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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111030029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911103002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911103002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-30
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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sonstigen schweren Verletzungen stöhnend daliegen oder umherirren und einem qualvollen Tode auS- aesetzt sind. Ter Ausfüllung oieser Lücke gilt ein Ausruf, den vor kurzem die Pserdcschutz-Ver- einigung über ganz Deutschland" und der „Ber- Tierschutzverein" an das deutsche Volk gerichtet ha- den. Sic fordern darin zur Unterzeichnung einer an den BundeSrat zu richtenden Majsen-Eingabe auf, in dec die verbündeten Negierungen gebeten werden, bei der nächsten Haager itoiisercnz den Antrag zu stellen, das; — unter Ergänzung der Bestimmungen der Genfer Konvention — von allen Heeren der Welt schon im Frieden Leute aus gebildet werden, deren Ausgabe cs ist, im Kriege ohne weiteren Befehl während der Sch.lachten und nach ihnen die schwer verwundeten oders.onst v eru nglüerten Pferde zu töten. Zur Sammlung von Unter schriften in Leipzig haben sich die beiden hier bestehenden Tierschntzvereine zufammengctan und in Listen zur Ginzeichnung in ihren Geschäftsstellen JohanniSgasse 14, Äittelgebäude l, und Eutritzsch, Tauchaer Weg 4V, sowie an 46 anderen, an den Anschtagssäulen ersichtlichen und durch auechängcude Schilder gekennzeichneten Stellen auSgclcgt. Freunde der Same, die persönlich Unterschriften sammeln wollen, können Listen dazu in einer der beiden genannten Geschäftsstellen entnehmen. Es ist zu wünschen, daß der Aufruf recht viele Unterzeichner findet — die Pscrde, die um unseretwillen leiden, verdienen cs und die Mcnschlichteit gebietet cs. * Lutherspende. Man schreibt uns: Zum Reser- maiionssest ist es gerade ein Fahr, Last ser Luther verein zur Erhaltung der deutsch-cvangelpchen schule Oesterreichs mit seiner Luther peude an die OZffnt- lichkeit trat und damit den BUck der protestantischen Welt auf das nahende Resormationsjubiläum 1917 hinlenkte. Wie nur im übernächsten Herbst zur Zen- rcnarfeier der endgültigen Befreiung aus den Fes seln des Korsen ein unvergleichlichem Denkmal wc.ven wollen, so wird auch 1917 nicht an uns vorüberziehen dürfen, ohne Last wir einen Zoll des Dankes an den Mann abrragen. der, als einfacher Professor und Prediger, unser Volk und Vaterland davor bewahrte, ein Spanien oder Portugal zu werden. — Die größte Not der evangelishen Deutschen in Oesterreich besteht in der Schulnot. Ihr soll die Lutherspen.de nach drücklich avhelfen. DNe meisten evangelischen Ge meinden sind mit Ausgaben derart überlastet, dast sie ihren Lehrern nur die Häljte der Gehälter bieten können, dre die katholischen staatsschulcn zahlen. Der Anfangs, ist meist Endgehalt. In einzelnen Fällen müssen 1300 Kronen sd. i. 1100 ttl) trotz Wsabriger Dienstzeit und großer Familie genügen. Hier soll einst nut Le: L'uthcrfpende eingesetzt werden. Mit leeren Sympathien und flammenden Protesten ist Jesuiten gegenüber nichts auszurichten. Den viel- armigen, finsteren Mächten römischer Lichtfeindschaft kann nur mit Le: Tat halt geboten werben. Deshalb sende auch du, lieber Leser, deinen Beitrag ein! Von 2000 bis herab auf 5 sind in der Spende bereits alle Summen vertreten, am häufigsten Bausteine von 100 .it. Konnte ein Schönherr als Katholik uns Protestanten voll Aeberzeugunczstrene sein Drama „Glaube und Heimat" schenken, werden auch wir Evangelischen für unfern Glauben und unsere Volks genossen ein Goldstück übrig haben. Freundlichst zu gedachte Spenden innerhalb der Kreishaupt- Mannschaft Leipzig werden erbeten an Herrn Iustizrat Barth, Leipzig, auf unser Konto „Luther- fpende". * Der Gcmsindeverband von Philippus darf mit Genugtuung auf seinen ersten Familienabend zurück blicken. Hatten sich doch gegen 700 Besucher im Grasten Saale von „Schloß Lindenfels" zusammen gefunden, die mit gespannter Aufmerksamkeit den mancherlei Darbietungen lauschten. Nach einem all gemeinen Gesänge und der Begrüßungsansprache des 2. Vorsitzenden Herrn Professors Dr. Entfahr trat der blinde Konzertsänger Ernst Haun in A:tion, der sich mit dem Liede aus dem Waffenschmied: „Auch ich mar ein Jüngling mir lockigem Haar" in aller Herzen hineinsang. 'Mit diesem «owie mit den zur Laute gesungenen deutschen Volksliedern entfachte der Herr Vortragende einen Beifallssturm, der von dem tiefen Eindrücke Zeugnis ablegte, den seine Lieder auf alle Zuhörer gemacht hatten. Aut gleicher Höhe stand der Vortrag des Herrn Lehrers M. Hertel über „Aber glaube. Sitten und Gebrauche im Erzgebirge", ein Vortrag, der dann gewissermaßen ausklang in einem von der Sängerabteilung des Verbandes unter Herrn Kon- zertmeister Petersens Leitung gesungenen erzgebir- gischenLiede: „DerFeierohmd".Mitdieiengesanglichen und musikalischen Darbietungen wetteiferten die dekla matorischen. die vvn den Mitgliedern des Jünglingsver- eins in drei Einaktern: „Ueberwunden", „Der Vater kommt näht"und dasBuch Iojakim"in trefflicher Weise zur Darstellung kamen. Nachdem dann die Sängerabtei oiels Europäer nicht beachten. Der Berber hält sein Wort! Hoch entwickelt ist der Erwerbssinn, und ebenso einfach ist seine Nahrung und Hauswirtschaft bei großer Bedürfnislosigkeit. Auch der Reiche trägt denselben schmutzigen und zerfetzten Burnus wie der Arme. Der Berber kennt und schätzt persönliches Eigentum." Staunenswert ist es, wie sie manche trockenen und felsigen, aber natürliche Sicherheit bietenden Gebirge in Tripolitanien durch künstliche Bewässerung und Düngung, durch Terrassierung in wahre EartenlandschaiLen verwandelt haben. Die Berbern, die seit dem 16 Jahrhundert allgemein dem Islam gewonnen sind, haben die arabische Iahreseinteilung über nommen, und religiöse Sekten und Orden spielen unter ihnen eine große Rolle. Durch und durch verschieden von den Arabern sind sie aber in ihrer demokratischen Gesinnung, die in der getrennten Ver waltung jedes Dorfes und Stammes zum Ausdruck kommt. Wichtig ist es, daß in letzter Zeit, haupt sächlich durch die religiöse Sekte der Senuisi, das Verständnis für nationale Zusammengehörigkeit bei ihnen geweckt und vertieft worden ist. Arsulkührung in Lhrmnitz. Die Rolle, die in der Wcltpolitik bi» vor kurzem der Balkan gespielt hat. ist für eine kurze Weile an das interessante Land in Nordwestafrika ü'oergeaangen, dessen Ee'chicke gegenwärtig hinter einer vcktichlossenen Tür in Berlin gemacht werden. Da an die Klinke dieser Tür aber schon von innen die Hand gelegt ist und nach menichlicher Voraussicht mit dem Aulspiingen ihrer Flügel der Sensationswert des ganzen Handels stark gefallen sein wird, so war es denn wohl höchste Zeit, daß wir die Marokko-Operette bekamen, und wirklich war es wieder Herr Okonkowski, der >chon mit dem Textbuch zur „Keuschen Susanne" und mit seiner „Polnischen Wirtschaft" bewiesen hat, wie richtig er die Bedürfnisse des Publikums taxiert — wieder also war es Herr Okonkowski, der die gegen wärtige Situation mit dem richtigen Verständnis erfaßte und den Fall Marokko operettisicrte.s Eigentlich ist damit alles gesagt, was an Neuem über fein jüngstes Textbuch geiagt werden kann. Denn selbstverständlich wäre es eine Verschwendung von wertzeugender Energie, wenn ein Operettenbuch macher sich mit der Erfindung neuer Gedanken quälte, so lange das Publikum die bewährten alten anerkennt. Eo ist auch die „Königin Loanda" lung noch Lieder von Franz Abt „Verlaß mich nicht", von Konradin Kreutzer ..Abendchor" und von Friedrich Silchcr „Nun leb' wohl du kleine Gaffe" vorgetragen hatte, schloß der Verbandsvorsitzende ?. Dr. Gandert mit einer Ansprache den genutzreichen Abend, der in einem von Herrn Organist Bernd. Uhlig meisterhaft auf dem Klavier begleiteten all gemeinen Liede . „Wir heben die Hände zum Herrn, der ohne Ende gesegnet das Wert, das wir heute getan" — ausklang. Am 13. November findet die alljährlich zum Benen der Weihnachtskafse Les Ver bandes wiedertehrende Verlosung statt, zu der frei willige Gaben schon jetzt in der Kirchenexpedition angenommen werden; und am 27. November wird der erste Bejprechungsabend mit einem Vortrage des Herrn Pastors Müller über Las heilige Abendmahl eingeleitet. Anmeldungen zur Mitgliedschaft werden jederzeit entgegengcnomnren. * Monisten - Vortrüge. Im großen Saale des Zentraltheaters sprechen Montag, den 13. November, abends 8 Uhr, in öffentlicher Versammlung Geheim rat Wilhelm Ostwald über: Das Christen tum als Vorstufe zum Monismus und Dr. Ernst Horneffer Münchens über: Die religiöse Not unserer Zeit. Ethische und religiöse Pro bleme begegnen jetzt ganz besonderem Interesse, das durch die Beleuchtung von seiienzweier so moderner Denker noch gesteigert werden dürite. Nach Len Vorträgen findet eine freie Aussprache statt. * Dir Kleist.Eedeukserer des Herrn Pa u l M ü n ch findet bei freiem Eintritt am 'l. November abends Uhr im großen Saal? des Künftlerhauscs statt. Künjtler'iche Kräfte wirken mit: Fräulein Etelka Weinhold lVivroncells), Fräulein Else Smitt (Gesang), Herr Hans Beßler vom Ktadtthsatsr (Rezitation). Für die Festrede ist Herr Schriftsteller Ernst Langehcinecke aus Berlin gewonnen worden. h. Genehmigter BiUauseus. Durch Verordnung des sächsischen Ministeriums des Innern ist zur Ver öffentlichung eines Bittausrufs in sächsischen Zeitun gen zugunsten der Taubstummblinden und Taubblin- Len die Genehmigung erteilt worden. * Ei» aller Schwindlerin«!. Gewarnt wird vor einem angeblichen Luchhandlungsoehilfen Schack. Er mietet sich bei Familien ein und gibt hierbei an, er komnre von Köln; sein Gepäck werde ihm nach geschickt. Nach einigen Tagen läßt er sich dann von der Logiswirtin einen Geldbetrag unter dem Vor haben geben, er wolle damit sein Gepäck einlösen. Dann verschwindet der Betrüger. Da er sein Schwindelmanöver weiter fortsetzen wird, sei vor ihm eindringlichst gewarnt. Der Gauner wird be schrieben als etwa 40 Jahre alt, mittelgroß, unter setzt, mit vollem Gesicht, dunklem Schnurrbart und dunklem Haar. Die Kleidung besieht aus schwarzem Eehrockanzl'.p, schwarzem steifen Filzhut. * Der Spitzbube hinter der Bühne. In den Bähnenrnum eines 2>crgnügungsstablissements des Ostviertels schlich sich nm Sonnabend abend in der 11. Srunde ein Spitzbube ein. Er erlangte eine goldene Dainenreinvntoir-Ahr mit weißen« Ziffer blatt, arabischen Zahlen, goldenen Zeigern und der Nummer 5908, nebst langer goldener Kette mit goldenem Anhängsel in Form eines Kruges, mit der Aufschrift „Karlsbad", im Gesamtwerte von 145 Mark, sowie ein Herren- und ein Damenportemonnaie mit Geldbeträgen. In dem Herrenportemonnaie befand sich auch eine Kontrollmarke der städtischen Sparkasse. Sachdienliche Mitteilungen würden der Kriminalpolizei iebr erwünscht sein. Für die Wieder erlangung dec Gegenstände und dis Ermittlung des Diebes sind von den Geschädigten 10 ttl Belohnung ausgesetzt. * Eine „gesucht«" Periönlichkeit. Fcstgenommen wurde von der .Kriminalpolizei eine sehr „gesuchte" Persönlichkeit. Der Unverbesserliche, ein 20 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Noda, wird von der he figen Amtsanwaltschaft sowie von den Gerichtsbehör den in Eisenberg, Gera, Jena urrd Pegau wegen Be trugs gesucht. Eins Betrügerin. Eine Unbekannte erlangte durch Betrug von einer in der Eisenbahnstraße wohn haften Händlerin Bettzeug im Werte von etwa 30 „k. Die Betrügerin nannte sich Frieda Gebhardt. Sie ist etwa 25 b'.s 26 Jahrs alt, mittelgroß, schmächtig, Hai blasses Gesicht, dunkles Haar. * Diebstähle. In einem Lokal am Rotzvlatz ist ein wertvoller Ulster von braunem englischen Stoss sowie ein schwarzer, harter Filzhut mit rotfeidcnem Futter gestohlen worden; aus einem Schaukasten in der Könneritzstroße «ins Anzahl goldene Broschen, Kol liers und Armbänder. * Ein kaltes Bad. Im Connewitzer Holze rutschte ein lOjähriger Knabe beim Spielen am Pleißenufer ins Wasser, wurde aber von Vorübergehenden sofort wieder herausgezogen. mr. Tätigkeit der Feuerwehr. Sonnabend abend 9,40 Uhr wurde die Ost-Feuerwache nach dem Grund stück Windmühlenweg 1 gerufen. Dort war ein Dienstmädchen beim Abdecken der Betten mit der Bettdecke der brennenden Petroleumlampe zu nahe gekommen, wobei die Decken in Brand Kitteten. Hierbei fingen auch die Gardinen Feuer. Dre Wehr sorgre für baldige Unterdrückung jeder wetteren Gefahr. — Sonntag abend 9 Uhr entstand in der Küche eine» größeren Restaurants in der Kohl gartenstraße durch Wärmeübertragung ein Balken brand unter der Küchenmaschine. Auch hier mußte die Feuerwehr hilfreich eingreisen. — 10 Uhr abends brannte an der Städtischen Sandgrube, Vicht vor Probstheida, ein großer Haufen Abraum. Dieses gab ebenfalls Veranlassung, die Ost-Feuerwache zu alarmieren, die auch bald eintraf und jede weitere Gefahr beseitigte. * * Mockau. Mittwoch, den 1. November, abends 1r'9 Uhr, findet im „Alten Gasthof" eine öffent liche Wählerversammluna für Mockau, Schönefeld, Thekla, Plaußig und Portitz statt. Der vom Verband naiionalgefinnter Vereine für Leipzig und Umgegend für den 13. Rcichstagswahltrcis (Leipzig-Land) ausgestellte nationalliberalc Rcichs- tagskand'.dat, Redakteur Dr. Arno Günther, wird sich den Wählern vorstellen. * Gautzsch. Ein W o h l t ä t i g k e i t s l o n z e r t zuin Besten der hiesigen Kinderbewahranstalt findet ain Reformationsfest im „Alten Gasthof" statt. Es wird veranstaltet von« Gesangverein „Liederkranz" unter Mitwirkung eines Sängers und eine: Sängerin. * BöhNtz-Lhkcnbcrg. Der hiesige Turnverein (D. T.) veranstaltete «im Sonnabend im Gasthof „Zur großen Eiche" einen Iugcnd-Avend. Die Ouver türe zu „Euryanthe" für Klavier zu 4 Händen von C. Ak. v. Weber, gespielt von den Lehrern Schöne und Andrä, eröffnete die Bortragsordnung. Jin Namen des Vereins begrüßte der 1. Kassierer Andrä dis Anwesenden. Dann zeigten die Turner von 14 bis 16 Jahren unter Leitung des 1. Turnwarrs Fischer an turnerischen Aufführungen, die in Frei übungen und Barrenturnen bestanden, ihre Kunst. Im Mittelpunkte des Jugend-Abends stand der Vor trag des Pfarrers Lic. Naumann über „Ernst Moritz Arndt". Die rurnerischen Aufführungen der Jugend klasse von 16 bis 18 Jahren, geleitet vom 2. Turn wart Schärp, bestanden in Slabübungen und Barren turnen. Der Kriegsmarsch aus „Athalia", für Klavier zu 4 Händen, von Mendelssohn-Bartholdy, und 3 wohlaelungene Gruppierungen sämtlicher Turner am Barren beschloßen den anregenden Ivaend-Avcnd. * Burghausen. Im Gasthof zum Bienitz wurde unter dem Vorsitz des Gemeinde Vorstands M ü l l e r - Gundorf mit den Interessenten über die Stauanlagen im Zschampert, Gundorfer Flurteil, verhandelt. Die Beratungen ergaben folgendes: Die Errichtung einer Stauanlage ist statthaft, wenn der Einbau zweier Schützen, eines im Bewässerungsgraben und eines zweiten Schützen in der Flußrichtung des Zschampert erfolgt. Die Schützen sind, nach besonderer Zeichnung, die rin Gemeindeamte zu beziehen ist, anzulegcn. Der Zschampert kann von sämtlichen An liegern zur Bewässerung ihrer Grundstücke benutzt werden. Der Besitzer einer Stauanlage verzichtet darauf, gegen Errichtung weiterer Stauanlagen Einspruch zu erheben. Ter Gemeinde bleibt es Vorbehalten, je nach Anzahl der Stauanlagen und ihren Bewäffcrungsqebieten die Benutzungsdauer festzusetzen. Die Gräben am alten und neuen Bruch sollen ausgehobeu werden. Das Vergeben und Aeberwachen dieser Arbeiten ist einer Kommission übertragen worden. Die Kosten der Regulierung tragen die beteiligten Besitzer nach dem Verhältnis der Größe ihrer Eundstücke. * Markranstädt. Aus der jüngsten Stadt gemeinderatssitzung ist bemerkenswert: Das Regulativ über den Arbeitsrsckutz auf Bauten hat wesentliche Abänderungen erfahren. Alles, was zur Wohlfahrt der Bauarbeiter und zur Verhütung von Anfällen vom Bauunternehmer verlangt werden kann, ist in das neue Regulativ ausgenommen worden. — Hinsichtlich der Erörterung der Teue rungsfrage und Beschlußfassung über stüdtischc Maßnahmen zur Beschaffung billiger Nahrungsmittel teilte Bürgermeister Schirmer mit, dvß die Notlage allgemein anerkannt rverde. Die für unsere Stadt praktischen Vorschläge des Stadt rates lauten: 1) Es sott eine oierglicderige Kom mission gewählt werden, die mit einem städtischen Betriebskapital von 1000 ttk Großbezüge in Kar toffeln und Seefisckstn bewirkt und auck in kleineren Quantitäten zum Selbstkostenpreis abgibt. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. 2) Es soll nichts anderes als ein Destillat aus den üblichen I Unmöglichkeiten, Pikanterien und Sentimentalitäten, die, wenn sie zusammen und zwar möglichst knüppel- dick auftreten, eine Operette genannt werden. Die ! Titelheldin ist hier die Herrscherin von Mauretanien, die von den Franzosen in einem algerischen Schlöffe ge fangen gehalten wird. Da dieMauretanier aber unruhig geworden sind, so wollen die erleuchteten Leiter der französischen Weltpolitik ihnen die Königin wieder geoeben — allerdings nur dann, wenn sie den (es ist kein Scherz!) Kaiser der Sahara heiratet. Auf diese Weise soll ein armer Verrückter seinen Willen be kommen. zugleich aber infolge der französischen Staats angehörigkeit dieser famosen Potentaten auch „die Interessensphäre" Frankreichs in Maumtanien aus gedehnt werden. Aber Traume, selbst diplomatische, sind Schäume, und so bekommt Loanda natürlich nicht den grausam aus dem Grab der Vergessenheit ge rissenen Jaques Lcbaudy, der hier Napoleon Michaud beißt, sondern — nach dem sie in unbe-winglrcher Sehnsucht nach dem Pariser Leben als Bauchtänzerin verkleidet nach der Stadt des rnmllia rou^s durch gebrannt ist — den Leutnant Henry de Porssy, den vorsingenden Wächter ihrer algerischen Gefgngenjchast. Napoleon aber wird mit Olympia beschenkt, erner Kabarettdiva, die in Algier während Loandas Ab wesenheit die Rolle der Entflohenen gespielt hat. Daß diese Haupt- und Staatsaktion nicht ohne die übliche Garnierung mit geprellten Liebhabern, trottel haften Ministern und mannstollen Greisinnen vor sich geht, versteht sich. Die heutige Chemnitzer Uraufführung dieser Operette aber entbehrte gleichwohl nicht eines ge wissen Sensationsintsreffes. Der Komponist dieses Buches nämlich rst Oskar Malata, der Leiter der städtischen Oper und als städtischer Kapellmeister auch Dirigent der großen Sinfonie- und Abonne mentskonzerte. Er zergt rn den zahlreichen Nummern seiner Partitur ganz die von hübschen, nicht immer originalen Einfällen geführte leichte Hand, die von der Operette heute verlangt wird, und namentlich seine ganz aus den sentimentalen Wiener Schwung gestimmten Walzer können sich Loren lassen. Am wertvollsten sind seine straff und schmissig gebauten Ensemblesätze, in denen übrigens auch häufig eine besondere Begabung für musikalischen Humor zutage tritt. Die vom Lberregiffeur Diener mit einem er staunlichen Reichtum an Ideen und von Direktor Jesse mit dekorativer und kostümlicher Pracht aus- gestattet« Ausführung dirigiert« der Komponist seihst und wurde von dem ausverkauften Hause selbstver ständlich stürmisch gefeiert. Das ehemals in Leipzig wirkende Fräulein Bischur war eine reizende Loanda, v. Schenk machte als Leutnant Hanow gute Figur, und Planks genialer Begabung für die Ver menschlichung der unsinnigsten Operettcntrottel ge lang ein überwältigender Saharakaiier. Die Aittoren und die Darsteller rief man zu ungezählten Malen vor den Vorhang. U. 21. Tvlitois nachgelassenes Drama. Zur Uraufführung von Tolstois „Der lebende Leichnam" wird uns aus Hannover geschrieben: Was den Grafen Leo Tolstoi in der seelischen Vcr- faßuna der letzten Jahre vor 1900 an der Erzählung eines Richters, die er dann zu seinem Schauspiel „Der lebende Leichnam" umschuf, reizen konnte, ist wohl verständlich. Er, der eben an dein großen Roman ,^Die Auferstehung" arbeitete, lebte völlig in den Vorstellungen des Bützertums, der Abtörung aber individuellen Wünsche al, Sühne vergangener Sünden. In solcher Verfassung vernahm er die Kunde von einem Manne, der durch seine Leiden schaft zu Spiel und Trunt seine ehedem wohlhabende Familie verarmen machte, von dem Manne, der in Zerknirschung über seine Schwäche in verborgenen Winkeltneipen untertauchte und seinem Weibe den Weg zu einem neuen Lebensglück mit einem Jugend geliebten dadurch öffnete, daß er sich, ob'chon lebendig, selbst aus der Reihe der Lebenden strich. Auch das symbolische Doppelspiel, das in dem Stoff liegt, mag die Künstlerphantasie des Grafen gereizt haben: Fedor, der einen Selbstmord fingiert vor der Oeffen.lickkeit, ist nicht nur ein tebendlger Leichnam seiner körperlichen Existenz nach, er ist es auch in übertragenem Sinne, insofern seine' Seele von allem, was Menschlichkeit in ihr war, Abschied nahm, um ganz in Träumerei und Trunk zu versinken. Diesen Stoff hat Tolstoi, so wie er ihm erzählt ward, in elf lose zusammenhängenden Szenen und einem rein epischen Aufbau aut» Papier geworfen. Seine Absicht mag wohl gewesen lein, das Eigen- tümliche des Herganges künftiger scköpferischer Ge staltung aufzubewahren. Er selbst dachte weniger an eine Tragödie, vielmehr an tragikomische Bear beitung. Später fehlte die Lust zur Weiterarbeit. Das Werk blieb liegen und ward von übereifrigen Verehrern ausgeiradeu und als neue Offenbarung in hie Land« geschickte eine Petition an di« zuständigen Behörden hinsichtlich der Einfuhrscheine gerichtet werden. Auch dieser An trag wurde einstimmig angenommen. 3s Der Antrag, eine Petition an di« zuständigen Behörden wegen Lufhebun^der Einfuhrzölle zu richten, wurde mit 14 gegen 7 Stimmen abgelehnt. In di« Kommission wurden gewählt Stadtrat Beyer, Direktor Schiering als Vertreter der ersten. Kaufmann Schrader als Vertreter der zweiten und Kürschner Rausch als Ver treter der dritten Wählerabteilung. Um «inen ge nügenden Absatz der Seefisch« zu garantieren, soll in der hiesigen Kochschule ein besonderer Kursus für oer- schiedenfache Zubereitung der Seefische veranstaltet werden. Endlich ist in Aussicht genommen, den Kindern in der Schul« auf städtische Kosten ein warmes Frühstück, bestehend in einem Glas Vollmilch und einem Weißbrotbemmchen, zu bieten. Der Kommission wird es möglich lein, bei einer Frachtvergütung von 6S Prozent der Teuerungsnot zu begegnen. llus Sachsen. Dresden, 30. Oktober. * Hosnachrichten. Der König traf I;cute vormit tag von Pillnitz im Residcnzschlosse ein und nahm die Vocrräge der Slaatsmunster und Lcs königlickren Kadinettsselreiürs, sowie die Rapporte der Hof staaten entgegen. Am 1 Abc fand beim Prinzen Jo hann Georg aus Anlaß Les Geburtstages der Prin zessin eine Familicntafel statt, an Le: auch der König teilnahm. * Aurstellungsschiuß. Morgen nachmittag 4 Ahr wird aus Anlaß des Schlusses der Inter- nationalen Hygiene-Ausstellung das Direktorium -m Nepräscntanonssaale die Beamten und Angestellten zu einer Zchlußseier um sich versam meln, in der Exzellenz Lingner allen Beteiligten in feierlicher Ansprache seinen Dank zum Ausdruck Lrin- gen wird. -o- Pirna, 29 Oktober. «Mit der Umschlag platzfrage) beschältigt sich jetzt auch der hiesige Hausbcsitzerverein. der das obwaltende Bedürfnis lebhaft betonte und dann den Anschluß an eine Petition eiklärt. wonach die Um chlaganlage auf dem städtischen Auslaheterrain an der Elbe herge- stellt werden soll. Die ganze Sache spielt nun schon seit Jahrzehnten; in Flußgebracht wurde sie jetzt aber wieder durch das in den Nachbarorten Heidenau und Mügeln ausgctauchte Projekt der Schaffung einer Industriebahn, durch welche Pirna vollständig über flügelt werden. "Z Schneeberg, 29. Oktober. lSpende.) Der hiesige Erzgebirgszwcir,verein öewilngre zur Aus schmückung des neuen Stadtverorbnetsnsitzungsfaales den Betrag von 400 - 500 Mit dieser Summe soll ein Bild durch einen einheimischen Künstlet aus geführt werden. Literatur. Elsa von Bonin. Das Leben der Re nee von Tatte. Roman. Geh. 3,50 .k, geb. 5 (Berlin, Egon Fleische! L Co.) Auf einen Menschen zeigt wie mit Fingern seine markanteste Eigenschaft. Auf den einen sein Auge, sein Gang auf den andern, das Haar aus den Dritten, wieder auf einen andern seine Aussprache. Ihr Stil weist auf die Elsa von Bonin. Etwas ganz Eigenes hat er. Etwas, das anfangs fernhält, durch manche Wendung wohl zum Lächeln zwingt, schließlich aber, wenn er mit seiner gedrungenen Klarheit im Erzählen aufgeht und es ihn restlos aufsougt, doch gefangen nimmt. E!was oberfläch lich Bezauberndes hat das Buch nicht. Seine Wir kungen gehen in die Tiefe. Es läßt den Leser nicht so bald wieder aus seinen Banden. Es verfolgt, wie einem Tage und Traume hindurch eine Munk auf den Fersen ist. Wer wohl läse nickt gern solch ein Luck?! Allo Feinschmecker möchte ich zum Lesen des „Lebens der Reime von Gatte" hiermit einge laden haben. I7ueo O.lealct. Im Verlag von A. Vathin Berlin 2V 8 erschien soeben wieder die bekannte Einteilung und Standorte des deutschen Heeres. (1 .<(). Das kleine Buch zeig: wieder in seiner Neuausgabe die oftgerühmte Zu verlässigkeit. Allen, die mit der Armee in Der- bindunq stehen, ist die „Einteilung" ein unentbehr licher Ratgeber. Schon die russische Kritik hat diese Szenen bei der Uraufführung in Moskau vom Standpunkt des Dramas aus abgelehnt. Dialogische Skizzen, sagte sie, kein Drama. Und so nahmen sich denn des Stoffes zwei französiiche Thcctterpraktiter an, Jean Josd Frappa und Georges Silber, in deren Be arbeitung die Dichtung zum überhaupt ersten Male über die Bretter des Deutschen Theaters zu Hannover ging. Die Theaterkenntnis dieser Bearbeiter steht außer Zweifel: sic haben die elf Schauplätze auf fünf zu jammengezogen, das sprunghafte Hin und Her der Handlung in einen inneren Konnex ge bracht; aber was sie nicht vermochten, das war, aus diesem völlig undramatischen Stoffe ein Drama zu schaffen. Auch ihre Arbeit bleibt ein dialogisierter Roman, Und da schon bei Tolstoi alle Figuren mit Ausnahme des „lebenden Leichnams" über bloße Schablone nicht hinauskamen, so vermochten auch sie die'en nicht» hinzuzufügen. Nur Fedors Charakter erfuhr pjuchologiicke Ver tiefung: er ist emer jener hypersensttiven Menschen, die wohl nur aus der slawischen Raffe wachsen. Von Anfang an, so meint er. habe er sich seiner Gattin unwert gefühlt, von Anfang an sei wie ern Schatten in feiner Ehe die Gestalt jenes Iugendgeliebten ge standen. den sie später mit Fedors Hufe ehelicht. Diese Gestalt, die der Gattin Seele nur unbewußt vorgeschwebt sei, habe sein Eheglück getrübt, seinen Willen gelähmt, seine Trunksucht gefördert. Ein völlig passiver Held also, der schon von Anfang an auf jeden Kampf verzichtet. And über diese hauptsächliche Schwäche kommt das Slück nicht hinweg, das ryearralisch nur ducch die Ncußcrlichkeiten einer Zigeunerchorsmne und weiterhin durch Gorki schon bekanntes Nachtmyl» Milieu gehalten w'rd. Auch daß der „Held", da das Geheimnis durch Unabsichtlichkeit verraten und die Zongoermäblten der Bigamre beschuldigt werden, sich ichließkich vor Gericht erschießt, bietet nur einen äußerlichen Abschluß, keine innerliche Befriedigung. Die Bühnenwirkung zeitigte ein ziemlich negative» Resultat. Sie stellte »ie Lckwäche» der Komposition erbarmungslos ans Licht, ne enthüllte die Schemen hastigkeit der einzelnen Gestalten, der auch die Auf führung, die die bestell Kräfte des Ensembles vor geschoben hatte, nicht abzuhelfen vermochte. So war die Aufnahme eine recht küble, wennschon sich in den vereinzelten Beifall von feiten der Mehrzahl d« Hörer kein aktiver Widerspruch mischte. —
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