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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111030029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911103002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911103002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-30
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Bezug- Preis svr Lrtvoft und «»rott» durch »n(»»« Iraari und Lp«vii»ur» 2mal löslich ln» Pau» »rdiachi II» PI. inonaU- 2.7U Stt. virrtrliöhrl. «ei un>,ri> stllloirn u. Vu» nuhmeslellrn ada-h-Ii 7S PI. «onalt, r.2d «tt. oirNeliahrt. Din» »t« P,<t: innerhalb Druvchland» and der deuii-en Kolonien vielleljähri. »M Vtl., nionati. 1.L» Ml. au»ichl. P-ildelieUgelb ferner in Belgien, Dänemarl den Tonau »aalen, Ilalirn. llusemduig. Älieverlande Nor- wegen, l^rkierreich. Ungar». Rügland, Schweden. Schwer» n Spanren. In allen übrigen Eiaoien nur diiekl durch dl» lbeichaltdilelle de» Blalle» erdaillich. Da, Leipzig«, Tageblatt »richrint 2mat täglich. Sonn» u. «ieierlag, nur morgen». Ilibonnemenls.Annahm« Iohaunirgajj« 8, bei unieren Trogern, gilialen. Spediteuren und Annahmeiiellen. iowre Bo^amlern und Brieslragern. Sinzei»erkous»pt«i» ll> Ps. Abend-Ausaabe. NiBigtr TagMaü s 14 882 lRachto.IchluU Tel.-Änschl. 14 893 I 14 894 ' '.E Handelszeitnng Ämtsklait des Nates und -cs Nosizeiamtcs der Ltadt Leipzig. Anzeige» »Preis M Vnierat» «x Uetpzt, »X Umgeb«, »io llpalti,, Petit,eil« S PI, dl« ReName» »eil» i Vit. oo» »««wärt» » Ps, ReNamen Ul> Ml. Inlerat, oo» veh-rden im amt» itch«, Teil di, Petttieti« w Pt P«lchäft»an»«tgen mit Platz»,rlchriste» im Breil« »rhöht. Rabatt xch Tarts. Beilage,rdlibrlbelamt» autla,» L Ml. p Taulend »rkl. Paftgebuhr. leildeilag» d^oee. FeftetteUt» Nultraa« können ntrbt »urilck« aerogea »erden. Für da» Erscheinen an bestimmt«,, Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. An»»i,»n« Annahme I,banni»aalt« 8, bei sämtlichen Filialen n. ollen Annoncen» Ltzpeditione» de» In- and Lu»lande». Dralk »atz Verla« »,» Fischer » «ürfte, Inhaber: Paal Xürften. Redaktion ktz,schäst»it«ll«: Johanni»,ass« 8. -aaa«»Filiale D««,b«n: Beenrag« < I (Telephon ,621). Nr. 301. Monlsg, ürn 30. Dlrwber lSll. 105. Ishrgsng. Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 1V Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen Ecitcu. Ler Krieg um Tripolis. Der Zweifel an den italienischen Sie esmel- dungen hat sich als berechtigt herauspestellt. Die Rückwärtsvsrlegung der Verteidigungslinie ist ln der Tat ans einen Rückzug der Italiener zurückzu führen. Tie Kämpfe der letzten Woche haben ge zeigt, daß die Türien sich kräftig zu wehren wissen. Den italienischen Truppen stell! dagegen r er Spezial berichterstatter des „Berl. Lot -Anz." kein gutes Zeugnis aus: „Die Italiener schießen schlechter als die Franzosen in Casablanca, ihre frühere Disziplin hat aufgehöit, und die Mann schaft hat buchstäblich den Kops verloren. Die Offiziere haben die Leute teilweise nicht mehr in der Hand. Der Eeneralstab ist über nervös, ebenso die Gendarmerie." Unter solchen Um ständen scheint es doppelt geraten, die Sieges berichte der Italiener mit etwas Mißtrauen aufzunehmcn. Am Sonnabend scheinen die Türken einen wirtlichen greifbaren Erfolg errungen zu haben; sie haben sich einiger Forts von Tripolis bemächtigt. Zwar ist diese von türkischer Seite kommende Meldung noch nicht bestätigt, aber aus allen bisherigen nichtoffiziösen italienischen Meldungen ist zu schließen, daß es den Italienern schwer fällt, ihre Positionen an der tripolitanischen Küste zu halten. Trotz aller gegenteiligen Versicherungen von italienischer Seite ist es unverkennbar, daß der Mut der türkischen Truppen und ihre Widerstandskraft die Lage der italienischen Truppen wenig erquicklich gestaltet. Zugleich erschwer n die Herdststürme die Aktion der Flotte nicht unerheblich. Kurrum. die Italiener beginnen zu merken, daß sie Tripolis noch lange nicht ihr Besitztum nennen tönncn. Im ein zelnen erhalten wir folgende Drahtnachrichten: Konstantinopel, 30. Oktober. lE. D.) Der Mi nister des Ncußcrn erhielt eine Depesche des türkischen Konsuls in Malta, wonach der seit Tagen erwartete allgemeine Angriff der türkischen Truppen gegen die italienischen Positionen in Tripolis erfolgt sei. Ter Kampf sei für die Türken siegreich gewesen. Die Depesche gibt keine Details über die beiderseitigen Verluste. Es handelt sich zweifellos um den von den gestrigen Morgenblattern gemeldeten Kampf. Konstantinopel, 30. Oktober. (E. D.) Wie Ser „Jksa>." meldet, mistte die italieuischv Flotte, Sie vor Tripolis liegt, infolge des star 1 cn Sturmes sich von dem Hafen entfernen und sich auf hohe Lee begeb«. Lie tür kischen Truppe», unte stützt von Arabern, le- nützcn diese Situation, um e«uen mit großer Energie d irchgc nhitcn An, riss ans die italienischen Vor posten zu unternehmen. Ter Sturm w r von Er- lolg be lei et, Senn es gelang den Türken, einige Forts von Tripolis znrnck- z u e r o b e r n. Fethi Bei gefallen? Rom, 30. Oktober. lEig. D.) Nach einer aus offiziösen Quellen stammenden Mitteilung ist der neue Kommandant der türkischen Truppen in Tripolis, Fethi Bei, während Les Slurmcs am 26. d. M. gefallen. Die italienischen Blätter glauben, daß die Nach richt von dem Tode Fethis auf die türkische Regie rung einen er chüt ernden Eindruck machen werde und schließen etwas voreilig mit kein Bemerken, daß der Türkei nunmehr nichts anderes mehr übrig bleite, als Frieden zu schließen. Araberangrifs in Homs. Nom, 30. O-tvber. lE. D.) Einer Meldung des ..Eiornate d'Jtalia" zufolge untei nahmen die Araber am 27. Oktover einen heftigen An griff auf Lie italie.ri chen Truppen in Homs. Nach einem längeren heftigen Gerecht gelang es jedoch den Italienern, die Angreifer unter großen Verlusten zurückzuschlagen. Türkische Truppenverstärkungen für die Inseln des Archipels. Rom, 30. Oktober. (E. D.) Die „Tribuna" meldet aus Konstantinopel: Die Pforte ist über die in der letzten Zeit tursicrenden Gerüchte von der becrb» sichtigten italienischen Truppenlandung auf den türkischen Inseln dss Archipels sehr be unruhigt. In olgedessen fährt die türkische Ne gierung fort, Truppenverstärkungen nach den Inseln an der kleinasiatischen Küste zu entsenden. Der Gouverneur von Chios wurde angewiesen, jeden etwaigen Angriff der Italiener mit allen ilm zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren. Die Zahl der sich auf den Inseln befindenden tür kischen Truppen schätzt man auf etwa 16 000. Bulgariens Rüstungen. Sofia, 30. Oktober. (E D.) Obwohl die bulga rische Regierung 'hre friedlichen A> sichten der Türkei gegenüber und strengste Neutralität versichert hat, rüstet Bulgarien in auffallender Weile weiter. So haben die Offiziere der Armee neue Revolver erhalten. Am Tage, als der Minister präsident rem türkischen Gesund en die Neutralität Bulgariens vcrsichcr.e, ist ein Verbot der bulga rischen Regierung belr. die Pferdeausfuhr er gangen. Das mazedonische revolutionäre Komitee entwickelt eine fiererhafte Tätigkeit und organisiert in Mazedonien mehrere Banden. Italiens Finanzlage. -s- Rom, 30. Okto er. (Eig. Drahtm.) „Tribuna" erklärt mit Be ug auf die in italienischen und aus ländischen Blättern veröffentlichten Mitteilungen über die Kosten des t.iporitanischen Feldzuges, auf Grund der Erfahrungen aus den trüberen Feldzügen in Afrika seien die leitenden Kreise der Ansicht, daß die Kosten, auch wenn sich der Krieg noch einige Mo 16) Aä 1N. Hochgebirgsroman von Adolf Ott. (Nachdruck verboten.) Für neu cintretende Leser: Der Dauer Kilian Greiner hat seinen Bruder HanS um das vrbe betrogen. Hans muß aus deö Bruders Hofe Knecht» dicnsle tun. MS ihm Kilian auch noch die Braut, die Anna- Marie vom Lenzhof, wcgschnappt, sagt ihm der gutmütige Bruder den Dienst auf. Belm AuSwandcrn aus der alten Heimat in die ungewisse Fremde spendet ihm Afra, des Krug» wins Tochter, Trost und Liebe. Nach Jahren kehrt Hans als Förster in die Heimat zurück und findet Anna-Marie im Elend, Afra einsam, aber glücklich mit ihrem Kinde. Hans war ein Kinderfreund und gerade jetzt, wo er so viel Böses und Herbes erfahren hatte, legte sich ihm das unschuldige kindliche Gebaren warm auf sein gequältes Herz. Er beugte sich nieder und nahm den reinlich an gezogenen, niedlichen kleinen Kerl auf den Arm, w s diesem anscheinend gar nicht unangenehm war, denn er lachte vergnügt und schob seinen Strauß dem Forstgehilfen zwischen Joppe und Weste. „Du, die Blsameln mußt b'halt'n, die hab' ich dir g'schenkt", plauderte munter der Kleine. „Und wenn d' wiederkomnnt, nachher kriegst wieder eine. Weißt d', soviel wacys'n, daß ich's gar net alle abzupf'n kann." Hans ließ sich's gutmütig gefallen und be dauerte mir, nichts bei sich zu haben, was er hätte dem Jungen schenken können. Nun mußte ihm der Kleine sagen, wie er heiße. Hans heiße er. „Hans! Da heißt du grad wie ich." Das freut den Buben, und er lacht grad hinaus, weil der große Mann denselben Namen wie er hat. „Wo wohnst d' denn und wo ist denn deine Mut ter und Lein Vater?" Der Kleine deutete auf das Häuschen. „Dal" sagt« er mit einer Betonung, als wenn er es sehr verwunderlich finden würde, daß man überhaupt derartiges fragen kann. .FZater hab' ich kein'", setzte er hinzu. Hans blickte auf und sah hinter dem Gartenzaune eine junge Frau stehen, die mit einem halb freudigen, halb verlegenem Lächeln die beiden schon länger beobachtet haben mußte. Und nun erkannte er in dem vollgewachsenen, auch für die bäuerlichen Begriffe schonen Weibe Afra, die Tochter des Wirtes zum Goldenen Löwen. Eine rasche Blutwelle stieg ihm vom Herzen in» Gesicht und er setzt« rauher al« er es sonst aetan hätte, den kleinen Zungen auf die Erde. Afra! So hatte er sich ein Wiedersehen von der, an di« er wirklich kaum mehr gedacht hatte, nicht vorgestcllt. Afra! Das Mädel hatte in seiner fast verblüffen den Erinnerung fortgelebt, als die Verkörperung von etwas Liebem und Gutem, das ihm einmal ge schehen war. Und nun, da er gesehen hatte, daß ihre Gunst auch andern geworden sein mußte, fühlte er ihr gegenüber sich fast abgestoßcn. Kinder werden in ihrer Zuneigung leicht zudring lich. Der kleine Hans hatte die Verwunderung, so rasch von dem Arm des freundlichen Mannes wieder auf die Erde gestellt worden zu sein, schon wieder vergessen. Mit beiden Händchen packte er die Rechte des Forstgehilfen und versuchte, diesen nach dem Zaun hin zu ziehen. „Du, du! Da is meine Mutter", schmeichelte er. „Geh, red mit meiner Mutter." Hätte es Hans über sich gebracht, so würde er am liebsten sich auf dem Fleck umgedreht und entfernt haben. War denn das nicht auch eine Enttäuschung? Trotz der eigenen Erfahrung konnte er sich nicht vor stellen. daß die Afra leichtsinnig geworden sei. Aber seine Augen sabcn es ja und an seiner Hand zerrte der körperliche Beweis. Das junge Weib hatte sein Zögern bemerkt, es war rot und bleich geworden und rief den Jungen mit fast harter Stimme zu sich. Der aber wollte nicht, sah zu seinem großen Freund herauf und drängte weinerlich: „Mitgeh'n! Mitqeh n!" Die blinkenden Tränen in den Augen des Kindes gaben den Ausschlag. Hans begann sich seines Zögerns zu schämen und trat mit dem nun freudig aunauchzenden Jungen an den Zaun heran. Als sich die beiden nwtten Menschen gegenüber standen, ging eine tiefe Bewegung durch ihre Seelen. Das hatte auch zur Folge, daß ihre Hände sich in einem festen Druck begegneten und ziemlich lange brauchten, bis sie sich wieder voneinander lösten. Afra hatte sich, vorbereiteter als Hans, zuerst in ihre Gewalt bekommen. Sie sagte freundlich, daß es sie reckt freue, ihn wiederzusehen, worauf der Hans, nach und nach seine Verlegenheit meisternd, erzählte, wieso alles gekommen war. Das Mädl hörte aufmerksam zu und zeigte dies durch beistim- mendes Kopfnicken oder ein« kurze Zwischenfrage. Alle Andeutungen auf das, was geschehen war, oder was d«n Burschen wohl hier erwarten werde, unter blieben. Auf die verwunderte Frage, wie Afra zu dem fast einsam stehenden Häuschen gekommen sei, teilte ihm diese kurz mit, daß nach dem Verkaufe des Wirtshauses einiges Geld übriggeblieben sei, mit dem sie die kleine Wohnstätte und einige Aecker und Wiesen erworben habe. Es sei gerade genug vor handen, um sie, wenn sie fleißig sei, ehrlich zu er nähren. Hans schüttelte den Kopf: es wollte ihm nicht einleuchten, daß ein alleinstehendes grauens- leut sich so ganz auf sich selbst gestellt hatte. nate hinziebe, hundert Millionen Lire nicht über schreiten würden. Der Staatsschatz befinde sich in ausgezeichneter Verfassung uns tönne das für die außerordentlichen militärischen Ausgaben er forderliche Geld ohne besondere Maßna men liefern. Ucderdies veriüge der Schatz noch über 223 Millionen Lire kurzfristige: Si-atzanweiiungen. da von den A 0 Millionen, zu deren Ausgabe das Parlament alljährlich ermächtigte, erst 75 ausgegelen worden seien. Fe.ner ständen zur Verfügung des Sckazes auch beträchtliche Summen, die in Leutchen, franzö sischen. englischen, östcrreichi chen und andern Danien deponiert seien, und er habe schließlich in seinen Kaffen 160 Millionen Lire in Gold und 200 Millionen anderweitige Depositen. Dir ReMMiM in Lhms. Trotz vorübergehenLer Erfolge der kaiserlichen Truppen haben die chinesischen Revolutionäre bisher Oberwasser behalten. Unter diesen Umständen ist zu vermuten, daß Mansch.kai schwere Arbeit bevorstelt, bis er geordnet« Zustände wieLerhergestellt hat. Tele graphisch wird gemeldet: Pcling, 30. Oktober. (Reuter.) Ein Edikt be fiehlt, den Vizekönig von Hukuang, Juicheng zu verhaften und zur Bestrafung nach Pe» zu senden. Das vizekönigliche Sicgel von Hukuang soll Puan sch ikai übergeben w:rtcn. — Die Soldaten in Taiyuanfu haben ge meutert, die Stadt ist wahrscheinlich zu den Auf ständischen llbergegangen. Die Stadt Tschengsu ist ziemlich ruhig, aber in der Umgebung greift das Räuberwescn immer mehr um sich. InGinyang - chau werden täglich zahlreiche kaiserliche Sol» daten getötet. Die Anlcihefrage macht wesent liche Fortschritte, sie wird in 14 Tagen geregelt sein. — Einige Gesandtschaften haben den Frauen und Kindern der Angehörigen ihrer Nationen empfohlen, an die Küste zu kommen. Prking, 30. Oktober. (Eig. Drahtmcld.) Das „Neutersche Burequ" meldet aus Han kau vom 28. Oktober. Die Aufständischen stellten in d«r Nacht unterhalb Wutschung eine Batterie auf und beschossen bei Tagesanbruch die vor der Stadt ankerden Kanonenboote, Lie das Feuer nur langsam und unregelmäßig erwiderten. — Aus Sinyangchau sind Briefe vom 2ö. Oktober ein getroffen, in denen es heißt, daß General Pin- tschang seinen Sonderzug, dessen Maschine nach Norden gerichtet ist und sich beständig unter Dampf befindet, nicht verläßt. Ein Truppcnkordon umgab den Bahnhof. Der Taotai des Ortes wandte sich an ein 60 Meilen entferntes Missionshospital, da sich die chinesischen Militärärzte sämtlich als unzureichend er wiesen. Im Felde heißt es, Pintschang wolle um die Enthebung von seinem Posten nachsuchen. Vie Kongo-Kompenlstlonen. Der „Tcmps" schreibt: Das Abkommen mit Deutschland, durch das Frantreich das Protektorat über Marokko erhält, sieht eine vollständig öko nomische Gleichberechtigung beider Parteien, ohne Festsetzung einer zeitlichen Grenze, vor. Deutsch land erhält im äquatorialen Afrika ein Kom- pcnsationsgebiet, das folgendermaßen be grenzt ist: Im Westen durch das Rio Muni- Gebiet und den Atlantischen Ozean. 2m Süden verläuft die Grenze von der Corisco - Bai nach Wesso (am Zusammenfluß des Bumba mit dein Sauea). Von dort längs des Sanga nach Bonga (am Kongo), dann nach Iumba (am Likuala), schließlich nach Djumdu (am Kongo). Zm Osten, von Djumdu in direkter Linie nach Loko (am Lobai- fluß), nach Mongumba (am Ubangi), nach dem Lo gono und dein Logono entlang über Fort Lamy, den Schari entlang bis zum Tschad.ee. Die übrigen Grenzen werden von Deutsch-Kamerun gebildet, an welches das Kompensationsgebier direkt anschließt. Durch diese Begrenzung wird ein Teil de» En tenichnabels, begrenzt vom Logono und von Schari, abgeschnitten, das an Frankreich fällt. Frankreich erhält außerdem das Recht der freien Schiffahrt aus dem Benue, der den Norden von Deutsch-Kamerun durchfließt. Dieses Recht er streckt sich auf Waren, Waffen und Munition, und erlaubt, während der beiden Monate des Jahres, in denen der Fluß schiffbar ist, die Gegend des Schari und des Tschadsees aus schnellerem und billigerem Wege als durch den Kongo. Diese Verträge werden vollendet durch eine Grenz regulierung in Nord-Dahome. Frankreich er hält dort eine kleine Gebietsabtretung von Nord-Togo. Französische Kulturträger im Kongo. Dieser Tage spielte sich vor einem Pariser Gericht ein Prozeß ab, der in Anbetracht der augenblicklichen Situation auch in Deutschland großes Aufsehen er regen dürfte Er zeigt« ganz klar, was man in Frankreich unter Kolonisieren und Zivilisieren ver steht. Es handelt sich um eine Schadenersatz klage einer Frau Teeguillaume gegen die große französische Handels-Gesellschaft im Kongo „N'Goto — Sangh a". Dem Prozeß liegt fol gender Sachverhalt zugrunde: Im Jahre 1907 wurde der Sohn der Frau D. von der genannten Gesell schaft engagiert, um mitten im Urwald an der Deutsch-Kameruner Grenze eine Faktorei zu errichten und den Deutschen Elfenbein und Kautschuk zu ver kaufen. Nach einiger Zeit überzeugte sich die Ge sellschaft, daß die Faktorei nicht den erhofften Gewinn brachte und von dem Moment an, ließ sie ihren An estelltcn im Stich. Sie schickte weder Geld noch Chinin und andere unentbehrliche Medikamente. D. war lange Zeit auf die Mildtätigkeit der deutschen Kolo nisten angewiesen. Nach einiger Zeit unterlag er dem mörderischen Klima und mußte in ein deutschesKranken, Afra mochte ihm das ansehen, denn sie lächelte und sagte: „Was soll ich noch unter die Leut!? Ich hab ja meinen herzigen Bub'n." Dem kleinen Hans war die Unterhaltung zwischen den Großen schon langweilig geworden, und er ver suchte, an dem Forstgehilfen emporzuklettern. Dem gab dieser auch nach und hob ihn auf den Arm. Als sich aber der Schelm so nahe seiner Mutter gegenüber sah, langte er mit beiden Aermcheu über den Zaun und küßte sie herzhaft ab. Wie er genug hatte, wendete er sich wieder gegen den Jäger und rief fröhlich: „So, jetzt geh' ich mit dir bis an den Wald. Und wenn du wiederkommst, so geh' ich mit dir bis zu die Hirsch und Gams." Das schien auch für den Forstgehilfen das Zeichen zum Aufbruch zu bedeuten, denn nach einigen Wor ten reichte er der Afra die Hand, aber diesmal nur kurz und flüchtig. Der Junge aber, den er auf den Boden gestellt hatte, machte Ernst mit seinem Vorhaben und lief kindlich plaudernd neben seinem neuen Freund her, bis sie den nahen Wald erreicht hatten, von wo er sich nur ungern wieder zurüclschicken ließ. Tie Afra sah den beiden brennenden Auges nach. Auf ihrem Gesicht lag ein seltsames Leuchten. Fast wie Stolz war es anzusehen oder wie die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Dann aber seufzte ne tief auf und preßte die Hand auf das hochklopfenoe Herz. Nun kam auch der Bub wieder zurück, sprang ihr in die Arme, und da küßte sie ihn so, daß der Kleine fast erschreckt rief: „Mutter, du busselst mich ja, daß mir's weh tut." Nun erschrak auch sie und stellte ihn wieder auf die Beine. Aber mit wichtiger Miene erklärte der Bub: „Du Mutier! Den Mann mag ich aber gern." Afra wendete sich ab, denn sie mochte dem Bürsch- lein nicht zeigen, daß ihr jetzt die Hellen Tränen aus den Augen liefen. Aber mit dem Kopf mußte sie nicken, und das befriedigte den kleinen Hans, der sofort wieder auf die Blumensuchc ging. Der Forstgehilfe stieg bergaufwärts, aber aus seinem Gesicht war der düstere Ausdruck verschwun den und seine Gedanken tobten nicht mehr so wild hinter der ernst gefalteten Stirn. War es das Wiedersehen mit der Afra, oder die Begegnung mit dem prächtigen Kinde? Er sann darüber nicht nach. Auch an das peinliche Vorkomm nis mit dem Bruder konnte er jetzt ruhiger denken. War denn viel anderes zu erwarten gewesen? Eigentlich waren sie ja in Feindschaft auseinander gekommen und der Tanneckbauer hatte von den Ortsangehörigen, die ihm, dem Hans, wohlwollten. so manche Bemerkung und Stichelrede anbören müssen darüber, daß dem Bauer der Bruder so rasch aus dein Hause gegangen war. Kilian war zum Säufer geworden, und seine Wirtschaft ging abwärts. Wenn dies auch keinen Entschuldigungsarund abgab, so war doch zu verstehen, daß unter solchen Umständen ein Mensch wie der Bauer, krankhaft gereizt werden konnte. Auf diese Weise suchte die Gutmütigkeit de» Haus unwillkürlich nach milderer Auffassung, wo es eigentlich nichts zu entschuldigen gab. Das, was das Weib seines Bruders betraf, lag vorläufig für ihn im Dunkel. Er hatte vermieden, nach ihr zu fragen und war dem, was man ihm etwa hätte Mitteilen wollen, bisher ängstlich aus dem Weg gegangen. Trotzdem war der Gedanke, wie es einem Wesen, das er einst innig in das Herz gesckloffen hatte, an der Seite eines Mannes, wie sein Bruder war, erging, für ihn ein »einigender. Liebe? Nein, Liebe fühlte er nicht mehr für diese. Die hatte sie selbst zertreten, vernichtet, rauh und unbarmherzig. Ein laudflüchtigcr Mensch war er dadurch geworden, dem die Heimat aus immer verdorben war. Was erwartete ihn hier? Kampf und Unfriede, denn sein klarer Blick zeigte ihm unverhohlen die Schwierig keiten seiner neuen Stellung. Und doch empfand er es wie einen Sonnenstrahl nach düsteren Tagen, diese Begegnung mit dem herzi gen kleinen Burschen, dem Kinde der Afra. Daran mußte er immer wieder denken. Hans bezog eine kleine Dienstwohnung, ziemlich einsam gelegen, in entgegengesetzter Richtung des Häuschens der Afra. Dis nächste Zeit brachte er damit zu, sich einzurichten und sein Revier in allen Teilen kennen zu lernen. Dadurch kam er in seltene Berührung mit den Ortsbewohnern, auch in dein Goldenen Adler ver kehrte er nur selten. Anna-Marie hatte er noch nicht zu Gesicht bekommen, ja, er vermied es, so gut es ging, in die Nähe des Tanncckhofes zu geraten. Für das arme Weib war seine Anwesenheit eine neue Quelle der Sorgen und Schmerzen geworden. In den wüstesten Ausdrücken hatte sich der oft berauschte Kilian über seinen Bruder ergangen. Verschüchtert wie sie war, hatte sie anfänglich nichts entgegnet. Eines Tages aber, da er auch sie in der rohesten Weise beschimpfte und des geheimen Einverständnisses mit diesem beschuldigte, ergriff sie die Partei de» Forstgehilfen, wies verachtungsvoll die Verleumdung zurück und drohte mit ihrem Kinde von ihm gehen zu wollen, wenn sich derartiges noch einmal wieder holen würde. Anna-Marie hatte aber das Fein- und Ehrgefühl ihres Mannes hoch überschätzt. Sein« Antwort war eine bestialische Mißhandlung, die st« zwang, mehrere Tage das Bett zu hüten. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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