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Sächsische Volkszeitung : 15.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193110154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19311015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19311015
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-15
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.10.1931
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»n» privare» «even» LH 7;: 777 777'!? orn r liyugt r«n Weg gegangen find, als wenn wir radikal« Schritte aus einmal getan hätten. Die Ereignisse der Berganaenhe t beweisen es, daß man den ungeheuren Druck, den di« Weltkrise aus da» g«- samt« «irtschastlkcht, l-,iale und politisch« Leben ausübt, nur dann durchhalten kann, wenn man zwar nach einem wohlüber legten Plan, aber schrittweise den Weg zur Heilung geht. Man kann uns dasiir Vorwürfe machen, und ich höre dagegen »st da» Wort, das, ich rin Zögerer sei. Uber ich glaubt, wer di« Dinge in der Welt in den ver gangenen Monaten eingehend durchstudiert hat, wird zu dem Ergebnis kommen, daß nicht da», was im Augenblick die Nerven eines Bolte» verlangen, da» richtige ist, sondern das, man sich nie abdriingen lassen dars von dem klaren und überlegten Weg, der jede Maßnahme der Innenpolitik iederzeit in den jeweiligen Gang und die jeweilig« Phase der Außenpolitik hineinstellt. (Beisall.) Wenn Ich den Plänen gesolgt wäre, das, ich im vergangenen Sommer «in Moratorium oder Zahlungsausschub erklären sollen, wo wären wir heute in unserer Außenpolitik! (Lebhaste Zustimmung.) Wenn der Reichstag da, von mir »er langt, werd« ich noch am gleichen Tage demissionieren. Ich «erde mich lieber al» Baterlandsverriiter «nd alles mög lich« jeden Tag beschimpfen lassen, als nur «inen Augen blick die Nerven zu verlieren und von demjenigrn Weg, den ich mir vorgenommen habe, abzuweichr». (Starter Beisall.) Ich hab« gute, gröbere Vorbilder in der Geschichte des preu- bischen und deutschen Volkes. Wenn damals manche Männer die Nerven nicht verloren haben und den Mut zu unpopulärer Politik gehabt haben, sind sie ebenfalls aufs äußerste ver leumdet und verspottet worden, und nachher, wenn di« Dinge gutgeaangen sind, dann wurden diese Leute als Mono« polfilr die nationale Gesinnung benutzt. (Lebhafte Zustimmung.) In einer Zeit, wo die wirtschaftlichen Grundlagen in der ganzen Welt wanken, in einer Zeit, wo kein Notenbankpräsident oder Finanzminister in der Weil einen Zeitraum über einen Monat sicher Überblicken kann, in einer solchen Zeit, wo unter Umständen täglich neu« Maßnahmen getroffen werden müssen, da gäb« es allerdings einen Ausweg, vor allem In Deutschland, das am schwersten unter den Dingen zu tragen hat. und das wär« «in« Regierung aller verantwortungsvollrn «nd verant- «ortungsbereilen Pa«,eien, (Sehr richtig! im Zentrum.) Um einem solchen Ideal näher zu kommen, würde ich selbst jeden Augenblick aus dies« Stelle verzichten und be reit lein, jede», auch da, kleinst« und niedrigst« Amt im Dienst für «ine solche Regierung zu übernehmen. Aber «ll« versuch«, di« ich seit Wochen «nd Monaten unter nommen hab«, haben ergeben, das, ein Zusaminensinden der Parteien, dir für «ine solche Regierung notwendig find, leider Gotte» in Deutschland auvgeschlossen ist. In »e, schwersten «nd schicksalrrichsten Stund« de» de«tschen Volkes gehen die Tendenz» leider Gottes darauf hinaus, schärfste Fronten gegen einander auszurichten, als sich zusammrnzusinden in der einfachen Pflichterfüllung für das ganz« Volk. (Beif. im Zentrum.) Desnxgen hab« ich mich entschlossen, weil ich zu der Er kenntnis kam, daß kein anderer Weg möglich sein werde, eine Rrgierung zu bilden-, die noch unabhängiger von den Parteien ist, als es das bisherige Kabinett war. Ich glaubte, dem deut schen Volk« «inen Dienst ,n tun, wenn ich wenigstens das eine Ziel verfolgte, daß diese Regierung, di« hier vor Ihnen steht, keine Rücksicht aus irgendeine Partei in dem Sinn« zu nehmen hat, daß sie parteigrbunden« und an einzeln« Fraktions- b«schlüsie gebundene Minister im Kabinett hat. (Zuruf b. d. Komm: Aber der Finanzministcr!) Ich habe auch den Vor- «urf beseitigt, der überall erhoben worden ist, als ob zu viel« Mitglieder meiner Partei in der Regierung vertreten seien. Ich habe das schwersten Herzens getan, denn ich verdanke diesen Männern außerordentlich viel und habe auf das treueste und freundschaftlichste mit ihnen zusammen gearbeitet. Aber wenn diese Regierung die vor Ihnen steht, die Bedingungen erfüllt, di« ich glaubt« in dieser Stunde einer N«ichsregi«runa unbedingt stellen zu müssen, dann mache ich darauf aufmerksam, daß die Form des Kampfes, wie sie vielfach jetzt schon wieder gegen das neue Kabinett geführt worden ist — ich erinnere an gewiss« Aussprüche, die auf einer Tagung am vergangenen Sonntag gefallen sind — nicht dazu dient, auch einer etwa kommenden Rechtsregierung überhaupt di« Chance eines Erfolges zu geben. Wenn man Panikstimmung macht über di« Lage d«e Deutschen Reichsbank, zerstört man auch schon die Grund lagen einer anderen Regierung. (Beif. im Zentrum.) Wir haben nichts zu verbergen. Die Auswris« der Reichs dank liegen klar vor der ganzen Welt. Jedermann weih, in w«lch«r Form wir die Danatbank und di« Dresdner Bank ge stützt haben. (Zwischenrufe b. d. Komm.) Ich habe ersteaus - ländische Sachverständig« hinzugezogen, erste Bank fachleut« der ganzen Welt, um zu diesem Ergebnis zu kommen, und das sollte eigentlich auch vielen von denen, die in Harzbura gewesen sind, genügen, denn ich weiß, datz sie auf das Urteil dieser Sachverständigen ganz autzerorocntlich viel in der Ver gangenheit gegeben haben. Eine Opposition kann scharf sein gegen «ine Regierung, soweit sie will; es gibt aber Grenzen. Ich will mich nicht gegen ringln« Ausdrücke, di« »« Harzburg gefallen find, «end«n, aber «m f» mehr muh ich »ich al» verantwortlich«» Politiker dagegen wenden, dah Aus drücke gebraucht »erden, di« den Glauben des deutschen Volke» „ seine Währung erschüttern können. (Beifall «m Zentrum.) Dewitz, es locken Slrenentöne. Wenn die Reichsregierung d i, Mark an das Pfund gebunden hätte, wären Not verordnungen in Zukunft unnötig. Datz der Standpunkt dieser Regierung nicht ausgegeben wird, dürft« jedem klar sein, der sich über die Maßnahmen der Reichsregierung in der Vergangen heit rin systematisches Bild zu machen versucht hat. Als ich ungewollt in schwerer Stunde diese Ausgabe übernommen habe, da bin ich mir der Konsequenzen bi» zum letzten klar gewesen, und ich habe einem großen ausländischen Bankfach mann, der mich damals vor der Situation warnte, gesagt: Ich »ritz, daß ich eine Situation übernehme, di« ,« 90 Prozent verlorrn ist. E» ist nicht Schuld des Kabinett» -ermann Müller und der vorhergehenden Kabinette, daß diese Situation so war, sondern «» ist di« Schuld der gehler, di« insgesamt die öffentlich« Hand «nd ein Teil der Privatwietschast in den ganzen sechs Jahren gemacht haben. Es ist ein« Kreditinslation aus dem Ausland« «ingetreten, die den gesunden Menschenverstand vernebrlt und einen Schleier Uber all« Dinge geworfen hat, die «in Anwachsen der öffentlichen und privaten Ausgaben her- beigesührt hat, von der das deutsche Volk unter ollen Um ständen wieder heruntrrgebracht werden mutz. Aus einen Zuruf des Aba. Quaatz (Dn.) antwortet der Kanzler: Wenn Sie, Herr Kollege Quaatz hier 1927 etwas geholfen hdnen dann wären di« Ueberstiegenheiten in der Be« amtenbesoldunasrefcrm nicht gekommen. (Abg. Dr. Quaatz (Dn ): Wer saß im Finanzministerium? I) Di« Dinge, die sich aus den vergangenen Jahren insgesamt ergeben haben waren von der Seite der öfsentiichen Hand zu einem großen Teile zu redressieren. Aber Fehler, die in der gleichen Zeit von der P r t v a « w i r t s ch a s t begangen worden sind, sind allerdings in der ganzen Tragweite erst in den ver« gangenLN. Monaten zum Ausdruck gekommen. Wir haben sxhr Zur Wellsrie-ensmesse Der Osservatore Romano vom 7. Oktober widmet an erster Stelle seiner redaktionellen Randbemerkungen der Anordnung des Bischofs Dr. Schreiber von Berlin, daß abivechselnd in allen katholiscl)«n Kirchen von Berlin jede vierzehn Tage eine Messe zur Erfleh ung des Weltfriedens gehalten werden solle, eine anerkennende und gedankentiefe Würdigung. Das vatikanisch)« Blatt stimmt zunächst dem Oberhirten darin zu, dah der Weltsriede von Gott und nur von Gott erwartet werden könne: „Quam mundus dare non potest pacem." „Die Worte der Bibel haben den Frieden des Geistes, den Frieden des Men schen mit Gott, den Frieden der Tugend und der Liebe, den Frieden mit sich selbst und mit dem Nächsten Im Auge. Gerade dieser Friede fehlt gegenwärtig der Welt, auch wenn man, wie das Blatt des Heiligen Stuhles sagt, anstatt die Herzen zu er forschen, auf die dunklen Horizonte der Politik und des Wirt schaftslebens schaut. Ergründet man und steigt auf von den Wir kungen zu den Ursachen, von der Mündung zu den Quellen der gewaltigen Flut der Leidenschaften, aller Leidenschaften der Masse, so findet man den Weg versperrt von den Leidenschaften der Einzelperson, und man betritt die leider dunkle Schwelle unsicherer, falsch geleiteter und zerrütteter Seelen. Die Weltkrise ist eine Krise der Menschen. Sie nimmt von den Gipfeln oder, wenn man so will, aus den Abgründe» des Meistes ihren Ausgang. Das politische und das wirtschaftliche Problem offenbart sich als ein sittliches und enthüllt sich als ein geistiges Problem. Deshalb werden auch politisch« und wirt- sciwftlicl)« Maßnahmen als unzureichend erklärt oder sie bleiben es wenigstens. Darum sch-eitert der politisch)« und wirtschaftlich)«) Friede unter den Händen der Sachverständigen, die seine ge schäftigen Gutachter sein mühten. Er entgeht ihnen, er erliebt sich zu einer Höhe, wo sie ihm nicht folgen können, In «ine andere Atmosphäre, die jetzt noch nicht Im Begriffsvermögen und in der Erfahrung der Welt liegt. Es ist der Friede, den die Welt nicht geben kann: nur Gott kann ihn geben, indem er die ('leister erleuchtet und die Herzen erwärmt. Hier setzt der fromme Gedanke des Bischofs von Berlin ein, der gewiß nicht allein auf seinen Sprengel beschränkt bleiben wird. Beson ders nach der jüngsten Enzyklika Nova impendet." Die Zustimmung, die die edle Initiative des Bischofs Dr. Schreiber in dem Organ des Heiligen Stuhles gefunden hat, darf selbstverständlich nicht so ausgelegt werden, als ob das vati kanische Blatt die Konferenzen und Besprechungen der Staats männer als fruchtlos ansehc. In keinem neutralen oder schärsei ausgedriickt über den Parteien stehenden Blatt ist mit größerer Wärme und Eindringlichkeit die Bedeutung der wiederholten Aussprachen zwischen den verantwortlichen Leitern der Reich Politik und den führenden Persönlichkeiten des französischen Ministeriums noch jüngst hervorgehobeu worden. Wie gerade drr Bittgottesdienst in der Dominikanerkirck)« in Berlin bei der A > ivesenheit der französisch)«« Staatsmänner auf die Gesinnung tvr Führer und der Massen, hüben und drüben, trotz oder wegen drr Zähigkeit und Schwierigkeit der schwebenden Frage» wie rin belebender, linder Hauch der Einigung wirken sollte, so toll auch künftig die religiöse Weihe der von dem Berliner Ober Hirten angeordneten Bittgottesdienste wie eine stärkende. inl- llch religiöse Luft di« Gemüter bei der praktisch so schweren Friedensarbeit aufrechterhalten. In einem Leitartikel in der gleichen Ausgabe der vat io nischen Zeitung, der sich mit dem Apostolischen Briefe vom 2 d M. über die schlimme Wirtschaftslage, die beklagenswerie Ar beitslosigkeit und die zunehmenden Rüstungslwstrebungen >- faht, wird das Vertrauen in die Heilung der Mißstände bei den Nationen auf den Glauben an die Vorsehung und die heilsamen Kräfte gestützt, die das Christentum in der Geschichte entfaltet hat. Aber nnr mit einer aufrichtigen Rückkehr zu diesem Glau ben und mit einem ehrlichen Aufruf an solch unerschöpfliche Energien werde der Zusammenbruch vermieden werden. In die ser ernsten Stunde erinnert der Osservatore Romano in lieber einstimmung mit dem Apostolischen Schreiben Nova impendet mit einleuchtender Beweiskraft daran, dah bereits Benedikt der Fünfzehnte in seiner berühmten Kundgebung vom 1. August 1917 an die kriegführenden Nationen, die sich seht erst in all ihren schweren Wirkungen offenbarenden Folgen des Weltkrieges vor- hergesagt hat: „Soll denn das ruhmreich)« und so blühende Europa ^gleichsam, wie von einem allgemeinen Wahnsinn er griffen, in den Abgrund stürzen, einem wahren und eigentlichen Selbstmord entgegen?" Die Katholiken der verschiedenen Nationen waren damals nicht in der Lage, die Flamme des Krieges rechtzeitig zu er sticken, aber es liegt in ihrer Macht die Flamme tätiger'Nach stenliebe in diesem Notwinter im Geiste des Nachfolgers Bene dikts des Fünfzehnten als eine Fackel zur Sammlung und zur Aufrichtung der Bedrängten voranzutragen! große »eiorannie geyavr. icyon im vergangenen vommer. habe von dieser Stelle aus schon früher gewarnt, di« po litische Agitation und den politischen Kamps nicht zu überspitzen, nicht eine unhaltbare Situation zu schassen, weil dann etwas Fürchterliches geschehen könnte. Einer der Herren, die in Harzbura gewesen sind, hat es ja schon noch früher ausge sprochen, daß wir eine Wirtschaft aufgebaut haben, die zum größten Teil auf Krediten auf kurzfristig geborgtem Geld« be ruhte. Deswegen konnte auch der Weg in der Reparations frage nicht der sein, Fen weite Kreise des deutschen Volkes sich erträumten Ein frontaler Angriff in der Reparations frage. wir ihn etwa rin« andersgerichtet« Rrgierung gemacht hätte, würde «ine Situation in der Wirtschaft und in der Außen politik herdrlgeiührt haben, di« eine ganz ander« Katastrophe zur Folge gehabt hätte als die Dinge, die im Juli und August dieses Jahres geschehen find. Ich habe eine große Sorge. In den Tagen, wo wir die Ranken stützen mutzten und wo wir den Umfang unserer Hilfe für einzelne wirtschaftliche Unternehmungen sehr viel weiter ausdehnen mutzten, als uns lieb war und als öffentlich bekannt ist (Hört! Hört!), in diesen Tagen bin ich allerdings zu einem Ergebnis gekommen: das Entscheidende ist, daß eins wiederhergestellt wird nämlich gesunde Prinzipien in der Privatwirtschaft, vor allem auch in manchen großen Gesellschaften. (Sehr wahr! bei der Mehrheit.) Nicht als ob ich irgendwie das verallgemeinern wollte l Wir haben heute In Deutschland große und kleine Unternehmungen, die in den vergangenen Jahren geradezu nnisteraültig geleitet worden sind. Aber wir haben daneben auch Erscheinungen wie Favag und Erdwolle. di-> dazu geeignet sind, den Kredit des deutschen Kaufmanns in der ganzen Welt zu untergraben. (Erneute Zustimmung.) Deshalb war sie Reichsregierung entschlossen, unter allen Umständen Maß nahmen zu tresfen, di« für die Zukunft solche Entwicklungen un möglich machen. Daher die schnelle Bearbeitung des Aktienrechts, die Bankenaufsicht und eine Reih« damit verbundener Maß nahmen. Ich weiß, dah ich mir wegen dieser Dinge aus einem Miß verständnis mir in der Wirtschaft sehr starke Feindschaft zugezogen habe. (Hört! Hört!) Aber vergessen Sie eines nicht: in Augenblicken, wo ein Staat für die private Wirtschaft so weitgehende Stützungen unternehmen muß, da kommt im Volke die bange Frage aus: ist das privatwirtschaktltche System überhaupt noch zu halten? Und dann ist es die Auf gabe der Reichsregierung, durch gesetzgeberisch)« Maßnahmen da für zu sorgen, daß IM Volke der Glauben erweckt wird, daß Fehler, die hicr und da voraekommen sind, für die Zukunft aus geschlossen seien. Ich glaube, wir haben dem Gedanken der Privctwirtschaft dadurch einen außer ordentlichen Dien st erwiesen. (Sehr richtig! bet der Mehrheit.) Im übrigen ist es natürlich leicht, mich etwa ausgerechnet noch für die Bankenkrise verantwortlich zu machen, wie das in Reden und in Zeitungen der Rechten häufig geschieht. Seien Sie doch in diesem Punkte etwas vorsichtig! (Rufe links: Hugenbera!) Sonst zwingen Sie mich eines Tages, hier von der Tribüne einmal ganz deutlich zu werden! (Leb hafter Beifall und'-Händeklatschen bei der Mehrheit, auch bei den Soz., die Kommunisten rufen: Prangern Sie doch die Korruption hier an! Was Haven Sie vor dem Volke noch zu verheimlichen? — Abg. Loew (Komm.) erhält für laute Zwischenrufe einen zweiten Ordnungsruf.) Man kann ja sehr gespannt sein, «I« etwa di« nationalsozialistische Partei sich »ei der Abstimmung über die Notverordnung mit der Aktien- recht»r«form verhalten wird oder bei der Notverordnung über die Kürzung der großen Pensionen. (Heiterkeit und sehr gut!) Und nun darf ich hinzusttgen, daß die Angriffe, di« gegen die Wirtschaft und di« Art der Führung der Banken früher von dieser und manchmal von anderer Seite erhoben worden sind, nach meiner Prüfung der Dinge nur zu einem ganz geringen Teil berechtigt sind. Ich glaube das der Ehre der Führung der deutschen Banken schuldig zu sein. Wenn ein Run entsteht von allen Seite» auf di« kurz fristig vom Ausland gegebenen Kredite, so hat inzwischen dke Entwicklung gezeigt, daß einer solchen Situation kein« Bank und auch keine Notenbank schließlich gewachsen ist. Ich muß gerade im Interesse dessen, was ich sür richtig halte für die Zukunft, aussprech«», daß in den Banken- di« be- sonder» starken Angriffen au»g«srtzt gewesen find, di« Leistungen zur Zurückzahlung kurzfristiger Guthaben in den Wochen vor Schalterschluß ganz außerordentliche gewesen sind, und «» ist kein Grund, etwa zu glauben, daß da» System unser«! deutschen Banken an sich von Grund au, irarndwie verkehrt, sei. Das muß ick guck ausdebnen auf den weitaus größten ^en ver veutschen Wirtlchast. unv sie werden mit mir olle derselben Meinung lein, daß es allerd ugs für die Wirtschaft sehr viel leichter wäre, auch in den breiten Masten des Volkes Verständnis sür ihre schwierige Loge u> verbreiten, wenn die Form der Darstellung ihrer Interessen und ihrer Lage manchmal eine etwas geschick tere wäre. (Sehr richtig!) Mit wenigen Ausnahmen verschließt sie sich der Erkenntnis der wirklichen Lage. Eines ist sicher, daß wir über di« kommenden Schwierigkeiten unter keinen Umstän den restlos hinweg kommen können, wenn man bei einem kleinen Teil der Wirtschaft glaubt, alle Dinge und allc Lösungen und all« Schwierigkeiten nur und ausschließlich ans immer «eitere Lohnsenkungen abschieben zu können (Zustim mung). Der Arbeiter sieht in schwierigen Zeiten durch aus ein, was notwendig ist, aber man kann es ihm nicht sagen, wenn man damit von vornherein Auffassungen und Agitationsparolen verbindet, die die gesamte deutsch Arbeiterschaft zwangsläufig in ein« Einheitsfront bringen n- (Beifalls. Nicht Kamps zwischen Arbeitgeber« und Arbeitnehmern, sondern der Gedanke der Arbeitsgemeinschaft muß im Vordergrund stehen. Wir hassen, durch Gestaltung des Mirtschaftsbeirat» der Reichsregierung «in« Form zu ttnden, wo durch vertrauensvoll« Aussprache beider Teile Lösungen gesund«» werden, die notwendig und beiden Teilen nützlich find. Und dann muß der Weg so weiter gegangen werden insgesamt. Ich habe wiederholt ausgesprochen, daß der Weg, den die Reichsregierung geht, der Weg der Anerkennung der Wirklichkeit ist. Es ist damit der Weg allerdings des größten Widerstandes. Weil wir in den vergangenen Jahren all» zusammen in manchen Augenblicke« vorgezogen haben, den Weg de» geringstrn Widerstandes zu gehen, deshalb müssen wir heut« soviel Hartes und Schwierige« dem deutschen Volk« auserlegen. Aber es Hilst nichts, dieser Weg muß weiter gegangen werden. Und heute ist di« Situation in der Welt so weit, daß ich nicht mehr zu sagen habe, datz ich vor einer Ausgabe stehe, die zu S0 Prozent verloren ist. Heute 'st sie so, daß ich sagen kann, das Verhältnis vom Glück oder Unglück steht schon S0 zu 80. Beifall.) Es gibt kein« Wunderlösung, keine Patentlösung. Es gibt nur «inen steinigen Weg, der mutig und schrittweise planvoll zurück gelegt iverden muß. Und wenn ich beispielsweise, was di« L a n d w > r l sch a j t angeht, einmal die Arbeit der Reichs regierung überblicke, fo dars ich nur einige Zahlen nennen. Im Jahre 1922 haben wir noch 7.2 'Millionen Tonnen agrarische Produkte eingesllhrt, 1930 waren es 5,7, und nach dem Ergebnis der ersten Monate dieses Jahres werden es t93t schätzungsweise nur noch 8.2 Millionen Tonnen sein. (Rufe links: So muß da« Volk hungern!) Selbst in dem Augenblick der schwersten Krise ist es nicht so, daß die Arbeitslosigkeit in den vergangenen 4 Wochen in einem Umfange gestiegen ist, wie wir ihn ursprünglich nach Lage der ganzen Weltsttuation uns selbst berechnet hatten. Ich wünschte, daß wir in Deutschland eine Möglichkeit hätten, daß sich einmal nur für wenige Monate, die noch bis zu einer not wendigen internationalen Lösung die allein die Beruhigung in der Welt und die Grundlage sür den Wiederaufbau geben kann, bevorstehen, di« Parteien zusammcnftnden möchten. Wenn da» nicht möglich ist, ist diese Reichsregierung entschlossen, hier vor dem Reichstag ihre Politik zu verteidigen, zu verleid!- gen nicht mehr, wie sie sie In den letzten Wintermonaten ver teidigen mußte, nicht, ohne sagen zu können, daß sie bislang kein« sichtbaren Srsolgr in der Außenpolitik und auf mancher anderen Gebieten hatte. Freudig kann dl« Relchsregierun« sagen, datz der Weg frei ist und daß der bevorstehende schwer' Winter unter allen Umständen überstanden werden kann. Di« deutsche Wirtschaft ist in ihrem Produktionsapparat qr'.ind, Nahrungsmittel haben wir genug, sür die Finanzen des Reiches, der Länder und Gemeinden ist Vorsorge getroffen, und «e müßte merkwürdig zu gehen, wenn das deutsch« Volk, das «inen Lebenswillen und einen politischen Instinkt hat, nicht über diesen Winter hinwcgkommen würde. Wir find entschlossen, die Dinge bi» zu dem Augenblick sort- zutragen, wo durch eine internationale Zusammen- arb«it da» kommt, was kommen muh, wenn nicht die ganze Welt verfinken will in unendlicher Not. Ich lasse mich durch Kritik, Angriffe und Verleumdungen nicht beirren Ich stehe vor Ihnen! Ich habe Ihnen meine Politik gesagt Sie, die Parteien und jeder einzelne von Ihnen tragen die V-ontWar tung für da», wa» kommt! (Starker Beifall in der Milte).
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