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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111030029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911103002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911103002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-30
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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hau« -«schafft werden, Nachdem er genesen war. «rklürt« sein« Gesellschaft, daß seine geschwächte s Konstitution den an ihn gestellten Forderungen nicht mehr gewachsen set, und entließ ihn kurzer hand. Au« Verzweiflung darüber nahm er sich da« Leben. In seinem Testament bat er seine Mutter, di« Gesellschaft, deren Opfer er geworden sei, ge richtlich zu belangen. Nach längeren Verhand lungen haben die Gerichte dem Klagebegehren der Mutter stattgegeden und die Gesellschaft zu einer Geldstrafe verurteilt. Interessant ,ist hier na türlich nicht die Entscheidung der Richter, sondern der Prozeß selbst, als ein Kuliurdokument eigener Art. Die Wahlen in üen Reichslanüen haben zu dem aus Grund des Blockabkommens er warteten Ergebnis gejährt. Das Zentrum, das im Landesausschuß die absolute Majorität besah, verfügt nicht mehr über diese Macht: cs hat nur 24 Sitze erhalten. Lediglich wenn der allerdings häufig Sonderinteressen vertretende Lothringer Block mit dem Zentrum zusammcngcht, versügt er über 34 Stimmen, lieber die Wahlergebnisse im ein zelnen unterrichtet nach folgendes Telegramm Strabburg, 30. Okl. Die in 23 Wahlkreisen vorgenommenen Nachwahlen zur Zweiten Kammer haben vor allem die Vervollständigung der Niederlage des Nationalbundes ergeben. Freies-Colmar unterlag dem sozialistischen, B lumenrhal.Colmar dem demotrarischen Gegner! eben>o ist in Bischweiler der nationalistisch gesinnte Äbbö Clad dem Bürgermeister Atzet von Sessenheim, dein agrarischen Kandidaten des Blocks der Linken, unterlegen. Unterlegen ist ferner der Natio nalist und Führer des elsah lothringischen Zentrums Laugel in Scycrmeck dem Sozialisten Heiich. Auch der Generaljekrerär des Nationalbundes Rechts anwalt Helmer-Markirch ist hinter dem Blccftoziauilen Laurent Meyer zurückgeblieben. In Straßburg sind gemäß dem Blockabkommen die Führer der Liberalen Rechtsanwalt Burger und Georg Wols, sowie die Sozialisten Jmds und Wolfer gewählt: rm Land kreis Straßdura Fischer vom elsaß-lothringischen Zentrum, in Mülhausen-Stadt 111 der Liberale Drumm, in Mülhausen-Land der Bloäsozialist Martin gegen den Reichslagsabgeordneten Pro fessor Spahn jun.-Straßburg (Zentrum), in Hü- ningen und Habsheim die Zentrnmsabgeordneten Dr. Brom und Broglie. In Atlkirch-Dammerkirch wurde der bisherige Abgeordnete Dr. Nicklin (Zen- trum» gewählt, in Zabern Bürgermeister Knöpffler (Zentrum), in Gcbweilcr der unabhängige Fabrik besitzer Schlumberger gegen den Sozialisten. Das Zentrum hat an sich die Majorität nicht, wohl aber bei Unterstützung durch den vielfach Londcrinter-sten vertretenden Lothringer Block. Das prlvstbeamtenyeletz m üer kammilian. In der Kommission für die Versicherung der Angestellten stand, wie schon kurz be richtet, am Sonnabend zunächst 8 IO, der den Kreis derjenigen scsttegt, der der V'rs-chcrungspslicht nicht unterliegt, zur Beratung. Eine ganze Reihe von Anträgen lagen hierzu vor, durch die der Kreis der Bersichcruligssreien teils erweitert, teils beschränkt werden sollte. Die Kcknnnisswn machte mir den meisten dieser Anträge lnrzen Prozess. Angenommen wurden lediglich Anträge der Ncicksvortei und der fortschrittlichen Polkspartei, auch Aerzte und Tierärzte von!d-er Bersichernngspflick t zu be - freien. Tie Neglcrung hatte sich zn diesen An trägen zustimmend geäußert. Autzer den in Eisen bahnbetrieben Angestellten werden auch die LeiiP o st* und T e l e g r a p h e n b c t r i e b e n Beschäs tagten als v e r s i ch e r u n g S f r c i erklärt. Tie nächst folgenden Paragraphen wurden bis am 8 15, der vorläufig zttrnckgcslcllt wurde, ohne wesentliche Te- batte angenommen. Eine solche entspann sich erst wieder bei Z 2l, der die Bedingungen seststellt, unter denen der Versicherte ein Nnhcgcld erhält. Tie Sozialdemokraten woll.cn hier eine andere De finition des Begritfcs „Berni-.-unfähiguit" einstigen, zogen aber ihren Antrag, nachdem Ministerialdirek tor Caspar Bedenken geünstcrt hatte, wieder zurück. Leiter lag ein f o z i a l de m o k r a t i stch er Antrag vor- wonach ^ein Versicherter bis zum voll endeten 40. Lcbensfayr in eine b o b,e r c Gchalts- klajje, als feinem Zahresarbeitsverdienst entspricht, übertreten tonne, s.bcuG falle ans der anderen Seite ein Versicherter, der in eine verk'chernnqspjlich- kige Beschäftigung mit geringerem Emeelt, aw feiner bisherigen Gc'bal.sklasse entweicht, einiritt, in seiner bisherigen Gehaltsliassc bleiben kennen, lieber die Beiträge der Arbeitgeber soll in solchen Fällen die freie Vereinbarung zuläsiig sein. Bon Regte- rungSseite wurden zunächst Bedenken veryichv- rungsrechnischer Art gegen diese Anträge erhoben. Schließlich aber erklärte sich die Regierung mit dem Anträge einverstandeu, nachdem ans der Kom mission h raus b tont wordrn «w r Last gegen irgend einen Mißbrauch dieser Benimmung ^autelen ge schaffen werden sollte». Dio Anträge wurden an genommen, jedoch mit der Einschränkung, daß der Uebcrtritt rn eine höhere GeyaltSklaffe nur biS zum 25. Lebensjahr zulässig sein soll. Ter Absatz 3 über die Hinterbliebenenrenten sand unveränderte Annahme. Beim Kapitel Heil verfahren gab Ministcrialdircitoc Caspar ver schiedene Ausschlüsse. Streitigkeiten mit den Aer- jicherungSanstalten über das Heilverfahren würden nach dein Entwurf in der Regel vermieden iverdcn können. Die sämtlichen Paragraphen dieses Ka pitels wurden genehmigt. Beim rj 30 wurde nur der Absatz 3 gestrichen, um eine Uebcrcinchmmung mit der Neichsversicherungsordnung zu erzielen. Unverändert und ohne Debatten wurden die Bestch'.mungen über die Sachleistungen und die besonderen Vorschriften für den Aufenthalt i m A u s t a n d e angenommen. Die Kapitel 7 und 8 (Wartezeit und Erlöschen der Anwart« schäft, wurden vorläufig zurückgestellt. Bei Berechnung der VerficherungS- lcistungcn <8 3t ss.) hatten die Sozialdemo kraten einen Vorschlag zn einer anderen Be rechnung der Renten ei »gebracht. Geheimrat Beck- m a n n hielt diesen Vorschlag aus versicherung-lech- nischeu Gründen nicht für annehmbar. Ein M tglied der Z c n t r n nr S p a r t e i wollte auch hier bcn Gedanke» einer Erhöhung d e r K i n d e r r c n t e anregcn. Allerdings könne man jetzt noch nicht übersehen, ob bas für die ersten Jahre schon mög lich ist. Vom Zentrum wurde deshalb folgende Re solution cingcbracht: Ter Reichstag wolle beschließen, die ver bündeten Regierungen zu ersuchen: 1. spätestens nach Aufstellung der ersten Bilanz (19l7) dem Reichstag eine D e n kschrift üoer die Gcschäits- ergebnisje und die Finanzlage vorzulegen: 2. dann, soweit es ohne Erhöhung der Beiträge möglich er scheint, in erster Linie dis Gewährung von Kinder-Zuichußrenten nach Vorbild der Nnchsversicyerungsordnung in die Wege zu leiten." Diese Resolution wurde einstimmig ange nommen, die Anträge der Sozialdemokraten abgc- lehnt. Beim Kapitel „Erstattung von Bei trägen" tvurde der 8 6?, der dis Bedingungen enthält, nach denen den Versickerten ein Anspruch auf Rückerstattung eines Teiles der geleisteten Bei träge zusteht, ab gelehnt. politische Nachrichten. Di« Weihe des Berliner Stadthauses. -k Berlin, .".0, Oktober. (Priv.-Tel.) Die Einweihung des neuen Berliner ertudllzauscs hat am Sonntag mittag in feierliche: Weise stattgesunden. Als Per- treter der Staatsregierung war Minister v. Dall witz. als Bertreter des Reichskanzlers Untcrstaats- sekretar v. Eisenhart-Rothe erschienen. Ferner waren anwesend: Kultusminister v. Trott zu «olz, Finanzminister Dr. Lentze, Oberpräsident v. Conrad, Obcrpräsidialrat Graf v. Rödern, Polizeipräsident v. Jagow, Oberbürgermeister Schuhsterus-Charlottcn- bura, sowie zahlreiche Mitglieder der Verwaltungs körper der Vororte Berlins. Nachdem Oberbürger meister Kirschner die. Fest- und Weilzerede gehalten hatte, sprach Minister n. Dallwitz im Nanu:» der Staatsregirrung herzliclze Glückwünsche für das fer nere Gedeihen der Stadt Berlin aus und teilte fol- genoe Auszeichnungen mit: Oberbürgermeister Kirsch- ner erhielt den Stern zum Roten Adlerorden zweiter Klasse. Stvdtbanrat Hoffmann den Roten Ndlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub, Stadtverordnetenvor steher Michelet den Kronenorden dritter cilasse. Ei» Festmahl beschloß die Einwcihungsseierliclsteiten. Traub vor dem schlesischen Konsistorium. Der evangelische Oberlirchenrat hat in der Diszi pl inarsacke gegen den Pfarrer Traub in Dortmund ent'chieden, daß die Angelegenheit dem westiälischen Konsistorium entzogen und vor dem schlesischen in Breslau verhandelt werden solle. Die Wahlen zum Schweizer Nationalrat. Der», 30. Oktober. (E. D.) Die Wahlen zum Nationalrat haben in der Schweiz obnc Zwrsch.'n- fall stattgefunden. Der neue Rat dürste dem alten gegenüber keine wesentlichen Veränderungen änfwcisen. Gewählt sind im ersten Wahlgange 33 Kaihoiisch-Konjcrvative, 10 Sozialisten, 10 Mit glieder des liberal-protestantischen Zentrums. 7 An gehörige der sozialpolitischen Gruppe und 107 Mit- glieder der radikalen Regierungspartei, im ganzen also 160 von 189 Abgeordneten. Es haben zwanzig Stichwahlen stattzufinoen namentlich in den Kan tonen Basel, Bern, Neuenburg und Genf. Neue Bewegung unter den englischen Eisenbahnern. London, 30. Oktober. (E. D.) Gestern fanden in zahlreichen Städten Versammlungen der Eisen- dahnarbeiter statt, die sämtlich Resolutionen faßten, in denen der kürzlich erstattete Bericht der Eijenbahnkommission zuruckgewiesen wird, weil er die Arbettergewerkschasie» nicht vollständig anerkennt. In einigen Versammlungen wurde verlangt, die Exekutive der Gewerkschaften solle unverzüglich eine allaemeine Forderung nach Erhöhung ve: Löhne unv Verkürzung der Arbeits zeiten einreichen und, falls diese Forderungen nicht gewährt werden, den Generalsus- stand erklären. In Creme hielt das Mitglied des Unterhauses Thomas, der Sekretär des ryn- dikals der Lisenbahnai.gefteltleii, eine Rede, in der er erwähnte, bas; in der vorigen Woche Hunden« von Resolutionen gefaßt worden seien, die sich für den Streit ausspracken. Dies zeige die Stimmung der Arbeiter. Er wende sich daher an die Eften- bahndirelloren. daß sie mit den Vertretern der Arbeiter zusammentommen möchten, um den Bericht der Komincsiion zu erörtern und >o zu verbessern, daß die vollständigere Anerkennung der Gewerk schaften sichergestell: sei. Der Bericht müsse geändert werden, wenn der Ausstand vermieden werden solle. Schwere Auss-hrcitunZen in Madrid. Madrid, 30. Oktober. iE. D.) Gestern nachminag veranstalteten, revolutionäre Vereine hier eine Prvtestversammluna gegen die Negierung, die «ehr start besticht war. Es sprachen zahlreiche Redner, darunter dis bekannten Führer Iglesias uno Alvarez. Plötzlich erick ien ein Negiernngsbeamrer, be gleitet von Polizisten, und untersagte Len Red nern weiter zu sprechen, indem er gleichzeitig die Anwesenden ausforderte, sich zu zerstreuen. Es ent stand ein ungeheure: Tumult, in dessen Verlauf Polizisten und Lemonstranien handgemein wurden. Die Polizei war genötigt, blank zu ziehen, uin sich der Revolutionäre zu erwehren, die auf sie feuerten. Mehrere Demonstranten und 3 Poli zisten sind schwerverletzt worben. Es wurden viele Verhaftungen vorgenommcn. Neues vom Prinzen Georg von Serbien. Ist tk. Belgrad, 30. Oktober. (E. D.) „Mali Jour nal" meldet: Die Auslandsreise des Prinzen Georg entbehrt nicht eines gewissen politischen Hintergrundes. Die serbische Regierung hatte sich an den Prinzen gewandt und ihm ihre Vermittlung bei seiner Aufnahme rn die Militärakademie von Saint Cyr angeboten. Er hat jedoch diese Ber- mittlnng abgelehnt und erklärt, daß er sich selbst die Ausnahme erwirken werde. Die Ablehnung ist ein Zeichen der Geringschätzung für den Ministerpräsidenten Milovanowitsch, der betanntlich den Prinzen zur Abdankung zwano. Die schnelle Abreise des Prinzen wird mit der Pariser Reise des König Peter in Verbindung gebracht, da Prinz Georg während der An wesenheit seines Vaters in Paris sein will. Man nimmt allgemein an. daß er mit seinem Vater nach Belgrad zurückkchren wird, wo dann gewisse llsberraschungen nicht ausgeschlossen er scheinen. Bemerkenswert ist, daß bei der Ab- reiie des Prinzen aus dem Bahnhof eine ranfeud- köpfige Menge diesem begeisterte Ovationen dar- brachie und in Lein Bcstivül des Bahnhofs war das geiamte Osfizierkorps von Belgrad versammelt, von welchem sich der Prinz in kameradschaftstlichcr Welse verabschiedete. Die Wirren in Persien. Teheran, 30. Oktober. (Reuter.) Zweihundert Mann russische Truppen sind gestern in Enseli gelandet. Wie berichtet wird, sollen 1700 weitere folgen. 1900 Mann sollen von Dschulfa nach Täbris gesandt werden. In Teheran sind Telegramme ein getroffen, wonach die Turkmenen des ehe maligen Schahs, die von russischen Truppen und dem Feuer der russischen Kanonenboote unter stützt worden seien, in der Nähe von Bandargs die persischen Regierungstruppen vollständig geschlagen und ihre Kanonen und ihr Lager er beutet hätten. Der ehemalige Schah selbst befinde sich Lei Gomaschtcps. Nus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 30. Oktober. Wetterbericht der Könial. «Zächs. Landeewetterwart« zu Dresden. Voraussage für den 31. Oktober. Keine Witterungsänderung. Pohlberg: Starker, langanhaltender Reif, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Nur auf dem Berge schwache Scbneedecke, starker anhaltender Reif, rasch verschwin dender Rauhsrost, glänzender Sonnenaufgang, Morgenrot. * Auszeichnungen. Dom Königlichen Ministerium des Innern ist den nachgenanntcn Personen das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ver liehen worden, nämlich den seit über 30 Jahren un- unterbrochen in der Bnchdruckerei und Musikalien» druaarstalt von Oscar Brandsletter in Leipzig, Dresdner Stenge 11 13, beschäftigten Notenstecher Hermann Gustav Adolph Gerhardt in Lcipzig- BoNmarsdors. der Falzerin Auguste Krause rn Smöncfeld und dem Steindrucker Carl Friedrich August Dähnert in Leipzig Volkmarsdorf sowie dem seit 1. Oki. 1>Gi ununterbrochen in dem Georg Jungs Erben in Leipzig gehörigen Grundstücke Jnsrl- st'asje 23,23 als Hausmann beschäftigten Friedrich Albert Ron icke in Leipzig. — Weiter hat die Königliche Kreishauptuwnnfchaft Leipzig den nach genannten, seit über 25 Jahren bei der Firma Oscar Brandstetter beschäftigten Personen je eine Be- looigunosurlunde ausgestellt, und zwar dein Noten stecher Theodor Edmund Kiel in Leipzig-Reudnitz, der Vorarbeiterin Hulda Thieme in Leipzig- Reudnitz. dem Tischler Carl Albert Langer «n Leipzig-Stötteritz, dem Notenstechcr Friedrich Emil Paul Raap in Leipzig-Bollmarsdors, dem Papier verwalter Carl August Böhme in Leipzia-Anaer- Crottendorf, dein Notenstecher Friedrich Otto Prager in Leipzig-Möckern und der» Lithographen Gustav Robert Kaden in Leipzig-Reudnitz. t'. Personalien. Der Bauamtmann Thomas vom Landoauamt Chemnitz wurde zum Landbauamt Leipzig versetzt. " Uebertritt in Len Ruhestand. Am 1. November tritt der Geheime Rat Gustav Adolf Krantz in den Ruhestand, nachdem er 42 Jahre mit zwei jähriger Unterbrechung der sächsischen Straßen, und Was ser-Vauvcrwaltung angehört hat Nach Ablegung der Staatsprüfung im Jahre 1869 wurde er 1870 Chausseeinspettor und verwaltete von 1874 an die Chausseeinspektionen Chemnitz, Pirna und von 1884 an als Straizen- und Wasssr-Bauinspektor die Bauinspektion Pirna !!. 1885 in die Straßen- Bciudiretnon berufen, gehörte er dieser Behörde bis zu seinem Scheiben aus dein Staa'sdienste 26 Jahre lang an. 1892 wurde er zum Banrat, 1898 zum Oberbaurat. 1900 zum Geheimen Baurat und Vor tragenden Rat im Finanzministerium und gleichzeitig zum Vorstand der Straßen-Baudirektton uno Mitglied des Technischen Oberprüfungsamtes ernannt und er hielt 1M1 Tirsl und Rang eines Geheimen R ttes. Sein Nachfolger im Amt ist der seitherige 1. Ober- baurat in der Straßen-Baudirektion Geheime Baurat Gerhard Hübler. * Platzmnsik. Dienstag, den 31 d. M., findet die militärische Platzmusik vor der Dienstwohnung des Garnisonältesten, Thomasring 2, durch das Trom peter-Korps des Feldart.-Reats. Pr. 77 statt. Be ginn 11^ Uhr vormittags. Programm: Im Adler flug, Marsch von H. Blankenburg: Ouvertüre zur kom. Oper „Leichte Kavallerie" von Fr. o. Suppö; Divertissement aus „Rheingold" von R. Wagner; Estudiantina, spanischer Walzer von E. Waldteufel; Erinnerung an R. Wagners „Tannhäuser", Fantasie von W. Hamm; Deutsche Waffenehre, Marsch von H. Blankenburg. * Zum Schutze der Kriegspferde. Man schreibt uns: Ter ewige Friede wird wohl, wenn nicht über haupt, so dock noch auf lange Zeit hinaus ein Traum bleiben, wie Moltke es ausgedrückt Hal. Haben wir sonack zunächst nock mit Kriegen zu rechnen -- die Ereignisse der letzten Zeit besta tten reckt eindringlich, daß dem so ist —, so müssen wir bemüht sein, wenigstens ihre Schrecken nach Möglichkeit zu mildern. Tas ist in besonderem Maße durch die im Jahre 1864 geschlossene Genfer Konvention r»m Schutze Ler Verwundeten, Aerzte, Pfleger, Geistlichen, der Lazarette usw. geschehen. Sind durch dieses Uebcrciukommen die im Kriege kampfunfähig gewordenen oder am Kampfe nicht beteiligten Menschen geschützt worden, so fehlt nccy gänzlich eine internationale Fürsorge zur 'Abkürzung der Leiden der vielen Kriegspferde, die auf den Schlachtfeldern mit zerschmetterten Gliedern, ausgerisscnem Leibe und es Luropsc rieben am Rango. Wie sich das Leben der Eucopcier im franzö sischen Kongo gestaltet, hat für uns jetzt, wo ein erhebliches Stück dieser Kolonie in deutschen Besitz übergehen soll, ein natürliches Interesse. Die euro päischen Niederlassungen, von den Eingeborenen „Cases" genannt, sind säst ausnahmslos Holzbauten aus Pfahluntcrlagen: die Dächer sind mit einheimi schem Stroh gedeckt, fo daß die Haufer ein wenig an europäische Bauernhäuser erinnern. Das gewöhnliche Wohnhaus hat meistens nur drei Zimmer, twcc Schlasräume und außerdem die „Popote", den Speisesaal, wenn man das Wort Saal lür ein ziemlich primitiv ausgcstattetes Gemach an wenden will. Die Wohnungsausstattung ist nämlich gewöhnlich recht kümmerlich: in den Schlafgemächern steht das Bett, „Picot" von den Fcan-o,en ge nannt. ein Möbel, das natürlich mit einein Moskitonetze ausgeitattet ist; außerdem gibt es da ein paar Stühle, einen Tisch und einen Schrank, alles aus Natnrholz an Ort und Stelle her gestellt. Es versteht sich von selbst, daß an den Wänden ein paar Bilder hängen, Landschaftsbilüer oder Familienbilder, und wer längere Zeit La ist, Hal natürcich auch die Wände mit Iagdtrophäcn be deckt, mit hübsch gruppierten Eingeberenwaffen und mit Tierfellen. In dem sogenannten Speisesaale steht ein etwas größerer Tisch. Um die drei Ge mächer heruin läuft eine recht breite Veranda, so daß man im Innern vor den sengenden Sonnen strahlen einigermgßen geschützt ist. Ein Franzose, der längere Zeit hindurch im fran zösischen Kongo geweilt hat, beschreibt, wie es in einer solchen französilchen Kolonialniederlassuna zu geht: Es rst 5 Uhr morgens, das Haupt der Faltorei erhebt sich und läßt die große Glocke läuten, die außen in seiner Veranda hängt. Nun wird es in den Strohhüten der Eingeborenen, die ganz in der Nähe sind, lebendig, denn die Schwarzen begeben sich zum Appell. Gleichzeitig rauchen die angestellten Europäer auf, und wenn der Appell vorüber ist und keiner fehlt, wird die Arbeit verteilt. Der eine netzt mit seinem Trupp Schwarzer in den Wald, um das Holzfällen ,,u beauf sichtigen, einer übernimmt die Arbeit äus den Pflanzungen, ein dritter beaufsichtigt die Kautschuk ernt«. Früher zerstörten die Neger immer die ganzen Pflanzen, um recht viel Kautschuk liefern zu l können, aber st« hüten bald gelernt, wie man die Kautschukpflanzen „zur Ader läßt", wobei sie zwar auf einmal viel weniger Kautschuk liefern, jedoch am Leben bleiben. Wieder ein anderer der Kolo nisten gehr in die Lagerräume, wo recht viel zu tun ist. Hier findet nämlich der Tauschmarkt mit den Eingeborenen aus benachbarten Dörfern statt. Elfen bein. Kautschuk und andere Landeserzeugnisse schleppen die Sckmarzen herbei, und dafür bekommen sie den französischen Kolonialschnaps. auf den sie sehr erpicht sein sollen, Kleidungsstücke. Messer, Schmuck stücke und Spiegel für ihre bessere'.- Hälften usw. Die Zeilen, wo der Schwarze floh, wenn er den „Tangani" «Weißen) kommen >c«h, sind längst vorbei, und der Austausch oer europäischen Güter gegen die afrikanische» vollzieht sich ganz friedlich. Um 11 erichallt die Glocke wieder; es wird zu Mittag geläutet, die Europäer vereinigen sich im „Speisesaal", und die Franzoien pflegen die Mahlzeit mit einein heimatiichenÄbsinth oder eckemSchnäpschen zu eröffnen, und bald erscheint dann auch der Koch — ein Schwär er —, und nun beginnt die eigentliche Mahl zeit. Meistens ist das Menü ganz afrikanisch, wobei icdoch viele Gerichte vorkommen, Lce sicv von Len europäischen mchr unterscheiden, z. B. Lier, Hühner, Jiscke, während dcc Gemüseschü'sel meistens mit Gelickten geiüllt ist, die dem Europäer nicht geläufig sind, Ignamen, Maniok, Pataten usw. Die Kon serven ous Europa schont mau, so weit es irgend geht. An Braten mangelt es natürlich auch nicht, man bat Ziegen und Scbaiherden und außerdem eine Menge Wildartcn: Antilopen. Wildschweine, Büffel und, wenn der Jäger Pech hat, nichts als Schlangen- oder Affenbraten. Ein junger, gu: gebratener Affe mit Maniok zu sammen vorgefetzc schmeckt nach der Versicherung des Kongosranzo.en ganz annehmbar, und auch Schiangen iraten soll nicht zu verachten fern. Die Boa, so ver- ichert er, schmeckt beinahe wie Aal, nur hat sie einen chwachen Mo chusbeigeschmack, aber im Kongo macht man sich daraus gar nick ts. Das Nationalgericht ist „Huhn L lu Muamba", Huhn mit Palmennnß^ ein Gericht, bei dein zu dem Huhn gestampfte Palm nüsse mit verschiedenen Gewürzen serviert werde». Als Getränt nimmt man Wein — wenn man welchen bat Nach den« Mntagsmabl folgt gleich Ler Kaffee und wögreno oer heißesien Tages zeit die Siesta. Man schläft, mancher schreibt, wenn Zeitungen und Bliese angetommen sind, liest man die Nachrichten au» der Heimat, wieder andere über lassen sich ihren Träumereien, und um 2 ruft em neues Glockenzeichen alle zur Arbeit, die bis um 6 dauert. Um 6 ist Feierabend. Weiße wie Schwarze sind völlig Herren ihrer Zeit, die Europäer versammeln sich zunächst zur Abendmahlzeit, und de: Rest des Tages wird mit zwangloser Unterhaltung oder auch einem Spielchen zugedrcicht. Das ist ein Tag im Kongo, versteht sich ein Wochentag, denn Sonntags veranstaltet inan, so gut man kann, Promenaden und Ausflüge, und be sonders Jagdausflüge werden unternommen, um das Einerlei zu unterbrechen. Die „arabischen" Kämpfer in Tripolis. Seit dem Eingreifen der Araber in den tür- kisch-itatlenischen Krieg ist ein Umschwung eingetreten, der hauptsächlich auf die kriegerische Kühnheit der W-rjtenflihne zurücftufähren ist. Diese arabischen Kämpfer werden im Verlauf des Krieges die wichtigste Rolle spielen, und die Frage nach ihrein Temperament und Charakter Lari daher eine beson dere Allualität deanipruchen. Diese „Araber" sind natürlich nur zum kleinsten Teil Nachkommen jener Anhänger des Propheten, die um 1050 n. Cyr etwa 250 (DO Kopse stark nach Nordafrika einwauderten; sie sind vrclmchr zum größten Teil arabnierte Berbern und stammen von der interessanten Ur bevölkerung Norocurikas der, deren Charultcreie.en- schaften die psychologischen Anlagen Ler hentigen Bewohner in Len wiLtigstcn Punlen bestimmt haben. Die Berbern von Tripolis haben sich zwar nicht mehr so rein erhalten wie die Löhne der hohen Küstengebirae, die die Franzosen Kabylen nennen, aber sie bilden doch das entscheidende Moment in der großen islamitischen Bewegung, die sich jetzt gegen die Italiener erhebt. Die gewaltige Bedeutung, die den Berbern innerhalb der Bevölkerung von Nord afrika zukommt, hat der beste deutsche Kenner des komplizierten Bcvöikerungsprovlen'v im Mctrelmeer- gedccl. Pros. Theobald Fischer, in «einen „Mi'.rcl- mierbildern"hervorgehoben. Dre Berbern faßen«chon in vorgcjchichllicher Zeit in ihrem heutigen Wohngebiet, und die Frage, ob sie in dieser prähistorischen Epoche aus Europa oder aus Vorderasien nach Norvairtta eingewandert feien, ist viel erörtert worden. In neuerer Zeit hat man ihre Herkunft aus Europa für wahrscheinlich erklärt, und aus ihrem blonden Typus und den blauen Augen, die sich vielfach finden, auf germanische Abstammung geschloffen. Jedenfalls darf die Zeit ihrer Einwanderung vor 1500 v. Chr. geietzt werden, da schon die Denkmäler der 19. Dy nastie in Aegypten die „Libu" als ein blondes und blauäugiges Volk darstellen. In der Römerzeit hatten die Berbern bereits eine hohe Kultur ent wickelt, und im arabischen Mittelalter muß ebenfalls der Einfluß der Berbern sehr hoch eingeschätzt worden sein. Es ist dieser hamitischen Völkergruppe trotz der Ueverflutung durch fremde Eindringlinge vermöge ihrer rücksichtslosen Tatkraft und Zähigkeit doch gelungen, sich ihre beionderen Rassenmerl male zu erhalten und nach einer oberflächlichen „Arabisterung" viel mehr dem Araber ihre Weienhert aufzuprägen, al» die seine anzunehmen. Die Berbern sind eine körper lich außerordentlich kräftige und leistungsfähige Nasse, schlank, etwas über Mittelgröße und muskulös. 2m Ertragen von körperlichen Anstrengungen und Entbehrungen, bei Witterungsunbilden in Hetze und Külte leiste«', sie Erstaunliches. 2n welchem Maße sie im grellsten Gegensatz zu dem trägen Arader an Körperüvungen Gefallen finden, sieht man daraus, daß allenthalben unter ihnen Sport gesellschaften bestehen, die sich zum Schießen, Fechten, Ballspielen usw. zusammengeschloüen haoen. „DieBerbern besitzen alle körperlichen undCha- rakiereiaensckaften," sagt Fischer, „um ausgezeichnete Soldaten zu werden: hochgradige persönliche Tapfer keit uns Todesverachruna. Nüchternheit." Ihre Hautfarbe ist eine leichte Bräunung, wie bei Süd- europäuern, das Hear ist vorwiegend braun, aber auch häufig blond und die Augen blau, das Gesicht offen, frei und intelligent. Die außerordentliche Körperkraft und erstaunliche Langlebigkeit dieser Raffe ist wohl darauf zurückzuführen, daß bei der geringen Pflege der Kinder nur ganz kräftige Indi viduen erhalten bleiben; damit wie mit der genüg samen Lebensweise hängt auch die schnelle Heilung der Wunden zusammen, die man bei ihnen häufig beobachtet. Nasche Fassungskraft, namentlich in praktischen Dingen, und große Arbeitsamkeit ist für Len Berber cm schroffen Gegensatz zu den« Arader kennzeichnend. „Der Berber ist leidenschaftlich und beweglich, dabei aber ernst, ja traurig. Er besitzt, wie ich vielfach habe selbst seststellen können, persönlichen Stolz und erträgt schlecht«, verächtlich« Behandlung nicht, was
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