind ist der Kampf herangetragen. Der Zwiespalt zwischen Schule und Familie ist in den Kinderhrzen ausgerissen. Welch ein Geschlecht soll unter dieser Kulturbarbarei heran wachsen? Das deutsch Organisationswcsen ist restlos vernichtet; deutsche Jugendorganisationen gibt es nicht. Die Kinder werden in die faschistische Balilla gelockt; Erleichterungen oder Erschwe rungen und Schikanen siir die Eltern stehn im Hintergründe. Wer von den jungen Tirolern Turnen und Sport treiben will, mutz es in den saschistischen Einhitsorganisationen tun Das Pressewesen ist völlig zerschlagen; nur in Bozen und Brixen dürfen einig« deutsche Zeitungen und Zeitschriften heraus gegeben werden. Nichts ist einem brutalen System kultureller Unterdrük- kung entgangen. Tirol wehrt sich, so gut es kann. Klerus und Familie sind die Stützen. Wir sehn all das wehen Herzens. Wir denken an Deutsch land und fragen uns: Was weih es von der Unterdrückung Tirols südlich des Brenners? Wir versprechen uns. draußen im Reich von Tirol und seiner Not zu reden, für Tirol zu streiten Wir Hahn dies Land lieben gelernt wie unsere Heimat. Drohn auf dem Friedhof österreichischer Soldaten auf dem Pordolpaß in den Dolomiten haben wir dieses Versprechen erneuert; und auf hm Monte Plano oben, wo wir angesichts der alten Front stellungen schauernd Zeugen Hs unerhörten Ausharrens und Kämpfens österreichischer Truppen wurden. Wieder fuhren wir hm Brenner zu. Noch lag es vor uns, das einzig herrliche Tirol, das Land in der Sonne, die Felsen burg Deutschlands; das schönste Land, das von deutschem Volk bestehlt ist. Was hat Italien hier zu tun? Es sitzt gegen jedes Recht hier. Dieses Unrecht mutz wieder gut gemacht werden. Es gibt «ine Tiroler Frage, die nicht gelöst sein wird, so lange Tirol nicht frei ist. Es darf nicht sein, dah di« Tiroler Frage einen dauernden Stack)«! zwischen unserem und dem italie nischen Volke bildet. Mag die offizielle Politik der Staaten sich im Augenblick stellen, wie sie will. Wir im Volk werden nicht schweigen Wir werden Tirol nie vergessen. Wir missen, es kommt der Tag. wo das wahr wird, was unsere Innsbrucker Freunde im Liede sangen: „Das Land ist frei geworden, vom Brenner bis Saturn." Zur 3. Siidamerikafahrt des „Gras Zeppelin". Das Luftschiff „Graf Zeppelin" wird am 18. bzw 17. Okto ber di« dritte Siidamerikafahrt in diesem Jahre antreten. Di« bis jetzt durchgefiihrten Fahrten, ivelche in regelmähigem Ab stande von einem Monat erfolgten, dienten hauptsächlich dem Zweck, einen regelmäßigen Post- und Frachtverkehr nebst Per sonenbeförderung nach Südamerika durchzusühren. Die gesammelten Erfahrungen Hahn bewiesen, daß sich ein solcher Verkehr mit größter Regelmäßigkeit durchführen läßt und gegenüber den derzeit bestehenden Flugposiverbindungcn noch recht erhebliche Vorteile bietet. Auch ist es hm Luftschiff möglich, praktisch nahezu jede anfallende Meng« Post und Fracht zu befördern, während bei der Flugzeugbefördcrung immerhin gewisse Grenzen gezogen sind. Auch für die dritte Siidamerikafahrt nimmt das Postamt Friedrichshafen wieder Post zur Beförderung an Das Porto ist wie bisher, 2 RM. für eine Karte und -1 RM. für einen Brief, es besteht jedoch Aussicht. Drucksachn. Warenprohn usw dies mal zu einem ermäßigten Satze befördern zu können Für die deutsch Exportindustrie ist dieser regelmäßige Pofldienst nach Südamerika von allergrößter Bedeutung. Sowohl die deutsche Geschästsivelt als inshsondere auch die brasilianischen und lüdamerikanischcn Geschäftshäuser haben auf beiden bis jetzt stattgesundenen Fahrten in sehr großer Zahl von dieser Beckrh--,,sg>'-ug,,ch gemacht '"Ugem Suchen mdüch da» RRVLUV Laniv -nichtige siir meine Zähne. Nach dreimaligem <k,rbrauck »'--ident weihe Zähn«,trotzdem dieselben durch vieles Na hen braun und uni' !»»n. Ich werde nichis anderes mehr gebrauchen, als ob'--odoni." B„ .hrp «-rg. Man verlange nur die echie EhlorodoiU-Zahnpasie, -ub« Li P>. und P-: Vs., und weis« jede» Ersatz dasür zurück.
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