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Nummer 15V Sächsische UolfsseUuns s Donnerskag, den 2. Juli 1831 «Verlag»,rti Dre-dt» Ilaielgenprels«: Die lgespallcne PetUjelle SV z,gamili»itt anjelgen u.SIellengeluche !!v z. Die pelitreilamejetl». SS mar breil. t ,^gr Anzeigen auberhalb de4 BelbreltungSgeblete* «v die peitireilomezeile I .UV^e. BNiigrb.NUZ. Im Fall« hüherer Bcwaii eiiischi lebe Belplltchiung aus Lieferung sowie Erfüllung v. iliijeigen. «iiflragen u. Letftung v. Schadenerf-^ »efchafliicher Le>l: Fra«« viUlggrtz, Drelden» 30. Jahrgang ikrlckicini N mni wüchii. inii illnfir. Siraiieüeilngen.Heniial uni> Mo»' und der Niuderdciiage.Für iniirrlieitten veuie" >rwie dcn rexibciingcu .St. Bknno - Bla»'. .Unicriiailung und Missen'. .Die draliiiche Haurirau' .»ierjiiiüier Raigeben, .Das guie vttch'. Monaiiicher iveziigSürelS .«l einschi. Beflellgeld. Glnzelniinnucr 1» Z, Souuadend- u. So>nNugnum>ner >i» Z. SauplichrMIeUer Dr. G. DeSczys, Dredden. vielldäsirftell«, Druttu.«Verlag > «ermania iürBering und Dr uiserei.Filiale Dre»den. Dresden.«.i. Volierllratze i^. F ernruiswls. Polilcheilionio Dresden <z,nd«ban> Drei»»«" 'N' Für ehriskliche Politik und Kultur SchiürsalsflunSen Frankreich bleibt einsichtslos — Noch immer wird in Paris verhandelt Kommt ein neuerKoover-Plan? Paris, 30. Juni. D«r Senat hat am Schluffe der Debais« über die französisch« Antwort zu dem Hooverschen Vorschlag nach den Erl,lärmige,, des Finanzminlsters Flandin und des Ministerpräsidenten Laval eine Eutschlieung des Senators Berard mit 197 gegen 5 Stimmen angenommen, die lautet: Der Senat Ist der Ansicht, das) die Achtung der Verträge und Ab' machungen die einzig feste Grundlage der internationalen Be ziehungen bildet: der Senat erinnert an die Opscr nnd Zuge ständnisse aller Art, die Frankreich seit 13 Jahren zugunsten der Ausrechterhgltnng des Weltfriedens und zugunsten der Wieder herstellung der Eintracht und der europäischen 'Wirtschaft gebracht hat. Der Senat billigt die Erlilärungen der Regierung und geht zur Tagesordnung Über. Der Abstimmung ging eine kurz« Klare Erklärung Laval» voraus Die Situation sei sehr heikel gewesen, heikler als jemals seit de», Kriege. Alle Länder hätten den Vorschlag Hoovers angenommen, auch Fra n k re i ch. s?) Mil beson derer Wärme verteidigte Laval die Haltung Amerikas, das nicht als harter Gläubiger gehandelt habe. Die össentliclfe Meinung täusche sich, wen» sie das glaube. Man -iirse indes nicht di« Vorbehalte unterschätzen, die Frankreich gemacht habe. In den Verhandlungen, die morgen fortgesetzt würden, iverde Frank reich seine Würde wahren. Es werde sich daran erinnern, dass es 1920 seine Krise allein überwunden habe, die der Krise analog sei. unter der Deutschland leide. Um Ueberraschnngen zu vermeiden, halte er es siir notwendig, Katz zwischen der Reichsregierung und der französischen Regierung offene Unter haltung«,, stattsänden, von deren Erfolg er überzeugt sei. Andere Erklärungen könne er seht nicht abgcben. Die Regie- ^rung brauche eine starke Autorität und erwarte eine Stärkung der Autorität durch das Votum des Senates. Washington, 30. Juni. Von hoher Negicrungsseite wurde zum Hooverplau u. a. mitgeteilt, unserer Ansicht nach bedeutet der Aufschub aller Zahlungen auf 1 Jahr keinen Angriff aus die internationalen Verträge: jedenfalls werden sie dadurch nicht ungültig. Frankreich hat nicht einmal prinzipiell Hoovers Proklamation zugestimmt. Es verlangte später, das; der Kredit an Deutschland nicht der Reichsregieruug. sondern gewissen deutschen Industriellen geliehen iverde. Wir betrachten einen derartigen Vorschlag als nicht dem Hoovcrplan entsprechend: den,, die Reichsregieruug braucht den vollen Betrag zur Stützung ihres Budgets. Wir sind bereit, auch anderen Na tionen zu Helsen: vor allem aber mns; Deutschland zunächst wieder aus die Flitze kommen. Die Bcrhandlungen mit Frank reich sind nicht abgebrochen. Wir sind nicht entmutigt, sondern hoffen auf eine Einigung. Wegen der Sachlieferungen dürften sich Deutschland und Frankreich dahin einigen, das; nur die laufenden Verträge ausgefiihrt werden. Wir haben in der Frage des Kredits nachgegeben und verlangen nur, das; er in grotzem Umfange der Reichsregierung für möglichst lange Zeit gegeben iverde. Aus die Frage, ob Gefahr bestehe, da Frank reich zur Erzwingung des Poungplanes i„ Deutschland einriiche, ivnrde geantwortet: „Dies Schauspiel wird die Welt nicht wieder erleben". Wird der plan zurückgezogen? London, 1. Juli. Der „Times"-Korrespondent in Washing ton meldet: Aus beste rQuelle höre ich, das; folgender Kurs siir den Fall eines Zusammenbrucl»es der Pariser Verhandlungen ernstlich erwogen wird: Es wird geplant, den ursprünglichen Hooverplau zurückzuzichen und das Angebot des Präsidenten jedem der einzelnen Schuldnerlünder gegenüber besonders zu wiederholen: mit anderen Worten, die Vereinigten Staaten würden das Angebot machen, jedes fremde Land von der Rück zahlung seiner Schulden an die Vereinigten Staaten zu be freien, das als Gegenleistung auf die ihm von Deutschland ge schuldeten Reparationszahlungen verzichten würde. Dieser Plan befindet sich vorläufig noch im Rohentivurf, und es liegt auf der Hand, das; er sehr ernstliche finanzielle Komplikationen cinschlietzen würde. Er würde es den Franzosen überlassen, selbst darüber zu entscheiden, ob sie bereit sind, ihn zu akzep tieren, ohne dadurch gleicherweise andere Nationen in Mitlei denschaft zu ziehen, wie es der ursprünliche Plan Hoovers tat. Ferner würde der neue Plan die Rückwirkungen eines Fehl schlages der Pariser Verhandlungen auf die Wirtschaft Und be sonders auf den deutschen Kredit zum mindesten abschwächen In diesem Matze würde er die Zustimmung der hiesigen Finanz kreise, die umfangreiche Beziehungen zu Deutschland haben, und der Inhaber deutscl>er Wertpapiere finden. Wenn auch die ser Plan der wichtigste der Alternativpläne ist, die jetzt er wogen iverden, ist eine endgültige Entscheidung darüber noch nicht erfolgt. * London, 1. Juli. Die Sorge, mit der die politischen und wirtschaftlichen Kreise Englands der heute in Paris erwarteten Entsendung entgegensehen, kommt in der Morgcnpresse zum Ausdruck. „Daily Herold" rechnet mit einem Fehlschlag der französisch-amerikanisclp!» Verhandlungen, glaubt aber, das; der Hooverplau trotzdem nicht preisgegeben iverden wird. Der diplomatisä;« Korrespondent des Blattes schreibt, Präsident Hoover habe Grotzbritannlen, Italien und anderen Staaten den Vorschlag gemacht, datz sie, falls Frankreich die Mitarbeit ver weigere, den Plan In Wirksamkeit setzen. Wahrscheinlich wür den in diesem Falle die Bereinigten Staaten bereit sein, Deutschland eine Anleihe für die Bezahlung der von Frank reich geforderten Annuitäten zu gewähren. Frankreich miitzte natürlich unter diesen Umständen seine Kriegsschulden an Amerika weiterzahlen, und es sei möglich, das; diese französi schen Gelder von der amerikanischen Regierung siir die Deutschland zu gewährende Anleihe benutzt würden. Italien gehl voran Koover-Plan in Kraft Rom, 30. Juni. Die amtlick^ italienisch« Agentur meldet: Während nian erwartet, datz die gegenwärtig lausenden Ver handlungen sobald als möglich ein endgültiges Abkomme« zwilchen den interessierten Regierungen ergeben, hat die italienische Regierung solgerichtig ihrer vollen und herz lich e n Z u st im m u n g zum Vorschlag des Präsidenten Hoo. v«r entsprechend im voraus dasllr gesorgt, mit der Durchfüh rung des amerikanischen Planes zu beginnen. Zu diesem Zweck hat der Autzeuminlster nach Vereinbarung mit dem Finanz minister di« Regierungen der Scknldnerstaaten Italiens davon verständigt, datz die italienisch« Regierung di« Summen, die man Ihr in Anwendung des Aoungplanes und des Haager Abkommens zum 1. Juli schuldet, nicht einzusordern beabsichtigt. Gleichzeitig hat die italienische Regierung die Regierungen d«r Gläubigerstaaten davon verständigt, datz die Regierung In Er wartung einer Entscheidung die von Italien zum gleichen Der- mln geschuldeten Summen zurückhalt«» wird. SnglischeBeurteilung des italienischen Vorschlages London, 1. Juli. Der Times-Korrespondent in Rom meldet: Von matzgebcndcr Seite verlautet, datz das in dem gestrigen amtlichen Kommunique enilwllene Angebot Italiens o zu verstehen ist, das; es durch das Inkrafttreten des Hoover- 'laues bedingt wird. Tritt der Plan nicht in Kraft, so ist der tatus quo automatisch wicderhergeslellt, und Italien wird von einen Schuldner» die ihm znstehcnden Summen beanspruchen. Ferner will der Korrespoiidcnt erfahren haben, wenn der Hooverplau beispielsweise ohne Mitwirkung Frank reichs in Kraft trete dann würde das italienische Angebot zwischen Italien und seinen beide» Gläubigern Grotzbritannlen und Amerika einerseits nnd Italien und seinen Schuldnern andererseits aufrechlcrhalten bleiben. Der Korrespondent des „Daily Expretz" in Rom nennt den italienischen Beschluß eine nutzer sie Anstrengung, um den Ho »verplan zu retten, und sagt, Italien hat einen grotzen Schritt getan, um zur wirtschaftlichen Erholung Europas und der ganzen Welt mitzuhclsen. Pressestimmen zur Entwicklung -er Verhandlungen Berlin, 1. Juli. Die „Germania" erörtert im Zusammen hang mit einem Kommentar zur französischen Senatsdebatle die ganze Entwicklung der Verhandlungen über den Hoover- plan. Das Blatt bezeichnet die plötzliche Einberufung des Se nats als weiteres Mittel, die Haltung Frankreichs zu verstei fe». Es begrübt deshalb um so l-erzlicher den Schritt der ita lienischen Regierung, die soeben das Inkrastfctzen des Hooverschen Vorschlages für Italiens Verpslichlmigen und Forderungen notifiziert habe. Es ist bemerkenswert, das; in Paris selbst Leute wie Sauerwein Deutschland sein Fern bleiben aus diesen: Ziveikampf direkt zum Vorwurf machen. Die Pariser Entscheidung iverde darüber entscheiden müssen, ob das Unbehagen und die Mitzstiinmung über Frankreichs Un verständnis mW Unnachgiebigkeit im Gedächtnis der anderen Nationen haften bleiben soll. Auch die übrige Presse bringt in ihren Ueberschriften und in kurzen Kommentaren ihre Zustimmung zu der Haltung Italiens in der Schuldenfrage zum Ausdruck. — Der „Börsen kurier" nennt den entschlossenen Schritt Italiens eine mutige Tat. — Die „Deutsche Allg. Zig." spricht von einer hochersreu- lichen spontanen Geste Italiens. Hände weg von Deulschland! Der bolschewistische Putschbetrieb. Die bolschewistische Presse setzt säst täglich ihren Leser« Berichte vor, wonach die „kapitalistische Welt" von de« „heldenhaften Sturmtruppen der revolutionären Arbeiter schaft" berannt und „eine kapitalistische Position nach de» anderen" genommen wird. Deutschland ist überhaupt nu« noch eine von den „revolutionären Massen" belagert« Festung, deren Kapitulation durchaus sicher und nur ein« Frage von Zeit ist. Hält sich die halbofsizielle Presse, die „Jswestija" und die großen Wirtschaftsblätter, von diesem Treiben auch bemerkbar zurück, so ist nur um so krasser, was die sowietrussische Parteipresse, allen voran die Mos» lauer „P r a w d a", an weltrevolutionären Phantasien, Beschimpfungen europäischer und insbesondere deutscher Staatsmänner und Parteiführer und auch faustdicken Lügen leistet! Wenn das Wort von der Freiheit der Presse irgendein»«:! offenbar verhöhnt und der Sinn einer Presse absolut mißbraucht worden ist, dann jetzt von der sowjetrussischcn Parteipresse. Berlegenheitssituationen haben die Sowjetpolitik schon oft genug zu Ablenkungsmanövern veranlaßt. Man irrt sich aber gewaltig, wenn man die jetzige Lügenkampagns der bolschewistischen Parteipresse als Ablenkung des russi schen Volkes von den eigenen Ernährungs- und noch vielen anderen Nöten wertet. Diesmal geht es den bolschewisti schen Drahtziehern nicht um eine Verschleierung der eige nen Not. sondern der Sinn dieser Presselügen ist einzig und allein, das putschistische Treiben der Sendung« zu decken! Z,n Trüben zu fischen, ist anerkannter und in Gültigkeit längst unter Beweis gestellter Grundsatz bol schewistischer Reolutionsmacherei. Es wäre verwunderlich, wenn dieses Prinzip überall, aber nur nicht für Deutsch land Geltung haben sollte. Ein Sowjetdeutschlanv spielt in den bolschewistisck)en Revolutionskalkulationen von Anfang an ein« besonders wichtige Nolle: der russisch« Agrarstaat strebte zu einem industriellen Pendant. (Ein Gedanke, der ja auch in deutschen nationalbolschewistischen Kreisen seit langem verbreitet und keinessalls ausgegeben ist!) Wenn die sowjetische Staats» »nd auch die kölsche« lvistische Parteipolitik solchen Ueberlegungen dann durch Jahre hindurch nur noch eine rein theoretische Bedeutung velmaß, dann lag das an den hüben wir drüben völlig anders gewordenen Verhältnissen, die eben zwingend an der« politische Einstellungen und Behandlungen verlang ten. Wie aber an sich bei vielen Dingen der Welt- miv sonstigen Politik, so haben auch bolschewistisä-e Einsichten keinen Dauerbestand. Das Korn wird gemäht, wenn e« reis ist, lagen die Moskauer Weltrevoluttonserperten der Dritten Internationale; und sie sind bestimmt der durch und durch maßgeblichen Meinung, daß eben das re volutionäre Korn in Deutschland in voll» st er Reife steht. Di« putschistische Aktivität der Moskowiter ist offen kundig. Ohne jede Scheu wird in den Berichten einzelner Ländersektionen an das Zentralkomitee der Kommunisti schen Internationale ausgesprochen, daß die Zeit des Ge« wehr-be's-Fuß-Stehens endgültig vorüber nnd die Gelegen heiten des revolutionären Angriffkampses gekommen seien. Berichte der deutschen Filiale der Komintern besagen, daß die deutsche Arbeiterschaft sich mit Abscheu von den ver räterischen christlichen, soziakfaschistischen und sonstigen Ge werkschaften und der Sozialdemokratie wende und be geistert der Roten Gewerkschafts-Opposition und der Koni- munistischen Partei Deutschlands zuströme. Mehr aber noch verdient beachtet zu werden, daß diese Berichterstat tung nicht diese Oraantsationsangelegenheiten für wichtig und letztlich entscheidend nimmt, sondern der revolutio nären Mobilisierung der unorganisierten Arbeitslosen und der unzufriedenen und sozial deklassierten Volkoelemente als „Massenkampftruppen" die Hauptaufmerkjamkeit Öl wendet. Diese Volksteil« mit allen gegebenen und rück sichtslosesten Mitteln als „Revolutionskampser" zu gewin- nen und zur Ausnahme des Straßenkampfes zu bringen, wird als das augenblicklich« Ziel des Mühens der Leitung der KPD. hingestellt. Es ist nur selbstverständlich daß in diese» Zusammenhängen die Taktiken des „glorreichen russischen Oktobers 1917 gepriesen und jede mögliche Hilf« in den „bevorstehenden Revolutionskämpfen in Deutsch land" dringend erbeten wird. Aber die moskowitischen Putschlnrmühungen find nicht auf Deutschland allein beschränkt. Die große revolutionär« Einheit ist nur hergestellt, »venn auch die staatlichen Zwischenglieder der bolschewistischen Diktaturherrsck-ast unterworfen sind. So sind denn die lvestlichen Nachbar staaten der Sowjetunion, insbesondere die baltischen Staa ten Estland und Lettland, seit jel)er Tummelplatz« bolschewistischer Revolutionsagenten und Putschisten. In beiden baltischen Staaten sind kommuniitilch« Orvantsa« Die heutige Nummer enthält di« Beilage „Unterhal tung und Wisse n".